Titel: Verfahren thönerne Retorten zur Leuchtgasbereitung zu verfertigen, worauf sich Orlando Brothers, Civilingenieur in Blackburn, Lancashire, am 19. August 1847 ein Patent ertheilen ließen.
Fundstelle: Band 113, Jahrgang 1849, Nr. LXIV., S. 272
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LXIV. Verfahren thönerne Retorten zur Leuchtgasbereitung zu verfertigen, worauf sich Orlando Brothers, Civilingenieur in Blackburn, Lancashire, am 19. August 1847 ein Patent ertheilen ließen. Aus dem London Journal of arts, Juni 1849, S. 317. Mit Abbildungen auf Tab. V. Brothers' Verfahren thönerne Retorten zur Leuchtgasbereitung zu verfertigen. Die Verbesserungen bestehen in der Anwendung eines Kerns, welcher sich zusammenzieht, wenn die plastische Masse beim Trocknen eingeht, so daß solche Retorten, bevor sie in den Ofen kommen, während des Trocknens keine Sprünge bekommen oder sich verziehen können. Fig. 41 stellt das Retortengestell und den der Zusammensetzung fähigen soliden Kern in der Frontansicht, Fig. 42 in der Seitenansicht und Fig. 43 im Grundrisse dar. Die Figuren 44 und 45 zeigen beide Enden des Kerns. Der abgebildete Apparat ist für 8 Fuß lange, 16 Zoll breite, 13 1/2 Zoll hohe und 3 Zoll dicke Retorten bestimmt. A, A ist ein loses gußeisernes Gestell mit einer Flansche a am Boden, mit deren Hülfe es an die Bodenplatte b, b geschraubt wird. Die Dförmige Oeffnung in diesem Gestell hat die Weite der soliden Form B, B, und die Breite des Dförmigen Theiles dieses Gestells beträgt ungefähr 3 Zoll. Die Hervorragung der Flansche bei c, c dient zum Anschrauben des Seitengestells E, E, Fig. 42. Die Tiefe des Gestells bei d (Fig. 41) beträgt ungefähr 3 Zoll, so daß, wenn die Mitte der erwähnten Form sich in einer Linie mit der Mitte des Gestells befindet, rings um die Form ein Raum von ungefähr 3 Zollen zur Aufnahme der zur Bildung der Retorte dienlichen plastischen Substanz bleibt. Das lose Gestell A, A, die Seiten E, E und die Endplatte H ruhen auf der Bodenplatte b, b. f, f, f sind 1 Zoll dicke Holzlatten, welche so angeordnet sind, daß sie die Segmente eines Kreises bilden; g, g zwei an das Gestell A, A geschraubte sichelförmige Theile aus Schmiedeisen. Der Abstand zwischen dem Vordergestell und den Theilen g ist so beschaffen, daß die Latten f, f dazwischen geschoben werden können. Mit Hülfe der eisernen Räder h, h kann die Retorte und das Gestell leicht transportirt werden. Der Kern besteht aus neun Theilen, welche alle keilförmig sind, wie man leicht erkennt, wenn man die Dimensionen ihrer Enden in Fig. 44 und 45 vergleicht. Der mittlere Theil ist mit zwei Falzen versehen, um den ganzen Kern zusammenzuhalten. Die Art, wie der Kern nach Bildung der Retorte herausgezogen wird, ist aus den Figuren 46, 47, 48 und 49 zu entnehmen. In Fig. 46 ist der Theil Nr. 1, in Fig. 47 Nr. 2 und 3, in Fig. 48 Nr. 4 und 5, in Fig. 49 Nr. 6 herausgezogen; zuletzt werden noch die Theile Nr. 7, 8 und 9 der Reihe nach hervorgezogen. Fig. 50 stellt den Contractionsapparat im Grundrisse dar. Er besteht aus vier schmiedeisernen Stäben, welche durch Schrauben und Muttern mit einander verbunden sind, wodurch der Apparat zusammengezogen werden kann. Dieser Eisenrahmen umfaßt vier starke Holzstäbe, welche gegen die Enden