Titel: | Bericht über eine Abhandlung des Hrn. Laurence Smith, die Lagerstätten des Smirgels in Kleinasien und die technische Benutzung dieses Minerals betreffend; von Dufrénoy. |
Fundstelle: | Band 120, Jahrgang 1851, Nr. XV., S. 55 |
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XV.
Bericht über eine Abhandlung des Hrn. Laurence Smith, die
Lagerstätten des Smirgels in Kleinasien und die technische Benutzung dieses Minerals
betreffend; von Dufrénoy.
Aus den Comptes rendus, 1850, 2me semest. Nr.
18.
Smith, über die Lagerstätten des Smirgels in
Kleinasien.
Der Smirgel besteht aus körnigem Corund, gemengt mit Eisenoxydul und einem
eigenthümlichen Silberglimmer. Obwohl dieses Mineral auf der Insel Naxos seit
mehreren Jahrhunderten ausgebeutet wird, kannte man sein Vorkommen vor wenigen
Jahren noch nicht genau; die Menge des darin enthaltenen Glimmers verleitete zu dem
Schluß, daß der Smirgel Glimmerschiefer-Lagern angehöre, in welchen sich die
Corundkrystalle concentrirt haben.
Die neuerliche Entdeckung des Smirgels bei Ephesus in Kleinasien bot Gelegenheit ihn
an Ort und Stelle zu studiren, und wir besitzen nun ziemlich genaue Details über die
Ausdehnung der smirgelführenden Strecke, die Lagerstätten des Smirgels und die Natur
und Anordnung der ihn begleitenden Mineralien.
Jener Smirgel scheint im Jahr 1846 von einem Schleifer entdeckt worden zu seyn,
welcher ihn wegen seiner Schwere zum Belasten der Räder zu benutzen pflegte und
einige Steine davon in Smyrna zurückgelassen hatte. Die HHrn. Tchihatchef und L. Smith, welche diese interessante Entdeckung
fast gleichzeitig erfuhren, eilten, jeder für sich, an Ort und Stelle zu kommen.
Hr. Tchihatchef theilte der französischen Akademie im März
1848 das Resultat seiner im Jahr zuvor angestellten Untersuchungen mit; er bemerkt,
daß der smirgelführende Landesstrich sich 33 Kilometer weit, in einer Breite von
mehr als vier Kilometern erstreckt. Diese Strecke, welche bei Ekihissar beginnt,
zieht sich von Südwest nach Nordwest gegen das Meeresufer, welches sie dann bei
Alamandagh erreicht.
Im Anfange des Jahrs 1847 untersuchte auch Hr. Smith die
Smirgellager Kleinasiens; die Stellung, welche dieser Gelehrte damals bei der
türkischen Regierung einnahm, gestattete ihm, dieß im Detail zu thun, wobei er mit
vieler Umsicht und Sorgfalt verfuhr. Er bestätigte Tchihatchef's Angabe, daß die Blöcke, welche man auf der Erdoderfläche
sieht, dem Gebirge angehören, auf welchem man sie verbreitet findet.
Das Gebirge Gumuch-Dagh, vier Lieues östlich von Ephesus, ist eine der
interessantesten Stellen für das Studium der Smirgellagerung; die geologischen
Beziehungen des Smirgels zu den umgebenden Gesteinarten sind hier am leichtesten
nachzuweisen. Der Smirgel bildet daselbst mehr oder weniger große Massen, wovon
einige mehr als fünfzehn Quadratmeter Oberfläche haben; sie befinden sich in einem
körnigen Kalkstein eingeschlossen, in welchem gar keine Fossile vorkommen und dessen
Alter man nicht angeben kann. Er liegt auf mit Gneiß verbundenem Glimmerschiefer,
scheint aber von diesen Gebirgsarten, mit welchen der Kalkstein nirgends abwechselt,
unabhängig zu seyn. Die Smirgelmassen sind in dem Kalkstein unregelmäßig
eingesprengt; sie verlaufen gewissermaßen in demselben, denn man sieht von der Mitte
desselben aus starke Knollen sich in verschiedenen Richtungen verzweigen, wie sonst
die Kieselnieren im Kalkstein. Wo der Kalkstein mit den Smirgelknollen in Berührung
ist, ist er eisenhaltig, nicht durch Eisenoxydäderchen, welche in die Masse
verlaufen und sie färben, sondern durch Eisenoxydul, welches eine gewisse Menge
Kalks im stöchiometrischen Verhältniß vertritt, was ihm das Aussehen von
Spatheisenstein gibt. Dieser Umstand, welcher sich in vielen Eisenerzlagern der
Pyrenäen wiederfindet, namentlich in den meisten von Canigou, spricht gegen die
Annahme, daß der Kalkstein und die Massen von Corund-Smirgel einer gleichen
Zeit angehören; vielmehr ist es wahrscheinlich, daß zu Gumuch-Dagh, wie in den Pyrenäen, zweierlei
Naturprocesse vorgegangen seyen, deren Producte sich gleichsam durchflochten
haben.
