Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 112, Jahrgang 1849, Nr. , S. 155
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Miscellen. Miscellen. Ueber Locomotiven. In den Werkstätten der Eisenbahn von Paris nach Orleans wurde kürzlich unter der Leitung des Ober-Ingenieurs Camille Polonceau ein sehr interessanter Versuch angestellt. Der Ober-Ingenieur des Bergwesens, Lechatellier, war im Lauf seiner ausgedehnten und gründlichen Untersuchungen über die Ursachen des Deraillirens der Locomotiven durch Berechnung zu der Ueberzeugung gelangt, daß diese Ursachen zu einem nicht kleinen Theil in den Störungen des Gleichgewichts liegen, welche die Bewegung der einzelnen Maschinentheile bewirkt. Seiner Ansicht nach konnte das Zusammenwirken der senkrechten und der wagrechten Schwankungen, welche durch das Spiel der die Arbeit des Dampfes übertragenden Maschinentheile bewirkt werden, in vielen Fällen hinreichen, um die Locomotive aus dem Geleise zu bringen. Indem er die Wirkungen der in diesem Sinne thätigen Kräfte in ihren respectiven Entfernungen vom Schwerpunkte der Maschine betrachtete, gelangte er zu einer annähernden Bemessung des Einflusses jener Schwankungen auf den Gang der Locomotive, und es war nun die Aufgabe, die Richtigkeit seiner Berechnungen durch einen Versuch zu prüfen, welcher darin bestand, daß man eine in voller Arbeit befindliche Locomotive von dem Einflusse der Reibung der Räder auf den Schienen befreite, d.h. über dem Boden aufhängte. Eine Stephenson'sche Locomotive von dem System derer, welche auf der französischen Nordbahn gehen, wurde an vier Punkten aufgehängt, geheizt und in Gang gesetzt. Bleistifte, welche an den Winkeln des Rahmens der Maschine befestigt waren, zeichneten die Schwankungen auf und gaben hiedurch das Maaß derselben an, während die Geschwindigkeit der Bewegung der Locomotive nach der Zahl der Umdrehungen der Räder bemessen und neben den durch die Bleistifte verzeichneten Schwankungen bemerkt werden konnte. Das Resultat des Versuches bestätigte die Angaben von Lechatellier auf eine merkwürdige Weise; die Schwankungen ergaben sich genau so wie er sie bestimmt hatte, und die Masse der Locomotive bewegte sich unter dem Einfluß der durch das Spiel ihrer Theile bewirkten Störungen des Gleichgewichts mit vollkommener Regelmäßigkeit. Man versuchte nun die beobachteten Schwankungen, wenigstens die wagrechten, welche hauptsächlich als Ursachen des Deraillirens der Locomotive anzusehen sind, zu paralysiren, indem man die arbeitenden Maschinentheile in Rücksicht auf die Achse der Locomotive ins Gleichgewicht setzte. Gegengewichte, deren Größe man berechnete, wurden an den Rädern angebracht, die Locomotive sofort wieder in Gang gesetzt und die Schwankungen waren verschwunden. Der Versuch wurde nun auf der Bahn wiederholt und die Locomotive erst ohne und dann mit Gegengewichten mit einer Geschwindigkeit von 90 Kilometern die Stunde in Bewegung gesetzt. Man erhielt dieselben Resultate. Ohne Gegengewichte zeigte die Locomotive die bekannten Schwankungen in der geradlinigen Bewegung. Mit Gegengewichten bewegte sich die Locomotive vollkommen regelmäßig und ohne die mindeste Schwankung in der Achse des Geleises. (Eisenbahnzeitung, Januar 1849, N. 949.) Ueber Cavé's Verfahren die Krustenbildung in den Dampfkesseln zu verhüten. Cavé's Verfahren die Krustenbildung in den Dampfkesseln zu verhüten (polytechn. Journal Bd. CX S. 315) hat sich vollkommen bewährt. Dasselbe ist sehr leicht anzuwenden und kostet fast gar nichts, denn es besteht darin, in den Dampfkessel eichene Scheite zu bringen, welche man zusammenbindet und so aufhängt, daß sie sich nicht auf Kesseltheile stützen, die dem Feuer direct ausgesetzt sind. Man ersetzt diese Scheite jeden Monat durch neue. Das Holz braucht nicht trockenes zu seyn, sondern es ist im Gegentheil wesentlich daß es grünes sey. Er rechnet von demselben 2 bis 3 Kilogramme auf die Pferdekraft, je nach der Beschaffenheit des Wassers. Nach einigen Tagen zersetzen sich die Scheite auf eine merkliche Weise; ein Theil löst sich auf und das Wasser wird stark schwarz gefärbt. Uebrigens hat dieses Verfahren weder auf den Dampf noch auf die Maschine irgend einen Einfluß. Diese Zersetzung des Holzes verhindert aber jede Krustenbildung im Kessel, der entstehende Niederschlag mag noch so bedeutend seyn; letzterer bleibt schlammig und adhärirt dem Kesselmetall niemals. Hr. Cavé glaubt, daß es wohl angehe, mittelst eines Dampfstrahls oder des verlorengehenden Dampfs das Speisewasser zu erhitzen, bevor es in den Kessel gelangt, nämlich in einem Gefäße, worin man eichene Scheite auf angegebene Weise angebracht hat, und so dem Wasser alle diejenigen salzigen Substanzen zu entziehen, welche Niederschläge und Krusten bilden können. Bei diesem Verfahren brauchte der KesselKeffel fast niemals gereinigt zu werden, was eine bedeutende Ersparniß wäre. (Moniteur industriel, 1849, Nr. 1327.) Ueber excentrische Universalmühlen. In einem kleinen Werkchen „Ueber excentrische Universalmühlen, Zofingen 1848“ macht der Verfasser desselben, J. H. Kraut, Ingenieur, Vorschläge zur Verbesserung der von Bogardus erfundenen patentirten excentrischen Mühlen, welche dieselben in durchaus veränderter Form erscheinen lassen und für die Praxis von solcher Bedeutung werden dürften, daß sie wichtig genug sind, um unsere Leser damit näher bekannt zu machen. Die beiden Mahlscheiben bestehen bekanntlich aus zwei schon ihrer äußeren Form nach wesentlich verschiedenen Theilen. Der mittlere Theil derselben bis etwa zur Hälfte des Halbmessers, also etwa ein Viertel der Scheibe, ist mit schneckenförmig gewundenen Canälen, die vom Centrum gegen die Peripherie verjüngt auslaufen, versehen, während gegen den äußern Theil derselben concentrische, gegen die Peripherie zu kleiner werdende scharfe Vertiefungen der Scheibe die ihrer Bestimmung nöthige Rauhheit geben. Beim Gebrauch ist der letztere Theil der Abnutzung weit mehr ausgesetzt als der mittlere, während dieser bei stumpfgewordenen Scheiben dem Schärfen ungleich größere Schwierigkeiten entgegensetzt, deren Kosten nicht selten die der Anschaffung erreichen möchten, was viele Besitzer veranlaßte, die Scheiben durch neue zu ersetzen. Dieser Uebelstand, der namentlich für jene Besitzer um so empfindlicher seyn mußte, die von Gießereien weit entfernt waren, stand bisher dem Emporkommen der Mühlen hemmend entgegen und soll nun durch die vorgeschlagenen Verbesserungen gehoben werden. Der Verfasser schlägt vor, den mit schneckenförmigen Canälen versehenen Theil der Mahlscheibe (Curvenscheibe) aus einem besonderen Stücke anzufertigen, so daß bei vorkommenden Schärfungen man nicht nöthig hat die Canäle zu vertiefen, sondern die ganze Scheibe tiefer zu legen, was durchaus keinen Schwierigkeiten