Titel: Ueber Baillie's Patent-Schneckenfedern für Eisenbahnwagen, Tender etc.; von E. H. Schlarbaum.
Autor: E. H. Schlarbaum
Fundstelle: Band 116, Jahrgang 1850, Nr. XVIII., S. 86
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XVIII. Ueber Baillie's Patent-Schneckenfedern für Eisenbahnwagen, Tender etc.; von E. H. Schlarbaum. Mit Abbildungen auf Tab. II. Schlarbaum, über Baillie's Patent-Schneckenfedern für Eisenbahnwagen, Tender etc. Diese Feder besteht aus flachem, in conischer Form gewundenem Stahl; gegen Druck und Biegung widersteht sie mit ihrer Breite, während hiergegen bisher die Dicke widerstand; sie wird aus stärkeren und breiteren Platten construirt, je nach dem Widerstande den man von ihr fordert. Eine derartige Anordnung des Federstahles, dem darauf Wirkenden Drucke gegenüber, ist so günstig befunden worden, daß dieselben Belastungen vollkommen sicher und weich getragen werden bei nur einem Drittel desjenigen Gewichtes an Stahl, welches für die gewöhnlichen Federn erfordert wird. Durch die Schneckenfeder wird nicht nur eine vollkommen verticale Unterstützung der darauf ruhenden Last gewonnen, sondern auch sehr viel Raum erspart, und fast das ganze Eisenwerk, welches bisher zur Sicherung der gewöhnlichen Feder und ihrer Befestigung gegen das Gestell des Wagens erforderlich war; da sie vollkommen unabhängig ist von dem Wagenkasten selbst, und diesen durch keinerlei Befestigungsbolzen schwächt, so kann eine festere Bauart der Wagen mit verhältnißmäßig geringerem Aufwand an Material und auf einfachere Weise erreicht werden. Es kann entweder das Gewicht irgend eines Wagens, Tenders etc. durch vier oder sechs einzelne oder doppelte Federn getragen werden, welche zwischen dem Gestelle und den oberen Flächen der Achsenlager befestigt werden, oder es können auch mehrere derselben horizontal auf einer führenden Eisenstange gegen den Zug und Stoß der Wagen angewandt seyn. Vorzüglich diese letzteren Zug- und Stoßfedern lassen sich in überaus leichter und bequemer Weise anwenden. Ihre je nach dem Bedürfniß längeren oder kürzeren Führungsstangen werden in den meisten Fällen mit spannenden Endmuttern ausgestattet. Als Bufferfedern können sie sowohl innerhalb als außerhalb der Rahmenstücke des Gestelles und einfach oder paarweise angewendet werden, auf leitenden Eisenstangen und in geschmiedeten oder gegossenen Büchsen eingeschlossen, ganz ähnlich wie in letzter Zeit die Kautschukringe angewandt wurden. Diese Büchsen lassen sich außerordentlich leicht mit Bolzen gegen jede Stelle des Rahmens befestigen. Als Kuppelfedern zwischen Maschine und Tender angewendet, verhüten sie die so höchst nachtheiligen und selbst gefährlichen Seitenschwingungen der Locomotiven. Welche Anwendung diese Feder gestattet, ergibt sich bei dem ersten Blick auf die Abbildungen. Obwohl diese Federn außerordentlich leicht und überaus wirksam sind, werden sie dennoch niemals brechen, noch durch übermäßige Anstrengung untüchtig werden. Angenommen, daß es möglich wäre sie zu zerbrechen, so könnte doch niemals irgend eine Gefahr daraus entstehen, weil selbst dann noch ihre Windungen, obgleich ohne Elasticität, widerstehen und tragen müßten. Die besondere Form der Feder gestattet sie ohne Mühe zu härten und anzulassen. Sie waren in ununterbrochenem und ausgedehntem Gebrauche während zweier Winter und Sommer auf den österreichischen Eisenbahnen, wo sie allen Einflüssen eines angestrengten Dienstes und dem größten Temperaturwechsel widerstanden. In gleicher Weise sind sie geprüft und mit dem entschiedensten Erfolge angewendet worden auf den hauptsächlichsten Eisenbahnen in England, Schottland und Belgien, wo ihre Anwendung sich täglich mehr verbreitet. Die Locomotiven-Fabrikanten Robert Stephenson und Robert und William Hawthorn in Newcastle haben diese Federn bei einer großen Anzahl ihrer neuesten Maschinen und Tender benutzt, und ertheilen ihnen die günstigsten Zeugnisse. Obwohl die Schneckenfedern demnach besser sind oder wenigstens eben so gut als alle bisherigen Feder-Vorrichtungen, kommen sie doch (in England) um mehr als die Hälfte billiger zu stehen als letztere, und dürften daher die allgemeinste Anwendung auf Eisenbahnen und für viele andere Zwecke finden.Nähere Auskunft über deren Preise ertheilt Hr. Ingenieur E. Schlarbaum (Tafelhof Nr. 72) in Nürnberg.A. d. R. Zeugnisse. (1) Forth Bank, Newcastle, den 29. August 1849. Wir bescheinigen, daß wir seit einiger Zeit die patentirten Schneckenfedern für Buffer etc. an unsern Tendern und Locomotiven