Außer dem Kalkstein welcher die Gangart des Smirgels von Gumuch-Dagh bildet,
sind an diesem Orte auch Incrustationen von faserigem Kalkstein einer spätern Zeit
wahrzunehmen, welche über die wahre Natur der Lagerung irre leiten könnten; man
könnte nach den eingesandten Proben glauben, daß der Kalkstein jünger sey, während
wahrscheinlich das Gegentheil der Fall ist.
Die Umgegend von Kulah, einer 30 Lieues von Gumuch am Ufer des Hermus liegenden
Stadt, besitzt ein zweites, dem obigen in allen Stücken ähnliches Lager; auch hier
bildet der Smirgel in Marmorkalkstein unregelmäßige Massen. Aus Glimmerschiefer,
Gneiß, Granit und Hornblende bestehendes Gestein, bildet die eine Stunde südlich von
den Smirgelgruben befindlichen Gebirge; auf diesen ruht ebenfalls Kalkstein, ohne
sonst in einer Verbindung mit ihnen zu stehen, selbst nicht mit dem
Glimmerschiefer.
Hr. Smith untersuchte mit der größten Sorgfalt, ob in
diesem Gestein, oder in dem Gneiß Corund eingesprengt sey, konnte aber nicht einen
einzigen Krystall darin entdecken; hiernach ist also der Smirgel auf den Kalkstein
beschränkt; da ferner der Corund reine Thonerde ist, so glaubt Hr. Smith annehmen zu können, daß er sich auf Kosten des den
Kalkstein sehr häufig begleitenden Thons gebildet habe; er ist, wie er glaubt, das
Resultat einer Abscheidung und Krystallisation der Thonerde durch ähnliche Processe
wie die Bildung der Erznieren in den anstoßenden Lagerstätten.
Wirklich befindet sich in Smith's Sammlung eine
Smirgelniere, welche mit einer concentrischen Hülle von krystallisirtem Chloritoid
(Chloritspath), und mit einer zweiten Zone von Emerilit umgeben ist; ersteres
Mineral, aus Kieselerde, Thonerde und Eisenoxyd bestehend, theilt die
Zusammensetzung des Smirgels, während der Emerilit-Glimmer, welcher 50 Proc.
Thonerde und 13 Kalk enthält, seine Bestandtheile zum Theil dem Kalkstein entlehnt
zu haben scheint, in welchem er unmittelbar eingeschlossen ist.
Daß die Smirgelnieren und Massen im Marmor eingeschlossen sind, der Kalkstein
eisenhaltig und mit Thonerde gemengt ist, dieß läßt zusammengenommen allerdings
vermuthen, daß der Smirgel sich von dem Gestein, worin er sich befindet,
abgeschieden habe; auch der Umstand spricht für diese Ansicht, daß den Corund
mehrere hauptsächlich
aus Thonerde bestehende Mineralien begleiten; diese Mineralien sind überdieß in
geringem Abstand von ihm in den Kalkstein eingesprengt und bilden, um mich eines
glücklichen Ausdrucks des Hrn. v. Humboldt zu bedienen,
den Halbschatten desselben. Eine gewisse Verknüpfung unter allen diesen Mineralien
ist also nicht zu verkennen. Unter dieselben gehören der Diaspor
(Thonerde-Hydrat) und der Emerilit; als einen Umstand, welcher es
wahrscheinlich macht daß die Smirgelbildung immer gleiche Ursachen habe, erwähnt Hr.
Smith, daß diesebeiden Mineralien, welche in den
Smirgellagern Kleinasiens und Naxos häufig vorkommen, sich unter gleichen Umständen
auch in Sibirien und in den Vereinigten Staaten vorfinden; Hr. v. Marignac fand den Diaspor in Gesellschaft mit dem Corund
auch auf dem St. Gothard.
