Titel: Ueber Kitte; von Dr. Franz Varrentrapp.
Fundstelle: Band 118, Jahrgang 1850, Nr. XVI., S. 55
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XVI. Ueber Kitte; von Dr. Franz Varrentrapp. Aus den Mittheilungen für den Gewerbverein d. Herzogth. Braunschweig, 1850 Nr. 11–14. Varrentrapp, über Kitte. Für wenige Zwecke sind Wohl so viele verschiedene Recepte bekannt gemacht worden als für die verschiedenen Arten des Kittens, worunter man, ganz im Allgemeinen genommen, die Vereinigung zweier einander genäherten Körperflächen durch eine im weichen Zustande dazwischen gebrachte, später erhärtende Masse versteht. So allgemein gefaßt gehören die zum Leimen, Kleistern und Löthen der Metalle gebrauchten Substanzen ebenfalls in den Bereich unserer Betrachtungen. Die Löthmittel für Metalle werden wir jedoch in einem andern Artikel besprechen. Bei der großen Verschiedenartigkeit der Gegenstände, welche man durch die Kitte, Löthmittel u.s.w. mit einander zu verbinden beabsichtigen kann, und bei der Nothwendigkeit je nach ihrer Beschaffenheit und nach den äußeren Einwirkungen, welchen die Zusammenfügung Widerstand zu leisten befähigt seyn soll, auch Verbindungsmittel von verschiedenen Eigenschaften zu wählen, kann man nicht hoffen, einige wenige, für alle Zwecke taugliche Massen aufzufinden und herzustellen. Betrachtet man aber die Unzahl der angepriesenen Kitte, so wird man finden, daß sie sich in große Gruppen vereinigen lassen, und daß eine große Zahl der Recepte nur in den je nach den Bedürfnissen, der Billigkeit u.s.w. abweichenden Verhältnissen der Mischungsbestandtheile, deren Zulässigkeit Jedermann selbst leicht ausdenken und beurtheilen kann, andere selbst nur in der Art der Angabe der einzelnen Mengenverhältnisse der Bestandtheile sich wesentlich von einander unterscheiden. Wenn viel Lärm von einem neuen Kitt gemacht wird, so wird sehr häufig der Grund nur in der Neigung des Verkäufers zu suchen seyn, demselben zu theurem Preise einen großen Absatz zu verschaffen. Untersucht man denselben, oder erfährt man auf andere Weise die Zusammensetzung, so wird man sehr oft längst bekannte Gemische wiederfinden. Kleine Abweichungen in den Mengenverhältnissen der Bestandtheile sind bei den meisten Kitten von geringer Bedeutung. Wir wollen der häufigen Verwendung der Kitte und ähnlicher Mittel halber versuchen, in dem Nachfolgenden eine Zusammenstellung einer Reihe von anerkannt brauchbaren Mischungen mitzutheilen, in der Hoffnung, dadurch für die meisten Zwecke ein brauchbares Mittel an die Hand zu geben, die Beurtheilung ähnlicher Recepte zu erleichtern und mit Nachdruck auf vorsichtiges Mißtrauen bei Erwerbung von geheimgehaltenen Recepten zu warnen. Im Allgemeinen besteht die Anforderung an einen guten Kitt darin, daß er selbst sich vollkommen fest und untrennbar mit den Oberflächen vereinigt die er verbinden soll, und daß er in sich selbst soviel Zusammenhang erlangt und trennenden Einwirkungen widersteht, wie die durch ihn verbundenen Körper selbst. Dabei ist in den meisten Fällen vorzüglich darauf zu sehen, daß die zusammenzukittenden Flächen möglichst gut aneinander passen, weil eine dünne Kittlage leichter gleichmäßig erhärtet und genügenden Zusammenhang erlangt als eine dicke, daß die ganze Oberfläche der zu kittenden Theile überall mit dem Kitt in Berührung steht, weil der Zusammenhang mit der Größe der Berührungsfläche wächst. Man erreicht dieß, wo es angeht, meist am besten durch festes Gegeneinanderpressen der Flächen, nachdem der nöthige Kitt dazwischen gebracht worden ist, und gewinnt dabei noch den Vortheil, daß die zu verbindenden Theile unbeweglich gegen einander festgehalten werden, bis der Kitt, vollständig erhärtet, dieß selbst übernehmen kann. Letzteres muß man unter allen Bedingungen zu erreichen streben, denn kein Kitt kann eine feste Verbindung bewerkstelligen, wenn, ehe er vollkommen erhärtet ist, die zu verbindenden Theile in ihrer gegenseitigen Lage verrückt und bewegt werden. Ist es nicht möglich diese gegeneinander zu pressen, sey es, weil sie in einer unbeweglichen Stellung sich befinden oder weil man keine Preßschrauben und dergl. anzubringen vermag, so muß man den Kitt selbst in die Fugen einstampfen und ihn so möglichst fest in sich selbst und gegen die Flächen pressen. Die am leichtesten anzufertigenden Kitte oder Bindemittel sind die in Wasser auflöslichen, welche man