Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 116, Jahrgang 1850, Nr. , S. 162
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Miscellen. Miscellen. Preis-Ausschreibung für Locomotiven zum Dienst über das Semmering-Gebirge. Die in Ausführung begriffene österreichische Staats-Eisenbahn über das Semmering-Gebirge, an den Gränzen zwischen Niederösterreich und Steiermark, bietet durch die obwaltenden Localverhältnisse für die seinerzeitige Betriebsausführung besondere Schwierigkeiten dar. Zur Ueberwindung dieser Schwierigkeiten handelt es sich vorzugsweise um die Ermittlung derjenigen Locomotiv-Construction, durch deren allgemeine Anwendung der seinerzeitige Betrieb sowohl möglichst sicher und regelmäßig, als auch möglichst ökonomisch ausgeführt werden kann. Der k. k. österreichische Minister des Handels, der Gewerbe und öffentlichen Bauten hat mit allerhöchster Genehmigung beschlossen, zur Lösung dieser Aufgabe alle jene in Anspruch zu nehmen, welche sich berufen und geneigt finden den Fortschritt im Locomotivbau speciell in der Anwendung auf den in Rede stehenden Zweck zu fördern, und hat für denjenigen welcher die entsprechendste Locomotive projectirt, erbaut und abliefert, einen Preis von zwanzigtausend Stücken vollwichtigen kaiserlichen Ducaten bestimmt. Die besagte Eisenbahn, auf welcher die zu erbauende Locomotive Dienst zu thun bestimmt ist, überschreitet den Rücken des Semmering-Gebirges in einer Höhe von 464,8 Wiener Klafter über der adriatischen Meeresfläche, und hat von dem höchsten Punkt bis zu dem in Niederösterreich gelegenen 3,8 Meilen in der Richtung der Bahn entfernten Endpunkte am Gloggnitzer Bahnhof einen Fall von 243,2 Klafter, und bis zu dem in Steiermark gelegenen und 1,6 Meilen in der Richtung der Bahn entfernten Endpunkte am Mürzzuschlager Bahnhofe einen Fall von 114,2 Klafter. Die steilsten der verschiedenen Steigungen und beziehungsweise Gefälle sind solche von 1 : 40, und die längste der Steigungen von 1 : 40 beträgt 1671 Klafter; der kleinste Halbmesser der verschiedenen Curven hat 100 Klafter. Jedoch kommen bei den stärksten Steigungen von 1/40 keine kleineren Halbmesser als solche von 150 Klafter vor. Die längste der Curven mit diesem Halbmesser und auf der größten Steigung erstreckt sich auf 203 Klafter. Als eine der Haupteigenschaften der zu erbauenden Locomotive wird gefordert, daß sie über die größte und zugleich mit den ungünstigsten Krümmungsverhältnissen verbundene Steigung, bei gewöhnlichen günstigen Witterungsverhältnissen, eine Bruttolast von 2500 Wiener Centner, exclusive des etwa vorhandenen Tenders, mit einer Geschwindigkeit von 1 1/2 österreichischen Meilen (die Meile = 4000 Wiener Klafter) in der Stunde zu fördern im Stande seyn muß. Den Locomotiven mit noch größeren Leistungen würde übrigens der Vorzug eingeräumt werden. Es ist ein eigenes Programm ausgefertigt worden, in welchem die Bahn durch Beischluß eines Situationsplanes und eines Längenprofiles, dann das System nach welchem der Oberbau der Bahn gelegt werden soll durch den Beischluß einer Detailzeichnung näher dargestellt wird. In diesem Programm sind auch die Anforderungen welche an die mit dem Preise zu betheilenden Locomotive in Bezug auf Construction und Leistung gestellt werden, und die Voraussetzungen unter welchen eine mit den Eigenthümlichkeiten der Construction der Locomotive etwa verbundene Hinzufügung an dem Oberbau der Bahn zulässig ist, näher ausgesprochen. Ferner sind in diesem Programm auch festgesetzt: die Art und Weise und die Bedingungen unter welchen eine Mitconcurrenz um den Preis stattfinden kann, dann die Modalitäten nach welchen bei der