Titel: Ueber die Bestandtheile der Schlacken, welche beim Schmelzen des Scheidegoldes mit Salpeter gebildet werden, und über deren Benützung. Von Dr. Max Pettenkofer, Universitäts-Professor in München.
Autor: Dr. Max Josef Pettenkofer [GND]
Fundstelle: Band 111, Jahrgang 1849, Nr. LXXIII., S. 357
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LXXIII. Ueber die Bestandtheile der Schlacken, welche beim Schmelzen des Scheidegoldes mit Salpeter gebildet werden, und über deren Benützung. Von Dr. Max Pettenkofer, Universitäts-Professor in München. Pettenkofer, über die Bestandtheile der Schlacken vom Schmelzen des Scheidegoldes mit Salpeter. In einer früheren Abhandlung über die Affinirung des Goldes und über die große Verbreitung des Platins (polytechn. Journal Bd. CIV S. 118 etc.) habe ich auf die Bestandtheile der beim Schmelzen des Scheidegoldes mit Salpeter gebildeten Schlacken hingewiesen. Diese haben bald ein grau-braunes, bald ein grau-grünes Ansehen, sind auf dem Bruche bald mehr bald weniger glasig, und zeigen sehr häufig an jener Fläche, welche auf dem Goldkönige aufliegt, eine dünne mattgelbe Goldhaut. – Für sich im hessischen Tiegel geschmolzen, sind sie selbst durch sehr starke Hitze nicht in dünnen Fluß zu bringen, so daß nach dem Erkalten und Zerschlagen des Tiegels nur eine geringe Ansammlung des Goldes am Boden desselben bemerkbar ist, das meiste aber sich in kleinen Körnern durch die ganze Schlacke zerstreut findet. – An der Luft ziehen die Schlacken allmählich Feuchtigkeit an, in Folge ihres Gehaltes an Kali – und zerfließen zu einer sehr ätzenden Lauge unter Hinterlassung einer bedeutenden Menge eines grauen Pulvers. Mit Wasser übergossen, geht diese Trennung in einen auflöslichen und unauflöslichen Theil viel rascher unter Temperaturerhöhung vor sich. Die Schlacken enthalten außer dem Kali des Salpeters sowohl Metalle, welche bei der vorangehenden Behandlung mit concentrirter Schwefelsäure wohl chemisch verändert werden, aber als unlösliche Verbindungen beim Waschen des Goldes in geringer Menge zurückbleiben (schwefelsaures Bleioxyd, Schwefelkupfer, basisch-schwefelsaures Eisenoxyd); als auch Bestandtheile des Tiegels, in welchem die Schmelzung vorgenommen wird (Kieselerde, Thonerde, Kalk etc.); als auch Metalloxyde, welche sich erst durch Einwirkung des schmelzenden Salpeters auf die regulinischen Bestandtheile des pulverigen Scheidegoldes erzeugen (Goldoxyd, Platinoxyd, Palladiumoxyd, Osmiumsäure). – Zum Theil enthalten sie auch geringe Mengen feiner Goldkörner und etwas Silber, welche durch die große Zähigkeit der Schlacken verhindert werden mit dem Goldregulus zusammenzufließen. Wendet man auf 16 Theile Scheibegold 1 Theil Salpeter an (dieses Verhältniß hat sich in der königl. Scheidungsanstalt in München als das beste bewährt, so bleibt das Gewicht der erhaltenen Schlacken immer dem Gewichte des angewendeten Salpeters ziemlich gleich, obschon der Salpeter bei der Operation seinen ganzen Gehalt an Salpetersäure (54 Proc.) verliert. Hieraus ist ersichtlich, daß das zurückbleibende Kali in bedeutendem Maaße mit Bestandtheilen theils aus dem Scheidegold, theils aus dem Tiegel beladen seyn muß. In der Mehrzahl der Fälle stammt die größere Hälfte der mit dem Kali verbundenen Bestandtheile aus der Substanz des Tiegels, die kleinere Hälfte aus dem Scheidegolde. Aber diese kleinere Hälfte besteht vorzüglich aus Gold und Platin. Nach mehrjährigen Erfahrungen an hiesiger Scheidungsanstalt erleidet das wohl getrocknete Scheidegold durch das Zusammenschmelzen mit 6,2 Proc. Salpeter im Durchschnitte 2 Proc. Verlust oder Abgang (auf 25 Mark 8 Loth), manchmal etwas mehr – selten weniger – und die Hälfte dieses Abganges ist, wie aus meinen gleich anzuführenden Bestimmungen hervorgeht, reines Gold. Um über die Größe des Abganges auch in kleineren Verhältnissen eine Erfahrung zu gewinnen, wurden 236 Gram. Scheidegold (aus Kronenthalern gewonnen, und zur Entfernung des Silbers mit saurem schwefelsaurem Natron behandelt) mit 15 Gram. Salpeter innig gemengt und geschmolzen. Der erhaltene Goldkönig wog 232,0 Gramme. – Die Schlacken wurden mit Wasser ausgelaugt. Die kalische Lösung enthielt kein Gold – was mithin alles in dem in Wasser unlöslichen Theile der Schlacken enthalten seyn mußte. Diese wogen getrocknet 10,9 Gramme und gaben bei der Probe mit geschmolzenem Bleizucker einen Blick von 2,606 Grammen, welcher nach zwei übereinstimmenden Proben 1,990 Gramme Gold enthielt. Der ganze Schmelzabgang betrug 1,69 Proc. – und das darin enthaltene Gold betrug 0,84 Proc. – mithin die Hälfte vom Ganzen. Man kann somit annehmen, daß in den 236 Grammen Scheidegold 233,990 Gramme reines Gold enthalten waren. Berechnet man hieraus den Goldabgang durch die Operation des Schmelzens mit Salpeter auf 100 Gold, so erhält man 0,85 Proc. Abgang. Wie hier im Kleinen, so wurde auch ein Versuch im Großen verfolgt. Die ganze Scheidung enthielt 80 Mark = 18708 Grammen Gold. Das Gewicht der ausgelaugten und getrockneten Schlacken war 659 Gramme, und diese enthielten nach zwei übereinstimmenden Proben 230,514 Gramme Gold. Auf 100 Theile Gold beträgt der Salpeterschmelzabgang 1,25 Proc. Eine andere Scheidung, in welcher sich 78 