auch mit dem Namen Leimkitte belegt. Man rechnet hierher diejenigen, deren wesentlichen Bestandtheil Gummi, Stärke, oder thierischer Leim bildet. Ihre Wirkung beruht darauf, daß das Wasser, welches die Substanzen aufgelöst enthält, leicht verdunstet und dieselben im festen Zustande zurückläßt. Die Leimung vermittelst Auflösungen von arabischem Gummi oder Dextringummi sind von untergeordneter Bedeutung. Bei vollständiger Austrocknung trennt sich namentlich der arabische Gummi, der überdieß kostspielig ist, leicht von den Oberflächen, welche man damit bestrichen hat, indem er sich sehr stark zusammenzieht; in etwas vermindertem Grade leidet auch die Dextringummilösung an diesem Uebelstand. Ferner werden diese Körper auch nach dem Trocknen so außerordentlich leicht von Wasser gelöst, daß sie sehr schnell völlig erweichen. In warmer Luft halten sich die Lösungen nur kurz und schimmeln in verschlossenen Gefäßen bald, oder trocknen in offenen sehr rasch aus. Dem ersteren Uebelstande kann man durch Zusatz von etwas Weingeist einigermaßen entgegenwirken. Will man eine möglichst klare, farblose, von Unreinigkeiten freie Gummilösung erhalten, so wähle man die weißesten Stückchen von arabischem Gummi aus, übergieße sie mit klarem kaltem Wasser und rühre während 24 Stunden öfter um, lasse dann zwölf Stunden ruhig stehen und gieße, nachdem man den obenaufschwimmenden Schaum und die Unreinigkeiten entfernt hat, das Klare von den unlöslichen am Boden befindlichen Theilen ab. Die Gummistückchen muß man aber nicht pulvern oder zerreiben, weil dadurch auch die kleinen Rindenstücke und dergl. zerkleinert werden und sich weniger leicht abscheiden. Zusatz von ein wenig, etwa dem zehnten Theil des Gummi an weißem Zucker, macht den Leim minder spröde. Umzieht man die Rückseite von Papierstreifen oder bedruckten Etiquetten z.B. mit diesem Leim und läßt ihn trocknen, so kann man diese dann beschreiben und jeden Augenblick aufkleben, sey es auf Glas, Papier, Holz, etc., ohne ein Klebemittel vorräthig halten zu müssen, da man die bestrichene Rückseite nur ein wenig anzufeuchten braucht, um sie zum Kleben geeignet zu machen. Durch Befeuchten des Papiers mit etwas Wasser lassen sich solche Etiquette auch fast von allen Gegenständen wieder entfernen ohne Flecken zu hinterlassen. Wer, wie viele Gewerbtreibende, oft Reste von Flüssigkeiten, z.B. Scheidewasser, Vitriolöl in kleinen Flaschen beiseite stellt, um vielleicht erst nach langer Zeit dieselben wieder zu benutzen, versieht sich ohne viele Mühe mit solchen gummirten Papierstreifen und wird den großen Nutzen davon haben, später solche Flaschen nicht zu verwechseln und stets wieder den Inhalt zu kennen. Angebundene Zettel gehen leicht ab, und das Ankleben einer Aufschrift auf die Flaschen wird ganz in der Regel aus Mangel an vorräthigem Kleister unterlassen, mit dem stets sich wiederholenden Nachtheil, daß man nicht mehr sicher weiß was man noch vorräthig hat; wodurch überdieß noch Verlust oder gar Gefahr herbeigeführt wird. Stärkemehl mit Wasser erhitzt, gibt den sogenannten Kleister, der vorzüglich zum Zusammenkleben von Pappe, Papier und dergl. benutzt wird. Man bereitet ihn am besten, wenn man Stärkemehl mit kaltem Wasser zu einem nicht zu dicken, von allen Klümpchen freien Breie anreibt und dann aus einem anderen Gefäße vollkommen siedendes Wasser in einem dünnen Strahle so lange unter raschem Umrühren zugießt, bis die Kleisterbildung beginnt, was man leicht an dem Durchsichtigwerden der Masse bemerkt, dann aber rascher den Rest des erforderlichen siedenden Wassers ebenfalls unter fortwährendem Rühren zugießt. Es ist jedoch nur möglich auf diese Weise einen guten Kleister zu erhalten, wenn man größere Mengen auf einmal bereitet, denn bei kleineren Portionen findet eine zu bedeutende Abkühlung des heißen Wassers durch die Gefäße und das durch das Rühren bewirkte Verdampfen statt, als daß die Masse die zur Kleisterbildung nöthige Temperatur erlangen könnte. In kaltem Wasser nämlich ist das Stärkemehl vollkommen unlöslich und setzt sich, wenn es ruhig stehen gelassen wird, auch unverändert daraus ab, aber in 40 bis 48° R. heißem Wasser quillt es, jedoch ohne sich eigentlich zu lösen, zu einer beim Erkalten gallertartig gestehenden Masse auf. Je mehr Wasser angewendet wird, desto stärker quillt es auf. Man muß aber deßhalb auch stets suchen den Kleister gleich mit soviel