Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 113, Jahrgang 1849, Nr. , S. 234 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber Lechatellier's Gegengewichte an
Locomotive-Treibrädern.
Der Maschinenmeister der holsteinischen Bahnen Hr. Nollau, welcher die Ausgleichung der Störungen
im regelmäßigen Gang der Locomotiven vermittelst anzubringender Gegengewichte schon
vor Hrn. Lechatellier
gründlich behandelte und durch ganz ähnliche Versuche zu denselben Resultaten
gelangt war (Eisenbahnzeitung 1848 Nro. 40 und 1849 Nro. 3), berichtigt zwei
Bemerkungen in dem Auszug von Lechatelliers Abhandlung,
welcher aus der Eisenbahnzeitung 1849 Nro. 22 im polytechn. Journal Bd. CXII S. 409 mitgetheilt wurde.
1) Im Eingange ist auf S. 410 gesagt: „Die Kurbelstange, die Kolbenstange,
der Kolben und die sie verbindende Schale erleiden durch
die bei jedem halben Umschwung eintretende Dampfmenge einen Gegenstoß,
und äußern in Folge desselben auf die Treibachsenlager Wirkungen, welche in
Verbindung mit der Bewegung der Treibachse selbst einerseits eine stampfende
Erschütterung nach vor- und rückwärts, andererseits eine schlängelnde
Seitenbewegung hervorbringen.“
Dieser Satz verstößt gegen das Grundprincip der ganzen Sache, denn der Gegenstoß des
Dampfes auf den Kolben kann bei der Steifigkeit der Achse und des Rahmens gar keine
stampfende oder schlängelnde Bewegung der Maschine hervorbringen, weil der Druck auf
die Treibachse immer durch den gleich großen Gegendruck auf die Cylinderdeckel
aufgehoben wird, auch könnte diese Ursache nicht durch Gegengewichte ausgeglichen
werden. Der Druck, der durch das Trägheitsmoment des Kolbens
etc. auf die Maschine ausgeübt wird, während die Kurbel den todten Punkt
passirt, ist es, welcher obige Bewegung erzeugt.
2) Auf Seite 411 heißt es: „Die schlängelnde Bewegung kommt hinsichtlich
ihres Kraftmaaßes der stampfenden gleich. Bei einer Fahrgeschwindigkeit von 76
(nicht 16) Kilometern in der Stunde drückt sie die Locomotive mit einer Kraft
von 6000 Kilogrammen 8mal in der Secunde abwechselnd bald gegen den einen, bald
gegen den andern Schienenstrang“
Diese Behauptung ist ebenfalls unrichtig, denn es hängt ganz von der Räderstellung
und der Entfernung der Cylinder von der Mittellinie der Maschine ab, wie groß der
seitliche Druck ist, den die Radflanschen auf die Schienen ausüben. Bei den
gewöhnlichen Constructionen wird er weit geringer seyn, als der Druck der die
Maschine in der Richtung der Bahnachse abwechselnd vor- und rückwärts stößt,
und allenfalls bei einer vierräderigen Maschine mit außenliegenden Cylindern könnte
es vorkommen, daß, wie oben angegeben, die schlängelnde Bewegung der stampfenden
gleich wäre. Hätte obiger Satz allgemeine Gültigkeit, so müßte der seitliche Druck
dem Druck nach der Längenachse auch dann gleich seyn, wenn man sich z.B. leide
Cylinder in der Mittellinie der Maschine angebracht denkt, während es doch auf der
Hand liegt, daß hier ersterer Null wird, letzterer aber unverändert seine Größe
beibehält.
Da die übrigen Bemerkungen richtig sind, so gründen sich
beide Fehler wohl nur darauf, daß der Verfasser jenes Auszugs keine ganz klare Idee
von der Sache hatte und deßhalb beide Sätze nicht sinngetreu übertrug.
Cooper's
Glasdächer für Gewächshäuser.