Mark 3 Loth = 18286 Grammen Gold befanden, erlitt durch das Schmelzen mit Salpeter einen Abgang von 0,67 Proc., indem sich in den Schlacken nach zwei übereinstimmende Proben 123,205 Gramme Gold befanden. Nehmen wir aus diesen drei eben angeführten Versuchen das Mittel, so ergibt sich   I. 0,85  II. 1,25 III. 0,67 –––– 2,77 : 3 = 0,92 als arithmetisches Mittel für 100 Theile zum Schmelzen verwendetes Gold. In runden Zahlen ausgedrückt verliert man durch das Schmelzen des Scheidegoldes mit Salpeter (angenommen, daß man die Schlacke nicht weiter benütze) von dem in Arbeit genommenen Golde durchschnittlich 1 Gewichtsprocent. Eine Anstalt, welche jährlich nur 800 Mark Feingold scheidet, wird 8 Mark in die Schlacken treiben – ein Werth von wenigstens 3040 fl. – Von diesem Golde wurde nach den bisherigen Verfahrungsarten im günstigsten Falle die Hälfte wieder gewonnen, wie sich unten bei näherer Betrachtung der Benützungsarten der Schlacken ergeben wird. So gering der durchschnittliche Platingehalt des Scheidegutes (1–8 Hunderttausendstel) und des daraus erhaltenen Goldes (1–2 Tausendstel) ist, so sehr findet es sich in den Schlacken, die sich beim Schmelzen des Scheidegoldes mit Salpeter bilden, angereichert; denn in der Regel wird der ganze Platingehalt des Scheibegutes in die Schlacken getrieben. Ist nämlich das Scheidegold bereits soviel als möglich vom Silber befreit, so entgeht kein Platin der oxydirenden Wirkung des Salpeters, wie ich schon in meiner frühern Abhandlung über diesen Gegenstand bewiesen habe.Mein früherer Vorschlag, die letzten 2 bis 3 Proc. Silber vom Scheidegold durch Behandlung mit saurem schwefelsaurem Natron in der Glühhitze, anstatt durch mehrmaliges Abkochen mit concentrirter Schwefelsäure zu entfernen, hat in der hiesigen Scheidungsanstalt bleibend Eingang gefunden. Man braucht nach dieser Methode weniger Zeit und Schwefelsäure, und erzielt viel leichter und sicherer feines Gold. Man ist deßhalb auch nicht mehr an so bestimmte und enge Gränzen bei Legirung des Scheidegutes wie früher gebunden. Eine Verunreinigung des Kupfervitriols durch Glaubersalz ist bisher (seit 2 Jahren) noch nicht beobachtet worden, was bei der geringen Menge Glaubersalz, welche hiezu erforderlich ist, vernünftigerweise auch gar nicht befürchtet werden konnte. Es soll ja nicht etwa der ganze Silbergehalt des Scheidegutes dadurch in schwefelsaures Silberoxyd umgewandelt werden, sondern nur die letzten beim Golde zurückbleibenden Antheile, welche durch kochendes Schwefelsäurehydrat entweder nur sehr schwierig oder selbst gar nicht mehr angegriffen werden. Wer mithin behauptet, durch die von mir empfohlene Methode leide die Reinheit des Kupfervitriols, der ist ebenso im Irrthum, wie derjenige welcher behauptet, die von mir empfohlene Methode sey weder eine Verbesserung, noch etwas Neues. Es ist allerdings nichts Neues, und jeder weiß es, der nur die Rudimente der Chemie erlernt hat, daß das Silber von sauren schwefelsauren Alkalien angegriffen wird, so gut als von kochender Schwefelsäure und Salpetersäure; ebenso weiß jeder, daß fein vertheiltes Silber von Eisenchloridlösung augenblicklich unter Bildung von Eisenchlorür in Chlorsilber, und das Silber in Berührung mit schmelzendem Schwefel momentan in schwarzes Schwefelsilber übergeht. – Aber als etwas Neues erschien mir's, daß es einen Zustand des Silbers gibt, in dem es weder von Salpetersäure, noch von Schwefelsäure, noch von Eisenchloridlösung, noch von schmelzendem Schwefel angegriffen wird. – Ich habe diesen Zustand des Silbers zuerst aufgedeckt, und kann auch die Mittel, wodurch dieser auffallende Zustand aufgehoben wird, als etwas Neues betrachten. – So unerwartet als es ist, daß Silber in diesem Zustande weder mit schmelzendem noch mit gasförmigem Schwefel zu Schwefelsilber sich verbindet, ebenso unerwartet ist es auch, daß es durch saures schwefelsaures Natron zu schwefelsaurem Silberoxyde umgewandelt wird. So gut nämlich die sonst so große Affinität zwischen Silber und Schwefel, eben so gut könnte auch die Affinität zwischen Silber und dem zweiten Aequivalent Schwefelsäure des sauren schwefelsauren Natrons aufgehoben seyn. Nach den Resultaten der oben angeführten drei Schmelzungen (einer kleineren und zwei größeren) läßt sich aus dem Platingehalte der Schlacken mit Sicherheit das relative Verhältniß des Platins zur Gesammtmenge des Goldes berechnen. I. Die 10,9 Gramme Schlacken von der Schmelzung der 236 Gramme Kronenthaler-Scheidegold enthielten 0,401 Gramme Platin. II. Die Schlacken der oben erwähnten 80 Mark Gold, welche aus einer gewöhnlichen Scheidung güldischer Posten stammten, enthielten 19,65 Gramme Platin. III. Die Schlacken von 78 Mark 3 Loth Gold, gleichfalls aus einer Scheidung gewöhnlicher güldischer Posten stammend, enthielten 20,825 Gramme Platin. Nach diesen Daten berechnen sich auf 100 Theile Gold bei   I. 0,171 Platin  II. 0,098 III. 0,116 Arithmetisches Mittel dieser drei Versuche 0,128. Man ersieht, daß das Gold aus den Kronenthalern das meiste Platin enthält. Dieß bestätigen auch noch andere zahlreiche Erfahrungen, die ich an der hiesigen Scheideanstalt zu machen Gelegenheit hatte, und deren ich schon früher Erwähnung gethan. Wie sehr sich dieser an sich so geringe Platingehalt in den Schlacken im Verhältnisse zu dem darin enthaltenen Golde vermehrt, und zwar dadurch, daß alles Platin und nur ein Theil des Goldes (etwa 1 Proc. vom Ganzen) in die Schlacken geht, möge aus folgender Tabelle ersehen werden, welche die Resultate angibt, wie sie bei Untersuchung der ausgelaugten Salpeter-Schlacken verschiedener Goldschmelzungen erhalten wurden: 100 Theile mit Wasserausgelaugte Schlackenenthalten: Verhältniß zwischenGold und Platin. Verhältniß zwischendem in der ganzenScheidung enthaltenenGold und Platin. Gold. Platin.   