Titel: Ueber die Belegung der Wände mit Glas, um sie gegen Feuchtigkeit zu schützen; von Péan. Bericht des Hrn. Gourlier.
Fundstelle: Band 111, Jahrgang 1849, Nr. XCVI., S. 440
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XCVI. Ueber die Belegung der Wände mit Glas, um sie gegen Feuchtigkeit zu schützen; von Péan. Bericht des Hrn. Gourlier. Im Auszug aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Dec. 1848. Gourlier, über die Belegung der Wände mit Glas. Hr. Péan (rue Baillet, Nr. 4 in Paris) hat sich sein Verfahren die Wände zum Schutze gegen Feuchtigkeit und Salpeteransatz mit Glas zu belegen, in Frankreich patentiren lassen. Ueber diesen Gegenstand wurden im Jahr 1834 Preise ausgesetzt, in deren Folge der Architekt Léon Vaudoyer einen Preis von 2000 Franken für einen „theoretischen und praktischen Unterricht“ und Hr. Duval 500 Franken für seine künstlichen wasserabhaltenden Steinplatten (dalles hydrofuges) erhielten; dem letztern und noch sieben anderen Bewerbern wurden auch Medaillen und andere Ermunterungen zuerkannt. Unter den eingelaufenen Vorschlägen kommt auch die Belegung mit Glas vor, aber nicht das von Péan angewandte Verfahren. Letzteres hat vorzüglich den Zweck, den Wirkungen der Feuchtigkeit auf Wände und Verschlage abzuhelfen. Man bedient sich dazu gewöhnlichen Glases von mittlerer Dicke und Stärke, je nach den mehr oder weniger starken Stößen, welchen die Bekleidung ausgesetzt ist, in mehr oder weniger großen Stücken von gewöhnlich 40 Centimeter (1 Fuß 3 Zoll) im Quadrat Jedes Stück wird auf einer Seite mit Leinwand oder Baumwollenzeug überzogen, welche man mittelst eines Leims befestigt. Diese Glastafeln werden gegen die feuchten Stellen neben und übereinandergesetzt und, zu größerer Sicherheit noch etwas höher hinauf, die überzogene Seite nach außen, die nicht überzogene nach innen, einige Millimeter von der zu bedeckenden Stelle entfernt; der hierbei entstehende Zwischenraum wird mit sehr feinem und ganz trockenem Sand genau ausgefüllt und jede Glastafel sowohl durch Kittbänder als durch galvanisirte Nägel mit flachen Köpfen, am besten aber durch Zinkstreifen festgehalten, die in der äußern Fläche gar keine Unterbrechung hervorbringen. Man kann eine solche Glasbelegung so anbringen, daß sie vor der übrigen Fläche der Wand gar nicht hervorsteht und sie kann leicht übertüncht, angestrichen oder mit Tapeten bezogen werden. Endlich können Leistchen oder Simswerk oder jede andere Art von Verzierungen mittelst Stiftchen befestigt werden, welche sich durch den Leinwandüberzug oder die Sandschicht sehr leicht einstecken lassen. Diese Verkleidungen wurden bereits in einer ziemlichen Anzahl von Privathäusern und öffentlichen Gebäuden angebracht, und das Comité, in dessen Namen ich diesen Bericht erstatte, hat sich durch Augenschein und sorgfältige Prüfung in mehreren Gebäuden überzeugt, daß sie ihrem Zweck größtentheils entsprechen. Unter andern sahen wir sie in dem Badezimmer eines Gasthauses, wozu sie sich ganz besonders zu eignen scheinen. Ein entschiedenes Urtheil über alle Vortheile und Nachtheile dieser Verkleidungen läßt sich zwar erst nach längerer Erfahrung fällen, aber die Unveränderlichkeit des Glases gegen Feuchtigkeit sowohl als mächtigere Agentien spricht jedenfalls zu ihren Gunsten. Seine Zerbrechlichkeit ist allerdings ein Uebelstand, der jedoch durch den Leinwandüberzug und die Ausfüllung mit Sand verringert wird; diese Ausfüllung muß sehr sorgfältig geschehen. Gewöhnlichen Stößen leistet das Glas Widerstand; stärkern freilich nicht; Sprünge können zwar entstehen, aber ohne daß deßwegen Feuchtigkeit sich einzieht und solche können auch leicht ausgebessert werden. Bei den meisten bisher angewandten Verkleidungen gegen die Feuchtigkeit der Wände zeigt sich, wenn sich auch die Stellen, welche sie bedecken, trocken halten, die Feuchtigkeit in Folge der Capillarität an dar über befindlichen Stellen. Bei der Péan'schen Verkleidung war dieß bisher zwar nicht zu bemerken; ob dieß daherrührt, daß eine Verdichtung und Niederschlagung der Feuchtigkeit auf der Unterseite der Verkleidung erfolgt oder nur dem Umstande zu verdanken ist, daß die Verkleidung so hoch geführt wurde, daß an einer höhern Stelle der Wand noch keine Feuchtigkeit zum Vorschein kommen konnte, müssen wir dahin gestellt seyn lassen, bis längere Erfahrung darüber entschieden hat. Der Preis dieser Verkleidung ist 7 Franken per Quadratfuß.