Titel: | Der elektromagnetische Telegraph von W. M. Logeman in Haarlem. |
Fundstelle: | Band 118, Jahrgang 1850, Nr. XX., S. 89 |
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XX.
Der elektromagnetische Telegraph von W. M. Logeman in
Haarlem.Entnommen dem 94 kleine Octavseiten umfassenden, mit Holzschnitten versehenen
Werke: Beknopte
Beschrijving der voornaamste electro-magnetische Wijzer-en
Druk-telegrafen. 's Gravenhage, bij J. M. Van THaaff.
1850.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Logeman's elektromagnetischer Telegraph.
Dieser elektromagnetische Telegraph ist als der erste zu bezeichnen, welcher auf eine
weite Entfernung hin durch einen Strom von mittelmäßiger Stärke in Thätigkeit
gesetzt werden kann, ohne daß man eines besonderen Apparates bedarf, mit dessen
Hülfe der Telegraph durch einen Localstrom in Wirksamkeit gesetzt wird, und welcher
zugleich eine unbestimmte Anzahl Zeichen mit einer Genauigkeit transmittirt, wie
solche von einem Telegraphen verlangt werden darf. Zwar existiren Telegraphen, wie
die von Wheatstone und Cooke,
von Bain, Dujardin, Breguet und Andern, welche
gleichfalls durch einen schwachen Strom in Wirksamkeit gesetzt werden können; diese
haben jedoch den Nachtheil, daß sie nicht genug verschiedene Zeichen liefern, oder
durch ein Uhrwerk in Bewegung gesetzt werden.
Logeman's Telegraph, welcher ohne Uhrwerk durch einen
schwachen Strom bewegt wird, und eine beliebige Anzahl Zeichen angibt, ist in Fig. 11
abgebildet. A und B sind
zwei hufeisenförmige Elektromagnete, deren Drahtenden mit den Verbindungsknöpfchen
in leitender Verbindung stehen. Wenn nun ein positiver Strom bei g in die Windungen tritt, so wird der untere Schenkel
des Elektromagneten B zum Nordpol und der obere zum
Südpol, während der obere Schenkel des Elektromagneten A
zum Nordpol und der untere zum Südpol wird, so daß demnach die ungleichnamigen Pole
einander gegenüber liegen. Beide Hufeisenmagnete sind mit Hülfe der Querstücke C und D und der Schrauben
e und f gegen den Kasten
angeschraubt. Zwischen den vier Polen ist statt eines Ankers ein permanenter Magnet
i angebracht, der so groß ist, daß er, wenn er von
einem der Hufeisenmagnete angezogen wird, beide Pole in ähnlicher Weise deckt, wie
dieses bei den Ankern aus weichem Eisen der Fall ist.
An den genannten permanenten Magnet ist oben ein Arm K
befestigt, welcher an der Verbindungsstelle um einen Stift L beweglich ist. Dieser Stift ist auf der einen Seite an den Vordertheil
des Kastens, auf der andern Seite in dem kupfernen Theil m befestigt. Der Arm K endigt in einen Stift,
welcher zwischen die Stifte s einfällt.
Wenn nun ein galvanischer Strom die beiden Elektromagnete in wechselnder Richtung
umkreist, so wird das Magnetstäbchen i abwechselnd durch
A angezogen und durch B
abgestoßen, oder durch B angezogen und durch A abgestoßen. So oft also die Richtung des Stroms
verändert wird, eben so oft bewegt sich das Magnetstäbchen hin und her. Diese
Bewegung nun wird auf folgende Weise auf den Zeiger des Zifferblattes übertragen.
Das Steig- oder Sperrrad n (siehe auch Fig. 12) sitzt
an einer Achse fest, die an der Vorderseite den Zeiger T
trägt und an der Hinteren Seite in dem Metallstück z
läuft, welches mit Hülfe der Theile u, u' an den Kasten
befestigt ist. Etwas höher befindet sich eine ähnliche Achse, welche nicht durch den
Kasten, sondern durch das Metallstück z sich erstreckt.
Diese Achse trägt zwei Arme o, o, welche einen Winkel
mit einander bilden, ähnlich dem umgekehrten Buchstaben V. In jeden dieser Arme ist ein Stift p
geschraubt, und diese Stifte fallen genau in die Zähne des Rades ein, so daß, wenn
die obere Achse eine kleine hin- und hergehende Bewegung macht, die beiden
Stifte der Arme abwechselnd gegen das Rad gedrückt werden, wodurch jedesmal der
Zeiger um einen Buchstaben weiter springt. Die Art, auf welche die Pendelbewegung
der Stange K auf die Achse übertragen wird, ist
folgende. An dem über das Stück z hervorragenden Ende
der Achse befindet sich eine Hülse, welche mittelst einer Stellschraube in der
gehörigen Lage befestigt wird. Diese Hülse enthält einen abwärtsgehenden Arm r, woran die beiden Stiftchen s befestigt sind, zwischen denen das Ende des Arms K sich bewegt. Wird nun der Magnetstab i durch
den Elektromagneten A rechts gezogen, so macht die
Stange K und mit ihr der Arm r eine Bewegung nach der linken Seite, während der rechte Arm o in das Rad einfällt. In Folge der Umkehrung des Stroms
zieht der Elektromagnet B den Magnetstab i an, die Bewegung wird in gleicher Weise übertragen,
und der rechte Arm bewegt nun das Rad um einen Zahn weiter, wodurch der Zeiger um
einen Buchstaben weiter springt.
