Titel: | Ueber ein neues Verfahren um Lichtbilder auf silberplattirtem Kupferblech zu erhalten; von Hrn. Niepce. |
Fundstelle: | Band 118, Jahrgang 1850, Nr. XLIII., S. 196 |
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XLIII.
Ueber ein neues Verfahren um Lichtbilder auf
silberplattirtem Kupferblech zu erhalten; von Hrn. Niepce.
Aus den Comptes rendus, Septbr. 1850, Nr.
14.
Niepce, über ein neues Verfahren um Lichtbilder auf
silberplattirtem Kupferblech zu erhalten.
Als ich mich mit den schönen Versuchen des Hrn. Edmund Becquerel beschäftigte und die so flüchtigen Farben welche dabei
entstehen, zu fixiren suchte, fand ich daß man Lichtbilder die den Daguerre'schen
gleichkommen, erhalten kann, ohne weder Jod noch Quecksilber anzuwenden.
Es genügt, eine Silberplatte in ein Bad zu tauchen, welches aus Kochsalz,
Kupfervitriol, Eisen- und Zinkvitriol besteht (die zwei letzten sind sogar
entbehrlich), sie darin einige Secunden zu lassen, hierauf die Platte mit
destillirtem Wasser abzuwaschen und über einer Weingeistlampe zu trocknen.
Man legt einen Kupferstich auf diese Platte, mit seiner rechten Seite gegen dieselbe
gekehrt, bedeckt den Kupferstich mit einer Glasscheibe und setzt eine halbe Stunde
der Sonne oder zwei Stunden dem zerstreuten Licht aus, worauf man den Kupferstich
wegnimmt. Das Bild ist nicht immer sichtbar; taucht man aber die Platte in flüssiges
Ammoniak, welches schwach mit Wasser verdünnt ist, so erscheint das Bild stets auf
eine deutliche Weise (Cyankalium und unterschwefligsaures Natron bringen dieselbe
Wirkung hervor). Das Ammoniak beseitigt alle diejenigen Theile des Chlorsilbers, auf
welche das Licht nicht einwirken konnte, und läßt dagegen alle diejenigen unberührt,
welche dem Licht ausgesetzt waren; man wascht hierauf mit vielem Wasser. Damit der
Versuch vollkommen gelingt, darf man die Platte nur so lange in das Ammoniak
tauchen, als nöthig ist um ihr das vom Licht nicht veränderte Chlorsilber zu
benehmen.
Nach dieser Operation sieht das Bild gerade so aus wie ein Daguerre'sches; die
Schatten sind nämlich durch das nackte Metall gegeben und die Lichter durch
diejenigen Theile, welche vom Licht modificirt und dadurch matt wurden.
Man kann dieses Bild wie ein Daguerre'sches mittelst Goldchlorid fixiren, wodurch es
kräftiger wird.
Ich habe mich überzeugt, daß man das Daguerre'sche Bild erhalten kann, wenn man die
mit Chlorsilber überzogene Platte in der Camera obscura
eine Stunde lang der Sonne, oder zwei bis drei Stunden dem zerstreuten Licht
aussetzt und hierauf die Platte in ammoniakalisches Wasser taucht; das Bild kommt
folglich zum Vorschein ohne daß man Quecksilberdampf anzuwenden braucht, welcher in
diesem Falle gar nicht wirken würde.
Ich hoffe bald schneller operiren und Bilder in der Camera
obscura hervorbringen zu können, die eben so schön sind wie diejenigen
welche man mit dem Jod und Quecksilber erhält. Ich werde dann alle Details
veröffentlichen, welche nöthig sind um den Erfolg dieses Verfahrens zu sichern, und
zeigen daß es auch möglich ist das Bild auf einer mit Jodsilber überzogenen Platte
mittelst Ammoniak zu fixiren, nämlich ohne hierzu Quecksilberdämpfe und
unterschwefligsaures Natron anzuwenden.
Ich habe gefunden, daß die in der Wärme chlorirte Platte für die Einwirkung des
Lichts empfindlicher ist, als die in der Kälte chlorirte Platte.