Titel: Ueber die Anwendung des Benzol's zur Leuchtgasbereitung; von C. B. Mansfield.
Fundstelle: Band 113, Jahrgang 1849, Nr. IX., S. 26
Download: XML
IX. Ueber die Anwendung des Benzol's zur Leuchtgasbereitung; von C. B. Mansfield. Aus dem Practical Mechanic's Journal, Juni 1849, S. 65. Mausfield, über Leuchtgasbereitung mit Benzol. Man war schon längst bemüht, die flüssigen Kohlenwasserstoffe (Terpenthinöl, Steinöl, Steinkohlentheeröl, Schieferöl etc.) zur Beleuchtung auf die Art anzuwenden, daß man die Dämpfe derselben mit permanenten Gasen von geringerer oder gar keiner Leuchtkraft verdünnt. Donovan schlug im J. 1830 zuerst vor, solchen Gasen welche brennbar aber nicht leuchtend sind, dadurch Leuchtkraft zu ertheilen, daß man sie mit dem Dampf flüssiger Kohlenwasserstoffe schwängert; aus Mangel einer genügend flüchtigen Flüssigkeit war er jedoch genöthigt an jedem Brenner ein geschlossenes Reservoir anzubringen. Nach ihm suchte Lowe dem Steinkohlengas eine größere Leuchtkraft zu ertheilen, indem er es über eine Fläche von flüchtigem Steinkohlentheeröl streichen ließ. Beale benutzte bei seinem sogenannten Luftlicht die Kohlenwasserstoffe auf die Art zur Beleuchtung, daß er einen Luftstrom durch Gefäße trieb, welche jene enthielten; die Kohlenwasserstoffe, welche ihm damals zur Verfügung standen, erforderten jedoch ebenfalls die Beihülfe der Wärme zur Verdunstung. Gegenwärtig besitzen wir aber am Benzol einen flüssigen Kohlenwasserstoff, welcher so flüchtig wie Weingeist ist, in genügender Menge dargestellt werden kann, und Kohlenstoff genug für das vollkommenste Licht enthält. Das Beleuchtungssystem des Verfassers, worüber derselbe einen Vortrag in der Institution of Civil Engineers hielt, besteht also darin, einen Strom von irgend einem geeigneten Gas, selbst atmosphärische Luft durch einen Behälter zu treiben, welcher Benzol enthält (das man auf die im polytechn. Journal Bd. CXII S. 313 beschriebene Art aus Steinkohlentheer bereitet); das Gas oder die Luft, welche mit diesem Kohlenwasserstoff geschwängert sind, leitet man dann wie gewöhnliches Kohlengas durch Röhren zu den Brennern. Dieses Verfahren ist in jedem Maaßstab, also ebenso gut zur Straßenbeleuchtung wie zur Zimmerbeleuchtung anwendbar. Besonders würden sich zu dieser Methode die Gase eignen, welche man erhält wenn man Wasserdampf über rothglühende Kohks leitet; wo jedoch die erforderliche mechanische Kraft, um atmosphärische Luft durch die Röhren zu treiben, nichts kostet, wäre letztere vorzuziehen. Das neue Beleuchtungssystem ist im Vergleich mit der gegenwärtigen Gasbeleuchtung sehr einfach, da weder Retorten, noch Kühlapparate, Reinigungsapparate oder Gasometer erforderlich sind, und die Verbrennungsproducte des erzeugten Gases so rein sind wie diejenigen vom besten Wachs. Der Apparat und das Verfahren beschränken sich nämlich bei dem neuen System darauf, daß man mittelst einer verfügbaren mechanischen Kraft ein wohlfeiles Gas oder atmosphärische Luft durch Röhren treibt und einen Behälter mit flüchtigem Kohlenwasserstoff anbringt, durch welchen das Hauptleitungsrohr an einer geeigneten Stelle seines Laufs gehen muß; Röhren und Behälter sind jedoch gegen die Kälte zu beschützen. Obgleich der flüssige Kohlenwasserstoff nicht über die mittlere Temperatur der Atmosphäre erwärmt zu seyn braucht, so ist doch eine Nachhülfe mittelst künstlicher Wärme nöthig, weil er sich durch seine eigene Verdunstung abkühlt. Bei Lampen läßt man einen dünnen Flammenstrahl vom Gas selbst auf das Reservoir spielen und mittelst einer einfachen Vorrichtung (Thermostat) kann diese Flamme, sobald es nöthig ist, abgesperrt, also die Temperatur auf mechanischem Wege regulirt werden, so daß sie nie den geeigneten Grad übersteigt oder unter denselben sinkt. Die Abkühlung in Folge der Verdunstung des flüssigen Kohlenwasserstoffs ist natürlich um so größer, je geringer die Flüssigkeitsmenge im Reservoir ist. Wenn man als Auflösungsmittel des Benzoldampfs atmosphärische Luft anwendet, müssen die Löcher im Brenner etwas weiter gemacht werden als für Steinkohlengas; steht ihre Größe in richtigem Verhältniß zur Quantität des durchströmenden Beleuchtungsstoffs, so erhält man mit dem Benzolgas ein ganz weißes und reines Licht. Zur Berechnung der Gestehungskosten des neuen Leuchtgases bemerkt der Verfasser, daß ein Gallon Benzol (von der zu diesem Zweck erforderlichen Reinheit) in England nur beiläufig 2 Shill. 6 Pence kosten würde; hierzu wären noch die Kosten des Luftstroms und die Zinsen des im Apparat steckenden Capitals zu rechnen, welche für den Verbrauch eines Gallons Benzol nicht über 4 Shill. betragen dürften. Eine Unze dieser Flüssigkeit würde für eine Stunde ebensoviel Licht geben als vier Wachskerzen, von denen vier ein Pfund wiegen; folglich ein Gallon dasselbe Licht für etwa 120 Stunde. 1 Gallon dieser Flüssigkeit ersetzt beiläufig 1000 Kubikfuß Steinkohlengas. Besonders wichtig dürfte das neue Verfahren für Orte werden, welche sehr weit von den Steinkohlengruben entfernt sind; während man nämlich, um 1000 Kubikfuß Gas zu bereiten, wenigstens 200 Pfund Steinkohlen in die Anstalt schaffen muß, wiegt ein Gallon Benzol, welcher dazu hinreicht, nicht über sieben Pfund.