Titel: | Centrifugalapparat und Vacuumpfanne zur Raffination des Rohzuckers, welche sich William Finzel zu Bristol, am 12. Oct. 1849 patentiren ließ. |
Fundstelle: | Band 116, Jahrgang 1850, Nr. LXXV., S. 384 |
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LXXV.
Centrifugalapparat und Vacuumpfanne zur
Raffination des Rohzuckers, welche sich William Finzel zu Bristol, am 12. Oct. 1849Die Beschreibung wurde dem Patent-Office am 12. April 1850 eingereicht. patentiren ließ.
Aus dem Mechanics' Magazine, 1850, Nr.
1394.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Finzel's Centrifugalapparat und Vacuumpfanne zur Raffination des
Rohzuckers.
Centrifugalapparat.
Bei den bisher angewandten Centrifugalapparaten zum Reinigen des Zuckers von Melasse
oder Syrup, war es ein großer Uebelstand, daß die Maschen des rotirenden
Drahttuch-Cylinders sich nach wenigen Umdrehungen durch Zuckertheilchen
verstopften; diesen Fehler beseitige ich durch Anwendung von Dampf oder
Flüssigkeiten.
Fig. 1 ist ein
Aufriß (theilweise im Durchschnitt) einer Centrifugalmaschine, wie sie jetzt
allgemein in Gebrauch sind; dieselbe ist aber mit einem Dampfgehäuse nach meiner
Erfindung versehen. Fig. 2 ist ein horizontaler Durchschnitt auf der Linie ab von Fig. 1. H ist eine schmale Nuth im äußern Gehäuse A, durch welche das Dampfgehäuse H¹ festgehalten wird und die ungefähr so hoch wie der rotirende
Cylinder B ist; H¹
wird durch ein Rohr H² mit einem Dampfkessel
verbunden. Auf derjenigen Seite, welche sich der Peripherie des rotirenden Cylinders
gegenüber befindet, ist das Gehäuse H¹ mit
kleinen Löchern durchbohrt, so daß es beim Zulassen von Dampf denselben in Strahlen
gegen die PeripheriePheripherie des sich drehenden Cylinders treibt, wobei die Deckel a', a' das Entweichen des Dampfs aus der Maschine verhindern. Das
Dampfgehäuse ist in Fig. 3 und 4 theilweise in größerem
Maaßstab im Längendurchschnitt und Grundriß abgebildet.
Der zu behandelnde Zucker wird zuerst mit Melasse oder Syrup vermischt, um ihm den
erforderlichen Grad von Consistenz zu ertheilen, und dann in den Cylinder B gebracht. Nun setzt man die Maschine in Bewegung; nach
wenigen Umdrehungen läßt man Dampf zutreten und denselben etwa eine Minute lang frei
gegen die äußere Oberfläche des Cylinders austreten, wodurch dessen Maschen geöffnet
und offen erhalten werden. Man kann dann (ohne die Maschine anzuhalten) die
Beschaffenheit des im Cylinder enthaltenen Zuckers von Zeit zu Zeit während der
Operation untersuchen, indem man die Deckel a', a'
aufzieht. Wenn man bei Besichtigung des Zuckers findet, daß das Austreiben der
Feuchtigkeit aus demselben gehindert ist, läßt man wieder eine kurze Zeit über Dampf
zu, um die Maschen des Drahttuchs wie vorher zu öffnen. Man läßt die Maschine so
lange in Umdrehung (indem man gelegentlich das Dämpfen wiederholt), bis fast aller
Syrup vom Zucker ausgezogen ist; in der Regel ist die Operation in wenigen Minuten
beendigt. Man kann auch den aus der Abdampfpfanne genommenen und zum Theil
abgekühlten Zucker in die Maschine bringen und auf diese Weise behandeln; natürlich
braucht solcher Zucker nicht mit Syrup gemischt zu werden.
Apparat zum Vorbereiten des Zuckers für
die Centrifugalmaschine.