anwenden, und es gereicht uns zum Vergnügen bezeugen zu können, daß alle diejenigen, welche wir angewendet haben, sich auf das vollkommenste bewährten, und es wahrscheinlich ist, daß sie bei weitem dauerhafter seyn werden als alle bisherigen Buffer. gez. R. und W. Hawthorn. (2) Locomotiven-Werkstätte Südstraße, Newcastle, den 4. September 1849. P. P. Wir haben das Vergnügen Sie zu benachrichtigen, daß, seitdem wir Baillie's Patent-Schneckenfedern für Buffer etc. benutzen, wir keinen einzigen Unfall und Bruch derselben erfahren haben, so daß wir sie für bewundernswürdig geeignet halten für alle derartigen Anwendungen. Wir verbleiben etc. gez. Robert Stephenson und Comp. (3) London-Brighton Südküsten-Eisenbahn.     Locomotivenwerkstätte, den 13. September 1849. Ich erfülle den Auftrag Sie zu benachrichtigen, daß Baillie's Schneckenfedern, und zwar 1 Satz Tender-Tragfedern, 1 Satz Wagen-Tragfedern, 1 Paar Locomotivenbuffer, 1 Paar Kuppelfedern, sich außerordentlich gut bewähren. gez. A. Airdley. (4) Von dem Ingenieur der Wien-Glocknitz Eisenbahn. Wien, den 17. Septbr. 1849.           Wir haben 268 Personen- und Güterwagen und 7 Tender auf unserer und der Ferdinand-Nordbahn mit Baillie's patentirten Schneckenfedern ausgestattet, und bezeugen, daß sich dieselben besser bewähren, als alle andern welche bisher auf Eisenbahnen in Gebrauch waren. Wir beabsichtigen nicht nur alle unsere neuen Wagen mit diesen Federn auszustatten, sondern auch alle ältern Federn nach und nach durch Schneckenfedern zu ersetzen. In einem Zeitraum von zwei Jahren, während dessen viele der genannten Wagen in stetem Gebrauche waren, wurden auch nicht die mindesten Reparaturen an diesen Patentfedern nöthig. Besonders als Zugfedern angewendet, übertreffen sie jede andere Art, indem sie die Stöße beim Anhalten und Abfahren außerordentlich vermindern. gez. John Haswell. (5) Von der ungarischen Central-Eisenbahn. Pesth, den 28. Decbr. 1849.       Die Unterzeichneten bezeugen hiemit, daß die untenstehende Anzahl von Wagen etc. mit Baillie's Patent-Schneckenfedern ausgestattet, schon eine geraume Zeit zur vollkommenen Zufriedenheit der Gesellschaft im Betriebe sind, und zwar: a) mit Trag-, Buffer- und Zugfedern ausgestattet: 40 Stück 8räderige Personenwagen, 10     „ 4räderige           „ 75     „ 6räderige Güterwagen à 240 Cntr. Tragkraft,   6     „ 4räderige Pferdewagen; b) mit Buffer- und Zugfedern ausgestattet: 62 Stück 6räderige Güterwagen, 16     „ 4räderige Personenwagen, und 24 Tender mit Zug-, Buffer- und Kuppelfedern ausgestattet; die Anwendung der letzteren hat ganz besonders gute Resultate geliefert. Wir haben die Schneckenfedern im Gebrauche vor allen andern Arten so viel vorzüglicher gefunden, daß wir in Zukunft sämmtliche Wagen unserer Bahn damit versehen werden. In Betreff des Kostenpunktes bemerken wir, daß nicht nur 60 Proc. der ersten Auslage vollkommen erspart werden, sondern daß auch wegen der sehr vortheilhaften Form dieser Federn der Betrag an Reparaturkosten auf das Minimum zurückgeführt ist. Als Buffer- und Zugfedern gegen die Stöße beim Anhalten und Anrücken der Züge angewendet, sowie als Tragfedern über den Rädern, ist ihre Wirkung bei der Bewegung der Züge viel leichter und angenehmer, als diejenige aller bisherigen Federn. gez. C. Köb, Director und Ober-Ingenieur. gez. Joseph Lichnowsky, Secretär.           Beschreibung der Abbildungen. Fig. 1 zeigt eine Schneckenfeder in natürlicher Größe, für eine Belastung von 40 Cntr. eingerichtet, wobei sie sich 2 1/2 Zoll niederdrückt. Das Gewicht der Feder ist nur 18 Pfund. Der Buffer Nr. 1 (Fig. 2) ist nach diesem Systeme mit einer der stärksten Federn garnirt und hauptsächlich für Locomotiven und Tender bestimmt. Der Buffer Nr. 2 (Fig. 2), welcher noch für Locomotiven und Tender leichterer Gattung anwendbar ist, wird auch bei schweren Güterwagen benutzt. Der Buffer Nr. 3 ist für gewöhnliche Güter- und Viehwagen eingerichtet, während der Buffer Nr. 4 mit doppelten Federn ausgestattet und für Personenwägen bestimmt ist. Die Zugfeder Nr. 5 (Fig. 3) ist für alle Arten gewöhnlicher Güter- und Personenwägen bestimmt, Nr. 6 (Fig. 3) aber für Tender und Locomotiven. Die Kuppelfeder Nr. 7 (Fig. 3) ist ebenfalls für Locomotiven und Tender bestimmt. Die Buffer Nr. 1 bis 4 und die Zugfedern Nr. 5 bis 7 sind im achten Theil der natürlichen Größe abgebildet. Natürlich können alle diese Formen je nach dem Bedürfniß mannichfach abgeändert werden.

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