Titel: Differenzschrauben-Presse von R. Howson in Manchester.
Fundstelle: Band 119, Jahrgang 1851, Nr. XVI., S. 94
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XVI. Differenzschrauben-Presse von R. Howson in Manchester. Aus dem Practical Mechanic's Journal, Oct. 1850, S. 161. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Howson's Differenzschrauben-Presse. Bei dieser Presse ist Hunter's bekannte Differenzschrauben-Bewegung angewandt, durch welche nicht bloß ein großer Druck, sondern auch große Geschwindigkeit erreicht wird. Bei den gewöhnlichen, mit einer einfachen Schraube versehenen Pressen ist die Wirkung der Schraube in Folge des Gegensatzes zwischen Geschwindigkeit und Kraft auf sehr enge Gränzen beschränkt, so daß eine Presse von bestimmter Construction nicht zu vielerlei Zwecken paßt. So erfordert z. B. beim Pressen von Baumwolle die Zeitersparniß, daß die Bewegung anfangs schnell ist, so lange nämlich das Material noch wenig Widerstand darbietet, dann soll aber, je mehr die Compression zunimmt, die Geschwindigkeit (d. h. die Steigung der Schraube) verringert und dagegen der Druck vergrößert werden können, um den größer gewordenen Widerstand zu überwältigen. Wird eine und dieselbe Presse für Einlagen von verschiedenem Volum benutzt, so geht bei einer geringen Schraubensteigung viele Zeit verloren bis nur die Preßplatten mit der Einlage in Berührung kommen, denn die Presse geht leer eben so langsam als wenn sie in Thätigkeit ist. Aber auch in Fällen, wo der Zeitverlust nicht hoch anzuschlagen ist, müssen wir, wenn ein sehr großer Druck erfordert wird, entweder den Preßhebel sehr lange, oder die Steigung der Schraube außerordentlich klein machen. Auch diese beiden Hülfsmittel sind jedoch nur innerhalb gewisser Gränzen anzuwenden, denn einerseits wird der Hebel schwerfällig und unbehülflich, andererseits das Gewinde so fein daß es nicht mehr gut hergestellt werden kann. Die Eigenthümlichkeit von Hunter's Differenzschraube, welche Hr. Howson für Copirpressen anwandte, besteht in der Vereinigung zweier Schrauben von verschiedener Steigung. Ihr Princip ist analog der chinesischen Differenzwelle, welche zweierlei Durchmesser hat, und wobei der größere Umfang ein Seil aufwickelt, während sich von dem kleinern dasselbe Seil abwindet. Die Differenzschraube geht nämlich in derjenigen Richtung vorwärts, in welcher sich die Schraube mit größerer Steigung bewegt, während sie die kleinere Schraube um ihre Steigung gleichzeitig rückwärts führt; folglich ist während einer Umdrehung der Weg der Schraube nicht der Steigung einer der beiden Schrauben gleich, sondern nur der Differenz der beiden Steigungen, weßhalb man dieselbe Wirkung erhält wie von einer einfachen Schraube, deren Steigung nur die Differenz der beiden Schraubensteigungen beträgt. Auf diese Weise kann man jeden beliebigen Druck erhalten, so weit man im Stande ist die Steigungen zweier Schrauben verschieden zu machen. Fig. 22 ist eine Seitenansicht einer Copirpresse mit Differenzschraube, und Fig. 23 ein theilweiser Durchschnitt durch die Schrauben und die Mutter. In dem Querstücke A befindet sich eine als Mutter dienende Schraube B, welche durch den zweiarmigen Hebel C bewegt werden kann. Durch die Schraube B geht die massive Schraube D, welche mittelst des Hebels E gedreht wird. Um die Preßplatte F auf die gewünschte Höhe zu heben, dreht man mittelst des oberen Hebels die innere Schraube, und wenn der Gegenstand eingelegt ist, dreht man sie zurück, bis die Platte F auf der Einlage aufruht. Bei dieser Stellung ist der vergrößerte Druck nöthig, und deßhalb nimmt man seine Zuflucht zum Hebel C; dreht man denselben, so erhält die Schraube D in verticaler Richtung eine Differenzbewegung, wobei sie selbst in Folge der Reibung auf der Platte F keine Drehung macht. Je geringer der Unterschied der beiden Schraubensteigungen ist, desto größer wird bei gleicher Kraftanwendung der erzeugte Druck. Die beschriebene Anordnung ist bedeutend leichter anwendbar als das Original von Hunter; sie eignet sich vorzüglich für Buchbinderpressen, bei denen ein rascher Gang und ein wirksamer Druck Hauptbedingungen sind.

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