Die Probe des Corunds auf seine Härte, auf welche Probe wir am Ende dieses Berichtes
zurückkommen, ergab Hrn. Smith, daß beim Corund von
verschiedenen Fundorten, das Vermögen harte Steine abzunützen (die effective Härte)
zwischen 100 und 55 wechselt. Hr. Smith analysirte eine
Reihe Corunde aus Indien und Kleinasien; er fand daß die indischen Sapphire und die
Rubine in reinen, durchsichtigen Krystallen, welche eine absolute Härte von 100
zeigen, nicht die geringste Spur Wasser enthalten, und daß ihr specifisches Gewicht
4,06 bis 4,08 beträgt. Der harmophane Corund aus China, welcher undurchsichtig ist,
sowie der Corund aus Kleinafien, welcher, obschon blau, ebenfalls undurchsichtig und
unvollkommen krystallisirt ist, hat ein Abnützungsvermögen von nur 59 bis 55; sie
enthalten 3,80 und 3,91 Wasser; ihr specif. Gewicht ist 3,24 und 3,10. Diese Corunde
bilden die beiden Endglieder der von Hrn. Smith
aufgestellten Härtetabelle; aber die Reihe der Härtegrade ist eine beinahe stätige;
ein anderes Exemplar des Corunds aus Kleinasien von 3,92 specif. Gewicht und 1,60
Wassergehalt besitzt z. B. eine Abnützungskraft von nur 77. Das specifische Gewicht
des Corunds und sein Wassergehalt stehen also in constanter Beziehung zu seiner
Wirksamkeit als Smirgel. Smith frägt nun ob man deßhalb
nicht die durchsichtigen Corunde als plutonischen Ursprungs, die jenigen aber,
welche eine gewisse Menge Wasser enthalten, als neptunischen Ursprungs betrachten
müßte. Ich glaube dieß nicht; es scheint mir aber aus diesen wichtigen Resultaten
hervorzugehen, daß das Wasser nur als beigemischt und nicht als chemisch gebunden zu
betrachten ist; auch hygrometrisches Wasser ist es nicht, weil es erst bei der
dunklen Rothglühhitze ausgetrieben wird.
Man war lange der Meinung, daß das Vorhandenseyn von Wasser oder seiner Elemente sich
nicht mit der plutonischen Entstehung eines Minerals vertrage; es ist jetzt aber
gewiß, daß die Laven im flüssigen Zustande fast immer Wasser eingeschlossen
enthalten, welches in dem Maaße, als sie erkalten, entweicht; überdieß findet man
Mineralien im Hydratzustand in denselben, welche man lange Zeit als das Product
späterer Infiltration betrachtete, die aber größtentheils zugleich mit der Lava
krystallisirten.
Es ist also anzunehmen, daß das Wasser in den Mineralien dieselbe Rolle spielt, wie
die Kieselerde, Thonerde und andere in ihre Constitution eingehende Bestandtheile,
welche entweder chemisch gebunden oder bloß beigemengt seyn können. Viele Analysen
könnte man sich nicht erklären, ohne anzunehmen, daß die Mineralien im Augenblick
ihrer Krystallisation ihrer Constitution fremde Elemente sich mechanisch einverleibt
haben, gerade so wie die Salze, welche wir in trübem Wasser krystallisiren lassen,
sich mit den in demselben schwebenden Substanzen verunreinigen; warum sollte das
bloße Wasser eine Ausnahme von der Regel machen?
Diese Hypothese ist der Schlüssel für viele schwer zu begreifende Analysen; z. B. des
Bronzit (Diallage), welcher den Blätterdurchgang des Pyroxen hat, und auch dessen
Zusammensetzung mit der einzigen Ausnahme, daß er 2,1 bis 3,3 Procent Wasser
enthält; nach meiner Ansicht ist der Bronzit also ein Pyroxen, welcher unter
Umständen krystallisirte, die ihm gestatteten Wasser als Gemengtheil in sich zu
behalten.
