Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 118, Jahrgang 1850, Nr. , S. 312 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber eine Abwäge-Maschine für Münzen; von Seguier.
Die von mir erfundene Münzwaage hat zum Zweck, die so
wichtige Operation des Abwägens der Platten behufs ihrer Justirung und des
Nachwägens der geprägten Stucke vor ihrer Abgabe, eine subtile, bis jetzt
Menschenhänden überlassene Arbeit, durch die Dampfmaschine der Münze verrichten zu
lassen. Der Vorzug meiner Maschine ist, daß die Ausscheidung oder Sortirung in
richtige, zu schwere und zu leichte Stücke, mit größerer Sicherheit und schneller
vor sich geht als es durch Menschenhände geschehen kann.
Die Gewähr einer guten Sortirung beruht nämlich gegenwärtig bloß auf der
ununterbrochenen Aufmerksamkeit der Wäger; dieselben müssen beständig eine geistige
Wahrnehmung in Einklang setzen mit einer Thätigkeit der Hand, welche durch
beständige Wiederholung bei ihnen gerne maschinenmäßig wird. Die Schnelligkeit des
Abwägens mit der Hand ist dabei nothwendig der Geschicklichkeit des Wägers
untergeordnet, der immer nur ein Stück auf einmal wägen kann.
Meine Waage trennt die richtigen, zu schweren und zu leichten Stücke, um sie in drei
besondere Gruppen zu vereinigen; durch eine einzige Wägung verrichtet sie eine
Sortirung, zu welcher sonst drei Wägungen erforderlich sind, indem sie auf das
erstemal als richtige Stücke alle diejenigen annimmt, welche sich innerhalb der
gesetzlichen Fehlergränze befinden, welche Gränzen diese Maschine in Zukunft zu
verändern und enger zu setzen gestattet.
Meine Maschine besteht aus vier Hauptstücken:
1) dem Aufgebetrichter, in welchen man die Platten, wie sie sind, nur hineinzuwerfen
braucht, um sicher zu seyn daß sie, wie sie sich auch darin geordnet haben mögen,
alle bis zum letzten Stück gewogen werden;
2) der eigentlichen Waage, welche mit der Eigenschaft, nur bei einer größern
Gewichts-Differenz als der gestatteten Fehlergränze auszuschlagen, eine große
Empfindlichkeit verbindet;
3) dem Aufleger, welcher alle Stücke nacheinander auf die Waagschale bringt; in Folge
einer besondern Vorrichtung kann dieser Aufleger nicht, wie diejenigen bei
gewöhnlichen Münzwaagen zu functioniren aufhören, wenn die Stücke nach dem
Ausschneiden Hervorragungen behielten, durch welche die Platten manchmal aneinander
hängen bleiben, oder sich an das Relief der Gepräge hängen;
4) endlich einem Mechanismus, welcher das abgewogene Stück zu dem für die richtigen,
zu schweren und zu leichten Platten bestimmten Behältniß führt, welche Bewegungen
bloß durch das verschiedene Gewicht der Platten veranlaßt werden.
Es wurden bis jetzt zwei Maschinen zum Sortiren der Münzen construirt; die eine wird
in der englischen Bank trotz der außerordentlichen Langsamkeit ihrer Verrichtungen
benutzt; die andere wird auf der Münze zu Wien (im Original steht unrichtig München)
in einem gläsernen Gehäuse als eine mehr sinnreiche als brauchbare Maschine
aufbewahrt; beide haben große Summen gekostet. Ich glaube mit geringern Kosten
größere Vortheile zu bieten.
Meine Maschine ist im wesentlichen bloß eine feine Waage mit zweckmäßigen Zusätzen;
dennoch erfordert sie nicht, wie die Londoner und Wiener Waage, ein vorheriges
Ordnen der Stücke in Rollen und das Einbringen eines Stückes nach dem andern in die
Röhre des Auflegers; die Stücke werden dabei nur in den Trichter geworfen, um
sortirt und abgewogen zu werden.
Durch ihre Anwendung wird die Verlässigkeit der Abwägung nicht mehr der vollkommenen
und beständigen Uebereinstimmung der Einsicht und der Hand des die Abwägung vornehmenden Arbeiters
anheimgestellt, sondern sie wird das nothwendige Ergebniß des Spieles einfacher
Maschinentheile, deren Berrichtung durch ihre gute Ausführung von Seite der HHrn.
Deleuil Vater und Sohn gesichert ist. (Comptes rendus, August 1850, Nr. 7.)
Versuche über schmiedbares Messing.
Hr. Kupferschmied Zander legte der polytechnischen Gesellschaft zu Königsberg Proben
von schmiedbarem Messing vor, zu dessen Herstellung er das Recept gewählt hatte, in
dem 33 Kupfer und 25 Zink angegeben sind. Er hatte demnach auf einem gewöhnlichen,
oben offenen Schmelzherde einen Graphittiegel in Holzkohlen gesetzt, 8 1/4 Pfd.