Wasser anzurühren, daß er für den bestimmten Zweck die genügende Stärke besitze. Verdünnt man ihn nachträglich mit heißem Wasser, namentlich wenn er schon kalt geworden und sich nun als zu steif erweist, so wird dieß bloß mechanisch dazwischen gemengt, bewirkt aber nur ein gleichmäßiges und selbst dann nicht genügendes gleichmäßiges Aufquellen, wenn man die ganze Masse nochmals erwärmt. Bei kleinen Mengen muß man die erst mit kaltem, dann mit heißem Wasser gemengte Stärke noch auf das Feuer setzen und bis nahe zum Kochen erhitzen, bis die Kleisterbildung hinreichend bewirkt ist. Dabei hängt sich, wenn man nicht rasch und fortdauernd rührt, leicht ein Theil auf dem Boden an. Kocht man längere Zeit, so erhält man einen ganz durchsichtigen Kleister, der auch mit etwas geringerem Wassergehalte keine so steife Gallerte nach dem Erkalten bildet, wenn man ihn verarbeitet, leichter vollständig glasartig eintrocknet und abspringt, als solcher, der nur durch Zugießen von heißem Wasser dargestellt worden ist. Im Sommer pflegt man häufig in dem Wasser, womit man den Kleister bereitet, etwas Alaun zuzusetzen, um die schnelle Verderbniß zu verhindern. Dieser Zusatz ist nützlich und schwächt nicht die bindende Kraft des Kleisters. Im Winter muß man dafür besonders Sorge tragen, daß weder der vorräthige Kleister, noch frisch geklebte Waaren, ehe sie vollkommen getrocknet sind, der Frosttemperatur ausgesetzt werden, denn wenn der Kleister friert, so trennt sich das Wasser größtentheils beim Aufthauen und die zurückbleibende Masse hat alle bindende Kraft verloren. Wendet man statt Stärke Mehl zur Kleisterbereitung an, so erhält man denselben mit mehr bindender Kraft, was von dem Kleber, der neben Stärke den Hauptbestandtheil des Mehles ausmacht, herrührt. Aber der Kleister ist dadurch grau bis graubraun gefärbt und namentlich im Sommer noch viel geneigter zum Verderben oder Sauerwerden, als der aus Stärke bereitete. Man hat, um dieß zu verhindern, Zusatz von Quecksilbersublimatlösung, auch wohl von rothem Quecksilberoxyd oder von aufgelöster arseniger Säure vorgeschlagen. Die Quecksilberpräparate erfüllen den beabsichtigten Zweck, sind aber bei ihrer großen Giftigkeit doch nur mit Vorsicht anzuwenden; Alaun kann sie, wenn auch nicht vollständig, doch einigermaßen ersetzen. Setzt man dem Kleister höchstens halb soviel dem Gewichte nach an dickem Terpenthin zu, wie man Stärke angewendet hat, so vertheilt man denselben durch fleißiges Rühren in dem heißen Kleister, bis dieser ziemlich kalt und dick geworden. Zu dieser Verwendung darf er nicht zu dünn gekocht werden, er schlägt leicht an einzelnen Stellen des Papiers, welche man damit bestreicht, durch. Er haftet aber besser in vielen Fällen. So ist der Terpenthinzusatz zu Roggenmehlkleister z.B. anzurathen, wenn man neue Tapeten auf alte geglättete, die man nicht wegnehmen will oder kann, aufziehen will. Auch durch Anrühren der Stärke mit dünnem siedendem Leimwasser vermehrt man die Bindekraft des Kleisters. Der bisweilen angerühmte Zusatz von Wachs ist von wenig Nutzen. Man verfährt dabei wie mit dem dicken Terpenthin. Der sogenannte Tischlerleim, mehr oder weniger veränderte thierische Gallerte dient zum Zusammenleimen von Holz, wird aber auch als Bindemittel für viele Kitte und kittähnliche Massen, manche Arten sogenannter Steinpappe, künstlicher Steine und dergleichen benutzt. Die wesentlichsten Kennzeichen eines guten Leimes sind, daß er auch ganz trocken nicht glasähnlich, sondern sehnig und nervig breche, nicht zu leicht Feuchtigkeit aus der Luft anziehe und in kaltem Wasser eingeweicht, viel Wasser aufnehme, dadurch stark aufquelle ohne sich zu zertheilen oder gar beträchtlich aufzulösen. Es gibt Leimsorten, die in 24 Stunden ihr 7–8faches Gewicht an kaltem Wasser aufnehmen und dabei ganz fest zusammenhängend bleiben. Irrig ist es, wenn man die bindende Kraft des Leimes früher theils nach der Durchsichtigkeit, theils nach der dunkeln Farbe schätzen zu dürfen glaubte. Es befindet sich jetzt im Handel eine gelbe ganz undurchsichtige Leimsorte die zu den besten gerechnet werden muß, und die allerschlechtesten, wenig Wasser vertragenden, schlecht bindenden Sorten sind in der Regel sehr dunkel und auch wohl durchsichtig. Alle diese Eigenschaften rühren von der durch die Behandlung bei der Fabrication weit gegangenen Veränderung der Leimsubstanz her. Sie pflegen leicht