Der Glasfabrikant William Cooper in Aberdeen hat das große
von dem Architekt Decimus Burton in London für den Herzog
von Devonshire zu Chatsworth erbaute Gewächshaus mit einem Glasdach von 70,000
Quadratfuß Oberfläche versehen. Anstatt hölzerner Rahmen wurden schmiedeiserne
verzinkte angewandt, als die besten und zugleich wohlfeilsten, denn sie brauchen
weder angestrichen zu werden, noch können sie schwinden. Kupferstangen von
hinreichender Stärke, um ein großes Gewicht Glas zu tragen (besonders während eines
Sturms, welcher erfahrungsgemäß mit einem Gewicht von 50 Pfd. auf den Quadratzoll
Oberfläche drückt), sind für Gewächshäuser zu theuer; das Kupfer eignet sich zu
diesem Zweck schon deßhalb nicht, weil jeder Wassertropfen, welcher Kupferoxyd
enthält, für die Pflanzen tödtlich ist. Früher wandte man Glasscheiben von 6 Zoll im
Quadrat an, welche an den Fugen gut zusammengekittet wurden, so daß sich in Folge
des verdichteten Dunstes Wassertropfen an denselben sammelten, welche beim
Herabfallen die Pflanzen beschädigten. Cooper nahm
Tafelglas von 30 bis 60 Zoll Länge und 6 bis 9 Zoll Breite, welches an dem
übergreifenden Ende in Form einer Ellipse geschnitten wurde; er ließ eine Oeffnung
von einem halben Zoll genau im Mittelpunkt der Ellipse und verkittete alle übrigen
Fugen auf gewöhnliche Weise; hiebei kann die von den Pflanzen ausgeathmete
überflüssige Kohlensäure leicht entweichen.
Die Luft im Gewächshaus wird mittelst Wasserbehältern und Heißwasser-Röhren
erwärmt, weil sich hiebei die künstliche Wärme der natürlichen am meisten nähert.
Anstatt der früheren Ventilirmethode durch Emporheben der Fensterrahmen, welches
gefährlich und umständlich, bisweilen auch für die Pflanzen nachtheilig ist, werden
gläserne Ventilatoren angewandt. (Practical Mechanic's
Journal, Juni 1849.)
Verfahren die Säure aus dem schwefelsauren und phosphorsauren
Kalk zu isoliren; von Lewis Thompson.
Wenn man fein gepulverten Gyps in eine nicht sehr
concentrirte Auflösung von Kleesäure wirft, findet eine vollständige Zersetzung
statt und es bleibt in der Auflösung nur Schwefelsäure zurück. Auf diese Weise kann
man sich Schwefelsäure für analytische Untersuchungen bereiten, wozu dieselbe ganz
frei von einem Metallgehalt seyn muß.
Den phosphorsauren Kalk kann man auf ähnliche Weise zersetzen, um Phosphorsäure zu
erhalten: 5 Theile gebrannte und fein gepulverte Knochen,
mit 6 Theilen Kleesäure und 20 bis 30 Theilen Wasser geschüttelt, geben eine
Auflösung, welche nach dem Filtriren weder durch Kleesäure noch durch kohlensaures
Alkali mehr getrübt wird. Man dampft dann die Auflösung zur Trockne ab. Man kann in
diesem Falle wie im vorhergehenden ohne Nachtheil einen geringen Ueberschuß von
Kleesäure anwenden.
Da die im Handel vorkommende Kleesäure immer eine gewisse Menge zuckeriger und
anderer organischer Substanzen enthält, welche sich während des Abdampfens der
Schwefelsäure und Phosphorsäure verkohlen, so muß man die Kleesäure behufs ihrer
Anwendung zur Bereitung jener Säuren vorher durch Krystallisation reinigen. (Journal de Chimie médicale, Juli 1849, S.
382.)
Verfahrungsarten um die Verfälschung der Citronensäure mit
Weinsteinsäure zu erkennen; von Bouchardat.