unterliegt, und also von entschiedenem praktischem Vortheile ist. Den äußeren Theil der Scheibe, der durchs Mahlen ungleich stärker angegriffen wird, theilt er nun wieder in zwei concentrische Theile, und läßt den äußeren, der sich am stärksten abnutzt, aus Stahl anfertigen und ihn ebenso wie die Curvenscheibe in die Mahlscheibe einsetzen und durch Schrauben befestigen. Daß eine Mühle, auf diese Weise construirt, den möglichsten Anforderungen entsprechen werde, unterliegt keinem Zweifel, und es kann das Streben des Ingenieur Kraut deßhalb nur lobend erkannt werden. Die Darstellung des Gegenstandes betreffend, ist dieser sowohl für Mühlenbauer als Besitzer berechnet. Die für letztere berechnete Beschreibung ist so anschaulich und faßlich behandelt, daß jedem dadurch die Mittel gegeben sind, die Mühle sowohl in ihren einzelnen Theilen als in ihrer Zusammensetzung genau kennen zu lernen, und es ist deßhalb dieß Werkchen für Bäcker, Bierbrauer, Branntweinbrenner, Gypsmüller etc. eine eben so willkommene Erscheinung, als die Erfindung der Mühle selbst für sie von entschiedenem Vortheile ist. Mit den für Mühlenbauer gegebenen Anweisungen kann sich Schreiber dieses nicht überall mit dem Verfasser einverstanden erklären. So sagt er z.B. Seite 10: „Es bleibt dem Modellmacher überlassen, die Schrift der Zähne zu bestimmen.“ Nun sind aber alle Dimensionen der Räder abhängig vom Druck, dem sie zu widerstehen und der Geschwindigkeit, mit der sie sich zu bewegen haben. Es hat sich deßhalb der Constructeur in ganz bestimmten Gränzen zu bewegen, wenn er keine Mißverhältnisse schaffen will. Aehnliches läßt sich von Stellen auf Seite 8 und 36 sagen. Hatte der Verfasser auf solche Verhältnisse aufmerksam gemacht, so hätte sein Werkchen unstreitig einen höhern Werth. Die äußere Ausstattung des Werkchens betreffend, sind Druck und Papier gut, während die beigegebenen Zeichnungen hierüber deutlich in einem praktisch durchaus vortheilhaften Maaßstab ausgeführt sind, so daß namentlich jene, welche die Mühle in ihren einzelnen Bestandtheilen darstellen, nichts zu wünschen übrig lassen; es verdient deßhalb das Werkchen dem Publicum eben so sehr empfohlen zu werden, als zu wünschen ist. der Verfasser möge seine Kräfte auch für die Zukunft diesem Theile der Literatur widmen. (Mannheimer Gewerbvereinsblatt, 1849 Nr. 2.) Ueber den Einfluß der Feuchtigkeit des Windes auf den Gang der Hohöfen; von Richard. Man beobachtet sehr oft, daß der Gang der Oefen, worin eine sehr hohe Temperatur herrschen muß, durch ein sehr heißes Wetter gestört wird, besonders wenn die schwüle Luft ein bevorstehendes Gewitter anzeigt. Dieser Einfluß ist für die Hohöfen sehr nachtheilig; man muß dann mehr Brennmaterial aufwenden, um dieselbe Qualität und Quantität von Roheisen zu erzeugen wie bei gewöhnlicher Witterung. Man schreibt jetzt allgemein diese Wirkung dem größern Wassergehalt der atmosphärischen Luft zu. In den Gebäuden, worin sich die durch eine Dampfmaschine getriebenen Gebläse der Hohöfen befinden, ist die Luft ungemein schwül; man gestattet der äußeren Luft nur einen beschränkten Zutritt, ohne Zweifel um die Dampfcylinder nicht zu sehr abzukühlen. Es wäre sehr interessant, hygrometrische Versuche in dieser Hinsicht anzustellen, jedenfalls muß diese Luft einen bedeutenden Wassergehalt haben. Es könnte daher in Bezug auf den Gang der Hohöfen und den Brennmaterial-Verbrauch