Titel: | Apparat zum Reinigen und Abkühlen von Flüssigkeiten, ferner zum Reinigen, Condensiren und Abkühlen der Gase, worauf sich Joseph Lillie, Ingenieur zu Manchester, am 22 März 1848 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 113, Jahrgang 1849, Nr. XXI., S. 90 |
Download: | XML |
XXI.
Apparat zum Reinigen und Abkühlen von
Flüssigkeiten, ferner zum Reinigen, Condensiren und Abkühlen der Gase, worauf sich
Joseph Lillie,
Ingenieur zu Manchester, am 22 März 1848 ein
Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Mai 1849,
S. 307.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Lillie's Apparate zum Reinigen und Abkühlen von Flüssigkeiten und
Gasen.
Den Gegenstand meiner Erfindung bildet:
1) die Anordnung eines rotirenden Apparates, welcher vermöge der Centrifugalkraft
eine Flüssigkeit sehr fein zertheilt dem Einflüsse der freien Luft oder einem
künstlichen Luftstrom aussetzt;
2) eine Maschine, welche mittelst Druckes eine Flüssigkeit in Form eines
Regenschauers dem Einflusse der freien Luft oder eines künstlichen Luftstroms
aussetzt)
3) die Reinigung, Condensation und Abkühlung von Gasen, indem man einen durch die
erwähnten Apparate erzeugten Regenschauer auf sie einwirken läßt;
4) ein Apparat, welcher vermöge eines luftverdünnten Raumes, der durch eine im Wasser
oder einer andern Flüssigkeit rotirende hohle Röhre erzeugt wird, einen Luft-
oder Gasstrom in die Flüssigkeit leitet;
5) die Combination der unter Nr. 1 erwähnten Maschine mit der unter Nr. 4 erwähnten
zur Erzeugung eines Luft- oder Gasstroms.
Fig. 14
stellt einen Apparat zur Abkühlung des Sudes in Brauereien im Aufrisse dar. Die mit
einem Hahn b versehene Röhre a führt den Sud in den rotirenden Vertheiler c, welcher mit feinen Löchern durchbohrt und an eine verticale Achse d befestigt ist; letztere liegt oben in dem Lager e und ist unten in der Pfanne f gelagert. Die Achse d wird vermittelst einer
Rolle g und eines Treibriemens von einer Dampfmaschine
oder andern Triebkraft aus in Rotation gesetzt; k ist
die lose Rolle. Das Lager e ist an einen Balken h und die Pfanne f an den
Boden des Recipienten l befestigt. Wenn alles in
Bereitschaft ist um die Maschine in Gang setzen zu können, so schiebt man den
Treibriemen auf die feste Rolle g und öffnet den Hahn
b, um die heiße Flüssigkeit in den Vertheiler c fließen zu lassen. Durch die Centrifugalkraft wird die
Flüssigkeit an den Seiten des Vertheilers hinaufgetrieben, wo sie durch die
siebartigen Löcher entweicht und in Form eines feinen Regens hinabfällt. Der obere
Theil der Vertheilungsbüchse ist einwärts gebogen, um das Austreten der Flüssigkeit
über den oberen Rand zu verhüten. Der Abstand des Vertheilers c von dem Boden des Recipienten, seine Rotationsgeschwindigkeit, sowie die
Größe der Löcher an seinem Umfang, hängt von der Quantität der zu bearbeitenden
Flüssigkeit und von der Größe des Gebäudes ab, worin der Apparat aufgestellt wird.
Aus Versuchen hat sich ergeben, daß wenn der Vertheiler mit einer Geschwindigkeit
von ungefähr 400 Umdrehungen in der Minute rotirt, die Flüssigkeit einen verticalen
Fall von ungefähr 8 Fuß und die frische Luft vollen Zutritt hat, die Temperatur der
zugeführten Flüssigkeit während des Herabfallens vom Siedepunkt bis zu einer
Temperatur abgekühlt wird, welche um weniges höher als die der äußern Luft ist. In
einigen Fällen mag es vortheilhaft seyn, den Boden des Recipienten l siebartig zu durchlöchern und die Flüssigkeit durch
ihn in den unteren Recipienten m, welcher frei von Dampf
und kühler als der obere Recipient l erhalten werden
kann, tröpfeln zu lassen.