Der Corund scheint für diese Ansicht ein schlagendes Beispiel zu seyn; aus den
Analysen von Smith geht nämlich hervor, daß die Corunde,
welche in reinem Zustande kein Wasser enthalten, je nach Umständen ½, 1,
2½ bis 4 Procent Wasser einschließen; daß das specifische Gewicht dieser
Corunde mit ihrem Wassergehalt differirt; endlich daß ihr Abnützungsvermögen
ähnliche Abweichungen zeigt. Letzteres ist von der mineralogischen Härte wohl zu
unterscheiden; denn alle Corunde ritzen dieselben Körper, aber sie lassen sich um so
leichter zu einem unfühlbaren Pulver reiben und sind von desto geringerer Wirkung
auf den zu polirenden Körper, je mehr Wasser sie enthalten. Letzteres hat also das
Gefüge der Corunde verändert und sie nicht nur leichter, sondern auch zerbrechlicher
gemacht.
Hr. Smith machte seine Corund-Analysen mittelst
sauren schwefelsauren Natrons, welches Salz in weniger als einer Viertelstunde den
feingepulverten (aber nicht zerriebenen) Corund angreift.
Um die effective Härte des Corunds zu bestimmen, oder
richtiger sein Vermögen die Körper abzunützen, verwandelt Hr. Smith die Corunde in einem Stahlmörser, wie man ihn zum Zerstoßen des
Diamants anwendet, in feines Pulver; dieser Mörser besteht in einem hohlen, sehr
dicken Cylinder von 1 Centimeter (44/10 Pariser Lin.) innerm Durchmesser, in welchen
ein voller Cylinder (Stempel) von genau gleichem Kaliber dicht paßt, wie der Kolben
bei einer Dampfmaschine; wenn dieser Stempel den Boden des hohlen Cylinders berührt,
ist kein leerer Raum im Mörser. Man bringt den zu zerstoßenden Corund in denselben,
und verwandelt durch 2–3 Hammerschläge auf den Kopf des Stempels den größten
Theil der Substanz in Pulver; mehr Hammerschläge dürfen nicht gegeben werden, um
kein zu zartes Corundpulver zu erhalten.
Endlich wird das Pulver, um alle Proben vergleichbar zu machen, durch ein Haarsieb
von neunhundert Löchern im Quadratcentimeter geschlagen; man nimmt nun 1 Gramm des
Pulvers, um zu probiren, wie viel Glas es abnützen kann. Zu diesem Behufe benutzt
Hr. Smith eine Glasscheibe von 1 Decimeter (3″
8′″) Durchmesser, auf welche er eine gewisse Menge Pulvers bringt, und
reibt dieses schnell und im Kreise herum mittelst eines achatenen Läufers, bis die
Substanz nicht mehr kreischt und die Hand keinen Widerstand mehr empfindet. Der
Corund ist dann in ein unfühlbares Pulver verwandelt, aber mit Glasstaub, welchen er
von der Scheibe abrieb, verunreinigt; das Gewicht dieses Staubes entspricht dem
Abnützungsvermögen des probirten Minerals.
Dieses Verfahren gewährt große Genauigkeit; die von Hrn. Smith vor der Commission der Akademie der Wissenschaften (in Paris)
angestellten Versuche variirten in ihren Resultaten nicht um zwei Procente. Der
blaue durchsichtige Sapphir aus Indien gab von 1 Gramm Pulver 0,85 bis 0,86 Gramme
Glasstaub; der beste im Handel vorkommende Smirgel reibt die Hälfte seines Gewichts
Glas ab. Hr. Smith wählte den erwähnten Sapphir als Basis
seiner Scale und bezeichnete dessen Härte mit 100. Wenn wir also oben sagten, daß
der harmophane Corund eine Härte von 55 habe, so heißt dieß, daß 1 Gramm seines
Pulvers der Glasscheibe 0,46 Gramme Staub entzog.
Der Smirgel, welchen Hr. Smith als ein Gemenge von Corund
und Eisenoxydul betrachtet, ist um so besser, je mehr Corund er enthält, folglich,
je stärker er die Probescheibe abnützt. Das beschriebene Verfahren bietet also ein praktisches
Mittel dar, um den Werth eines Smirgels zu bestimmen; der Verfasser hat mittelst
desselben die verschiedenen Smirgel-Varietäten Kleinasiens classificirt.
Zusatz.
Wir ergänzen vorstehenden Bericht im Folgenden aus der Abhandlung von L. Smith in Silliman's american Journal of Science. Novemberheft 1850.
Bestimmung der effectiven Härte eines
Smirgels.
