Titel: Die Verfertigung der Kurbelstangen zu den Locomotiven, als Beispiel der fabrikmäßigen Anfertigung von Maschinentheilen in der Werkstatt der Gebrüder Sharp zu Manchester.
Fundstelle: Band 113, Jahrgang 1849, Nr. XXII., S. 94
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XXII. Die Verfertigung der Kurbelstangen zu den Locomotiven, als Beispiel der fabrikmäßigen Anfertigung von Maschinentheilen in der Werkstatt der Gebrüder Sharp zu Manchester. Aus dem polytechn. Centralblatt, 1849, Lief. 7. Mit Abbildungen auf Tab. II. Ueber die Verfertigung der Kurbelstangen zu den Locomotiven. Wenn diese Kurbelstangen vollendet sind, so haben sie die Fig. 1 gezeichnete Façon und es werden bei der Herstellung in der Regel ein halbes oder ganzes Duzend zu gleicher Zeit in Angriff genommen. Die erste Arbeit ist das Schmieden aller einzelnen Theile, was jedoch nicht viel Bemerkenswerthes darbietet. Sodann werden die einzelnen Stangen auf den beiden breiten Flächen ABCD, Fig. 2, eben gehobelt, wobei man mehrere Stangen neben einander auf den Wagen der Hobelmaschine legt. Zum Messen der Dicke der Stangen dient eine Lehre abcd, welche man mit der Kante ab auf den Wagen setzt und dann prüft, ob die Kante cd eben über die Stange hingleitet. Sind die Stangen alle gleich dick, so werden die Flächen GA und FJ, sowie MK und DN behobelt, und bei allen die Dimensionen AB, sowie CD genau nach einer gehärteten Stahllehre justirt. Sämmtliche Stangen werden nun senkrecht in einer Reihe auf eine Hobelmaschine Fig. 3 gebracht, deren Tisch eine oblonge Oeffnung αβγδ hat und deren Bett nicht mit Querrippen versehen ist, um beim Hin- und Hergang der Stangen nicht hinderlich zu seyn. Man befestigt alle Stangen mittelst Schrauben an einer Winkelplatte und behobelt nun die sämmtlichen Endflächen ABJH auf einmal, ebenso die Keilspur. Man hat nun erst den Bügel herzustellen (Fig. 4), der den breiten Kopf der Stange umschließt. Die breiten Flächen werden zuerst gerade gehobelt und der Bügel erhält die Dicke HA, Fig. 2, der Stange; sodann behobelt man die Flächen abcd und a'b'c'd' hiebei liegen immer mehrere Bügel zugleich auf der Hobelmaschine. Um aber die inneren Flächen efgh und e'f'g'h' zu bearbeiten, gibt man dem Wagen der Hobelmaschine ein kürzeres Spiel und bearbeitet jeden Bügel einzeln. Um die Fläche ff'h'h zu ebnen, wendet man eine Stoßmaschine an, wobei man allenfalls mehrere solcher Bügel aufeinander legt, Fig. 5. Mittelst einer Schablone zeichnet man dann die übrige Form des Bügels vor, steckt mehrere Bügel mit den breiten Seiten einander berührend auf einen Dorn, dessen Querschnitt der innern Aushöhlung des Bügels genau entspricht, dessen Enden mit Gewinde und Schraubenmuttern versehen sind, um die Bügel fest gegen einander schrauben zu können, und welcher mit Zapfen versehen ist, die sich in auf dem Hobelwagen befestigten Lagern drehen können; eine Schraube ohne Ende dient zum Stellen des Dorns, um jede beliebige Fläche der Bügel dem Hobelzahn darbieten zu können. Man hobelt zuerst die Schwalbenschwanznuthen für die darin einzusetzenden Schwalbenschwanzkeile ein, und setzt in diese dann einen Quersteg mit Stellschraube ein, um die Bügel noch fester mit dem Dorn zu verbinden. Man