Titel: Verfahren basisches Chlorblei als Surrogat des Bleiweißes zu bereiten, von Hugh Lee Pattinson, Chemiker in Gateshead, Grafschaft Durham; patentirt für England am 14. Febr. 1849.
Fundstelle: Band 114, Jahrgang 1849, Nr. XXIII., S. 126
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XXIII. Verfahren basisches Chlorblei als Surrogat des Bleiweißes zu bereiten, von Hugh Lee Pattinson, Chemiker in Gateshead, Grafschaft Durham; patentirt für England am 14. Febr. 1849. Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Sept. 1849, S. 150. Pattinson's Verfahren basisches Chlorblei als Surrogat des Bleiweißes zu bereiten. Ich habe gefunden, daß wenn man ein halbes Aequivalent Kalk, Natron, Kali, Ammoniak oder Baryt einem Aequivalent Chlorblei zusetzt, indem man beide in aufgelöstem Zustande anwendet, alles Blei als eine bestimmte Verbindung niedergeschlagen wird, welche aus einem Atom Chlorblei und einem Atom Bleioxydhydrat besteht, also bei oder unter 80° R. getrocknet, der Forme PbCl + PlO, HO entspricht; erhitzt man dieselbe über 80° R. und bis 141° R., so verliert sie mehr oder weniger von dem Atom Wasser und wird ganz oder annähernd zu PbCl + PbO. Wendet man weniger als ein halbes Aequivalent von dem alkalischen Fällungsmittel an, so wird dasselbe basische Chlorblei (Bleioxyd-Chlorblei) niedergeschlagen, während ein Theil Chlorblei in der Auflösung zurückbleibt. Dieses basische Chlorblei hat eine glänzende weiße Farbe und besitzt viel Körper, daher es das Bleiweiß zu den meisten Zwecken ersetzen kann. Als die wohlfeilste Methode zur Bereitung dieses Bleisalzes für technische Zwecke wende ich folgende an. Ich verschaffe mir ein gesättigtes Kalkwasser, indem ich einen Ueberschuß von gelöschtem Kalk in einen Bottich bringe, denselben mit Wasser auffülle, das Ganze gehörig aufrühre und es dann in Ruhe lasse bis die Flüssigkeit klar geworden ist. Dieses bei der gewöhnlichen Temperatur von 10 oder 12° R. dargestellte Kalkwasser wird in 770 oder 780 Theilen einen Theil Kalk enthalten, folglich 1 (englischer) Kubikfuß 567 oder 568 Gran Kalk. Andererseits bereite ich eine Auflösung von Chlorblei im Verhältniß von 1 Pfd. reinem krystallisirtem Chlorblei auf 1 1/5 Kubikfuß kochenden Wassers; dazu benutze ich ein starkes hölzernes Faß von beiläufig 150 Kubikfuß Hohlraum, welches mit einem mechanischen Rührer versehen ist, und bringe in dieses mit kochendem Wasser gefüllte Faß 125 Pfd. reines Chlorblei; da das gewöhnliche Wasser aber stets schwefelsauren und kohlensauren Kalk enthält, welche Blei niederschlagen, so setze ich von dem Chlorblei soviel mehr zu, als nöthig ist um diesen Verlust auszugleichen (dieses Quantum muß durch vorläufige Versuche ermittelt seyn), so daß 1 1/5 Kubikfuß der Auflösung ziemlich genau 1 Pfd. Chlorblei enthält oder in jedem Kubikfuß 5833 Gran aufgelöst sind. Ich gieße dann die Flüssigkeit aus dem Faß in einen Behälter, worin ich sie sich vollständig absetzen und ganz klar werden lasse. Nun vermische ich die klare Chlorbleilösung, während sie noch heiß oder warm ist (wenn man sie ganz erkalten ließe, würde sie etwas Chlorblei absetzen), mit ihrem gleichen Volum Kalkwasser und zwar so schnell als möglich; das unauflösliche basische Chlorblei bildet sich sogleich und setzt sich auf dem Boden des Gefäßes ab, während eine klare Flüssigkeit (eine schwache Auflösung von Chlorcalcium) darüber stehen bleibt, die man abzieht; der Niederschlag wird gesammelt und auf gewöhnliche Weise getrocknet. Zum Vermischen der Chlorbleilösung mit dem Kalkwasser benutzt man am besten zwei Kufen, jede von etwa 46 Kubikfuß Hohlraum, welche man mit den zwei Auflösungen füllt und die man gleichzeitig in einen niedrigeren Behälter ausgießt, aus dem die Mischung in Absetzkasten ablauft. Da 1 Kubikfuß gesättigtes Kalkwasser nahezu 568 Gran Kalk enthält und 1 Kubikfuß der beschriebenen Chlorbleilösung 5833 Gran Chlorblei, während 1 Aeq. Chlorblei = 140 nur 1/2 Aeq. Kalk = 14 (also den zehnten Theil seines Gewichts) erfordert, um sich vollständig in Bleioxyd-Chlorblei zu verwandeln, so wurde vom Kalk offenbar weniger als das atomistische Verhältniß angewandt. Ich halte es aber für besser, bei Bereitung des Products im Großen einen schwachen Ueberschuß von Chlorblei anzuwenden; denn wenn man vollständig 1/2 Aeq. Kalk nimmt, so kann bisweilen – bei der Schwierigkeit große Massen verschiedener Flüssigkeiten innig und schnell zu vermischen – das gebildete basische Chlorblei einen geringen Ueberschuß von Bleioxyd enthalten, wodurch seine Farbe etwas gelblich wird, während die Anwendung von etwas zu wenig Kalk keinen anderen Nachtheil bringt, als daß in der klaren Flüssigkeit etwas Chlorblei zurückbleibt, welches man jedoch wieder gewinnen kann, wenn man sie in einem Gefäß sammelt und mit Kalkwasser zersetzt. Es ist gerade nicht nöthig, reines krystallisirtes Chlorblei zur Bereitung dieses Products anzuwenden; man kann auch das Salz benutzen, welches man durch Kochen von Bleiglätte mit ihrem gleichen Aequivalent Salzsäure und Abdampfen zur Trockne erhält, vorausgesetzt daß man dasselbe gut auswascht, um ihm die Chloride von Eisen, Mangan etc. zu entziehen, welche das damit bereitete basische Chlorblei färben würden.