Titel: Ueber schmiedbares Messing; von Dr. L. Elsner.
Fundstelle: Band 113, Jahrgang 1849, Nr. XCIII., S. 434
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XCIII. Ueber schmiedbares Messing; von Dr. L. Elsner. Aus den Verhandlungen des Vereins für Gewerbfl. in Preußen, 1849, 3te Liefer. Elsner, über schmiedbares Messing. Es ist bekannt, daß das gewöhnliche Messing, welches 27,4 bis 31,8 Zink auf 71,9 bis 65,8 Kupfer enthält, nicht in der Hitze geschmiedet, sondern daß Gegenstände aus der genannten Legirung nur gegossen werden können. Da es nun für viele Industriezweige von großer Wichtigkeit seyn würde, Gegenstände aus einer messingähnlichen Legirung gefertiget in der Hitze, wie Schmiedeisen, bearbeiten zu können, so ist es erklärlich, daß die Mittheilung in technischen Zeitschriften, es gäbe eine solche Legirung, den Technikern sehr willkommen seyn mußte. So viel mir bekannt ist, kamen die ersten Proben von schmiedbarem Messing aus England nach Hannover, und die erste Nachricht von Analysen dieser Legirung ging von dem nieder-österreichischen Gewerb-Vereine in Wien aus.Man vergl. polytechn. Journal Bd. CIX S. 396. Die Resultate derselben ergaben eine Zusammensetzung von 34,76 Zink und 65,03 Kupfer (mit Spuren Blei). Auf Grundlage dieser Analyse fertigte der Fabrikbesitzer Machts größere Proben von der bezeichneten Legirung und fand, daß bei dem Zusammenschmelzen von 33 Theilen Kupfer und 25 Theilen Zink ein Verlust von 3 Theilen eintrat; hienach besteht die Legirung, auf 100 Theile berechnet, aus 60 Theilen Kupfer und 40 Theilen Zink. Sie unterscheidet sich von den englischen Proben durch einen größeren Zinkgehalt und besitzt, nach Machts, noch die so höchst schätzenswerthe Eigenschaft der Schmiedbarkeit in einem höheren Grade als die englischen Musterstücke. Ein durch Hrn. Fabrikbesitzer Heckmann erhaltenes Stückchen Blech einer mit Yellow metal bezeichneten, in Farbe messingähnlichen Legirung bestand, nach einer im Laboratorium des königlichen Gewerbe-Instituts durch den Zögling Perl ausgeführten Analyse, aus 60,16 Kupfer und 39,71 Zink, welches die Zusammensetzung des schmiedbaren Messings ist. In der That zeichnete sich auch die Blechprobe durch eine sehr große Festigkeit aus. Ich veranlaßte den Kunstgießer Hrn. Feyerabend eine Legirung aus 60 Kupfer und 40 Zink zusammenzuschmelzen; die so gewonnene Legirung zeigte nachstehende Eigenschaften: die Farbe derselben hält das Mittel zwischen Messing und Tomback, sie zeigt einen starken Metallglanz, hat im Bruch ein feines, dichtes Gefüge, besitzt eine große Festigkeit, deren wissenschaftliche Bestimmung durch Hrn. Fabriken-Commissionsrath Brix in Aussicht steht. Sie zeigt ein spec. Gewicht von 8,44 bei 10° Cels.; der Rechnung nach hätte sie ein spec. Gewicht von nur 8,08 haben können, es muß demnach bei der Bildung der Legirung eine Zusammenziehung stattgefunden haben. Ebenso ergibt die Rechnung, daß die Legirung als eine bestimmte chemische Verbindung angesehen werden kann, denn die Resultate der Analyse stimmen sehr nahe mit der Annahme, daß sie betrachtet werden kann, bestehend aus drei Mischungsgewichten Kupfer und zwei Mischungsgewichten Zink (3 Cu + 2 Zn). Die Härte der Legirung ist die des Flußspathes, sie wird durch Apatit (Glas) geritzt, demnach hat sie die Härte = 4. Die Legirung ist härter als Kupfer, sehr zähe, und ist, nach in der Werkstatt des Instituts angestellten Schmiedversuchen, bei richtig geführtem Feuer schmiedbar, so daß es gelang, aus dem gegossenen Stabe einen Schlüssel zu schmieden. Diese für die Technik wichtigen Eigenschaften der bezeichneten messingähnlichen Legirung lassen deren Anwendung zu mannichfachem technischen Gebrauche erwarten, und es scheint, als wenn diele wichtigen Eigenschaften der Legirung abhängig seyen von der bestimmten proportionalen chemischen Zusammensetzung derselben. – Nach den Mittheilungen des Hrn. Feyerabend ist jedoch Vorsicht bei dem Einschmelzen der Metalle zu empfehlen, damit bei dieser Operation nicht durch Abbrennen von Zink ein zu großer Verlust stattfinde, wodurch das Verhältniß der Metalle geändert wird, welche Veränderung auch auf die technisch wichtigen Eigenschaften der Legirung nicht ohne Einfluß seyn dürfte. Derselbe ist daher der Ansicht, daß es praktisch vortheilhaft seyn möchte, statt Zink eine proportionale Menge Messing mit dem hie nach regulirten Kupferzusatze zusammenzuschmelzen. Eine von letzterm nach dem oben angeführten Gewichtsverhältnisse zusammengeschmolzene Legirung gab bei der Analyse: 61,44 Kupfer und 38,15 Zink. – Es ist sehr wahrscheinlich, daß das schmiedbare Messing in vielen Fällen wird Anwendung finden, wo bisher das bei weitem höher im Preise stehende Kupfer verwendet wird.