Titel: | Das Löthen des Messings; von L. Frantz. |
Fundstelle: | Band 118, Jahrgang 1850, Nr. XLII., S. 189 |
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XLII.
Das Löthen des Messings; von L. Frantz.Programm der k.
Landwirthschafts- und Gewerbsschule zu Landau in der
Pfalz, an welcher der Verfasser die praktische Mechanik
lehrt.
Frantz, über das Löthen des Messings.
Das Löthen des Messings findet bekanntlich eine bedeutende Anwendung bei Anfertigung
der verschiedenartigsten mathematischen, mechanischen und musikalischen Instrumente,
bei Maschinen, physikalischen Apparaten und Galanterieartikeln, indem es dem
Metallarbeiter die Möglichkeit verschafft, aus Theilen von geschlagenem oder
gewalztem Messing, oder aus Theilen von Gußmessing unter sich, oder auch aus letzterem in Verbindung
mit ersteren, die beliebigsten Formen der anzufertigenden Gegenstände
herzustellen.
Das Löthen des Messings oder der Metalle überhaupt hat daher beim Metallarbeiter
vergleichsweise denselben Zweck, welcher beim Holzarbeiter durch das Leimen des
Holzes erreicht wird, und gestattet unzahlbare Arten der Vereinigung. Es wird
dasselbe auch in den Werkstätten vieler Mechaniker, Gürtler, Gießer u. dgl. mehr
vortheilhaft betrieben; dennoch findet es noch nicht bei allen jenen Gewerbsleuten,
welche bei Anfertigung ihrer Fabricate vielfachen Gebrauch davon machen müßten oder
könnten, selbstständige Anwendung, weßhalb dieselben auf die Hülfe Anderer
angewiesen sind; im Folgenden sind die hauptsächlichsten technischen Vortheile und
Manipulationen dazu in gedrängter Kürze zusammengestellt.
Das Löthen des Messings, die Vereinigung einiger oder mehrerer Stücke dieses Metalles
durch Hinzufügung eines leichtflüssigeren, zerfällt in das Hart- und
Weichlöthen.
Das Hartlöthen erfordert einen Hitzgrad, bei welchem das
Messing bis zum Glühen erhitzt wird, und findet bei solchen Gegenständen seine
Anwendung, welche eine bedeutende Festigkeit erhalten sollen, dem Hammern oder
Biegen unterworfen werden, oder welche beim Gebrauche einem höhern Wärmegrad
ausgesetzt sind, der aber nicht bis zur Schmelzbarkeit des Lothes reichen darf. Das
Weichlöthen dagegen erlaubt niemals, daß der zu
löthende Gegenstand glühend gemacht wird, und findet seine Anwendung bei jenen
Gegenständen, welche wohl eine Vereinigung ihrer Theile, aber keine große Festigkeit
erheischen, oder auch bei Arbeitsstücken, welche bei größerem Hitzegrad schmelzen
oder an ihrer äußeren Bearbeitung Schaden leiden könnten; endlich auch in jenen
Fällen, wo eine schnelle Vereinigung von Stücken zu bewerkstelligen ist.
Das leichtflüssigere Metall, welches die zu löthende Stücke vereiniget, heißt im
technischen Ausdrucke das Loth, und zwar jenes zum Hartlöthen des Messings
Schlagloch, das zum Weichlöthen Weichloth oder auch Schnellloth.
Das Schlagloch besteht aus geschlagenem oder gewalztem Messing und Zink. Das
Verhältniß beider Theile bedingt die Leicht- und Strengflüssigkeit des
Lothes, und wird die erstere durch Zusatz größerer Mengen Zink erreicht. Man
verfertigt sich Schlagloch von verschiedener Schmelzbarkeit, um bei Gegenständen,
welche mehreren Löthungen unterworfen werden müssen, beim zweit- oder
drittmaligen Löthen die erstere Löthstelle oder den Gegenstand selbst nicht zu
beschädigen, und nennt das leichtflüssigere in Rücksicht auf das strengflüssigere
Schnellloth. Durch Bestreichen dieser Stellen, welche bei mehrmaligem Löthen
gefährdet werden könnten, mit Lehm, und gehörige Gewandtheit im Löthen selbst,
können jedoch auch Gegenstände mehreremal mit einem und demselben Schlaglothe
gelöthet werden.
