Titel: | Ueber den Holzstoff des in der Havana gebauten kreolischen Zuckerrohrs; von Hrn. Casaseca, Director des Instituts für chemische Untersuchungen zur Beförderung der Landwirthschaft in Havana. |
Fundstelle: | Band 112, Jahrgang 1849, Nr. LXIV., S. 284 |
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LXIV.
Ueber den Holzstoff des in der Havana gebauten
kreolischen Zuckerrohrs; von Hrn. Casaseca, Director des Instituts für chemische Untersuchungen zur
Beförderung der Landwirthschaft in Havana.
Aus den Annales de Chimie et de Physique, März 1849,
S. 321.
Casaseca, über den Holzstoff des kreolischen
Zuckerrohrs.
Behufs der Analyse des Zuckerrohrs trocknete man bisher das vorher abgewogene frische
Rohr aus, um durch den Gewichtsverlust den Wassergehalt des frischen Rohrs zu
erfahren; alsdann behandelte man den trockenen Rückstand mit kochendem Wasser, um
ihm alle auflöslichen Substanzen zu entziehen; der so erschöpfte Rückstand wurde
wieder getrocknet, um durch die Gewichtsdifferenz den Gehalt des Rohrs an Zucker und
auflöslichen Substanzen zu erfahren. Dieser letzte trockene Rückstand wurde
lediglich als Holzstoff betrachtet, welcher das Skelett der Pflanze bildet und als
solcher in allen bisher veröffentlichen Analysen, von Avequin,
Peligot, Plagne und Dupuy aufgeführt.
Ich vermuthete jedoch, daß man sich geirrt haben könnte, weil der letzte Rückstand
nicht eingeäschert wurde, um zu erfahren, ob er bloß aus Holzstoff bestehe oder auch
noch mineralische Bestandtheile, wie kieselsaure und andere unlösliche Salze
enthalte. Und doch ist dieß eine sehr wichtige Frage, weil man nur durch die genaue
Kenntniß der in dem Erdreich enthaltenen und von den Pflanzen absorbirten
Mineralstoffe zur Erkenntniß der für den Anbau des Zuckerrohrs geeignetsten
Düngerarten gelangen kann.
Ich erhielt folgende Resultate:
500 Gramme frischen kreolischen Zockerrohrs gaben beim höchst
sorgfältigen
Austrocknen einen Rückstand, welcher
wog
115 Gramme.
Was 23 Procent beträgt.
Dieser Rückstand durch kochendes Wasser erschöpft, dann wieder
getrocknet, wog nur noch 54 Gramme.
Dieß macht 10,80, oder in runder Zahl 11 Procent Holzstoff.
Das kreolische Zuckerrohr, welches ich am 5, 6, 7 und 8 Dec. untersuchte, bestund
mithin in 100 Theilen aus:
Wasser
77
Zucker und auflöslichen
Substanzen
12
Holzstoff
11
––––
100.
Ehe ich an die nähere Untersuchung des Holzstoffs ging, wollte ich die
Zusammensetzung des kreolischen Zuckerrohrs mit derjenigen des geschälten
vergleichen.
Nicht minder interessant war es, eine Vergleichung zwischen diesen und der Rinde
anzustellen, was bisher nicht geschah. Ich unternahm dieß also, sowie die chemische
Untersuchung der unlöslichen Asche des Rohrs und fuhr damit fort bis zum 15 d.
M.
500 Gramme des geschälten Rohrs hinterließen beim Austrocknen
einen Rückstand von 111 Grammen.
Dieser von allen
auflöslichen Substanzen erschöpfte gut getrockneteRückstand wog
30 Gramme
die Differenz von
81 –
––––––––––
entspricht dem Zucker und
andern auflöslichen Substanzen
111.
Zusammensetzung des frischen geschälten
(kreolischen) Zuckerrohrs.
Es enthält in 100 Theilen:
Wasser
77,8
Zucker und andere auflösliche
Substanzen
16,2
Holzstoff
6,0
–––––
100,0.
Hienach beträgt also der Zuckergehalt desselben um ein Drittheil mehr als im nicht
geschälten Rohr, und der Holzstoff fast nur die Hälfte,
ein unerwartetes Resultat, welches nach meiner Ansicht von der größten Wichtigkeit
ist und die Aufmerksamkeit der Pflanzer verdient, vorzüglich aber der
Maschinenconstructeurs für die Zuckersiederei.