Erprobung und Beurtheilung der Locomotive zur Begründung der Preisbetheilung vorgegangen werden wird. Endlich ist noch bestimmt daß die österreichische Staatsverwaltung nebst der Preislocomotive noch fünf andere um bestimmte Beträge von sechs bis zehntausend Stücken vollwichtigen kaiserlichen Ducaten käuflich an sich zu bringen gedenkt, und es ist festgesetzt nach welchen Modalitäten die Wahl dieser Locomotiven geschehen soll. Dieses Programm ist bei dem k. k. österreichischen Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten in Wien, bei den österreichischen Gesandtschaften in Berlin, München, Dresden, Stuttgart, Karlsruhe, Bern, Brüssel, Paris, London, Petersburg, dann bei den österreichischen Generalconsulaten in Leipzig, Hamburg, Frankfurt am Main, Paris, London und New-York hinterlegt, und es werden die Herren Locomotiv-Constructoren, welche sich um den ausgeschriebenen Preis in Concurrenz zu setzen beabsichtigen, eingeladen ein Exemplar dieses Programms bei der ihnen nächstgelegenen Gesandtschaft oder dem nächstgelegenen Generalconsulat in Empfang zu nehmen, und ihre Anmeldung, beziehungsweise Vorschläge, binnen der im §. 6 des Programms festgesetzten Zeit dem k. k. österreichischen Minister des Handels, der Gewerbe und der öffentlichen Bauten zu übermitteln. Wien, im März 1850. Von dem k. k. österreichischen Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten. Eine frühere Bemerkung Clement's über den sphäroidischen Zustand von Flüssigkeiten. Gränzen der Dampfkraft. – „Hr. Clement behauptet, daß es bei der Verwandlung des Wassers in Dampf eine gewisse Gränze gibt, über welche hinaus die Spannkraft des Dampfes nicht gesteigert werden kann, so intensiv auch die angewandte Hize seyn mag. Als dieser Physiker England besuchte, wohnte er einigen Versuchen von Perkins über den Hochdruckdampf bei; dieser Mechaniker erhitzte einen sehr starken gußeisernen Kessel auf einen hohen Temperaturgrad und erwartete eine entsprechende Zunahme der Spannkraft des Dampfes, fand aber zu seinem großen Erstaunen, daß die Spannung des Dampfes nach einem gewissen Wärmegrade, anstatt zuzunehmen, sich im Gegentheil verminderte. Nach Hrn. Clement läßt sich dieses unerwartete Resultat folgendermaßen erklären: der Dampf, wenn er einer intensiven Hize ausgesetzt wird, treibt das übrigbleibende Wasser von der inneren Oberfläche des Kessels zurück, und indem er es in kurzer Entfernung von dem erhitzten Metall schwebend erhält, unterbricht er dessen Verwandlung in Dampf. So bleiben Wassertropfen auf rothglühendem Eisen einige Zeit unverändert, schlägt man aber mit einem Hammer auf sie, so werden sie unmittelbar mit Explosion in Dampf verwandelt. So können auch Dampfmaschinen explodiren, obgleich sie in gutem Zustande und die Sicherheitsventile gar nicht gehemmt sind; denn wenn die Temperatur schnell sinkt, nachdem sie vorher sehr hoch gewesen war, kommt das Wasser – welches nach dieser Theorie von der inneren Oberfläche des Kessels zurückgetrieben war – plötzlich mit derselben in Berührung, wodurch eine solche Masse Dampf erzeugt wird, daß er durch die Ventile keinen hinreichenden Ausweg mehr findet und den Kessel zersprengt.