Titel: | Ueber Farben im technischen Sinne und ihre Untersuchung; von Prof. Dr. C. Remigius Fresenius. |
Fundstelle: | Band 118, Jahrgang 1850, Nr. LXXIX., S. 361 |
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LXXIX.
Ueber Farben im technischen Sinne und ihre
Untersuchung; von Prof. Dr. C.
Remigius Fresenius.
Aus den Mittheilungen für den Gewerbeverein des Herzogthums
Nassau, 1850.
Fresenius, über Farben im technischen Sinne und ihre
Untersuchung.
Alle Substanzen, welche dazu dienen, anderen eine Farbe zu geben, nennen wir Farben. Färben dieselben einen Gegenstand in seiner
ganzen Masse, so heißen sie Zeugfarben, färben sie
hingegen nur auf der Oberfläche, Malerfarben.
1) Die Zeugfarben dienen vorzugsweise zum Färben der
Seide, Wolle, Baumwolle, Leinenfaser etc. und der daraus gefertigten Gewebe; sie
zerfallen je nach ihrem chemischen Verhalten in substantive und adjective
Farben.
a) Substantive Farben sind in Wasser unlösliche
Substanzen, welche an und für sich die Farbe besitzen, welche dem Zeuge gegeben
werden soll, und welche die Faser demnach unmittelbar färben, sofern man bewirkt,
daß sie mit derselben in innigste Berührung kommen.
Der angedeutete Zweck kann allein erreicht werden, wenn man die unlösliche Farbe erst
auf und in der Masse des Zeugs entstehen läßt; so bewirkt man z.B. eine Färbung mit
Chromgelb (chromsaurem Bleioxyd), wenn man den Zeug oder dergl. zuerst mit
Bleizucker- (essigsaurer Bleioxyd-) Lösung tränkt, alsdann in eine
Auflösung von chromsaurem Kali bringt. Aehnlich wie Chromgelb werden Berlinerblau,
Goldschwefel, Schwefelarsen, Indigo als substantive Zeugfarben angewendet.
b) Adjective Farben (Beizfarben) sind in Wasser lösliche
Farbstoffe, welche in dauerhafter Weise nicht unmittelbar auf den Zeug gebracht
werden können, sondern bei denen man hierzu eines Aneignungsmittels (Beize) bedarf.
Der Farbstoff geht alsdann eine gefärbte chemische Verbindung mit der Beize ein, und
diese haftet auf der Faser. Die meisten in der Färberei angewendeten Pflanzenfarben
sind solche Beizfarben, z.B. Blauholz, Fernambuk, Wau, Curcuma, Krapp etc. –
Als Beizen dienen in der Regel: Alaun, essigsaures Kali und schwefelsaure Thonerde,
Zinnsalz, essigsaures Eisenoxyd etc. und die unlöslichen Verbindungen, welche aus
den löslichen Farbstoffen gebildet werden und an dem Zeuge haften, sind demnach
Verbindungen der Farbstoffe mit Thonerde, Zinnoxyd, Eisenoxyd etc.
2) Malerfarben. Dieselben dienen, wie bekannt, zum Malen
und Anstreichen aller möglichen Gegenstände. – Man hat gewissen Gruppen
derselben gemeinschaftliche Namen gegeben, deren Bedeutung wir zuerst in zwei Worten
erwähnen wollen.
a) Saftfarben nennt man in
Wasser mehr oder weniger lösliche Farben, welche nicht decken, sondern
durchscheinend sind. Sie werden vorzugsweise in der Malerei angewendet, z.B.
Saftgrün, Gummigutt, in Salmiak gelöster Carmin, lösliches Berlinerblau etc.
b) Lackfarben sind die
gefärbten Niederschläge, welche in Abkochungen vegetabilischer oder animalischer
Farbstoffe entstehen, wenn Alaun und Potasche, Zinnsalz, Bleiessig etc. zugefügt
wird; sie stellen demnach unlösliche Thonerde-, Zinnoxyd-,
Bleioxyd- etc. Verbindungen der an und für sich löslichen Farbstoffe dar,
z.B. Carminlack, Krapplack, Fernambuklack etc.
c) Anstrichfarben heißen in
Wasser unlösliche mineralisch gefärbte Verbindungen, welche mit Leimwasser,
Oelfirniß oder dergl. aufgetragen werden müssen, z.B. Bleiweiß, Berlinerblau,
Ultramarin, Schweinfurter Grün etc. Die meisten derselben sind giftig.
Tuschfarben sind Lack- oder Anstrichfarben, welche
fein gerieben, mit Gummi- oder Hausenblasenschleim versetzt, in kleine
Zinnformen gegossen werden.
Pastellfarben nennt man Lack- oder Anstrichfarben,
welche mit Thon, Gyps oder Bleiweiß versetzt, mit Traganth- oder Gummischleim
angerieben und in Stängelchen geformt werden.
Tafelfarben heißen Lack-, seltener Anstrichfarben,
welche mit Hülfe einer Beize auf fertige Zeuge aufgedruckt werden.
Die Kenntniß der Farben ist, wie überhaupt, so namentlich für die Gewerbetreibenden
in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung; sie ist erstens interessant, weil es ja
überhaupt von Interesse seyn muß, die Stoffe kennen zu lernen, von denen man häufig
umgeben ist, und mit denen man häufig umzugehen hat, – zweitens wichtig, weil
diese Farben sehr starke Gifte sind, – drittens vortheilhaft, weil das Kennen
gegen Betrug sicher stellt. In allen diesen Beziehungen sind uns die sogenannten
Malerfarben, die zu Tapeten, Häuser- und Stubenanstrichen,
Zuckerbäckerwaaren, lackirtem Blech, Papieren etc. so vielfache Anwendung finden,
vorerst wichtiger als die Zeugfarben, daher wir vorzugsweise jene ins Auge fassen
wollen.
