Titel: | Ueber die Reinigung der Steinkohlen mittelst des sogenannten Waschens; von Hrn. v. Marsilly, Bergingenieur. |
Fundstelle: | Band 118, Jahrgang 1850, Nr. LX., S. 265 |
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LX.
Ueber die Reinigung der Steinkohlen mittelst des
sogenannten Waschens; von Hrn. v.
Marsilly, Bergingenieur.
Aus den Annales de mines 1850, Bd. XVII S.
381.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
v. Marsilly, über die Reinigung der Steinkohlen mittelst des
sogenannten Waschens.
In Frankreich und in Belgien hält man es für nöthig, um den Kohlen die zur
Darstellung guter Kohks erforderlichen Eigenschaften zu ertheilen, die fremdartigen
Bestandtheile abzuscheiden, welche den Steinkohlen bei der Förderung beigemengt sind
und das Verhältniß des Aschengehaltes in den Kohks erhöhen. Die zur Reinigung der
Steinkohle vermittelst des sogenannten „Waschens“ angewandten
Verfahrungsarten sind dieselben, welche bei der Aufbereitung der Zink- und
Bleierze gebräuchlich sind; ihre Anwendung auf die Steinkohlen ist nicht neu; sie
ist schon längere Zeit bei den schwefelkieshaltigen Kohlen der Vogesen eingeführt;
aber erst seit einigen Jahren hat sie eine bestimmte Entwickelung angenommen. Im
Jahre 1840 reinigte Hr. Baetmadoux, ehemaliger Eleve der
Bergschule zu St. Etienne, die Steinkohlen der Grube zu Bert (Allier) mittelst
Waschens; nach einer Notiz, welche mir Hr. Bergingenieur Lechatelier, welcher die Grube zu Bert im Jahre 1841 besuchte, mitgetheilt
hat, wurde das Waschen in Gräben, den deutschen Schlämmherden entsprechend,
ausgeführt, auf dieselbe Weise, wie es heute noch zu Commentry geschieht. Das
Waschen in dem Bassin, ähnlich wie in dem zu St. Etienne und Rive-de Gier
eingeführten, wurde erst später angewendet. Hr. Dyèvre führte zuerst, auf den Rath des Hrn.
Bergwerk-Oberingenieurs Junker, dieses Verfahren
zu St. Etienne ein, wo es noch jetzt sehr gebräuchlich ist.
Erstaunt über die vortheilhaften Resultate, welche die Aufbereitung der Steinkohlen
gewährt, suchte Hr. Bergingenieur Lechatelier auf die
Verbesserung der Kohksfabrication an den Gruben des Beckens zu Valenciennes, bei der
Eröffnung der Nordeisenbahn, im Jahre 1846 einzuwirken, indem er den Fabrikanten
zeigte, daß sie daraus für ihren Absatz an die Bahn Nutzen ziehen könnten. Zu Ende
des Jahres 1848 hatte dieser Ingenieur im allgemeinen Interesse für die inländischen
Steinkohlengruben und im Interesse der Staatseisenbahnen die Aufmerksamkeit der
Administration auf diese FrageIn dem Berichte an den Minister der öffentlichen Arbeiten vom 12 Oct. 1848
äußert sich Hr. Lechatelier folgendermaßen:„Die Eisenbahnen können nur bei einem mit Sparsamkeit verbundenen
regelmäßigen Betriebe einen guten Ertrag gewähren, und dazu ist es
wesentlich zum Feuern der Locomotiven gute Kohks anzuwenden. Dieß hängt
einerseits von der Beschaffenheit dieser Maschinen ab, welche in einer
sehr kurzen Zeit in einem sehr engen Feuerraume eine bedeutende
Quantität von Brennmaterial verzehren müssen, und andererseits von den
Gewohnheiten unserer Ingenieure und Maschinenbauer, welche größtentheils
für die Feuerungen ihrer Maschinen die in England üblichen Dimensionen
angenommen haben, diese aber sind zu klein für die inländischen Kohks.
Die Erfahrung hat nach und nach alle Eisenbahn-Gesellschaften
veranlaßt, daß sie mit Opfern bessere Kohks zu erlangen suchen, wo sich
solche auf französischem Gebiete vorfinden.“„Dieses Bestreben der Gesellschaften ist durch folgende Thatsachen
vollkommen gerechtfertigt. Es sind nämlich die in Frankreich für die
Eisenbahnen dargestellten Kohks im allgemeinen von sehr mittelmäßiger
Beschaffenheit; sie sind außerdem sehr ungleich, was eine ungleiche
Geschwindigkeit der Locomotive zur Folge hat.“„Die Beschaffenheit der Kohks hängt lediglich von zwei Elementen
ab, von der Zerreiblichkeit und von dem
Aschengehalt der Steinkohlen. Wenn die Kohks zerreiblich sind,
so veranlassen sie einen bedeutenden Abgang, und ihre Verwendung kommt
hoch zu stehen. Dieß ist übrigens der einzige Nachtheil, welcher mehr
oder weniger aus dieser Eigenschaft entstehen könnte.“„Der Aschengehalt übt einen Einfluß von der größten Wichtigkeit
aus. Ich habe mich durch die Erfahrung veranlaßt gefunden, folgende
praktische Regel in dieser Beziehung aufzustellen: Wenn das Verhältniß
an Aschenbestandtheilen 6 Proc. nicht übersteigt, so sind die Kohks von
guter Beschaffenheit; bei einem Aschengehalt von 6 bis 9 Proc. kann man
sich derselben noch bedienen; von 9–12 Proc. sind sie schlecht,
und darüber ganz unbrauchbar.“„Diese empyrische Regel ist natürlich nicht als absolut zu
betrachten: denn die Einrichtung der Locomotiven. die Art und Weise des
Dienstes den sie zu verrichten haben, und selbst die chemischen
Bestandtheile der Asche, nach welchen dieselbe schwer oder leicht
schmelzbar ist, müssen in der Praxis wohl berücksichtigt werden. Die
Regel bewährte sich in allen den Fällen, welche ich zu prüfen
Gelegenheit hatte, sehr gut.“„Die englischen Kohks sind, unabhängig von der Art ihrer
Erzeugung, welche ihnen eine bedeutende Festigkeit verleiht, von einer
bemerkenswerthen Reinheit; sie verbrennen ohne den geringsten Rückstand
auf dem Roste, in den Röhren, Rauchfängen und in den Essen
zurückzulassen.“„Die Kohks von Denain und die belgischen Kohks lassen in einem
mehr oder weniger beträchtlichen Grade, je nach ihrer Beschaffenheit,
eine bedeutendere Menge Asche oder verschlackbare Bestandtheile auf dem
Roste zurück; die Röhren werden an ihren Mündungen durch die Flugasche
verstopft, welche durch den Luftzug mitgerissen wird, und mit einem
staubartigen Ueberzuge bekleidet, welcher das Eindringen der Wärme
verhindert. Die Esse füllt sich mit Asche an; die Wände und die