“ Diese Bemerkungen Clement's, welche im Bulletin universel von 1826, Nro. 3, Sect. 6, S. 203 mitgetheilt wurden, verdienen nach den neuesten Entdeckungen Boutigny's und anderer Physiker über den sphäroidischen Zustand der Flüssigkeiten wieder in Erinnerung gebracht zu werden. (Philosophical Magazine, April 1850, S. 319.) Ueber Imprägniren von Eisenbahnschwellen und Telegraphensäulen mit Kupfervitriol. Dr. Boucherie in Paris versuchte die meisten Metallsalze in Beziehung aus die ihnen eigenthümliche Eigenschaft der Conservirung der Pflanzenfaser. Er stellte unzählige vergleichende Versuche an, hauptsächlich auch in Rücksicht auf den Verdünnungsgrad der Metallsalzlösung, welche einen conservirenden Einfluß auf die Pflanzenfaser noch üben kann. Aus allen diesen Versuchen gewann Dr. Boucherie die Ueberzeugung, daß das schwefelsaure Kupferoxyd, Kupfervitriol, für Conservirung der Pflanzenfaser entschieden das tauglichste Metallsalz ist, und daß die Holzimprägnirung mit einer Kupfervitriolauflösung, in der 1 Procent Kupfervitriol enthalten ist, allen Anforderungen vollkommen genügt. (Man vergl. über den Erfolg des Imprägnirens der auf der Berlin-Stettiner Bahn befindlichen kiefernen Schwellen mit Kupfervitriollösung polytechn. Journal Bd. CXV S. 152.) Seit dem Jahre 1837 bemüht sich Dr. Boucherie unablässig, dieß Imprägnirungsmittel in den verschiedenen Fällen der technischen Praxis zur Geltung und Anwendung zu bringen. Durch diese Ausdauer hat er es endlich dahin gebracht, daß man seine Imprägnirungsmethode gegenwärtig in Frankreich beinahe allgemein als die beste und einfachste anerkennt, und daß man sich derselben zur Imprägnirung der Querschwellen und der Telegraphensäulen beinahe ausschließlich bedient. Um zur Uberzeugung zu gelangen, wie lange eine Eisenbahnschwelle, die nach Boucherie's Methode imprägnirt wurde, in der Erde liegen könnte, ohne in Verwesung überzugehen und daher untauglich zu werden, wurden verschiedene Versuche angestellt. Ein Versuch, der auf der ältesten von Paris ausgehenden Bahn angestellt wurde, verdient besonders hervorgehoben zu werden. Eine buchene Eisenbahnschwelle (die französischen Waldungen liefern gutes Laubholz, und es ist in größeren Quantitäten leichter zu haben als Nadelholz) wurde vor 7 Jahren nur theilweise nach Boucherie's Methode imprägnirt, und auf dem chemin de fer du Nord in der Nähe von Paris eingegraben. Von 4 zu 4 Wochen mußte der nächste Inspections-Ingenieur der Eisenbahn nachsehen, um sich die Ueberzeugung zu verschaffen, daß dieselbe Schwelle noch immer an Ort und Stelle liegt, und um zu beobachten, ob und wann die Verwesung oder Verwitterung eintrat. Endlich zeigte sich an dem nicht imprägnirten Theile die Verwesung, während der imprägnirte Theil wohl erhalten war. Diese Schwelle wurde nun ausgegraben, ein Stück davon abgeschnitten und abermals untersucht und geprüft. Man konnte deutlich an der Gränze der Verwesung erkennen, wie weit der imprägnirende Kupfervitriol gedrungen war, der imprägnirte Theil zeigte die vollkommen gesunde Holzfaser. Auf Grundlage dieses Versuches, der mit aller Strenge und Vorsicht 7 Jahre lang beobachtet wurde, fand sich die Direction der Pariser Nordbahn-Gesellschaft schon im Jahre 1847 veranlaßt, 60,000 Schwellen von Dr. Boucherie imprägniren zu lassen, auch hat sie zur Deckung ihres gegenwärtigen namhaften Bedarfs auf Lieferung von 60,000 Stück Eisenbahnschwellen im Monat August dieses Jahres mit Dr. Boucherie abgeschlossen. Die Telegraphen-Administration des französischen Ministeriums des Innern hat schon vor 3 Jahren den Beschluß gefaßt, zu Telegraphensäulen nur nach Dr. Boucherie's Methode imprägnirte Bäume zu verwenden. Das Verfahren hiebei ist ungemein einfach und hat den ganz besondern Vorzug daß es gleich im Walde, wo die Bäume geschlagen worden sind, ohne die Herbeischaffung irgend einer mechanischen Vorrichtung zu erheischen, vorgenommen werden kann. Nachdem der zur Telegraphensäule geeignete Baum geschlagen und auf die gehörige Länge abgeschnitten ist, kommt er gleich zum Imprägniren, die Rinde darf früher nicht abgeschält werden. An dem