Eine klare Uebersicht über dieselben zu gewinnen, ist aus zwei Gründen nicht ganz
leicht, und zwar erstlich deßhalb, weil unter gleichen Namen oft verschiedene Farben
vorkommen, so ist z.B. jetzt Mineralblau eine Sorte des Berlinerblau, sonst war es
eine Kupferfarbe; – ferner deßhalb, weil von einer und derselben Farbe (im
chemischen Sinne) im Handel oft sehr viele, verschieden nüancirte Sorten vorkommen,
die alle verschiedene und ganz willkürliche Namen führen. So sind z.B. Chromgelb,
Pariser-, Leipziger-, Zwickauer-, Gothaer-,
Altenburger-, Kölner-, Kaiser-, Königs-, Neugelb etc.,
lauter Namen für Farben, die als färbendes Princip chromsaures Bleioxyd enthalten.
Die verschiedenen Nüancen der Malerfarben werden hervorgebracht durch nichtgefärbte
Zusätze, als Schwerspath, Kreide, Thon, schwefelsaures Bleioxyd etc., worauf man
stets, namentlich bei Untersuchung einer Farbe, Rücksicht nehmen muß.
Indem ich jetzt zu den einzelnen Malerfarben übergehe, schicke ich voraus, daß ich in
dieser Mittheilung beabsichtige, die Gewerbetreibenden mit der Natur und
Zusammensetzung der wichtigeren Farben, sowie mit ihrer Wirkung auf die Gesundheit
im Allgemeinen bekannt zu machen und denselben leicht ausführbare Methoden an die
Hand zu geben, zur sicheren Erkennung und Unterscheidung der Farben.
I. Blaue Malerfarben.
1) Ultramarin. Man unterscheidet a) natürliches: aus dem Lasurstein (einem Mineral) bereitet, – b) künstliches: durch Glühen von Porzellanthon, Schwefel
und kohlensaurem Natron in geeigneten Verhältnissen und auf geeignete Weise
erhalten. Beide bestehen vorzugsweise aus kieselsaurer Thonerde mit einem Gehalt von
Schwefelnatrium; die Färbung ist abhängig von einer geringen Beimischung von
Schwefeleisen, und wird daher durch Salzsäure unter Entwicklung von
Schwefelwasserstoff vernichtet. – Herrlich blaue, feine Oel- und
Wasserfarbe, sehr dauerhaft, nicht giftig.
2) Kobaltultramarin (Kobaltblau, Thenard's Blau): durch
Erhitzen von Thonerdehydrat mit Kobaltoxydul, phosphorsaurem oder arseniksaurem
Kobaltoxydul gewonnen. – Bei Tage sehr schön blaue, bei Licht mehr röthliche,
sehr haltbare feine Wasser-, Oel- und Schmelzfarbe. – Nur bei
Arsenikgehalt giftig.
3) Smalte (Eschel), sächsisches Blau, blaue Farbe; die
dunkelsten Sorten (Königs-, Kaiserblau): durch Kobaltoxydul blau gefärbtes
Glas im fein gemahlenen Zustande; je nach dem Gehalt an Kobaltoxydul ist sie Heller
oder dunkler. – Haltbare Wasser- und Schmelzfarbe. – Die
meisten Sorten enthalten Arsen und sind deßhalb giftig.
4) Pariserblau (die helleren Nüancen: Berlinerblau,
Mineralblau, Preußisches-, Sächsisches- etc. Blau): durch Fällen einer
Blutlaugensalzlösung mit Eisenvitriollösung, Behandlung des entstehenden
Niederschlages mit Salzsäure und Chlorkalk, oder mit verdünnter Salpetersäure und
Auswaschen zu erhalten. Dasselbe ist eine Verbindung von Eisen, Kohlenstoff und
Stickstoff, und wird in der Chemie Eisencyanürcyanid genannt. – Harte
kupferglänzende Stücke, gerieben ein schönes blaues Pulver gebend. Wasser-
und Oelfarbe, nicht giftig (obgleich häufig für giftig gehalten). Nicht sehr
dauerhaft, durch Sonnenlicht, Kalk und Alkalien zersetzt.
5) Bergblau (Englisches-, Kalk-,
Kupfer-, Neuwieder- etc. Blau). Man unterscheidet a) natürliches: durch Pulvern der Kupferlasur zu
erhalten, – b) künstliches: durch Fällen einer
Lösung von salpetersaurem Kupferoxyd mit Kalkstaub bereitet. – a) ist basisch-kohlensaures Kupferoxyd. –
b) Kupferoxydhydrat und kohlensaurer Kalk. –
Wasser- und Kalkfarbe, durch Schwefelwasserstoff zersetzt; giftig.
6) Indigo: ein Farbestoff, der in verschiedenen Pflanzen
(meist ausländischen, Indigosera, – jedoch auch
inländischen, Isatis tinctoria
Waid etc.) farblos und
aufgelöst enthalten ist und beim Aussetzen ihres wässerigen Auszugs an die Luft
durch Einwirkung als blauer unlöslicher Niederschlag sich absetzt. – Der
Indigo wird so wie er ist, als Malerfarbe nicht angewendet, man bereitet jedoch
daraus:
a) Blauen Carmin, durch
Auflösen von Indigo in rauchender Schwefelsäure und Fällen der Lösung mit Potasche.
– Prächtig blaue, in Wasser lösliche Farbe, als Wasser- und Oelfarbe
benutzt.
b) Neu- oder Waschblau, durch schwefelsaure Indigolösung blau gefärbte
Stärke, in Form kleiner Täfelchen vorkommend.
c) Indigtinctur (flüssiger
blauer Carmin), Indigextract, durch Auflösen von Indigo in rauchender Schwefelsäure
und Abstumpfen des Säureüberschusses durch ein Alkali.
Die Indigofarben sind haltbar, nicht giftig.
7) Lackmus (Turnesol): aus verschiedenen Flechten durch
einen Fäulnißproceß erhaltener, an und für sich rother Farbstoff, der durch Zusatz
von Alkali (gefaultem Urin) in Blau verwandelt und unter Zusatz von Kreide zu einer
Masse verarbeitet wird, aus der die im Handel vorkommenden kleinen Würfel geformt
sind. – Wasser- und Kalkfarbe, nicht sehr haltbar, durch Säuren roth
werdend, nicht giftig.
Unterscheidung der blauen Malerfarben.