I. 18,25 6,81 100 : 37,3 100 : 0,171  II. 34,98 2,80 100 :   8,0 100 : 0,098 III. 29,26 4,90 100 : 16,7 100 : 0,116 IV.Die Zusammensetzung der ganzen Scheidung wurde bei diesem Falle nicht aufgezeichnet. 20,45 3,24 100 : 15,8 Der geringste Platingehalt des Goldes in der Schlacke betrug hienach 8 Proc., der höchste mehr als das vierfache. Obschon auf die gleiche Menge Scheidegold immer gleichviel Salpeter genommen wird (auf 1 Loth Gold 1 Loth Salpeter), so ist doch der Gehalt der verschiedenen ausgelaugten Schlacken an Gold sehr verschieden ausgefallen, und zwar aus drei Gründen: einmal weil verschiedene Mengen fein vertheilten Goldes in den Schlacken je nach der Dauer der Schmelzung, dem Hitzgrade und der Masse, die auf einmal geschmolzen wird, suspendirt bleiben; und dann weil nach der Größe des Tiegels im Verhältniß zur Goldmasse vom Kali verschiedene Quantitäten Kieselerde und Thonerde aufgelöst werden, welche das Mengenverhältniß der andern Schlackenbestandtheile natürlich herabdrücken müssen; und drittens weil verschieden große Mengen von schwefelsaurem Blei, basisch-schwefelsaurem Eisenoxyd, von Schwefelkupfer etc. je nach der Zusammensetzung des Scheidegutes, oder der Dauer und Zahl der Abkochungen, beim Golde zurückbleiben. Werden große Mengen Gold auf einmal mit Salpeter im Tiegel geschmolzen, so ist der relative und absolute Goldgehalt der Schlacken immer viel größer, als wenn man von der nämlichen Mengung von Scheidegold und Salpeter kleinere Quantitäten schmilzt. Die Hauptursache davon ist die große Zähigkeit der gebildeten Schlacken, die von dem eingemengten Goldoxyd- und Platinoxydkali herrührt, und welche das Niedersinken der kleineren Goldkörnchen und deren Zusammenschmelzen mit dem Goldkönige sehr verlangsamt. Bei der gewöhnlichen Form der hessischen Schmelztiegel beträgt die Höhe der Schlackenschichte von 25 bis 30 Mark Gold und eben so vielen Lothen Salpeter oft einen Zoll, bei kleineren natürlich weniger: in gleich großen Tiegeln stehen die Höhen der Schlackenschichten von verschiedenen Quantitäten der Beschickung im Kubikverhältnisse. Wenn daher 25 Mark Scheidegold eine 10 Linien hohe Schlacke geben, so werden 20 Mark Gold, in einem Tiegel von gleichen Dimensionen geschmolzen, ceteris paribus eine Schlacke von 5,1 Linie, eine fast nur halb so hohe, geben. Hieraus erklärt sich auch jene Erscheinung, welche die Scheider das Aufziehen des Goldes durch die Schlacken nennen. Schmilzt man nämlich größere Quantitäten Scheidegold mit Salpeter und trennt nach dem Erkalten die Schlacke von dem Goldkönige, so zeigt sie fast immer an ihrer Berührungsfläche mit der letztern eine ziemlich dicke Goldhaut. Behandelt man diese mit Wasser, so zerfällt sie zu einem Pulver, welches größtentheils aus feinen Körnchen regulinischen Goldes besteht. Man sagt gewöhnlich die Schlacke ziehe Gold in die Höhe, und daher diese Haut (gleichsam als löse sich vom Regulus beim Erstarren Gold ab, und bliebe an den Schlacken kleben): aber es ist nach dem vorher Gesagten leicht ersichtlich, daß diese Goldhaut davon herrührt, daß in der zähen Schlacke noch fortwährend feine Goldkörnchen niedersinken, nachdem die Temperatur schon unter den Schmelzpunkt des Goldes gesunken ist, welche mithin weder unter sich, noch mit dem Goldkönige zusammenfließen können: denn diese Schlacken, obwohl nie in dünnen Fluß zu bringen, bleiben doch bis zur Rothgluth herab weich, und für feste schwere Körper, wie regulinisches Gold, durchdringlich. Das Auftreten dieser Erscheinung hängt wesentlich von der Menge des geschmolzenen Goldes ab. Will man sich z.B., ehevor man das gesammte Scheidegold einer Campagne schmilzt, mit einer kleinen Probe von 1 bis 1 1/2 Mark von der Feine des Goldes überzeugen, was in der Regel von den Scheidern nicht verabsäumt wird, so beobachtet man beim Schmelzen dieser Proben fast nie in der Schlacke aufgezogenes Gold, während das nämliche Gold in Partien von 20 bis 26 Mark geschmolzen, dieses Phänomen in hohem Grade zeigt. Kleine Partien bleiben aber hinlänglich lange im Fluß, bis durch die verhältnißmäßig dünne Schlacke alles regulinische Gold niedergesunken und mit dem Ganzen verschmolzen ist; bei größeren Partien verlängert sich der Weg des Niedersinkens durch die dickere Schlackenschichte bedeutend, und der Schmelzer läßt das Metall im Verhältnisse nicht lange genug im Fluß. – Man könnte allerdings ein vollständiges Sinken des Goldes erzielen, wenn man den Fluß des Metalles gehörig lang unterhalten würde; aber dieses ist aus einem andern Grunde den Schmelzern nicht zu empfehlen; die größere Quantität von freiem Kali kann leicht den Tiegel