sowohl für den Hohofen als die Dampfmaschine, nur vortheilhaft seyn, solche Hohöfen mit Luft zu speisen, welche außerhalb des Gebäudes der Dampfmaschine geschöpft wird. Diese Abänderung des jetzigen Verfahrens wäre nicht kostspielig; für die stärksten Gebläsemaschinen des Continents würde es genügen, die äußere Luft den Saugventilen durch ein Rohr aus Eisenblech von 1 bis 2 Millimeter Dicke und 40 Centimeter Durchmesser zuzuführen. Dieses Rohr müßte vorzugsweise auf der nördlichen Seite des Gebäudes ausmünden, weil dort der Einfluß der Sonne auf die Temperatur-Erhöhung am wenigsten merklich ist. (Moniteur industriel, 1848, Nr. 1304.) Ueber das an den Ufern des Obersees in den nordamerikanischen Vereinigten Staaten vorkommende Gediegen-Kupfer; von Cordier. Schon vor einiger Zeit wurden an den mittäglichen Ufern des Obersees in den nordamerikanischen Vereinigten Staaten mithin sich erstreckende Lager von Gediegen-Kupfer entdeckt. Ueber 120 Compagnien sind gegenwärtig mit der Ausbeutung dieser in jeder Hinsicht höchst merkwürdigen Lager beschäftigt. Das Kupfer befindet sich darin beständig in gediegenem Zustand und ohne alle Beimengung seiner Vererzungsstoffe, welche das Ausbringen des reinen Metalls bekanntlich so langwierig und kostspielig machen. Inmitten eines weitausgedehnten Gebirges von Augit-Porphyr, welcher in oft mandelsteinartige, braune Wacke übergegangen ist, findet sich das Metall in Stücken jeder Größe und von unregelmäßiger Gestalt zerstreut. Die metallischen Theile sind bald in das Gestein gleichsam eingeknetet, bald füllen sie unregelmäßige Adern in weißem Kalkspath, weißem Datolith und grünem Epidot aus. Ich bin im Besitz einer 50 Kilogr. schweren und sehr wenig Gangart enthaltenden Masse dieses Gediegen-Kupfers, von welchem unlängst in Havre eine Ladung von mehreren Tausend Kilogrammen ankam. Dieses Kupfer ist von außerordentlicher Zähigkeit und Reinheit und enthält kaum einige Zehntausendstel Schwefel und Silber. Einer Ausnahme jedoch muß ich erwähnen, die eben so wichtig als sonderbar ist. An dem einen Ende dieses Kupferstrichs, nämlich da wo das Kupfer sich etwas minder reichlich zeigt, tritt Gediegen-Silber an seine Stelle, welches sich in dem Gestein oder gar im Kupfer selbst, in sehr feinen, gewöhnlich nicht sehr deutlichen, zuweilen jedoch 1 Centimeter dicken Partien zerstreut befindet. Das gemeinschaftliche Vorkommen der beiden Metalle in gediegenem Zustande ist eine ganz neue Thatsache. Nach der Versicherung von Prof. Levret zu Havre und den Bankiers Green und Comp. daselbst, den Empfängern dieser Sendung, bekommt man beim Schmelzen dieser letztern Erze ein Kupfer, welches etwa ein Zwanzigstel Silber enthält. Wenn, wie wahrscheinlich, diese Entdeckungen einen großen Erfolg haben, so sind die Vereinigten Staaten, welche bereits reiche Eisen- und Anthracit-Lager besaßen und die Bleilager am obern Mississippi sowie die an das Fabelhafte gränzenden Goldlager in Californien auszubeuten nicht versäumen werden, als das mit mineralischen Reichthümern gesegnetste Land zu betrachten. (Comptes rendus, Febr. 1849, Nr. 6.) Ueber die Verfälschungen des Chloroforms und die Mittel sie zu erkennen; von Dorvault. Ungeachtet der Verbesserungen, welche in der Bereitung des Chloroforms gemacht wurden, welche es zu einem sehr mäßigen Preise zu geben gestatten, blieb dieses Product doch nicht von Verfälschungen