Zur Unterscheidung der blauen Malerfarben sind drei chemische Prüfungsmittel
(Reagentien) erforderlich: Salzsäure, Kalilauge und Chlorkalk. – Die
Unterscheidung gelingt nicht nur, wenn man die Farbe in Masse hat, sondern auch,
wenn ein damit gefärbtes Stückchen Papier, eine Oblatte oder dergl. zu Gebote
steht. – In welcher Weise und Reihenfolge die Reagentien angewendet
werden müssen, um mit Sicherheit und auf dem kürzesten Wege das Ziel zu
erreichen, ergibt sich aus folgender Uebersicht:
Man bringt die Probe mit etwas mäßig verdünnter Salzsäure zusammen. –
Dadurch
I. werden verändert, und zwar
a) entfärbt: Ultramarin;
b) mit grüner Farbe gelöst: Bergblau;
c) geröthet: Lackmus;
II. werden nicht verändert: die übrigen.
Bei Zusatz von etwas Chlorkalk zu der mit Salzsäure zusammengebrachten Probe:
a) wird entfärbt: Indigo;
b) werden nicht entfärbt: die übrigen.
Bei Zusatz von etwas Kalilauge zu einer neuen Probe
1) wird entfärbt: Pariser- (Berliner-) Blau;
2) werden nicht entfärbt: Kobaltultramarin und Smalte, von
denen auf Glas gerieben
aa) kratzt: Smalte;
bb) nicht kratzt: Kobaltultramarin.
Zur Erleichterung der Prüfung mögen folgende Notizen dienen:
a) Zur Zeugfärbung werden in der Regel folgende
blaue Farben verwendet:
1) Berlinerblau oder vielmehr Blutlaugensalz und Eisenvitriol
(zu Raymond-, Kali-, Chemischblau);
2) Indigo und zwar a) reducirter
Indigo oder Indigküpe (Küpenblau); b) schwefelsaure
Indigolösung (zu Sächsisch Compositionsblau);
3) Blauholz zu Holzblau.
Die Farben blauer Zeuge sind leicht zu unterscheiden; denn durch Betupfen mit
Salzsäure wird roth: Blauholz; unverändert: die beiden andern. Von diesen wird
durch Kalilauge gelb: Berlinerblau; unverändert bleibt: Indigo.
b) Zu Papieren werden alle Farben, ohne Ausnahme,
verwendet; am häufigsten Smalte, Bergblau, Berlinerblau, Ultramarin und
vegetabilische Farbstoffe (Blauholz, Ligusterbeeren);
c) Holz und Elfenbein färbt man durch
Indigtinctur.
d) Für Conditorwaaren werden angewendet (ist
anzuwenden erlaubt): Ultramarin, Berlinerblau, blauer Carmin, Neublau, Lackmus
und sonstige vegetabilische Farbstoffe, – nicht aber (sind erlaubt):
Kobaltultramarin, Smalte und Bergblau.
e) Für Liqueure dienen: Indigtinctur (s. oben),
Lackmus, Blauholz, Ligusterbeeren unter Zusatz von etwas Potasche oder Soda.
f) Schmelzfarben geben Kobaltoxydul und seine
Verbindungen ab.
II. Gelbe Malerfarben.
1) Chromgelb, durch Fällung einer Lösung von Bleizucker
(essigsaurem Bleioxyd) mit chromsaurem Kali und Auswaschen des Niederschlags zu
erhalten. Zusatz von freiem Alkali läßt die reingelbe Farbe derselben mehr oder
weniger in Orange (Chromorange) übergehen. – Der gelbe Niederschlag ist
neutrales chromsaures Bleioxyd, der orangenfarbene ein Gemenge dieses Salzes mit
rothem basischchromsaurem Bleioxyd. Beide sind sehr intensive und schöne, haltbare Oel- und
Wasserfarben, sie wirken giftig. Im Handel kommen unter den verschiedenartigsten
Namen (Pariser-, Leipziger-, Kaiser-, Königs-,
Neu- etc. Gelb) an 30 Farbennummern vor, welche alle die erwähnten
Niederschläge als färbendes Princip enthalten; die geringsten Sorten enthalten kaum
10 Proc. chromsaures Bleioxyd, besitzen aber trotzdem noch eine schöne gelbe
Farbe.
2) Kasselergelb, durch Zusammenschmelzen von 10 Theilen
Bleioxyd (Massiko, Mennige oder auch Bleiweiß) mit 1 Theil Salmiak (Chlorammonium)
zu erhalten. Schön gelbe, blättrige, strahlige, krystallinische Masse – ihrer
Natur nach eine Verbindung von viel Chlorblei mit wenig Bleioxyd; gemahlen ein
schönes, gold- bis schwefelgelbes Pulver darstellend. Dauerhafte Oel-,
Wasser- und Kalkfarbe; giftig.
3) Neapelgelb, nach verschiedenen Methoden darstellbar,
z.B. durch Nothglühen eines Gemenges von 2 Theilen gepulverten abgängigen
Buchdruckerlettern (Legirung von 83 Th. Blei und 17 Th. Antimon), 3 Th. Salpeter und
6 Th. Kochsalz, Aufweichen der geschmolzenen Masse und Auswaschung des sich
setzenden Niederschlags; oder schöner durch zweistündiges Nothglühen eines Gemenges
von 1 Theil Brechweinstein, 2 Theilen salpetersaurem Bleioxyd und 4 Theilen
Kochsalz, und Behandeln mit Wasser, wie erwähnt. – Pomeranzengelbes Pulver,
seiner Natur nach antimonsaures Bleioxyd; sehr haltbare (jetzt selten angewendete)
Oelfarbe; giftig.
4) Auripigment (Rauschgelb, Operment). Man unterscheidet
a) natürliches: dasselbe stellt, ungemahlen,
krystallinische Stücke von strahliger Textur – gemahlen, ein schön
citron- bis röthlichgelbes Pulver dar, und ist Schwefelarsen (die der
arsenigen Säure entsprechende Schwefelverbindung); b)
künstliches: im Großen dargestellt durch Sublimation von weißem Arsenik (arseniger
Säure) mit wenig Schwefel; ein Gemisch von weißem Arsenik und Schwefelarsen, heller
von Farbe als das natürliche. – Beide sind Oel-, Wasser- und
Kalkfarben, sehr giftig (das künstliche noch ungleich giftiger als das natürliche),
daher im Gebrauch zu beschränken; mit Metallfarben (Bleiweiß u.s.w.), sich unter
Bildung schwarzer Schwefelmetalle zersetzend, daher mit denselben nicht
mischbar.