Die häufig vorkommende Verfälschung der Citronensäure mit Weinsteinsäure ist leicht
zu erkennen:
1. Eine concentrirte Auflösung von Citronensäure hat keinen Einfluß auf das
polarisirte Licht, wohl aber unter gleichen Umständen eine concentrirte Auflösung
von Weinsteinsäure; wenn erstere mit letzterer gemischt ist, findet die Wirkung
statt und ist mittelst des Polarisationsapparats leicht nachzuweisen.
2. Zerstoßt man reine Citronensäure, so bemerkt man im Dunkeln kein elektrisches
Licht. Wenn sie mit Weinsteinsäure vermengt ist, so erkennt man dieß an dem Licht,
welches während der Stöße erzeugt wird, oder indem man die Stücke gegen einander
reibt.
3. Die Weinsteinsäure entwickelt bei ihrer Zersetzung durch die Hitze den Geruch des
braun geschmolzenen Zuckers, was mit der Citronensäure nie der Fall ist. (Journal de Chimie médicale, Juli 1849, S.
401.)
Verfälschung des Weinsteins.
Der gepulverte Weinstein war ungeachtet seines niedrigen Preises in der letzten Zeit
in England häufig mit Gyps verfälscht, von welchem er bis 8 1/2 Proc. enthielt. (Journal de Chimie médicale, Juli 1849, S.
402.)
Erkennung des Stearins im Wachs.
Das Wachs wird jetzt häufig mit Stearin verfälscht. Hr. Lebel hat ein einfaches und schnell ausführbares
Verfahren angegeben, um diesen Betrug zu erkennen. Es besteht darin, 1 Theil des
verdächtigen Wachses in 2 Theilen Oel zergehen zu lassen, mit seinem gleichen
Gewicht Wasser zu schütteln und dann einige Tropfen basisch essigsaures Blei
zuzusetzen. Die Mischung erlangt eine merkwürdige Festigkeit; es bildet sich nämlich
stearinsaures Blei. Diese Erscheinung ist besonders auffallend, wenn man einen
vergleichenden Versuch mit einem Cerat von reinem Wachs anstellt. Man soll auf diese
Weise 1/20 Stearin noch erkennen. (Journal de Chimie
médicale, Juli 1849, S. 403.)
Anwendung des irischen Torfs zur Gewinnung verschiedener
Producte.
Bei den Verhandlungen über die irische Armenunterstützungsbill im Hause der Gemeinen am 28 Julius d. J. kündigte Hr.
O'Gorman Mahon eine für
Irland wichtige Entdeckung an, worüber er zuerst folgenden Brief eines englischen
Chemikers vorlas:
„Ich benachrichtige Sie, daß in Irland eine Entdeckung gemacht wurde,
welche den Bodenwerth in diesem Lande in der Folge nicht unbedeutend steigern
dürfte. Mittelst eines neuen Verfahrens den Torf zu destilliren, könnte man
nämlich Millionen Acres von Torfgrund mit geringen Kosten zur Gewinnung von
wesentlichem Oel, Naphthalin, Salmiak, Picamar, Pittakall, Kerzenmaterial
(Paraffin?), Pech, Theer etc. verarbeiten. Durch Hrn. Owen erhielt ich vor einigen Monaten Proben
dieser Producte und ich stehe nicht an, hiemit zu erklären, daß ich jene
Entdeckung für eine der größten und nutzbringendsten unserer Zeit halte. John
Waters, Med.
Dr.“
Der Redner bemerkte dann weiter über diese Entdeckung:
Prof. Pelouze in Paris, in
dessen Laboratorium Hr. Reece,
der Erfinder dieses Verfahrens, seine ersten Versuche anstellte und seine Methode
vervollkommnete, bezeugt daß dieselbe auf richtige wissenschaftliche Principien
gegründet ist und mit Leichtigkeit praktisch angewandt werden kann; in demselben
Sinne erklärten sich Professor v.
Liebig, Dr. Hodges und andere ausgezeichnete Chemiker, welche über diesen Gegenstand
zu Rathe gezogen wurden.