Feuchtigkeit anzuziehen, ganz lederartig biegsam zu werden, in kaltem Wasser sich theilweise zu lösen und, wenn man sie ganz trocknet, leicht wie Glas zu brechen. Die Leimfabrication hat sich sehr vervollkommnet, und man braucht heutzutage keine mehr von all den früher zum Theil zweckentsprechenden, zum Theil zwecklosen Hülfsmitteln anzuwenden. Man legt den Leim in eine große Menge kalten Wassers und läßt ihn davon soviel aufsaugen, daß er beim Zergehen in der Wärme die erforderliche Consistenz erhält, was man durch eine vorläufige Probe leicht erfährt. Gewöhnlich bedarf er dazu 8–12 Stunden. Dann erhitzt man die gallertartigen Stücke am besten in einem sogenanten Wasserbade. Dieses besteht aus einem kleinen tiefen Kessel, gußeiserne Töpfe sind dazu recht zweckmäßig zu verwenden, auf deren Oeffnung statt eines Deckels eine etwa bis in das oberste Dritttheil des Topfes hinreichende, am leichtesten aus Kupfer geschlagene Schale dicht aufgesetzt wird. Diese ist für den Leim bestimmt, den Topf füllt man zu 1/3 mit Wasser und erhält dieses im schwachen Sieden, so lange man heißen Leim braucht. Auf diese Weise kann weder der Leim anbrennen, noch überkochen, der größte Vortheil, den man aber erreicht, ist, daß der Leim nicht schlechter wird, wenn man ihn auch lange und oft erwärmen muß, was nie ausbleibt, wenn er auf freiem Feuer längere Zeit gekocht wird. Kocht man Leim sehr lange unter stetem Ersatz des verdampfenden Wassers, so erhält man zuletzt eine syrupartige, gar nicht mehr trocknende und nicht klebende Masse. Der Leim darf nie von zu starker Consistenz angewandt werden, weil er sonst sogleich beim Auftragen gallertartig gerinnt und sich nicht fest mit den Flächen verbindet, auch der Ueberschuß nicht genügend aus den Fugen herausgepreßt werden kann. Um dieß gallertartige Erstarren, was jede feste Verbindung hindert, zu vermindern, sollte man, wo es irgend angeht, nie kalte Flächen zusammenleimen, sondern sie wo möglich auf etwa 40° R. erwärmen. Zu dünner Leim ist übrigens ebenfalls selten zu empfehlen, da er sich zu sehr in die meisten Körper einzieht und dann nach dem Austrocknen keine ununterbrochene Ausfüllung der jederzeit möglichst gering zu haltenden Fugen zu bewirken vermag. Die Aufsaugung des Leimes durch die zu verbindenden Flächen ist auch der Grund, weßhalb man Holz auf den Querschnitt, wie man sagt „auf Hirn,“ nicht so leicht fest aneinander leimen kann. Am besten gelingt es, wenn man zwischen die beiden zu vereinigenden Flächen ein möglichst feines Gewebe, Mousselin oder dergleichen, im Nothfall feines Seidenpapier legt. Der Grund hiervon ist leicht einzusehen, der Leim zieht sich ohne diese Hülfe in die geöffneten Poren des Holzes und füllt die Berührungsfläche nicht vollständig aus. Dieß wird durch das mit Leim sich vollsaugende Gewebe verhindert. Es war früher vielfach gebräuchlich bei den Gewerbtreibenden, sich selbst aus Hautabfällen, weißgahren Lederschnitzeln, Pergamentabfällen u.s.w. Leim zu kochen, theils um ihn möglichst farblos, theils möglichst bindend zu erhalten, theils auch weil man glaubte billiger dabei zurecht zu kommen. Bei besonders günstigem Ankauf jener Materialien und sehr großem Verbrauch mag man seine Rechnung dabei finden, in den meisten Fällen wird man einfacher und billiger heutzutage recht hellen guten Leim kaufen und sehr oft besser damit arbeiten, als mit dem selbstgekochten, da ohne die Beobachtung von mancherlei Vorsichtsmaßregeln man keinen so guten Leim erhält als die guten Fabriken liefern. Einen ganz außerordentlich bindenden Leim liefert Hausenblase, die man recht zerklopft und zerschnitten eine Nacht über in Wasser eingeweicht und dann 1/2 bis eine Stunde im Wasserbade erwärmt durch ein lichtes feines Leinen seiht. Wenn die Lösung dickflüssig, also viel Hausenblase aufgelöst seyn soll, so kann man 6grädigen Branntwein statt des Wassers anwenden, da jener die Hausenblase leichter und in größerer Menge aufzunehmen vermag als dieses. Früher pflegte man bisweilen den Leim durch Hausenblasenzusatz zu verbessern. Man machte eine dicke Leimlösung, versetzte sie mit Hausenblasenlösung und stieß das dicke Gemische, während man es auf dem Feuer ließ, fortwährend, jedesmal den Spatel oder die Keule hoch aus dem Gefäß herausziehend. Diese langwierige und mühsame Operation diente nur dazu, viel Wasser bei möglichst niederer Temperatur aus dem Gemisch, welches