verschiedenen Theile welche sie einschließen, ebenso das Innere der
Esse, bedecken sich mit einer dicken Kruste, welche zuletzt den Zug
gänzlich hemmt.“„Die Beschaffenheit dieser verschiedenen Kohks ändert sich je nach
der Reinheit der dazu verwandten Steinkohlen; diese Reinheit selbst
hängt von ihrer chemischen Zusammensetzung und von der bei ihrer
Scheidung angewandten Sorgfalt ab.“„Ich habe den überzeugenden Beweis, daß das Becken von
Valenciennes Kohks von ausgezeichneter Beschaffenheit für die
Locomotiven-Feuerung liefern kann. Hierzu würde es genügen die
Steinkohlen aufzubereiten und mechanische Reinigungsprocesse anzuwenden,
wie dieß in einem großen Maßstabe in verschiedenen Steinkohlenbassins,
und namentlich zu Commentry geschieht. Auf diese Weise wird man dahin
gelangen die Steinkohlen von Schwefelkies und erdigen Bestandtheilen zu
befreien, welche dasschlecht verstandene Interesse der
Fabrikanten in den Kohks zurückläßt, so daß sie oft ganz ungeeignet für
den Locomotiven-Betrieb werden. Man wird dann solche Steinkohlen
auf Kohks verwenden können, welche sich jetzt nur mit Mühe verkaufen
lassen.“„Die Aufbereitung der Steinkohle hat es schon möglich gemacht,
solche von geringerer Güte zu verschiedenen industriellen Zwecken zu
verwenden. Wenn man die Verbreitung dieser Methode begünstigt, so wird
man folglich den Gewerben im allgemeinen, nicht bloß den
Eisenbahnen-Directionen einen großen Dienst erweisen.“ gelenkt, als sich die Commission der Nordeisenbahn dahin vereinigte, Mittel zur
Verbesserung der Kohksfabrication ausfindig zu machen. Die Commission pflichtete
Hrn. Lechatelier darin bei, daß die Reinheit der
Steinkohle eine wesentliche Bedingung für eine gute Verkohkung sey, und daß das sicherste Mittel
zur Erzielung derselben in der Anwendung der Aufbereitung bestehe.
Die erste Anwendung hiervon machte man mit Steinkohlen aus den Gruben von Agrappe;
die übrigen Gruben des Beckens von Mons folgten diesem Beispiele.
Der erste Waschapparat wurde nach dem Plane des Hrn. Lacretelle, eines frühern Eleven der Bergschule zu St. Etienne ausgeführt,
welcher vom Oberingenieur der Lyoner-Eisenbahn, Hrn. Sauvage, beauftragt worden war, die Kohksfabrication zu St. Etienne und zu
Commentry zu studiren. Dieser Apparat diente als Modell für diejenigen, welche man
nachher in dem Bassin anbrachte.
Er besteht aus einem hölzernen Kasten, welcher durch eine nicht bis auf den Boden
hinabreichende Scheidewand in zwei ungleiche Fächer getheilt ist, in der Art, daß
dieselben unten mit einander in Verbindung stehen. In der größern Abtheilung
befindet sich ein Gitter, auf welches man die Kohle stürzt; in dem kleinern bewegt
sich ein Kolben; der Apparat ist bis über die Kohlen mit Wasser angefüllt, welches
der Kolben bei seinem Niedersinken unter das Gitter drückt; es hebt die Kohlen und
die Schiefer, und sinkt wieder zurück, sobald der Kolben zurück geht. Die Schiefern
werden wegen ihrer bedeutenden Schwere weniger hoch als die Kohlen gehoben, und
fallen schneller zu Boden wenn das Wasser sich zurückzieht. Hieraus folgt, daß sie
sich nach einigen Kolbenstößen auf dem Gitter ansammeln, und daß man die gereinigte
Kohle, ohne sie zu berühren, darüber wegnehmen kann. Ein zweites Gitter, welches aus
eisernen Stäben mit Zwischenräumen von 10 Centim. zusammengesetzt, und 12 Centim.
über dem ersten angebracht ist, erleichtert das Wegnehmen der Kohlen, indem die
Schaufel, über die Stäbe hingleitend, nur gewaschene Kohle aufnimmt, und nichts von
den Schiefern, welche sich zwischen den beiden Gittern angesammelt haben,
berührt.
Wenn sich die Schiefern in dem Maaße angesammelt haben, daß sie das zweite Gitter
berühren, so zieht man dieses zurück um sie wegzunehmen; ist dieses geschehen, so bringt
man es wieder an seinen Platz, und die Arbeit beginnt von neuem. Von Zeit zu Zeit
muß aufs neue Wasser zugeführt werden, welches gewöhnlich mittelst an dem Kasten
angebrachter Hähne geschieht.
Alle Wäschen, welche in dem Bassin bei Mons im Betriebe sind, haben bis auf geringe
Abweichungen fast dieselben Dimensionen als die von mir in Vorschlag gebrachte: die
Länge des Kastens beträgt 1,585 Met., die Breite 1,3 Met., die Höhe 1,2 Met.
Die beiden Abtheilungen haben dieselbe Breite; die Länge der größern beträgt 1,57
Met., die der kleinern 1,48 Met.
Die Oberfläche des Kolbens beträgt nicht ganz ein Drittheil von derjenigen des
Gitters.
Man nimmt gewöhnlich ein Hektoliter Kohlen auf einmal in Arbeit, von denen man die
großen Stücke ausgeschossen hat.
Da die Wäsche in der Nähe der Grube und der Kohksöfen angelegt, also der Transport
der Kohlen leicht zu bewerkstelligen ist, so können drei Arbeiter in einer
12stündigen Schicht 160–200 Hektoliter Kohlen aufbereiten. Sobald das Gitter
(der Rost) mit Kohlen bedeckt ist, setzen zwei Arbeiter den Kolben in Bewegung; der
dritte breitet die Kohle aus, und bewegt sie auf dem Roste hin und her; wenn diese
Arbeit hinreichend ausgeführt ist, schüppt er die gewaschene Kohle in einen Karren,
welchen der erste Arbeiter fortführt, um ihn in einiger Entfernung auszuschütten,
während der zweite mit Waschen fortfährt.
Die Anzahl der Kolbenhübe richtet sich nach der natürlichen Beschaffenheit der
Steinkohle. In der Regel sind 15–20 Hübe zu einer vollkommen guten Wäsche
erforderlich.
Die Arbeiter stehen im Gedinge; man gibt ihnen für 1 Hektoliter gewaschene Steinkohle
3 bis 4 Centimes.
In Folgendem sind die für gewöhnlich erzielten Resultate angegeben; demnach geben 100
Hektoliter Förderkohlen:
gewaschene Kohle
89
Hektol.
Schiefer
2
„
mit Kohle gemengten Abfall, welcher durch
den Rost gegangen ist
9
„
Die aufbereitete Steinkohle gibt 3 bis 4 Proc. Asche, wovon 1–2 Proc. in
solchen fremdartigen Materien bestehen, welche durch eine vollkommnere Aufbereitung
noch entfernt werden könnten.
