Titel: | Verbesserungen im Schmieden des Eisens; von James Nasmyth. |
Fundstelle: | Band 118, Jahrgang 1850, Nr. LXI., S. 283 |
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LXI.
Verbesserungen im Schmieden des Eisens; von
James
Nasmyth.
Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal,
Septbr. 1850, S. 292.
Mit Abbildungen.
Nasmyth's Verbesserungen im Schmieden des Eisens.
Bevor Hr. Nasmyth zur Beschreibung dieser Verbesserungen
übergeht, macht er auf den Werth und die Wichtigkeit einer jeden Verbesserung
aufmerksam, welche die Herstellung starker und vollkommen haltbarer
Schmiedeisenstücke zuverlässiger zu machen bezweckt, hauptsächlich der massiven für
gewisse Zwecke bestimmten Maschinentheile, z.B. Ruderradwellen und andere Theile der
Marine-Dampfmaschinen, Krummzapfen, gerade und gekröpfte Achsen für
Locomotiven, Anker und dergleichen, von deren Haltbarkeit Leben und Eigenthum
abhängen.
Hr. Nasmyth führt Fälle an, wo Ruderradwellen der
Dampfschiffe zerbrachen, obgleich sie dem äußern Anscheine nach vollkommen
fehlerfrei waren, so daß sie erst beim Brechen das Vorhandenseyn des ursprünglichen
Fehlers zeigten. Sie waren nämlich aus Packeten oder Bündeln einzelner Stäbe
dargestellt, die nicht gehörig zusammengeschweißt, sondern um äußerlich
zusammengehalten waren, indem nur äußerlich die Schweißung vollkommen stattgefunden
hatte.
Fig. 1 stellt die Wirkungen dar, welche durch einen
flachgebahnten Hammer und Amboß beim Schmieden cylindrischer Stücke auf das Innere
des Eisens ausgeübt werden.
Fig. 1., Bd. 118, S. 284
Man überzeugt sich auf den ersten Blick, daß die Wirkung, welche auf den innern Theil
des Metalls einer Welle oder eines ähnlichen
cylindrischen Stücks vermittelst der allmählichen Schläge eines flachgebahnten
Hammers auf einem eben solchen Amboß A und B ausgeübt wird, darin besteht, das Arbeitsstück in der
Richtung ED, EC
(wie der doppelt gespitzte Pfeil in der Figur zeigt) auszubreiten oder auszurecken;
die hiebei entstehende Abplattung sucht man durch fortwährendes Wenden des Stückes
auf dem Amboße zu verbessern, wobei jeder folgende Schlag die durch den
vorhergehenden entstandene Abplattung wieder aufhebt.
Fig. 2., Bd. 118, S. 284
Das Resultat dieser Wirkung ist ein Aneinanderreihen oder Zerspalten des Kernes der
eisernen Welle, wodurch eine Trennung der Eisentheile durch den ganzen innern Theil
der Welle hindurch erfolgt, etwa auf die Weise wie es Fig.
2 verdeutlicht, und häufig von solcher Ausdehnung, daß Wasser oder Luft
von einem Ende der auf solche Weise geschmiedeten Welle bis zum andern durchdringen
kann.
Die Folge einer derartigen schlechten Schweißung ist, so viel steht fest, eine
frühere oder spätere Abnutzung des Gegenstandes nach außen hin, und sie endigt nach
aller Wahrscheinlichkeit mit „einem Bruche“ desselben, der mehr
oder weniger nachtheilig in seinen Folgen ist.
Fig. 3., Bd. 118, S. 284
Nasmyth beschreibt dann die von ihm verbesserte Form der Amboß-Bahn, durch deren Anwendung alle
derartigen Fehler vermieden werden. Die Anwendung seiner verbesserten
Amboß-Bahn hat einen so vollkommenen Erfolg und so ausgezeichnete Leistungen
in ihrem Gefolge gehabt, daß ihre Einführung in England fast
allgemein geworden ist; vollkommen feste und zuverlässige schmiedeiserne
Wellen können nun von jeder Länge eben so leicht als sicher hergestellt werden.
A, Fig. 3, zeigt die
Gestalt seiner verbesserten Amboß-Bahn, V-Amboß genannt, zwischen dessen Backen eine runde Welle, welche im
Durchschnitt mit den Buchstaben C, C, C bezeichnet ist,
gelegt und in dieser Lage ausgeschmiedet wird.