5) Utramaringelb: durch Fällung von Chlorbaryumlösung mit
chromsaurem Kali und Auswaschen des Niederschlags zu erhalten; hellgelbes Pulver,
seiner Natur nach chromsaurer Baryt. Oel-, Wasser- und Kalkfarbe,
schwach giftig, selten im Gebrauch.
6) Schüttgelb: eine gelbe Lackfarbe, die mit Thonerde
verbundenen Farbestoffe des Färberginsters, des Färberkreuzdorns, Waus etc.
darstellend. Man bereitet es (z.B. aus dem Färberginster), indem man die Pflanze mit
Kalkwasser kocht, den Absud mit Alaun und Kreide versetzt und aus der fast zur
Trockne verdampften Masse kleine Kegel oder Kugeln formt. Erdige Farbe, fast nur in
der Stubenmalerei Anwendung findend, nicht giftig.
7) Gelber Ocker (gelbe terra da
Siena), ein Naturproduct (durch Eisenoxydhydrat gelb gefärbter Thon), von
mehr oder weniger bräunlich- oder röthlich-gelber Farbe, roh oder
geschlämmt in den Handel kommend, zuweilen nach vorhergegangenem gelindem Glühen,
wodurch die Farbe erhöht wird. – Oel-, Wasser- und Kalkfarbe,
haltbar, billig, nicht giftig.
8) Gummigutt: es tröpfelt aus den abgebrochenen Blättern
und dünnen Zweigen des Siamesischen Guttibaumes in Form eines milchartigen Saftes;
derselbe wird auf Blättern oder in Kokosnußschalen aufgefangen, an der Sonne
getrocknet und in Form braungelber Kuchen oder Stangen in den Handel gebracht. Es
ist ein Gummiharz und findet als Wasserfarbe Anwendung, wirkt schwach giftig.
Außer den genannten Farben findet in der feinen Oelmalerei auch noch das Cadmiumgelb
(Schwefelcadmium) Anwendung. Früher war auch Jodblei, Mineralturpeth etc. in
Gebrauch.
Unterscheidung der gelben Malerfarben.
Erforderliche Reagentien: Kalilauge, Salzsäure, Salpetersäure, Schwefelsäure,
Blutlaugensalz.
Man bringt die feingeriebene Probe mit Kalilauge kalt zusammen.
Dadurch
1) werden verändert und zwar:
a) gelöst: Auripigment (die Lösung, in welcher
häufig fremde unlösliche Schwefelmetalle herumschwimmen, gibt mit Salzsäure
einen gelben Niederschlag);
b) orange gefärbt (gleich oder nach kurzer Zeit):
Chromgelb (bei Zusatz von Schwefelammonium zu der Probe, bildet sich schwarzes
Schwefelblei; mit Salzsäure erhitzt liefert das Chromgelb einen weißen
Niederschlag von Chlorblei und eine durch Chromchlorür grün gefärbte
Lösung);
c) braun gefärbt: Schüttgelb (beim Erhitzen verkohlt
das Schüttgelb ohne vorher zu schmelzen, und hinterläßt einen weißen, erdigen
Rückstand);
d) roth gefärbt: Gummigutt (beim Erhitzen schmilzt
das Gummigutt, entzündet sich und brennt mit rußender Flamme).
2) Werden nicht oder nicht wirklich verändert: die übrigen (Kasselergelb löst
sich sehr langsam auf). Man erwärmt eine neue Probe mit mäßig verdünnter
Salpetersäure:
a) Sie löst sich leicht mit rothgelber Farbe:
Ultramaringelb (die Lösung gibt mit Schwefelsäure einen weißen [in der gelben
Flüssigkeit gelb scheinenden] Niederschlag);
b) sie löst sich unvollständig mit rothgelber Farbe:
gelber Ocker (die Lösung wird durch Blutlaugensalz blau gefärbt);
c) sie löst sich schwierig zur farblosen
Flüssigkeit: Kasselergelb (gibt vor dem Löthrohr mit Soda in innerer Flamme
weiche Metallkügelchen);
d) sie löst sich nicht oder fast nicht: Neapelgelb
(gibt vor dem Löthrohre mit Soda in innerer Flamme spröde Metallkügelchen).
Bei der Prüfung können folgende Notizen von Nutzen seyn:
a) Zur Zeugfärbung dienen in der Regel folgende
gelbe Farben: chromsaures Bleioxyd, Eisenoxyd und eine Masse gelber
Pflanzenfarben (Gelbbeeren, Quercitron, Gelbholz, Wau, Curcuma, Orlean und
andere). Seide wird durch Salpetersäure gelb gefärbt.
b) Um Papier gelb zu färben, dienen chromsaures
Bleioxyd und Ockerfarben, selten Pflanzenpigmente.
c) Elfenbein beizt man mit chromsaurem Kali und
Zinnsalz, Holz mit Salpetersäure; auch verwendet man Curcumawurzel und andere
Pflanzenfarben.
d) Für Conditorwaaren und Liqueure werden angewendet
(dürfen angewendet werden) nur Pflanzenfarben (mit Ausnahme von dem stark
wirkenden Gummigutt).
e) Gelbe Schmelzfarben liefern: Neapelgelb und
andere Antimonverbindungen, Eisenoxyd, ferner Uranoxyd und Silbersalze.
III. Grüne Malerfarben.
1) Grünes Ultramarin (Leykauf's Ultramaringrün): ähnlich
bereitet und zusammengesetzt wie das künstliche blaue Ultramarin. Hellgrüne, feine
Oel- und Wasserfarbe, nicht sehr lebhaft von Farbe, dauerhaft, nur durch
Säuren zerstört, nicht giftig.