ganz schaumig wurde, zu verdampfen, es dann in gedrehte Stücke zu formen und auszutrocknen. Man sieht, daß man mit einem guten Leim allein, oder durch Vermischung von zwei Lösungen von Hausenblase und Leim in der erforderlichen Menge, den Zweck besser und leichter erreichen kann. Eine ganz zu verwerfende Methode ist es, den Leim länger in kaltem Wasser liegen zu lassen als nöthig ist, damit er diejenige Menge Wasser aufsauge, deren er bedarf, um beim Zergehen in der Wärme die gewöhnliche Consistenz zu erlangen und dann die Lösung abzudampfen. Sie ist unbequem und zeitraubend, und verursacht die Kosten des Abdampfens, wodurch in jedem Fall ein Theil der Leimsubstanz zerstört und ein Klebemittel von geringerer Festigkeit erzielt wird. Eine auch beim Erkalten nicht gelatinirende, beim Austrocknen wenn auch weniger fest werdende, aber für mancherlei Zwecke, z.B. zum Zusammenkleben von Papier, oder zum Aufkleben von diesem auf Glas sehr geeignete, dem Verderben wenig ausgesetzte Leimlösung erhält man, wenn guter Leim sechs Stunden in kaltem Wasser eingeweicht, dann in der Wärme zergehen gelassen und mit einem gleichen Volumen eines aus 4 Theilen Essig mit einem Th. Alkohol bestehenden Gemisches versetzt wird. Den sogenannten Mundleim stellt man dar, wenn man gewöhnlichen, recht hellen, wenig Geschmack und Geruch besitzenden Leim 3–4 Stunden in kaltem Wasser einweicht, dann im Wasserbade zergehen läßt, so viel gepulverten Zucker hineinrührt, als man trocknen Leim angewandt hat und die heiße flüssige Masse auf eine mit Oel bestrichene und wieder abgewischte, mit einem niedrigen Rahmen umgebene Platte ausgießt, erstarren und im Schatten vollständig trocknen läßt. Der Zuckerzusatz bewirkt eine leichtere Löslichkeit des Leimes, und schon das Befeuchten löst soviel davon auf, daß wenn man mit einer solchen Stelle Papier reibt, eine hinreichende Menge anhängt, um das Papier für Zeichnungen auf Zeichenbretter aufspannen zu können. Die Buchdrucker verfertigen ihre Walzen, mit denen sie die Farbe auf die Lettern auftragen, aus Leim, den sie in möglichst wenig Wasser zergehen lassen, dann fügt man den nöthigen Zuckersyrup hinzu, worüber sich keine bestimmten Angaben der Mengenverhältnisse machen lassen, da diese nicht allein nach der Qualität der Materialien, sondern auch nach der Zähigkeit oder Flüssigkeit der Farbe, und je nach der Feuchtigkeit in dem Locale wo gearbeitet wird, sehr bedeutend wechseln. Manche wenden gleiche Gewichtstheile festen Leim und Syrup, andere bis dreimal soviel von letzterem an. In neuerer Zeit macht man kleine elastische Gesichtsmasken aus einer ähnlichen Masse, die man sorgfältig bemalt. Wenn man sie spannt oder drückt, so erhält man wunderliche Verzerrungen. Auch Thiere, z.B. Eidechsen, Frösche u.s.w., die man nach der Natur in Gyps abformt und dann in einer, wesentlich aus Zucker und Leim bestehenden Masse abgießt, werden durch sorgfältiges Bemalen möglichst naturgetreu hergestellt. Drückt oder biegt man sie, so nehmen sie langsam ihre ursprüngliche Stellung wieder an. Sie werden gewöhnlich als Gutta-percha-Fabricate verkauft. Um einen Leim darzustellen, der auch nach dem Trocknen einige Zähigkeit behält und für Feuchtigkeit weniger empfindlich ist, rührt man in der Wärme dicken Terpenthin mit der Leimlösung zusammen; etwa 1/8–1/6 des Volumens der concentrirten Leimlösung kann an dickem Terpenthin eingerührt werden. Diese Masse eignet sich auch, um Glas auf Holz oder Metalle zu befestigen. Der Einwirkung von Wasser widersteht folgende Leimcomposition noch weit besser als die vorhergehende, aber sie trocknet nicht unter 48 Stunden einigermaßen fest, wenn man 2 Theile festen Leim in wenig Wasser zergehen läßt und 1 Theil starken, mit Bleiglätte gekochten Leinölfirniß zumischt. Diese Mischung ist sehr zu empfehlen, um die Dauben von Wassergefäßen zusammen zu leimen; man streicht sie zwischen die Fugen der erwärmten Dauben und zieht dann rasch die Reifen an. Solche Gefäße sind weit weniger dem Leckwerben durch Trocknen ausgesetzt als die gewöhnlichen. Den Namen Diamantleim hat man folgender Mischung beigelegt, weil sie namentlich von den Orientalen zum Befestigen der Edelsteine verwendet wird. Sie ist ferner ganz besonders geeignet, um Glas oder Porzellan zusammenzukitten. Sie verträgt, wenn sie gut getrocknet ist, das Abwaschen selbst mit warmem Wasser. Man läßt vier Theile geklopfte