Titel: Ueber die Darstellung des reinen Kobaltoxyds und des Thenard'schen Blaues; von P. Louyet.
Fundstelle: Band 113, Jahrgang 1849, Nr. XCII., S. 432
Download: XML
XCII. Ueber die Darstellung des reinen Kobaltoxyds und des Thenard'schen Blaues; von P. Louyet. Aus dem Institut, vom 27. Juni 1849. Louyet, über die Darstellung des reinen Kobaltoxyds und des Thenard'schen Blaues. Es ist bekanntlich schwer, das Kobaltoxyd von den Spuren von Eisen und Nickeloxyd zu befreien, welche es einzuschließen pflegt; im Handel findet man daher sehr selten dieses Oxyd im reinen Zustande. Unter den Methoden, das reine Kobaltoxyd darzustellen, scheint die von Liebig den Vorzug erhalten zu haben; diese beruht darauf, daß das schwefelsaure Kobaltoxyd bei einer Rothgluth noch nicht zerlegt wird, während bei dieser Temperatur das schwefelsaure Eisenoxyd und Nickeloxyd zersetzt werden. Aber obwohl sich das schwefelsaure Eisenoxyd sehr leicht vollständig bei der Glühhitze für sich allein zerlegt, so kann es, nach meinen Versuchen, mit schwefelsaurem Kobaltoxyd gemengt, eine sehr hohe Temperatur mehrere Stunden ertragen, ohne dadurch zersetzt, also auch ohne unlöslich zu werden. Wenn man daher nach Liebig's Verfahren ein Erz behandelt, welches arsenikfrei ist, so bleibt das Eisen im Kobalt zurück, da es nicht in ein unlösliches arseniksaures Salz umgewandelt werden kann. Dieser Fall tritt ein, wenn man zur Darstellung des Kobaltes Zaffer anwendet, welcher aus einem arsenikhaltigen Kobalterz durch Rösten von Arsenik befreit worden ist. Es wird darin das Kobalt, obwohl ganz frei von Nickel, doch nicht frei von Eisen seyn. Obwohl man einige Methoden kennt, die ohne große Schwierigkeiten Kobalt von Eisen zu trennen gestatten, so ist die von mir aufgefundene doch vorzugsweise einfach. Dieselbe gründet sich auf die verschiedene Verwandtschaft des Kobaltoxyds und des Eisenoxyds zu den Säuren; das Kobaltoxyd hat eine entschieden stärkere. Wenn man eine Auflösung von Kobaltoxyd, welche Eisenoxyd enthält, mit gallertartigem Kobaltoxydhydrat versetzt, wenigstens in der Menge daß sie dem Eisenoxyde äquivalent ist, so verwandelt sich, wenn die Flüssigkeit längere Zeit gekocht wird, das violette Kobaltoxydhydrat in einen schmutzig gelben Niederschlag. Das Kobaltoxydhydrat hat das schwefelsaure Eisenoxyd zersetzt, und das Eisenoxydhydrat unlöslich niedergeschlagen. Dieß ist unlöslich mit einer gewissen Menge Kobaltoxydhydrat gemischt, welches, um die Reaction sicher vollständig eintreten zu lassen, im Ueberschuß zugesetzt werden mußte. Die abfiltrirte Flüssigkeit zeigt nicht die geringste Reaction auf Eisen. Am einfachsten verfährt man so, daß man zu der zu reinigenden Flüssigkeit etwas kohlensaures Natron setzt, und mit dem dadurch erhaltenen Niederschlage die Lösung längere Zeit kocht. Um ein Kobaltoxyd zu reinigen, verfährt man am einfachsten auf folgende Weise: man löst es in Schwefelsäure auf, dampft ab, und glüht den Rückstand bei Rothgluth, löst ihn in Wasser und behandelt ihn mit Kobaltoxydhydrat oder kohlensaurem Natron. Das schwefelsaure Nickeloxyd scheint bei weitem leichter und vollständiger zersetzt zu werden, als das schwefelsaure Eisenoxyd. Hinsichtlich des Kobaltoxyds habe ich noch eine zweite Beobachtung gemacht: man weiß, daß unter Umständen die Thonerde sich mit den Kobaltoxydsalzen vereinigt und eine intensive blaue Farbe gibt. Diese Farbe, welche nach Thenard ihren Namen führt, ist ein nach festen Proportionen zusammengesetztes Gemenge von Thonerde und phosphorsaurem oder arseniksaurem Kobaltoxyd, welches einer anhaltenden Calcination unterworfen worden ist, während die Substanzen selbst im Hydratzustande angewendet werden. Da nun ein Gemenge von Alaun und einem Kobaltoxydsalz mit kohlensaurem Natron einen Niederschlag gibt, welcher durch die Calcination gleichfalls die blaue Farbe liefert, so hat man die Meinung gewonnen, daß die blaue Farbe ein Aluminat von Kobalt sey. Ich habe nun gefunden, daß wenn man das gallertartige Thonerdehydrat mit dem gleichfalls gallertartigen phosphorsauren oder arseniksauren Kobaltoxydhydrat mengt, die blaue Farbe bereits in der Rothgluth entsteht. Bei derselben Temperatur liefert ein Gemenge von Thonerdehydrat und Kobaltoxydhydrat nur eine schwarze oder graue Masse, wie auch das Verhältniß beider Substanzen geändert werden mag. Um mit diesem Gemenge eine blaue Farbe zu erhalten, ist es nöthig, die Temperatur bis nahe zum Schmelzpunkt des Glases zu steigern. Die Gegenwart einiger Säuren begünstigt daher sehr die Verbindung der beiden Substanzen, woher es sich erklärt, daß einigen Chemikern die Darstellung des Thenard'schen Blaues mißglückt ist, wenn sie nicht phosphorsaures oder arseniksaures Kobaltoxyd anwendeten.