so angreifen, daß er durchfressen wird und Metall sammt der goldreichen Schlacke ausfließen läßt. Wo man Feingold erzielen muß, ist ein ganz vollständiges Sinken aller regulinischen Theilchen in den fließenden Metallkönig geradezu nachtheilig. Spuren von Silber enthält selbst das mit saurem schwefelsaurem Natron behandelte Scheidegold noch, da sich im Großen das Auswaschen des schwefelsauren Silberoxydes nie so vollständig ausführen läßt, wie bei einem analytischen Versuche im Kleinen. Diese Silbertheilchen bleiben vermöge ihrer feinen Vertheilung und des leichten specifischen Gewichts gerne mit etwas Gold in den Schlacken suspendirt, und gehen nur sehr langsam in den fließenden Metallkönig ein. Diese meine Ansicht wird sowohl durch den constanten Silbergehalt der Salpeterschlacken, als auch durch die in der Praxis feststehende Erfahrung unterstützt, daß die Schmelzung kleiner Proben, bei denen die Schlacken nie Gold aufgezogen haben, im Feingehalte immer hinter größern Schmelzungen ein und desselben Scheidegoldes, wo die Schlacken sogenanntes aufgezogenes Gold enthalten, um 1 selbst 2 Tausendstel zurückbleiben, weil bei diesen kleinen Proben sich alle regulinischen Theilchen, mithin auch das Silber, aus der Schlacke in den Goldkönig gesenkt haben. In der hiesigen Anstalt nimmt man deßhalb keinen Anstand, das Scheidegold einer größeren Scheidung für Feingold zu schmelzen, wenn auch die davon genommene kleine Probe nur 999 oder 998 Tausendstel Feine ausweist. Die Metallkönige aus größern Schmelzungen (wo die Schlacken noch aufgezogenes Gold enthalten) erweisen sich in der großen Mehrzahl der Fälle dennoch als fein. Es geht daraus die praktische Regel hervor, daß man, um unnöthigen Schmelzabgang zu vermeiden, und dennoch Feingold zu erhalten, nie mehr, aber auch nicht viel weniger als 20 Mark Scheidegold auf einmal mit Salpeter in den Tiegel bringen soll. Jene Schlacken, welche kein Gold aufgezogen enthielten, hat man bisher in der Praxis als ziemlich werthlos angesehen. Ich habe jedoch schon in meinem ersten Aufsatze gezeigt, welch bedeutende Mengen Gold im nichtmetallischen Zustande sie nebst Platin enthalten. Offenbar enthalten sie sowohl das Gold als das Platin im oxydirten Zustand – als Goldoxyd und Platinoxyd. Mehrere Versuche, die Oxydationsstufe der mit Wasser ausgelaugten und getrockneten Schlacken, durch Desoxydation in einem Strome trockenen Wasserstoffgases und durch Wägung des gebildeten Wassers zu bestimmen, gaben keine übereinstimmenden Resultate: 1) wegen theilweiser nicht zu beseitigender Beimengungen regulinischen Goldes, die sich beim Trocknen in höherer Temperatur (Oelbade) bilden; 2) wegen der Schwierigkeit des Entfernens der letzten Wasserantheile aus den mit Wasser behandelten Schlacken durch Trocknen bei niedrigeren Temperaturen, etwa bei 100 oder 130° C. Ich werde übrigens bei anderer Gelegenheit in Bälde diese Frage zu erledigen versuchen. Ich habe nämlich gefunden, daß sich ein Goldpurpur in Farbe viel feuriger und prächtiger als alle bisherigen darstellen läßt, welcher keinen durch Wasserstoff reducirbaren Körper, als das Oxyd des Goldes enthält. Zersetzt man eine neutrale Goldchloridlösung durch Bittererde in der Art, daß man 2 oder 3 Aequivalente davon mehr, als zur Bildung von Chlormagnesium und Goldoxyd erforderlich sind, anwendet, trocknet ein und erhitzt das Gemenge bis etwa 400° C., so erhält man ein leichtes, prächtig violettrothes Pulver, was nach dem Auswaschen des unzersetzten Chlormagnesiums und nach vollständigem Entfernen alles Wassers bei höherer Temperatur, sich sehr vortrefflich zur Bestimmung der Oxydationsstufe eignet, welche das Gold in Berührung mit starken Salzbasen in höhern Temperaturen anzunehmen fähig ist. Ich hoffe dadurch auch die noch immer offene Frage über die Constitution des Goldpurpurs der Entscheidung nahe zu bringen. Benutzungsart der Salpeterschlacken zur Gewinnung des darin enthaltenen Goldes und Platins. Die bisherige Benützungsart dieser Schlacken habe ich in meiner ersten Abhandlung bereits angeführt, wenigstens diejenige Methode, welche in der hiesigen Anstalt eine Reihe von Jahren hindurch befolgt worden war. Sie bestand darin, daß die Schlacken in einem eisernen Mörser mit Wasser zu einem Brei zerstoßen und darnach durch Schlämmen die größere Quantität des darin im regulinischen Zustande enthaltenen Goldes gewonnen wurde. Das abgeschlämmte grauliche Pulver ließ man sedimentiren, trocknete es, und unterwarf es mit anderm goldhaltigen Gekrätze aus der Scheideanstalt dem Amalgamations-Verfahren. Die Nachtheile dieses Verfahrens liegen nun klar vor Augen, nachdem man die Bestandtheile dieses abgeschlämmten grauen Pulvers und dessen Verhalten gegen Quecksilber kennt. (Man vergleiche meine erste Abhandlung.) Quecksilber vermag das Gold hieraus eben so wenig auszuziehen als aus Goldpurpur, da es nur das nicht oxydirte Gold aufnimmt. Zugleich wird bei der sehr großen Leichtigkeit des grauen Pulvers, durch dessen äußerst langsames Sedimentiren ein großer Verlust herbeigeführt, indem über die bald mehr, bald minder große Reihe von Amalgamirkübeln ein ziemlich rascher Wasserstrahl fließt. Man wird deßhalb auch in dem Amalgamationsrückstande, im