Titel: Bereitungsart der Liköre im südlichen Frankreich; von Fried. Höhing in Stuttgart.
Fundstelle: Band 118, Jahrgang 1850, Nr. LXXXI., S. 388
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LXXXI. Bereitungsart der Liköre im südlichen Frankreich; von Fried. Höhing in Stuttgart. Aus dem Gewerbebl. für Württemberg, 1850 S. 91. Höhing, über eine Bereitungsart der Liköre. Wenn gleich man viele verschiedene Bereitungsarten von Likören kennt, so scheint doch die hier mitzutheilende weniger bekannt und der Prüfung durch Techniker werth zu seyn. In derjenigen Gegend, wo diese Methode im Gebrauch ist, ist man mit den Producten sehr zufrieden, und es ist hier nur noch beizufügen, daß das Verfahren selbst billig und einfach ist und auf keine der Gesundheit schädliche Weise bewerkstelligt wird. Obwohl bei dieser Bereitungsweise recht wohl jeder Apparat vermieden werden kann, so ist doch der in Folgendem angegebene Apparat mit Vortheil im Gebrauch und sehr zu empfehlen, wie er auch sehr billig ist. Er besteht aus einem blechernen Cylinder, an dem unten ein Trichter mit Seiher angebracht und der oben mit einem Deckel verschlossen ist. Diesen aus einem Stücke bestehenden Apparat, der von jedem Spengler leicht aus Weißblech angefertigt werden kann, setzt man auf eine Flasche mit entsprechender Mündung. Die Anfertigung von Likören wird, abgesehen von dem Verhältniß der zu nehmenden Materialien, auf folgende Weise, ohne daß eine Erwärmung von diesen stattfindet, bewerkstelligt: Nachdem die Ingredienzen möglichst zerkleinert auf den Seiher in den blechernen Cylinder gebracht sind, geschieht dieß auch mit dem in Stücke gehauenen Zucker. Nach diesem bringt man auf ein Maaß Likör 5 bis 6 Messerspitzen voll gereinigten Weinstein (Cremor tartari), und gießt dann den Weingeist beliebiger Stärke nach und nach auf; dieß wird mit dem Durchgelaufenen so lange wiederholt, bis das Product die gewünschten Eigenschaften erhalten hat. Nach beendigter Operation können die Liköre mit gebranntem Zucker u.s.w. gefärbt werden. Das Verhältniß der Stoffe ist leicht zu finden, und dabei nur zu beachten, daß man stets die Gewürze selbst nimmt und nicht die Extracte derselben, z.B. Anis-, Fenchel-, Kümmelsamen, Wachholderbeeren oder andere Gewürze, deren Geschmack man auf den Likör übertragen will. Das Recept für Anislikör ist folgendes: 1 Loth Anissamen, 4 Loth Zucker, 1 Maaß mit einem Drittel Wasser vermengter Weingeist. Uebrigens lassen sich eine Menge von Likörsorten auf diese Weise bereiten, und das Verhältniß kann beliebig nach gewonnenen Erfahrungen gebildet und geändert werden.