Titel: Ueber farbige Feuer; von Prof. Winkelblech.
Fundstelle: Band 119, Jahrgang 1851, Nr. XLIII., S. 208
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XLIII. Ueber farbige Feuer; von Prof. Winkelblech.Aus dessen Programm der höheren Gewerbschule in Kassel. Winkelblech, über farbige Feuer. Der schwierigste Theil der Feuerwerkerei ist derjenige, welcher sich mit der Darstellung der farbigen Feuer oder der sogenannten Buntfeuer befaßt. Die Schriften der Autoren, welche über Feuerwerkerei geschrieben haben, sind reich an Vorschriften zur Darstellung der Buntfeuer, die jedoch meist weniger leisten, als von ihnen versprochen wird, und die praktischen Feuerwerker, welche ihre Vorschriften sehr geheim halten, verstehen öfters nur das Weiß- und Rothfeuer von genügender Schönheit hervorzubringen. Die Untersuchung, deren Resultate ich hier mittheile, hatte den Zweck, zu ermitteln, welche farbigen Feuer überhaupt hervorgebracht werden können, und welche Mischung, oder, wie sich die Feuerwerker ausdrücken, welche Sätze dieselben in der größten Vollkommenheit liefern. Es mußten also nicht nur die vorhandenen Vorschriften der Feuerwerker, die öfters sehr zusammengesetzt sind, sondern auch alle chemischen Körper, welche aus irgend einem Grunde eine Anwendung in der Feuerwerkerei erwarten ließen, auf ihre Brauchbarkeit geprüft werden. Da es sehr weitläufig seyn würde, die äußerst zahlreichen Versuche, welche zu diesem Behufe gemacht werden mußten, zu beschreiben, so will ich mich hier auf die Mittheilung derjenigen Resultate beschränken, die für den praktischen Feuerwerker von Interesse sind, und dieselben in möglichster Kürze zusammenfassen. Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, daß alle mitgetheilten Vorschriften zur Erzeugung der Feuer wiederholt geprüft wurden, und daß die Angaben über ihre Leistungen in keiner Weise übertrieben sind. Bekanntlich hat man nur drei Feuerwerkstücke, welche bei dem Gebrauche der Buntfeuer vorkommen, und gewöhnlich Flammen, Lichter und Sterne genannt werden. Die Flammen dienen dazu, große Räume mit farbigem Licht zu beleuchten, und werden am besten in Gefäßen von hessischer Tiegelmasse abgebrannt. Die Lichter unterscheiden sich von den Flammen nur durch den Maaßstab, in dem sie ausgeführt werden; sie dienen hauptsächlich zu einer mannichfaltigen Gruppirung der Farben, und werden am besten in Hülsen von möglichst dünnem und nur wenig über einander geschlagenem Papier abgebrannt. Die Sterne, deren Zweck schon aus ihrem Namen hervorgeht, verbrennen, indem sie frei in der Luft schweben. Die ganze Erzeugung der Buntfeuer beruht darauf, daß gewisse Körper im glühenden Zustande mit einem besonderen Lichte leuchten, welche Farbe jedoch von der Temperatur abhängig ist, und sich mit dieser verändern, oder auch ganz verschwinden kann. Bringt man nun auf irgend eine Weise einen solchen Körper in Form eines sehr feinen Staubes in eine Flamme, so wird er durch dieselbe zum Glühen erhitzt und leuchtet dadurch mit der ihm eigenthümlichen Farbe. Will man einen beliebigen Körper auf seine Fähigkeit, mit farbigem Lichte zu leuchten, prüfen, so stellt man eine reine Wasserstoffflamme dar, und streut ihn als sehr zartes Pulver in diese Flamme hinein. Um den Einfluß des Temperaturwechsels auf die Farbe des leuchtenden Körpers kennen zu lernen, mischt man dem brennenden Wasserstoff zur Erhöhung der Temperatur Sauerstoff, und zur Erniedrigung derselben Stickgas zu. Der Versuch läßt sich in kleinem Maaßstab anstellen, und zeigt zur Genüge, ob der fragliche Körper noch specieller geprüft zu werden verdient. Ein noch einfacheres, namentlich für den praktischen Feuerwerker bequemes Verfahren besteht