2) Grüne Kupferfarben.
a) Bremer Grün (bleu
verditre): durch Fällen einer Lösung von Kupfervitriol (schwefelsaurem
Kupferoxyd) mit einer, noch kohlensaures Kali enthaltenden Aetzkalilauge zu
bereiten. Der Niederschlag kommt mit leichten weißen Zusätzen, meist mit Gyps
vermischt, in den Handel, und stellt lockere Stücke von grünblauer Farbe dar. Mit
Leimwasser oder Kalk liefert das Bremergrün einen blauen, mit Oelfirniß einen grünen
Anstrich. Sein färbendes Princip ist Kupferoxydhydrat mit etwas basisch kohlensaurem
Kupferoxyd.
b) Braunschweiger- und Berggrün: durch Fällen
einer Kupfervitriollösung mit kohlensaurem Kali oder Natron, Erwärmen und Auswaschen
des Niederschlags mit heißem Wasser (wodurch die Farbe lebhafter grün wird) zu
erhalten. Der Niederschlag kommt, gemischt mit schweren, weißen Zusätzen
(Schwerspath etc.), entweder in tafelförmigen Stücken (Braunschweiger Grün) oder
krümeligen Körnern (Berggrün) in den Handel; enthält eine Verbindung von
Kupferoxydhydrat mit neutralem, kohlensaurem Kupferoxyd (CuO₂, HO + CuO,
CO₂).
c) Grünspan. Derselbe wird bereitet, indem man
Kupferbleche mit Weintrestern oder mit in Essig getauchten Tüchern schichtet und
mehrere Wochen lang in Berührung läßt. Die erhaltene grüne Kruste wird abgekratzt,
mit Essig zerrieben, in Formen gedrückt oder ausgepreßt. Der nach der ersten Methode
gewonnene Grünspan ist blau, der andere grün. Beide sind wasserhaltiges basisch
essigsaures Kupferoxyd; der grüne ist basischer als der blaue. In Wasser vertheilen
sich beide unter Zersetzung und theilweiser Lösung zu einer breiartigen Masse.
Die grünen Kupferfarben sind haltbar, schwärzen sich durch Schwefelwasserstoff,
wirken giftig.
3) Grüne Arsenik-Kupferfarben.
a) Scheel'sches Grün (Mineralgrün, Schwedisch Grün):
durch Fällen einer heißen Kupfervitriol- (überhaupt Kupferoxydsalz-)
Lösung mit arseniksaurem Kali und Auswaschen des Niederschlags zu erhalten, ist
arseniksaures Kupferoxyd. Dunkelgrüne Stücke, oft auf der Oberfläche lichter
gefärbt, sehr giftig, durch die folgende Farbe fast gänzlich verdrängt.
b) Schweinfurter und Englisch Grün (Mitisgrün,
Wienergrün etc.): durch Eintragen von Grünspan in eine kochende Lösung von arseniger
Säure, oder durch
Vermischen einer kochenden Auflösung von krystallisirtem Grünspan (neutralem
essigsaurem Kupferoxyd), und längeres Stehenlassen zu bereiten. Die entstehenden
Niederschläge stellen eine Verbindung von arseniksaurem Kupferoxyd mit essigsaurem
Kupferoxyd, 3 (CuO, AsO³) + CuO. Ā dar. Je nach der Darstellungsweise
sind sie krystallinisch, weniger gut deckend, aber von hohem Feuer
(Schweinfurtergrün), oder unkrystallinisch, gut deckend, aber etwas minder lebhaft
(Englisch Grün). Sehr schöne hellgrüne Oel- und Wasserfarben, stark im
Gebrauche, sehr giftig; vermischt mit weißen und geblichen Zusätzen unter den
verschiedensten Namen im Handel vorkommend.
4) Grüner Zinnober (Oelgrün, Chromgrün etc.) Mischungen
von Berlinerblau mit Chromgelb. Hellere oder dunklere, laubgrüne Pulver, als
Wasser- und Oelfarbe anwendbar, zum Oelanstrich gegenwärtig sehr häufig
verwendet; schwach giftig, durch Alkalien und Kalk gelb werdend.
5) Grüne Erde (Veroneser Erde, Steingrün etc.): ein
Naturproduct (kieselsaures Eisenoxyd-Oxydul mit Kali und Bittererde). Es
kommt roh oder geschlämmt in lauch- bis olivenfarbenen Stücken im Handel vor.
Dauerhafte Wasser-, Oel- und namentlich Kalkfarbe; nicht giftig.
6) Saftgrün. Dasselbe wird aus den fast reifen Beeren des
Kreuzdornes (rhamnus catharticus) bereitet, durch
Eindampfen ihres Saftes unter Zusatz von etwas Alaun. Schwarzgrüne, auf dem Bruche
glänzende, oft etwas weiche Masse, nur als Wasserfarbe in Gebrauch; nicht
giftig.
Unterscheidung der grünen Malerfarbe.
Erforderliche Reagentien: Kalilauge, Salzsäure, Schwefelsäure. Man kocht eine
fein geriebene Probe mit Kalilauge. Dadurch
I. werden verändert und zwar:
a) orangegelb, dann mehr oder weniger roth gefärbt:
Scheel'sches Grün und Schweinfurter Grün, welches, mit etwas englischer
Schwefelsäure und einem gleichen Volumen Weingeist erwärmt, Geruch nach
Essigäther ausgibt: dieses, – keinen Geruch nach Essigäther entwickelnd:
jenes
b) unter Abscheidung von Eisenoxydhydrat (und den
weißen Zusätzen) mit gelber Farbe gelöst: Grüner Zinnober. Die Lösung wird durch
Zusatz von Salzsäure wieder grün oder blau;
c) schwarz gefärbt: die grünen Kupferfarben, von
welchen beim Erhitzen Essigsäure abgibt: Grünspan, – keine Essigsäure
abgeben: Bremer und Braunschweiger Grün;
d) mit braungrüner Farbe gelöst: Saftgrün.
II. Werden nicht verändert: Ultramaringrün und grüne Erde, von welchen durch
verdünnte Salzsäure: unter Schwefelwasserstoff-Entwickelung entfärbt
wird: jenes – wenig Veränderung erleidet: diese.
Bei der Prüfung können folgende Notizen nützlich seyn:
a) Zur Zeugfärbung werden, in der Regel, Mischungen
von Blau (Indigo, Berlinerblau, Holzblau) mit Gelb (Chromgelb, vegetabilischem
Gelb), seltener arseniksaures Kupferoxyd und arseniksaures Chromoxyd angewendet.
