Titel: Sicherheitsplatform und sich selbst auslösender Haken für die Förderschachte in Bergwerken; von den Ingenieuren White und Grant.
Fundstelle: Band 119, Jahrgang 1851, Nr. LXII., S. 322
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LXII. Sicherheitsplatform und sich selbst auslösender Haken für die Förderschachte in Bergwerken; von den Ingenieuren White und Grant. Aus dem Practical Mechanic's Journal, Dec. 1850, S. 193. Mit Abbildungen auf Tab. VII. White's und Grant's Sicherheitsplatform für Förderschachte in Bergwerken. Die Zeitungen erinnern uns durch Nachrichten über Unglücksfälle, welche durch Brechen oder Ueberwinden des Fördertaues entstanden, beständig an die Unvollkommenheiten des bei den Bergwerksmaschinen angewandten Mechanismus. Diesen Unglücksfällen könnte durch zweckmäßige Construction und Anordnung der Förderapparate vollkommen vorgebeugt werden. Nur zu oft müssen wir lesen, „ein Fördertau ist gebrochen, oder die Platform ist zu hoch aufgewunden worden, ein oder zwei Bergleute sind ums Leben gekommen, ihre Wittwen und Kinder fallen den Armenanstalten zur Last.“ Der eine oder andere denkende Mann übernimmt es alsdann die gewöhnliche Einrichtung näher ins Auge zu fassen, und Mittel ausfindig zu machen, durch welche die augenscheinlichen Fehler beseitigt werden könnten. Die Erfindung wird ausgeführt, wird für zu complicirt gehalten, oder kommt in Anwendung und versagt bei einem vorkommenden Seilbruch ihre Dienste. Die Bergwerkseigenthümer verlieren die Lust zu Neuerungen, der Apparat wird abgeschafft, und das alte System wieder eingeführt. Daß die Erfindung der HHrn. White und Grant dieses Schicksal nicht theilen wird, wenn Einfachheit, Wohlfeilheit und Wirksamkeit dagegen schützen können, ist unseres Erachtens aus den nun zu beschreibenden Abbildungen genügend ersichtlich. Von ihren vier Verbesserungen haben drei bloß den Zweck, die durch Seilbruch veranlaßten Unglücksfälle zu verhüten. Fig. 10 ist eine Seitenansicht einer Platform, auf welcher Erz oder Kohlen gefördert werden, mit der über dem Schachte angebrachten Leitrolle, den Führungen und der neuen Sicherheitsvorrichtung. Fig. 11 ist eine entsprechende Vorderansicht derselben. A ist das Hänggestell oder der Hängrahmen, welcher auf gewöhnliche Weise construirt, und mit Führungsbacken B versehen ist, die an den verticalen hölzernen Leitstangen C gleiten, durch welche die Platform genau vertical auf- oder abwärts geführt oder geleitet wird. Die Stangen D, welche mit ihren unteren Enden oben an dem Hänggestell befestigt sind, schließen sich oberhalb bei E an ein Auge an, durch welches die Hängstange F hindurch geht, so daß das Gestell an dem unten an F angebrachten Ansätze hängt. Die Hängstange F ist oben durch ein Gelenk G mit der Kette H verbunden, welche in beiden Figuren der Raumersparniß wegen abgebrochen gezeichnet ist. Das obere Kettenende ist in das Endstück I des flachen Fördertaues J eingehängt, welches über die höher liegende Leitrolle K geht, und mit der Trommel der Fördermaschine verbunden ist. Das unterste Ende der Hängstange F bildet einen Ring L, in welchen die Enden der zwei Sicherheitsketten M eingehängt sind, welche die Verbindung zwischen dem Seile und dem Aufhalt- oder Sicherheitsapparate herstellen, welcher oben an dem Hängrahmen angebracht ist. Bei N sind zwei eiserne Träger an die oberen Querstücke des Hänggestells angeschraubt, und zwar einer an jeder Seite, so daß sie einander gegenüber liegen. Jeder dieser Träger bildet zwei geschlossene, ausgebüchste Lager O, in welchen die Enden zweier parallelen horizontal liegenden Achsen P ruhen, auf denen in der Mitte der Länge zwei ausgekehlte Kettenrollen Q aufgekeilt sind. Die unteren Enden der zwei Sicherheitsketten M gehen ein Stück weit über diese Rollen, und sind bei R durch Stifte befestigt, welche durch ein Kettenglied und die Ränder der Scheiben gehen. Neben diesen Stiften ist bei S auf jeder Scheibe ein zweiter