Titel: Ueber die Anwendung des Eisenvitriols zur Verbesserung des Düngers; von Ponsard.
Fundstelle: Band 117, Jahrgang 1850, Nr. XXXII., S. 151
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XXXII. Ueber die Anwendung des Eisenvitriols zur Verbesserung des Düngers; von Ponsard. Aus dem Moniteur industriel, 1850, Nr. 1442. Ponsard, über die Anwendung des Eisenvitriols zur Verbesserung des Düngers. Von mehreren Seiten wurde die Anwendung des Eisenvitriols zur Verbesserung des Düngers als sehr zweckmäßig empfohlen. Auch ich bediene mich dieses Salzes hiezu mit großem Vortheil. Um eine zu schnelle Gährung und die Verflüchtigung des kohlensauren Ammoniaks möglichst zu verhindern, ist der Eisenvitriol dem Gyps (schwefelsauren Kalk), dessen man sich ebenfalls zu diesem Zwecke bedient, vorzuziehen, weil der Proceß der Verwandlung des flüchtigen Ammoniaksalzes in fixes, nämlich in schwefelsaures Ammoniak, damit schneller erfolgt; auch würde durch den Gyps manchem Boden noch Kalk zugeführt, den er ohnedieß schon reichlich enthält. Wenn der Dünger aus dem Stall geschafft wird, breite ich ihn gleichmäßig in einem Haufen aus, den ich so fest wie möglich zu machen suche; hierauf breite ich den grünen Vitriol darauf aus; bei trockener Witterung begieße ich ihn ein wenig, damit er besser in die Masse dringt. Bald darauf verwandelt sich das kohlensaure Ammoniak in schwefelsaures, welches an den Strohhalmen und allen andern auf der Außenseite des Haufens befindlichen Körpern hangen bleibt. Die Masse wird, besonders bei großer Hitze, beständig feucht gehalten. In einigen Monaten erhalte ich so einen fetten, zu jedem Anbau geeigneten Dünger, welcher auch bei weitem nicht so unangenehm riecht wie der gewöhnliche. Anwendung des vitrolisirten Düngers zu verschiedenen Culturen. 1. Weizen. Aus Erfahrung kann ich versichern, daß der Dünger, welchem 1/400 seines Gewichtes grüner Vitriol zugesetzt wurde, um ein Drittheil wirksamer ist als anderer, weil ungefähr um ⅓ mehr Stickstoff in Form von Ammoniak in ihm zurückgehalten wird. Dazu kommt noch, daß das durch diesen Dünger erzeugte kräftigere, körnerreichere Getreide sich nicht so leicht umlegt, worüber man sich nach den Analysen verschiedener Bodenarten nicht wundern kann. Aus denselben scheint hervorzugehen, daß guter Weizenboden stets viel kohlensauren Kalk oder eine gewisse Menge Eisenoxyd enthält; kohlensaurer Kalk allein, wovon der Boden der Champagne so viel enthält, dürfte jedoch nicht wohl ausreichen, weil das Getreide daselbst sich so leicht umlegt. Eine gute Erde aus der Gegend von Lille, von Berthier analysirt, enthielt nur sehr wenig Kalk, hingegen über vier Procent Eisenoxyd. Eine andere, von den Ufern der Wolga, der besten welche Rußland für Getreide und Weiden besitzt, wurde von Payen untersucht und enthielt gleichfalls nur wenig Kalk, aber fast 6 Procent Eisenoxyd. In mehreren fruchtbaren Ackererden vom Senegal fand Laugier ebenfalls nur Spuren von Kalk, aber in allen auch Eisenoxyd. Der reiche Boden Schwedens, Coromandels, China's, Englands und des mittäglichen Frankreichs enthält entweder Kalk oder Eisenoxyd und oft beide zugleich. Die Analyse beweist also in Uebereinstimmung mit der Erfahrung, daß das Eisenoxyd in entsprechender Menge das Wachsthum in gewissem Grade begünstigt. 2. Futterkräuter. Vor drei Jahren düngte ich mit meinem vitriolisirten Dünger 15 Are mit Reihgras untermengten mittelmäßigen Süßklee's (Esparsette) nur schwach; jeder Are trug jährlich 50 Kil. vortreffliches Heu, während auf dem Stück des Feldes, welches keinen Dünger erhalten hatte, eine gleich große Fläche kaum 10 Kilogr. trug. Der gedüngte Theil verspricht auch für die Zukunft einen guten Ertrag, obwohl die Pflanzenerde kaum 7½ Zoll tief ist; auf dem andern Stück des Feldes hingegen sind Süßklee und Reihgras fast ganz zu Grunde gegangen. Ich hege die Hoffnung, daß durch dieses Mittel den so nützlichen künstlichen Wiesen eine recht lange Dauer verschafft werden kann. 3. Kartoffeln. Ich legte Kartoffeln in ein mit Eisenvitriol gedüngtes Erdreich und die Ernte war eine vollkommen gesunde. Ich vermuthe, daß ich es dem Eisensalze zu verdanken habe, daß gar keine kranken Kartoffeln darunter waren; dafür spricht wenigstens zweijährige Erfahrung; ich muß aber bemerken, daß unser Vieh auch Salz unter seinem Futter erhält, was ebenfalls dazu beitragen konnte. Nach Boussingault entziehen die Kartoffeln, das Kraut nicht inbegriffen, einer Hektare Lands 13,9 Kilogr. Phosphorsäure, 8,8 Kil. Schwefelsäure, 3,3 Kil. Chlor, 2,2 Kil. Kalk, 6,7 Kil. Talkerde, 63,5 Kil. Kali und Natron, 6,9 Kil. Kieselerde, 18,6 Kil. Eisenoxyd und Thonerde; kein anderer Anbau entzieht dem Boden so viel Eisen und Schwefelsäure. Sollte vielleicht die Krankheit der Kartoffel davon herrühren, baß gewisse mineralische Bestandtheile, namentlich Schwefelsäure, dem Boden fehlen?