Bei Gegenständen von Messing, welche durchs Löthen große Festigkeit erhalten sollen,
ist es nothwendig, bei Fertigung des Schlagloches einen ganz geringen Theil Zink
zuzusetzen. Nach Karmarsch geben 7 Thle.
Messingblechschnitzel mit 1 Theil Zink, wobei die Mischung nicht länger als 6 bis 7
Minuten im Fluß erhalten werden soll – weil bei längerer Schmelzzeit sich zu
viel Zink verflüchtigt – ein sehr gutes nicht auf Gußmessing, wohl aber auf
geschlagenes oder gewalztes Messing anwendbares Schlagloch; ein leichtflüssigeres 2
bis 3 Theile Messingblech und 1 Thl. Zink, oder gleiche Theile Messing und Zink.
Die Herstellung des Schlagloches, welches beim Gebrauche in fein Körner zertheilt
seyn muß, geschieht auf zweifache Art. Erstens, daß man das Messing und Zink
separirt in zwei Tiegeln schmilzt, damit sie zu gleicher Zeit schmelzen, alsdann
behutsam das Zink unter Umrühren in das abgeschäumte Messing gießt und diese
Mischung in einem dünnen Strahle in eine Fläche Wanne mit Wasser gießt, unter dessen
Oberfläche ein Besen mit Stößen rasch hin und her bewegt wird, wodurch die
Zertheilung des Metalles in feine Körner bewirkt wird; im getrockneten Zustande aber
die zu groben Körner in einem Mörser zerkleinert. Zweitens, daß man das Schlagloch
im glühenden spröden Zustande zerstößt und alsdann sortirt.
Die Vorbereitungen beim Hartlöthen sind folgende: das
feingekörnte Schlagloch wird mit ungefähr dem halben Theil feingepulvertem Borax,
welcher als Flußmittel die Eigenschaft besitzt, im geschmolzenen Zustand einen
Ueberzug über das Messing zu bilden, und so den Luftzutritt abzuhalten, die starke
Oxydation des Metalles zu verhindern und somit das bessere Löthen zu befördern, in
einem Gefäß vermischt und mit etwas Wasser befeuchtet. Die mit einander zu
verbindenden Messingtheile müssen an den zu löthenden Flächen stets gut
aufgefrischt, d.h. metallisch frei von allem Oxyd gemacht seyn, welches durch
Abfeilen oder Abschaben geschieht, und muß hierauf stets besondere Sorgfalt
verwendet werden. Dieselben müssen fest mit einander verbunden seyn, welches durch
Binden mit ausgeglühtem Eisendraht, durch Vernieten mittelst Messingstiftchen, oder
durch bloßes Vernieten oder Ueberschränken geschehen kann. Diese Vereinigung muß
immer so fleißig als möglich geschehen, und die Löthfuge möglichst enge gemacht werden, weil hiedurch
eine größere Festigkeit bezweckt und die Löthstelle dem Auge unsichtbar gemacht
werden kann.
Außer dem Hartlöthen am Löthrohr bei ganz kleinen Gegenständen, welche auf eine
Holzkohle gelegt und alsdann glühend gemacht werden, kann das Hartlöthen auch an
jedem Feuerherd vorgenommen werden, nur sind hiezu gute Holzkohlen und einige
Backsteine nothwendig.