500 Gr. Rinde desselben
Rohrs lieferten beim Austrocknen einen Rückstandwelcher wog
152,5
Das Wasser betrug
sonach
347,5
–––––
500,0.
Der mit kochendem
Wasser erschöpfte, dann ausgetrocknete Rückstandwog
95,0
Der dem Zucker und andern
auflöslichen Substanzen entsprechendeGewichtsunterschied war
57,5
–––––
152,5.
Zusammensetzung der Rinde des kreolischen
Rohrs.
Wasser
69,5
Zucker und andere auflösliche
Substanzen
11,5
Holzstoff
19,0
–––––
100,0.
Man wundert sich vielleicht, in dem nicht geschälten Rohr beinahe ebensoviel Zucker
und auflösliche Substanzen zu finden, wie in seiner frischen Rinde. Das kommt daher,
daß die Rinde nur 69,5 Wasser enthielt, das nicht geschälte Rohr aber 77, was etwas
über ein 1/10 mehr beträgt; dieser Unterschied zu Gunsten der Rinde erhöht die
Quantität der beiden andern Factoren, des Zuckers und des Holzstoffs, obgleich in
andern Mengenverhältnissen als im ungeschälten Rohr.
Um den Zuckergehalt zweier Zuckerrohre oder zweier verschiedenen Theile desselben
Rohres zu vergleichen, müssen die beiden getrockneten Rohre verglichen werden, um
den wandelbaren Factor, das Wasser, zu beseitigen. So enthielten 23 Theile
vollkommen getrockneten Rohrs, welche aus 100 Theilen frischen kreolischen Rohrs
erhalten waren, 12 Theile Zucker und 11 Theile Holzstoff; während 23 Theilen
vollkommen getrockneter Rinde nach meiner Analyse nur 8,61 Zucker, beinahe 1/3
weniger, entsprechen.
Der Vorzug des frischen geschälten Rohrs vor dem ungeschälten besteht nicht sowohl in dem um ein Drittheil größern
Zuckergehalt, als in der Verminderung des Holzstoffs um die Hälfte und in der Verschiedenheit der
Härte dieses Holzstoffs, wie wir später sehen werden.
Den Beweis für die Richtigkeit der erhaltenen Resultate liefert folgende
Berechnung:
800 Gramme ungeschälten Rohrs gaben mir 500 Gramme geschälten und 300 Rinde. Das geschälte Rohr gab, nach
obiger Analyse, 30 Gr. Holzstoff. Die 300 Gr. Rinde gaben 57 Holzstoff, was mit der
dritten Analyse genau übereinstimmt. Der Gesammtbetrag des Holzstoffs ist 87 auf 800
Gr. des ursprünglichen frischen Rohrs, was 10,87 Procent entspricht; da nun meine
directe Analyse des Rohrs, ehe es geschält war, 10,80 ergab, so ist klar, daß in der
Praxis kaum eine größere Genauigkeit zu erreichen seyn dürfte.
Es geht ferner daraus hervor, daß wenn ich in 23 Theilen trockenen Rückstandes aus
100 Theilen frischen, ungeschälten kreolischen Zuckerrohrs durch directen Versuch 11
Theile Holzstoffs im Monat December 1848 erhielt, ich in 34,1 trockenen Rückstands,
die ich im Junius 1841 aus derselben Rohrsorte erhielt, 16,3 hätte finden müssen,
und wirklich erhielt ich bei der damals angestellten Analyse (polytechn. Journal
Bd. XCII. S. 124) die Zahl 16,4.
Eine bessere Uebereinstimmung zwischen diesen zwei Arbeiten kann also wohl nicht
stattfinden, obwohl sie zu sehr verschiedenen Zeiten ausgeführt wurden. Der einzige
Unterschied besteht darin, daß das im Jahr 1841 untersuchte kreolische Rohr weniger
Wasser enthielt, nämlich 65,9, das gegenwärtige aber 77.
Das übereinstimmende Resultat dieser zwei Analysen beweist auch, daß das für die
Mühle reife Rohr stets Holzstoff und Zucker in einem constanten Verhältniß enthält
und nur der Wassergehalt veränderlich ist, so daß alle im frischen Rohr zu
bemerkenden Verschiedenheiten einzig und allein von dem mehr oder weniger großen
Wassergehalt desselben abhängen, je nachdem eben durch die Beschaffenheit des Bodens
und die Regenfälle mehr oder weniger Wasser eingesaugt wurde; so zwar, daß in
derselben Menge getrockneten Rohrs gleicher Sorte immer dieselbe Menge Zucker und
Holzstoff enthalten seyn müssen; das Verhältniß zwischen diesen beiden Stoffen wird
wohl in verschiedenen Rohrsorten verschieden seyn, in jeder derselben aber constant
bleiben; das haben wenigstens die Resultate mit dem kreolischen Zuckerrohr ergeben
und es ist zu hoffen, daß das otahaytische, gebänderte und krystallinische Rohr
diese merkwürdige Thatsache bestätigen werden.