Man bricht Stückchen von dem zu prüfenden Smirgel ab, und zerstoßt sie in einem
Stahlmörser durch zwei bis drei Hammerschläge, gibt sie dann in ein Sieb (von 400
Löchern auf den Quadratcentimeter), sammelt das durchfallende Pulver, und bringt den
auf dem Sieb zurückgebliebenen Antheil wieder in den Mörser, um zwei oder drei
Schläge darauf zu geben, worauf man ihn wieder auf das Sieb schüttet; diese
Operation wird wiederholt, bis aller Smirgel durch das Sieb gegangen ist. Man darf
jedesmal nur zwei oder drei Schläge auf den Stempel geben, damit nicht ein Theil des
Smirgels in ein zu feines Pulver verwandelt wird.
Sämmtliche Pulver werden innig gemengt, und vom Ganzen wird ein gewisser Theil
(niemals über 1 Gramm) abgewogen (die Waage muß auf einen Milligramm empfindlich
seyn); zur Bestimmung der effectiven Härte dieser Probe benutzt man eine
kreisförmige Glasscheibe von beiläufig 4 Zoll Durchmesser, und einen kleinen Läufer
von Achat. Das Glas wird vorher gewogen und auf ein Blatt geglätteten Papiers
gelegt; dann bringt man den gepulverten Smirgel portionenweise hinzu, indem man ihn
jedesmal gegen das Glas mit dem Boden des Achatläufers reibt.
Der Smirgel wird von Zeit zu Zeit vom Glas mit einer Feder beseitigt, und nachdem
aller Smirgel einmal über das Glas gerieben worden ist, sammelt man ihn vom Papier,
um dieselbe Operation mit ihm durchzumachen, welche drei-bis viermal
wiederholt wird. Man wiegt nun das Glas, worauf man es derselben Behandlung wie
vorher unterzieht, wo dann der Smirgel in ein unfühlbares Pulver verwandelt seyn
wird. Diese Reihe von Operationen wird fortgesetzt, bis nach wiederholtem Wiegen das
Glas nur mehr einen Gewichtsverlust von einigen Milligrammen zeigt. Man notirt den
Gesammtverlust des Glases; wird dieses Verfahren mit den verschiedenen
Smirgelmustern unter gleichen Umständen durchgeführt, so erhält man eine genaue
Scale ihrer relativen Härte.
Diese Probe ist etwas langwierig, aber sicher; bei den härteren Smirgelsorten ist es
nöthig, das Reiben sechs bis siebenmal zu wiederholen, und es erfordert fast zwei
Stunden zur Beendigung.
Bei diesen Proben ergab sich, daß der beste Smirgel vom Glase (es war gewöhnliches
französisches Fensterglas) beiläufig die Hälfte seines Gewichts abzureiben vermag.
Der blaue Sapphir von Ceylon, welcher zur Vergleichung der Resultate als Einheit
angenommen wird, reibt unter denselben Umständen vom Glase über vier Fünftel seines
Gewichts ab. Die Resultate der Versuche sind unten in der Tabelle
zusammengestellt.
Chemische Zusammensetzung des
Smirgels.
Um den Smirgel, welcher ein Gemenge von Corund und Eisenoxydul ist, zu analysiren,
zerstoßt man ihn (gerade so wie für die beschriebene Härteprobe) in einem
Stahlmörser, und siebt das Pulver ab. Dasselbe wurde 24 Stunden über concentrirter
Schwefelsäure getrocknet; dann wurde 1 Gramm davon in einem kleinen Platintiegel
(von beiläufig ¼ Kubikzoll Inhalt) mit gut passendem Deckel abgewogen; dieser
Tiegel wurde in einen irdenen gestellt, und der Raum zwischen beiden mit Quarzpulver
ausgefüllt, welches noch einen halben Zoll über den Platintiegel hinaufreichte.
(Gewöhnlicher Sand ist nicht anwendbar, weil er in angehenden Fluß kommen und dann
an dem Platin haftend bleiben könnte; Kohlenpulver würde aber den Luftzutritt vom
Tiegelinhalt nicht besser ausschließen als Quarzpulver.) So angeordnet, wurden die
Tiegel 30 Minuten bis 1 Stunde lang der hellen Rothglühhitze ausgesetzt; nach ihrem
Erkalten wurde der Platintiegel sorgfältig herausgezogen und gewogen. Der
Gewichtsverlust ergab den Wassergehalt des Smirgels.
