Titel: | Ueber Thonwaaren zu chemischen Zwecken; von Dr. Mohrin Coblenz. |
Autor: | Mohr |
Fundstelle: | Band 120, Jahrgang 1851, Nr. XXIX., S. 127 |
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XXIX.
Ueber Thonwaaren zu chemischen Zwecken; von Dr.
Mohrin
Coblenz.
Mohr, über Thonwaaren zu chemischen Zwecken.
Ich wünsche die chemischen Fabrikanten in Deutschland auf ein Fabricat aufmerksam zu
machen, welches ihnen zu ihren Arbeiten von großem Nutzen seyn kann. Es sind dieß
die Thonwaaren von Ernst March in Charlottenburg bei
Berlin, welche ganz dasselbe darstellen, was die Franzosen mit dem Namen grès und die Engländer mit stoneware bezeichnen. Sie bestehen aus einer braungefärbten,
wasser- und säuredichten Masse und vertragen das Feuer sehr gut. Der
chemische Fabricant ist sehr häufig mit den Gefäßen in großer Verlegenheit.
Metallgefäße sind sehr theuer und wegen der sauren Beschaffenheit der Flüssigkeiten
häufig gar nicht anzuwenden. Porzellan ist nicht in genügender Größe zu beschaffen,
oder alsdann sehr theuer, und das gemeine Steinzeug mit Salzglasur verträgt zwar
Säuren aber keine Hitze. Die genannten Thonwaaren vereinigen die beiden
Eigenschaften des Porzellans, nämlich Unangreifbarkeit von Säuren und
Feuerbeständigkeit, ohne seinen hohen Preis. Sie eignen sich deßhalb vortrefflich zu
einer großen Menge chemischer Arbeiten, die in ihrer Ermangelung nur mit
Schwierigkeiten auszuführen sind. Ein deutscher Chemiker beneidete immer die
englischen und Pariser Fabrikanten, wenn er in ihren Laboratorien die zwei bis drei
Fuß hohen Steinzeug-Kübel sah, in denen sie große Massen saurer Flüssigkeiten
aufbewahrten, eindampften oder absetzen und krystallisiren ließen. Er selbst mußte
sich in den einzelnen Fällen mit gußeisernen, kupfernen, bleiernen oder hölzernen
Gefäßen behelfen, welche immer sehr schwer und theuer waren, die Flüssigkeiten mit
der Substanz ihrer Wände verunreinigten, oder wie die hölzernen, gar nicht mehr zu
reinigen waren und deßhalb nur zu einer und derselben Arbeit benutzt werden
konnten.
Die chemischen Gefäße von March werden in jeder
erforderlichen Größe dargestellt Die Form macht diesem großen Etablissement nicht
die geringste
Schwierigkeit, wo hauptsächlich Potterien von künstlerischem Werth, wie Vasen,
Urnen, Fontänen, Statuen, Monumente, Leichensteine, Thierfiguren in hoher Vollendung
geliefert werden. Der Chausseestaub der dortigen mit sehr feldspathhaltigem Granit
überführten Chausseen bietet ein vortreffliches und unentbehrliches Material dazu
dar. Dieser Staub stellt gleichsam einen künstlichen Kaolin dar, der die Frittung
und anfangende Schmelzung des Thones bewirkte. Die vier lebensgroßen Kriegerfiguren
an dem Kriegsministerium in Berlin sind in dieser Fabrik dargestellt worden.
Für die chemischen Fabriken werden Kübel, Abdampfschalen, Trichter, Kannen, Mensuren,
Retorten, Kolben, Chlorentwickelungsapparate, Ammoniakapparate, Wasserleitungsröhren
in zweckmäßigen Formen dargestellt. Die ausländischen Waaren dieser Art sind an sich
schon theuer, und werden noch mehr durch den Transport und die Eingangszölle
vertheuert.
In den Zollvereinsstaaten, die von einem Netze von Eisenbahnen durchzogen sind,
bietet der Transport keine großen Kosten oder Schwierigkeiten mehr dar. Gefäße
kleinerer Art aus einer solchen Masse werden wohl an verschiedenen Orten geliefert,
allein solche von der größten Art, die gerade zur fabrikmäßigen Production bestimmt
sind, habe ich noch nicht in deutschen Laboratorien angetroffen. Ein
Chlorentwickelungsapparat von fast 3 Fuß Höhe und 2 Fuß Durchmesser kostet zwischen
7 bis 9 Thaler. Ein solcher würde aus Blei gefertigt mindestens 4 bis 5 Centner
wiegen und einen Preis von 50 bis 60 Thlr. erreichen. Daß man mit solchen Gefäßen
vielfach in Verlegenheit ist, beweist der Umstand, daß fast alle im Handel
vorkommende Weinsteinsäure bleihaltig ist.
Anbei lasse ich den Preiscourant der Ernst March'schen
Thonwaaren-Fabrik (in Charlottenburg) folgen:
Abrauch-Schalen mit und ohne Glasur.
Durchmesser:
9″
11″
13″
15″
17″
19″
22″
24″
27″
mit Glasur:
5 Sgr.
8 S.
12½ S.
17½ S.
25 S.
1 Rthlr.
1 Rth. 17½ S.
2 Rthlr.
2 Rthlr. 17½ Sgr.
ohne Glasur:
4 Sgr.
7 S.
11 S.
15 S.
20 S.
25 Sgr.
1 Rth. 10 S.
1 Rth. 20 S.
2 Rthlr. 5 S gr.
Röhren zu chemischen Zwecken.
1–2″
Durchmesser pro
laufenden
Fuß
5
Sgr.
ein Knie
2
Sgr.
3″
—
—
6½
—
—
2½
—
4″
—
—
8
—
—
3
—
5″
—
—
10
—
—
3½
—
6″
—
—
12
—
—
4
—
7″
—
—
14
—
—
4
—
Wasserleitungs-Röhren.
2″
Durchmesser
5
Sgr.
2½″
—
6
—
3″
—
7
—
3½″
—
8
—
4″
—
10
—
4½″
—
12½
—
5″
—
15
—
Trichter
bis 4½″ Durchmesser 3½ Sgr., größere pro Zoll 9 Pfenn. bis 1 Sgr.
Wasserkannen mit Tüllen und
Deckel.
3 Quart Inhalt 9 Sgr., 4 Quart 11 Sgr., 5 Quart 13 Sgr., 6
Quart 15 Sgr.
Mensuren mit Tüllen.
¼ Quart 1¼ Sgr., ½ Quart 2 Sgr.,
¾. Quart 2¾ Sgr., 1 Quart 3½ Sgr.
Mensuren ohne Tüllen.
¼ Quart 1 Sgr., ½ Quart 1½ Sgr., ¾
Quart 2 Sgr., 1 Quart 2½ Sgr.
Säure-Töpfe
in verschiedenen Dimensionen pro Quart 1½
Silbergr.
Krüge zum Abziehen von
Schwefelsäure.
10 Quart Inhalt 18 Sgr.
Hähne.
à 25 Sgr, 1 Rthlr., 1 Rthlr. 10 Sgr., 1 Rthlr. 20
Sgr.