sogenannten Krätz-Nachsande, bei weitem nicht alles Gold wieder erhalten, wo es ohnehin an Werth sehr verloren haben würde, da die Kosten der Bleiarbeit, wodurch diese Rückstände zu gut gemacht werden, bedeutend sind. Es ist mir keine verlässige Angabe darüber bekannt, wie in andern Scheibeanstalten des In- und Auslandes diese Salpeterschlacken bisher benützt worden sind. – Auf keinen Fall waren die Methoden viel besser, als die oben beschriebenen, weil bei völliger Gewinnung des Goldes auch das in beträchtlicher Menge in den Schlacken vorhandene Platin hätte müssen zugleich gewonnen werden. Der Platingehalt dieses Goldes wäre so bedeutend gewesen, daß er sich durch die physikalischen Eigenschaften, welche er dem Golde ertheilt, schon bei bloßem Ansehen würde kund gegeben haben. – Im Durchschnitte berechnet sich aus obiger Tabelle der Platingehalt des in den Schlacken befindlichen Goldes auf 12 Proc.; aber schon 2 bis 3 Procente sind hinreichend, um die Farbe des Goldes fast bis zur Unkenntlichkeit zu verändern. Ich werde im Nachfolgenden zwei Methoden beschreiben, wovon ich aber die eine (die erstere) gleich von vornherein als nicht sehr praktisch verwerfe. – Ich beschreibe dieselbe aber dennoch, weil sie sehr nahe liegt, sehr plausibel scheint, von mir bereits versucht worden ist, und leicht auch von andern versucht werden könnte, ich aber nicht die indirecte Veranlassung seyn will, daß Jemand die nämlichen negativen Erfahrungen mache, die mich bereits eines Besseren belehrt haben. I. Die Schlacken werden gestoßen mit Wasser behandelt, um alles darin Lösliche aufzulösen, der Rückstand durch Decantiren ausgewaschen und in einem gußeisernen Kessel gelinde getrocknet. Die wässerige Lösung enthält neben Kali u.s.w. auch jederzeit, obschon sehr geringe Mengen, Platinoxyd, welches, wie leicht einzusehen, nur mit vielen Umständlichkeiten gewonnen werden kann. Ich habe beobachtet, daß diese wässerige alkalische Lösung auch öfter Spuren von Goldoxyd enthält, und zwar dann, wenn der Schmelzproceß nicht so lange fortgesetzt worden ist, bis aller Salpeter (auch das daraus entstehende salpetrigsaure Salz) vollständig zersetzt war. – Es ist bereits bekannt, daß wenn man salpetersaures Kali in einem goldenen Gefäße geschmolzen hat, sich dieser Salpeter mit gelber Farbe in Wasser löst, und daß aus der angesäuerten Lösung Eisenvitriol Gold ausfällt. – In der Mehrzahl der Fälle habe ich jedoch keinen Goldgehalt in der wässerigen Lösung der Salpeterschlacken gefunden. (Ich habe versucht, ob es sich der Mühe lohne, den größeren Theil des regulinischen Goldes abzuschlämmen, da ich voraussetzte, es könnte platinfrei erhalten werden, fand aber durch den Versuch meine Vermuthung nicht bestätigt, indem das verschlämmte Gold nach dem Schmelzen 3,8 Proc. Platin enthielt. Der relative Platingehalt des abgeschlämmten Theiles zeigte sich allerdings sehr vermehrt. – Die Platinverbindung in den Schlacken bleibt überhaupt viel länger schwebend, als die entsprechende Gold-Verbindung, was sich am deutlichsten zeigte, als ich das von regulinischem Golde Abgeschlämmte abermals durch Schlämmen in zwei Partien trennte – eine schwerere und leichtere. Die schwerere enthielt 19,2 Proc. Gold und   2,0    „     Platin. Die leichtere hingegen 13,0    „     Gold und   5,2    „     Platin. Man ersieht übrigens aus diesen Daten, daß durch Schlämmen eine nur einigermaßen nutzbare Trennung von Gold und Platin nicht im mindesten zu erzielen ist. Es ist deßhalb das beste, aus dem ganzen in Wasser unlöslichen Rückstande der Salpeterschlacken ohne alle weitere Behandlung Gold und Platin gleichzeitig zu gewinnen.) Aus dem in Wasser unlöslichen Rückstande kann, wie ich schon in meiner ersten Abhandlung erwähnte, das Platin theilweise mit Salzsäure als Platinchlorid erhalten werden, aber nur der geringere Theil; um den größern Theil des Platins und das Gold in Lösung zu erhalten, muß man Königswasser – Salpetersalzsäure – anwenden. Bei der Behandlung mit Säure wird die Kieselerde, welche die ausgelaugten Schlacken neben Thonerde, Kali u.s.w. enthalten, im amorphen, gelatinösen Zustande aus ihren Verbindungen mit den Basen ausgeschieden, wodurch das Auswaschen größerer Massen auf unüberwindliche praktische Schwierigkeiten stößt. Ueberdieß bildet sich bei Behandlung mit Salpetersalzsäure sehr schwer lösliches Kaliumplatinchlorid. Um nun die Ausscheidung der Kieselerde im gelatinösen Zustande zu verhindern und die Entfernung alles Kalis vor der Behandlung mit Salpetersalzsäure zu ermöglichen, wird das getrocknete Pulver im gußeisernen Kessel mit englischer Schwefelsäure befeuchtet, bis man einen zähen Brei erhält. Man bringt nun den Kessel über ein Holz- oder Kohlenfeuer, und erhitzt so lange, bis alle Dämpfe von überschüssiger Schwefelsäure verjagt sind. Nach dem Erkalten bemerkt man, daß sich das Ansehen des Pulvers sehr verändert hat. Es ist etwas compacter geworden als zuvor; es sinkt nun im Wasser ziemlich schnell zu Boden; die Farbe ist von Grau fast in Schwarz übergegangen. Nimmt man das Erhitzen mit SO₃ in einer Retorte vor, und condensirt das Uebergehende in eine abgekühlte Vorlage, so ergibt das Destillat jederzeit die deutlichsten Reactionen auf Osmium. Die