ganz ähnlich befestigt, und beide gehen durch einen einfachen Ring oder ein endloses Band von geschwefeltem Kautschuk, welches von diesen Stiften so gehalten wird, daß wenn die Rollen auswärts in der Richtung der Pfeile gedreht werden, der Kautschukring in die Länge gezogen wird, und sich von Stift zu Stift unten um die Rollen herumlegt, wobei er dann durch den Zug die Form eines doppelten Bandes, welches mit T bezeichnet ist, annimmt. Statt dieses Kautschukringes könnte man auch ein einfaches Band anwenden, dessen beide Enden Schlingen bilden, durch welche die beiden Stifte gesteckt werden können, so daß das Band auf gleiche Weise befestigt ist. Die Achsen P reichen über ihre Lager N weit genug hinaus, um die excentrischen, geriffelten Aufhaltscheiben U aufnehmen zu können. Solcher Scheiben sind vier vorhanden und auf die vier vorstehenden Enden der beiden Achsen aufgekeilt, so daß jede der Leitstangen C zwischen zwei solche Scheiben zu liegen kommt. Jede dieser Scheiben ist auf einem Theile ihrer Peripherie, wie dieß bei V in Fig. 10 zu sehen ist, canellirt oder gezahnt, damit, wenn sie einwärts in der Richtung der auf dieselben gezeichneten Pfeile gedreht werden (so daß ihr excentrischer Theil sich an die Leitstangen anlegt), die Zähne V in beide Seiten der Leitstangen eingreifen, und das Abwärtsgehen des Hänggestelles verhüten. Die Zeichnung stellt den Hängrahmen dar, wie er in Thätigkeit und gerade über die Schachtmündung gekommen ist, oder wie derselbe auf den Schachtdeckel niedergelassen wird. Das Fördertau, sowie alle Verbindungen, sind ebenfalls im arbeitenden Zustande angenommen, und die Spannung an diesen Theilen wirkt folglich so, daß der Sicherheitsapparat außer Berührung mit den Leitstangen ist. Die Stange F, an welcher der Rahmen H hängt, geht leicht durch das Auge E, so daß sie, wenn es nöthig ist, von selbst von a nach b hinabrutscht. Bei dieser Anordnung wird, wenn durch das Gewicht des Rahmens das Tau gespannt wird, letzteres zuerst die Sicherheitsketten M anziehen, welche die Kettenrollen Q in der durch die Pfeile angedeuteten Richtung etwas drehen; hierdurch wird die elastische Bandfeder T gedehnt, so daß die excentrischen Rollen U sich von den Leitstangen C entfernen können, und außer Berührung mit denselben gebracht werden. Nachdem dieß geschehen ist, kommt der Ansatz an der Stange F mit der unteren Fläche des Auges E in Berührung, und trägt so das Gewicht des Rahmens. So lange nun das Fördertau und diejenigen Theile, an welchen der Rahmen hängt, ganz bleiben, wird die Spannung der Sicherheitsketten den Aufhaltapparat von den Leitstangen entfernt halten, und der Auf- oder Abwärtsbewegung des Rahmens kein Hinderniß in den Weg legen. Sollte jedoch das Tau oder ein Verbindungsglied brechen, so wird die Elasticität der Feder T die Achsen P drehen, und zwar in der Richtung welche durch die Pfeile auf den Rollen U in Fig. 10 angegeben ist, so daß der gezahnte Theil der Rollenoberflächen in Berührung mit zwei gegenüberliegenden Seiten der Leitstangen C kommt. Dieser gezahnte Theil wird sich in letztere einbeißen, und den Rahmen mit der Platform hängend erhalten, bis das Tau wieder hergestellt ist, welches dann beim Anziehen durch seine Spannung den Sicherheitsapparat wieder außer Thätigkeit sehen wird. Die Wirkung der Rollen U ist der Art, daß, je mehr die Platform belastet wird, desto fester auch die Rollen die Leitstangen zwischen sich Pressen, weil der Zug nach unten selbst die Rollen so dreht, daß ihre Zahne mehr in die Leitstangen eindringen. In Fig. 11 ist eine zweite Anordnung eines Federapparates abgebildet, welcher die excentrischen Rollen in Thätigkeit setzen soll, und Fig. 12 zeigt denselben in größerem Maaßstabe, wobei jedoch nur der eine Hebel als abgenommen gedacht ist. Auf einem oben über den Hängrahmen gehenden Querbalken W sind nahe an seinen Enden gußeiserne Büchsen X aufgeschraubt, welche mehrere Lagen von geschwefeltem