verschont. Dazu kommt noch, daß sich diese Substanz freiwillig zersetzen kann (worauf Dorvault in Paris und Morson in London gleichzeitig aufmerksam machten), bei welcher Veränderung es Salzsäure, Chlor und unterchlorige Säure liefert. Um diese Zersetzung des Chloroforms zu vermeiden, ist es gut dasselbe in Flaschen aus blauem oder schwarzem Glase aufzubewahren, oder nach Morson unter Wasser. Wenn sich das Chloroform von selbst verändert hat, ist die gewöhnliche Reinigung das einzige Mittel um es zum medicinischen Gebrauch geeignet zu machen. Die fremdartigen Substanzen, welche man bisher in dem Chloroform fand, sind: Alkohol, Chlor, Salzsäure, unterchlorige Säure, Chlorwasserstoffäther und gewöhnlicher Aether, die Methylverbindungen, Aldehyd, Wasser und fixe Substanzen. Alkohol. – Es kam Chloroform vor, welches 50 Proc. Alkohol enthielt, in Folge absichtlichen Zusatzes oder einer unvollständigen Reinigung. Der Alkohol vermindert immer die Dichtigkeit des Chloroforms. Es wurden mehrere Verfahrungsarten vorgeschlagen, um die Gegenwart des Alkohols im Chloroform zu erkennen: 1) Soubeiran empfahl einen Tropfen des verdächtigen Chloroforms in eine Mischung von gleichen Theilen destillirten Wassers und concentrirter Schwefelsäure zu gießen, welche nach dem Erkalten eine Dichtigkeit von 1,440 hat. Das reine Chloroform muß sich auf den Boden begeben, während das alkoholhaltige auf der Oberfläche schwimmt. Bei diesem Verfahren kann man sich aber täuschen, denn wenn man das Ganze stark schüttelt, trennt sich der Alkohol vom Chloroform, welches dann auf den Boden des Gefäßes sinkt; und wenn man andererseits nicht umrührt, können sogar Tropfen von reinem Chloroform auf der Oberfläche der Probeflüssigkeit zurückbleiben. 2) Das alkoholhaltige Chloroform brennt mit Flamme. Diese Eigenschaft besitzt aber auch das mit Aetherarten, Aldehyd etc. verfälschte Chloroform. 3) Mialhe probirt das Chloroform, indem er einen oder mehrere Tropfen desselben in eine Röhre gießt, welche Wasser enthält; wenn das Product rein ist, muß es durch das Wasser sinken und dabei seine Durchsichtigkeit behalten, während das unreine dabei milchig wird. Letheby empfahl dieses Verfahren zur quantitativen Bestimmung des Alkohols, womit Chloroform verfälscht ist. Man gießt 30 Tropfen Chloroform in eine enge graduirte Glasröhre, bemerkt das Niveau der Flüssigkeit, setzt dann 8 Gramme destillirten Wassers zu und schüttelt die Mischung; dann läßt man sie eine oder zwei Stunden absetzen. Das Chloroform sammelt sich am Boden der Flüssigkeit und die Abnahme seines Niveau zeigt an, wie viel Alkohol es an das Wasser abgab. Dieses Verfahren ist aber mangelhaft, weil das Chloroform in Wasser merklich auflöslich ist und im vorliegenden Falle die Auflöslichkeit desselben noch größer wird in Folge der Vermischung des Wassers mit dem verfälschenden Alkohol. 4) Nach Letheby ist das Eiweiß ein Probirmittel des Chloroforms. Wenn letzteres rein ist, bringt es das Eiweiß nicht zum Gerinnen; wenn es aber Alkohol enthält, macht es das Eiweiß gerinnen. Dieses Reagens ist sehr empfindlich. (Chloroform, welches Alkohol enthält, bildet nach Cattell grünes Chromoxyd, wenn man es mit ein wenig chromsaurem Kali und Schwefelsäure versetzt.) Chlor. – Das Chloroform enthält Chlor, wenn es unvollständig gereinigt wurde. Salpetersaures Silber, welches das reine Chloroform nicht trübt, fällt das