Man kann auch dem Boden des Recipienten l, wie Fig. 16 zeigt,
eine Neigung gegen die Mitte geben, und alle durch den oben beschriebenen Apparat
geleitete Flüssigkeit auf gleiche Weise durch einen zweiten und selbst durch einen
dritten Apparat gehen lassen. Die Vertheiler können, je nachdem es die
Bequemlichkeit erfordert, an einer und derselben Achse oder an getrennten Achsen
befestigt werden. Die Achse d
kann man an ihrem unteren
Ende mit Windflügeln versehen, um den Luftzug durch die herabträufelnde Flüssigkeit
zu vermehren. Die aus der heißen Flüssigkeit aufsteigenden Dämpfe können mit Hülfe
eines Ventilators p, Fig. 14, durch den
umgekehrten Trichter n in die Röhre o aufwärts geleitet und nachher entweder condensirt oder
ins Freie geleitet werden.
Fig. 15
stellt eine Modification des Vertheilers im Durchschnitte dar. Indem die Maische
oder irgend eine andere fremdartige Substanzen enthaltende Flüssigkeit durch diesen
Vertheiler geht, wird sie von diesen Substanzen gereinigt. Der größere Vertheiler
Z und ebenso die obere Rolle X ist an die Welle Y befestigt; der kleinere
Vertheiler W an die Hülse V,
deren oberes Ende die Rolle U enthält. Beide Rollen
werden mittelst Riemen umgetrieben und setzen die Vertheiler mit verschiedener oder
gleicher Geschwindigkeit nach gleicher oder entgegengesetzter Richtung in Rotation:
dem kleineren Vertheiler gebe ich größere Löcher, um den Ausfluß der durch die Röhre
t herbeigeleiteten Flüssigkeit zu erleichtern. Der
aus der Anordnung zweier Vertheiler zu erzielende Vortheil besteht in einer
erfolgreicheren Zurückhaltung der beigemengten Unreinigkeiten.
Fig. 16 ist
ein Apparat zum Abkühlen von Flüssigkeiten, wobei der Vertheiler A unbeweglich ist, und die Flüssigkeit von dem Behälter
B mittelst der Röhre D
zugeführt wird. In Folge ihrer Druckhöhe fällt die Flüssigkeit durch die siebartigen
Löcher des Vertheilers A als ein feiner Regen in den
Recipienten C. Diese Anordnung eignet sich besonders für
solche Fälle, wo die Kessel oder Heizapparate höher als die Abkühlungsapparate
liegen.
Fig. 17
stellt einen Apparat zum Reinigen, Condensiren und Abkühlen des Leuchtgases im
senkrechten Durchschnitte, Fig. 18 im
Horizontaldurchschnitte dar. Bei diesem Apparate ist der Cylinder H von geeigneter Höhe und geeignetem Durchmesser; oben
ist er durch den Deckel I und unten durch den Boden K geschlossen. Das zu behandelnde Gas gelangt in den
unteren Theil des Cylinders H durch die Hauptröhre L und steigt durch die siebartig durchlöcherte Platte
M in die Höhe. O ist der
rotirende Vertheiler, welcher im vorliegenden Falle aus der Röhre P durch die hohle Spindel T
mit Kalkwasser gefüllt wird. Dieses fällt in Form eines feinen Regenschauers herab,
durch den das Gas steigen muß, ehe es durch die Röhne Q
in den Gasometer gelangt. Der Vertheiler wird mit Hülfe der Riemenrolle R in Umdrehung gesetzt; übrigens kann die Vertheilung
des Wassers, wenn ein
hinreichender Druck vorhanden ist, auch ohne Drehung des Vertheilers erfolgen. In
diesem Falle ist die Rolle R entbehrlich und die
Zuführungsröhre P an den Deckel I zu befestigen. S ist ein Steg zur Aufnahme
des unteren Zapfens des Vertheilers O, wenn dieser
drehbar ist. Indem das Gas durch den Kalkwasserregen in die Höhe steigt, wird es
eines großen Theiles seines Ammoniaks, Schwefelwasserstoffes und seiner Kohlensäure
beraubt, welche condensirt und mit der reinigenden Lösung durch die unter der
Mündung der Röhre L angebrachte Röhre U fortgeführt werden. Damit das Kalkwasser nicht in die
Röhre L fallen könne, ist der mittlere Theil der Platte
M, soweit er über der Mündung der Röhre L liegt, nicht durchlöchert. Sollte es wünschenswerth
seyn, das Gas durch mehr als ein Regenbad der reinigenden Lösung zu leiten, so kann
man, wie Fig.