darin, daß man den zu prüfenden Körper mit seinem dreifachen Gewicht einer Mischung aus 20 Gewichtstheilen chlorsaurem Kali, 5 Theilen Schwefel und 1 Theil Mastix zusammenreibt, und diese abbrennt. Zeigt die entstehende Flamme eine deutliche Färbung, so ist die Wahrscheinlichkeit nachgewiesen, daß der eingemengte Körper zur Darstellung von Buntfeuer gebraucht werden kann. Wir wollen die genannte Mischung, da wir sie später öfters anzuführen haben, mit dem Namen Probesatz bezeichnen. Alle Buntfeuersätze sind Mischungen von einem brennenden und einem zündenden Körper, welche, ebenso wie das Schießpulver, sich beim Anzünden unter Feuererscheinung, und namentlich unter Bildung einer lebhaften Flamme, zersetzen. Die gasförmigen Zersetzungsproducte, welche die Flamme bilden, reißen bei ihrer Entstehung etwas von dem färbenden Körper mit fort, und bringen dadurch dieselbe Erscheinung hervor, die wir bei dem Einstreuen des ersteren in die Wasserstoffflamme beobachten. Gelingt es, den färbenden Körper selbst als brennbaren oder zündenden zu benutzen, so ist dieß natürlich der kürzeste Weg zur Darstellung eines Buntfeuers; gelingt dieß aber nicht, so muß man eine Mischung, welche eine möglichst farblose Flamme gibt, darstellen, und dieser den färbenden Körper im staubförmigen Zustande beimischen. Man sollte glauben, daß nach diesen einfachen Regeln sich sehr leicht die zweckmäßigsten Mischungen zur Erzeugung der Buntfeuer auffinden ließen; dieß Geschäft ist jedoch keineswegs so einfach, wie es scheint, weil dabei noch verschiedene sehr wichtige Nebenrücksichten in Betracht kommen. Es muß nämlich erstens ein jeder Satz mit einer bestimmten Geschwindigkeit abbrennen, welche bei Sternen am größten, bei Lichtern geringer und bei Flammen am geringsten ist; zweitens muß die Flamme gerade diejenige Temperatur haben, bei welcher die Farbe des leuchtenden Körpers am deutlichsten hervortritt; drittens muß das Volumen der Flamme von der Beschaffenheit seyn, daß dieselbe deutlich gesehen werden kann, ohne durch eine zu große Ausdehnung der Gase die Farbe zu schwächen; viertens muß die bei dem Abbrennen des Satzes zurückbleibende Schlacke, sowohl für Sterne, Lichter, als Flammen, einen verschiedenen Grad von Schmelzbarkeit haben; fünftens muß die Flamme einen so großen Glanz besitzen, daß sie ziemlich entfernte Gegenstände mit der ihr eigenthümlichen Farbe beleuchtet, oder, wie sich die Feuerwerker ausdrücken, stark reflectirt. Dieser Glanz steigt im allgemeinen mit der Temperatur der Flamme, und wird außerdem noch durch die Unschmelzbarkeit des in derselben suspendirten festen Körpers bedingt. In der Befriedigung aller dieser Nebenrücksichten liegt nun die Hauptschwierigkeit bei Ermittelung der zweckmäßigsten Sätze, und oft kann nur die eine der genannten Qualitäten durch theilweise Aufopferung von einer oder mehreren anderen erlangt werden. Betrachten wir die zur Erzeugung von Buntfeuer nöthigen Materialien, so haben wir zuerst zwischen denen zu unterscheiden, welche bloß zur Erzeugung des Feuers, und solchen, die entweder zur Färbung oder zu beiden Zwecken zugleich gebraucht werden. Die letzteren werden am besten bei der Betrachtung der einzelnen Farben angeführt; die ersteren, welche wieder in brennbare und zündende zerfallen, sind folgende: Der Zündenden sind nur zwei: das chlorsaure Kali und der Salpeter. Das chlorsaure Kali gibt beim Abbrennen mit brennbaren Körpern eine größere Flamme, eine höhere Temperatur und eine leichter schmelzbare Schlacke, als der Salpeter; auch sind die Mischungen, welche dieses Salz enthalten, leichter entzündlich, und brennen weit schneller ab, als die salpeterhaltigen. Da beide Körper, sowohl das chlorsaure