behobelt dann bloß noch die äußere bogenförmige Fläche des Bügels bb' d' d. Die aus zwei Theilen gegossenen Messingmuscheln werden zusammen gefeilt, mit Zinn zusammen gelöthet, ausgebohrt, auf den Stirnflächen abgedreht, und ebenfalls auf einen Dorn gesteckt, welcher auf den Hobelwagen (aber rechtwinkelich gegen die Bewegungsrichtung desselben) aufgelagert ist und eine eingetheilte Scheibe trägt, die durch eine Feder in der gehörigen Stellung gehalten wird, Fig. 6. Man ist hiedurch in den Stand gesetzt, alle übrigen noch zu bearbeitenden Flächen (mit Ausnahme der abzurundenden Ecken) zu behobeln, und es ist nur sehr wenig mit der Feile nachzuhelfen, um die Messingmuscheln genau in die Bügel einzupassen. Die zu den Schwalbenschwanzkeilen bestimmten Eisenplatten Fig. 7 werden zuerst genau nach der Stärke des durch sie hindurch zu führenden Bolzens durchbohrt und auf einen Dorn gesteckt, um die breiten Flächen gerade zu drehen und ihnen allen eine gleiche Dicke zu geben. Die schmalen Kanten, sowohl die ebenen als diejenigen, welche die schwalbenschwanzförmige Gestalt bekommen sollen, werden gehobelt; man schraubt sie alle mittelst genau abgedrehter Bolzen auf eine Eisenstange, die einen langen Schlitz besitzt, in welchen die Bolzen ebenfalls genau passen, Fig. 8. Diese Stange ist ebenfalls wie die früher erwähnten Dörner an den Enden mit Zapfen versehen und schwingt in auf dem Hobelwagen befestigten Lagern; auch trägt sie eine eingetheilte Scheibe. Ihre Drehachse geht durch die Mittelpunkte der aufgeschraubten Keile. Sind die Keile vollendet, so zeichnet man die für dieselben nothwendigen Schwalbenschwanznuthen am Stangenkopf vor, legt sämmtliche Stangen nebeneinander auf den Hobeltisch Fig. 9 und hobelt so wieder alle Ruthen auf einmal. Sind die Keile angepaßt, so zeichnet man auf Bügel und Stangenkopf die Löcher für den Schraubenbolzen vor, bohrt sie durch und paßt den Schraubenbolzen genau hinein. Eben so zeichnet man auf dem Bügel das Loch für die Keile vor, bohrt es durch und gibt ihm auf der Stoßmaschine die rectanguläre Gestalt. Ist auf diese Art alles was zum Kopf gehört zusammen gepaßt, so hat man bloß noch die Oelbüchse darauf zu schrauben, was weiter keiner besondern Erwähnung bedarf. Bei dem andern Stangenkopfe bearbeitet man das Stirnende der Stange auf einer Stoßmaschine mit drehbarem Tisch, ebenso die Innenfläche des Bügels. Die Außenfläche des Bügels wird behobelt, wie bei dem großen Bügel, indem man sämmtliche auf einen Dorn steckt; die Messingmuscheln sind durchweg gedreht. Die Oelbüchse ist hier an den Bügel angeschmiedet und wird auf der Drehbank (Fig. 10) fertig gemacht. Man schraubt zu dem Ende den Bügel an eine Winkelplatte, die an die Planscheibe befestigt wird. Die zu beiden Stangenköpfen nöthigen Keile erhalten erst durch Hobeln auf den breiten Flächen die nöthige Dicke; sodann hobest man die eine hohe Kante gerade. Sämmtliche Nasenkeile und Schlußkeile (gibs und cutters), Fig. 1113, legt man dann (natürlich jede für sich) quer über eine gußeiserne Platte mit paralleltrapezförmigem Querschnitt, und gibt ihnen durch Hobeln auf allen noch ungehobelten Flächen die Vollendung.

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