Titel: | Einige Beobachtungen über das Absetzen aufgeschlämmter pulverförmiger Körper in Flüssigkeiten; von Th. Scheerer. |
Fundstelle: | Band 120, Jahrgang 1851, Nr. XXX., S. 130 |
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XXX.
Einige Beobachtungen über das Absetzen
aufgeschlämmter pulverförmiger Körper in Flüssigkeiten; von Th. Scheerer.
Aus Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie, 1851, Nr.
3.
Scheerer, einige Beobachtungen über das Absetzen aufgeschlämmter
pulverförmiger Körper in Flüssigkeiten.
Als ich vergangenen Herbst mit Hrn. Schleiden,
Bergwerksbeamten aus Mexico, eine Reihe von Versuchen über die amerikanische
Amalgamation anstellte, fand sich hierbei eine Veranlassung, die Ursachen des
schnelleren oder langsameren Absetzens aufgeschwemmter pulverförmiger Körper in
nähere Betrachtung zu ziehen. Bei mehreren technischen Processen würde es nämlich
keinen unerheblichen Vortheil gewähren, wenn man Mittel kennte, dieses Absetzen zu
beschleunigen. Bereits während meines Aufenthaltes in Norwegen habe ich Versuche
angestellt, welche die beschleunigte und vollkommene Klärung der (bei der
Blaufarben-Fabrication) in den Mühlensümpfen befindlichen Eschel-Trübe
zum Zweck hatten. Ich gelangte damals zu dem Resultate — auf dessen
technische Brauchbarkeit ich hier nicht weiter eingehe — daß sich eine solche
Klärung am schnellsten durch Hervorbringung eines chemischen Niederschlages in der
zu klärenden Flüssigkeit bewirken lasse. Setzt man zu letzterer z. B. eine Quantität
Alaunsolution, welche verhältnißmäßig nur sehr gering zu seyn braucht, und fügt dann
eine entsprechende Menge Ammoniak oder kohlensaures Ammoniak hinzu, so reicht die
ausgefällte kleine Quantität von Thonerde hin, das Aufgeschwemmte innerhalb weniger
Stunden zum Absetzen zu bringen, während außerdem viele Tage, ja selbst Wochen und
Monate dazu erforderlich gewesen wären. Hr. Schleiden
theilte mir nun mit, daß er in Mexico zufällig einmal beobachtet habe, wie eine
Vitriol-Solution (ob Kupfer- oder Eisen-Vitriol, erinnere ich
mich nicht mehr genau), welche in eine von der Amalgamation herrührende trübe
Flüssigkeit gegossen worden sey, binnen kurzer Zeit die Klärung der letzteren
bewirkte. Anfangs glaubte ich, daß der Grund hievon ebenfalls in der Bildung eines
chemischen Niederschlages läge, fand aber später rathsam, genauere Untersuchungen
hierüber anzustellen. Dieselben haben das Resultat gegeben: daß gewisse Solutionen,
ohne Erzeugung eines chemischen Niederschlages,
allerdings einen sehr entschiedenen Einfluß auf das Absetzen suspendirter Pulver
ausüben. Folgendes ist das Nähere hierüber.
1. Versuche mit Pochtrübe von der Grube Himmelfahrt bei
Freiberg. Das aus dem Aufbereitungs-Gebäude (dem Pochwerke und der
Erzwäsche) dieser Grube kommende trübe Wasser geht in einen, im Freien befindlichen
großen Sumpf, aus welchem es durch einen Abfluß in die Mulde geleitet wird. In
diesem Sumpfe setzen sich, durch das längere Verweilen des Wassers darin, sehr
silberarme Schlämme ab, während die aus dem Sumpfe fließende Trübe noch silberärmere
Partikel (besonders Gang- und Gebirgsarten) aufgeschwemmt enthält. Einige
Flaschen, welche mit der unmittelbar von der Aufbereitung kommenden Trübe angefüllt
waren, wurden gegen vier Tage hingestellt, nach welcher Zeit die über dem Absatze
befindliche, immer noch trübe Flüssigkeit abgegossen und zu Versuchen angewendet
wurde. Zwölf Bechergläser von gleicher Form und Größe wurden mit gleichen Mengen der
Flüssigkeit gefüllt, und jedes Becherglas, mit Ausnahme eines derselben, erhielt
einen Zusatz von einer der unten benannten concentrirten Salzlösungen oder Säuren.
Von den concentrirten Salzlösungen betrug der Zusatz etwa 1 Volum-Procent,
von den Säuren die Hälfte. In das Becherglas, welches keinen solchen Zusatz erhielt,
wurde dafür 1 Volum-Procent reines Wasser nachgegossen. Hierauf wurden alle
Flüssigkeiten gleichzeitig umgerührt und alsdann in Ruhe gelassen. Hinsichtlich
einer früher oder später eingetretenen Klärung ergab die Beobachtung folgende
Resultate.
Erster Versuch.