Die abgeschiedenen Schiefer enthalten nur noch eine unbedeutende Menge Kohle.
Der Abfall an fremdartigen Bestandtheilen
beläuft sich auf
20–25
Proc.
Reine Kohle erhielt man
75–80
Proc.
Auch machte man die Bemerkung, daß sich die unhaltigen Bestandtheile in der feinen
Masse concentriren. Diese Erscheinung hat nichts überraschendes, da die Schiefern
welche die Reinheit der Kohle beeinträchtigen, zerreiblicher sind als die Kohle
selbst, und sich in einen feinern Staub verwandeln; es ist daher ganz natürlich, daß
sie sich in der feinen Masse anhäufen und sie unreiner machen, als dieß in der
Fördermasse der Fall ist.
Wenn man die schieferigen Bestandtheile, welche in dem Abfalle enthalten sind, in
Abzug bringt, so überzeugt man sich, daß durch die Aufbereitung 5–6 Proc.
fremdartiger Bestandtheile von der Steinkohle abgeschieden werden, und daß der
Verlust an reiner Kohle 7–8 Proc. beträgt.
Ich sage der Verlust, weil die feine Masse aus welcher der
Abfall besteht, nur einen sehr geringen Werth hat; man verkauft sie um 20 Cent. per Hektoliter und setzt sie dabei nur mit Mühe ab; man
verwendet sie auch so viel als möglich zur Feuerung der auf den Gruben befindlichen
Dampfmaschinen.
Die hier angegebenen Zahlen beziehen sich hauptsächlich auf fette oder backende
Kohlen aus den Becken von Mons und des mittlern Frankreichs, mit denen man unter
gewöhnlichen Umständen Kohks erzeugt, welche durchschnittlich 9–10 Proc.
Aschenbestandtheile enthalten.
Hiernach stellt sich der Kostenpreis für ein Hektoliter aufbereiteter Steinkohle
folgendermaßen heraus:
Fr.
Cent.
100 Hektol. Steinkohle, zu 80 Cent. per Hektoliter
=
80
00
Diese geben nach Abzug des
unbedeutenden Kohlenverlustes:
29 Hektol. zu 80 Cent. per Hektoliter
=
1
78
–––––––––––––––
Bleibt
78
22
Hierzu:
Arbeitslöhne, 4 Cent. per 1 Hektoliter noch
nicht aufbereiteter
Kohlen
4
00
–––––––––––––––
Summa
82
22
Dieß ist der Preis, zu welchem die 89 Hektoliter aufbereiteter Kohlen verkauft werden
müssen, wenn man keinen Schaden erleiden will; hieraus ergibt sich der Verkaufspreis
für 1 Hektoliter zu 0,923 Fr., und die Aufbereitungskosten, mit Inbegriff der
General- und Unkosten, belaufen sich auf 93 Cent. für 1 Hektoliter.
In gewissen Fällen ist der Abgang bedeutender und der Arbeitslohn theurer, und der
Kostenpreis steigt auf 19 Cent.; in andern Fällen sinkt er auf 10 Cent. herab.
Der Kostenpreis für 1 Tonne aufbereiteter Kohlen stellt sich auf 1,46 Fr. heraus, und
zwar auf folgende Weise:
Fr.
ArbeitslohnGeneral- und
UnkostenAbgang
0,510,120,83
= 1,46 Fr.
Bei der Annahme, daß das Ausbringen an Kohks 66 Proc. beträgt, würde sich der
Kostenpreis für eine Tonne aus aufbereiteter Kohle fabricirter Kohks um 2,19 Fr.
höher stellen.
Ein solcher Kostenzuwachs besteht denn auch in der That noch heute bei der
Kohksfabrication aus aufbereiteten Steinkohlen in dem Bassin zu Mons; er stimmt fast
genau mit dem bei der oben erwähnten Fabrication überein.
Alles in Allem genommen entfernt die Aufbereitung, so wie sie in der Praxis ausgeübt
wird, 4–5 Proc. schiefrige Bestandtheile, welche sich in den Kohks
concentriren würden; sie läßt in diesen noch 1–2 Proc. fremdartige Stoffe
zurück, welche sich noch würden abscheiden lassen, und erhöht den Preis für 1 Tonne
um ungefähr 2,20 Francs. Obgleich sie den großen Vortheil darbietet, daß man die
Kohks, welche einen Aschengehalt von 9 oder 12 Proc. besitzen, zu einem
gleichmäßigen Aschengehalt von 5–6 Proc. herstellen kann, so ist sie doch
nicht ganz vollkommen, und kommt überhaupt sehr theuer zu stehen. Dieser hohe Preis
wird durch die Arbeitslöhne, und hauptsächlich durch den Abgang veranlaßt.
Alles, was darauf hinausläuft, die Menge der feinen Masse, welche durch den Rost
fällt, zu verringern, ohne den Kostenpunkt zu vergrößern, wird natürlich eine
Ersparniß bei den Aufbereitungskosten zur Folge haben.
Das einfachste und natürlichste Mittel hierzu besteht in der Anwendung sehr enger
Roste, und darin, daß der Staub zuvor mittelst einer conischen Trommel abgeschieden
wird, in welche Löcher von derselben Größe wie die Oeffnungen des Rostes (Gitters)
gebohrt sind.
Die Gitter, welche man gewöhnlich anwendet, bestehen aus Weidenruthen oder aus
Eisendraht, mit Zwischenräumen von 1 Millimeter; diejenigen aus Weiden sind billig;
aber, so eng zusammengedrängt sie auch immer seyn mögen, so bieten sie doch
ungleiche Oeffnungen dar, und lassen viel Kohle hindurchgehen. Die Gitter von
Eisendraht thun bloß während einiger Tage gute Dienste; die Drähte werfen sich
nämlich bald, wodurch zu breite Oeffnungen entstehen; um so mehr können, da die Drähte nicht mit
einander verflochten sind, die kleinen Kohlenstückchen, welche flach, und nur einen
Millimeter dick sind, bei jeder Länge und Breite durchgehen.
Die besten Gitter sind diejenigen aus Blech, entweder Eisen-, Kupfer-
oder Zinkblech, in welches runde Löcher in gleichen Abständen von einander
geschlagen sind. Wenn die Oeffnungen mehr als 4–5 Millimeter Durchmesser
haben, so verdient Eisen- oder Zinkblech den Vorzug, weil sie nicht so theuer
sind; wenn man aber sehr feine Oeffnungen, z.B. von 1 Millimeter Durchmesser
anwenden will, so ist Kupferblech am besten, weil es dauerhafter ist. Man kann nicht
eben so feine Löcher in Eisenblech schlagen, wenn dasselbe sehr dünn ist, während
sich solche in dünne Kupfertafeln schlagen lassen, die stark genug sind um dem
Drucke zu widerstehen, welchem sie bei der Aufbereitung unter gewöhnlichen Umständen
ausgesetzt sind.
