Titel: | Ueber die Wirkungsart des Gypses als Düngmittel; von Caillat. |
Fundstelle: | Band 114, Jahrgang 1849, Nr. XXVII., S. 149 |
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XXVII.
Ueber die Wirkungsart des Gypses als Düngmittel;
von Caillat.
Aus den Comptes rendus, August 1849, Nr.
6.
Caillat, über die Wirkungsart des Gypses als
Düngmittel.
In diesem ersten Theil meiner Untersuchung über die Wirkungsweise des Gypses als
Düngmittel suche ich darzuthun, daß das Verfahren beim Einäschern der Vegetabilien
behufs der Bestimmung ihrer anorganischen Bestandtheile unrichtige Resultate
liefert. Das Gewicht der gesammelten Asche gibt nicht alle mineralischen
Bestandtheile an; durch die hohe Temperatur bei der Einäscherung geht beinahe von
allen anorganischen Bestandtheilen etwas verloren, und namentlich werden die etwa
vorhandenen schwefelsauren Salze zum großen Theil zersetzt und zerstört.
Ich behandelte Pflanzenrückstände, z.B. von Luzerne, Klee, Esparsette (span. Klee)
mit reiner verdünnter Salpetersäure, und es gelang mir dadurch beinahe sämmtliche
darin befindliche Mineralsubstanzen auszuziehen, so daß von 10 Grammen angewandter
Substanz die rückständige Masse nach dem Auswaschen und Trocknen, wobei sie leicht
verbrannte, nur 18, 20 bis 22 Milligr. Asche zurückblieben. Dieser geringe Rückstand besteht aus
Kieselerde und etwas Eisenoxyd. Diese Behandlungsweise mit Salpetersäure lieferte
mir immer mehr mineralische Bestandtheile als die Einäscherung, und namentlich
konnte ich darthun, daß in mehreren Gewächsen, wie z.B. den Futterhülsengewächsen,
mehr Schwefelsäure enthalten ist als bisher gefunden wurde. Ein Versuch überzeugte
mich, daß der durch die Einäscherung entstehende Verlust an Schwefelsäure von der
Zersetzung eines Antheils schwefelsauren Kalks herrührt; so fand ich, als ich ein
bestimmtes Gewicht reinen, gebrannten schwefelsauren Kalks mit Weizenstärke in
Kleisterform gut vermischte und die Masse einäscherte, in der gesammelten Asche
nicht mehr die Menge Schwefelsäure, welche im angewandten Gyps enthalten war. Ferner
fand ich durch directen Versuch, daß der durch den Einfluß der organischen Materie
bei hoher Temperatur in Schwefelcalcium verwandelte schwefelsaure Kalk, durch die
Einwirkung des Sauerstoffs der Luft zum Theil in kohlensauren Kalk übergeht; das
Sauerstoffgas, indem es zu gleicher Zeit den Schwefel des Schwefelcalciums und einen
Theil der dazwischengelagerten Kohle verbrennt, bildet schweflige Säure, welche sich
entbindet, und Kohlensäure, wovon ein Theil mit dem Kalk verbunden bleibt und durch
ihn die Ausscheidung des Schwefels befördert.
Demnächst beabsichtige ich die Mineralsubstanzen der gegypsten
Hülsenfrucht-Ernten zu untersuchen und mit den nicht gegypsten aus gleichem
Boden zu vergleichen. Ich werde dabei zu ermitteln suchen, ob nicht angenommen
werden müsse, daß der Gyps unverändert in diejenigen Pflanzen übergeht, deren rasche
Entwickelung er bewirkt.