(Letzteres liefert beim Glühen grünes Chromoxyd, wird durch Chlor, schwache
Alkalien und Säuren nicht verändert.)
b) Zu Papieren werden am häufigsten das
Schweinfurter und Englisch Grün, sowie Berlinerblau (selten Indigo) mit
Chromgelb oder vegetabilischem Gelb verwendet.
Tapeten, welche mit grünen Arsenik-Kupferfarben gefärbt sind, entwickeln,
mit feuchten Wänden in Berührung, Arsenikwasserstoff, welcher sich durch seinen
eigenthümlich unangenehmen Geruch verräth und höchst nachtheilig wirkt; daher
die Anwendung solcher Tapeten große Vorsicht erheischt. Dasselbe gilt von denen,
welche mit Auripigment gefärbt sind.
c) Zu Conditorwaaren werden angewendet (dürfen
angewendet werden): Saftgrün, Blattgrün, Berlinerblau oder Indigo mit
vegetabilischem Gelb;
d) Zu Liqueuren dienen: neutrale Indigotinctur mit
gelben Pflanzenfarben, oder aus frischen Kräutern ausgezogenes Blattgrün;
e) grüne Schmelzfarben liefern: Chromoxyd,
Eisenoxydul, Uranverbindungen und Mischungen aus blau und gelb färbenden
Substanzen.
IV. Rothe Malerfarben.
1) Zinnober. Findet sich in der Natur, aber selten so
rein, daß er unmittelbar nach dem Mahlen verwendbar ist. In der Regel stellt man
denselben künstlich dar, und zwar entweder auf trockenem, oder auf nassem Wege. Zu
ersterm Behufe vereinigt man Schwefel mit Quecksilber durch Zusammenschmelzen, oder
anhaltendes Schütteln (Idria) und sublimirt die gewonnene schwarze Verbindung,
– zu letzterm erwärmt oder schüttelt man auf nassem Wege, meist durch Zusammenbringen von
Quecksilber oder Quecksilbersalzen mit alkalischen Schwefelmetallen, bereitetes
Schwefelquecksilber, mit der wässerigen Lösung höher geschwefelter alkalischer
Schwefelmetalle. – Der Zinnober ist krystallisirtes Schwefelquecksilber, und
zwar die dem Quecksilberoxyde entsprechende Schwefelverbindung. Der sublimirte ist
in ganzen Stücken braunroth, und nimmt erst beim Zerreiben (was gewöhnlich unter
Zusatz von Wasser geschieht) hochrothe Farbe an; der auf nassem Wege bereitete ist
an und für sich feinpulverig und schön roth; der Zinnober kommt immer unvermischt in
den Handel. Sehr haltbare und unveränderliche Oel- und Wasserfarbe; kaum
giftig.
2) Mennige, rothes Bleihyperoxyd, durch andauerndes
schwaches Glühen von Bleioxyd (Massicot oder Bleiglätte) an der Luft zu erhalten,
lebhaft rothes Pulver mit einem Stich ins Gelbe. Oel-, Wasser- und
Kalkfarbe, häufig in Anwendung; giftig.
3) Chromroth (Chromzinnober), basisch chromsaures
Bleioxyd, durch Kochen des neutralen Salzes mit verdünnter Kalilauge – durch
Eintragen desselben in schmelzenden Salpeter und Auswaschen der geschmolzenen Masse
etc. zu erhalten. Gelbrothes, bis zum Zinnober rothes Pulver; Oel-,
Wasser- und Kalkfarbe; giftig.
4) Englischroth, Caput
mortuum,
Blutstein, rothe Terra di
Siena, Eisenoxyd, natürliches oder künstlich dargestelltes (z.B. durch
Glühen des gerösteten Eisenvitriols), in mehr oder weniger reinem Zustande.
Oel-, Wasser- und Kalkfarbe, ins Braune spielend; haltbar, nicht
giftig.
5) Rothe Lackfarben, in den verschiedensten Nüancen aus
den Abkochungen vegetabilischer oder animalischer Farbstoffe – meist durch
Bindung derselben an Thonerde – dargestellt. Die feineren, als: rother
Carmin, Krapplack, Münchnerlack etc., werden aus Cochenille oder Krapp, die
geringeren aus rothen Farbhölzern und Stocklack bereitet, z.B. Kugellack, Waschroth,
Lac-Dye etc. – Oel-, Wasser- und Kalkfarben von
verschiedener Haltbarkeit; nicht giftig.
Unterscheidung der rothen Malerfarben.
Zur Unterscheidung der rothen Malerfarben sind erforderlich: Salzsäure,
Salpetersäure und Chlorwasser, oder statt des letztern Chlorkalk.
Man bringt die Probe mit Chlorwasser oder mit Wasser, Chlorkalk und etwas
Salzsäure (letztere darf jedoch nicht vorwalten) zusammen. Dadurch
I. werden zerstört: alle Lackfarben;
II. bleiben unverändert: die übrigen.
Man bringt eine weitere Probe mit mäßig verdünnter Salpetersäure kalt in
Berührung; dadurch
a) wird braun (durch Auftreten von braunem
Bleihyperoxyd): Mennige;
b) werden nicht verändert: die übrigen.
Mit Salzsäure gekocht:
aa) bleibt von dieser unverändert: Zinnober;
bb) liefert einen weißen Niederschlag und eine grüne
Lösung: Chromroth;
cc) liefert eine gelbe Lösung: Englisch Roth und die
anderen durch Eisenoxyd gefärbten Substanzen. Die Lösung wird durch
Blutlaugensalzsolution blau gefärbt.
Bei der Prüfung können folgende Angaben nützlich seyn:
a) Zur Zeugfärbung dienen fast nur vegetabilische
oder animalische Farbstoffe: Krapp, Cochenille, Fernambuk etc.;
b) zu Papieren werden sämmtliche rothe Farben
verwendet, am häufigsten Mennige und Lackfarben. – Die rothen Oblaten
sind fast immer mit Mennige gefärbt;
c) für Conditorwaaren und Liqueure reicht man mit
den vegetabilischen und animalischen Farbstoffen vollkommen aus; von den
mineralischen dürfen zu den ersteren nur die rothen Eisenfarben verwendet
werden;
d) Holz, Elfenbein etc. färbt man nur mit
organischen Farbstoffen;
e) rothe Schmelzfarben liefern: Goldpurpur,
Kupferoxydul, Eisenoxyd, Manganoxyd.