Man verfertigt solche Gitter zu Lüttich (Belgien) für die Aufbereitung der Erze; auch
der Mechaniker Callard zu Paris fabricirt solche.
Ihre Anwendung wird es möglich machen, das Verhältniß der feinen Masse, welche durch
das Gitter fällt, um 2–3 Proc. zu verringern; es wird nämlich von 9 Proc. auf
circa 6 Proc. herabgedrückt werden; ein solches
stellt sich nämlich aus Versuchen heraus, welche ich über den Verlust der
Steinkohlen angestellt habe; indem ich dieselben auf schräg gestellten Sieben mit
Oeffnungen von etwas geringerem Durchmesser als 1 Millim. durchschlagen ließ, blieb
fast der dritte Theil zurück, welcher nicht durchging, während er sich nachher mit
Leichtigkeit auf Gittern von derselben Feinheit wie die Siebe aufbereiten ließ.
Damit aber die Reinigung gut von Statten geht, wenn man überhaupt feine Gitter
anwendet, muß der Staub vorher abgeschieden werden, weil dessen Einfluß dadurch, daß
er die Oeffnungen verstopft und den Durchgang des Wassers verhindert, ein sehr
nachtheiliger ist. Dieß ist zwar bei der niedergehenden Bewegung des Kolbens, wo das
Wasser sich unter Druck befindet, nicht zu befürchten, aber bei der rückgängigen
Bewegung desselben fließt es nur mit Mühe zurück. Auch entsteht hierdurch bei den
meisten Waschherden ein leerer Raum zwischen dem Gitter und dem darunter stehenden
Wasser, in welchem sich Luft ansammelt, die sich gleichsam wie ein Polster ausdehnt
oder zusammenzieht, je nachdem der Kolben sich auf- oder abwärts bewegt. Die
Folge hiervon ist, daß ein namhafter Theil der angewandten Kraft verloren geht, und
daß die Trennung der feinen Masse in dem Apparate in demselben bedeutenden Verhältnisse
stattfindet, als wenn sie vorher durch eben so feine Siebe geschehen wäre.
Durch diese erste Abscheidung reinigen die Waschherde also schon die Steinkohle; sie
befreien dieselbe aber außerdem noch von den größern Steinen, welche auf den Boden
sinken; die kleinern Steine bleiben jedoch in den Kohlen zurück, und man kann sie
ganz deutlich in den aus aufbereiteten Kohlen dargestellten Kohks erkennen.
Diese Unvollkommenheit ist die Folge zweier Ursachen: 1) der Dimensionen des
Waschapparates, und 2) der fehlerhaften Scheidung der Kohlenstücke je nach ihrer
Größe.
ad 1. Die Mangelhaftigkeit des beschriebenen Apparates
besteht in den zu bedeutenden Dimensionen; das Verhältniß der Kolbenoberfläche zu
derjenigen des Gitters ist sehr gering. Dieß macht einen großen Kolbenhub für eine
schwache Oscillation des Wassers in der großen Abtheilung des Setzapparates
erforderlich, wodurch ein erheblicher Verlust an Kraft, und Wirbel veranlaßt werden,
welche der Abscheidung von schweren Theilen nachtheilig sind.
ad 2. Daß die schwereren Körper sich unterhalb der
Kohlen ansammeln, ist nicht allein Folge ihrer Dichtigkeit, sondern auch des
Umstandes, daß ihr Volum im Vergleich mit dem der Kohle nicht zu klein seyn darf.
Nehmen wir ein großes Stück Kohle und ein sehr kleines Stück Schiefer bei ein und
demselben Wasserstande an: wenn das Wasser steigt, so wird es letzteres höher heben
als die Kohle, obgleich es eine größere Dichtigkeit besitzt, weil sein Volum bei
weitem geringer ist. Aus demselben Grunde wird es langsamer zu Boden fallen, wenn
die aufwärtssteigende Bewegung des Wassers aufhört, und wenn es zurückfließt; es
kann sogar der Fall eintreten, daß wenn das Stück Kohle sehr groß ist, es nicht
vollkommen durch das Wasser gehoben wird, währenddem dieß mit kleinen Steinen der
Fall ist.
Man begreift demnach, daß in Folge einer mangelhaften Classificirung bezüglich der
Größe der Stücke, schiefrige Theile in der Kohle zurückbleiben und deren Reinheit
beeinträchtigen.
Die Bedingungen einer ökonomischen und vollkommenen Aufbereitung sind daher folgende:
1) vorherige Entfernung der Staubkohlen und Classificirung der Stücke nach ihrer
Größe; 2) Anwendung nicht zu großer Apparate, bei welchen die Oberfläche des Kolbens
nicht so sehr von derjenigen des Gitters abweicht.
Beim Abfahren von der Grube kann man, wie dieß auf einigen Kohlengruben geschieht,
die Förderkohlen über ein Gitter (Rätter) werfen dessen Stäbe in einer Entfernung
von ungefähr 4 Centimeter von einander stehen, und unter welchen sich ein zweites
Gitter mit Zwischenräumen von 1 Centim. befindet. Dadurch erhält man die Kohle, fast
ohne die geringsten Kosten, der Reihenfolge nach in drei verschiedenen Abtheilungen:
die erste, welche aus dem auf dem ersten Gitter gebliebenen Rückstande besteht, ist
bereits gereinigt, und braucht nicht aufbereitet zu werden; sie beträgt ungefähr den
fünften Theil der Förderkohle. Die zweite, welche aus dem durch das erste Gitter
gefallenen und auf dem zweiten Gitter liegen gebliebenen Theile besteht, läßt sich
sehr gut ohne eine nochmalige Scheidung aufbereiten; sie beträgt zwei Fünftel der
Förderkohle. Die beiden letzten Fünftel endlich müssen in einer conischen Trommel
behandelt werden, in welcher sich Löcher von etwas weniger als 1 Millimet.
Durchmesser befinden. Auf diese Weise hat man die Förderkohle in vier Abtheilungen
gebracht: 1) das Grobe, oder die Stückkohlen, welche nicht aufbereitet zu werden
brauchen; 2) und 3) die Mittelkohlen (gailletin) und die
kleinen oder Staubkohlen, welche besonders aufbereitet werden; und 4) die unreinen
Staubkohlen welche bei der Kohksbereitung keine Verwendung finden können.
Nach meiner Schätzung betragen die unreinen Staubkohlen im Allgemeinen keine 6 Proc.
im Verhältniß zur Förderkohle, und die Quantität Asche welche sie geben, dürfte
25–30 Proc. betragen, vorausgesetzt, daß der Verlust an reiner Kohle 4 Proc.
nicht viel übersteigt.