Kupfer hineingelegt, den Tiegel mit einer kleinen Platte bedeckt und das Kupfer zum
Schmelzen gebracht. Der Herd selbst ist mit einem etwa 1 1/2 Fuß hohen Rande
umgeben, der das Brennmaterial mit dem Tiegel zusammenhält, und steht durch eine
Oeffnung in einer Seite des Randes mit dem Schornstein in Verbindung. Ueber die
Flamme wird dann eine größere Deckplatte gelegt, die aber nicht den Herd oben völlig
schließt und auf diese Weise einen starken Zug bewirkt. Wenn das Kupfer flüssig war.
legte Hr. Zander 6 1/4 Pfd. Zink darauf, und streute
gleich darauf, da das Zink sehr schnell schmilzt, ein wenig pulverisirten Schwefel,
um das Blei aus dem Zink auszuscheiden, wenn welches darin enthalten ist; die auf
dem geschmolzenen Metalle schwimmende Schlacke, Asche, Kohlen oder Schwefelmetalle
wurden dann mit einem Löffel abgeschöpft, die Masse etwas durchgerührt, und nachdem
sie sich vollständig verbunden hatte, der Tiegel mit Zangen herausgehoben und in
offene kupferne Formen ausgegossen. Es war nur 1/4 bis 3/8 Pfd. Verlust an Gewicht
durch Verdampfung des Zinks u.s.w. Eine der gegossenen Stangen brachte Hr. Zander sogleich unter zwei Hammer und schmiedete es wie
Kupfer, konnte es biegen und strecken, eine andere Stange kühlte er sogleich in
Wasser ab, glühte sie wieder und schmiedete sie auch wie die erste; jedoch bemerkte
er bald, daß dieß Messing sich nur bei der dunkel braunrothen Glühhitze gut
behandeln lasse; wird es weißglühend gemacht, so fällt es unter dem ersten
Hammerschlage aus einander. Als es sich nun zeigte, daß der erste Versuch schon
nicht mißlungen war, stellte Hr. Zander sogleich noch
einen zweiten sorgfältigeren an, und goß das Metall nicht in offene Formen, sondern
in Sand; er erhielt glatte viereckige Stangen von 16'' Länge, 1 1/4'' Breite und 1/2
Zoll Dicke, von denen er 6'' lange Stücke im Feuer um 2'' strecken konnte. Eine
Stange schmiedete er rund, ein anderes Stück bog er zu einer Oese um, schmiedete
einen herzförmigen Lappen mit einem schmalen Hammer, und alle Stücke waren durchaus
dicht und ganz, ohne Risse und Sprünge geblieben. Ein dickes Stück jedoch, welches
Hr. Zander zu ziehen versuchte, riß. Außerdem waren noch
ein Paar lange Nägel angefertigt worden, von denen der eine gebeizt war. Die Farbe
dieses Messings ist wenig verschieden von der goldgelben des gewöhnlichen,
vielleicht mit einem Stich ins Röthliche. (Gewerbevereinsblatt der Provinz Preußen,
IVter Jahrg., Liefer. 9 und 10. – Wir verweisen auf Dr. L. Elsner's Versuche über schmiedbares
Messing im polytechn. Journal Bd. CXIII S.
434.)
Ueber die Veränderung, welche viele Spiralen beim längeren
Gebrauche der Uhren erleiden.
Hr. Uhrmacher Bäcker machte der polytechnischen Gesellschaft zu Königsberg eine
interessante Mittheilung über die Veränderung, welche viele Spiralen beim längeren
Gebrauch der Uhren erleiden, was natürlich den übelsten Einfluß auf die
Gleichmäßigkeit des Ganges derselben ausüben muß; er hatte bemerkt, daß bei den
Schweizer Spiralen mit der Zeit nicht selten eine Vergrößerung ihres Umfanges
entstehe, wodurch die Unruhe in eine falsche Stellung komme, was zuletzt ein
Stillstehen der Uhr zur Folge haben könne. Aus diesem Umstande, der bei den auf
englische Art gemachten
Spiralen nicht einträte, sey er darauf hingeführt worden, in der Art und Weise der
Fabrication der Schweizer Spiralen den Grund zu dieser Veränderung suchen zu müssen.
Die Schweizer arbeiten ihre Spiralen, indem sie mehrere auf einmal auf eine
Federwinde aufwickeln, sie in eine Kapsel bringen und zuletzt über Feuer blau
anlaufen lassen. Die englischen Spiralen sind aber zwischen eine Klemme oder Zange,
die man in der Hand hält, durchgezogen, wodurch sie sich zusammenrollen; eine
Operation, die viel mühsamer ist als jene. Es wird hier ein bestimmter Druck auf
alle Theilchen des Eisens ausgeübt; werden solche Federn dann auf einer Platte
freiliegend über Feuer blau anlaufend gemacht, so verändern sie sich später nicht
mehr. Die Schweizer aber lassen sie in einer Kapsel blau anlaufen, sie krümmen sich
also in einem eingeschlossenen Raume, durch die Wärme sich ausdehnend, sehr stark.
