Titel: Verfahren zur Bleiweißfabrication, welches sich J. E. Rodgers, Professor der Chemie in London, am 1. August 1849 patentiren ließ. (Mittheilung.)
Fundstelle: Band 115, Jahrgang 1850, Nr. XCIII., S. 443
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XCIII. Verfahren zur Bleiweißfabrication, welches sich J. E. Rodgers, Professor der Chemie in London, am 1. August 1849 patentiren ließ. (Mittheilung.Wahrscheinlich aus Deutschland, wo dieses Verfahren schon seit längerer Zeit an einigen Orten angewandt wird.) Aus dem Repertory of Patent-Inventions, März 1850, S. 172. Rodger's Verfahren zur Bleiweißfabrication. Das Princip des Verfahrens besteht darin, metallisches Blei der gemeinschaftlichen Einwirkung einer gewissen Temperatur, atmosphärischer Luft mit Wasserdämpfen, kohlensaurem Gas und Essigsäure-Dämpfen auf solche Weise auszusetzen, daß man seine Umwandlung in Bleiweiß vollkommen in der Gewalt hat. Ich wende eine Kammer an, welche mittelst Dampfröhren geheizt werden kann, und so construirt ist, daß man sie dunkel und ziemlich luftdicht machen, aber nöthigenfalls auch Gase und Dämpfe austreten lassen kann. In dieser Kammer werden hölzerne Gestelle von der Decke bis zum Boden angebracht, welche man mit Querleisten versieht, die das Blei zu halten haben und so angeordnet sind, daß ein Mann zwischen den Reihen durchgehen kann, um die fortschreitende Verwandlung des Metalls in Bleiweiß zu überwachen und zu regeln. Auf den Boden der Kammer stellt man Tröge, von denen einige eine Flüssigkeit enthalten welche in geistige Gährung übergeht und dabei das kohlensaure Gas liefert, während andere (in welche Röhren tauchen die mit einem Dampfkessel verbunden und mit Sperrhähnen versehen sind) schwachen Essig oder verdünnte Holzsäure, saures Bier oder sauren Wein enthalten, überhaupt eine Flüssigkeit welche in saure Gährung übergeht und dadurch die Essigsäure-Dämpfe liefert. Ich verfahre folgendermaßen: das in 3 bis 4 Fuß lange und etwa 1/8 Zoll dicke Platten gegossene Blei wird in Form eines A gebogen und dann an dem hölzernen Gestell aufgehängt; man hängt dabei die Platten einander so nahe als möglich, ohne daß sie sich berühren. Ich bringe dann in die mit Dampfröhren versehenen Tröge schwachen Essig oder die in saure Gährung übergehende Flüssigkeit; und in die anderen Tröge die in geistige Gährung übergehende Flüssigkeit, nämlich ein Infusum von 1 Peck3/5 Berliner Scheffel. Malz und 2 Pfd. Zucker mit 80 Pfd. kochendem Wasser, welches mit etwas Hefe versetzt wird. Die Kammer wird mittelst Dampfröhren geheizt, bis ihre Temperatur zwischen 17 und 21° Reaumur beträgt. Wenn die weinige Gährung vollkommen eingetreten ist und sich folglich kohlensaures Gas in der Kammer verbreitet, mache ich dieselbe dunkel und so luftdicht als möglich, und lasse dann aus dem Dampfkessel in die saure Flüssigkeit Dampf einströmen, um die Kammer mit wässerigen und essigsauren Dämpfen zu beschicken; dieses Einströmen von Dampf muß etwa eine Stunde lang andauern und in 24 Stunden 3 bis 4mal wiederholt werden. Die Temperatur der Kammer muß immer zwischen 17 und 21° R. erhalten werden; um dieselbe zu beobachten, dient ein Thermometer, dessen Kugel sich innerhalb der Kammer und dessen Röhre sich außerhalb derselben befindet. Es ist nöthig im Verlauf von je 48 Stunden einmal in die Kammer zu gehen, um die gährenden und sauren Flüssigkeiten zu erneuern. Die Bleiweißbildung ist gewöhnlich in beiläufig zwölf Tagen beendigt.