chlorhaltige. Chloroform, welches Chlor enthält, zerstört übrigens die Pflanzenfarben. Salzsäure. – Das Chloroform kann Salzsäure enthalten, entweder in Folge mangelhafter Bereitung oder in Folge einer eingetretenen freiwilligen Veränderung. In diesem Falle trübt es das salpetersaure Silber und röthet das blaue Lackmuspapier. Unterchlorige Säure. – Sie entsteht ebenso wie die Salzsäure und wird auch durch dieselben Reagentien erkannt; nur wird das blaue Lackmuspapier nach dem Röthen von ihm gebleicht. Chlorwasserstoffäther. – Er entsteht ebenfalls bei der freiwilligen Zersetzung des Chloroforms. Um ihn zu entdecken, behandelt man das verdächtige Chloroform mit Wasser und destillirt die Mischung im Wasserbad. Die zuerst übergehenden Producte riechen merklich nach leichtem Salzäther. Aether. – Es kam auch Chloroform vor, welches gewöhnlichen Aether (Schwefeläther) enthielt. Dieser Betrug ist leicht zu erkennen, weil eine solche Mischung eine geringere Dichtigkeit hat und mit Flamme brennt. Aldehyd. – Man erkennt es daran, daß es das frisch gefällte Silberoxyd reducirt; auch wird solches Chloroform, mit Aetzkali versetzt und erwärmt, sich braun färben. Methylverbindungen. – Letheby hat zuerst auf diese Verfälschung aufmerksam gemacht, leider konnte er aber zur Entdeckung derselben kein anderes Mittel angeben als die Wirkung derselben auf den Organismus: Kopfschmerz, allgemeine und rasche Erschlaffung. Wasser. – Das Chloroform löst wie der Aether ein wenig Wasser auf, welches man ihm durch geschmolzenen salzsauren Kalk entziehen kann. Fixe Substanzen. – Es sind solche, welche das Chloroform auflösen kann. Beim Erwärmen des Chloroforms im Wasserbad verdunstet es und die fixen Substanzen bleiben zurück. Chloroform, welches Alkohol, Chlor, Salzsäure enthält, wirkt kaustisch auf die Haut und kann sehr gefährliche Zufälle veranlassen. Reines Chloroform besitzt also folgende Eigenschaften: 1) es ist vollkommen durchsichtig; 2) es verflüchtigt sich vollständig; 3) seine Dichtigkeit beträgt bei 12° R. 1,49; 4) es hat einen ätherischen Geruch, den Renettenäpfeln ähnlich, und einen ätherischen, zugleich scharfen und süßen Geschmack; 5) in Alkohol und Aether löst es sich in allen Verhältnissen auf; 6) in einer Mischung aus gleichen Theilen Wasser und Schwefelsäure sinkt es auf den Boden; 7) das blaue Lackmuspapier wird von ihm weder geröthet noch gebleicht; 8) es darf, wenn es durch Wasser sinkt, nicht opalisirend werden; 9) es wird durch salpetersaures Silber nicht gefällt; 10) das Albumin (vom Weißen der Eier) bringt es nicht zum Gerinnen; 11) beim Annähern eines brennenden Körpers fängt es nicht Feuer; 12) wenn man die Haut damit einreibt, bringt es bloß eine Röthung hervor, ohne Blasen zu ziehen. (Journal de Chimie médicale, Jan. 1849, S. 41.) Ueber die Entsäuerung des Weins; von Dr. Andrew Ure. Hr. Prof. J. v. Liebig hat gefunden, daß die meisten Rheinweine eine gewisse Menge freier Weinsäure enthalten, besonders wenn sie seit langer Zeit abgelagert sind, und er schlug als Mittel zur Entsäuerung dieser Weine vor, sie mit neutralem weinsaurem Kali zu versetzen, welches mit der freien Weinsäure Weinstein bildet, wodurch sich 8 Zehntel der freien Weinsäure ausscheiden. Durch diesen Zusatz erhalten Weine, welche wegen überschüssiger Säure an Güte verloren, ihre Lieblichkeit und ihren milden Geschmack wieder (man vergl. polytechn. Journal