Nimmt man daher eine Schweizer Spirale und erwärmt sie auf einer Platte freiliegend,
so dehnt sie sich aus und vergrößert ihren Umfang bedeutend. Ebenso verändert sie
sich nun nach längerem Gebrauch der Uhr, in welcher sie freiliegend den
Temperatureinflüssen ausgesetzt ist, und die Stellscheibe ist nicht immer im Stande
sie genügend zu verkürzen. Hr. Bäcker hält es daher für
räthlich, diese Spiralen zur Vorsicht gegen den bezeichneten Uebelstand vor dem Einsetzen in das Uhrwerk freiliegend auf einer Platte
zu erwärmen, dann verändern sie sich nicht mehr und man kann mit größerer
Sicherheit auf ein längeres Richtiggehen der Uhr rechnen. (Gewerbevereinsblatt der
Provinz Preußen, IVter Jahrg., Liefer. 9 und 10.)
Goldschmidt's Instrument um die Brennweite der
Brillengläser zu bestimmen.
Hr. Optikus Goldschmidt zeigte in der polytechnischen
Gesellschaft zu Königsberg ein Instrument, vermittelst dessen er die Brennweite der
Brillengläser bestimmt, und erläuterte durch einen praktischen Versuch dessen
Anwendung. Es besteht aus einer 8 Fuß langen, viereckigen, oben offenen hölzernen
Röhre oder Rinne, die man auf einen Tisch setzt. In diese Rinne wird ein kleiner
hinein passender Blechkasten gestellt, in dem unter 45° Neigung gegen die
Horizontale ein Spiegel angebracht ist. Dieser Blechkasten ist auf einer Seite mit
einer matten Glastafel verschlossen und die hölzerne Rinne hat an ihrem Ende ein
rundes Loch vor welches man das zu untersuchende Brillenglas einsetzt. Wird nun die
Rinne oben bis zum Spiegelkästchen bedeckt, so daß von anderwärts kein Licht auf den
Spiegel fallen kann, so wird das Bild irgend eines in der Richtung der Rinne
liegenden Gegenstandes durch die runde Oeffnung in derselben und durch das
Brillenglas auf der matten Glastafel und somit auf dem Spiegel erscheinen. Dieser
steht unter einem 45° geneigten Winkel, damit man von oben (und zur
Deutlichmachung des Bildes ist noch ein Vergrößerungsglas angebracht) das auf den
Spiegel geworfene Bild bequem betrachten könne. Der Spiegelkasten läßt sich nun in
der Rinne beliebig weit verschieben dem Gegenstande nähern oder von ihm entfernen,
bis das Bild deutlich wird. An ihm ist ein Stift befindlich, der auf dem Rande der
Rinne die Zahl der Zolle bezeichnet und die Brennweite der convexen Linsen angibt.
Hr. Optikus Goldschmidt untersucht nun die verschieden
starken und schwachen convexen Gläser mit seinem Focusmesser, numerirt sie nach der
Zollzahl ihrer Brennweite und hält sich von jeder Nummer ein Probeglas. Durch das
Probeglas erfährt er dann leicht auch die negative Brennweite concaver Gläser. Hält
man nämlich ein convexes Probeglas von bekannter Brennweite vor das Auge, so ist
dasjenige Hohlglas von gleicher Brennweite, welches, wenn es über das convexe
herüber gelegt wird, die Wirkung des ersteren vollständig aufhebt, so daß man durch
eine bloße Glasscheibe oder durch Fensterglas zu sehen glaubt, daß also die
Gegenstände für ein gesundes Auge in ihrer natürlichen Größe erscheinen. Hr. Goldschmidt probt auf diese Weise auch concave
Brillengläser aus, und bestimmt dann wieder umgekehrt mit diesen die Nummern der
convexen; so daß er die Focusmesser immer nur dann anwendet, wenn ihm eine Nummer
der Probegläser fehlt. (Gewerbevereinsblatt der Provinz Preußen, IVter Jahrg., Lief.
9 u. 10.)
Ueber sogenannten ostindischen Krapp, Rubia Munjistha; von Professor Schumann in
Eßlingen.
Vor etlichen Jahren brachte ein Handlungshaus ein rothes Pulver unter dem Namen
ostindischer Krapp, Munjeet in den Handel. In Ostindien wächst eine Krappart wild,
welche die Botaniker Rubia Munjistha Roxb. nennen, deren
Wurzel in Ostindien zum Färben gebraucht werden soll. Nach Runge enthält sie dieselben Farbstoffe, wie unser Krapp, Rubia tinctorum; Runge hat
auch Farbversuche im Kleinen mit ihr angestellt, und dieselben Resultate mit ihr
erhalten. Bei Farbversuchen im Großen hat sich aber ihre Anwendbarkeit nicht
bestätigt.