In der letzten Zeit wurden Anstalten in Irland errichtet um durch Versuche in
hinreichend großem Maaßstab den praktischen Werth der Entdeckung ermitteln zu
können. Der Erfolg hat den gehegten Erwartungen vollkommen entsprochen. Es ergab
sich daß man aus dem irischen Torf ein festes Oel (Paraffin?) von ausgezeichneter
Qualität erzeugen kann, welches dem Wallrath gleichkommt; während der Wallrath 90
bis 95 Pfd. Sterl per Tonne (20 engl. Centner) kostet,
kann der wallrathähnliche Stoff aus Torf um 40 Pfd. Sterl. per Tonne gewonnen werden. Dieselbe Preisverminderung gilt für alle
anderen Producte in welche sich der Torf verwandeln läßt. (Der Redner legte nun eine
aus dem neuen Product gegossene Kerze vor, welche das Ansehen einer Wachskerze
hatte, und nach der Besichtigung von mehreren Mitgliedern des Hauses, angezündet
wurde; sie verbrannte wie eine Wachskerze mit sehr glänzendem Licht.)
Lord Ashley bemerkte dann, daß sein Freund Owen ein bedeutendes Capital aufgewendet habe, um in den
letzten zwölf Monaten in Irland nicht bloß Hunderte sondern Tausende von Tonnen
Torfs nach Reece's Verfahren
zu verarbeiten; seine großartigen Versuche ergaben folgendes Resultat:
100 Tonnen Torf, welche 8 Pfd. Sterl. kosten und die Verarbeitung derselben beiläufig
ebensoviel, lieferten:
Werth.
Pfd. Sterl.
Shill.
Pence.
kohlensaures Ammoniak
2602
Pfund
32
10
2
kohlensaures Natron
2118
Pfund
8
16
6
Essigsäure
600
Pfund
7
10
0
Naphtha (wesentliches Oel)
30
Gallons
7
10
0
Material für Kerzen
600
Pfund
17
10
0
Camphen
600
Pfund
5
0
0
gemeines Oel
800
Pfund
3
6
8
Gas
–
8
0
0
Asche
–
1
13
4
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Summe
Pfd. Sterl.
91
16
8
Lord Ashley fügte bei, daß wenn einmal der Torf weggeräumt
ist, der darunter befindliche Boden sich über alle Erwartung fruchtbar erweist, weil
er mit Ammoniak ganz gesättigt ist; es würde folglich durch die Umwandlung des Torfs
in werthvolle Artikel nicht nur das Land bereichert werden, sondern auch der Boden
selbst hernach in
einem für die Cultur weit günstigeren Zustand seyn. (Times vom 28 Juli 1849.)
Die Gesammtfläche Irlands beträgt 20 Millionen Acres; die Gesammtfläche seiner
Torfmoore 2,830,000 Acres, also fast ein Siebentel der ganzen Insel; von diesen
Torfmooren kommen 1,576,000 Acres auf die Ebene und die übrigen 1,254,000 Acres auf
die Berge. Für Irland ist daher eine vortheilhafte Verwendung seines Reichthums an
porösem und elastischem Torf von der größten Wichtigkeit. Nach obigen Angaben
liefert 1 Cntr. irischen Torfs bei der Destillation nach der Methode von Reece (andere englische Journale schreiben Rhys) 1 3/10 Pfd. kohlensaures Ammoniak; von
Kerzenmaterial, Camphen und Essigsäure je 3/10 Pfd. 1 engl. Centner Torf kostet aber
in Irland nur 2 88/100 Kreutzer (24 fl. Fuß); so vortheilhaft daher die Destillation
des Torfs in Irland seyn muß, kann sie in Deutschland doch nur dann gewinnbringend
seyn, wenn sich zugleich die rückständige Kohle gut verwerthen läßt.
Δ
Preisaufgabe, den Torf betreffend.