Die Aufbereitung der sogenannten Nuß- oder Mittelkohlen kann recht gut auf
großen Waschherden geschehen; für klare oder Staubkohlen sind letztere jedoch
schlecht zu gebrauchen, weil sich zu viele Wirbel darin bilden, und die Scheidung
sich schwierig ausführen läßt. Kleine Apparate scheinen mir den Vorzug zu verdienen
für die klaren und die sogenannten Staubkohlen; nach meiner Meinung sollte man dem
Gitter höchstens 1 Meter Länge auf 0,66 Meter Breite geben, die Oberfläche des
Kolbens sollte mindestens die Hälfte von derjenigen des Gitters betragen, und die
Stärke der Kohlenschicht auf letzterem höchstens 0,20 Meter ausmachen, so daß man
nicht mehr als 1/2 oder 2/3 Hektoliter auf einmal aufbereiten kann. Unter diesen
Bedingungen genügt es, daß der Kolben nur einen geringen Hub, von circa 0,05 Meter habe, wenn seine Oberfläche gleich
derjenigen des Gitters ist; beträgt sie bloß die Hälfte von dieser, so ist ein Hub
von 0,10 Meter erforderlich; das Wasser erzeugt alsdann beim Rückgange des Kolbens
nicht mehr jene nachtheiligen Wirbel, die Kohle steigt gleichförmig in die Höhe und
fällt von selbst zurück, und die Scheidung geht vollkommen und leicht von statten. Bei der
Aufbereitung der Staubkohlen ist es gut, daß diese mit etwas größeren vermengt sind,
weil sonst dem Wasser zu große Schwierigkeiten in den Weg gelegt werden, die
Kohlenmasse bei seinem Rückgange zu durchdringen. So würde man z.B. Mühe haben,
Kohlenstückchen von 1 bis 5 Millimeter Dicke gut aufzubereiten, während solche von 1
bis 10 Millimet. Dicke sich leicht aufbereiten lassen; es ist daher unnütz, ja sogar
schädlich, wenn die Classificirung der Kohlen nach der Größe der Stücke zu weit
getrieben wird.
Das Verfahren und die Vorsichtsmaßregeln, welche ich in Bezug auf die Aufbereitung
der Steinkohlen angeben will, sind nicht allein darauf gerichtet, dieselbe
vollkommen zu machen und den Abgang zu vermindern, sondern sie bezwecken außerdem
eine Ersparniß an Arbeitslöhnen. Denn wenn es auch ein wenig mehr Arbeit verursacht,
die Kohlen nach ihrer Größe in Classen zu theilen, so ist doch auf der einen Seite
diese Arbeit wenig kostspielig, weil zwei Arbeiter in einem Tage mehr als 200
Hektoliter in einer conischen Trommel behandeln können; auf der andern Seite aber
spielt der Kolben viel leichter, und die Aufbereitung erfolgt rascher, wenn die
Staubkohlen abgeschieden sind. Um ein Hektoliter Mittelkohle aufzubereiten, sind
6–8 Kolbenstöße hinreichend; dagegen sind etwa 20 Kolbenstöße erforderlich,
sobald dieselbe mit feiner Kohle vermengt ist.
Wenn man auf die eben beschriebene Weise theurer arbeitet, so glaube ich die
Arbeitslöhne um 1/4, den Abgang um 1/3 zu verringern, und den daraus hervorgehenden
Preis für 1 Tonne Kohks nur um 1,50 Francs zu erhöhen, welcher bei der Aufbereitung
2,20 Francs beträgt.
Die Anwendung einer Dampfmaschine wird eine neue Ersparniß in Bezug auf die
Arbeitslöhne gestatten, indem sie dieselben um 1 1/2 oder 2 Centimes verringert.
Vielleicht wird man auch noch ein Mittel ausfindig machen, die Aufbereitung ohne
Unterbrechung auszuführen, und dadurch den Kostenpunkt noch verringern. Letzteres
scheint dem Civilingenieur A. Bérard gelungen zu
seyn; er hat zu Brüssel Apparate construirt, in welchen Schiefer und Kohlen getrennt
von einander erhalten und durch das Wasser fortgeführt werden, ohne daß man
gezwungen ist, die Thätigkeit des Kolbens zu unterbrechen. Aber eine Aufgabe, welche
noch zu lösen bleibt, besteht in der Aufbereitung der bei der Gewinnung fallenden
Staubkohlen.
Wenn die Kohle körnig ist und wenig Staub gibt, so ist der Abgang unbeträchtlich, und
man kann ihn leicht benutzen; wenn sie aber leicht zerreiblich ist, so erlangt die Frage über die
Aufbereitung der Staubkohle eine bedeutende Wichtigkeit. Man kann sie nicht in
Kästen mit Kolben (Setzmaschinen) aufbereiten, weil sie in dem Wasser suspendirt
bleibt, durch die Reibesiebe geht, dieselben verstopft, und weil das Wasser, welches
darüber tritt, nicht wieder zurückfließen kann. Man muß daher seine Zuflucht zu
andern Verfahrungsarten nehmen. Man würde ohne Zweifel einige Apparate, wie sie zum
Waschen der Schlieche angewendet werden, mit Vortheil benutzen können, nämlich
entweder die Schlämm- oder die Stoßherde; allein sie müßten auf eine
entsprechende Weise abgeändert werden, damit man darin größere Mengen als gewöhnlich
zu behandeln im Stande ist.
Die Setzmaschine ist nicht die einzige Art der Aufbereitung, wie sie im Becken zu
Mons ausgeübt wird; man hat auf den Gruben zu Sclessin (im Becken von Sclessin) den
Schlämmherden ähnliche Vorrichtungen eingeführt, in welchen ein continuirlicher
Wasserzufluß stattfindet.
Die Gruben zu Sclessin sind die ersten in Belgien, welche dieses System angenommen
haben. Die Apparate, deren man sich zum Ausschlämmen der Eisenerze bediente, waren
durch Scheider in verschiedene Abtheilungen getheilt, und an ihrem Ende auf eine
Weise verengt, um sie zur Aufbereitung von Kohlen benutzen zu können.
Der Apparat besteht aus einem 7,10 Meter langen Kasten, welcher geneigte, auf der
Sohle eingelassene Leisten hat, und durch Scheider in vier Abtheilungen getheilt
ist. Die erste Abtheilung hat eine Länge von 1,83 Meter und eine Breite von 0,82
Meter; von den drei andern ist jeder 1,40 Meter breit, der zweite aber 1,525, der
dritte 1,830 und der vierte 1,855 Meter lang. – Die Tiefe des Kastens beträgt
0,40 Meter; der Boden ist geneigt; die Neigung von einem Ende bis zum andern beträgt
im Ganzen 20 Centim., also 0,028 pro Meter. – Am
Kopfe der ersten Abtheilung befindet sich ein Gerinne, welches mit einem mit Wasser
angefüllten Reservoir in Verbindung steht und zu beliebiger Zeit mittelst eines
Schutzes abgesperrt werden kann. – An dem andern äußersten Ende befindet sich
ein zweites Gerinne, welches durch ein weidenes Flechtwerk geschlossen ist, durch
welches das Wasser zwar abfließen kann, die Kohlen aber zurückgehalten werden.