(Anfang des Versuchs: den 14. October 8½ Uhr Morgens.)
Art der Flüssigkeit
Beobachtungs-Zeiten.
Pochtrübe mit Zusatz von:
14. October1 Uhr Nachmittags.
15. October8 Uhr Morgens.
15. October4 Uhr Nachmittags.
16. October8 Uhr Morgens.
17. October8 Uhr Morgens.
25. October8 Uhr Morgens.
1. Wasser.
Unverändert.
Spur von Absatz.
Sehr wenig Absatz.
Sehr wenig Absatz.
Sehr wenig Absatz.
Immer noch trübe.
2. Kohlensaurem Natron.
Unverändert.
Spur von Absatz.
Sehr wenig Absatz.
do.
do.
Noch trube.
3. Phosphorsaur. Natron.
Viel Absatz
Fast ganz klar.
—Die Striche deuten die eingetretene vollkommene Klärung der
Flüssigkeit an.
—
—
—
4. Kochsalz.
Unverändert.
Spur von Absatz.
Sehr wenig Absatz.
do.
do.
Noch trube.
5. Salmiak.
Unverändert.
Spur von Absatz.
Sehr wenig Absatz.
do.
do.
Noch trube.
6. Schwefelsaurem Natron.
Unverändert.
Spur von Absatz.
Sehr wenig Absatz.
do.
do.
Noch trübe.
7. Alaun.
Viel Absatz.
Fast klar.
Fast klar.
Fast ganz klar.
—
—
8. Kupfervitriol.
Viel Absatz.
Fast klar.
do.
Fast ganz klar.
—
—
9. Eisenvitriol.
Viel Absatz.
Fast klar.
do.
Fast ganz klar.
—
—
10. Salpetersäure.
Viel Absatz.
Fast klar.
do.
Fast ganz klar.
—
—
11. Salzsäure.
Viel Absatz.
Fast klar.
do.
Fast ganz klar.
—
—
12. Schwefelsäure.
Viel Absatz.
Fast klar.
Fast ganz klar.
—
—
—
Obgleich sich auf diese Weise die eigenthümliche Einwirkung verschiedener Solutionen
auf die Pochtrübe in ganz unerwartetem Grade zu erkennen gab, hielt ich es doch für
nothwendig, eine Wiederholung des Versuches anzustellen. Dießmal bediente ich mich
der aus dem gedachten Sumpfe abfließenden, also bereits geklärteren Trübe. Eine
Quantität derselben, in Flaschen geschöpft, wurde 14 Tage aufbewahrt, und darauf
vorsichtig von dem entstandenen Bodensatze abgegossen. Sie bildete eine stark
durchscheinende, emulsionartige Flüssigkeit, von solcher Feinheit der darin
suspendirten Partikel, daß dieselben durch ein Filtrum von schwedischem
Filtrirpapier gingen. Neunzehn Bechergläser wurden mit dieser Trübe wie beim vorigen
Versuch gefüllt, und erhielten Zusätze verschiedener Solutionen. Von den
concentrirten Salzlösungen wendete ich dießmal aber 4 Volum-Procente, und von
den Säuren 2 Volum-Procente an. Ein Becherglas erhielt, wie das vorigemal,
einen entsprechenden Zusatz von reinem Wasser.
Zweiter Veer Versuch.
(Anfang des Versuchs: den 28. October 28. October 9½ Uhr
Morgens.)
Art der Flüssigkeit.
Beobacht
Beobachtungs-Zeiten.
Pochtrübe mit Zusatz von:
28. October1 Uhr Nachmittags.
29. October8 Uhr Morgens.
30. Octob 30. October8 Uhr Mor8 Uhr Morgens.
31. October9 Uhr Morgens.
1. November9 Uhr Morgens.
20. November9 Uhr Morgens.
1. Wasser.
Unverändert.
Kaum verändert.
do.
do.
do.
do.
Noch nicht klar.
2. Kohlensaurem Natron.
Geringer Absatz.
Etwas klarer.
do.
do.
do.
do.
Noch nicht klar.
3. Doppelt-kohlens Natron.
Geringer Absatz.
Etwas klarer.
do.
do.
do.
do.
Noch nicht klar.
4. Oxalsaurem Ammoniak.
Geringer Absatz.
Etwas klarer.
do.
do.
do.
do.
Noch nicht klar.
5. Doppelt-chroms. Kali.
Kaum merkl verändert.
do.
do.
do.
Wenig verändert.
do.
Noch nicht klar.
6. Phosphors. Natron.
Starker Absatz.
—
— —
—
—
—
7. Kochsalz.
Unverändert.
do.
do.
do.
do.
do.
Noch nicht klar.
8. Salmiak.
Unverändert.
do.
do.
do.
do.
do.
Noch nicht klar.
9. Schwefels. Natron.
Kaum merkl. verändert.
do.
do.
do.
do.
do.
Noch nicht klar.