Kali als der Salpeter, Kali enthalten, und dieses beim Glühen mit einem schwachen violetten Lichte leuchtet, so sollte man glauben, sie müßten für sich violette Flammen geben; aber dieß ist deßwegen nicht der Fall, weil bei der Hitze, die beim Abbrennen der Feuerwerksätze entsteht, die Farbe des Kalis fast gänzlich verschwindet. Die brennbaren Körper sind: Schwefel, Kohle und ein organischer Stoff, gewöhnlich Mastix. Die Kohle unterscheidet sich von dem Schwefel dadurch, daß sie sowohl mit chlorsaurem Kali als mit Salpeter schneller abbrennt als dieser, und der Flamme, wenn auch im geringen Grade, die röthlichgelbe Farbe des Holzfeuers ertheilt, was den Gebrauch derselben bedeutend beschränkt. Die allgemeinste Anwendung erleidet der Schwefel, welcher mit seinem vierfachen Gewichte chlorsaurem Kali eine schwach gefärbte, und mit seinem dreifachen Gewichte Salpeter eine farblose Flamme gibt. Der Mastix, welcher bei den meisten Sätzen der Sterne nothwendig ist, um den Massentheilchen den nöthigen Zusammenhang zu geben, steht in seinem Verhalten zum chlorsauren Kali und Salpeter, zwischen der Kohle und dem Schwefel. Er färbt nämlich die Flamme schwächer als die Kohle, und brennt dabei rascher als der Schwefel. Außerdem bewirkt er durch seinen Gehalt an Wasserstoff eine merkliche Volumvergrößerung der durch ihn erzeugten Flamme. Die Zahl der Farben welche man hervorbringen kann, beläuft sich, wenn von einigen nicht bedeutenden Nüancen abgesehen wird, auf fünf, und es ist wenig Hoffnung vorhanden daß dieselben mit Hülse der bis jetzt bekannten chemischen Körper vermehrt werden können. Wir wollen die Farben der Reihe nach durchgehen, und bei einer jeden die färbenden Körper so wie die Sätze für die drei verschiedenen Feuerwerkstücke besonders angeben. 1) Grüne Farbe. Abgesehen von einigen Metallen, welche bei ihrer Verbrennung eine schwach bläulichgrüne Flamme geben, hat man nur drei Körper, die im glühenden Zustande mit grünem Lichte leuchten, und nur von den letztern kann hier die Rede seyn. Diese drei Körper sind: das Bor, das Kupfer und das Baryum. Das Bor färbt am stärksten in Verbindung mit Sauerstoff oder Fluor: die grüne Farbe tritt indessen am deutlichsten bei Temperaturen hervor, die zu niedrig sind, um stark reflectirende Flammen zu geben. Mischt man wasserfreie Borsäure oder Borfluorkalium, welches in der Hitze das Fluorbor fahren läßt, mit dem Probesatz, so erhält man grüne Flammen, die nur schwach gefärbt sind und wenig Glanz haben; befeuchtet man hingegen krystallisirte Borsäure mit gewöhnlichem Weingeist und zündet diesen an, so erhält man eine zwar deutlich apfelgrün gefärbte, aber, wie alle Weingeistfeuer nicht reflectirende Flamme. Die Verbindungen des Kupfers färben nur stark wasserhaltige Flammen von niedriger Temperatur grün, und können demnach zur Erzeugung reflectirender Feuer gar nicht gebraucht werden. Löst man Chlorkupfer in Weingeist auf, und zündet denselben an, so brennt dieser mit deutlich grüner Flamme. Die Farbe wird am schönsten, wenn der Weingeist mit so viel Wasser vermischt ist, als er, ohne die nöthige Brennbarkeit zu verlieren, vertragen kann. Das Chlorkupfer bringt von allen Kupferverbindungen die deutlichste Färbung hervor, namentlich stehen demselben das Bromkupfer, das salpetersaure und chlorsaure Kupferoxyd, sowie das Borfluorkupfer merklich nach. Das Baryum ist der einzige Körper, durch welchen in der Feuerwerkerei brauchbare Farben erzielt werden können. Die Sauerstoffverbindungen desselben geben ein deutliches Blaugrün, und die Chlorverbindungen ein noch schöneres Gelbgrün. Die letztern bedürfen indessen einer etwas höheren Temperatur, als die ersteren; 4 Gewichtstheile Probesatz