Vor dem Löthen selbst beschäftigt man sich mit dem Auftragen und Aufkochen. Das
Auftragen besteht darin, daß man an den Löthstellen des durch gehöriges Auffrischen
und im verbundenen Zustande vorbereiteten Gegenstandes das mit Borax und Wasser
vermischte Schlagloth mittelst eines flachen Hölzchens oder eines breiten Stückchens
Messing auflegt; jedoch muß dieses Auftragen des Schlagloches immer so gering als
möglich, und sehr gleichmäßig geschehen. Das Aufkochen besteht darin, daß man das
Stück auf ein schwaches Kohlenfeuer legt, so daß das Schlagloth nicht hinwegfallen
kann und dasselbe langsam erwärmt. Das Wasser verdunstet und der Borax bildet mit
dem Schlaglothe eine feste Masse, welche am Messingstück ziemlich fest anhaftet.
Dieses Aufkochen muß deßwegen mit einer gelinden Hitze geschehen, weil außerdem das
Wasser zu stark aufbrausen und somit die Schlaglothkörner von ihren gehörigen
Stellen wegschieben würde.
Hierauf schreitet man zum eigentlichen Löthen. Man schließt mit Backsteinen auf dem
Feuerherd einen von der Größe und Form des zu löthenden Stückes abhängigen Raum ein,
und bedeckt denselben mit kleinen glühenden Kohlen, welche das sogenannte Grundfeuer
bilden, auf dessen Mitte das Arbeitsstück so gelegt wird, daß das Loth nach oben zu
stehen kommt. Die Größe des Arbeitsstückes bedingt die Höhe des Grundfeuers, weil
ersteres immer in ziemlicher Entfernung vom Feuerherd zu liegen kommen muß, um durch
diesen nicht zu viel Wärme durch Ableitung zu verlieren. Eine Herdgrube ist deßhalb
zweckmäßig. Alsdann legt man größere Kohlen rings um das Stück herum, so daß
dieselben eine größere Höhe als dieses erhalten und bedeckt von oben das Ganze mit
Kohlen, damit sich ein hohler Raum bildet, in welchem sich das Arbeitsstück
befindet. Je gleichförmiger und dichter das Stück mit Kohlen eingeschlossen und je
besser der Luftzutritt von außen abgeschlossen ist, desto leichter geht das Löthen
vor sich; doch hat man beim Bedecken darauf zu achten, daß zwischen den Kohlen
kleine Oeffnungen bleiben, durch welche man das Arbeitsstück, sohin die ganze
Löthstelle beobachten kann. Ein Fächer, den man sich am zweckmäßigsten aus Holz und Gänsekielen
verfertiget und der mit der rechten Hand mit besonderer Uebung durch Bewegung des
Handgelenkes gebraucht wird, dient dazu, um das Feuer in gleichmäßiger und starker
Gluth zu erhalten.
Ist nun, wie oben angegeben, das Stück in Kohlen eingeschlossen, so facht man das
Feuer langsam und gleichmäßig an, so daß das Messing allmählich glühend wird. Sobald
dieses der Fall ist, wird man bemerken, daß der Borax schmilzt, und gleich darauf,
daß an der Löthstelle ein starker Rauch emporsteigt. Bis zu diesem Moment wird
langsam gefächert, um bei ruhigem Feuer dieses Rauchen beobachten zu können; sobald
sich jedoch dieses auf der ganzen Löthstelle zeigt, muß man stark und unausgesetzt
das Feuer bis zum Schmelzen des Lothes anfachen, und wenn das vollständige
Zerfließen des Lothes stattgefunden hat, mit der zur Seite liegenden Kohlenzange die
obern Kohlen schnell, aber vorsichtig, abdecken, um sowohl dem Schmelzen durch den
Luftzutritt Einhalt zu thun, als das Stück im warmen Zustande nicht zu
beschädigen.