Sobald der Schutz hinreichend aufgezogen ist, wirft ein Arbeiter die Kohle in kleinen
Quantitäten mit einer Schaufel hinein; der Strom reißt diese mit sich fort, und die
Schiefern, sowie die größten Kohlenstücke sehen sich in der ersten Abtheilung ab;
die leichtern Steine gelangen bis in die zweite Abtheilung; die dritte und vierte
Abtheilung nehmen die gereinigten Kohlen in sich auf; in der letzten Zeit setzt sich
die feinste Kohle ab; der Staub wird vom Strome mitgerissen.
Bei der Aufbereitung sind zwei Arbeiter beschäftigt. Der eine regelt den
Wasserzufluß, wirft die Kohle schaufelweis auf, und krückt sie von Zeit zu Zeit um,
um das Fortführen der weniger schweren Theile zu erleichtern; wenn die zweite
Abtheilung zu voll ist, so bringt er das Obere wieder nach vorn in die erste
Abtheilung. Der zweite Arbeiter schafft die aufbereiteten Kohlen fort, und bringt
sie in Haufen in die Nähe des Herdes. Wenn mehrere Schlämmherde dicht neben einander
angebracht sind, wie zu Sclessin, so kann ein Arbeiter an zweien zugleich arbeiten;
für drei Herde sind fünf Arbeiter benöthigt, nämlich drei müssen Kohlen aufwerfen,
und zwei schaffen sie fort, sobald sie aufbereitet sind.
Karrenläufer schaffen die Kohle nach den Herden und wieder weg, wenn sie aufbereitet
ist.
Wenn sich die Schiefern in hinreichend großer Menge in den beiden ersten Abtheilungen
angehäuft haben, so zieht man sie zurück, und unterwirft sie einer zweiten
Aufbereitung; denn sie enthalten noch 70–80 Proc. Kohle.
Die zweite Aufbereitung wird in einem Setzkasten ausgeführt, ganz so, wie ich es
früher beschrieben habe. Sie ließe sich auch in denselben Herden vornehmen, allein
dann würde der Abfall bedeutender seyn.
Dieses Verfahren hat sich zu Sclessin gut bewährt; die Kohle ist körnig, und die
Abscheidung des Schiefers geht gut von statten; die Kohks welche man darstellt,
enthalten durchschnittlich 6 Proc. Asche; es ist wahrscheinlich, daß wenn die
Aufbereitung vollkommen wäre, man Kohks von 4 Proc. Aschengehalt erhalten würde.
Die zur Aufbereitung gelangende Steinkohle ist Förderkohle, von welcher man die
großen Stücke mittelst eines Rostes oder Rätters abgeschieden hat, welcher
Zwischenräume von 5 Centim. besitzt.
Folgendes sind die Resultate bezüglich einer Tonne Steinkohlen, welche sich vom 1.
Juli 1849 bis zum 1. Januar 1850 herausgestellt haben:
Arbeiterlöhne
18 Centim.
Verlust (Abgang)
8,87 Proc.
Der Preis für eine Tonne nicht aufbereiteter Kohle beträgt 8 Fr.; für aufbereitete
Kohle kann derselbe zu 9 Frs. angenommen werden; folglich kommt die Aufbereitung
1 Fr. per Tonne zu stehen, so daß der Preis für eine
Tonne Kohks dadurch um 1,5 Fr. erhöht wird. Die Unterhaltung- und
Amortisationskosten sind in dieser Preisangabe für das Material nicht
inbegriffen.
Der Kostenpreis ist geringer als im Bassin von Mons; nach meinem Dafürhalten würde
dieser aber daselbst nicht höher seyn, wenn die Apparate besser construirt wären und
die Arbeit gut ausgeführt würde; auch sind die fetten Kohlen zu Mons nicht so körnig
wie diejenigen zu Sclessin, sie geben daher mehr Staub und werden theurer verkauft;
dieß aber sind alles Umstände, welche zur Erhöhung des Kostenpreises beitragen.
Daher glaube ich, daß eine zweckmäßige Anwendung von Setzmaschinen noch bei weitem
vortheilhafter zur Aufbereitung der Steinkohlen zu Sclessin ist, als Schlämmherde.
Ein Beispiel, welches dem Becken zu Mons entnommen ist, und den Einfluß des
Zustandes zeigt, in welchem sich die Kohlen befinden, scheint diese Meinung zu
rechtfertigen.
Es bezieht sich auf eine Mengung von feiner mit Mittelkohle, welche dadurch erhalten
wird, daß man die Kohle gleich auf der Grube in einer conischen, mit Löchern von
0,012 Metern im Durchmesser versehenen Trommel behandelt. Diese Kohle wird in
Schlämmherden aufbereitet, zu welchen die Sclessiner als Modelle gedient haben. Man
hat deren vier eingerichtet, und zwar einen neben dem andern; der vierte dient
hauptsächlich zur Aufbereitung der Rückstände. Man bereitet im Durchschnitt täglich
192 Hektoliter auf, also 64 Hektoliter auf einem Herde, welche letztern 58
Hektoliter Rückstand geben, wovon man 32 Hektoliter in dem vierten Herde aufbereiten
kann. Man gewinnt hieraus noch 13 Hektoliter reine Kohle, also 40 Proc. Im Ganzen
beträgt der Abgang 18 Proc.; die aus aufbereiteten Kohlen fabricirten Kohks haben
einen Aschengehalt von 6 Proc., während die aus nicht aufbereiteter Kohle
dargestellten Kohks gegen 12–15 Proc. Aschengehalt zeigen. Sieben Arbeiter,
welche an vier Herden beschäftigt sind, können täglich 147 Hektoliter Kohle
aufbereiten und verdienen jeder 2,10 Francs. Nach diesen Ergebnissen, und wenn der
Preis für die aufzubereitenden Kohlen zu 70 Centimes angenommen wird, stellen sich
18 Centimes Aufbereitungskosten für ein Hektoliter Kohlen heraus, worunter weder die
allgemeinen noch die Transportkosten, welche sich in gewissen Fällen auf 1 oder 2
Centimes belaufen, mit inbegriffen sind.
Dieser Preis ist sehr abweichend von dem vorhergehenden, obgleich das Verfahren
dasselbe ist; dieß liegt einzig und allein in der Eintheilung der Kohlen. In dem
zuletzt erwähnten Falle reißt nämlich das Wasser eine namhafte Menge sehr feinen
Staubes aus den Behältern mit sich fort, weßhalb man dasselbe bei seinem Austritte
in große Bassins fließen läßt, in welchen sich die Kohle absetzt. Diese ist indeß
zur Kohksbereitung nicht rein genug.
Zu Commentry haben die Schlammgräben andere Dimensionen
als die zu Sclessin, nämlich:
eine „ „
LängeBreiteTiefe
von „ „
10,00 0,70 0,70
Meter.
Der Herd ist in drei Abtheilungen getheilt, welche beziehentlich 2, 5 und 3 Meter
lang sind. Die erste Abtheilung ist von der zweiten durch ein 0,35 Met. hohes Brett,
und die zweite von der dritten durch einen 0,50 hohen Rechen geschieden, welcher
letztere Oeffnungen von 0,006 Meter Weite hat. Der Abgang beträgt durchschnittlich
10 Proc.; der Kostenpreis für 1 Hektoliter stellt sich mit Inbegriff der
Transportkosten auf 5 Centim., ohne Transportkosten auf 3 Centimes; der von dem
Abgange herrührende Verlust ist nicht mit in Rechnung gebracht.