und geschnittene Hausenblase in schwachem Spiritus aufquellen, reibt 1/2 Theil Gummi-Galbanum und 1/2 Theil Gummi-Ammoniakum mit einem Theil der Lösung fein ab, und setzt zuletzt zwei Theile in wenigst möglich starkem Spiritus gelösten Mastix, unter starkem Rühren, der übrigen Mischung zu. Die zähe Masse hebt man in einem weithalsigen, verschließbaren Glase auf, welches man vor der Anwendung des Kittes in heißes Wasser taucht, um ihn zu erwärmen und dann auf die erwärmten Flächen auszustreichen. Diese müssen 24 Stunden gegeneinander gepreßt bleiben, wenn man eines guten Erfolges sicher seyn will. Ein sehr billiger Kitt, nach Vorschritt von Kühne, wird von dem Berliner Gewerbeverein als sehr befriedigend empfohlen. Erstens mit einem Gemisch aus gleichen Theilen Kornbranntwein und Wasser soll man 4 Loth Stärke und 6 Loth geschlämmte Kreide zu einem dicken Brei anrühren, zweitens, 2 Loth guten Leim in heißem Wasser zergehen lassen, dann 2 Loth dicken Terpenthin hineinrühren, den Rest des Gemisches aus 12 Loth Kornbranntwein und 12 Loth Wasser, den man zum Anrühren der Stärke und Kreide nicht verwendet hat, zumischen undnnd zuletzt dieses Gemenge dem übrigen in der Wärme zusetzen. Dieser Leim findet kalt Anwendung. Läßt man die Kreide weg, und verdoppelt statt dessen die Menge der zugesetzten Stärke, so erhält man einen für Galanteriewaaren, Polsterungen, Lederarbeiten und dergl. sehr geeigneten Leim. Er schlägt weder durch Papier, noch durch Seidentafft oder Atlaß durch und klebt dieselben doch fest auf. Sollen Spalten oder Risse mit einer leimhaltigen Masse ausgefüllt werden, so muß sie mehr Körper haben, teigartiger seyn. Zu dem Zweck pflegt man Leimlösungen mit Kreide, Ziegelmehl, Gyps, zerfallenem Kalk, selbst Sägespänen u.s.w. zu versetzen, häufig auch den mit Leinöl oder dickem Terpenthinöl vermischten Leim anzuwenden. Aus solchen Massen findet man nicht selten Verzierungen, selbst kleine Figuren und dergl. gefertigt. Was die Verwendung des Kalkes zu Kitten betrifft, so ist bekannt, daß gewöhnlicher gebrannter Kalkstein mit Wasser zu einem dicken Brei gelöscht und mit Sand gemengt, als Mörtel zum Verbinden der Steine und Dichten der Fugen von den Maurern benutzt wird. Sein Erhärten beruht darauf, daß der durch Brennen von der in ihm enthaltenen Kohlensäure befreite Kalkstein beim Benetzen mit Wasser sich unter großer Wärmeentwickelung mit Wasser zu einem ganz trocknen Pulver vereinigt, daß dieses befeuchtet, mit der Luft in Berührung, daraus allmählich wieder halb soviel Kohlensäure anzieht wie der Kalkstein ursprünglich enthielt, und dadurch zu einer festen Masse erhärtet, wenn nicht zuviel Wasser vorhanden ist. Das Zumischen von Sand, um Mörtel zu bereiten, hat den Zweck, der Luft den Zutritt durch die ganze Masse zu erleichtern, weil dadurch einerseits die Verdampfung des überschüssigen Wassers weniger erschwert, andererseits die Aufnahme von Kohlensäure, somit die eigentliche Erhärtung des Kalkes befördert wird. Daß der Sand in der That diesem Zweck entspricht, kann man leicht daran erkennen, daß Kalk, den man zu Brei mit Wasser angerührt und sich absetzen gelassen hat, außerordentlich langsam austrocknet und sehr wenig kohlensäurehaltig und fest wird. Man hat z.B. neuerdings Gruben, in denen vor mehr denn hundert Jahren gelöschter Kalk als steife Masse liegen geblieben war, bei dem Berliner Museumsbau geöffnet und den Kalk fast völlig kohlensäurefrei, ganz so beschaffen wie frischgelöschten gefunden und mit Nutzen zum Bau verwendet. Das in der steifen Masse eingeschlossene Wasser war davon zurückgehalten worden. Die Kohlensäure hatte die äußerste Schicht in eine feste Decke verwandelt und so selbst ihr weiteres Eindringen verhindert. Eine viel festere Verbindung zeigt der hydraulische Kalk, bei dem Wasserbindung und Bildung von kieselsaurem Kalk die Erhärtung bedingt. Steine, welche einen guten hydraulischen Kalk liefern sollen, müssen Potasche und Soda nebst Thon, außer kohlensaurem Kalke enthalten. Sie erfordern ein vorsichtiges Brennen. Die Hitze muß dabei gerade hinreichen, die Potasche und Soda mit dem Thone zusammenzuschmelzen und die Kohlensäure aus dem Kalke auszutreiben, darf jedoch nicht so stark werden, daß der Kalk selbst mit dem Thon zusammenschmilzt und sich chemisch verbindet, sonst sind sie todt gebrannt und so wenig als Cement brauchbar wie Ziegelmehl. Erst wenn sie