Dieses Rauchen nach dem Schmelzen des Boraxes gibt beim Löthen den Anhaltspunkt zur
Sicherheit; denn die gehörige Beachtung dieses Rauches, welcher vor dem Fließen des
Lothes von der Löthstelle hinwegzieht, macht es möglich, lange und voluminöse
Gegenstände auf einmal zu löthen. Es steht nämlich durch die Erfahrung fest, daß
wenn dieses Rauchen gleichzeitig an der ganzen Löthstelle vor sich geht, auch das
Fließen des Lothes gleichzeitig erfolgt. Das gleichzeitige Rauchen läßt sich nun
aber durch den Fächer leicht bewerkstelligen, indem man an den Stellen, an welchen
das Messingstück im Wärmegrad zurück ist, die Kohlen stärker erhitzt. Wer diesen
Punkt nicht berücksichtiget, wird gewisse Stücke gar nicht oder nur mit Gefahr
löthen können, ohne dieselben theilweise zu verschmelzen oder in denselben Löcher zu
erhalten.
Hat man mehrere Theile durchs Hartlöthen zu vereinigen, und ist dieses durch
einmaliges Verhüllen im Feuer nicht möglich, so muß es durch wiederholtes Einbringen
in dasselbe geschehen. Bei jedem Wiederholungsfalle müssen die zu löthenden Stellen
des vorher im Feuer gewesenen Stückes wieder aufgefrischt und die schon gelötheten
Stellen mit Lehm bestrichen werden.
Bei manchen Gegenständen kann das Loth statt von außen auch von innen aufgetragen
werden, jedoch immer nur in jenen Fällen, bei welchen das aufgetragene Loth im Feuer
vom Arbeiter beobachtet werden kann.
Oftmals kommt beim Hartlöthen auch der Fall vor, daß man zwei der Löthstelle nahe
liegende Flächen vor Zusammenlöthen, das durch Zwischenfließen des Lothes erfolgen könnte, zu schützen
hat. Dieses kann am einfachsten dadurch geschehen, daß man zwischen diese Flächen
etwas starkes Papier legt, welches im verkohlten Zustand das Einfließen des Lothes
verhindert.
Stahl oder auch Eisen wird sehr häufig mit Messing durch Löthen vereinigt, wie dieß
bei den Reißzeugzirkeln, bei den Stahlschrauben mit ränderirten messingenen Köpfen
an mathematischen Instrumenten und an physikalischen Apparaten u. dgl. mehr,
vorkommt. Bei einer solchen Vereinigung ist der Festigkeit wegen vorzüglich darauf
zu achten, daß das Erhitzen des Messings nicht zu schnell geschehe, daß der Stahl
oder das Eisen beim Fließen des Lothes sich im warmen (glühenden) Zustand
befinde.
Bei feineren Messingarbeiten bedient man sich statt des Schlaglothes auch manchmal
des Silberlothes, welches aus Silber mit einem Zusatz von Kupfer oder Messing
besteht.
In manchen Werkstätten wird zum Hartlöthen statt des Fächers der Blasbalg
gebraucht.
Um einen Würfel aus starkem Messingblech durch Hartlöthen
zu verfertigen, schneidet man vier Wände, die Seitenwände, als ein Rechteck aus
einem Stück zu, theilt dasselbe in vier Quadrate ab, biegt drei rechte Winkel um und
löthet die Enden desselben im rechten Winkel zusammen; nachdem man vorher das
Auffrischen vorgenommen, das Messing in der beschriebenen Form mit ausgeglühtem
Eisendraht zusammengebunden und das Schlagloth von innen aufgetragen hatte. Hierauf
wird diesem Theil auf einem im Durchschnitte quadratförmigen Dorne die regelmäßige
Form gegeben, indem man an den Flächen, welche etwa nicht genau im rechten Winkel
seyn sollten, durch Hämmern, Strecken nachhelfen kann. Ist dieses geschehen, so wird
dieser Theil unten und oben so abgefeilt oder abgedreht, daß der Boden und Deckel
des Würfels in rechtwinklicher Lage zu den Seitenflächen angebracht werden kann.