wesentlichsten Vorgänge bei dieser Methode sind: daß erstens durch Einwirkung der Schwefelsäure bei erhöhter Temperatur die Kieselsäure von ihren Basen getrennt wird, aber nicht im gelatinösen, sondern im compacten Zustande (wie man die geglühte amorphe Kieselerde kennt) und schwefelsaure Salze gebildet werden; daß ferner auch das Gold- und Platinoxyd von den Körpern, denen es sein Bestehen verdankt (vorzüglich Kali) getrennt, aber bei dieser erhöhten Temperatur sogleich zu regulinischem Golde und Platin zersetzt wird (daher die dunkle Farbe nach Behandlung mit Schwefelsäure). – Kocht man nun unter Zusatz von etwas Schwefelsäure in einem kupfernen oder bleiernen Kessel, so werden schwefelsaures Kali und schwefelsaure Thonerde mit noch einigen andern mehr zufällig vorhandenen schwefelsauren Salzen (worunter schwefelsaures Silberoxyd nie fehlt) aufgelöst, und der Rückstand besteht im Wesentlichen aus Kieselerde, aus Gold und Platin. (Unlösliche schwefelsaure Salze, z.B. schwefelsaures Bleioxyd, als zufällige Beimengungen.) Die bereits mit Wasser erschöpften Salpeterschlacken verlieren durch die Behandlung mit Schwefelsäure und darauffolgendes Auskochen durchschnittlich 28 Proc. an Gewicht. – Dieser Rückstand nun wird in großen, etwas conischen, mit Deckeln versehenen Porzellanschüsseln mit Königswasser behandelt; er liefert auflösliches Gold- und Platinchlorid, und die Kieselerde bleibt als vollkommen unlösliches weißes Pulver zurück, welches zur vollständigen Entfernung der beiden Metallchloride sehr anhaltend und sorgsam gewaschen werden muß. Die Waschwässer werden durch Abdampfen eingeengt und den concentrirten Metalllösungen beigegossen. Um das Gold zu fällen, benutzt man Eisenvitriol oder Eisenchlorür. Die Fällung wird in der Art vorgenommen, daß die Auflösung von Gold- und Platinchlorid, wie auch die Auflösung von schwefelsaurem Eisenoxydul oder Eisenchlorür gegen 70° C. erwärmt werden. Man gießt die Eisensolution in die Goldsolution, und zwar in anfangs sehr geringen Portionen, da ein großer Ueberschuß von unzersetztem Königswasser vorhanden ist, und anfangs eine sehr stürmische Entwickelung von Stickoxydgas stattfindet. Man fährt so lange mit dem Zusatze des treffenden Eisensalzes fort, bis alles Gold gefällt ist, bis nämlich eine abfiltrirte Probe durch Eisenchlorür nicht mehr getrübt wird. Das Fällen des Goldes bei erhöhter Temperatur gewährt den Vortheil, daß sich das Gold nicht als Pulver, sondern in compacten Klumpen abscheidet, die dann sehr leicht durch Waschen und Decantiren rein erhalten werden können. In der Lösung befindet sich nun alles Platin. Die Lösung ist durch die Waschwässer zu verdünnt, um eine Fällung als Platinsalmiak mit Vortheil versuchen zu können. Man fällt deßhalb durch regulinisches Eisen in der Wärme alles Platin als Platinmohr, welcher sorgfältig gewaschen wird. Mit dem Platin fällt immer auch etwas Palladium nieder (auch mit dem Golde fällt bereits etwas Palladium nieder), und häufig auch Kupfer, welches theilweise in den Schlacken, theilweise auch im Eisenvitriol enthalten seyn kann. Um diese beiden Metalle zu entfernen, kocht man den Platinmohr anfangs mit reiner (von Salzsäure freier) verdünnter, später mit reiner concentrirter Salpetersäure aus. Der so gereinigte Platinmohr wird in Königswasser gelöst, und die concentrirte Lösung mit Salmiak, wie bekannt, gefällt, und der erhaltene Platinsalmiak weiter zweckdienlich behandelt. Ich bearbeitete nach dieser Methode 21 Mark mit Wasser ausgelaugte Salpeterschlacken und habe hiebei folgende Uebelstände bemerkt: 1) ist es eine höchst zeitraubende Operation, jene geringe Quantitäten Platin und Gold, welche beim anfänglichen Auslaugen der Schlacken in die alkalische Lösung übergehen, wieder zu gewinnen – man müßte sie denn ganz opfern und wegschütten. Um sie zu gewinnen, muß man die Lauge mit Salzsäure übersättigen, und Gold und Platin durch regulinisches Eisen fällen. – Verdünnt man die Lauge nicht bis zu einem sehr bedeutenden Grade, so wird beim Ansäuern häufig gallertartige Kieselsäure ausgeschieden, die alle Operationen wieder höchst beschwerlich und unangenehm macht; 2) ist das mit Schwefelsäure geglühte Pulver nach dem Kochen und Auswaschen immerhin noch sehr voluminös durch die bedeutende Quantität Kieselerde, welche dem Gewichte des enthaltenen Goldes und Platins in der Regel gleichkommt, oder es sogar übersteigt. Man muß, um nicht mit einem steifen Breie zu arbeiten, große Quantitäten Königswasser nutzlos zufügen. Das Auswaschen des gebildeten Gold- und Platinchlorids wird so erschwert und verlangsamt, daß sich gegen das Ende immer wieder etwas Goldchlorid zersetzt, und regulinisches Gold bei der lockern Kieselerde zurückbleibt. – Als ich das Waschen des rückbleibenden Kieselerdepulvers so lange fortgesetzt hatte (selbst unter zeitweisem Zusatze von etwas Königswasser), bis das abgedampfte Filtrat keinen Rückstand mehr ließ, so ergab sich beim Ansieden mit geschmolzenem Bleizucker und Soda etc. dennoch auf 100 Theile Kieselerde 1 Theil Gold – eine Menge die zu groß war, um vernachlässigt zu werden. – Die Kieselerde (mehr als 8 C. Mark an Gewicht) mußte deßhalb noch der Bleiarbeit unterworfen, und das erhaltene Werkblei