Ferner: vergleicht man die erwähnten Resultate mit den von Mac-Culloch in der unter dem Namen Saratoga (Ingenio Saratoga) bekannten Pflanzung erhaltenen (in seinem dem Senate der
Vereinigten Staaten erstatteten, im Jahr 1847 veröffentlichten Bericht, S. 32), so
findet man, daß 100 Theile kreolischen Rohrs ihm 29,5 trocknen Rückstands lieferten,
die nach seinen Erklärungen und den Saft (in der Voraussetzung, daß er 18 Procent
Zucker enthalte) den 70,5 Wassers entsprechend berechnet, 15,47 Zucker geben; wir
können dafür 15,5 und folglich 14 Holzstoff setzen.
Diese Resultate stimmen vollkommen mit den von mir im Jahr 1841 und jetzt erhaltenen
überein; denn da mir 23 Theile getrockneten kreolischen Rohrs 11 Theile Holzstoff
gaben, so entsprechen 29,5 Theile 14,1; der Unterschied von 1/10 auf 100 Theile
Rohrs, oder von 1 Theil auf 1000, zwischen den Resultaten unserer Analysen ist
geringfügig und bestätigt meine Behauptung, daß in einer und
derselben Zuckerrohrsorte, welche zur Mühle reif ist oder das gehörige Alter
hat, immer ein constantes Verhältniß zwischen Zucker und Holzstoff stattfindet,
folglich in einer gegebenen Menge vollkommnen trocknen Rohrs eine bestimmte
Menge Zuckers enthalten ist.
Nachdem dieser Satz hinsichtlich des kreolischen Rohrs einmal feststund, untersuchte
ich den durch kochendes Wasser aller seiner auflöslichen Substanzen erschöpften
Holzstoff.
Ich verbrannte 30 Gramme Holzstoff vom geschälten Rohr in einer Platinschale, und da
noch einige Kohlentheilchen in der Asche zurückblieben, so äscherte ich diese
neuerdings in einem Platintiegel über einer Aëlopile ein, dessen Flamme ihn
vollkommen zum Rothglühen brachte; ich erhielt nun eine graulichweiße Asche. Sie wog
0,805 Gr., und da sie von 500 Gr. frischem geschältem Rohr herrührte, so entspricht
dieß 1,6 in Wasser unauflöslicher Asche auf 1000 Theile dieses Rohrs.
Dieselbe Behandlung von 57 Gr. Holzstoff aus 300 Gr. frischer Rinde desselben Rohrs
lieferte 0,685 Gr. unlöslicher Asche, wovon 1/3 = 0,228 Gr. auf 100 Rinde, oder 2,28
auf 1000 Theile frischer Rinde kreolischen Zuckerrohrs.
Addirt man diese zwei Resultate, so erhält man 0,805 + 0,685 Gramme = 0,490 Gr. auf
800 Gr. des ursprünglichen ungeschälten Rohrs, was 1,86 unlöslicher Asche auf 1000
Theile desselben Rohrs entspricht, und da die auflöslichen Salze nach meiner Analyse vom Junius 1841
darin nur 1,4 in 1000 ausmachen, so erhellt, daß die Menge der
unlöslichen Salze des kreolischen Rohrs größer ist als die der löslichen
Salze.
Das Verhältniß der unlöslichen Salze im geschälten Rohr und in der Rinde, bei
gleichen Theilen beider, ist = 1 : 1,4.
Die Untersuchung der erhaltenen unlöslichen Asche ergab, daß diejenige des geschälten
Rohrs aus kieselsaurem Kalk mit Spuren von Eisen und Mangan besteht, während
diejenige der Rinde, neben dem kieselsauren Kalk viel kieselsaures Eisen enthält,
weßhalb sie dunkelgrau erscheint. Folgendes ist ihre Zusammensetzung.
Zusammensetzung der unlöslichen Asche des
geschälten kreolischen Zuckerrohrs.
Kieselerde die man in mikroskopischen Prismen krystallisirt
erhält
68,57
Kalk mit Spuren von Eisen und Mangan
31,43
––––––
100,00.
