Titel: | Verbesserungen an Maschinen zum Biegen von Stahl- oder Eisenstangen für Locomotiv- und Wagenfedern, worauf sich Thomas Turton, Stahlfabricant zu Sheffield, am 1sten Junius 1848 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 112, Jahrgang 1849, Nr. XIX., S. 102 |
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XIX.
Verbesserungen an Maschinen zum Biegen von
Stahl- oder Eisenstangen für Locomotiv- und Wagenfedern, worauf sich
Thomas Turton,
Stahlfabricant zu Sheffield, am 1sten Junius
1848 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Febr.
1849, S 69.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Turton's Maschinen zum Biegen von Stahl- und
Eisenstangen.
Fig. 4 stellt
meine Maschine zum Biegen von Metallstücken oder Metallplatten mit Hülfe dreier
verticalen Walzen in der Seitenansicht, Fig. 5 im Frontaufrisse
dar. In letzterer Figur ist die Treibwelle weggelassen, um die hinter ihr
befindlichen Theile deutlicher wahrnehmen zu können. Fig. 6 ist ein anderer
Aufriß der Maschine und zwar zum Theil im Durchschnitte; Fig. 7 ein Grundriß. Diese
Maschine wird durch Dampf oder irgend eine andere Kraft in Betrieb gesetzt und soll
die gegenwärtig zum Biegen der Wagenfedern verwendete Handarbeit größtentheils
ersetzen.
a ist die Treibwelle, an welcher die feste Rolle b, und das Winkelgetriebe c
befestigt ist; d eine lose Rolle und e eine andere an die Büchse des Winkelgetriebes f befestigte Rolle. Die Rolle e und das Getriebe f sitzen beide lose an der
Welle a; die Getriebe e und
f greifen, wie Fig. 6 zeigt, in das
Winkelrad g. Da nun das Winkelrad g mit der Treibwalze i an einer und derselben
Welle h festgekeilt ist, so folgt daß die Treibwalze
nach der einen oder anderen Richtung sich bewegt, je nachdem der Treibriemen
entweder auf die feste Rolle b oder die Rolle e geschlagen wird. k ist
eine starke gußeiserne Tafel, welche auf einem hölzernen Gestelle ruht, an das die Lager der Treibwelle
a und der verticalen Welle h befestigt sind. l ist eine Walze von
ungefähr gleichem Durchmesser mit der Treibwalze i;
zwischen diesen beiden Walzen wird die Federplatte m
comprimirt. Die Walze l ist an einer kurzen Welle n festgekeilt, welche in einem gabelförmigen Hebel o gelagert ist, dessen Umdrehungspunkt in einem an der
Tafel k befestigten Bolzen besteht. An der Welle n ist ferner ein Getriebe p
befestigt, welches durch das an der Verticalwelle h
befestigte Getriebe q in Umdrehung gesetzt wird. Diese
Getriebe werden nur zum Biegen starker Platten verwendet, indem zum Biegen dünner
oder schmaler Platten die durch das Gewicht r erzeugte
Reibung hinreicht, um die Walze l zu drehen. Sollen die
Getriebe nicht ineinander greifen, so rückt man das Getriebe p an der Welle h, wie die Punktirung in Fig. 6 zeigt,
hinab. Die Zähne dieser Getriebe sollten etwas länger als gewöhnlich seyn, damit man
die Walzen einander näher bringen, oder von einander entfernen kann, je nach der
Dicke der zwischen ihnen hindurch gehenden Platte oder Stange. Die Walze l wird mit Hülse des Gewichtes r gegen die Platte m gedrückt; dieses Gewicht
läßt sich längs des horizontalen Armes des Winkelhebels s verschieben, wodurch die Größe des Druckes verändert wird; der verticale
Arm dieses Hebels ist, wie Fig. 4 und 7 zeigen, mit dem Ende des
Hebels o in Berührung. Aus dieser Anordnung erhellt, daß
die Walze l nachgeben kann, wenn eine dickere Platte als
gewöhnlich zwischen den Walzen i und l durchgeschoben werden sollte. Sobald die Feder m zwischen den Walzen l und
i durchgegangen ist, fällt das Gewicht r, welches beim Durchstecken der Feder etwas gehoben
worden war, auf den Träger 4 herab. Die Höhe dieses Trägers läßt sich nach den
verschiedenen Dicken der Federn mit der größten Genauigkeit verändern. Die in
Bearbeitung befindliche Stange oder Platte erhält durch die kleine Walze t die erforderliche Krümmung. Die Walze t dreht sich um einen Bolzen, welcher oben durch den
kurzen Hebel u und unten durch den längeren Hebel v gehalten wird. Diese beiden Hebel sind beide an einer