dickeren Ende wird er auf 4–5 Zoll etwas zugespitzt, um einen Blei-Conus von circa 10 Zoll Höhe und der nöthigen Weite an diesem Ende aufstecken zu können. Mittelst Lehm wird der Zwischenraum zwischen diesem Conus und dem Baume verstopft und gedichtet. Ist das geschehen, so wird der Baum auf das andere (dünne) Ende aufgestellt, an ein nothdürftig erbautes Gerüste von Holz angelehnt und möglichst vertical erhalten. In den nach oben stehenden Blei-Conus wird nun die Kupfervitriolauflösung geschüttet und im Conus so ziemlich im selben Niveau erhalten, bis diese Auflösung durch die Holzfasern bis an das entgegengesetzte Ende des Baumes gedrungen ist. Ein solcher zur Telegraphensäule bestimmter Baum von 18–19 Fuß Länge muß 3–4 Tage lang auf diese Art gewartet werden, bis er seiner ganzen Länge nach imprägnirt ist, was man an der bläulich grünen Farbe erkennt, die er durch den eindringenden Kupfervitriol erhält. Ist die Imprägnirung auf diese Art vollendet, so kann der Baum abgeschält, weiter bearbeitet und verwendet werden. Die Kosten des Imprägnirens nach Dr. Boucherie's Methode lassen sich sehr leicht nach folgenden Angaben berechnen: soll ein Stamm vollständig imprägnirt seyn, so müssen alle Poren der Holzfaser vollständig von der Kupfervitriolauflösung durchdrungen seyn. Es wird und kann dazu nicht mehr Flüssigkeit erforderlich seyn, als der cubische Inhalt des Stammes beträgt. Weiß man die zum Imprägniren erforderliche Quantität Flüssigkeit, so weiß man auch, wie viel Kupfervitriol für diese Quantität Flüssigkeit erforderlich ist, indem Ein Procent Kupfervitriol in dieser Lösung enthalten ist. Der gegenwärtige Preis eines Centners Kupfervitriol ist in Wien 23 fl. C.-M. Nach diesem Preise und nach Veranschlagung sämmtlicher Imprägnirungskosten ergibt sich als Kostenbetrag für das Imprägniren Einer Telegraphensäule von den gewöhnlichen Dimensionen: 24 Fuß Höhe und 5 Zoll mittlerem Durchmesser, 30 kr. C.-M.; ein Betrag der in Rücksicht des gegenwärtigen hohen Kupferpreises gewiß nicht sehr bedeutend ist, und bei dem hohen Preise einer Telegraphensäule (1 fl. 30 kr. – 2 fl.) sich reichlich bezahlt machen wird. (Notizblatt des österr. Ingenieur-Vereins 1850. Nr. II.) Die Versuche über Anwendbarkeit des galvanischen Lichts zur Straßenbeleuchtung in St. Petersburg. Wir erfahren durch gefällige Mittheilung einer wissenschaftlichen Autorität in St. Petersburg, daß die dortigen VersuchePolytechn. Journal Bd. CXV S. 317., das galvanische Licht zur Straßenbeleuchtung anzuwenden, kein besseres Resultat ergeben haben, als die auch anderswo angestellten. Ja der Erfolg war dort gewissermaßen noch ungünstiger, da der Unternehmer dieser Beleuchtung, Hr. Archereau aus Paris, keineswegs die zur Anstellung dieses interessanten Experimentes erforderlichen Kenntnisse mitgebracht hatte. In Folge des Berichtes der zur Beurtheilung des praktischen Werthes dieser Beleuchtung niedergesetzten Commission, zu welcher von Seiten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Hr. Staatsrath von Jacobi als Mitglied deputirt worden war, sind übrigens diese Versuche schon vor mehreren Monaten eingestellt worden. Die Redact. d. p. J. Ueber die Ableitung des Wortes Theodolit. Hr. J. Cockle zu Cambridge theilt im Philosophical Magazine, Aprilheft 1850, eine höchst wahrscheinliche Hypothese über den Ursprung des Wortes Theodolit mit den Namen des wichtigsten geodätischen Instrumentes – welches der Hauptsache nach aus zwei concentrischen Horizontalkreisen besteht, deren innerer zwei Verticalsäulen trägt, auf denen einem PassageninstrumentePassageninstrnmente ähnlich, ein Fernrohr mit einer Horizontalachse aufruht. In der Pantometria (Ausgabe von 1571) enthält das 27ste Capitel des ersten Bucks (Longimetra) die Construction des Instruments welches Theodelitus genannt wird. Der Verfasser der Pantometria hielt die Graduirung für das Wesentliche desselben: „es ist,“ sagt er, „nur ein eingetheilter Kreis etc.