Zusammensetzung der unlöslichen Asche der
Rinde.
Kieselerde mit viel kieselsaurem Eisen und einer kleinen
Menge kieselsauren
Mangans
68,90
Kalk mit Spuren von Eisen und Mangan
31,10
–––––
100,00
Die Kieselerde wurde durch Behandlung der Asche mit Wasser, welches mit reiner
Salpetersäure geschärft war, mittelst 5–6stündiger kalten Digestion erhalten.
Es wurde auf diese Weise aller Kalk mit etwas Eisen und Mangan aufgelöst und die
Kieselerde blieb, wenn sie vom geschälten Rohre kam, beinahe rein und in Prismen
krystallisirt zurück; minder scharf krystallisirt und unrein aber, wenn sie von der
Rinde gewonnen war.
Wahrscheinlich kömmt der kieselsaure Kalk als kieselsaures Kali in das Zuckerrohr und
später erst schwefelsaurer Kalk, wodurch eine doppelte Zersetzung entsteht; das sich
bildende schwefelsaure Kali geht sodann in den Saft über und der Holzstoff eignet
sich den kieselsauren Kalk an.
Diese Erscheinung, welche zu den doppelten Zersetzungen jener auflöslichen Salze
gehört, die in Folge derselben ein unauflösliches Salz zu bilden vermögen, kann uns
viel weniger verwundern als die wechselseitige Zersetzung des Kochsalzes und
schwefelsauren Kalks, welche zwei noch löslichere Salze bilden, nämlich schwefelsaures
Natron und Chlorcalcium, eine bei Seepflanzen vorkommende Erscheinung, welche gar
nicht anders erklärt werden kann als durch den Einfluß der Lebenskraft, welche die
Bildung des zur Entwickelung der Pflanze nothwendigen Körpers vermittelst der
dargebotenen Elemente veranlaßt; die Seepflanze eignet sich so die Säure und das
Alkali des schwefelsauren Natrons an, wogegen sie das Chlorcalcium, dessen sie nicht
bedarf, durch ihre Wurzeln ausstößt.
Hinsichtlich der Assimilirung des kieselsauren Kalks im Holzstoff muß man annehmen,
daß dieses Salz in die Bildung des Skeletts der Pflanze auf dieselbe Weise eingeht,
wie der mit etwas phosphorsaurer Talkerde gemischte phosphorsaure Kalk, welcher ein
Bestandtheil der thierischen Knochen wird und mit kohlensaurem Kalk verbunden, den
harten Widerstand leistenden Theil ihres Skeletts ausmacht.
Die Kieselerde ist in Hrn. Peligot's erster AbhandlungPolytechn. Journal Bd. LXXV S.
227. nicht erwähnt, aber in seinem Bericht an den Marineminister unter den
mineralischen Bestandtheilen des Safts aufgeführt; es ist auch außer Zweifel, daß
man bei sorgfältiger Untersuchung der Salze des Safts kieselsaures Kali oder Natron
finden werde.
Aus dem Allem ist also zu schließen, daß wirklich ein bedeutender Unterschied
stattfindet zwischen geschältem und nicht geschältem Zuckerrohr, nicht nur in Bezug
auf den Zuckergehalt, sondern auch weil ersteres nur halb so viel Holzstoff enthält
als letzteres und sein Holzstoff biegsamer und nicht so hart ist, indem er nur
kieselsauren Kalk enthält, während der Holzstoff des letztern viel kieselsaures
Eisen enthält, welches ihm Consistenz ertheilt.
Wäre es daher möglich das Zuckerrohr zu schälen, so würde dieß bedeutende Vortheile
in der Zuckerfabrication gewähren, selbst bei dem gewöhnlichen Mühlensystem, weil
das Walzen des Rohrs dann viel leichter zu bewerkstelligen wäre, der ausgepreßte
Saft heller und klarer würde, und man von derselben Menge Flüssigkeit mehr Zucker
erhielte, überdieß mit der Läuterung und den folgenden Operationen weniger Verlust
verbunden wäre. Dieser Mehrertrag würde den wenigen Zucker welcher in der Rinde und
im ausgepreßten geschälten Rohr zurückbliebe, sicherlich ersetzen; ich glaube
übrigens, daß wenn das Rohr gut geschält ist, der Verlust nicht über ein Drittheil
des gesammten Zuckergehalts im ursprünglichen Rohr betragen würde, und so viel bleibt bei dem
jetzigen System in der Bagasse (dem ausgepreßten Rohr) zurück; überdieß hat man
jenen Zuckerverlust gar nicht zu bedauern, weil die Rinde so hart ist, daß durch das
Auspressen derselben in den Mühlen gewiß sehr wenig Saft gewonnen würde. Uebrigens
werde ich durch neue Versuche genau ermitteln, ob man wirklich weniger Saft als bei
der bisherigen Methode erhielte.