gepulvert mit Wasser angerührt werden, wirkt der Kalk auf die geschmolzene Thonverbindung, zerlegt diese und verbindet sich zu einer steinhart werdenden von Wasser unangreifbaren Masse mit der in dem Thon enthaltenen Kieselerde. Je größer, unter sonst gleichen Verhältnissen, das specifische Gewicht der ursprünglichen Steine, desto compacter wird auch das Product nach dem Brennen und Verarbeiten mit Wasser. Man hat früher diese Erscheinung nicht gekannt, erst Pettenkofer hat neuerdings darauf aufmerksam gemacht (polytechn. Journal Bd. CXIII S. 357). Sie ist aber von der größten Wichtigkeit. Derselbe Grund ist es gewiß, daß gleich reine Kalk- und Gypssorten, welche im natürlichen Zustand sehr verschiedene specifische Gewichte zeigen, sehr ungleich harte Producte geben, wenn sie gebrannt und im gepulverten Zustand mit Wasser angerührt, verarbeitet werden. Die beste Sorte von hydraulischem Kalke wird unter dem Namen Portlandcement verkauft, sie erhärtet noch weit mehr als der früher geschätzte Romancement, und verträgt einen größern Zusatz von Sand, wenn es sich nicht darum handelt, die größte Härte und Dauerhaftigkeit des Kittes zu erzielen. Denn in diesem Falle muß der hydraulische Kalk jederzeit unvermischt angewendet werden. Keiner der in Deutschland bereiteten hydraulischen Kalke kommt namentlich ersterm gleich. Alle Sorten hydraulischen Kalkes können nur in vor Luft und Feuchtigkeit schützenden Gefäßen aufbewahrt werden. Sobald das Pulver nicht mehr staubig trocken ist, muß man sie nicht mehr verwenden wollen. Sie binden dann nicht mehr fest. Ebenso wenig aber erhält man genügende Resultate, wenn man die mit Wasser angerührte Masse nicht augenblicklich verwendet, wie dieß leider allzu häufig von den Maurern geschieht, die sich eine so große Masse anrühren, daß sie dieselbe erst nach Stunden aufbrauchen, freilich dann auch oft kaum dieselbe Festigkeit der Cementmasse erreichen, welche gewöhnlicher Kalk bei guter Behandlung erlangt hätte, während guter Portlandcement in Wasser verwendet, oder auf hinreichend genetzte Steine gestrichen, oder in die nassen Fugen eingedrückt, sowie er mit Wasser zu einem Brei angerührt wurde, vollkommen die Harte eines sehr festen Sandsteines erlangt. Streicht man ihn auf trockene Steine, so entziehen diese dem Brei das Wasser, ehe die Bindung stattfand, und der Cement wird nicht fest. Gebrannter Gyps erhärtet nur dadurch, wenn er mit der passenden Menge von Wasser zu Brei angerührt wird, daß er dieselbe Menge Wasser, welche er im natürlichen Zustande vor dem Brennen enthielt, wieder aufnimmt. Die Menge dieses Wassers ist so groß, daß er zu einem dünnen gießbaren Brei angerührt werden muß, der leicht in alle Vertiefungen eindringt; der Zusammenhang des Gypses ist aber kein sehr starker. Bisweilen mengt man ihm pulverförmige Substanzen, Torfasche, auch Sand zu, wodurch bei Anwendung auf großen Flächen einerseits die Gefahr des Rissebekommens vermindert, andererseits die Härte etwas vermindert wird. Bei dem Gyps wie bei den hydraulischen Kalken kommt es vor allem darauf an, ihn, sobald er mit Wasser angerührt ist, auch zu verwenden, man muß ihn weder stehen lassen ehe man ihn ausstreicht oder ausgießt, noch nachher durch Berühren die einzelnen Theile in ihrer wechselseitigen Lage verrücken, sonst bekommt man keine fest verbundene Masse. Taucht man gebrannte Gypssteine in Alaunlösung, läßt sie sich vollsaugen, trocknen, brennt sie nochmals, pulvert sie und rührt das Pulver statt mit Wasser mit Alaunlösung an, so erhält man eine Masse, die so hart wie Stein wird, aber erst langsam und daher zum Gießen von Figuren und dergleichen nicht benutzt werden kann. Auch wenn man nur gewöhnlichen gebrannten Gyps mit Lösungen von Alaun, schwefelsaurem oder weinsaurem Kali anrührt, wird er fester als mit bloßem Wasser, bindet es aber langsamer. Zu manchen Zwecken kann man statt Wasser dünnen Leim oder Kleister, Milch oder mit seinem dreifachen Gewicht Wasser verdünntes Eiweiß zum Anrühren des Gypses verwenden und ihm dadurch größere Haltbarkeit ertheilen. Letzteres ist natürlich zu empfehlen, wenn die Kittung einer der Siedhitze des Wassers nahe kommenden Temperatur ausgesetzt werden soll. Wenn man Gyps zum Einkitten von Eisenstangen in Stein verwendet, pflegt man etwa 1/7 dem Gewicht nach an Eisenfeile oder 1/5 an Hammerschlag zuzusetzen, welche durch Rosten dem Kitt eine größere