19 zeigt, zwei oder mehrere Cylinder H in
einer Reihe anordnen und das Gas durch die Röhren L und
Q aus einem Cylinder in den andern leiten. Der
Cylinder H kann höher oder breiter gemacht werden, um
zwei oder mehrere Vertheiler neben oder über einander aufnehmen zu können; die
Auflösungen aber kann man so oft hintereinander anwenden, bis sie eine genügende
Quantität der erwähnten Gase absorbirt haben, um als Handelsartikel verwendbar zu
seyn. Fig. 20
stellt einen Apparat, mit dessen Hülfe ein Luft- oder Gasstrom innig mit
Wasser oder einer andern in einer Cisterne enthaltenen Flüssigkeit vermengt wird, im
verticalen Durchschnitte, Fig. 21 im Grundrisse
dar.
Dieser Apparat eignet sich besonders für die Absorption von Chlor und andern Gasen.
a ist die Cisterne mit der Flüssigkeit, durch welche
das zu behandelnde Gas streichen muß, ehe es in den Canal b tritt; c eine Röhre, welche die Gase in den
Apparat leitet; d eine oben offene verticale Röhre,
welche durch eine Stopfbüchse e mit der Röhre c communicirt. Unten ist die Röhre geschlossen und läuft
mit ihrem Zapfen in einer an dem Boden der Cisterne befestigten Pfanne; oben dreht
sie sich in einem an dem Deckel der Cisterne befestigten Lager und ist mit einer
Treibrolle f versehen, mit deren Hülfe sie in Rotation
gesetzt werden kann. Die Seitenröhren g sind an
Flanschen geschraubt, die an das untere Ende der Röhre d
gegossen sind; sie sind, wie aus dem Grundrisse Fig. 21 erhellt, nach
entgegengesetzten Richtungen leicht gebogen, so daß, wenn der Apparat nach der
Richtung des Pfeiles in Rotation gesetzt wird, das Gas vermöge des in der
Flüssigkeit entstehenden Vacuums aus der Röhre c
herbeigezogen und durch die gebogenen Röhren g in die
Flüssigkeit geleitet, und durch diese gereinigt, condensirt oder abgekühlt wird.
Fig. 22
stellt einen Apparat dar, welcher die Vortheile des so eben beschriebenen Apparates
mit denen des in Fig. 14 abgebildeten vereinigt. Fig. 23 ist ein Grundriß
eines Theils des Apparates. An eine senkrechte Röhre n,
an deren unteres Ende die Seitenröhren o geschraubt
sind, ist der Vertheiler m befestigt. Die Röhre n läuft unten in einer Pfanne und oben in einem an dem
Querbalken p befestigten Lager g.
s ist die Treibrolle, mit deren Hülfe der Vertheiler m und die Seitenröhren o in Rotation gesetzt
werden. Die Flüssigkeit wird durch die Röhre r
zugeführt. Wenn nun der Apparat in Bewegung gesetzt wird, so entweicht das durch die
Röhre n niedersteigende Gas aus den Seitenröhren o, und schlägt gegen die aus dem Vertheiler
herabregnende Flüssigkeit.