Das ausgeglühte Smirgelpulver wurde hierauf in einer weiten Achatschale, welche man
auf ein Blatt geglätteten Papiers stellte, zu einem unfühlbaren Pulver zerrieben,
hierauf sorgfältig von der Reibschale getrennt, in eine Platinschale gebracht,
gelinde erhitzt, um alle hygroskopische Feuchtigkeit zu verjagen, und gewogen; die
Gewichtszunahme ergab die von der Reibschale aufgenommene Kieselerde.
Das Zerreiben von 1 Gramm wurde in zwei Operationen bewerkstelligt, wovon jede etwa
20 Minuten erforderte; durch Anwendung einer Achatschale von geeigneter Größe und
einer Feder oder eines kleinen Pinsels, ist man im Stande jeden merklichen Verlust
an Mineral zu vermeiden, und den Betrag der von der Schale abgeriebenen Kieselerde
mit hinreichender Genauigkeit zu bestimmen.
Der in ein unfühlbares Pulver verwandelte Smirgel wird in einem großen Platintiegel
mit seinem 6-bis 8fachen Gewicht doppeltschwefelsaurem NatronUm dieses Salz zu bereiten, versetzt man neutrales schwefelsaures Natron mit
reiner Schwefelsäure, und erhitzt es in einer Schale, bis nicht nur alles
Wasser ausgetrieben ist, sondern auch soviel Säure, daß die Masse beim
Erkalten fest wird gebracht, und das Gemenge über einer Lampe 15
bis 30 Minuten lang erhitzt. Man läßt die Masse erkalten, versetzt sie mit Wasser
nebst einigen Tropfen Schwefelsäure, und erhitzt das Ganze, worauf es sich bald
auflöst, mit Ausnahme von ein wenig Kieselerde, welche die Flüssigkeit milchig
macht, nebst einer kleinen Menge unzersetzten Minerals, welches man bald entdeckt,
wenn man mit einem Glasstab gegen den Boden der Schale fährt. Die Flüssigkeit wird
nun filtrirt, und das Filter einmal mit ein wenig Wasser gewaschen; dann bringt man
es mit seinem Inhalt in einen Platintiegel, verbrennt es vollständig, und erhitzt
den Rückstand mit ein wenig doppelt-schwefelsaurem Natron, welches die
Zersetzung vervollständigt; behandelt man ihn dann mit Wasser nebst einigen Tropfen
Schwefelsäure, so löst sich alles mit Ausnahme der Kieselerde auf. Die Flüssigkeit,
welche nun durch das Filter geht, wird der ersten beigemischt, und die Analyse
fortgesetzt. Von der erhaltenen Kieselerde zieht man die bekannte Quantität ab,
welche von der Reibschale aufgenommen wurde. Die filtrirte Auflösung wird mit ein
wenig Salpetersäure erhitzt, um alles Eisenoxydul in Oxyd zu verwandeln, dann mit
einem Ueberschuß von Aetznatron und ein wenig kohlensaurem Natron behandelt, um die
anfangs gefällte Thonerde wieder aufzulösen und sie so vom Eisenoxyd und einer Spur
Kalk zu trennen. Eisenoxyd und Kalk werden auf gewöhnliche Art getrennt; die
alkalische Thonerdelösung wird angesäuert und die Thonerde mit kohlensaurem Ammoniak
niedergeschlagen.
Nach diesem analytischen Verfahren ergab Smirgel von verschiedenen Fundorten folgende
Zusammensetzung:
Textabbildung Bd. 120, S. 64
Fundorte.; Effective Härte;
Sapphir; Specifisches Gewicht.; Chemische Zusammensetzung.; Wasser.; Thonerde.;
Eisenoxydul.; Kalk.; Kieselerde.; Summe.; Kulab; Samos; Niearia; Kulah; Gumuch;
Nicaria; Gumuch; Kulah
In einigen Smirgelsorten fanden sich überdieß kaum bestimmbare Mengen von anderen
Substanzen, z. B. Titansäure, Manganoxyd, Zirkonerde und Schwefel (von
Schwefelkies).
Das im Smirgel gefundene Wasser gehört dem Corund an. Die im Smirgel enthaltene
Kieselerde ist sehr oft mit Thonerde oder Eisenoxydul, oder auch mit beiden
verbunden; deßwegen entspricht der Thonerdegehalt eines Smirgels nicht immer seinem
Gehalt an Corund.