“ Gehen wir nun von ὀβελòς, ὀβελίζω auf die dorischen oder äolischen Formen ὀδελòς, ὀδελίζω über, so haben wir in dem Wort odelit wirklich die Bezeichnung eines graduirten Instruments. Die Vorsylbe The kann entweder ein Pleonasm seyn oder mit ϑεάομαι zusammenhängen; im letztern Fall würde der Name des Instruments einen graduirten Seher (einen Seher von Graden oder Winkeln) bezeichnen. Δ Die thierische Kohle als Gegengift, nach Dr. Garrod und Howard Rand. Zahlreiche Versuche haben Dr. Garrot zu folgenden Schlüssen geführt: 1) Die thierische Kohle besitzt die Eigenschaft sich im Magen mit den giftigen Bestandtheilen der thierischen und vegetabilischen Substanzen zu verbinden, und die Verbindungen welche sie mit denselben dabei eingeht, sind unschädlich; deßhalb wirkt die thierische Kohle als Antidot, wenn man sie einnimmt bevor das Gift sich im Körper verbreiten konnte; 2) die thierische Kohle absorbirt mehrere mineralische Gifte und macht sie unschädlich; hiezu müßte man sie aber in bedeutender Menge einnehmen; 3) es ist von der thierischen Kohle etwa eine halbe Unze für jeden Gran Morphin. Strychnin oder sonstige Alkaloide erforderlich; dagegen verhältnißmäßig viel weniger für die Substanzen aus welchen die Alkaloide gewonnen werden, wie Opium, Brechnuß etc., so daß z.B. ein Scrupel Brechnuß bloß eine halbe Unze Kohle erfordert; 4) die thierische Kohle hat gar keine schädliche Wirkung auf die thierische Oekonomie. Die thierische Kohle welche Dr. Garrod anwandte, war Knochenkohle, welche mit verdünnter Salzsäure digerirt, dann mit Wasser ausgewaschen und in einem verschlossenen Tiegel ausgeglüht worden war. Howard Rand in Philadelphia bereitete zu seinen Versuchen die Kohle durch Calciniren von Lederschnitzeln oder Blut mit Potasche, Auslaugen der Masse und Glühen des Rückstandes in einem geschlossenen Tiegel. Er fand, daß wässerige Lösungen von schwefelsaurem Morphin und salzsaurem Strychnin durch Digeriren mit solcher Blut- oder Lederkohle alle Bitterkeit verloren und die Alkaloide vollständig niedergeschlagen wurden. Eine Mischung von 1 Gran Morphin oder Strychnin mit einer Unze Kohle eingenommen, hatte beim Strychnin gar keine, beim Morphin nur geringe Wirkung, die auch ganz ausblieb, wenn die Mischung von Morphin und Kohle vorher mit Wasser bis zum Verlust des bittern Geschmacks digerirt wurde. Aehnliche Resultate erhielt er bei Versuchen mit Belladonna, Digitalis und anderen stark wirkenden Pflanzen. (Journal de Chimie médicale, Nov. 1849. S. 658.) Auffinden des Arseniks in Leichnamen welche seit Jahren begraben sind. Hr. Burguest hat an die Société de Chimie médicale in Paris die Anfrage gestellt, ob man den Arsenik in dem Leichnam eines mit solchem vergifteten Individuums noch auffinden kann, wenn dasselbe seit vier Jahren begraben ist. Die Gesellschaft antwortete ihm, daß man den Arsenik in den Ueberresten der Leichname nach Verlauf einer beträchtlichen Zeit noch vorfindet; unter verschiedenen Fällen wurde besonders derjenige von Bourg (Aisne-Depart.) angeführt, wo man den Arsenik in dem Leichnam sieben Jahre nach dem Tod fand. (Journal de Chimie médicale, April 1850, S. 252.) Verfahren das schwefelsaure Eisenoxydul ohne Veränderung aufzubewahren; von G. Ruspini. Das schwefelsaure Eisenoxydul geht bekanntlich in Berührung mit der atmosphärischen Luft in Oxydsalz