Ein Waschherd gebraucht täglich gegen 60 Kubikmeter Wasser, wogegen die Setzmaschinen
nur 6 Kubikmeter erfordern. Diese letzteren verdienen daher in allen Fällen den
Vorzug, wo man nicht über eine bedeutende Wassermenge verfügen kann. Ihre Anwendung
mit den Constructionsfehlern, mit welchen sie jetzt noch behaftet sind, ist zwar
weniger vortheilhaft als die der Schlämmherde; allein die Beseitigung ihrer
Unvollkommenheiten bietet so wenig Schwierigkeiten dar, daß sich ohne Zweifel bald
ausgezeichnete Resultate damit werden erzielen lassen.
Die Anwendung der Aufbereitung verwirklicht nicht nur einen
namhaften Vortheil für die Eisenbahnen, sondern auch die Industrie im
allgemeinen und das Hüttenwesen insbesondere verdanken ihr unberechenbare
Verbesserungen.
Zur Begründung dieser Behauptung wollen wir einen Blick auf die Hauptanwendungen der
Kohks und der Steinkohlen werfen, und die Vortheile prüfen, welche man bei
Verwendung der durch Aufbereitung gereinigten Kohlen bereits erzielt hat, oder doch
erzielen kann.
Nach den Eisenbahnen sind es die Eisenhohöfen, welche die
meisten Kohks verbrauchen. Der Gedanke lag nahe, daß die Aufbereitung der Kohlen für
die Hohöfen dieselben Vortheile wie für die Locomotiven gewähren würde. Zu Anfang des
Jahres 1849 wurden zuerst zu Sclessin in Belgien die für Kohks zum Hohofenbetrieb
bestimmten Steinkohlen aufbereitet. Diese Hütte besitzt sieben Hohöfen, von welchen
drei ein Jahr hindurch unausgesetzt mit Kohks aus aufbereiteten Steinkohlen
betrieben wurden. Der Einfluß ihrer Reinheit machte sich unmittelbar dadurch
bemerkbar, daß der Gang der Oefen ein viel regelmäßiger, der Betrieb viel leichter,
und die Beschaffenheit des Roheisens viel besser wurde, und daß die früher so
gewöhnlichen Unregelmäßigkeiten im Schmelzproceß nicht mehr zum Vorschein kamen.
Dieses Resultat war um so auffallender, da der eine dieser Hohöfen schon lange Zeit
im Betriebe stand, und so beschaffen war, daß er ausgeblasen werden sollte; es
unterliegt keinem Zweifel, daß er nur in Folge der aus aufbereiteten Steinkohlen
dargestellten Kohks noch längere Zeit foribetrieben werden konnte.
Obgleich man einen geringeren Verbrauch an Brennmaterial hätte erwarten sollen, so
fand ein solcher doch nicht statt; aber man setzte ärmere Erze durch, ohne mehr
Brennmaterial als früher bei reichern Erzen zu consumiren; woraus hervorgeht, daß
man eine Ersparung an Brennmaterial gehabt haben würde, wenn die Zusammensetzung der
Beschickung nicht geändert worden wäre.
Uebrigens ist es noch zu kurze Zeit, seitdem gereinigte Kohks zum Hohofenbetriebe
angewandt werden, als daß man ihren Einfluß durch Ziffern nachweisen könnte. Die
Vortheile welche gereinigte Kohks im Vergleich mit den früher bereiteten unreinen
gewähren, haben sich indeß zu Sclessin deutlich herausgestellt; sie sind:
1) Regelmäßigkeit im Gange der Hohöfen und der Beschickung;
2) ein leichter Betrieb;
3) langsameres Ausschmelzen des Gestelles;
4) geringerer Brennmaterialverbrauch, und
5) gänzliche Umgestaltung in der Qualität des Roheisens.
Hierin stimmt die Erfahrung vollkommen mit der Theorie überein. Wenn die Kohks 5
Proc. anstatt 20 Proc. fremdartige Bestandtheile enthalten, so müssen 15 Procent
derselben rein auf Kosten einer hohen Temperatur abgeschieden werden; dieser Verlust
ist um so bedeutender, wenn das Erz selbst kieselhaltig ist, in welchem Falle das
Verhältniß des Zuschlagkalks vergrößert werden muß, um jene fremdartigen
Bestandtheile der Kohks zu schmelzen; dieses Verhältniß des Zuschlagkalks muß in dem
Falle um so größer werden, wenn in jenen Rückständen Schwefel enthalten ist, um ihn
in die Schlacke überzuführen.
Der erste Einfluß von unreinen Kohks macht sich daher in einem größern
Brennmaterialverbrauch bemerklich. Der zweite Einfluß, welcher ebenso nachtheilig
ist, besteht darin, daß sie der Gleichartigkeit des Roheisens schaden, indem sie die
Eigenschaften desselben verändern. Diese Verschlechterung des Roheisens wird
bisweilen auch durch Schwefel, Phosphor oder Arsenik herbeigeführt, wenn diese in
den Kohks enthalten sind; aber selbst wenn deren Aschenbestandtheile nur aus
Kieselerde und Thonerde bestehen, ist es sehr wahrscheinlich, daß von ihnen in Folge
der innigen Berührung der Kohle mit dem Erze bei sehr hoher Temperatur der
Siliciumgehalt herrührt, welchen man in einem um so größern Verhältnisse im Roheisen
findet, je brüchiger dasselbe ist. Auf diese Weise kann man sich auch die große
Regelmäßigkeit erklären, welche man beim Betriebe der Hohöfen zu Sclessin gleich
nach der Anwendung von gereinigten Kohks erzielt hat.
Für den Betrieb der Cupolöfen, welche zum Umschmelzen des
Roheisens bestimmt sind, ist es nicht gleichgültig, ob reine oder unreine Kohks
angewandt werden; denn auch hierbei hat die Erfahrung gelehrt, daß gereinigte Kohks
einen größern Effect geben, daß weniger von ihnen verbraucht wird, und daß das
Gußeisen nicht mehr so nachtheilige Umänderungen erleidet, wie dieß früher bei
Verwendung unreiner Kohks bisweilen der Fall war.
Im Allgemeinen kann man als durch die Erfahrung erwiesen annehmen, daß es stets, zu
welchem Zweck immer die Steinkohle verwendet werden möge, auch gewisse häusliche
Anwendungen nicht ausgenommen, von großer Wichtigkeit ist, dieselbe im reinen
Zustande zu verwenden, und, wenn sie sich nicht in einem solchen befindet, sie zu
reinigen.