geben mit 1 Theile ätzendem oder kohlensaurem Baryt eine schöne meergrüne Farbe. Da der Baryt sowohl mit Salpetersäure als mit Chlorsäure luftbeständige Verbindungen eingeht, und diese Salze zugleich als zündende und färbende Körper gebraucht werden können, so bilden sie das zweckmäßigste Material zur Darstellung der Grünfeuer. Die nähern Umstände, welche bei ihrer Anwendung berücksichtigt werden müssen, sind folgende: Der salpetersaure Baryt brennt mit Schwefel nicht fort, kann also nur in Vermischung mit dem sehr rasch brennenden chlorsauren Kali angewandt werden; der chlorsaure Baryt hingegen gibt, wenn sieben Gewichtstheile desselben mit drei Theilen Schwefel zusammengerieben werden, eine leicht entzündliche, ziemlich rasch abbrennende Mischung, deren Flamme eine sehr schöne und starke gelbgrüne Farbe zeigt. Keine Farbe ist jedoch so empfindlich gegen die störenden Einflüsse anderer färbender Körper, als das Grün der Baryumverbindungen. Die Einmischung von 1 Procent eines beliebigen andern färbenden Körpers in den Satz dieser Grünfeuer genügt, um ihre Farbe fast gänzlich zu zerstören; selbst von den gewöhnlich angewandten brennbaren Körpern liefert nur der Schwefel die grüne Farbe in voller Reinheit, der Mastix übt schon einen nachtheiligen Einfluß auf dieselben aus, und darf deßhalb bei den Sternen nur in der, für die Festigkeit durchaus erforderlichen Menge angewandt werden; der schädliche Einfluß der Kohle hingegen ist so groß, daß jeder Zusatz davon gänzlich vermieden werden muß; auch kommt es sehr auf die vollkommene Reinheit der angewandten Barytsalze an, was namentlich bei dem chlorsauren Baryt zu berücksichtigen ist, der, nach der jetzt gebräuchlichen Bereitungsmethode, durch Krystallisation von dem chlorsauren Natron getrennt werden muß. Seine Reinigung gelingt zwar vollständig, jedoch nur durch dreimaliges Umkrystallisiren. a) Die Sterne können aus reinem chlorsaurem Baryt und Schwefel mit etwas Mastix dargestellt werden, welche Mischung die reinste gelbgrüne Farbe liefert; der chlorsaure Baryt kann indessen bis zu ⅓ durch salpetersauren ersetzt werden, ohne daß dadurch die Schönheit und Nüance der Farbe eine erhebliche Veränderung erlitte. Jedenfalls geben folgende drei Sätze gelbgrüne Sterne von besonderer Schönheit: Nr. 1. Nr. 2. Nr. 3. Chlorsaurer Baryt 30 60 60 Salpetersaurer Baryt 20 30 Schwefel 10 30 20 Mastix 1 1 1 Alle diese Sterne haben eine große und glänzende Flamme, deren Glanz nicht, wie dieß bei den rothen Sternen der Fall ist, durch einen Zusatz von Schwefelantimon erhöht werden kann, weil auch dieser Körper schon eine theilweise Zerstörung der grünen Farbe bewirkt. Will man die Anwendung des chlorsauren Baryts vermeiden, so muß man dem salpetersauren Baryt nahe die Hälfte seines Gewichts chlorsaures Kali zufügen, um die nöthige Größe und Temperatur der Flamme hervorzubringen. Die Farbe ist blaugrün, und unterscheidet sich sehr deutlich von der vorhergehenden. Das deutliche Hervortreten derselben hängt bei keinem andern Buntfeuer so sehr von der relativen Menge der in den Satz eingehenden Bestandtheile ab, als bei diesen blaugrünen Sternen; namentlich muß man auf eine gesättigte Farbe verzichten, wenn man eine Flamme von der, bei andern Sternen gewöhnlichen Größe erhalten will. Wir theilen daher zwei Sätze mit, wovon der erste größere, und der zweite kleinere, aber stärker gefärbte Sterne liefert. Nr. 1. Nr. 2. Salpetersaurer Baryt 24 20 Chlorsaures Kali 56 18 Schwefel 30 10 Mastix 1 1 Schwefelantimon 3 Diese Sterne stehen den gelbgrünen sowohl an Stärke der Färbung als an Glanz nach, machen aber dessen ungeachtet, selbst wenn sie abwechselnd mit denselben gebraucht werden, einen