über. Hr. G. Ruspini hat ein leichtes und sicheres Mittel entdeckt, um den Eisenvitriol aufzubewahren ohne daß er sich höher oxydirt. Er trocknet die Krystalle von vollkommen reinem Eisenvitriol, nachdem er sie aus der Mutterlauge genommen hat, so schnell als möglich zwischen Filtrirpapier aus und bringt sie dann in einen Trockenkasten, welcher auf einer Temperatur von 24° Reaumur erhalten wird, worin sie bald verwittern. Sobald dieser Zustand eingetreten ist, muß man das Salz schnell pulverisiren, durch ein seines Sieb schlagen und in luftdicht verschließbare gläserne Gefäße eindrücken. So präparirtes schwefelsaures Eisenoxydul kann man beliebig lang im Zustand der Reinheit aufbewahren, ohne daß weder die Luft noch das Licht den geringsten Einfluß auf seine Zusammensetzung haben. Seine Auflösungen sind klar und zeigen kaum Spuren von Oxydsalz. Die Conservirung des Eisensalzes beruht in diesem Falle darauf, daß ihm das in den Krystallen mechanisch eingeschlossene Wasser entzogen wird, welches unter dem Einfluß der Luft das Eisenoxydul in Oxyd überzuführen strebt. (Journal de Chimie médicale, April 1850, S. 197.) Unauslöschliche Tinte, von Jul. Levrault in Poitiers. Zu dieser Tinte welche sich der Erfinder am 7. Decbr. 1843 für fünf Jahre in Frankreich patentiren ließ, nimmt man: Kienruß 500 Gramme. Kohle von Weinreben 125       –     –      –    Zucker 125       –     –      –    Lumpen 500       – Indigo (Guatimala)   60       – Leim (flandrischer) 500       – Salmiakgeist     1 Liter. Salzsäure von 1 1/2° Baumé   12 Liter. Die Kohlen, der Kienruß und Indigo werden gepulvert und gesiebt; man vermengt das Ganze in einem marmornen Mörser mit flandrischem Leim, welcher vorher in 1 Liter eines durchgeseihten Absuds von grünen Wallnußschalen und Waidballen aufgelöst wurde; da diese Auflösung dick ist, so setzt man ihr das Ammoniak zu, welches das Auflösen des Leims erleichtert. Der so bereitete Teig wird wohlriechend gemacht und in einem gut verschlossenen Glasgefäß aufbewahrt. Wenn man die Tinte machen will, zerreibt man diesen Teig auf einer Marmorplatte, bis sich zwischen den Fingern nichts mehr fühlbar macht, zerrührt ihn nach und nach mit den 12 Litern Salzsäure und bringt die Flüssigkeit in Bouteillen. Diese Tinte widersteht wiederholten Waschungen und den kräftigsten Reagentien. (Journal de Chimie médicale, Decbr. 1849.) Vorschrift zu blauer Tinte. Gewöhnlich bereitet man jetzt die blaue Tinte mittelst Berlinerblau und Kleesäure nach einem in England entdeckten, im polytechn. Journal Bd. LXXI S. 229 mitgetheilten Verfahren. (Man mischt 1 Th. käufliches Berlinerblau mit 1 Th. concentrirter Schwefelsäure, setzt hierauf 1 Th. Wasser hinzu, und läßt die Mischung 48 Stunden lang ruhig stehen, setzt sodann mehr Wasser hinzu, gibt das so gereinigte Berlinerblau auf ein Filtrum, wäscht es mit reinem Wasser so lange aus, bis dieses nicht mehr sauer reagirt, und trocknet es im Filtrum. Von dem so erhaltenen getrockneten Berlinerblau wird sodann 1 Th. mit 1/16 Th. Kleesäure und etwas Wasser in einer Reibschale zusammengerieben, und hierauf 32 Th. Wasser zugesetzt. Die so erhaltene dunkelblaue Auflösung kann, wenn sie nicht ganz klar seyn sollte, filtrirt und mit Zucker verdickt werden.) In Frankreich ist eine blaue Tinte unter der Benennung encre bleue rouennaise gebräuchlich, welche man bereitet mit: Campecheholz 750 Grammen. römischem Alaun 35 arabischem Gummi             31 Candiszucker 15 Man kocht Alles zusammen eine Stunde lang in 6 Kilog. Wasser, läßt es dann zwei bis drei Tage lang ruhig stehen, und seiht es hierauf durch Leinenzeug. (Journal de Chimie médicale, April 1850.)