Die königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin hat am 5 Jul. d. J. folgende
Preisaufgabe gestellt: „Eine Untersuchung des Torfs mit besonderer
Rücksicht auf die Anwendung desselben und seiner Asche als Düngungsmittel. Sie
verlangt eine chemische und anatomische Untersuchung einer gewöhnlichen
Torfpflanze (Sphagnum acutifolium, obtusifolium) in
frischem Zustande, in Torf umgeändert und in so vielen Zwischenzuständen als zur
Aufklärung dieser Umänderung nöthig ist; die chemische Analyse muß sich sowohl
auf die Zellwände und den Inhalt derselben, soweit dieß ausführbar ist, als auf
die Asche beziehen. Kleine abgeschlossene Torfmoore, welche in der Nähe von
Berlin häufig vorkommen, die in rascher Fortbildung sich befinden, hauptsächlich
aus Sphagnum bestehen und deren Wasser gleichfalls untersucht werden müßte,
sowie ein Hochmoor, wie z.B. das zwischen Oldenburg und Leer, würden die besten
Materialien zu einer solchen Untersuchung liefern. Besonders verdient der Torf
der Moore von Linum wegen seiner Güte und seines großen Verbrauchs
berücksichtigt zu werden. Zugleich würde es der Akademie sehr wünschenswerth
seyn, wenn auf ähnliche Weise wie vom Sphagnum die Untersuchung einer anderen,
vom Sphagnum in der Zusammensetzung und im Bau wesentlich verschiedenen Pflanze,
welche auf den Mooren wächst und deren Zersetzungsproducte gewöhnlich einen
bedeutenden Theil des Torfs ausmachen, angestellt würde. Aus diesen
Untersuchungen wird der Bewerber auf die Art wie der Torf und seine Asche, sowie
die Asche der andern Pflanzenart, auch Haidearten, als Düngungsmittel angewendet
werden können, Folgerungen machen und die bisherigen Erfahrungen beurtheilen,
auch danach neue Versuche auf eine wissenschaftliche Weise anstellen
können.“ Die ausschließende Frist für die Einsendung der
Beantwortungen dieser Ausgabe, welche nach der Wahl der Bewerber in deutscher,
lateinischer oder französischer Sprache abgefaßt seyn können, ist der erste März
1852. Jede Bewerbungsschrift ist mit einem Motto zu versehen und dieses auf dem
Aeußern des versiegelten Zettels, welcher den Namen des Verfassers enthält zu
wiederholen. Die Entscheidung über die Zuerkennung des Preises von 100 Ducaten
geschieht in der öffentlichen Sitzung am Leibnitzischen Jahrestage im Monat Julius
desselben Jahres.
Ueber die Erschöpfung des Bodens an mineralischen
Bestandtheilen durch verschiedene Ernten.
Wenn eine Hektare Boden 20 Hektoliter Weizen und 3500 Kilogr. Stroh gibt (was
durchschnittlich bei einem guten Boden in Belgien der Fall ist), so entzieht diese
Ernte dem Boden beiläufig 20 Kilogr. Phosphorsäure; eine Gerstenernte von 30
Hektolitern Korn und 2500 Kilogr. Stroh per Hektare
entzieht dem Boden 25 Kilogr. Phosphorsäure; eine Haferernte von 35 Hektolitern Korn und 3800 Kilogr.
Stroh entzieht ihm 19 Kilogr.
Der Boden verliert also durch diese Ernten einen Bestandtheil, welchen man ihm
nothwendig wieder erstatten muß, wenn er nicht in kurzer Zeit zum Anbau von
Cerealien untauglich werden soll. Das Stroh kehrt nur zum Theil wieder in den Boden
zurück; ein Theil wird zur Nahrung des Viehs verwendet und geht so in die Substanz
der Schlachtthiere über, welche in den Städten verzehrt werden, die dem Land niemals
das Aequivalent ihrer Consumtion zurückgeben.
Das einfachste Mittel dem Boden die Phosphorsäure wieder zu erstatten, besteht darin
ihm von Zeit zu Zeit Knochenmehl zu geben, da die Knochen 25 Proc. Phosphorsäure
enthalten.