sehr guten Effect. Der Zusatz des Schwefelantimons bei Nr. 2 erhöht die Schmelzbarkeit der Schlacke, und befördert dadurch das schnelle Abbrennen des Sterns, welcher allerdings ohne diesen Zusatz eine schönere Farbe haben würde; auch ballen sich alle Sätze die eine hinreichende Menge Schwefelantimon enthalten, so fest zusammen, daß dadurch der als Bindemittel dienende Mastix entbehrlich wird. b) Die Lichter lassen sich nicht von einer so deutlich verschiedenen Farbennüance erhalten, wie die Sterne, auch sind sie stets minder gefärbt als diese. Dieser Unterschied liegt indessen weniger an der Beschaffenheit des Satzes, als an dem äußerst schädlichen Einfluß, den die Papierhülse durch ihren Kohlenstoffgehalt beim Abbrennen desselben auf die erzeugte Flamme ausübt. Brennt man die Sätze ohne Hülse ab, so zeigen sie eine starke Färbung, und es lassen sich auch die blauen und gelben Nüancen deutlich unterscheiden. Will man keinen chlorsauren Baryt anwenden, so muß man dem Satz nothwendig etwas Schwefelantimon zufügen, um der Schlacke die zum regelmäßigen Fortbrennen nöthige Leichtflüssigkeit zu geben; doch hat dieser Zusatz leider eine merkliche Schwächung der Farbe zur Folge. Ein Zusatz von chlorsaurem Baryt, der jedoch zu dem salpetersauren Baryt in dem Verhältniß von 2 zu 3 stehen muß, macht indessen das Schwefelantimon ganz entbehrlich. Vermehrt man seine Menge, so wird die Schlacke tropfenförmig aus der Hülse geschleudert, und vermindert man dieselbe, so erhält die Flamme nicht die nöthige Größe. Die besten Sätze sind folgende: Nro. 1. Nro. 2. Salpetersaurer Baryt 30 42 Chlorsaurer Baryt 20 Chlorsaures Kali 40 Schwefel 10 22 Schwefelantimon 1 Der Satz Nro. 2 brennt (bei 5 Zoll Länge und 4 Linien Durchmesser) in 70 Secunden ab. Die Schlacken tropfen ziemlich gut ab, und die Flamme hat eine mittelmäßige Größe. Nro. 1 hat eine etwas größere Flamme, brennt langsamer, und läßt die Schlacke mit der vollkommensten Regelmäßigkeit abtropfen. c) Die Flamme läßt sich nicht mit Vortheil durch den chlorsauren, sondern nur durch den salpetersauren Baryt erzeugen. Es kommt bei ihr besonders darauf an, daß der brennbare Körper bloß Schwefel sey, und jeder Zusatz von Kohle oder Schwefelantimon vermieden werde. Der beste Satz ist folgender: Salpetersaurer Baryt 12 Chlorsaures Kali 5 Schwefel 4 Dieser Satz brennt bei kleinen Proben nicht leicht fort, sondern erlischt öfters, welcher Fehler jedoch verschwindet, wenn mehrere Lothe desselben auf einmal abgebrannt werden. Die Flamme ist von mittlerer Größe, stärker gefärbt als die Lichter, und reflectirt sehr gut. Versucht man den salpetersauren Baryt ganz oder theilweise durch chlorsauren zu ersetzen, so tritt ein so starkes Aufschäumen der Schlacke ein, daß dadurch das regelmäßige Fortbrennen gestört wird. Bekanntlich bedienen sich die Feuerwerker am häusigsten des salpetersauren Baryts zur Erzeugung aller Arten von Grünfeuer, meist jedoch mit einem, in Bezug auf die Färbung, ungenügenden Erfolg. Der Grund dieses Uebelstandes liegt theils in der Unrichtigkeit ihrer Mischungsverhältnisse, theils darin, daß sie Kohle oder beträchtliche Quantitäten von organischen Körpern, wie Stearin, Schellack, Milchzucker oder Chlorquecksilber zusetzen, von welchen namentlich die erstere den schädlichsten Einfluß auf die Reinheit der Farbe ausübt. 