Bd. CVIII S. 299). Die Säuerlichkeit der Weine wird aber nicht immer durch Weinsäure veranlaßt, und ich habe gefunden, daß wenn die freie Säure Essigsäure ist, beim Zusatz von neutralem weinsaurem Kali ebenfalls ein Niederschlag von Weinstein entsteht. Um es zu beweisen, unterwarf ich einen so veränderten Wein der Destillation, und nachdem ich so die Essigsäure und den Alkohol abgeschieden hatte, erschöpfte ich den Rückstand mit lauwarmem Wasser und goß in die erhaltene Auflösung einen Ueberschuß von neutralem weinsaurem Kali; es entstand kein Niederschlag von Weinstein und das Gegentheil fand statt, als ich die destillirte Flüssigkeit mit dem Kalisalz versetzte. (Journal de Chimie médicale, April 1849, S. 181.) Caho, ein als Zunder dienendes Pflanzenproduct aus den Hochebenen Nordafrika's. Dasselbe hat das Aussehen einer Kugel von Baumwolle und, vollkommen entwickelt, ungefähr die Große einer Haselnuß. Man findet es daselbst auf einer Pflanze, der Artemisia odoratissima Desf., und zwar gewöhnlich mehrere auf einer Pflanze. Es besteht aus kleinen weißlichen Fäden, die sich von einem, aus einer Verlängerung der Rinde bestehenden Mittelpunkt strahlend nach der Peripherie erstrecken. Da wo es auf der Pflanze aufsitzt, findet man in einer Höhlung ein Insect. Dieses Product leistet den Einwohnern sehr gute Dienste als Zunder und fängt in jedem Grade seiner Entwickelung augenblicklich Feuer. Man findet es in großer Menge. Guyon. (Journal de Chimie médicale, Januar 1849.) Ueber den Einfluß vorheriger Kalkung auf die Knochendüngung. So anerkannt die Vortheile der Knochendüngung sind ist der Erfolg derselben doch sehr ungleich und oft nicht befriedigend. So wurde in Cheshire die Beobachtung gemacht, daß wenn die Felder vorher gekalkt worden waren, dann die Wirkung der Knochen eine viel geringere ist. Johnston's Untersuchungen, um die Ursache hievon zu ergründen, ergaben Folgendes: bei an Kalk so armem Erdreich, wie in Cheshire, ist die gute Wirkung der Knochen bloß Folge des in ihnen enthaltenen Kalks und von ihrer Phosphorsäure ganz unabhängig; da nun eine vorausgehende Kalkung diesen Dienst zum Theil verrichtet, so kann die nachherige Anwendung von Knochen nicht mehr von großer Wirkung seyn. Ferner beruht die Hauptwirkung der Knochen, wenigstens was ihre mineralischen Bestandtheile anbelangt, im phosphorsauren Kalk, den sie der Erde liefern. Nun enthält aber der Kalk in der Regel ebenfalls eine merkliche Menge dieses Salzes sehr fein zertheilt, die in vielen Fällen für den Zweck schon hinreicht und die Knochen überflüssig macht. (Agriculteur-praticien, Febr. 1849.) Unfug beim Droguenverkauf in Frankreich. Klagen hierüber enthalten die einschlägigen Journale nur zu häufig. Hr. Chevallier theilte in einer Sitzung der National-Akademie der Medicin aus seinen neuern Erfahrungen hierüber Folgendes mit. Ein Droguist führte Opium, welchem das Morphin entzogen war: ein anderer verkaufte schwefelsaures Zink statt schwefelsauren Natrons! Wieder ein anderer schwefelsaures Kali, welches 13 Proc. Aetzsublimat enthielt, wodurch eine Frau vergiftet wurde. Hr. Moreau stellte daher den Antrag, daß den Kaufleuten der Verkauf aller Giftsubstanzen gänzlich untersagtnntersagt werde, oder, wenn dieß unausführbar sey, jeder, welcher den Droguenverkauf im Großen betreibe, sich das Apothekerpatent verschaffen müsse. (Journal de Chimie médicale, October 1848.)