Titel: | Ueber die Verbreitung des Silbers im Mineralreich; von Malaguti und Durocher. |
Fundstelle: | Band 115, Jahrgang 1850, Nr. LVI., S. 277 |
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LVI.
Ueber die Verbreitung des Silbers im
Mineralreich; von Malaguti
und Durocher.
Aus den Comptes rendus, Decbr. 1849, Nr.
24.
Malaguti, über die Verbreitung des Silbers im
Mineralreich.
Durch zahlreiche Versuche, welche wir im J. 1847 anstellten, haben wir nachgewiesen,
daß das Silber in vielen Schwefelmetallen vorkommt, worin man es bisher nicht
vermuthete; wir haben unsere Untersuchungen seitdem auf andere metallhaltige
Mineralien ausgedehnt und können jetzt behaupten, daß sie fast alle Silber
enthalten, selbst wenn sie nicht von Lagern stammen, aus denen man Silber gewinnt.
In vielen fanden wir allerdings nur Spuren von Silber und häufig wären wir über
ihren Silbergehalt in Ungewißheit geblieben, wenn wir die gewöhnlichen Probirmethoden nicht abgeändert
hätten. Nachdem wir uns überzeugt hatten, daß der nasse Weg bei solchen
Untersuchungen durchaus nicht anwendbar ist, bereiteten wir Bleiglätte, welche fast
absolut silberfrei war, und prüften auch die Flußmittel und anderen Reagentien vor
der Anwendung auf ihre Reinheit. Alsdann bestimmten wir die Bedingungen, unter
welchen die Schmelzungen ausgeführt werden müssen, um den Verlust so gering als
möglich zu machen; wir haben uns überzeugt, daß Silberflitter, welche einen
Sechzehntels-Milligramm wiegen, selbst wenn sie mit 30 Grammen Blei legirt
sind, bei der Kupellation nicht verschwinden können.
Bei Versuchen über das Rösten verschiedener Schwefelmetalle beobachteten wir mit
Verwunderung, daß das in der Zinkblende enthaltene Silber mehr als zur Hälfte durch
Sublimation verloren gehen kann. Unter gewissen Umständen verflüchtigt sich also das
Silber viel leichter als man bisher glaubte; es inkrustirt sich dabei in den Wänden
der angewandten Apparate. Dasselbe ist der Fall mit dem Silber, welches sich beim
Rösten des Bleiglanzes sublimirt, was eine wichtige metallurgische Thatsache
erklärt: bei aller Sorgfalt nämlich, den pulverförmigen zinkischen Ofenbruch in
Verdichtungskammern zu sammeln, verliert man stets beträchtlich viel Silber, welches
mitgerissen wurde und sich an den Wänden der Canäle so fixirt, daß es nicht
abgesondert werden kann.
Das Silber ist in den verschiedenen metallhaltigen Mineralien ungleich vertheilt; so
sind die Oxyde und die salzartigen Verbindungen stets ärmer als die Schwefelmetalle;
unter letzteren sind Schwefelblei, Schwefelkupfer und Schwefelzink in der Regel
silberreicher als Schwefeleisen.
Die allgemeine Verbreitung des Silbers im Mineralreich macht es wahrscheinlich, daß
andere Metalle in der Natur eben so verbreitet sind, wie man es bereits vom Eisen
weiß. Wir haben in dieser Hinsicht krystallisirte Mineralien untersucht, welche alle
Kennzeichen der Reinheit besaßen; wir analysirten zwölf Proben Bleiglanz, und fanden
in allen außer Silber, sehr merkliche Quantitäten Eisen, Kupfer und Zink.
Um zu erfahren, in welchem Zustand sich das Silber befindet, welches in kleiner Menge
in verschiedenen Erzen, besonders Schwefelmetallen, Schwefelarsen- und
Schwefelantimonmetallen enthalten ist, machten wir Versuche mit verschiedenen
Reagentien, von denen wir annehmen konnten, daß sie auf das metallische Silber
wirken, aber nicht auf das Schwefelsilber, besonders wenn letzteres mit anderen
Schwefelmetallen verbunden ist. Die Anwendung von flüssigem Chlor, Kupferchlorid und schwefelsaurem
Eisenoxyd konnte keine entscheidenden Resultate geben; das Quecksilber lieferte uns
bestimmtere Angaben; von 38 Proben, worunter mehrere ziemlich reich waren, gaben nur
11 an Quecksilber einen Theil ihres Silbers ab. Aus den erhaltenen Resultaten und
unseren Gegenversuchen mit Substanzen, in welche wir auf verschiedene Weise
metallisches Silber oder Schwefelsilber gebracht hatten, müssen wir folgern, daß das
Silber in den Schwefelmetallen, worin es in geringer Menge vorkommt, wahrscheinlich
nicht immer unter derselben Form enthalten ist, obgleich es meistens als
Schwefelsilber mit dem Erz verbunden zu seyn scheint.
Durch unsere Versuche über das Verhalten des Chlorsilbers zu den Schwefelmetallen ist
übrigens genügend erwiesen, daß die Schwefelmetalle kein Silber im Zustand von
Chlorsilber (oder Bromsilber) enthalten können. Wir haben nämlich gefunden, daß:
1) die einfachen Schwefelmetalle, wie Zinkblende, Bleiglanz, Schwefelcadmium etc. auf
das Chlorsilber durch doppelte Zersetzung reagiren;
2) die Polysulfuride, welche Schwefel fahren lassen können, z.B.
Zweifach-Schwefelzinn, durch das Chlorsilber theilweise in
Einfach-Schwefelmetalle verwandelt werden;
3) die nicht mit Schwefel gesättigten Sulfuride, welche Schwefel aufnehmen können,
z.B. Halb-Schwefelkupfer (Kupferglanz), das Chlorsilber zum Theil reduciren
und auch durch doppelte Zersetzung auf dasselbe wirken.
Die Arsenmetalle, Schwefelarsenmetalle und Schwefelantimonmetalle wirken unter
denselben Umständen auf das Chlorsilber ähnlich wie die Schwefelmetalle.
Wir haben diese verschiedenen Körper mit Chlorsilber zusammengebracht, welches in
Ammoniak, bisweilen auch in unterschwefligsaurem Natron aufgelöst war; das
Auflösungsmittel änderte dabei im Wesentlichen nichts, sondern beschleunigte nur die
Reaction.
Die Zersetzung des Chlorsilbers durch die Schwefelmetalle, Arsenmetalle etc. ist oft
so vollständig, als wenn man mit in Wasser aufgelösten Körpern operirte; so z.B. mit
Kupferglanz, Arsen-Antimon, Arsen-Kobalt (Speiskobalt),
Arsen-Nickel (Kupfernickel). Einige wenige Schwefelmetalle, z.B. Zinnober und
Speiskobalt, sind hingegen fast ohne Wirkung.Man kann dem Kupferkies die Regenbogenfarben ertheilen, wenn man ihn mit
Chlorsilber in Berührung bringt; man erhält so ein künstliches
Buntkupfererz, welches an Farbenreichthum dem natürlichen nicht
nachsteht.
Bromsilber wird durch die Schwefelmetalle gerade so zersetzt wie Chlorsilber.
Wir haben uns auch überzeugt, daß diese Reactionen auf trocknem Wege stattfinden wie
auf nassem; so zersetzt der Bleiglanz schmelzendes Chlorsilber; die Zinkblende
verwandelt den Dampf des Chlorsilbers in Schwefelsilber.