Kautschuk Y enthalten, die wie eine Feder wirken. Statt dieses Kautschuks könnte jedoch irgend ein anderes passendes elastisches Material genommen werden. An jeder Büchse befindet sich eine Scharnierhälfte Z, welche das durchbohrte äußere Ende des Federhebels c aufnimmt, an dessen anderes Ende d die Ketten e angehängt sind. Von diesen Ketten geht jede um eine der Rollen Q, die in Fig. 12 mit gebrochenen Achsen gezeichnet sind. Jeder der Hebel c hat unten einen Vorsprung f, welcher in die oben offenen Büchsen Y paßt, und auf die in der Büchse enthaltene Feder drückt, so daß die Rückwirkung der Federn die Hebel beständig zu heben strebt, wodurch die Ketten e angezogen werden, und die Rollen Q ein Bestreben sich zu drehen erhalten. Auf den Achsen dieser Rollen sind die excentrischen Aufhaltscheiben befestigt, wie dieß schon bei Fig. 10 und 11 erklärt wurde. Die aufwärtsgehende Bewegung der Hebel veranlaßt die excentrischen Scheiben, sich in die Leitstangen einzubeißen und die Platform hängend zu erhalten, wenn die Spannung der Sicherheitsketten M, welche ebenfalls an den Rollen Q befestigt sind, sich bei einem Seilbruche nicht mehr der Spannung der Federn widersetzt. In Fig. 10 und 11 ist noch eine Abänderung des Sicherheitsapparates abgebildet, durch welche Unglücksfälle in Folge von Seilbrüchen vermieden, und auch dem sogenannten Ueberwinden vorgebeugt werden kann, nämlich einem so hohen Aufwinden der Platform, daß dieselbe bis an die Leitrolle kommt, wobei ebenfalls Leben und Eigenthum gefährdet sind. Die Achse, auf welche die Leitrolle K aufgekeilt ist, ruht in beweglichen, nämlich vertical verschiebbaren Lagerfuttern g, die selbst ihre aufrechte Führung in den gabelförmigen Köpfen h der Träger oder Lager k haben. Auf den Boden jeder solchen Gabel sind einige Lagen eines elastischen Materiales, z. B. geschwefelter Kautschuk gelegt, welche durch die Flanschen l an den Messingfuttern vor dem Herausfallen geschützt sind. In Fig. 10 ist eine solche Flansche als weggebrochen gezeichnet, um das dahinter liegende elastische Material sichtbar zu machen. Die Achse der Leitrolle steht auf einer Seite nur wenig über eines der Lager bei m vor, und an diese vorstehende Stelle ist das Auge einer kurzen Verbindungsstange n angehängt, in welchem sich die Achse ohne viele Reibung dreht. Das untere Ende dieser Verbindungsstange ist bei o an den kurzen Arm p eines Hebels befestigt, der sich um einen Zapfen auf dem Säulchen q dreht. An den längern Hebelarm r sind zwei kurze Ketten s angehängt, deren untere Enden durch die Stifte t auf dem Umfange der kleinen Rollen u befestigt sind. Diese Rollen u sind auf die kurzen horizontalen Achsen v aufgekeilt, welche in Lagern w liegen, die auf das Balkenwerk x aufgeschraubt sind, das die Leitrolle K mit ihren Ständern zu tragen hat. Neben den Kettenrollen sind noch zwei andere Rollen y auf die Achsen v befestigt. Auf jeder dieser Rollen y befindet sich ein Stift z, welcher die Enden eines elastischen Bandes 1 aufnimmt, das oben von einer Rolle zur andern sich erstreckt. Auf jede der Achsen v ist auch noch eine excentrische, gezahnte Aufhaltstange 2 aufgekeilt, die gerade so sind, wie die früher beschriebenen Scheiben U. Das Fördertau I geht zwischen den Aufhaltscheiben hindurch, und das elastische Band 1 hat in Folge seiner Spannung beständig das Bestreben, die Aufhaltscheiben so zu drehen, daß sie sich in das Tau einbeißen, und dasselbe zwischen sich festhalten. Während des Auswindens der Platform drückt das belastete Fördertau, welches über die Leitrolle K geht, auf die Achse derselben, und diese übt wieder mittelst der beweglichen Lagerfutter g ihren Druck auf die elastische Masse in den Ständern h aus. Die Lagerfutter, welche das Gewicht der Leitrolle zu tragen haben, senken sich dadurch so, daß der untere Rand der Flanschen 1 auf den Vorsprüngen 3 aufruht, auf welche dann noch der Rest der Last zu liegen kommt. Die Leitrollenachse