Um den Zucker behufs der Behandlung in der Centrifugalmaschine mit Flüssigkeit zu
mischen, benütze ich folgenden Apparat. Derselbe besteht aus einem Behälter, worin
eine Reihe von Dampfröhren befestigt ist, ferner aus einem Centrifugalsieb und einer
Centrifugaltrommel, welche auf einer gemeinschaftlichen Welle befestigt sind und in
jenem Behälter rotiren. Fig. 5 zeigt den Apparat
im senkrechten Durchschnitt und Fig. 6 im Grundriß. A ist der Behälter mit einer Pfanne a' im Centrum seines Bodens, in welcher die Welle B rotirt. C, C sind
durchlöcherte Dampfröhren unter dem Sieb D; ihre Löcher
sind so angebracht, daß der Dampf mit den Zuckertheilchen in Berührung kommt, welche
durch das Sieb D traten; letzteres besteht aus einem
eisernen Rahmenwerk D', welches ein Drahtsieb D² trägt. Man wendet ein Drahtsieb mit gröbern
oder feineren Maschen an, je nachdem man die Zuckerkrystalle mehr oder weniger fein
zertheilen muß; zur
besseren Zertheilung von Brocken, welche etwa im Zucker vorkommen, sind
Metallspitzen D³ im Sieb befestigt. Da die
Geschwindigkeit, mit welcher der Apparat rotiren kann, ohne den Zucker über das Sieb
zu werfen, von dem Krümmungsgrad abhängt, welchen man dem Sieb D gibt, so muß dieser der Beschaffenheit des zu
behandelnden Zuckers angepaßt werden. Die aus der Figur ersichtliche Gestalt wird
für die meisten Zuckersorten ausreichen. In einem ringförmigen Behälter G sammeln sich diejenigen Brocken, welche über den Rand
des Siebs geworfen wurden und können aus demselben in den Apparat zurückgebracht
werden. E ist eine kleine Centrifugaltrommel welche an
der verticalen Welle B befestigt ist; ihre Peripherie
ist durchlöchert und mit Abtheilungen oder Blättern versehen, welche gegen innen
vorstehen, um der Flüssigkeit die durch die angewandte Geschwindigkeit erzielte
Centrifugalkraft mitzutheilen. Die Welle B ist hohl und
mit Löchern versehen, welche in die Trommel E münden,
damit die Flüssigkeit aus der Welle in die Trommel übergehen kann.
Die Verfahrungsweise mit diesem Apparat ist folgende: nachdem die Maschinerie in
Umdrehung gesetzt worden ist und Dampf durch das Rohr C'
in die Röhren C, C gelassen wurde, leitet man die
Flüssigkeit, mit welcher der Zucker gemischt werden soll, durch die hohle Welle B in die Trommel E. Den
Zucker, welcher vorher zerstoßen wurde, bringt man in die Mitte des Siebs; die
Centrifugalkraft der Maschine treibt ihn gegen die Außenseite des Siebs, wo er
zertheilt und dann durch das Sieb getrieben wird. In diesem zertheilten Zustande
gelangt der Zucker durch den Dampf welcher von den Dampfröhren C, C austritt, und wird auf diese Weise befeuchtet und
vorbereitet um den Syrup zu empfangen welcher zu gleicher Zeit aus der Trommel E getrieben wird, beim Herabfallen mit dem Zucker in
Berührung kommt und so das Vermischen vervollständigt. Die Flüssigkeitsmenge womit
man ein bestimmtes Gewicht Zucker zu vermischen beabsichtigt, muß bei ihrem Zulassen
in die Trommel E so regulirt werden, daß in demselben
Zeitraum wo der Zucker durch das Sieb dringt, auch die entsprechende
Flüssigkeitsmenge durch die Trommel E passirt.
Vacuum-Siedepfanne.
Meine Verbesserungen an der Vacuumpfanne und dem damit verbundenen Apparat bezwecken
den Zucker zu gewinnen, welcher bei dem gewöhnlichen Siedeverfahren von dem
Dampf- und Luftstrom mitgerissen wird. Fig. 7 ist ein Aufriß (zum
Theil im Durchschnitt) einer Vacuumpfanne mit meiner Verbesserung. A ist die Vacuumpfanne. B
der Helm, an welchem ein kupfernes Rohr C befestigt ist,
das zu einem Condensator D führt. Fig. 8 ist ein senkrechter
Durchschnitt des Condensators D, woraus man seine innere
Construction ersieht; und Fig. 9 ist ein
Querdurchschnitt desselben auf der Linie ab. D' ist ein metallener Cylinder mit zwei
conischen Enden D², D², welche von dem Körper des Cylinders durch Platten F, F getrennt sind; das Ganze ist durch Schrauben sicher
mit einander verbunden. E, E ist eine Reihe kupferner
Röhren, welche oben und unten in die Platten F, F
eingelassen sind und zwischen beiden Enden des Cylinders eine freie Communication
herstellen. G ist ein Rohr, durch welches kaltes Wasser
in den Cylinder D' und um die Röhren E, E eingeführt wird. H ist
ein Rohr um das von D' überfließende Wasser abzuführen.
I ist ein Recipient, welcher mit dem Boden des
Condensators durch ein Rohr K verbunden ist, worin sich
ein Sperrventil K² befindet, das auf die Kurbel
K³ wirkt.
Fig. 9* ist
ein Grundriß des Recipienten I mit abgenommenem Deckel,
woraus man eine Anordnung zum Abdampfen der Condensationsflüssigkeit (mittelst
Dampfröhren I², wie nachher beschrieben wird) im
Innern ersieht. L ist ein Rohr, welches zwischen dem
Recipient I und einem zweiten Verdichtungsgefäß M die Verbindung herstellt. Dieses Gefäß ist in der
Längenrichtung nahe an seinem obern Ende mittelst einer durchlöcherten Platte m abgetheilt, welche durch verticale Träger m', m' gehalten wird. N ist
ein Rohr durch welches kaltes Wasser in die obere Abtheilung des Condensators M geschafft wird, von wo es als Regen durch die
Oeffnungen der Platte m herabfällt und den wässerigen
Dampf in der unteren Abtheilung verdichtet. Das Rohr O
führt zu den Pumpen.