Das Glöckchen w, welches dazu dient den Beamten zu
benachrichtigen daß signalisirt werden soll, steht unten in dem Kasten auf dem
Theile y, welcher sich mit Hülfe des Knöpfchens x nach der rechten oder linken Seite verschieben läßt. Die Verlängerung des
Magnetstabes i bildet eine Feder U, welche an ihrem unteren Ende mit einem Kügelchen v versehen ist, das bei der Bewegung des Magnetstabes gegen das Glöckchen
anschlägt. Indem man das Knöpfchen x nach außen zieht,
bewegt sich das Glöckchen so weit links, daß der Hammer dasselbe nicht mehr
erreichen kann, wodurch also das Anschlagen aufhört.
Die jedesmalige Umkehrung des Stromes geschieht mit Hülfe des Fig. 13 dargestellten
Apparates. Auf einem hölzernen Gestell sind die beiden kupfernen Säulen h und i befestigt, welche
eine Achse tragen, woran die beiden Scheiben e und k befestigt sind. Die Scheibe e enthält die Buchstaben in der nämlichen Reihenfolge wie bei dem
Zeigerapparate; sie hat bei jedem Buchstaben einen hervorragenden Stift f, f¹, womit sie in Bewegung gesetzt und
gerichtet werden kann. Die Scheibe k besteht aus Holz
und ist ganz mit Kupfer bekleidet, welches auf ihrem Umfange umgebogen und
zahnförmig ausgeschnitten ist. Beide Kupferplatten dürfen einander nirgends berühren
und sind auch zwischen den Zähnen mit einem isolirenden Stoff versehen, den man sich
in der Abbildung durch die schwarze Linie vorstellen kann. Eine kupferne Feder j drückt von der einen Seite und eine in der Figur nicht
sichtbare gleiche Feder von der andern Seite gegen den Umfang der Scheibe. Beide
Federn befinden sich in einer solchen Lage gegen einander, daß wenn die eine auf
einen Zahn der rechten Scheibe drückt, die andere gegen einen Zahn der linken
Scheibe zu liegen kommt. Der Verbindungsknopf B steht in
leitender Verbindung mit der Säule oder dem Träger i,
der Knopf A mit dem Träger h, der Knopf C mit der hinteren Feder und der
Knopf D mit der Feder j. In
den Knöpfen A und B werden
nun die Leitungsdrähte einer galvanischen Batterie und in den Knöpfen C und D die nach dem
Signalapparat gehenden Drähte mittelst Klemmschrauben befestigt. Der Strom, welcher
bei B in den Apparat tritt, geht durch den Träger i über die Achse nach der Scheibe r und sofort durch die hintere Feder nach dem Knopf C; der andere bei A eintretende Strom nimmt
seinen Weg durch den Träger h über die Achse nach der
Scheibe s und durch die Feder j nach dem Knopf D. Wird nun die Scheibe e um einen Stift weiter gedreht, so drücken die Federn
gegen einen andern Zahn des Rades k; daher tritt der
durch B eintretende Strom bei D und der durch A eintretende Strom bei C aus, d.h. der Strom ist nun umgekehrt. Um der Scheibe
e eine bestimmte Stellung geben zu können, ist
hinter derselben ein Stab g angeordnet. Indem man nun
einen Stift oder eine Speiche der Scheibe genau nach diesem Stabe richtet, ist die Stellung von der
Art, daß die beiden Federn auf der Mitte eines Zahns ruhen.