Boden und Deckel werden etwas größer im Quadrate zugerichtet, um einestheils auf den
Vorsprung rings herum das Schlagloth auflegen zu können, anderntheils aber auch um
bei etwaiger kleiner Verrückung im Feuer dieselben nach dem Löthen mit den
Seitenflächen in einer Ebene bearbeiten zu können. Einer von beiden Theilen, welcher
zuerst mit Bindedraht festgebunden wird, kann von innen angelöthet werden, d.h. das
Loth kann inwendig aufgetragen werden. Ist dieses geschehen, wird der andere Theil
ebenfalls aufgefrischt, festgebunden, das Schlagloth auf dessen Vorsprung aufgetragen und
gelöthet. Vor dem Anlöthen des letzten Theiles muß in eine der Wände des Würfels
eine Oeffnung gebohrt werden, um der durch die Wärme ausgedehnten Luft Ausgang zu
verschaffen, welche später wieder verschraubt werden kann. Uebrigens ließe sich ein
solcher Würfel auch aus mehr als drei Theilen zusammenlöthen.
Einen mit Boden und Deckel versehenen Cylinder zu
verfertigen, richtet man die Seitenfläche in der Form eines Rechteckes zu, biegt
dieses cylindrisch zusammen, frischt die Enden auf, bindet die Röhre mit Bindedraht
mehrmals und löthet dieselbe von außen. Hierauf richtet man diese Röhre auf einen
eisernen oder hölzernen Dorn schön rund, bringt dieselbe mittelst eines abgedrehten
Cylinders auf die Drehbank und dreht beide Enden ab, um Boden und Deckel in
rechtwinkliger Lage zur Achse anbringen zu können. Beide Theile werden ebenfalls in
etwas größerm Durchmesser als die Röhre zugerichtet, und wird beim Anlöthen
derselben ebenso wie beim Boden und Deckel des Würfels verfahren.
Nicht immer löthet man die Seiten eines Rechteckes, welches zu einer Röhre umgebogen
wird, stumpf zusammen, sondern man versieht dieselben auch manchmal der größern
Festigkeit wegen mit sogenannten Schwalbenschwänzen und läßt diese ineinander
greifen.
Das Weichlöthen des Messings geschieht mittelst
Weich- oder Schnelllothes, welches durch Zusammenschmelzen von Zinn mit Blei
in einem eisernen Löffel bereitet wird. Die Mischung wird entweder in einer
besondern Form oder auf einem großen eisernen Lineal, oder auf einer steinernen
Platte in schmalen langen Bändern gegossen. Gewöhnlich wird dasselbe aus gleichen
Theilen Zinn und Blei, oder aus 2 Thln. Zinn und 1 Theil Blei, oder auch aus 1 Theil
Zinn und 2 Theilen Blei zusammengesetzt.
Die zu löthenden Stücke müssen an den zu vereinigenden Stellen gut aufgefrischt,
hierauf verzinnt und im flüssigen Zustande des Lothes aneinander gebracht werden, um
dieselben erkalten zu lassen, worauf sie vereinigt sind.
Zum schnellen und leichten Löthen des Messings mit Zinnloth wendet man Salmiak oder
Colophonium an, und muß das Hauptaugenmerk darauf gewendet werden, dem zu löthenden
Gegenstand den gehörigen Wärmegrad zu geben. Ein zu hoher Hitzgrad macht das Löthen
unmöglich, veranlaßt sogar oft, daß die zu löthenden Stellen wieder aufgefrischt
werden müssen. Ein sicheres Verfahren ist folgendes: man löst Salmiak in Wasser auf und
bestreicht die auf einem Holzkohlenfeuer erwärmten Gegenstände damit. Das Wasser
verdunstet, der Salmiak bildet einen weißen Niederschlag am Messingstück, welcher
nach fortgesetzter Erwärmung verschwinden und dem Messing eine rothe Farbe
hinterlassen wird. In diesem Augenblick wird die Verzinnung ganz leicht vor sich
gehen, indem man die zu löthenden Stellen mit Zinnloth berührt. Sind hierauf die
Theile im flüssigen Zustande des Lothes aneinander gebracht, so läßt man mittelst
zerstoßenen Colophoniums, das man auf die Löthfuge streut, noch Zinnloth durch
dieselbe laufen und das Stück hierauf erkalten.
