Titel: | Prüfung von Camphinelampen im Vergleich mit Gas, Oel und Wachs. |
Fundstelle: | Band 120, Jahrgang 1851, Nr. XII., S. 44 |
Download: | XML |
XII.
Prüfung von Camphinelampen im Vergleich mit Gas,
Oel und Wachs.
Aus dem Journal für praktische Chemie, 1851 Nr.
5.
Prüfung von Camphinelampen im Vergleich mit Gas, Oel und
Wachs.
Die technische Section der „Gesellschaft zur Beförderung der Künste und
nützlichen Gewerbe“ in Hamburg hat durch einen aus ihrer Mitte
gewählten Ausschuß (Prof. Bubendey, Plath und Ruete) eine vergleichende Prüfung des
Brennwerthes von CamphineDas Camphine ist bekanntlich eine Leuchtmaterie, welche in England zuerst
angewendet, jetzt aber auch in Deutschland angefertigt wird. Es besteht aus
einem Gemisch von Alkohol und verändertem Terpenthinöl. Die Bereitung des
letztern wird zur Zeit noch geheim gehalten, und es ist fraglich ob es, wie
Einige behaupten, durch Destillation des gewöhnlichen Terpenthinöls mit
Chlorkalk oder, wie man vielleicht vermuthen könnte, durch Destillation mit
Schwefelsäure bereitet wird.A. d. O., Gas, Oel und Wachs anstellen
lassen.
Es sind sowohl die Camphinelampen als auch Carcels-Lampen photometrischen
Versuchen im Vergleich zu Röhrengas und Wachskerzen untersucht worden.
Etwa zwei Stunden vor Beginn der Versuche waren die verschiedenen Lampen in Ordnung
gebracht und angezündet worden. Zur Ermittelung des Consums wurden die Lampen sammt
Füllung vor dem Anzünden sowohl als nach beendigter Untersuchung genau gewogen.
Der Gang bei der Untersuchung war der, daß in den beiden erstenmalen sämmtliche
Lampen mittelst des Wright'schen Photometers gegen eine
Gasstamme verglichen und die Rumford'sche Methode zum
Vergleich angewendet wurde.
Die bei den Untersuchungen angewandte Gaslampe war mit einem Oekonomie-Brenner
versehen und ergab bei einem Druck von 0,6 Zoll vor dem Brenner und einem Consum von
5 Kubikfuß per Stunde eine Lichthelle = 17½
Wachskerzen (letztere 13 Zoll lang, 6 St. auf 1 Pfd.).
Zur Erleichterung der Uebersicht sind die erhaltenen Resultate auf die Kosten einer
Lichthelle während 12 Stunden reducirt worden, und es ergibt sich, wenn das Mittel
aus den beiden angeführten Versuchsreihen genommen wird, folgendes Resultat.
Um die Lichthelle von einer Normal-Wachskerze (von oben beschriebener Länge
und Gewicht) während 12 Stunden zu erlangen, sind die Kosten:
Für eine Gasflamme
3,83
Pfennige
Für die mit Camphine gefüllte Lampe
7,35
Pfennige
Für die Carcel-Oellampe
10,42
Pfennige
Für die Normal-Wachskerze
82,80
Pfennige
Bei einem andern Versuche wurden die Lampen nicht gegen eine Gasflamme, sondern
direct gegen eine Normal-Wachskerze verglichen und es ergab sich hieraus
folgendes Resultat. Die Kosten sind:
Für eine Gasflamme
3,83
Pfennige
Für die mit Camphine gefüllte Lampe
6,25
Pfennige
Für die Carcel-Oellampe
8,15
Pfennige
Für die Normal-Wachskerze
82,8
Pfennige
Die erlangten Lichtstärken der verschiedenen Lampen siellen sich folgendermaßen:
Für die Gasflamme bei 20 Löchern und einem Durchmesser des Brenners
von
11/16
Zoll
=
17½
Für die Camphinelampe
14/16
Zoll
=
11
Für die Carcellampe
15/16
Zoll
=
10½
Für die Normal-Wachskerze
=
1.
Nimmt man aus allen Versuchsreihen das arithmetische Mittel, so erhält man folgende
Zusammenstellung.
Die Lichthelle einer Normal-Wachskerze kostet während 12 Stunden:
Für die Gasflamme
3,83
Pennige
Für die Camphinelampe
6,80
Pennige
Für die Carcel-Oellampe
9,28
Pennige
Für die Normal-Wachskerze
82,80
Pennige
Obige Erleuchtungsarten würden sich zur Hervorbringung einer und derselben Lichthelle
hinsichtlich des Kostenpunktes also verhalten:
Gas
:
Camphine
:
Carcel
:
Wachskerzen
:
383
:
680
:
928
:
8280
:
oder annähernd wie
16
:
29
:
39
:
346
:
Die Camphinelampen gaben ein helles, schönes, durchaus weißes Licht und es findet
nach weiter angestellten Versuchen im täglichen Gebrauch kein übler Geruch dabei
statt. Auch hat es sich herausgestellt, daß eine besonders sorgfältige Behandlung
der Lampe, namentlich genaues Abschneiden des Dochtes, Entleeren der Lampe etc., wie
solches bei Anwendung der älteren CamphineDie im südlichen Deutschland jetzt gebräuchliche Camphine — welche ein
genaues Abschneiden des Dochtes erfordert — besteht bloß in
rectificirtem Terpenthinöl.A. d. Red. erforderlich war, bei der zur
Untersuchung angewandten CamphineEs war aus der chemischen Fabrik des Hrn. L. W. A. Jacobi in Hamburg. neuerer Fabrication durchaus nicht
unumgänglich nothwendig sich zeigte.
Das weniger günstige Resultat hinsichtlich des Kostenpreises bei der
Carcel-Oellampe bessert sich bei mäßigern Oelpreisen, denn es war bei den
vergleichenden Untersuchungen der zur Zeit hohe Oelpreis von 6 Schilling per Pfund zu Grunde gelegt.
Hinsichtlich des Kostenpunktes ist die Beleuchtung mit Wachskerzen die entschieden
unvortheilhafteste.