Haltbarkeit ertheilen. Wenn man, durch Benetzen mit Wasser zu Pulver zerfallenen Kalk mit Eiweiß oder starkem Leimwasser anrührt, erhält man noch fester werdende Massen, die bald erhärten und zum Zusammenkitten der verschiedenartigsten Körper anwendbar sind. Statt Eiweiß kann man auch Blutwasser, welches durch seinen Eiweißgehalt wirksam wird, verwenden. Gemenge von gelöschtem Kalk, Ziegelmehl, gestoßener Steinkohlenasche, Hammerschlag, auch wohl etwas Sand mit geschlagenem Blut angerührt, sind die bekannten Blutkitte, welche zum Verkitten der Fugen zwischen Steinen und Holzwerk bei Häusern, bevor sie mit Farbe überstrichen werden, nicht selten Anwendung finden. Es ist darauf zu sehen, daß das Blut frisch und nicht gefault sey. Unter dem Namen Lut d'ane ist ein Kitt, der gewöhnlich bei zerbrochenem Porzellan gebraucht wird, bekannt, den man durch Vermischen von zerfallenem, gebranntem Kalk mit Eiweiß und starkem Leimwasser erhält. Einen ähnlichen, jedoch bei guter Bereitung noch festeren und mit aller Art von Körpern sich fest verbindenden Kitt bildet Käse und Kalk. Man wendet dazu entweder frischen Käse, wie er aus abgerahmter Milch erhalten wird, an, nachdem man die Molken gut abgepreßt hat, oder schabt von altem Käse die harte Rinde ab, schneidet ihn in dünne Scheiben und rührt und kocht ihn so lange mit siedendem Wasser, bis er zu einer ganz zähen terpenthinähnlichen Masse geworden ist, gießt das Wasser ab und knetet in einem warmen Mörser so viel zu Staub gelöschten Kalk hinein, daß eine weiche bildsame Masse erhalten wird, die man sogleich verwenden muß, da sie rasch erhärtet; der Käse nimmt dabei höchstens 1/4 seines Gewichtes an Kalk auf. Bedarf man größerer Massen, so kann man vorher den Kalk mit etwa seinem gleichen Gewicht feinem Sand oder Ziegelmehl vermengen und diesem so viel Wasser zusetzen, daß sie einen recht steifen Mörtel bilden, ehe man den Käse incorporirt. Soll der Käsekitt zwischen feinen Fugen angewendet werden, so nimmt man statt des Kalkpulvers Potasche, übergießt diese mit wenig Wasser, rührt öfters um, läßt klären, löst den Käse in der abgegossenen hellen Potaschelösung und dampft im Wasserbade zu der passenden Consistenz ab. Auch kann man mit feinem Pulver von doppelt-kohlensaurem Kali anstoßen. Diese Kitte sind ganz vorzüglich zum schönen Kitten von Porzellan und Glas zu verwenden. Dem Einfluß von Wasser vollkommen widerstehende Kitte erhält man durch Vermengen von verschiedenen pulverförmigen Körpern mit trocknenden Oelen oder den daraus erhaltenen Firnissen. Sie erhärten in Folge des Festwerdens des Firnisses, was durch mancherlei der zugesetzten Substanzen, namentlich verschiedener bleihaltiger Körper, beschleunigt zu werden pflegt. Für diese Sorte von Kitten gerade sind die größte Anzahl von Recepten bekannt gemacht, ohne daß viele wesentlich von einander abweichen. Ob man Bleiweiß, Bleiglätte, die auch Gold- oder Silberglätte genannt wird, oder Mennige anwendet, ist ziemlich gleichgültig. Sand, Glaspulver, Ziegelmehl dienen, um diesen Kitten mehr Masse zu geben, ohne allzuviel der theuren Bleipräparate anwenden zu müssen; Kreide, noch mehr zerfallener Kalk ersetzen, wenn auch unvollkommen in ihrer Wirkung auf die trocknenden Oele, die Bleiverbindungen und vermehren gleichzeitig die Masse wie der Sand. Leinölfirniß und Copalfirniß können auch für sich allein schon als durchsichtige Kitte für Glas oder Porzellan angewendet werden, aber sie erhärten erst nach Monaten vollständig und sind daher selten brauchbar. Versetzt man sie mit Bleiweiß, so erhält man einen weißen Teig, mit Glatte einen gelben, mit Mennige einen rothen; der erstere trocknet am langsamsten, der letztere am schnellsten, doch aber auch erst nach Wochen, wenn die Lage nicht außerordentlich dünn und überall der Luft ausgesetzt ist. Zerfallener Kalk, Zinkweiß, Zinkasche, oder auch zerriebener Bleizucker oder gerösteter Zinkvitriol sind nützliche Beschleunigungsmittel für das Erhärten. Man setzt durchschnittlich 1/4 des Gewichtes des Firnisses von dem einen oder andern der Bleipräparate zu, und gibt die erforderliche Consistenz durch Zusatz von einem der andern wohlfeilen Pulver, wenn man recht guten Kitt bereiten will. Sind sie in großer Menge und von geringerer Festigkeit erforderlich, so vermindert man die Menge der Bleioxyde und vermehrt die der billigen Zusätze. (Der Beschluß folgt im nächsten Heft.)