wirkt, während sie abwärts gedrückt wird, durch die Stangen n so auf den Hebel, daß sich sein Ende r erhebt, wodurch die Ketten s angezogen werden, und diese dann die Achsen v auswärts in der Richtung der Pfeile drehen, so daß die gezahnten Excentrica 2 außer Berührung mit dem Taue kommen. Sollte das Tau brechen, wobei der Druck auf die Leitrolle R aufhört, so wird die elastische Masse unter den Lagerfuttern die Leitrollenachse emporheben und mit derselben die Stange n. Hierbei senkt sich das Hebelende r, die Ketten s werden schlaff, und das elastische Band 1 kann dann die Excentrica 2 so drehen, daß sie das Tau erfassen und die Platform schwebend erhalten. Letztere Anordnung des Sicherheitsapparates schützt jedoch nur dann vor dem Hinabstürzen der Platform, wenn das Tau zwischen der Leitrolle und der Fördertrommel, oder überhaupt oberhalb der Achsen v bricht. Im Falle die Patform zu hoch aufgewunden wird, schützt sie der zuerst beschriebene Apparat vor dem Fallen, nachdem der sich selbst auslösende Haken die Platform von dem Taue getrennt hat. Dieser Haken ist in Fig. 11 abgebildet, und in Fig. 13 besonders gezeichnet, nachdem er geöffnet ist und die Platform von dem Taue frei gemacht hat. Die Hängstange F ist, anstatt direct mit der Kette H verbunden zu seyn, mit derselben durch einen Federhaken 4 vereinigt, welcher sich um einen Zapfen 5 dreht, der durch den oberen geschlitzten Theil der Hängstange F hindurchgeht. Der obere Theil des Federhakens ist bei 6 nach einem flachen Bogen geformt, welcher sich in den Schlitz, der sich in der Hängstange F befindet, hineinschieben läßt, und durch das unterste Glied 7 der Kette H hindurchgeht. Der Zug des Taues kommt so auf den Haken 6, welcher, damit er sich nicht zufällig losmachen kann, mittelst eines leichten hölzernen Stiftes 8 festgehalten ist. Dieser Stift geht durch ein Loch, welches sich in F und im Haken 6 befindet. An der Seite von F ist, um den Haken noch sicherer in seiner Lage zu erhalten, eine flache Feder 9 angebracht, die auf den Vorsprung 10 des Hakens beständig drückt. Sollte die Platform irgend einmal zu hoch aufgewunden werden, so kommt der Stiel oder Griff 11, welcher auf der Rückseite des Hakens angebracht ist, mit dem Aufhälter 12 in Berührung, der in einer solchen Höhe befestigt ist, daß seine Wirkung beginnt, ehe die Platform bis zur Leitrolle K gehoben ist. Begegnet der Stiel 11 dem Aufhälter, so dreht sich der Haken um den Zapfen 5, bricht den hölzernen Stift 8 ab, und läßt das Kettenglied 7 entschlüpfen, so daß nun entweder beide oder wenigstens eine der zuerst beschriebenen Vorrichtungen, welche die Platform aufhalten sollen, in Thätigkeit kommt. Die Platform bleibt an den Leitstangen hängen, während das Tau und die Kette über die Leitrolle K gehen können, ohne daß dadurch ein besonderer Nachtheil entsteht. Eine letzte Verbesserung bezieht sich auf das Entfernen der aufgewundenen Last von der Förderplatform. Auch diese Anordnung ist in den Fig. 10 und11 abgebildet. Die schiefen Ebenen oder Brücken 13, auf welchen die Karren oder Hunde von und zu der Platform geführt werden, sind bei 14 an den Ecken des Schachtdeckels 15 abgegliedert. Dieser hat an seiner unteren Seite vier Vorsprünge oder Kolben 16, welche in die verticalen Cylinder 17, die an der Bodenplatte 18 angebracht sind, hineinpassen. In jedem solchen Cylinder befinden sich einige Lagen geschwefelter Kautschuk, so daß, wenn die Karren auf die Platform geschoben werden, dieselbe eine elastische Unterlage hat, welche das Gewicht aufnimmt. Der Schachtdeckel 15 kann eine verticale Bewegung machen, da die Flügel oder Brücken bei 13 abgegliedert sind, und bei 19 gleiten können. Es ist klar, daß diese Anordnung von elastischen Unterlagen in vielen ähnlichen Fällen benutzt werden kann, wo man die Wirkung von Stößen verringern will.

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Tafel Tab.
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