Titel: | Jones' Rettungshandhabe für Feuersgefahr etc. |
Fundstelle: | Band 113, Jahrgang 1849, Nr. XXVI., S. 100 |
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XXVI.
Jones'
Rettungshandhabe für Feuersgefahr etc.
Aus dem Practical Mechanics' Journal, Mai 1849, S.
35.
Mit einer Abbildung auf Tab. II.
Jones' Rettungshandhabe.
Diese in Fig.
33 abgebildete Handhabe besteht aus einem von geschwefelten Federharz
gemachten Griffe, der die Gestalt eines gewöhnlichen birnförmigen Feilenheftes hat,
nur daß er etwas länger ist. Er ist der ganzen Länge nach hohl, so daß er sich über
ein Seil schieben läßt, und unten, also am dickeren Theile mit einer Oeffnung
versehen, die senkrecht auf der Seilrichtung steht und in welche ein Haken
eingehängt werden kann. Oben an dem Griffe sind mehrere Stäbchen oder Ringe, so daß
die Hand weniger leicht rutscht, und der Griff hier nicht zusammengedrückt werden
kann.
Diese Rettungshandhabe wird über das Seil geschoben, an welchem man bei Feuersgefahr
von einem hochgelegenen Stockwerke aus sich auf die Straße hinablassen will; das
obere Seilende ist mit einem Haken versehen, den man in einen Ring einhängt, welcher
ober dem Fenster, oder an der Seite desselben in der Mauer befestigt ist. Den
Federharzgriff schiebt man so hoch an dem Seile in die Höhe, daß er demjenigen,
welcher sich retten will, vor der Brust hängt, worauf man das unter dem Griffe
befindliche Seilstück zum Fenster hinauswirft. Hat man sich dann unter den Armen um
den Leib einen Gürtel geschnallt, der mit einem Haken versehen ist, so hängt man
diesen in die Oeffnung unten an dem Griffe ein, und steigt zum Fenster hinaus. So
lange das Gewicht des Körpers allein an dem dickeren Ende des Griffes hängt, findet
kein Abwärtsgleiten statt; denn durch die Ausdehnung des Griffes, welcher vorher
schon gut auf das Seil passen muß, wird derselbe enger und legt sich sehr fest an
das Seil an. Um abwärts zu gleiten, muß man einen Theil des Körpergewichtes auf das
obere Griffende bringen, was dadurch geschieht, daß man dasselbe mit der Hand
erfaßt. Je nachdem man sich nun mit der Hand mehr oder weniger in die Höhe zieht,
und folglich soviel des Körpergewichtes von dem Haken und dem unteren Theile des
Griffes wegnimmt, um so schneller oder langsamer wird man auch an dem Seile
hinabrutschen, während man immer noch eine Hand frei hat, um sich allenfalls von der
Mauer entfernt zu halten.
Schiebt man den Griff aufwärts, so geht dieß sehr leicht; denn durch das
Zusammendrücken desselben in seiner Längenrichtung wird seine innere Oeffnung
größer. Diese Eigenthümlichkeit des Federharzes wurde von Hrn. Jones sehr geschickt benützt, um sich leicht von großen Höhen herablassen
zu können. Der Herabsteigende hat es jeden Augenblick in der Gewalt sich auf
derselben Höhe zu erhalten; er braucht nämlich nur die Hand von dem oberen Griffende
loszulassen. Ebenso kann derselbe die Geschwindigkeit des Hinabgleitens vollkommen
dadurch reguliren, daß er sich an dem oberen Griffende mehr oder weniger festhält.
Das Hängenbleiben auf ein und derselben Höhe ist von Vortheil, wenn man, um noch
Andere zu retten, in ein Fenster einsteigen will, welches sich unter demjenigen
befindet, von welchem man sich herabgelassen hat.
Müssen sich mehrere Personen an einem und demselben Seile herablassen, so ist es
nöthig, daß die zweite dasselbe wieder in die Höhe zieht, bis sie den dicken Theil
des Rettungsgriffes erfassen kann. Dieser muß dann am Seile in die Höhe geschoben
werden, bis er wieder in Brusthöhe vor der zweiten Person hängt, welche sich
hinablassen will.
Dieses einfache Rettungsmittel ist werthvoller, als alle Vorrichtungen welche Zeit
und mechanische Geschicklichkeit erheischen. Für alle gesunden Personen, welche
einigermaßen starke Nerven haben ist der Apparat an und für sich vollkommen
geeignet, um von einer Höhe hinabzusteigen; für schwächliche Personen könnte noch
ein Korb an den dicken Theil des Rettungsgriffes gehängt werden.