V. Braune und schwarze
Malerfarben.
1) Umbra (Terra umbrana).
Erdiger Thoneisenstein, ein Gemenge von Eisenoxyd und Manganoxydhydrat mit
Kieselerde und Thon. Leber- bis kastanienbraune Stücke, an der feuchten Lippe
haftend. – Durch Glühen erhält man dunklere, schwarzbraune Nüancen; sie
kommen als gebrannte oder holländische Umbra in den Handel. – Wasser-,
Kalk-, und Oelfarben; haltbar, nicht giftig. – Als rothbraune
Deckfarben sind auch die (ebenfalls durch Eisenoxyd oder Eisenoxydhydrat gefärbten) brauneren Nüancen des
Ockers und der Terra di Siena im Gebrauch.
2) Kölnische Umbra (Kesselbraun). Erdige Braunkohle. Sie
wird durch Schlämmen gereinigt und meist in Holzformen gepreßt. Dunkelbraune,
viereckige Stücke; Wasser-, Kalk- und Oelfarbe; fein, erdig; haltbar;
nicht giftig.
3) Ruß (Kienruß, Reben-, Druckerschwarz).
Vegetabilische Kohle, meist durch Verbrennen harziger oder fetter Substanzen bei
beschränktem Lufzutritt erhalten. – Lockere, leichte, feine, schwarze Pulver.
Wasser-, Kalk- und Oelfarben; haltbar, nicht giftig.
4) Beinschwarz. Thierische Kohle, durch Verkohlung von
Knochen, Hirschhorn etc. bereitet. Sandig anzufühlendes Pulver, weit schwerer als
die unter 3) genannten Farben. Nicht giftig.
5) Graphit (Reißblei, Wasserblei). Mineralische Kohle.
Schwere, fettig anzufühlende, stark abfärbende, stahlgraue bis eisenschwarze Stücke.
Nicht giftig.
6) Wad (Manganbraun, mineralischer Bister). Kommt in der
Natur vor, besteht im Wesentlichen aus Manganoxyd und Hyperoxydhydrat. Bräunliches
bis schwarzes Pulver; abfärbend; nicht giftig.
7) Sepia. Der verdickte schwarze Saft des Dintenfisches
(Sepia officinalis). Feine, schwarzbraune Farbe, nur
in der feineren Malerei verwendet. Sie verdankt ihre Färbung einem eigenthümlichen,
dem Augenschwarz sehr nahe stehenden animalischen Farbstoffe. Früher waren noch im
Gebrauch:
Breslauer Braun (Hatchett's oder chemisch Braun).
Ferrocyankupfer, durch Niederschlagen von Kupfervitriol mit Blutlaugensalz erhalten;
ferner:
Schwefelblei, Schwefelwismuth, Schwefelkupfer, nicht
krystallinisches Schwefelquecksilber.
Jetzt werden diese Farben nicht oder kaum mehr verwendet.
Unterscheidung der braunen und schwarzen
Malerfarben.
Erforderliche Reagentien: Kalilauge, Salzsäure. – Die erste Operation
bleibt weg, sofern man auf Sepia nicht Rücksicht zu nehmen hat.
Man kocht eine Probe mit Kalilauge. Dadurch
I. wird mit brauner Farbe gelös't: Sepia;
II. bleiben unverändert: alle übrigen.
Man kocht eine weitere Probe mit Salzsäure. Dadurch
a) werden mehr oder weniger aufgelöst:
aa) unter Chlorentwickelung: Wad;
bb) ohne oder mit schwacher Chlorentwickelung: die
durch Eisenoxydhydrat gefärbten Substanzen, Umbra (Terra
di Siena), brauner Ocker etc. – Die Lösung wird durch
Blutlaugensalz blau gefärbt.
b) Bleiben in Bezug auf ihre Farbe unverändert: die
durch Kohle gefärbten Substanzen.
Von denselben verbrennt:
aa) leicht und vollständig oder fast vollständig:
vegetabilische Kohle;
bb) schwerer und mit Zurücklassung von viel Asche:
thierische Kohle;
cc) sehr schwer: Graphit.
Notizen, betreffend die specielle Anwendung der braunen
und schwarzen Farben.
a) Zeuge werden meist durch gerb- und
gallussaures Eisenoxyd – welches mittelst Eisensalzen und
gerbstoffhaltigen Substanzen in den Stoffen erzeugt wird – schwarz
gefärbt, häufig unter Zusatz von Indigo, Blauholz etc. – braune Nüancen
durch Vereinigung dunkler, schwarzer oder blauer Farben mit rothen oder gelben,
ferner durch Eisen und Manganoxydhydrat, welche auf den Stoffen erzeugt
werden;
b) Papiere werden durch Ruß oder Beinschwarz, Umbra,
Ocker oder durch Mischungen von blauen und schwarzen mit rothen und gelben
Farben gefärbt;
c) Elfenbein und Horn werden mittelst einer
Auflösung von salpetersaurem Silberoxyd, oder durch Eisensalze, Galläpfel und
Blauholz schwarz gebeizt. – Letzterer Mittel bedient man sich auch zum
Schwarzbeizen des Holzes;
d) zu Conditorwaaren sind zu verwenden erlaubt: Ruß,
Beinschwarz, Umbra, Terra di Siena, Lakritzensaft,
Sepia;
e) braune und schwarze Schwefelfarben liefern:
Mangan-, Eisen-, Kupfer-, Kobalt-, Uranoxyde, allein
oder vereinigt.
VI. Weiße Malerfarben.
1) Bleiweiß. Kohlensaures Bleioxyd mit Bleioxydhydrat,
durch Einwirkung von Kohlensäure auf basisch-essigsauresbasisch-esigsaures Bleioxyd zu erhalten.