Außer diesem Zeichengeber hat Hr. Logeman noch einen
andern verfertigt, welcher seinen Apparat durch einen inducirten Strom bewegt, und dem er den Namen Signal-Rheomotor gegeben hat. Zur Verdeutlichung der nachfolgenden
Beschreibung dürfte es nicht unpassend seyn, hier mit wenigen Worten die Ursache zu
erwähnen, wodurch galvanische Ströme erregt werden. Faraday ging von der Ansicht aus, deren Richtigkeit sich auch durch
Versuche bewährt hat, daß, da der galvanische Strom im Eisen Magnetismus erweckt,
ebenso auch der Magnetismus einen galvanischen Strom erwecken müsse. Bringt man in
einen ringförmigen isolirten Kupferdraht eine Magnetnadel, so entsteht in den
Windungen ein Strom; entfernt man jedoch den Magneten, so entsteht wieder ein Strom,
jedoch in entgegengesetzter Richtung. Wendet man nun, wie im vorliegenden Falle, zur
Erregung eines Stroms hufeisenförmige Stahlmagnete an, deren Pole mit umsponnenem
Drahte umwickelt sind, so entsteht beim Abrücken des Ankers in dem Draht ein Strom,
der eine solche Richtung hat, wie wenn der Magnet in die Windungen geschoben würde,
während bei dem Wiederanlegen des Ankers ein entgegengesetzter Strom erregt wird,
gerade als ob der Magnet aus den Windungen herausgezogen würde.
Es ist mithin klar, daß bei den magneto-elektrischen Apparaten der galvanische
Strom jedesmal die Richtung ändert, und nur durch einen mit dem Apparate verbundenen
Commutator in unveränderter Richtung erhalten werden kann. Hier jedoch, wo die
Stromrichtung wechseln muß, ist ein Commutator nicht nöthig und der Apparat daher
sehr einfach.
B, Fig. 14, ist einer der
Pole eines Stahlmagneten, welcher an einem Gestell befestigt ist, und dessen Pole in
sehr zahlreichen Windungen mit isolirtem Kupferdraht umwickelt sind. An das nämliche
Fußgestell ist in einiger Entfernung von dem Magneten das Metallgestell A festgeschraubt. h und k sind zwei metallene Scheiben, welche durch dreizehn
eiserne Stifte i, i, i, i mit einander verbunden und um
ihre Achse beweglich sind. Die Scheibe h ist gezahnt und
steht mit dem Getriebe l im Eingriff, welches mit Hülfe
der Kurbel r, M in Umdrehung gesetzt werden kann. An der
andern Seite des Apparates befindet sich ein um g
drehbarer Hebel D, an dessen unterem Ende der Anker C befestigt ist. Dieser Hebel endigt sich oben in einem
Haken E, welcher zwischen die Stifte i einfällt. Ein Theil der Scheibe h, welche zugleich als Zifferblatt dient, ist abgebrochen dargestellt, um
deutlich darzulegen, aus welche Weise der Haken E
zwischen die Stifte i einfällt.
Der Strom wird nun auf folgende Weise erregt. Angenommen, der Anker sey, wie die
Abbildung zeigt, von dem Magneten entfernt, so lehnt sich der Haken E gegen einen Stift i und
der Zeiger p, welcher an das Gestell befestigt ist,
zeigt auf E. Wird nun die Kurbel r, M gedreht, so drehen sich auch die Scheiben h und k und der Stift i bewegt sich unter dem Haken E hinweg. Der
Zeiger p zeigt nun auf F,
der Haken fällt zwischen zwei Stifte ein und der Magnet B wird geschlossen. In diesem Augenblicke geht ein Strom durch die
Windungen, welcher in den beiden Elektromagneten Fig. 11 die magnetische
Kraft in der Art erregt, daß der Zeiger auch dort von E
auf F springt. Seht man die Umdrehung der Kurbel r, M fort, so drängt der folgende Stift den Haken E wieder zurück; der Zeiger steht nun auf G, der Anker ist vom Magneten entfernt, und es geht nun
ein entgegengesetzter Strom durch die Windungen, welcher bewirkt, daß der Zeiger bei
dem andern Apparat auf G springt.Hr. Mechanicus Logeman hat es in der Darstellung
kräftiger Stahlmagnete sehr weit gebracht. Ueber
dieselben bemerkt Hr. Dr. Müller in seinem Bericht über die neuesten
Fortschritte der Physik (sechste Liefer., Braunschweig 1850)
Folgendes: „Vor kurzem schickte mir Hr. Logeman einen Hufeisenmagneten, der bei einem Gewicht von
nicht ganz 1 Pfd. (460 Gramme) eine Tragkraft von 26 Pfd. (13
Kilogramme) hat, also mehr als das Doppelte von dem, was man nach der
Formel berechnet; jedenfalls sind demnach seine Magnete die kräftigsten
welche bis jetzt dargestellt wurden. Die Art und Weise ihrer
Verfertigung ist nach Logeman's Angabe das
Resultat der in der letzten Zeit von Hrn. Elias angestellten und absichtlich noch nicht veröffentlichten
Versuche. Mir scheint die größte Schwierigkeit, welche sich der
Herstellung kräftiger Elektromagnete entgegenstellt, die Darstellung
eines geeigneten Stahles zu seyn: jedenfalls muß der Stahl sehr hart
seyn, weil er sonst nur eine geringe Coercitivkraft hat.“ A.
d. Red.