abgetrieben werden. Ich gehe nun zur Beschreibung der zweiten Methode über, welche ohne besondere praktische Schwierigkeiten ausgeführt werden kann, und den ganzen Gehalt an edlen Metallen liefert. II. Die Schlacken von mehreren Schmelzungen (in der hiesigen Scheideanstalt läßt man sie von einem ganzen Jahre zusammenkommen) werden in einer kupfernen oder eisernen Schale gesammelt. Ehevor man sie zu Gute machen will, wägt man sie und übergießt sie dann mit so viel Wasser, daß sie zu einem dünnen Breie zerfallen können. Dieses Zerfallen geht verhältnißmäßig langsam vor sich – 16 bis 20 Pfd. Schlacken bedürfen 8 bis 12 Tage, bis sie sich zu einem Breie zerrühren lassen, selbst wenn man sie in Digestionswärme stellt. – Diesem Breie mengt man mit Vortheil auch jene feinen Goldkörnchen sammt Tiegelmasse bei, welche vom Inneren der Wände der hessischen Tiegel, in denen die Schmelzung vorgenommen worden, abgekratzt werden. Man mengt dann innig mit diesem Breie gepulverte Bleiglätte, gepulverten rohen Weinstein, trockenes kohlensaures Natron (Sel de Soude) und Glaspulver, und zwar in folgendem Verhältnisse: auf 8 Theile trockene Schlacken 2 Bleiglätte, 1 Weinstein, 4 Soda, 2 Glaspulver, und trocknet dieses Gemenge in einem kupfernen oder eisernen Kessel ein, zuletzt unter Aufrühren mit einer Spatel, da es sich gerne fest an die Wandungen anlegt. – Das getrocknete Gemenge wird nach und nach in einem rothglühenden Tiegel eingetragen und bei allmählich verstärktem Feuer niedergeschmolzen. Der Zweck der Mischung und der Proceß beim Schmelzen bedarf kaum einer Erklärung. Der Endzweck der ganzen Operation ist, einen Bleikönig darzustellen, welcher alle edlen Metalle, so sich in was immer für einem Zustande in den Schlacken befinden, vollständig in sich aufgenommen hat. Der Weinstein dient als Reductionsmittel sowohl für die Bleiglätte als auch für die in den Schlacken enthaltenen Oxyde. Die Soda wird hauptsächlich in kieselsaures Natron verwandelt. Ein Zusatz von Glaspulver ist deßhalb rathsam, damit nicht von dem Ueberschuß an Alkalien, der sich in dieser Mischung befindet, die Tiegel zu sehr angegriffen, oder selbst durchfressen werden; die Quantität dieses Zusatzes ist übrigens so gewählt, daß dadurch die Leichtflüssigkeit der Schlacke nicht wesentlich beeinträchtigt wird. Nachdem die ganze Masse gehörige Zeit sich in ruhigem Flusse befunden, hebt man den Tiegel aus dem Feuer, und läßt erkalten. Man hüte sich übrigens, den Tiegel noch warm zu zerschlagen, da das Blei unter der dicken Schlacke sehr lange flüssig bleibt, und beim Zerschlagen leicht ein namhafter Verlust erlitten werden könnte. Beim Zerschlagen muß sich die Schlacke ganz gleichförmig geflossen zeigen, und man darf keine einzelnen darin vertheilten Metallkörner beobachten. Sie ist in der Regel graulich gefärbt. Um sich zu überzeugen, daß alle edlen Metalle im Bleikönige sich angereichert haben, kann man nach der Methode der Erzproben 10–15 Gramme dieser Schlacken auf edle Metalle untersuchen. Ich habe in drei Fällen nur mehr unbedeutende Spuren von Gold darin gefunden, welche mit gutem Gewissen vernachlässigt werden konnten. Das erhaltene Werkblei wird auf einem Treibherde abgetrieben – der Blick im Tiegel geschmolzen und gekörnt. – Das Gekörnte bringt man in eine geräumige tubulirte Glasretorte, setzt diese in ein Sandbad ein, bringt eine passende Vorlage an, welche mit einem Abzugsrohre versehen ist, und gießt Königswasser nach Bedarf durch den Tubulus nach. Durch gelindes Erwärmen beschleunigt man die Auflösung. – Die während der Auflösung entwickelten Dämpfe von Untersalpetersäure und Chlor reißen jederzeit nicht unbeträchtliche Mengen von aufgelöstem Golde und Platin mit sich fort, wovon sich jedoch der größte Theil in der Vorlage sammelt. Ist die Auflösung beendigt, so erwärmt man den Inhalt der Retorte noch so lange, bis alle Salpetersäure ausgetrieben ist, wobei man die Gold- und Platinlösung beträchtlich concentriren kann. Man wird jederzeit einen nicht unbedeutenden Niederschlag von Chlorsilber und Chlorblei beobachten. – Nach dem Erkalten gießt man den Inhalt durch ein Papierfilter in eine geräumige Porzellanschale, wäscht die auf dem Filter befindlichen unlöslichen Chloride mit warmem Wasser aus, und erwärmt die vereinigten Filtrate im Wasserbade, wozu jeder Kessel, welcher etwas größer ist als die Porzellanschale, benützt werden kann, und mischt so lange von einer erwärmten Lösung von schwefelsaurem Eisenoxydul oder Eisenchlorür bei, als noch Gold niedergeschlagen wird. Nach einiger Zeit der Ruhe hat sich alles Gold in Klumpen auf dem Boden der Schale angesammelt. Die klare Lösung läßt sich leicht abgießen, und das Gold wird sodann so lange mit heißem Wasser gewaschen, als die Waschwässer noch auf Eisen reagiren. Darnach wird das Gold getrocknet und mit etwas Salpeter im hessischen Tiegel zusammengeschmolzen. Der so erhaltene Goldkönig wird sich jederzeit als fein bei der Probe erweisen. Der Zusatz von einer geringen Menge Salpeter (etwa auf 32 Theile Gold 1 Theil Salpeter) ist deßhalb nothwendig, weil der Eisenvitriol auch jederzeit etwas Palladium mit dem Golde präcipitirt, was aus der geringen Menge Schlacke leicht gewonnen werden kann. Mit