Die Ernten entziehen dem Boden auch stets eine bedeutende Quantität von anderen
Substanzen, besonders Kieselerde, Thonerde, Eisen und Bittererde; da die Ackererde
diese Bestandtheile aber immer in Ueberfluß enthält, so kommt dieser Verlust nicht
in Betracht.
Der Kalk, welchen die Ernten dem Boden in großer Menge entziehen, fehlt in gewissen
Bodenarten, welche daher durch das Düngen mit Kalkstein und Mergel sehr verbessert
werden.
Manche Ernten entziehen dem Boden sehr viel Kali, woran er gerade nicht immer reich
ist: eine Kartoffelernte von 200 Säcken à 100
Kilogr. per Hektare, die Blätter inbegriffen, entzieht
dem Boden 280 Kilogr. Kali und eine Steckrübenernte von 20,000 Kilogr. per Hektare, die Blätter inbegriffen, entzieht ihm 240
Kilogr. Kali. (Aus der Bibliothèque rurale durch
das Journal de Chimie médicale, Juli 1849, S.
405.)
Ueber die neuesten Versuche die in den Städten sich
ansammelnden menschlichen Excremente als Dünger für die Landwirthschaft verwendbar
zu machen; von Dr. Ayres.
Die in den Städten sich ansammelnden menschlichen Excremente werden in mehreren
Ländern schon seit langer Zeit als Dünger verwendet; in der Nähe von Lyon, Grenoble
etc. in Frankreich wendet man sie in dem Zustand an, wie man sie aus den Kloaken
schafft; in Flandern verdünnt man sie mit einer großen Menge Wasser und benutzt sie
als flüssigen Dünger; in China vermischt man sie mit getrocknetem Thon und bildet
daraus Kuchen. In der letzten Zeit hat man in Frankreich angefangen den Inhalt der
Kloaken mit gebranntem Flußschlamm zu vermengen, etwas schwefelsaures Eisenoxyd
zuzusetzen und die Mischung trocknen zu lassen. In England kamen drei Methoden in
Vorschlag um die menschlichen Excremente (flüssige und feste) in trocknen Zustand zu
versetzen:
1) Das französische Verfahren welches sich Hr. Brown in England patentiren ließ; es besteht
darin, die menschlichen Excremente durch Beimischen von Eisenchlorid (salzsaurem
Eisenoxyd) und holzsaurem Eisen geruchlos zu machen, dann mit gebranntem Flußschlamm
zu vermengen und durch Ausbreiten an der Luft trocknen zu lassen;
2) Higg's Verfahren: man
sammelt den Inhalt der Kloaken in großen Fässern oder Behältern, versetzt sie darin
mit gelöschtem Kalk, läßt die feste Materie sich absetzen, zieht dann das Wasser ab
und trocknet den festen Niederschlag in einem Dampfgehäuse; das hiebei entweichende
Ammoniak wird in hölzernen Kammern mit Salzsäure in Berührung gebracht und als
Salmiak verdichtet;
3) das Verfahren des Verfassers: es beruht auf der
Thatsache, daß alle gasförmigen und flüchtigen Producte der Fäulniß in die
gewöhnlichen Verbrennungsproducte verwandelt werden können, indem man sie mit
atmosphärischer Luft gemischt über eine glühende Fläche oder auch über oder durch
angezündetes Brennmaterial leitet. Hiebei verwandelt sich das Ammoniak in Stickstoff
und Wasser; der Schwefelwasserstoff in schweflige Säure und Wasser; der
Kohlenwasserstoff in Kohlensäure und Wasser; der Phosphorwasserstoff in
Phosphorsäure und Wasser; die den Gasen beigemengten flüchtigen organischen Materien
werden vollständig zerstört; bloß die Kohlensäure geht unverändert durch das Feuer.