Der Verlauf der Operation ist folgender:
Während der von der Vacuumpfanne austretende Dampf durch den Condensator D zieht, wird ein Theil desselben nebst dem
mitgerissenen Zucker in den Röhren E, E verdichtet, und
auf den Boden des Condensators hinabfallend, als eine schwache Zuckerlösung in den
Recipient I ablaufen. Da man Dampf in die Röhren I² einziehen läßt, so verdunstet dessen Wärme (in
Verbindung mit der Wirkung der Saugpumpen) letztere Auflösung weiter, worauf man sie
im concentrirteren Zustande abzieht. P ist das Rohr,
womit die concentrirte Lösung abgezogen wird, und K⁴ ein Hahn, womit man in das Gefäß Luft einziehen läßt, welche die Stelle der
abgezogenen Flüssigkeit einnimmt. Wenn man während dieses Theils der Operation die
Pumpen in Thätigkeit läßt, muß man zum Schließen des Rohrs L ein Sperr- oder Drosselventil anwenden.
Zusatz.
Der jetzt gebräuchliche von Seyrig erfundene Centrifugalapparat zum Reinigen des krystallisirten
Zuckers von Syrup oder Melasse (auf welchen sich vorstehende Verbesserung von Finzel bezieht) besteht aus zwei cylindrischen Kufen,
über welchen sich die Vorrichtung zum Uebertragen der Bewegung befindet, die mit
Hülfe zweier Treibkegel und durch Reibungsrollen einer verticalen Welle im Centrum
jeder Kufe mitgetheilt wird. Auf jeder dieser Wellen ist eine Trommel mit conischem
Boden befestigt, welche an ihrem Umfang mit einem Metalltuch versehen ist, durch das
der Syrup mittelst der Centrifugalkraft geschleudert wird, welcher dann am Boden der
Kufe ablauft, während der krystallisirte Zucker (je nach dem angewandten Klärsel)
gereinigt, getrocknet und gebleicht auf den Wänden des Drahttuchs der Trommel
zurückbleibt.
Die Erfahrung hat (namentlich in der Fabrik des Hrn. Paul Claes zu Lembecq in Belgien) ergeben, daß
der Apparat in fünf Minuten ungefähr 50 Kilogr. Rohzucker als erstes Product,
gereinigt und gedeckt liefern kann, und in zehn Minuten ungefähr 30 Kilogr.
Rohzucker als letztes Product (bas produit) in jeder
Trommel, je nach der mehr oder weniger vollkommenen Krystallisation von 50 Litern
gekörnter Masse, welche man in den Apparat bringt. Angenommen nun, daß beide
Producte durchschnittlich 7 Minuten Umdrehungszeit erfordern, so verwandelt man mit
dem Centrifugalapparat täglich ungefähr 5000 Kilogr. Rohzucker in erstes Product und
3000 Kilogr. in letztes Product, deren Nüancen von der Beschaffenheit des
angewandten Rohzuckers und dem zum Bleichen benutzten Zuckersyrup abhängen; die
Producte kann man hierbei überdieß beliebig feucht oder trocken erhalten, und sie
behalten das Korn bei, welches bei der Fabrication erzeugt wurde.
Um die Vortheile auseinanderzusetzen, welche dieser Apparat den Zuckerfabrikanten
gewährt, wollen wir die Ausgaben für Handarbeit und den Zeitverlust bei dem alten
System mit den beim Gebrauch des Centrifugalapparates erhaltenen Resultaten
vergleichen.
1. Die Bereitung und Unterhaltung der Formen, sowie die Operation des Füllens
erforderten jedesmal eine bedeutende Handarbeit. Das Abtropfen dauerte wenigstens 15
bis 18 Tage bei ersten Producten, und mehrere Wochen, sogar Monate bei letzten
Producten. Jetzt erzielt man mit vier Arbeitern, welche den Gang des Apparates
überwachen, zu dessen Bewegung 1 1/2 Dampfpferde hinreichen, in einigen Minuten
dieselben Resultate. Die großen Räume, welche man bisher ausschließlich für das
Abtropfen nöthig hatte und die ein außerordentliches Wärmequantum absorbirten, sowie
die Zeit welche zum Trennen der Syrupe vom krystallisirten Zucker erforderlich war,
fallen also jetzt ganz weg, wie auch die Formen und die Schützenbach'schen Kästen.
2. Die nach dem neuen Verfahren so schnell von dem krystallisirten Zucker getrennten
Syrupe können nicht mehr die Veränderungen erleiden, welchen sie bisher während des
Abtropfens der Formen und Kästen unter dem Einflusse der Wärme ausgesetzt waren,
denn man kann sie unverzüglich wieder verkochen.
3. Um 50 Kilogr. Zucker in Formen zu bleichen, braucht man etwa 13 Liter Decksel,
während man vermittelst des Centrifugalapparats dieselben Resultate mit 5 Litern
erzielt. (Moniteur industriel, 1850, No. 1445.)