und Seiten der Retorten gelegt werden und durch die Wirkung des Contractionsapparates nach innen gedrückt werden können. Wenn der Boden und die Seiten der Retorte trocken genug sind, um von dem Gestell und der Form abgestreift werden zu können, so wird dieser Contractionsapparat angelegt, und bleibt es ungefähr 50 Stunden lang; während dieser Zeit wird er durch Nachschrauben der Muttern stufenweise enger gemacht. In Folge dieser Vorkehrungen kann die plastische Substanz, woraus die Retorte besteht, während der Zusammenziehung beim Trocknen nicht bersten. Das Verfahren beim Anfertigen der Retorten ist folgendes. Zuerst werden die gußeisernen Rahmen zusammengeschraubt und die Seiten inwendig mit gehobelten Schienen geölten Holzes bekleidet, um das Anhängen der plastischen Substanz an die Rahmen zu verhüten. Der in Kugeln von 6 oder 8 Zoll Durchmesser geformte Thon wird sodann von dem Arbeiter mit ziemlicher Kraft auf den Boden des Gestells geworfen. Nach dem entgegengesetzten Ende fortschreitend, knetet er diese Kugeln zusammen, bis die Dicke der Substanz der Tiefe des Gestells A, A unter dem Kern B, B, Fig. 41, gleichkommt. Die Oberfläche der Substanz wird sodann mit Hülfe einer geraden Kante geebnet und dem Thon eine gleichförmige Dicke gegeben. Nun setzt man den Kern oder die Form zusammen und legt ihn auf den Boden der plastischen Substanz. An einer Seite des Kerns werden zwei ungefähr 6 Zoll lange und 3 Zoll dicke Holzstücke angebracht; eben so eines an dem Ende des Kerns, so daß dieser, während die plastische Substanz an seiner entgegengesetzten Seite hineingearbeitet wird, unverrückt bleibt. Wenn die Substanz gleiche Höhe mit dem oberen Theil des Gestells erlangt hat, so nimmt man die Holzstücke weg und füllt die entgegengesetzte Seite und darauf die obere Seite der Form bis zur Dicke d, d, Fig. 41. Dann bewegt man eine gerade Kante an dem krummen Theile der Vorderplatte A, A und der Endplatte H, H, Fig. 42, von der Rechten zur Linken hin und her, wodurch der Thon gleichmäßige Dicke und ein glattes Aeußere erhält. In diesem Zustande läßt man die Retorte in einem bis zu ungefähr 26° Reaumur erwärmten Trockenraume etwa 24 Stunden lang stehen, worauf die verschiedenen Theile des Kerns allmählich herausgezogen werden, damit die Contraction der Retorte stattfinden könne. Die zum endlichen Herausziehen der verschiedenen Theile des Kerns erforderliche Zeit hängt gänzlich von dem Zustande und der Beschaffenheit der plastischen Substanz und von den Dimensionen der Retorte ab. Wenn der Thon gut verarbeitet ist, so kann eine 8 Fuß lange, 16 Zoll breite und 13 1/2 Zoll tiefe Retorte, welche in eine bis zu 28° R. erwärmte Trockenkammer gebracht wird, nach Verlauf von ungefähr 60 Stunden ihres Kerns vollständig entledigt werden. Die Latten f, f und die sichelförmigen Eisenstücke sollten sodann angelegt werden und mindestens noch 24 Stunden angelegt bleiben. Nach Verlauf dieser Zeit ist der ganze Apparat von der Retorte abzustreifen und der Contractionsapparat anzulegen. Dieser wird der Länge und Breite nach stufenweise aufgeschraubt und nach Verlauf von 36 Stunden abgenommen. Die Retorte bleibt sodann in der Trockenkammer, bis sie ganz trocken ist.

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