Ein Blick auf Fig. 2 wird jedermann den Erfolg
deutlich machen, nämlich, daß jeder Hammerschlag auf die Welle C, C, C – anstatt, wie es bei Fig. 1 der Fall ist, eine divergirende (nach
verschiedenen Richtungen laufende) Wirkung auf den mittleren Theil des Stückes zu
veranlassen – im Gegentheil eine convergirende (nach dem Mittelpunkte
gerichtete) Wirkung ausübt, wie durch die drei Pfeile versinnlicht ist; anstatt daß
der mittlere Theil der eisernen Welle durch die Wirkung der Hammerschläge weniger
dicht und weniger zusammenhängend wird, hat sich also der entgegengesetzte Erfolg
herausgestellt; außerdem müssen in Folge der keilartigen Gestalt und Wirkung dieser
V-Amboßbahn die Schläge eine bedeutend
größere Zusammendrückung hervorbringen. Die Leichtigkeit und Schnelligkeit, womit
ein cylindrisch geformtes Stück, wie Wellen u.s.w. nach der neuen Methode
hergestellt werden kann, sind sehr beachtenswerth; so ist z.B. der Schmied im Stande
mit Hülfe dieses V-Amboßes ein Stück Eisen in einer Hitze zu einer Länge auszuschmieden, wofür auf
einem gewöhnlichen Amboße drei Hitzen nöthig wären.
Hierzu kommt noch der Umstand, daß man in Folge der gabelförmigen Gestalt des V-Amboßes das zu schmiedende Stück jederzeit
unter der Falllinie des Hammers erhalten kann, während dasselbe, um die
aufeinanderfolgenden Schläge zu empfangen, herumgedreht wird; dieß ist je nach dem
Umfange des zu schmiedenden Stücks eine bedeutende Erleichterung. Ein anderer
Vortheil besteht in dem ungehinderten Abzug, welcher dem während des Schmiedens von
dem glühenden Eisen abfallenden Hammerschlage und den Schlacken gestattet ist; der
Hammerschlag fällt nämlich abwärts nach dem Scheitel des V zu, bei D, und die Schlacke tröpfelt ab; auf
diese Weise werden die Ursachen entfernt, welche bei den auf flachgebahnten Amboßen
geschmiedeten Gegenständen Eindrücke und Rauhigkeit veranlassen.
Bei einer nähern Betrachtung der Fig. 3 wird man sich
leicht überzeugen, daß ein solcher V-Amboß, wie
der dort dargestellte, für Gegenstände von sehr verschiedenem Durchmesser
ausreichend ist; denn so verschieden auch der Durchmesser seyn mag, so wird das
Stück doch immer unmittelbar auf dem Scheitel des Winkels bei D, oder auf den Backen F, F aufliegen.
Ein Winkel von 80° hat sich für die Seiten des V
am vortheilhaftesten bewährt; die Ränder des V müssen
gut abgerundet seyn und die Seitenoberflächen desselben erhalten eine Krümmung in der Richtung der Achse
des abzurundenden Stückes (diese Krümmung beträgt einen Achtelszoll in zwölf
Zollen). Auf diese Weise läßt sich der Gegenstand bequem in der Rundung drehen und
die Ausstreckung (in der Richtung der Achse) mit Leichtigkeit bewirken. Die
ungemeine Einfachheit des V-Amboßes und die
vollkommen fehlerfreien Stücke, welche durch seine Anwendung leicht hergestellt
werden, haben seine fast allgemeine Einführung (in England) veranlaßt.
Nasmyth wendet sich nun zu der Beschreibung des zweiten
Theils seiner Verbesserungen, welche in eben so sicheren als einfachen Mitteln zur
Darstellung von Kesselblechen bestehen. Er leitet die
Beschreibung dieser Verbesserungen mit Auseinandersetzung der Ursache ein, welche
beim Schmieden im allgemeinen, und der Kesselbleche insbesondere die Fehler
verursacht; dieß ist die unvollkommene Entfernung des geschmolzenen Eisenoxyds
(Schlacke oder Cinder), welches nach jeder erfolgten Schweißhitze das Eisen
überzieht und der Oberfläche desselben anhängt. Wenn diese Schlacke zwischen den
zusammenzuschweißenden Flächen sitzen bleibt, so veranlaßt sie gewiß eine größere
oder geringere Fehlerhaftigkeit, je nach der zu verbindenden Oberfläche die sie
einnimmt. Die im Eisen häufig zwischengelagert vorkommende Schlacke ist als die
hauptsächlichste Fehlerquelle desselben zu betrachten; sie verursacht die
Unhaltbarkeit schmiedeiserner Gegenstände, welche nur allzuhäufig traurige und
beklagenswerthe Unfälle herbeiführt, wie z.B. das Zerreißen von Kettengelenken und
Ankern, oder von Dampfkesseln, welche aus fehlerhaftem, d.h. schiefrigem Blech
verfertigt wurden.
In Bezug auf Kettengelenke erwähnt Nasmyth der Resultate einer großen Reihe von Versuchen, welche zur
Ermittelung der Stärke von Ankerketten angestellt worden sind, mit deren Ausführung
er als Mitglied des „Comité's für Metalle“ von der
Admiralität betraut war. Unter zehn erfolgten Brüchen waren wohl acht durch
mangelhaftes Schweißen in Folge zurückgebliebener Schlacke herbeigeführt, wie das
Aussehen der Bruchflächen bewies, durch welches ein sachverständiger Blick nicht
getäuscht werden kann. (Die Redaction verweist hier auf das, was in Bd. CXVI S. 269
etc. über diesen wichtigen Gegenstand mitgetheilt worden ist.)
