Titel: Apparat zum Bleichen der Baumwolle mit Chlorgas, welchen sich Pierre Isidor David in Paris, am 28. Februar 1849, für England patentiren ließ.
Fundstelle: Band 114, Jahrgang 1849, Nr. LXX., S. 367
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LXX. Apparat zum Bleichen der Baumwolle mit Chlorgas, welchen sich Pierre Isidor David in Paris, am 28. Februar 1849, für England patentiren ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Octbr. 1849, S. 213. Mit einer Abbildung auf Tab. V. David's Apparat zum Bleichen der Baumwolle. Beschreibung des Apparats. A, Fig. 17, ist der Ballon zur Entwickelung des Chlorgases; er ist mit zwei Röhren versehen und befindet sich in einem Sandbad. B ein bleiernes Rohr, um durch den Hahn Nr. 7 Salzsäure in den Ballon zu leiten. C ein bleiernes Rohr, um das Chlorgas aus dem Ballon in die Flasche E¹ zu leiten. D, D bleierne Röhren, um das Gas fortzuleiten und die Flaschen E¹, E², E³, E⁴ mit einander zu verbinden. Das Rohr C¹ führt das Gas in die Kammer F. Die Flaschen E, E¹ etc. können von Glas oder Steingut seyn und dienen zum Reinigen, Waschen und Trocknen des Chlorgases; E¹ ist leer und nimmt die Verunreinigungen des Gases auf; E² und E³ werden halb voll Wasser gefüllt und E⁴ halb voll mit Schwefelsäure von 66° Baumé (zum Austrocknen des Chlorgases). Die Flüssigkeiten in diesen Flaschen werden von Zeit zu Zeit abgezogen; z ist ein gläsernes Sicherheitsrohr in jeder Flasche. F ist eine gasdichte Kammer aus Holz; am unteren Theil derselben ist ein mit zahlreichen Löchern versehener falscher Boden aus Blei, der sich über der Mündung des Einleitungsrohrs C¹ befindet und auf welchen man die zu bleichende Baumwolle legt, so daß unter ihr ein leerer Raum bleibt, welcher die Wirkung des Gases erleichtert. An einer Seite der Kammer ist ein Fenster von weißem Glase und ein anderes in ihrer Decke angebracht, durch welche man den Fortschritt und das Ende der Bleichoperation sehen kann. G ist ein bleiernes Rohr mit einem Hahn 3, um die Luft aus der Gebläsemaschine V in die Flasche H zu leiten, welche zur Hälfte mit Stücken gebrannten Kalks gefüllt ist, um die Feuchtigkeit der Luft zu absorbiren, welche aus der Flasche durch den Hahn 2 in die Kammer F zieht. K ist das Gestell des Apparats. L ist ein Gefäß mit zwei Röhren welches das Material zur Erzeugung eines neutralisirenden Dampfes enthält, wie bei der Behandlung des Apparats erklärt werden wird. M, M sind Röhren mit Hähnen Nr. 4 und 5 versehen, durch welche das Gas entweicht, so daß man die Baumwolle nach dem Bleichen und Ventiliren sättigen und dann die Ventilation derselben erneuern kann. T ist das Austrittsrohr für das Gas auf der Kammer F, mit einem Hahn Nr. 6. Dieses Rohr ist zwischen der Kammer und dem Hahn mit einer kleinen Oeffnung o versehen; dieselbe wird dicht geschlossen erhalten und sie dient, um während des Bleichens Luft austreten lassen zu können, wenn der Druck des Gases zu groß wird; dieser wird durch die Höhe des Wasserstandes in den Röhren z angezeigt; sie soll etwa 15 Zoll betragen, wenn das Gas bei geeignetem Druck wirkt. Letzterer hängt übrigens davon ab, ob die Baumwolle (man mag Garne oder Gewebe anwenden) in der Kammer mehr oder weniger zusammengedrückt ist. V ist eine Gebläsemaschine (Druckpumpe oder Ventilator), welche von Hand oder durch eine mechanische