der vom Gold abgegossenen Lösung werden die Waschwässer vereinigt, und in der Wärme mit regulinischem Eisen gefällt. Die hiedurch präcipitirten Metalle (der bei weitem größten Menge nach aus Platin bestehend) werden nach dem Waschen mit Salpetersäure ausgekocht, um alle darin löslichen Metalle zu entfernen, der Rückstand in Königswasser gelöst, und das Platinchlorid als Platinsalmiak gefällt, welcher dann auf Platin nach bekannten Verfahrungsweisen verarbeitet werden kann. Ich habe größere Quantitäten Platin zu Blech u.s.w. verarbeitet. Obwohl die Wollaston'sche Methode im allgemeinen bekannt ist, so halte ich es doch nicht für nutzlos, sie hier kurz anzuführen und mit einigen Bemerkungen zu begleiten. Der Platinsalmiak, welcher zur Darstellung des Platinschwammes verwendet wird, muß möglichst frei von Iridium seyn. Ein iridiumhaltiger Platinschwamm liefert jederzeit ein sprödes, unter dem Hammer und der Walze gerne reißendes Metall. Solcher Platinschwamm muß so lange in Königswasser gelöst und mit Salmiak wieder gefällt werden, bis nach dem Auswaschen reiner Platinsalmiak zurückbleibt. Von diesem wird bei gelinder Temperatur der Salmiak und das Chlor abgetrieben, welche Operation am zweckmäßigsten in einer Retorte mit weitem Tubulus vorgenommen wird. Der sehr lockere Platinschwamm wird mit concentrirter Salpetersäure gekocht, ausgewaschen, und anfangs zwischen den Fingern, zuletzt in einem Reibschale mit hölzernem Pistille unter Wasser zerrieben. Das Zerreiben muß sehr vorsichtig und langsam vorgenommen werden, um so wenig als möglich metallglänzender Plättchen von Platin zu erhalten. Hat man einen ziemlich feinen Brei erhalten, so wirft man diesen in ein feines Messingsieb, welches in einer Porzellanschüssel mit destillirtem Wasser steht, und siebt das zartere Pulver unter Wasser durch. Was in dem Siebe bleibt, wirft man abermals in die Reibschale und zerreibt es, so lange man noch pulveriges Platin erhält, unter zeitweisem Absieben desselben. Die zuletzt übrig bleibenden Plättchen werden für eine künftige Auflösung in Königswasser bei Seite gestellt, da sie zur übrigen Masse gebracht und mit ihr weiter behandelt, die gewöhnlichste Ursache abgeben daß die Ductilität des Platins weniger entsprechend wird. Das feine Pulver läßt man sedimentiren, gießt das darüberstehende Wasser ab und füllt den nassen Brei, ihn gleichsam vertheilend, in gußeiserne hohle Formen, welche auf einer Unterlage aus gehärtetem Stahle aufliegen, und in welche ein gut schließender gußeiserner oder stählerner Stempel (oder Pfaffe) eingedrückt werden kann. Das Pressen kann man durch den Druck einer kräftigen hydraulischen Presse, oder vortheilhafter, besonders gegen das Ende, unter einer kräftigen Wurfmaschine ausführen. – Anfangs muß sehr langsam gepreßt werden, damit sich das Platinpulver in der Form gleichmäßig vertheilen kann. Was die Gestalt der Formen anlangt, möchte ich der viereckigen vor der hohen cylindrischen bei weitem den Vorzug geben, da jene viel leichter ein gleichmäßiges und vollständiges Zusammenpressen zulassen. Der ausgestoßene, bereits sehr cohärente Preßkuchen wird in einem bedeckten hessischen Tiegel eine Stunde lang in starkem Weißfeuer einer Esse oder eines guten Windofens geglüht, weißglühend aus dem Tiegel genommen, auf einem Amboß nach allen Seiten gut durchgehämmert, abermals im Tiegel weißglühend gemacht und wieder gehämmert, bis das Stück auf allen Seiten gehörig durchgegerbt und gestaut ist. Zuletzt hämmert man das Stück im weißglühenden Zustande zu einem dicken Bleche aus, welches durch Bestreuen mit einem Gemenge aus gleichen Theilen calcinirtem Borax und Potasche, Erhitzen und Ablöschen in kaltem Wasser, von den der Oberfläche anhängenden Unreinigkeiten gereinigt wird. Man kann es nun ohne Gefahr unter die Walze bringen und beliebig weiter verarbeiten. – Es ist nicht vortheilhaft, eine geringere Quantität Platin als ein halbes Kilogramm auf einmal zu pressen, weil das Stück sonst auf dem Amboß zu schnell erkaltet, und der so wichtigen Operation des Schweißens dadurch unübersteigliche Schwierigkeiten in den Weg treten. Das Schweißen und Hämmern des Platins kann jeder geschickte Grobschmied ausführen. – Der Umfang der Preßform muß zur Quantität des Platins so bemessen werden, daß das zusammengepreßte Stück wenigstens einen halben bayerischen Zoll Höhe erhält. – Ich habe aus dem so von mir bearbeiteten Platin Blech, Draht, Tiegel, Schalen und Löffel anfertigen lassen. Um Platinfolie (z.B. für galvanische Batterien) anzufertigen, legt man einen Streifen Platinblech zwischen zwei glühende Kupferplatten, und läßt jenen mit diesen zu beliebigen Dimensionen auswalzen. Um das Ankleben des Platins am glühenden Kupfer, während es durch das Walzwerk geht, zu verhindern, genügt es, dasselbe zuvor anbrennen, d. i. oberflächlich oxydiren zu lassen. Ich habe auf diese Weise aus 65–70 Grammen Platin Platinfolien von mehr als einem halben Quadratschuh Fläche auf einem hiesigen Kupferhammer herstellen lassen. Schließlich muß ich noch bemerken, daß sich das Platin behufs der Anfertigung von Hohlwaaren (z.B. Tiegel) weniger gut für Bearbeitung auf der Drehbank (für das Drücken) als für das Aufziehen mit dem Hammer eignet.