Leitet man den Proceß in der Weise ein, daß man Bleiplatten mit Essigdämpfen in
Berührung läßt, bei Gegenwart verwesender (Kohlensäure liefernder) organischer
Ueberreste, so erhält man das am besten deckende. Die neueren Methoden, nach welchen
man Kohlensäure in eine Lösung von basisch – essigsaurem Bleioxyd strömen
läßt, liefern billigeres, aber nicht so gut deckendes Bleiweiß. – Durch
Vermengung der reinen Farbe mit Schwerspath, schwefelsaurem Bleioxyd, Kreide, weißem
Thon etc. in verschiedenen Verhältnissen, entstehen die zahlreichen Sorten des
Handels. Durch Zusatz von Berlinerblau wird das Perlweiß,
durch Vermischung mit Nuß das Silbergrau erhalten.
– Sehr häufig verwendete Oel- und Wasserfarbe, durch
schwefelwasserstoffhaltige Ausdünstungen schwarz werdend; giftig.
2) Kreide (Wiener-, Marmorweiß.) Kohlensaurer Kalk,
natürlich vorkommend, gemahlen und geschlämmt. – Wasser und Kalkfarbe;
haltbar, nicht giftig.
3) Schwerspath. Schwefelsaurer Baryt, natürlich
vorkommend, gemahlen und geschlämmt. Die Sorten sind in Bezug auf ihre Deckkraft
ungleich. – Haltbare Wasser- und Kalkfarbe; in größeren Mengen
schädlich, nicht gerade giftig.
Wenig im Gebrauche sind: Weiß gebrannte Knochen (präparirtes Hirschhorn), weißer Thon
(Bolus), Gyps, präparirter Kalk, ferner Zinkweiß (Zinkoxyd) und Wißmuthweiß
(basisch-salpetersaures Wismuthoxyd).
Unterscheidung der weißen Malerfarben.
Erforderliche Reagentien: Schwefelwasserstoff, – Schwefelammonium (oder
statt dessen Schwefelleberlösung), Salpetersäure, Schwefelsäure, Salzsäure,
Chlorbaryum, Salmiakgeist.
Man übergießt eine kleine Probe mit Schwefelwasserstoff-Schwefelammonium.
– Dadurch
I. werden schwarz: Bleiweiß, Wißmuthweiß und schwefelsaures Bleioxyd. Von diesen
sind in verdünnter Salpetersäure löslich: die beiden ersten; nicht löslich: das
schwefelsaure Bleioxyd. Wird die salpetersaure Lösung durch Schwefelsäure weiß
gefällt, so ist die Farbe Bleiweiß, im andern Falle Wismuthweiß;
II. bleiben unverändert: alle übrigen.
Man behandelt eine neue Probe mit verdünnter Salzsäure. – Dadurch
werden
a) gelös't:
aa) unter starkem Aufbrausen: Kreide;
bb) ohne oder mit ganz schwachem Aufbrausen:
Zinkweiß, Gyps und Knochenasche. Bringt in der verdünnten Lösung Chlorbaryum
einen beträchtlichen weißen Niederschlag hervor, so ist die Farbe Gyps
(schwefelsaurer Kalk.)
Bleibt die Lösung bei Zusatz von überflüssigem Salmiakgeist klar, so ist sie
Zinkweiß, entsteht ein bleibender Niederschlag: Knochenasche.
b) Nicht gelöst: Schwerspath und Bolus.
Von diesen ist ausgezeichnet:
aa) durch großes specifisches Gewicht:
Schwerspath;
bb) durch Knetbarkeit mit Wasser: weißer Thon.
Bei der Prüfung können folgende Notizen von Nutzen seyn:
Papiere (Glacépapiere) werden meistens mit Bleiweiß, zuweilen auch nur mit
Schwerspath gefärbt.
Zu Conditorwaaren sollten nur Kreide, Thon, Talk, Stärkemehl und Knochenasche
verwendet werden, Gyps und Schwerspath sind minder anzurathen. Die Metallfarben
aber dürfen schlechterdings nicht gebraucht werden.
Zum Weißfärben des Glases dient Knochenasche oder Zinkweiß.
VII. Metallfarben.
1) Aechte Bronzen. Aus ächtem Blattgold und Blattsilber,
durch Abreiben mit Honig und Syrup, und Auswaschen zu erhalten. – Zarte
gold- oder silberfarbene, glänzende, feine Pulver.
2) Unächte Bronzen. Aus geschlagenen gold- oder
silberfarbenen Metalllegirungen, wie die ächten bereitet. Die Gold- und
Kupferbronzen bestehen meist aus Kupfer und Zink, die Silberbronzen in der Regel aus
Zink und Zinn, selten aus Wismuth, Zinn und Quecksilber.
3) Musivgold, Zinnsulfid. Besonders schön durch mäßiges
Erhitzen von 12 Th. Zinn, 6 Theilen Quecksilber, 7 Th. Schwefel und 6 Th. Salmiak in
Retorten oder Tiegeln, theils im Rückstand, theils als Sublimat zu erhalten.
Goldfarbene, fettig anzufühlende, feine Flitterchen, im Aussehen der Goldbronze sehr
ähnlich, derselben aber an Haltbarkeit weit nachstehend.
Unterscheidung der Metallfarben.
Man erwärmt eine Probe mit mäßig verdünnter Salpetersäure. Dadurch I. werden nicht gelös't:
ächte Goldbronze und Musivgold. Von diesen lös't sich beim Kochen in Kalilauge:
Musivgold; unlöslich darin ist: ächte Goldbronze (diese lös't sich in einer
Mischung von Salpetersäure und Salzsäure. Die verdünnte Lösung gibt mit
Eisenvitriolsolution einen bräunlich-schwarzen Niederschlag).
II. Werden gelös't: die übrigen
a) unter Hinterlassung eines weißen Pulvers: die
Zinn enthaltenden;
b) zu grünblauen Lösungen, welche durch Salmiakgeist
lasurblau werden: die Kupfer enthaltenden;
c) die Lösung der Silber enthaltenden wird auch nach
starkem Verdünnen durch Salzsäure weiß gefärbt;
d) die Zink enthaltenden liefern auf Kohle der
innern Löthrohrflamme ausgesetzt, einen, so lange er heiß ist, gelben, beim
Erkalten weiß werdenden Beschlag.
Zur Verzierung von Conditorwaaren dürfen nur achte Bronzen verwendet werden.