Der Pflanzentheil, welcher den sogenannten Krapp liefert, er mag von einer Krappart
kommen von welcher er will – man kennt jetzt an 65 verschiedene Arten oder
Species von Rubia – ist der unter der Erde
fortkriechende und sich verbreitende Wurzelstock,
gemeinhin Wurzel genannt, von der Dicke eines Federkiels,
bisweilen, aber nur bei morgenländischen Arten, und auch bei diesen sehr selten von
der Dicke eines Fingers, gewöhnlich 6–10 Zoll lang, auch langer vorkommend,
gekrümmt, außen braunroth und mehrere Stengel treibend. Neben den färbenden und
harzigen Bestandtheilen enthält unser hieländischer Krapp Salze, Zucker und Gummi.
Wenn man seit jeher bei den Pflanzen eine gewisse Uebereinstimmung der Gestalt mit
den Eigenschaften bemerkt, das heißt in den einander gleichenden Arten mehr oder
minder dieselben chemischen Eigenschaften erkennt, wenn Gleichheit der Eigenschaften
sich nur in ähnlichen Pflanzen oder Pflanzentheilen, Aehnlichkeit derselben in nahe
verwandten Pflanzen und in gleichen oder sehr ähnlichen Pflanzentheilen sich findet,
was die Pflanzenphysiologie und Chemie außer allen Zweifel setzt, so steht fest, daß
die chemischen Bestandtheile unserer Krappwurzel, der Rubia
tinctorum, wenn auch in unwesentlichen Abänderungen, in den Wurzeln aller
Rubia-Arten der Hauptsache nach dieselben seyen, daß sie aber in andern
Pflanzentheilen derselben Rubia-Arten nicht nothwendig vorkommen müssen und
nicht vorkommen werden, so namentlich außer den Pigmenten Zucker, Gummi, Salze. Zwar
kommt Zucker auch in noch andern, wie in der Rübe, vielleicht in allen Wurzeln vor,
so z.B. in dem bittern Enzian neben dem Bitterstoff, aber bei der Krappwurzel
gehören diese Bestandtheile zu ihrer besondern Eigenthümlichkeit, und diese
enthalten die Ursache daß unsere gemahlenen Krappwurzeln, wenn sie auch als
trockenstes Pulver in die Fässer eingestampft und diese fest verschlossen worden,
nach Jahr und Tagen doch ziemliche Feuchtigkeit aus der Luft eingesogen haben, in
der Art, daß meistens der Deckel des Fasses convex nach außen gebogen und der Krapp
so fest zusammengebacken ist, daß man ihn oft mit Meißel und Hammer herausschlagen
muß. Legt man frisch gemahlenen Krapp an einen feuchten Ort, z.B. in den Keller, so
sieht er nach kurzer Zeit feucht aus, seine Farbe ist tiefer und röthlicher geworden
und hat an Gewicht zugenommen.
Das Krapp-Pulver unserer Färberröthe, sowie das von morgenländischen Wurzeln,
ist gelblich bis röthlichgelb, an feuchter Luft ändert sich diese Farbe mehr ins
Röthliche, aus dessen Nüance die Güte des Krapps vom Kaufmann beurtheilt wird. Das
in Rede stehende Pulver des ostindischen Krapps ist roth, trocken, nicht feuchtend
in der Luft, backt im Faß nicht zusammen, und ist faserig.
Nach diesen äußeren Eigenschaften, namentlich der letzteren, könnte man schon
vermuthen daß dieser Munjeet aus keiner Wurzel bereitet worden, sondern wenn auch
vielleicht aus einer Krappart, aus einem anderen Pflanzentheile derselben. Bischoff in seinem Lehrbuch der Botanik Bd. III S. 554
sagt: Die Färberröthe wird wegen des Wurzelstocks, der in
der Färberei dient, angebaut, und Descaines in seiner
gekrönten Preisschrift über den Krapp Seite 22: En examinant
le tissu cellulaire, on voit celui de la racine sécréter un
liquide
jaune, tandis que celui de
la tigelle, qui n'en
diffère nullement
d'après l'observation, se remplit de
matèrie verte. Cette
difference si grande des sécrétions etc. d.h. wenn man das
Zellgewebe untersucht, so findet man in dem der Wurzel einen gelben (später roth werdenden) Saft, während das Zellgewebe des Stengels,
das Beobachtungen zufolge von dem der Wurzel nicht im mindesten verschieden ist, mit
grünem Stoff sich anfüllt. Diese so große
Verschiedenheit der abgesonderten Stoffe etc.
Diese Vermuthung wird auffallend bestätigt, wenn man diesen Pflanzenkörper ungemahlen
zu Gesicht bekommt, denn angekommen ist er in – mit Meerrohr umschnürten
Bündeln von 1–1 1/2 Fuß Länge und etwa 2 Pfd. Gewicht, und diese Bündel
enthielten 4–5–6 Fuß lange, gerade, gegliederte und äußerlich
aschgrau, nicht braunroth aussehende, man kann unmöglich sagen: Wurzeln, sondern
Stengel, die überhaupt den Hanfstengeln sehr ähnlich
waren; an ihnen hingen hie und da ein Blättchen und eine Wurzel. Hieraus ist nun
ohne weitere Auseinandersetzung abzunehmen, daß diese ostindischen Krappe keine Wurzeln, sondern Stengel sind.