Sind aber die Vortheile des geschälten Rohrs schon beim gegenwärtigen Mühlensystem
groß, um wie viel größer wären sie erst beim Macerationsverfahren?Ich muß bei dieser Gelegenheit einen Einwurf erörtern, welcher bezüglich
meiner ersten Abhandlung über das kreolische Zuckerrohr in der Akademie der
Wissenschaften gemacht wurde. Man hielt damals (März 1844) die von mir
berechnete Menge Wassers zur Maceration des Zuckerrohrs für zu hoch
angesetzt; man sagte, sowie bei der Fabrication des Salpeters eine bereits
salpetersauren Kalk und Magnesia enthaltende Auflösung angewendet wird, um
neue Quantitäten von Salpeter aufzulösen, könne man auch Rohrsaft anwenden,
um den Zucker des getrockneten Rohrs aufzulösen.Die HHrn. Pelouze und
Boussingault,
Commissionsmitglieder, hätten aber darauf antworten können, daß es sich hier
nicht um mineralische, sondern um organische Substanzen handle, was ein
großer Unterschied ist:1) würde der Saft das getrocknete Zuckerrohr viel langsamer auflösen als
bloßes Wassers überdieß läßt sich der Saft nicht aufbewahren, ohne in
Gährung überzugehen;2) der Vortheil der Maceration sollte darin bestehen, daß die Mühlen
entbehrlich werden und man mehr Zucker erhält; nun wäre dieß aber ein
gemischtes Verfahren; die Hälfte des Rohrs würde ausgepreßt, die andere
getrocknet und es würde auf diese Weise ein zum Theil nichtstragendes
Capital in der Mühle stecken, die nur die Hälfte ihrer möglichen Arbeit zu
leisten hätte, und die Kosten würden sich durch die gleichzeitige Anwendung
des Macerirsystems noch erhöhen;3) endlich, und das ist der schlagendste Grund, wäre die Maceration des Rohrs
mittelst des Saftes unausführbar, weil dieser sich in Syrup umwandeln würde,
wo es dann nicht mehr möglich wäre ihn durch Kalk zu läutern, noch ihn
gehörig durch Thierkohle zu filtriren, so daß also der Zucker verdorben
wäre.Diese Gründe, welche auf Schwierigkeiten beruhen, die nur derjenige gehörig
zu beurtheilen vermag, welcher sie in einer Pflanzung, wo Zucker bereitet
wird, vor Augen hat, werden von der Commission der Akademie hoffentlich
anerkannt werden. Das Rohr in Scheiben zu zerschneiden und auszutrocknen, wäre eine viel
leichtere Behandlung desselben als die gegenwärtige; das seiner Rinde beraubte Rohr
würde kein Cerosin (Wachs) mehr enthalten, welches
dasselbe wie ein Firniß überzieht, und der nachtheilige Einfluß dieser Substanz beim
Decken des Zuckers würde verschwinden. Dieses Cerosin scheint sich durch sein
Schmelzen im kochenden Wasser und sein Erstarren beim Krystallisiren des Zuckers der
Gewinnung eines gut gereinigten kaufrechten Zuckers bei der in Frankreich versuchten
Maceration des ungeschälten Rohrs widersetzt zu haben. Ich habe noch darauf
aufmerksam zu machen, daß man, da das getrocknete Rohr eine constante Zusammensetzung hat,
durch das Gewicht desselben immer die Zuckermenge genau wüßte, mit der man es zu
thun hat, und die Menge des Wassers darnach bestimmen könnte, so daß man mit
derselben Zuckerrohrsorte auch immer gleiche Resultate erhielte. Ueberdieß würde die
Rinde ebensoviel, vielleicht aber noch besseres Brennmaterial liefern als
gegenwärtig die Bagasse repräsentirt; bei dem bisherigen Macerationsverfahren bleibt
keine Bagasse, weil der Holzstoff zerrieben und dann nicht mehr benutzt wird. Es
wäre daher von sehr großem Nutzen, eine zum Schälen (Entrinden) des Zuckerrohrs
taugliche Maschine zu besitzen, und ich halte es nicht für unmöglich eine solche zu
construiren.