2) Rothe Farbe. Es gibt drei Körper, deren Sauerstoff- oder Chlorverbindungen zu Rothfeuer gebraucht werden können: das Lithium, Strontium und Calcium. Bekanntlich ertheilen die Verbindungen des Lithiums der Weingeistflamme eine dunkelrothe, die des Strontiums eine hellrothe, und die des Calciums ebenfalls eine hellrothe, etwas ins Violette spielende Farbe. Da das Lithium für die Feuerwerkerei zu kostbar ist, so kommt dasselbe hier nicht in Betracht, und es genüge die Bemerkung, daß es als Bestandtheil von Feuerwerksätzen weit weniger leistet, als nach seiner intensiven Färbung der Weingeistflamme zu erwarten wäre. Was das Strontium anbelangt, so können wir uns entweder seines chlorsauren oder salpetersauren Salzes bedienen. Der salpetersaure Strontian, mit Schwefel gemengt, läßt sich nicht entzünden, der chlorsaure bildet mit einem gleichen Gewicht Schwefel eine leicht entzündliche Mischung, welche mit einer gesättigten rothen Farbe abbrennt; vermindert man jedoch die Menge des Schwefels bis zu ¼, so ist die Verbrennung weit rascher, die Farbe aber zum größeren Theil verschwunden. Zur Erzeugung eines gesättigt rothen Weingeistfeuers ist der chlorsaure Strontian allen übrigen Strontiansalzen vorzuziehen. Da das Calcium ein etwas violettes Roth gibt, so soll dasselbe bei der violetten Farbe betrachtet werden. Es blieb also nur noch die Wahl zwischen salpetersaurem und chlorsaurem Strontian. Das Roth des Strontians tritt bei einer Temperatur hervor, wobei die grüne Farbe des Baryts noch wenig bemerkt wird, und verschwindet größtentheils bei einer solchen, bei welcher die letztere die größte Sättigung erlangt. Hieraus folgt, daß solche Mischungen von chlorsaurem und salpetersaurem Strontian die stärkste Färbung bewirken müssen, bei welchen gerade die Hitze noch stark genug ist, um das Abbrennen der Mischung möglich zu machen. Da indessen der chlorsaure Strontian die Luftfeuchtigkeit so stark anzieht, daß er die Haltbarkeit der Feuerwerksstücke sehr beschränken würde, so muß man dessen Anwendung gänzlich vermeiden; auch kann dieß um so leichter geschehen, als die mit demselben angestellten Versuche beweisen, daß die Farbe der Rothfeuer durch ihn, und zwar in den drei verschiedenen Feuerwerkstücken, nur wenig gewinnt. Wir setzen daher dem salpetersauren Strontian so viel chlorsaures Kali zu, als nöthig ist, die Sätze zum Brennen zu bringen, und mischen dem Schwefel, um die Geschwindigket des Brennens ohne eine entsprechende Temperaturerhöhung zu beschleunigen, etwas Kohle bei. Die letztere beeinträchtigt, da sie selbst die Flamme röthlich färbt, die Schönheit der Farbe nicht. a) Die Sterne müssen, des nöthigen Zusammenhangs wegen, außer den schon angeführten Bestandtheilen etwas Mastix enthalten; auch trägt ein kleiner Zusatz von Schwefelantimon merklich zur Erhöhung ihres Glanzes bei. Der beste Satz ist folgender: Salpetersaurer Strontian 25 Chlorsaures Kali 15 Schwefel 12 Kohle 2 Schwefelantimon 2 Mastix 1 Die rothe Farbe dieser Sterne ist sehr gesättigt und kommt an Schönheit der grünen gleich, auch ist die Dauer des Abbrennens bei beiden ziemlich dieselbe. b) Die Lichter bedürfen einen noch größeren Zusatz an Schwefelantimon, damit die Schlacke die nöthige Schmelzbarkeit erlange. Die Farbe leidet dadurch, steht aber dennoch der Farbe der grünen Lichter die durch die Kohle der Papierhülse geschwächt wird, gleich. Der beste Satz ist folgender: Salpetersaurer Strontian 40 Chlorsaures Kali 10 Schwefel 13 Schwefelantimon 5 Kohle 2 Diese rothen Lichter brennen in 80 Secunden ab, und müssen, um die beste Wirkung zu geben, etwas lose in die Hülse gestopft seyn. c) Die Flamme darf durchaus nicht mehr chlorsaures Kali enthalten, als zum langsamen Fortbrennen des Satzes nöthig ist. Ein Zusatz von Schwefelantimon stört die Reinheit derselben. Der beste Satz ist folgender: Salpetersaurer Strontian 40 Chlorsaures Kali 5 Schwefel 13 Kohle 2 Die rothe Flamme ist unstreitig unter allen die schönste. Sie hat die gesättigste Farbe und reflectirt am stärksten. (Der Schluß folgt im nächsten Heft.)