Ob diese nach dem obigen zum Färben anstatt unseres Krappes taugen können, ist eine
Frage, die sich von selbst und zwar mit Nein! beantwortet.
Ob aber diese Stengel von einer Krappart herkommen, ist schwer zu beantworten,
vielleicht nicht einmal dieß!
Daraus, daß diese Stengel ein rothes Pulver geben, ist noch nicht erwiesen, daß man
mit ihnen dauerhaft roth färben könne, oder gar daß sie für Krapp substituirt werden
können, letzteres selbst nicht, wenn sie mit Thonerdebeizen roth färben. Denn andere
Dinge, wie Fernambuc- und Sandelholz färben mit diesen Beizen auch roth.
Von diesem rothen Pflanzenpulver ist, zweifelsohne um einen alten Lagerhüter
wegzubringen, von dem Hause unter andere Krappe gemengt worden; ob solche
Beimengungen einem guten Krapp Nutzen oder Schaden
bringen, ob ein solcher dadurch verbessert oder verschlechtert werden müsse, darüber
hat man sich in einem jüngst in diesem Journale gegebenen Aufsatze
ausgesprochen.
Nachdem dieser Aufsatz niedergeschrieben war, lesen wir in Geiger's Annalen der Pharmacie, Bd. VI, 1833, S. 335: „Das
Munjeet ist eine Pflanze, deren Stengel mehr Farbstoff liefert als die Wurzel,
in trockenem Zustande ist sie fast so reich wie guter Avignonkrapp, enthält aber
so viele gelbe und saure Bestandtheile, daß es unmöglich ist solide Farben damit hervorzubringen. Die rothe Farbe,
welche man damit auf geölte Baumwolle hervorbringt, ist selbst nach dem Aviviren
am Lichte so flüchtig, daß sie, einige Tage demselben ausgesetzt, fast (!)
verschwindet.“
Hienach könnte nun obiges Pulver doch von der Rubia
Munjistha herkommen; aber wenn auch, so ist es eben nicht der Pflanzentheil, welchen man unter Krapp versteht und will:
nämlich Wurzelstock oder Wurzel, daher ist dessen Verabreichen anders als unter dem wahren Namen
nicht zu rechtfertigen, weil es den Verarbeiter oder Abnehmer in Schaden bringt.
(Gewerbebl. aus Württemb., 1850, Nr. 32.)
Untersuchung von Flüssigkeiten, welche zum Schwarzfärben der
Haare benutzt werden; von A. Chevallier.
Die von mir untersuchten Flüssigkeiten waren zwei, welche gemeinschaftlich zu diesem
Zweck angewandt werden.
Die erste A war farblos und in einem Glasfläschchen
enthalten, welches die Aufschrift hatte: Eau de Perse pour
teindre en châtain foncé.
Die zweite B war von goldgelber Farbe, hatte dieselbe
Aufschrift, und jedes Fläschchen kostete 2 Fr. 50 Cent.
Diesen Fläschchen war eine Gebrauchsanweisung beigegeben, worin gesagt ist:
„Man muß sich zuerst den Kopf durch trockenes Einreiben mit Kleie oder
Buchweizenmehl entfetten, hierauf mit dem Inhalt des Fläschchens A eine weiche Zahnbürste oder einen Pinsel tränken
und damit die Haare gut befeuchten welche man färben will; nachdem dieß
geschehen ist, trägt man auf die Haare sehr schwach eine kleine Menge von der
Flüssigkeit im Fläschchen B auf, hierauf eine neue
Schicht der im Fläschchen A enthaltenen Flüssigkeit.
Nach diesem zweiten Tränken ist die Operation beendigt; man muß alsdann die
Haare vollkommen trocknen lassen, bevor man sie wuscht oder ausbürstet.
Die Untersuchung der Flüssigkeit A ergab, daß sie 60
Gramme (2 Unzen) wog und zusammengesetzt war aus:
wasserfreiem salpetersaurem Silber
4
Grammen,
5
Decigr.
destillirtem Wasser
55
„
5
„
Diese Flüssigkeit ist also eine Auflösung von salpetersaurem Silber in destillirtem
Wasser.
Die Untersuchung der Flüssigkeit B ergab, daß sie 40
Gramme wog und bereitet war mit:
trockenem Schwefelkalium
5
Grammen
destillirtem Wasser
35
„
Diese Flüssigkeit ist eine Auflösung von Schwefelkalium in Wasser. Da beide
Flüssigkeiten giftig sind, so sollte ihr Verkauf nicht Jedermann gestattet werden.
(Journal de Chimie médicale, Octbr. 1850, S.
562.)
Gefährlichkeit des Reinigens der Weinflaschen mit
Schrot.