Alle diese Gase, mit Ausnahme des Ammoniaks und der Kohlensäure, gibt die faulende
thierische Materie nur in geringer Menge aus. Man sieht also, daß alle flüchtigen
Producte der Fäulniß in die gewöhnlichen Verbrennungsproducte verwandelt werden
können, welche bekanntlich unschädlich sind; es genügt hiezu diese Gase und Dämpfe
durch ein Feuer zu leiten, um ihre vollständige Zersetzung und Zerstörung zu
bewirken. Der Verfasser empfiehlt übrigens die thierischen Excremente durch
künstliche Wärme, vorzugsweise mittelst Dampfröhren, auszutrocknen.
Verfahren in Manchester. Man bringt den Inhalt der
Kloaken an die Ufer des Canals, wo er in großen Behältern angesammelt wird; aus
denselben wird er mittelst eines Hebers in Barken geschafft, auf denen man ihn an
die Stellen hinführt, wo er angewandt werden soll. Man spritzt ihn auf die Felder
mittelst eines Schlauchs aus Cannevas; die dazu dienende Druckpumpe wird von der auf
dem Fahrzeug befindlichen Dampfmaschine bewegt und treibt den Dünger auf jeder Seite
des Canals etwa eine halbe engl. Meile weit.
Diese Art die Felder zu düngen, nämlich mit den flüssigen Excrementen (nach Umständen
mit ihrem drei- bis sechsfachen Gewicht Wasser verdünnt), halten
ausgezeichnete Oekonomen für die wohlfeilste und wirksamste Methode; sie weichen
daher auch den trockenen Dünger behufs seiner Anwendung in Wasser auf. Der Dünger
welcher auf angegebene Weise in flüssiger Form verbreitet wurde, verschwindet von
der Oberfläche der Felder in beiläufig drei Stunden und das Vieh kann das Gras am
folgenden Tage fressen. (Practical Mechanic's Journal
und Civil Engineers Journal, Juni 1849.)
Um den Werth des Inhalts der städtischen Kloaken als Dünger für die Landwirthschaft
beurtheilen zu können, braucht man nur zu wissen daß nach Berzelius die festen menschlichen Excremente frisch 3/4 ihres Gewichts
Wasser enthalten, ferner im Minimum 1 1/2, im Maximum 5 Procent Stickstoff; und daß
100 Theile trockner Excremente 15 Theile Asche geben, deren Hauptbestandtheile 10
Theile phosphorsauren Kalks und Bittererde sind. 100 Theile Menschenharn sind in
Beziehung auf den Stickstoffgehalt ein Aequivalent für 1300 Theile frischer
Pferdeexcremente und 600 Theile frischer Excremente der Kuh. „Man wird
hieraus leicht entnehmen, sagt Liebig, von welcher
Wichtigkeit es für den Ackerbau ist, auch nicht den kleinsten Theil davon zu
verlieren. Die kräftige Wirkung des Harns im allgemeinen ist in Flandern
vorzüglich anerkannt, allein nichts läßt sich mit dem Werthe vergleichen, den
das älteste aller Ackerbau treibenden Völker, das chinesische, den menschlichen Excrementen zuschreibt; die Gesetze des
Staats verbieten das Hinwegschütten derselben, in jedem Hause sind mit der
größten Sorgfalt Reservoirs angelegt, in denen sie gesammelt werden, nie wird dort für Getreidefelder ein anderer Dünger
verwendet. Wenn wir annehmen, daß die flüssigen und festen Excremente
eines Menschen täglich nur 1 1/2 Pfund betragen (5/4 Pfd. Urin und 1/4 Pfd.
feste Excremente), daß beide zusammengenommen 3 Proc. Stickstoff enthalten, so
haben wir in einem Jahre 547 Pfd. Excremente, welche 16,41 Pfd. Stickstoff
enthalten – eine Quantität, welche hinreicht, um 800 Pfd. Weizen-,
Rocken-, Hafer- und 900 Pfd. Gerstenkörnern den Stickstoff zu
liefern. Dieß ist bei weitem mehr, als man einem Morgen Land hinzuzusetzen
braucht, um mit dem Stickstoff, den die Pflanzen aus der Atmosphäre aufsaugen,
ein jedes Jahr die reichlichsten Ernten zu erzielen.“