Kraft getrieben wird. X ist ein Zweigrohr von C, mit einem Hahn Nr. 8 versehen, und in einen Schornstein mündend. Die Hähne müssen aus einer Legirung bestehen, welche von Säuren und Chlorgas nicht angegriffen wird, z.B. Blei mit 1/5 Antimon. Den Theil des Rohrs C¹, welcher sich zwischen der Flasche mit Schwefelsäure und der Kammer F befindet, mache ich aus vulcanisirtem Kautschuk. Behandlung des Apparates. Man füllt die Kammer F mit Baumwolle im rohen Zustande, oder als Gespinnst oder Gewebe, welche jedoch bloß ihre natürliche Feuchtigkeit enthalten. Die Kammer mag ganz oder nur theilweise angefüllt werden, so muß man sie hermetisch schließen, damit kein Gas entweichen kann. Nachdem die Flaschen E, E verkittet sind, bringt man in den Ballon A Braunstein in Stücken (von einem Braunstein welcher 80 Procent Mangansuperoxyd enthält, nimmt man vier Procent des Gewichts der zu bleichenden Baumwolle). Nun werden die Röhren B und C an dem Ballon befestigt, worauf man durch einen Trichter mittelst des Rohrs B Salzsäure von 21 bis 22° Baumé in den Ballon gießt (ein Braunstein von 80 Procent Gehalt erfordert sein dreifaches Gewicht Säure). Man öffnet dann den Hahn Nr. 1, schließt Nr. 8 und dann auch Nr. 7, worauf das Chlorgas die Bleichoperation beginnt. Nachdem der Apparat etwa eine Viertelstunde lang in kaltem Zustande im Gang war, beginnt man allmählich den Ballon zu erwärmen und zwar bis zu 48 oder 56° Reaumur, so daß die Chlorentbindung in zwei Stunden beendigt ist, wenn man nämlich eine einzige Kammer F anwendet; sind aber deren mehrere mit einander verbunden, so dehnt man die Chlorentbindung auf vier Stunden aus. In den Sicherheitsröhren z muß von Beginn der Operation an, so lange der Bleichproceß dauert, die Wasserhöhe ihren Stand beibehalten (weil sonst die atmosphärische Luft eine nachtheilige Gegenwirkung ausüben könnte); nur gegen das Ende der Operation darf derselbe ein wenig fallen. Sollte der Druck zu stark werden, so läßt man etwas Luft aus der Kammer durch die kleine Oeffnung o entweichen. Wenn jedoch der überschüssige Druck von einer zu starken Gasentbindung herrührt, ist es zweckmäßiger (anstatt des Auslassens bei o) einen Augenblick den Hahn Nr. 8 zu öffnen und einige Minuten das Feuern des Ofens zu unterbrechen. Mittelst des Fensters in der Seite der Kammer kann man den Fortschritt des Bleichens beobachten und mittelst desjenigen in ihrer Decke kann man sich versichern daß das Gas bis an das obere Ende der Baumwolle durchgedrungen und das Bleichen beendigt ist; man schließt dann die Hähne Nr. 1, 4 und 5, öffnet den Hahn Nr. 6, dann auch Nr. 2 und 3, und treibt eine halbe Stunde lang das Chlor aus der Kammer mittelst der Gebläsemaschine, welche anfangs in langsame und dann in schnellere Bewegung gesetzt wird. Hernach treibe ich in die Kammer F durch den Behälter L vermittelst der Luft entweder Ammoniakgas oder dampfförmigen Schwefeläther, um das Chlor und die Salzsäure, welche in der Baumwolle zurückblieben, zu neutralisiren. Hierauf wird die Baumwolle noch einmal dem Ventilirproceß unterzogen und kann nun aus der Kammer genommen werden. Anstatt die Baumwolle zum zweitenmal zu ventiliren, kann man sie auch sogleich auswaschen und in der Centrifugalmaschine (Hydro-Extractor) behandeln.

Tafeln

Tafel Tab. V
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