In Frankreich kam in der letzten Zeit wieder der Fall vor, daß mehrere Personen
heftige Kolik bekamen in Folge des Genusses von Wein aus Bouteillen, in welchen nach
dem Spülen mit Schrot solches am Boden zurückgeblieben war. Da das zum Spülen der
Bouteillen gebräuchliche Schrot (Bleikörner), wenn es sich am Boden festsetzte, nach
längerem Aufbewahren des Weins in solchen Flaschen schon öfters solche Unfälle
veranlaßt hat, so sollte man endlich anfangen zum Spülen der Bouteillen nur
Gußeisenkörner anzuwenden, welche ganz unschädlich sind. (Journal de Chimie médicale, Octbr. 1850, S. 567.)
Ueber die Nachweisung einer Verfälschung des Steinöls mit
Terpenthinöl.
Eine Verfälschung des Steinöls mit Terpenthinöl läßt sich nach Saladin leicht entdecken, wenn man einige Gran Jodkalium und etwas Wasser
mit dem verdächtigen Oele zusammenreibt, wo sich dann das Wasser, im Fall eine
Verfälschung stattfand, sogleich gelb, und bei Gegenwart von mehr Terpenthinöl
orangeroth färben wird. Es wird dadurch noch 1/30 Terpenthinöl angezeigt.
(Polytechn. Notizblatt. 1850 Nr. 20.)
Ueber das Trocknen eingelegter Pflanzen.
Um eingelegte Pflanzen recht schnell und naturgetreu zu trocknen, schlägt Colemon erwärmten trocknen Sand vor. Den trocknen Sand
erhitzt man in einem eisernen Gefäße, bringt ihn in Säcke von Leinwand von solcher
Gestalt, daß sie flach gelegt einen zusammengelegten Bogen Papier reichlich
bedecken, und legt einen solchen zum dritten Theil angefüllten Sandsack auf die mit
zwei oder drei Bogen Löschpapier bedeckte Pflanze. Es können so mehrere Schichten
Pflanzen und Säcke auf einander gelegt werden, mit der Vorsicht jedoch, daß die
zarteren Wanzen die oberen Schichten einnehmen; ein besonderes Gewicht ist nicht
erforderlich. Nach 24 Stunden, oft noch früher, wird man die Pflanzen völlig trocken
haben, nur bei sehr saftigen muß das Verfahren wiederholt werden. Die verschiedenen
Pflanzentheile behalten ihre natürliche Farbe, wenn die Temperatur des erhitzten
Sandes gut regulirt worden, und da der Sand sich den Unebenheiten des gepreßten
Gegenstandes anpaßt, so werden Stengel, Fruchtboden u.s.w. nicht gequetscht, alle
Theile bewahren ihr natürliches Verhältniß. (Pharmaceutic.
Journal, durch Jahrb. für prakt. Pharmacie Bd. XX S. 245.)
Durch alten Weizen veranlaßte Entzündungen.
Zu Bordeaux ereignete sich diesen Sommer folgender merkwürdiger Fall. Beim Abladen
von Getreidesäcken bekamen alle damit beschäftigten Männer plötzlich eine Entzündung
der Haut und des Zellgewebes. Der Gesundheitsrath, welcher diese Sache in
Untersuchung zog, fand, daß diese Säcke lauter sogenannten rauhen Weizen (blés durs) enthielten,
dessen man sich zur Bereitung der Fadennudeln bedient; ferner daß dieser Weizen
schon alt und verdorben war und an seinen Spitzen eine abnorme Vegetation begonnen
hatte. Diese Art Flaum besteht aus sehr scharfen, zarten Blättchen, welche mittelst
der Lupe zu erkennen waren, sich leicht ablösten und auf der warmen, feuchten Haut dieselbe Wirkung hervorbrachten wie die Brennnesseln
und gewisse Gemüsehülsen, nämlich einen Reiz, Jucken und Hitzblätterchen. Diesem
Pflanzenstaub, vielleicht auch den zahlreichen Insecten, welche dieses Getreide
enthielt, war erwähntes Blasenziehen zuzuschreiben. Solches war von den Kornhändlern
schon oft bemerkt worden, die durch bloßes Waschen mit kaltem Wasser das Nebel in
ein paar Stunden los werden. Die Sackträger hatten nur zu lange nichts dagegen
gethan. Ein mineralisches Gift konnte in dem Getreide nicht entdeckt werden.
Dasselbe wurde sogleich mit gehöriger Vorsicht gelüftet (ventilirt); zum Verbrauch
wurde es jedoch nicht für untauglich erklärt. In ähnlichen Fällen kann man sich
durch Befeuchten der Säcke gegen die erwähnten Folgen schützen. (Journal de Chimie médicale, Nov. 1850, S.
683.)
Erfahrungen über die beste Benutzung der Brechageln (von
Hanf).