Ein noch besseres Mittel beim Weichlöthen ist, Salmiak und etwas Zink in verdünnter
Salzsäure aufzulösen und die zu löthenden Gegenstände im warmen Zustande mit dieser
Auflösung zu bestreichen, das Arbeitsstück aber auch hiebei nicht zu stark zu
erwärmen. Hierdurch ist es möglich Verzinnungen an Stücken vorzunehmen, bei welchen
das Auffrischen nicht sorgfältig vorgenommen wurde.
Sehr vortheilhaft bedient man sich bei kleineren Stücken der Spirituslampe. Man
vereinigt die aufgefrischten zu löthenden Theile durch Bindedraht, oder faßt sie
zusammen in ein Zängchen oder eine Pincette, erwärmt dieselben auf der Lampe,
bestreicht sie mit Salmiakwasser oder mit jenem salzsauren Zink, und das Loth wird
beim gehörigen Wärmegrad ganz gut in die Löthfuge fließen, diese verzinnen und so
die Vereinigung nach dem Erkalten herstellen.
Bei Theilen, welche sehr fleißig in einander passen und durch Zinnloth vereinigt
werden sollen, z.B. um einen cylindrischen Ring mit einem genau passenden Zapfen
zusammen zu löthen, ist es nothwendig, daß man nach der Verzinnung den einen Theil,
hier den Zapfen, sauber vom überflüssigen Zinn mittelst Werg reinigt und erkalten
läßt, alsdann denselben mit dem andern im warmen, im ausgedehnten und verzinnten
Zustande befindlichen Theile, hier dem Ringe vereinigt, in dieser Verbindung beide
Theile erwärmt und durch Durchfließen des Zinnlothes mit Colophonium die Löthung
vollendet.
Bei Stücken, welche man nicht auf einem Kohlenfeuer erwärmen will oder kann, bedient
man sich des Löthkolbens. Derselbe dient im erwärmten, verzinnten Zustand dazu, den
aneinander zu löthenden Theilen den gehörigen Wärmegrad mitzutheilen, und sie
zugleich zu verzinnen, indem man zwischen den Kolben und der zu verzinnenden Fläche
Zinnloth und Colophonium bringt, und ersteren ganz langsam auf der zu verzinnenden Stelle mit einem
kleinen Druck hin und her bewegt. Beim Zusammenlöthen ist es nothwendig, mit dem
Löthkolben das Stück an der Löthstelle so zu erwärmen, daß das Zinnloth durch die
Löthfuge fließt.
Das Weichlöthen findet neben der Verfertigung der verschiedensten Arten von
Gegenständen auch vielfache Anwendung in Werkstätten dadurch, daß man mehrere Stücke
durch Zinnloth vereinigt, und sie alsdann entweder durch die Feile im Schraubstock
oder auf der Drehbank mit einmal der Genauigkeit und Schnelligkeit wegen bearbeitet
und dieselben nach der Vollendung durch Erwärmung wieder trennt, oder daß man Stücke
Messing, welche abgedreht werden sollen, auf einem Futter der Drehbank weich
auflöthet. Zu diesem Zweck hält man sich bei der Drehbank messingene Futter, welche
in das inwendige Gewinde der Drehbankspindel geschraubt werden, daher auch von
geringem Durchmesser seyn können. Diese werden vorne concentrisch abgedreht und
entweder mit einem Ansatz oder einer Vertiefung versehen. Je nachdem man nun ein
solches Futter verwenden will, wird der abzudrehende Gegenstand entweder mit einer,
dem Ansatze eines solchen Futters genau entsprechenden Vertiefung, oder mit einem
der Vertiefung entsprechenden Ansatz mittelst der Drehbank versehen und hernach
durch Zinnloth mit dem entsprechenden Futter vereinigt. Es lassen sich hiedurch die
mannichfaltigsten Gegenstände schnell und fest aufspannen, das Stück wird bei
einiger aufmerksamen Behandlung gut rund laufen und jede Bearbeitung auf der
Drehbank sowohl äußerlich wie von innen leicht zulassen.