Titel: | Ueber die Straßenwalze des Hrn. Bouillant; Bericht des Hrn. Baude. |
Fundstelle: | Band 113, Jahrgang 1849, Nr. II., S. 6 |
Download: | XML |
II.
Ueber die Straßenwalze des Hrn. Bouillant; Bericht des Hrn.
Baude.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Jan. 1849, S. 3.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Baude, über Bouillant's Straßenwalze.
Die Methoden zur Construction und Unterhaltung ungepflasterter Chausseen sind
heutzutage in Frankreich sehr vervollkommnet, und die Vorrichtungen, welche zu
diesem Zweck gebraucht werden, mußten nothwendig in demselben Verhältnisse
verbessert werden. Unter den Geräthschaften, welche gewöhnlich das Material eines
Straßenbezirks-Ingenieurs bilden, fehlt selten die Straßenwalze zum Einebnen
und Festrammen der frischen Beschüttung, sey es mm daß dieselbe auf einer ganz neuen
Straße stattfand, oder auf einer alten, welche nur einer Hauptreparatur bedurfte.
Wenn ehemals eine neue Straße dem Verkehr übergeben wurde, überließ man den
verschiedenen Fuhrwerken die Sorge sie festzufahren. Das Geschäft die Steine fest
aneinander zu fügen, wurde nur langsam bei den vielen sich kreuzenden Geleisen und
zwar hauptsächlich dadurch bewerkstelligt, daß ein Theil des Materials zerquetscht
wurde. Dieß hatte einen übermäßigen Materialverbrauch zur Folge, wodurch im Winter
die Straßen weich, und im Sommer locker wurden. Diese großen Uebelstände
verschwinden durch das Einwalzen der Straßen, das heißt durch das öftere Uebergehen
derselben mit einer gußeisernen Walze, welche das Straßenmaterial festrammt und
einebnet, und dabei nur soviel von demselben zermalmt, als zur Verbindung der
einzelnen Steine unter einander nöthig ist.
Die Straßenwalze des Hrn. Polonceau, welche in Frankreich
zuerst in Gebrauch kam, war außen mit hölzernen Dauben bekleidet, und der innere
Raum derselben ausgefüllt, um die gehörige Schwere hervorzubringen. Heutzutage
bestehen solche Walzen meistens aus Gußeisen.
Diese Walzen, wie sie bis jetzt construirt wurden, sind sehr schwierig von ihrem
Aufbewahrungsorte bis zum Orte ihres Gebrauches zu transportiren; sie können auf
schlechten Wegen um, und wenn sie über gepflasterte Stellen rollen müssen, so können
sie zerbrechen. In allen Fällen, und dieß ist der Hauptübelstand, erfordern sie eine
beträchtliche Zugkraft, welche rein verloren ist, insofern es sich nur um den
Transport handelt.
Hr. Bouillant, Gießereibesitzer in Paris (rue Ménilmontant No. 50), half diesem Fehler
einfach und vollständig ab, ohne den Mechanismus der Walze complicirt zu machen. Er
bringt an derselben zum Transport einen vierrädrigen Wagen an, welcher, wenn die
Walze arbeiten soll, zugleich dazu dient, sie zu beschweren. Um dieß zu
bewerkstelligen, befinden sich an den Enden der Walzenachse zwei Windenstangen, die
sich zwischen zwei mit den Langhölzern des Wagens fest verbundenen Führungen heben
und senken. Durch einige Kurbelumdrehungen hebt sich die Walze und die vier Räder
des Wagens kommen aus die Straße wie bei einem gewöhnlichen Wagen; oder es kann im
Gegentheil der Wagen gehoben werden, so daß die Walze allein mit der Straße in
Berührung ist, während der Wagen noch mit seinem ganzen Gewichte auf die Walze
drückt. Die beiden Kästen auf dem Wagen können ungefähr einen Kubikmeter Erde oder
Steine aufnehmen, um die Walze noch mehr zu beschweren.
Die Walze des Hrn. Bouillant hat 1,8 Met. (5' 6 1/2'' Par.
Maaß) Durchmesser und eine Länge von 1,3 Met. (4'). Sie wiegt ungefähr 4000 Kilogr.
und mit dem Wagen 5500 Kilogr. Sie kommt auf 3000 bis 3200 Francs zu stehen.
Gewöhnlich bringt man das Gewicht des Apparates während der Arbeit auf 9000 Kilogr.,
was dadurch leicht erreicht werden kann, daß man die Kästen mit irgend einem
Material anfüllt, das man gerade zur Hand hat.
Die Idee, Walzen zum Festdrücken der Straßen und zur Unterhaltung derselben
anzuwenden, ist schon alt; schon im Jahr 1787 schlug Hr. de
Cessart eine gußeiserne Walze zum Einebnen und Zusammendrücken frisch
beschütteter Straßen vor; er wählte dieselben 8 Fuß lang, 36 Zoll im Durchmesser und
von 2 Zoll Eisendicke; ihr Gewicht belief sich auf 7000 Pfd.; die Gestehungskosten
beliefen sich damals auf 5454 Livres. Heutzutage gibt man den Walzen größere
Durchmesser, weil die Zugkraft für dieselben weniger beträchtlich ist; sie drücken
nämlich den Hügel oder die Erhöhung, welche sich auf der Straße vor den Walzen
bildet, leichter nieder. Aus diesem Grunde gab auch Hr. Bouillant seinen Walzen einen Durchmesser von 1,8–2 Meter.
Beschreibung der neuen
Straßenwalze.
Fig. 48
stellt die Walze arbeitend im Aufrisse dar.
Fig. 49 ist
ihr Grundriß.
Dieselben Buchstaben bezeichnen in beiden Ansichten denselben Gegenstand.
A Wagen, auf welchem die Walze angebracht ist.
B Langhölzer des Wagens.
C gußeiserne Walze von 1,8 Meter Durchmesser und 1,3
Meter Länge.
D Achse dieser Walze. E
Lager für die Achse D. Dieselben befinden sich an den
Zahnstangen F, welche unter der Achse liegen, und in
welche die Getriebe G eingreifen, die man mittelst der
Kurbel H dreht, wenn die Walze nicht arbeiten soll. In
diesem Falle geht der Wagen abwärts und die Räder I
kommen auf den Boden, so daß der Apparat an jeden beliebigen Ort transportirt werden
kann.
J, J Führungen, welche auf den Langhölzern des Wagens
befestigt sind und zwischen denen sich die Walzenachse bewegen kann. K Sperrräder mit Sperrklinken.Es müssen nothwendig auf jeder Seite des Wagens zwei Sperrräder sehn und zwar
müssen dieselben entgegengesetzt liegende Zähne
haben, weil einmal die Walze schwebend erhalten werden muß, wozu die
gezeichneten Sperrklinken und Räder dienen, das anderemal aber der Wagen,
welcher, wie aus der Zeichnung zu ersehen ist, zurücksinken würde, wenn er
nicht durch eine zweite entgegengesetzt liegende Klinke gehalten würde.W. Erstere sind auf den Getriebeachsen G
befestigt.
L Bremse, welche durch eine Schraube M in Thätigkeit gesetzt wird, wenn man bergab die
Geschwindigkeit des Wagens hemmen will.
N, N Kästen, in welche Erde oder Steine kommen, um die
Walze zu beschweren.
O Thüren, um die Kästen auszuleeren.