In unserer Gegend, wo so viel Hanf gebaut wird, hat man schon allerlei Versuche
gemacht, den Abgang desselben so gut möglich zu benutzen. Nach den seitherigen
Erfahrungen hat man den größten Vortheil bei nachbeschriebener Art der Verwendung
erzielt. Es werden nämlich diese Brechageln in Schwein- oder
Rindviehstallungen eingestreut und erst, wenn sie ganz zertreten und mit dem Urin
der Thiere vollständig angefeuchtet sind, aus den Stallungen in Haufen gebracht,
sofort später einigemal umgeschlagen, damit sie stets locker und den Einflüssen der
Luft und des Regens ausgesetzt bleiben. Bei dieser Behandlung verwesen die
Brechageln recht bald und liefern eine sehr gute lockere Erde, welche auf Wiesen und
Ackerfeld, selbst auf Plätzen, wo man junge Bäume hinsetzen will, mit ganz gutem
Erfolg verwendet wird. Bringt man aber die Ageln, ehe sie vollständig verwest sind,
auf Wiesen oder Ackerfeld, so gedeihen die Pflanzen nicht nur nicht, sondern sie
verderben. (Badisches Wochenblatt.)
Verfahren zum Pfropfen in den Spalt oder in die Krone, vom
Frühjahr an bis zum Monat September; von Loiseau.
Um in den Monaten April, Mai und Juni in den Spalt und in die Krone zu pfropfen,
bedient man sich der Augen, welche sich am Fuße der Schößlinge oder Zweige des
vorigen Jahres nicht entwickelten. Von Ende Juni an, wenn die jungen Schößlinge
etwas Kraft gewonnen haben, braucht man nur ihre Blätter abzuschneiden und mit den
Schößlingen zu pfropfen, wie man es mit denselben Zweigen im nächsten Frühjahr thun
würde. Wenn der Schößling noch zu zart ist, so ist es gut, ihn mit Pfropfharz
(Baumwachs) zu bestreichen.
Ich habe auf diese Weise vom Monat Mai bis September mehr als 150 Stücke, sowohl
Kern- als Steinobst, gepfropft, und nicht mehr als ein Fünftheil davon ist
mißrathen, obwohl meine Versuche in einem sehr dürren Boden angestellt und gar keine
Vorkehrungen getroffen wurden, um die Pfropfreise vor den Erschütterungen durch die
Vögel oder vor dem Vertrocknen in der großen Hitze des Junius oder Julius zu
schützen. Es gelang mir sogar Aprikosen im Juli in den Spalt zu pfropfen.
Im Mai mißriethen mir 2 von 15; im Juni 3 von 12; im Juli 3 von 15; im August 0 von
12.
Ich bemerke noch, daß ein im Mai, Juni und selbst Anfangs Juli in den Spalt
gepfropfter Baum einen im Frühjahr gepfropften beinahe noch einholt und am Ende des
Jahrs sehr wenig von ihm verschieden ist. Uebrigens beginnt die im Sommer
vorgenommene Pfropfung in den Spalt am achten Tage schon zu treiben, während die
Oculirung erst am fünfzehnten Tag zu treiben anfängt.
Das Pfropfen in den Spalt hat noch den weitern Vorzug vor dem Oculiren, nicht zu
erfordern daß die Rinde sich ablöse; im Gegentheil sind die Pfropfreise, welche am
wenigsten im Saft sind, die besten. (Comptes rendus,
September 1850, Nr. 11.)
Ueber eine neue Art Absenker zu machen; von Prof. Delacroix in Besançon.
Mein Verfahren besteht in Folgendem: Der Absenker oder Ableger kommt ganz in die
Erde; er bildet einen unterirdischen Bogen, dessen nach oben gerichteter convexer
Theil nur in seiner Mitte mit einem Punkte am Boden zu Tage kommt, welcher Punkt mit
einem guten Auge oder einem ganzen Zweigchen versehen seyn muß. Auf diese Weise ist
der Absenker in seiner ganzen Ausdehnung geschützt und das kleine Ende, anstatt der
Sitz einer dem Gelingen mehr oder weniger nachtheiligen Austrocknung zu seyn, wird
ein Weg der Absorption. Das allein der Luft ausgesetzte Auge vertragt alle
reizerregenden Einflüsse derselben ohne Nachtheil, ja mit Vortheil.
Obschon meine Versuche erst von den letzten Tagen des Junius datiren, konnte ich mich
doch schon überzeugen, daß dieses Verfahren wahrhaft nützlich werden kann. –
In einem Küchengarten Mittlern Ertrags, auf einem Kalkplateau in der Umgebung von
Besançon, wurden in einem Abstand von 10 Centimetern (3'' 8''') zwei Furchen
gemacht. Hundert Ableger (Aepfel-, Birn-, Pflaumen-,
Aprikosen-, Tulpenbäume, Rosensträuche etc.) beinahe sämmtlich vom Holz des
Jahres genommen, wurden gebogen und mit ihren Enden von einer bis zur andern Furche
in die Erde gesteckt; man begoß sie einigemal; am 22. Juli hatten alle diese Ableger
an der freien Luft und der Sonne die Frische wie beim Einsetzen; bei den meisten war
der in der Luft befindliche Theil schon der Sitz eines thätigen Wachsthums,
namentlich bei den Birnen- und Tulpenbäumen, deren Knospen schon eine Höhe
von 1–2 Centimetern (4 2/5–8 1/5 Par. Linien) hatten. Wie ich hoffe,
werden sie diesen Herbst doppelt und vollkommen anwurzeln, worüber ich berichten
werde. (Comptes rendus, 1850 Nr. 5.)
