Titel: Versuche über die Reibungs-Curve; von C. Schiele.
Autor: C. Schiele
Fundstelle: Band 113, Jahrgang 1849, Nr. III., S. 8
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III. Versuche über die Reibungs-Curve; von C. Schiele. Mit Abbildungen auf Tab. I. Schiele's Versuche über die Reibungs-Curve. Um die Natur der Reibung solcher Flächen, die einen Druck in der Richtung ihrer Achsen zu tragen haben, durch Experimente zu finden, und Vergleiche mit der von mir gefundenen FormMan vergl. die Abhandlung des Verfassers, S. 331 im vorhergehenden Band des polytechn. Journals. anzustellen, drehte ich aus sorgfältig präparirtem Gußeisen verschiedene Formen von gleichem Durchmesser, prüfte die Wirkung der Reibung und verglich jede einzelne Form mit der meinigen. Ich brachte nämlich eine der bisher bekannten mit der meinigen zusammen in einen Apparat, mit welchem ich im Stande bin irgend nöthigen Druck in der Richtung der Achsen wirken zu lassen und dabei die Theile gegen einander zu drehen. Fig. 51 zeigt einen Querschnitt der verschiedenen Formen welche ich prüfte, und Fig. 52 einen Querschnitt derselben nach den Versuchen. Die neue Curvenform zeigte dadurch unzweifelhafte Vorzüge, daß dieselbe am Ende immer den drehenden Theil abgab, während die andern Flächen wie fest mit einander verbunden erschienen. Die Ursache der unregelmäßigen Reibung der gewöhnlich benutzten Flächen, wie in Fig. 53 gezeigt, ist leicht erklärlich, wenn man die Verhältnisse der Reibungs-Curve beobachtet, die aufs deutlichste zu erkennen geben, welchen unregelmäßigen Druck die Abreibung auf anders geformte Flächen geben muß. Aus diesen Erfolgen ist deutlich zu ersehen, daß man bedeutend kleinere Flächen anwenden kann (wenn sie nach der neuen Art angefertigt sind) als bisher, was natürlich von großer Wichtigkeit im Maschinenfach ist, um weniger Kraft auf Ueberwindung der Reibung verschwenden zu müssen. Die Uebereinstimmung dieses Princips mit dem Wirken der Natur ist ein Hauptstützpunkt für dessen Richtigkeit. – Durch folgenden Versuch kann sich Jedermann leicht selbst hievon überzeugen. Man nehme zwei Stücke Kreide a und b; Fig. 53 a, cylindrisch an einem Ende zugespitzt und in b eingepaßt; bohre den Mittelpunkt der Höhlung in b aus und reibe beide Stücke gegen einander; reinige die Flächen von Zeit zu Zeit mit einem feinen Bürstchen und entferne die Sandkörnchen, welche in die entgegengesetzte Fläche einkratzen. In kurzer Zeit werden die Flächen sich zur Curvenform hinneigen und sich der beschriebenen desto mehr nähern, je länger der Versuch fortgesetzt wird. Die punktirten Linien in der Zeichnung sollen zur Verdeutlichung des Gesagten den Erfolg bezeichnen. Folgende Skizzen sollen einige andere Anwendungen vorführen, die mir von Wichtigkeit scheinen. Fig. 54 ist ein Pumpenventil. Fig. 55 und 56 sind Wagenachsen und Fig. 57 Mühlsteine nach dieser Form construirt. Die Welle hat ihren Stützpunkt nach der Curvenform eingerichtet, und es ist dabei zu gleicher Zeit eine Methode zum Schmieren angegeben. Ein Oelgefäß a wird in eine angemessene Höhe gestellt und mit dem kleinen Loch im Mittelpunkt der Büchse b, in der die Curve geht, durch ein Rohr c verbunden. Der Druck des Oels bewirkt ein zuverlässiges Schmieren, das durch einen kleinen Hahnen d leicht geregelt werden kann. Manchester, im Junius 1849.

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