Die Unregelmäßigkeiten, welche man bei der Verwendung von Steinkohlen beobachtet,
rühren von der Gegenwart des Schiefers her, welcher
dieselben verunreinigt, und von dessen nachtheiligem Einfluß zur Zeit der
Verbrennung; daher der anerkannte Vorzug der Mittelkohle vor der Förderkohle. Die
Schmiedekohle z.B. welche durch Abscheidung von reinen Nuß- oder Mittelkohlen
(gaillette oder gailletterie) gewonnen wird, läßt sich sehr gut verwenden, während die
Förderköhle aus derselben Grube, ja von demselben Flötze, sich nicht eben so
vortheilhaft für Schmiedefeuer eignen wird, indem sie kein gutes Gewölbe bildet, und
so auf die zusammenzuschweißenden Oberflächen einen nachtheiligen Einfluß ausübt. In
diesem Falle verbessert die Aufbereitung die Güte der Kohlen ungemein, um so mehr,
wenn sie Schwefelkies enthalten. Für gewisse wichtigere Processe, wie z.B. das Umlegen der Reife
um die Locomotivenräder etc., wird es daher von großem Nutzen seyn, sich nur
aufbereiteter und dadurch von Schwefelkies befreiter Kohlen zu bedienen.
Bei der Leuchtgasfabrication ist der Vorzug der
Mittelkohle vor der Förderkohle unbestritten. Man kann letztere durch die
Aufbereitung von derselben Güte herstellen wie die Stückkohlen, jedoch befürchtet
man, daß das Wasser, welches nach der Aufbereitung stets in der Kohle zurückbleibt,
deren Eigenschaften verschlechtert, sobald man sie nachher etwas lange in der freien
Luft liegen läßt. Diese Befürchtung gründet sich auf die bekannte Thatsache, daß
feuchte Förderkohle bei weitem weniger Gase gibt, als trockene, und daß diese Gase
durch Kohlensäure und Grubengas verunreinigt sind, so daß ihre Reinigung mehr
Kalkmilch erfordert, und dessen ungeachtet nicht vollkommen erreicht wird.
Daß diese Erscheinungen durch Aufbereitung der Steinkohle verschwinden werden, und
daß sie der Einwirkung der Schiefern auf das Wasser zuzuschreiben sind, scheint mir
wahrscheinlich, doch wage ich es nicht zu behaupten.
Nach meiner Ansicht übt der Schiefer einen höchst nachtheiligen Einfluß auf die
Erzeugung des Leuchtgases aus, und dieser Einfluß ist um so größer, wenn die
Steinkohle feucht ist, weil alsdann der Schiefer das Wasser zurückhalten, und den
Wasserdampf erst bei einer bei weitem höhern Temperatur als 80° R. entweichen
läßt, wo aber die Zersetzung der Kohle schon begonnen hat, wodurch die Bildung von
Kohlensäure und Grubengas veranlaßt wird. Wenn daher der Schiefer durch Aufbereitung
von den Kohlen abgeschieden ist, so wird das in letztern zurückgebliebene Wasser
schon am Anfang des Processes entfernt, und kann diesen nachtheiligen Einfluß nicht
mehr ausüben.
Wenn dieß wirklich der Fall ist, so wäre das Aufbereiten der Steinkohlen eine wahre
Wohlthat für die Gasbereitungsanstalten; denn in dem Becken zu Mons beträgt der
Preis für Stückkohlen 1,45 Fr., während der für Förderkohlen 87 Centimes beträgt.
Wenn die Aufbereitungskosten den Preis der Förderkohlen sogar um 1 Franken erhöhen
würden, wären solche rentirend, denn man würde bei diesem Preise mit ihnen ebenso
gute Resultate erzielen als jetzt mit einer um 45 Centimes theureren Kohle.
Ich will an diese Betrachtungen über die Wichtigkeit der Aufbereitung nur noch eine
Bemerkung knüpfen, welche für alle Kohlensorten gilt; ich meine nämlich, daß ihr
Preis an dem Orte ihrer Verwendung durch den Transport der in ihnen enthaltenen unhaltigen
und nachtheiligen Stoffe, welche 5–6 Proc. betragen, nicht unbeträchtlich
vertheuert wird. Als Beispiel führe ich die Kohle zu Mons an, welche zu Jemappe für
90 Centimes per metrischen Centner verkauft wird,
welcher in Paris bei Einzelnverkäufern 2,85 Franken kostet; man hat daher 1,95
Franken an Transportkosten, Eingangszöllen etc., welche ebenso gut für Schiefer,
Steine etc., mit welchen die Kohlen verunreinigt sind, bezahlt werden, wie für die
Kohle selbst. Wenn durch die Aufbereitung der Gehalt der Kohlen an fremdartigen
Bestandtheilen um 6 Proc. verringert wird, so entsprechen 94 Ctr. aufbereitete
Kohlen 100 Ctr. nicht aufbereiteter, wodurch also an Transportkosten 11,70 Franken
und für 1 Ctr. 0,124 Franken erspart werden. Die Aufbereitung dagegen, so
unvollkommen sie jetzt noch seyn mag, veranlaßt kaum solche Kosten; durch
Vervollkommnungen, deren dieselbe fähig ist, wird man überhaupt den Preis noch
ermäßigen können. Durch die Aufbereitung der Kohlen wird man daher nicht nur die
Producte verbessern, sondern zuleich deren Erzeugungskosten verringern.
Beschreibung der Abbildungen.
Fig.
1–4 Abbildung einer Setzmaschine zur
Aufbereitung der Steinkohlen. (Maaßstab: 0,025 Meter per
Meter.)
A, B, C, D die Abtheilung, in welcher der Rost liegt.
E, F der Rost, auf welchem die Kohle liegt; C, H die Stäbe, unter welchen sich das Schieferklein
ansammelt.
B, K, C, L die Abtheilung, in welcher sich der Kolben
M, N bewegt.
Fig. 5 und
6. Aufriß
und Durchschnitt von Schlämmherden, wie solche zu
Commentry zur Reinigung der Steinkohlen angewendet werden (Maaßstab: 0,033 Meter per Meter).
Fig. 5, R, S eine Rinne, welche im allgemeinen das Wasser nach
den Wäschen führt; T eine für die beiden Wäschen A, B, C, D und A', B', C',
D' bestimmte Rinne; A, A' Schütze, welche dazu
dienen, den Zufluß des Wassers zu reguliren. B, C, D und
B' C' D' drei verschiedene Abtheilungen. E, F Ausflußöffnung für das Wasser in einen
gemeinschaftlichen Canal.
Fig. 7 und
8. Aufriß
und Durchschnitt der Wäschen zu Sclessin (Maaßstab: 0,001
Meter per Meter).
A, B gemeinschaftliche Rinne, welche das Wasser nach den
Wäschen leitet. C Schutz zur Regulirung des
Wasserzuflusses. C, D Zuflußcanal. E erste Abtheilung, in welcher sich die Steine etc.
absetzen. F, G und H andere
Abtheilungen. I der Punkt, in welchem der Schieber
angebracht ist, welcher die Steinkohle zurückhält. K
Canal zur Ableitung des Wassers, welches etwas weiter in einen gemeinschaftlichen
Behälter geführt wird.