Achse w festgekeilt, deren Lager an der Tafel k befestigt ist. Der längere Arm des Hebels v endigt sich in eine Gabel und trägt eine
Schraubenmutter x, welche mit Zapfen versehen ist, die
in die erwähnte Gabel greifen. Die Mutter x greift in
die Schraube y. Wenn man daher die von dem kleinen
Schwungrad z hervorragende Kurbel dreht, so verändert
sich die Stellung der Walze t nach der Curve der zu
bearbeitenden Feder oder Schiene. Die in den Walzen i
und t befindlichen Rinnen dienen zur Aufnahme der
gewöhnlich an der äußern
Fläche der Federn angebrachten Hervorragungen (n, i, b,
s). Die Lage der Rinne muß nach der Breite der verlangten Feder
veränderlich seyn; denn da die Hervorragung immer in der Mitte der Breite der Feder
angebracht ist, so ist klar, daß der Abstand der Rinne von der Tafel der Breite der
zu behandelnden Feder entsprechen muß. Beim Walzen von Federn ist es im allgemeinen
wünschenswerth gefunden worden, dieselben zweimal durch die Walzen passiren zu
lassen; beim Walzen einer an jedem Ende mit einem Oehr versehenen Federschiene ist
es jedoch wesentlich, daß die Richtung, in welcher die Walzen rotiren, umgekehrt
werden muß, damit, wenn die Federschiene nach der einen Richtung beinahe ganz durch
die Walzen gegangen ist, ihr die entgegengesetzte Richtung ertheilt werden kann,
indem man den Treibriemen von der festen Rolle b auf die
Rolle e schlägt. Die Schraube y läuft in Lagern, welche an die Tafel k
befestigt sind; das Sperrrad 2 ist an die Schraubenspindel befestigt. Der Sperrkegel
3 greift in die Zähne des Sperrrades und hält die Walze t in der geeigneten Lage.
Durch die beschriebene Maschine können die Schienen zu Federn oder anderen
Gegenständen, welche eine gewisse Krümmung erfordern, mit größerer Genauigkeit und
Zeitersparniß gebogen werden, als dieses aus freier Hand geschehen kann; auch wird
der verfertigte Artikel von besserer Qualität seyn, weil die Procedur des Biegens
vermittelst eines gleichförmigen Druckes dem Stahle weit weniger nachtheilig ist,
als wenn man diesen auf die übliche Weise mit dem Hammer bearbeitet.
Fig. 8 stellt
eine andere, zu demselben Zwecke dienliche Maschine im Frontaufriß, Fig. 9 im Querschnitt und
Fig. 10
in einem zum Theil im Durchschnitte genommenen Grundrisse dar. Bei dieser Maschine
geschieht das Biegen und Formen mit Hülfe geeigneter Blöcke oder Klötze, von denen
der untere a unbeweglich bleibt, während der obere b in die Höhe gehoben wird, um die gebogene Stange
entfernen und an ihrer Stelle eine ungebogene Stange einführen zu können. Der obere
Block ist an eine Platte c befestigt, an welche die
Leitstange d befestigt ist. Am oberen Ende der Stange
d befindet sich die Frictionsrolle e, gegen welche das Excentricum h wirkt, wenn der obere Block auf die zu biegende Stange oder Platte
niedergedrückt wird. Das Excentricum h befindet sich an
einer Achse i, und ist mit einem bogenförmigen
Einschnitte versehen, durch welchen ein Bolzen m geht,
der an das gabelförmige Ende der Leitstange d befestigt
ist. Die Maschine wird mit Hülfe eines langen Hebels k
in Bewegung gesetzt. Wenn der Arbeiter diesen Hebel in die Höhe hebt, so wird dadurch der obere Block
gehoben, und nachdem die gebogene Platte entfernt und eine andere Platte zwischen
die Blöcke eingeschoben worden ist, so preßt der Arbeiter durch Niederdrücken des
Hebels k das Excentricum h
gegen die Frictionsrolle e; dadurch wird der obere Block
niedergedrückt, so daß er der zwischengelegten Stange oder Platte die geeignete
Krümmung ertheilt. Sollte man es für geeigneter finden diese Maschine durch Dampf
treiben zu lassen, so müßte ein durch Punktirung in Fig. 8 angedeutetes Rad
q an die Welle i
befestigt werden. Dieses Rad würde durch das mit der festen und losen Rolle o an einer Achse befindliche Getriebe n in Bewegung gesetzt, während das Excentricum h durch eine mit einer Lenkstange verbundene Kurbel
ersetzt würde; das untere Ende der Lenkstange würde mit der Leitstange in Verbindung
gesetzt. Der Block a muß mit einer Rinne zur Aufnahme
der an den Federplatten befindlichen Hervorragungen versehen seyn.