Titel: | Ueber die Verfälschungen des Rosenöls und ihre Erkennung; von Guibourt. |
Fundstelle: | Band 113, Jahrgang 1849, Nr. XVII., S. 70 |
Download: | XML |
XVII.
Ueber die Verfälschungen des Rosenöls und ihre
Erkennung; von Guibourt.
Im Auszug aus dem Journal de Pharmacie, Mai 1849, S.
345.
Guibourt, über die Verfälschungen des Rosenöls und ihre
Erkennung.
Das Rosenöl wird häufig verfälscht, bisweilen mit Rosenholzöl, gewöhnlich aber mit
Geranium-Oel, welchem Wallrath und Benzoësäure zugesetzt werden.Es kam der Fall vor, daß ein Kaufmann, welcher so gefälschtes Rosenöl in
Frankreich einführte, um den Einfuhrzoll von 40–44 Fr. per Kilogramm zu ersparen, kein Hehl daraus
machte, daß sein Oel in obiger Weise zusammengesetzt sey, wo es ihm nur
75–80 Centim. Einfuhrzoll kostete. Daß sogenannte Geranium-Oel ist das Oel mehrerer
Pelargonien-Arten, z.B. von P. adoratissimum, P.
capitatum. P. roseum; diese Oele kommen im Handel gewöhnlich flüssig vor;
doch beschreibt Recluz eines, welches concret ist, wie
das Rosenöl. Zur Erkennung der genannten Verfälschung sind die physischen
Eigenschaften der betreffenden Oele nicht ausreichend und entscheidend. Nur langsames Erstarrenlassen des bei gelinder Wärme
zerlassenen Oels dürfte als Entdeckungsmittel anzuwenden seyn; das Rosenöl bleibt
nämlich hiebei durchsichtig in Folge der vollkommenen Durchsichtigkeit seiner
(langen Dolchklingen ähnlichen) Krystalle, welche im Sonnenlichte irisiren, während
das falsche Oel eine Anzahl feiner, undurchsichtiger Nadeln darbietet, die der Masse
eine gleichmäßige Halbdurchsichtigkeit verleihen. Als Erkennungsmittel der
Verfälschung müssen chemische Proben angewandt werden; die Reagentien sind Jod, salpetrigsaure
Dämpfe und Schwefelsäure.
Probe mit Jod. – Man
setzt etwas Jod in einem kleinen Gläschen mit weiter Mündung auf einen Teller, um
dasselbe herum Uhrgläser mit einem oder zwei Tropfen der zu prüfenden Oele und
überdeckt das Ganze mit einer Glocke. Nach einigen Stunden findet man im Innern der
Glocke und auf den Gläsern beinahe überall das verdampfte Jod verdichtet; doch ist
der Rand der Uhrgläser, welche Geranium- und Rosenholzöl enthielten, jetzt
gefärbter als derjenige der Rosenöl enthaltenden, und die erstern Oele sind schon
gebräunt, während das Rosenöl seine natürliche Farbe beibehielt. Nach einigen
Stunden kann das Gläschen mit Jod herausgenommen werden; die Wirkung aber dauert
fort: erstere Oele werden ganz schwarz, das Rosenöl aber bleibt weiß. Setzt man die
Uhrgläser wieder der freien Luft aus, so verflüchtigt sich das Jod vom Rande des
Rosenöl enthaltenden Uhrglases beinahe vollständig, während die anderen Oele schwarz
bleiben. Auf diese Art kann man also die Verfälschung des Rosenöls mit
Geranium- oder Rosenholzöl erkennen.
Probe mit salpetriger Säure. – Ich stelle ein
sogenanntes Zuckerglas auf eine Platte und bringe in dasselbe 10–15 Gramme
concentrirte Salpetersäure, welcher ich etwas Kupferdrehspäne zusehe; es entwickelt
sich Stickoxydgas, welches durch Berührung mit der Luft in rothen salpetrigsauren
Dampf verwandelt wird. Um dieses Glas herum setzt man Uhrgläser mit einem, höchstens
zwei Tropfen der zu prüfenden Oele und bedeckt das Ganze mit einer niedern Glocke.
Das Rosenholzöl wird nach ein paar Augenblicken dunkelgelb; das Rosenöl nimmt bald
darauf dieselbe Farbe an; das Geraniumöl wird apfelgrün und behält diese Farbe lang.
– Durch diese Probe kann man also die beiden Oele im Zustande der Reinheit
unterscheiden; auch kann man durch sie erkennen, wenn das Geraniumöl Rosenöl
enthält, wegen der gelben Farbe, die solches dabei erhält; zur Erkennung des
Geraniumöls im Rosenöl aber kann diese Probe offenbar nicht dienen.
Probe mit Schwefelsäure. – Man bringt einen oder
ein paar Tropfen des zu prüfenden Oeles auf ein Uhrglas, setzt eben so viele Tropfen
concentrirter Schwefelsäure hinzu und vermischt sie mittelst eines Glasstäbchens.
Alle genannten Oele werden dadurch mehr oder weniger gebräunt. Das Rosenöl behält
aber seinen Geruch in voller Reinheit, nur wird er etwas schwächer und angenehmer;
das Geraniumöl erhält einen starken und so unangenehmen Geruch, daß es, wenn auch
nur in kleiner Menge im Rosenöl vorhanden, gewiß daran erkannt werden kann; das
Rosenholzöl erleidet eine Veränderung in seinem Geruche, doch ist dieselbe nicht so
charakteristisch, um als Merkmal dienen zu können.
Das schnellste und beste Reagens zur Unterscheidung des Rosenöls und Geraniumöls, und
eines Beisatzes des letztem zum erstern, ist unstreitig die Schwefelsäure. Auch die
Probe mit Jod ist recht sicher, erfordert aber viel mehr Zeit. Durch die Probe mit
salpetriger Säure kann man die beiden nicht vermischten Oele, wohl auch den Zusatz
von Rosenöl zum Geraniumöl, aber nicht umgekehrt erkennen.