Ueber die Kartoffelkrankheit und die Mittel ihr zu begegnen;
von Menesson.
In einer Abhandlung, worin der Verf. die Resultate seiner dreijährigen Beobachtungen
über diesen Gegenstand niederlegte, welche er menalose
tuberculosa nennt, theilt er Folgendes mit. Er hat, um dem Uebel Einhalt zu
thun, ein in England seit einigen Jahren sehr allgemein gebrauchtes Mittel versucht,
welches darin besteht, zur Zeit wo noch nichts angegriffen ist als die Blätter, alle
Kartoffelstengel an ihrem Ursprung mit den Füßen recht tüchtig zu zertreten. Es
schien ihm dieses Mittel nicht ohne Erfolg zu sehn; vortheilhafter aber fand er es,
die Stengel an ihrem Ursprung, etwas über der Bodenfläche abzuschneiden. Da er mit
anderen Landwirthen die Beobachtung gemacht hat, daß die Frühsorten viel seltener
von dieser Krankheit befallen werden als die andern, so vermuthete er, daß solche
Mittel welche das Wachsthum der letztern beschleunigten, der Krankheit vorbeugen
oder sie wenigstens mildern müßten, und die Versuche, welche er mit Kalksalzen,
Kochsalz, schwarzer Asche (wie man sich ihrer im nördlichen Frankreich bedient)
anstellte, schienen ihm befriedigende Resultate zu geben. Mehr jedoch verspricht er
sich von einem Mittel, welches er zu versuchen außer Stand war, und das darin bestünde, die Pflanze aus
dem Samen zu ziehen, der aus ihrem Vaterland, den peruanischen Cordilleren, bezogen
würde. Dazu müßte aber die Regierung ins Mittel treten. (Comptes rendus, Sept. 1850, Nr. 12.)
Tamling's künstliches Brennmaterial und desinficirter
Dünger.
Zur Gewinnung des künstlichen Brennmaterials vermischt man
ausgenutzte Lohe oder trockenen zerbröckelten Torf mit dem vierten Theil ihres
Raumes, Theer aus Steinkohlengas-Anstalten, und vereinigt diese Materialien
durch gutes Umrühren; zum Verkauf kann man dieses Brennmaterial in Formen zu Kuchen
pressen.
Den künstlichen Dünger erhält man durch Vermischung stark verkohlter Lohkuchen mit dem Inhalt der
Abtrittgruben in gleichen Quantitäten. (London Journal of
Arts, Octbr. 1850, S. 178.)
Verfahren in Algier zur Gewinnung der Milch der Kühe; von Hrn.
Reboulleau.
In Algier wird, wie in mehreren heißen Ländern, die Milch einer Kuh nur dadurch
gewonnen, daß man vorher ihr Kalb einige Augenblicke an ihr saugen läßt. Die Bauern
zweifeln gar nicht, daß die Mutter ihre Milch nach Belieben von sich zu geben und
zurückzubehalten vermag, und daß sie ersteres nur thue, wenn sie ihren Säugling
nahen sieht. Diese Meinung ist offenbar eine irrige, aber wahr ist, daß wenn man in
Algier eine Kuh, wie bei uns zu Lande, ohne vorherige Vorkehrung melken wollte, man
völlig leer ausginge. Die algerischen Kühe sind keine so guten Milchkühe wie die
unserigen, was durch ihre verschiedene Nahrung sich leicht erklären läßt; die
Ursache kann aber nicht bloß darin liegen, denn bei uns geben auch die Kühe, welche
schlechte Nahrung erhalten, ihre Milch gern ohne Vermittelung des Kalbes ab. Hr. Reboulleau findet es wahrscheinlich, daß unsere Kühe vom
Normalzustand abweichen, daß nämlich das Vonsichgeben der Milch auf bloßes Ziehen am
Euter eine erst erworbene und sich fortpflanzende Eigenschaft sey. Um in Algier die
Kälber, welche dem Milchertrag großen Eintrag thun, ohne jedoch so viel Milch zu
erhalten, daß sie gut genährt würden, nicht beibehalten zu müssen, glaubt Hr. R.,
könne man das Saugen statt vom Kalb, durch den Kuhknecht verrichten lassen, nämlich
mittelst eines von ihm construirten kleinen Instruments, das einer türkischen Pfeife
ähnlich und deren der Größe des Euters angepaßter Kopf an seinem freien Rande mit
einer Art Kragen von Goldschlägerhaut (mit untergelegtem Leder) versehen ist, die
sich um das Euter fest anlegt, während das Rohr an seinem Mundende ein Ventil hat,
welches sich, sobald man aufhört anzuziehen, sogleich schließt, so daß man die
Bewegung des Saugens ohne Anstand unterbrechen kann. Wenn auf diese Weise nur ein
wenig Milch geflossen ist, bedarf es bloß noch des kunstgerechten Ziehens mit der
Hand, um das Ausfließen zu unterhalten. (Comptes rendus,
Juli 1850, Nr. 5.)