Es ist unerläßliche Bedingung zur Herstellung einer vollkommenen Schweißung, daß nicht nur die zu schweißenden Oberflächen
eine richtige Schweißhitze erhalten, sondern auch daß,
nachdem sie mit einander in Berührung gebracht sind, kein Theilchen von der dem heißen Eisen
unvermeidlich anhängenden Schlacke, zwischen solchen Flächen die an einander
geschweißt werden sollen, sitzen bleibt.
Fig. 4., Bd. 118, S. 287
Fig. 4 stellt einen aus vier Platten bestehenden Stoß
dar, aus welchem nach dem gewöhnlichen Verfahren durch Aneinanderschweißen der
einzelnen Platten ein einziges Stück gebildet wird, um es dann zu Kesselblechen oder
Stäben auszuwalzen. Wenn nun die einzelnen Platten A, B, C,
D unter einem Schmiedehammer und Amboß mit flachen oder etwas concaven
Bahnen hergestellt wurden, so haben sie sicherlich hohle Stellen, oder geringe
Vertiefungen auf ihren Oberflächen, so daß, wenn eine auf die andere gestapelt wird,
fast nothwendig hohle Räume gebildet werden. (Die hohlen Räume sind in der Figur 4 durch die starken unregelmäßigen Linien
bezeichnet.) In Folge der hohlen Unregelmäßigkeiten der
Oberflächen kommen meistentheils diejenigen Theile zuerst mit einander in Berührung,
welche überhaupt die äußersten Begränzungen der Platten bilden. Durch die
Hammerschläge sollen zuerst die einzelnen Theile zu einem Ganzen zusammengeschweißt
werden; in Folge der fortgesetzten Schläge wird die dazwischen befindliche Schlacke oder Cinder
weggeschafft, was, je nachdem die Stellen zwischen den Platten erhaben oder hohl
sind, auf eine mehr oder weniger vollkommene Weise geschieht. So lange nun Auswege
für das Austreten der Schlacke vorhanden sind, geht dieß gut von statten; es bleiben
aber gewöhnlich gewisse Theile dieser Schlacke zurück, weil ihnen durch das
Zusammenschweißen der äußersten Begränzungen der Platten der Ausweg abgeschnitten
ist. Die natürliche Folge hiervon ist nothwendig ein Fehler, welcher je nach der
Menge der eingeschlossenen Schlacke größer oder geringer
seyn wird. Ist aber einmal solche Schlacke zwischen der Oberfläche der Platten
eingeschlossen, so kann man sie nimmer durch noch so starkes Hämmern entfernen, sie
wird im Gegentheil dadurch über eine größere Fläche ausgedehnt; so lange aber ein
auch noch so geringer Theil von dieser Schlacke zurückbleibt, haben wir einen
verhältnißmäßigen Grad von Fehlerhaftigkeit.
Das sichere Mittel zur Verhütung und Beseitigung solcher Fehlerquellen bei
Kesselblechen oder anderen geschmiedeten Gegenständen besteht einfach darin, den aneinander zu schweißenden Flächen eine solche Gestalt zu
ertheilen, daß dem geschmolzenen Oxyde oder den Schlacken Gelegenheit zum
Entweichen gegeben ist; so lange bis die Flächen der zusammen zu schweißenden
Theile aufs innigste mit einander verbunden sind, möge dieß nun unter einem
Hammer oder zwischen Walzen geschehen.
Fig. 5., Bd. 118, S. 288
Zur Erreichung dieses Zwecks gibt Nasmyth der Oberfläche seiner Platten eine convexe Gestalt (siehe Fig. 5); durch
dieses höchst einfache und sinnreiche Verfahren wird der Schlacke oder den sonstigen
Verunreinigungen Gelegenheit dargeboten, bis zum letzten Augenblick zu entweichen,
indem die Schweißung in der Mitte an der Berührungsstelle bei W beginnt, und nach auswärts hin, bis zu den äußersten Enden
fortschreitet; mag dieß nun durch die Schläge eines Hammers oder durch
Zusammenquetschen zwischen Walzen bewirkt werden, so bleibt stets ein offener Weg
für den freien Abzug der Schlacke, bis die Flächen von W
am äußeren Ende Z, Z, Z, Z mit einander verbunden sind.
Durch geeignete Anordnung und Gestaltung der Oberflächen, welche wir auf einander zu
schweißen beabsichtigen, vermögen wir also ein vollkommen zuverlässiges und gesundes
Stück Eisen herzustellen, welches seine anfänglichen guten Eigenschaften beibehalten
muß, zu welcher Stärke es später ausgeschmiedet oder ausgewalzt werden mag.