10. Salpeter.
Kaum merkl. verändert.
do.
do.
do.
do.
do.
Roch nicht klar.
11. Alaun.
Etwas klarer.
Ziemlich klar.
— —
—
—
—
12. Kupfervitriol.
Etwas klarer.
Ziemlich klar.
— —
—
—
—
13. Eisenvitriol.
Etwas klarer.
Ziemlich klar.
— —
—
—
—
14. Doppelt-schwefels. Kali
Etwas klarer.
Ziemlich klar.
— —
—
—
—
15. Phosphorsäure.
Etwas klarer.
Ziemlich klar.
— —
—
—
—
16. Weinsteinsäure.
Etwas klarer.
Ziemlich klar.
— —
—
—
—
17. Salzsäure.
Etwas klarer.
Ziemlich klar.
— —
—
—
—
18. Salpetersäure.
Etwas klarer.
Ziemlich klar.
— —
—
—
—
19. Schwefelsäure.
Etwas klarer.
Fast klar.
— —
—
—
—
Die flockige Beschaffenheit des Absatzes in den beiden Flüssigkeiten, welche
phosphorsaures Natron und Phosphorsäure enthielten, ließ mich vermuthen, daß das
Wasser der Pochtrübe eine geringe Menge eines aufgelösten Kalksalzes enthalte,
wodurch alsdann die schnelle Klärung dieser beiden Flüssigkeiten leicht erklärlich
war. Mittelst wiederholten Filtrirens der Pochtrübe durch ein doppeltes Filtrum
gelang es, die suspendirten Partikel der Pochtrübe abzuscheiden. Das erhaltene klare
Wasser ward eingedampft und in der That kalkhaltig befunden. Mithin müssen nicht
allein die Versuche mit phosphorsaurem Natron und Phosphorsäure, sondern auch die
mit kohlensaurem Natron, doppelt-kohlensaurem Natron und oxalsaurem Ammoniak
für unseren Zweck außer Betracht gesetzt werden. Daß der sich bildende kohlensaure
und oxalsaure Kalk keine so schnelle Klärung zur Folge hatte wie der phosphorsaure
Kalk, liegt ohne Zweifel darin, daß die ersten beiden Niederschläge pulverförmig sind, während sich der phosphorsaure Kalk
als eine schleimig-voluminöse Masse abscheidet. Bei den übrigen Salzen und Säuren können wohl
schwerlich derartige chemische Einflüsse auf das Absetzen der suspendirten Partikel
ausgeübt worden seyn. Die schnellere oder langsamere Klärung ist hier offenbar die
Folge eines eigenthümlichen Processes. Um jeden möglichen Zweifel hierüber zu heben,
der in der chemischen Einwirkung der Salze und Säuren auf die feinen Partikel
begründet werden könnte, stellte ich noch folgenden Versuch an.
2. Versuch mit aufgeschwemmtem Quarzpulver. Sehr fein
gepulverter Quarz wurde mit concentrirter kochender Salzsäure behandelt, gut
ausgesüßt und dann geglüht. Das so erhaltene Pulver wurde mit destillirtem Wasser
angerührt. Nach Verlauf von zwei Tagen hatte sich eine durchscheinende Trübe
gebildet, welche vom Bodensatze abgegossen, umgeschüttelt und zum Versuche verwendet
wurde.
Der Zusatz von den Salzlösungen betrug dießmal 8 Volum-Procente, und der von
den Säuren 4 Volum-Procente.
Dritter Versuch.
(Anfang des Versuchs: den 22. Novbr. 9½ Uhr Morgens.)
Art der Flüssigkeit.
Beobachtungs-Zeiten.
Quarztrübemit Zusatz von:
23. November8 Uhr Morgens.
4. December8 Uhr Morgens.
15. December.8 Uhr Morgens.
1. Wasser.
Unverändert.
Fast unverändert.
Noch nicht klar.
2. Kohlensaurem Natron
Unverändert.
Fast unverändert.
Noch nicht klar.
3. Phosphors. Natron
Unverändert.
Fast unverändert.
Noch nicht klar.
4. Kochsalz.
Klarer geworden,
do.
Noch nicht ganz klar.
5. Alaun.
—
—
—
6. Kupfervitriol.
—
—
—
7. Eisenvitriol.
—
—
—
8. Salzsäure.
—
—
—
9. Schwefelsäure.
—
—
—
Hiernach hat es den Anschein, daß vorzugsweise die sauer
reagirenden Lösungen den Absatz von aufgeschwemmten Pulvern beschleunigen. Es
entsteht nun die Frage: auf welche Weise diese Wirkung von ihnen ausgeübt werde?
Unter den mancherlei Umständen, welche bei einer solchen Präcipitation von Einfluß
sind, spielen besonders das specifische Gewicht und die Synaphie (Cohäsion) der
Flüssigkeit wesentliche Rollen. Da das specifische Gewicht des reinen Wassers
geringer ist als des mit Salzen oder Säuren gemischten, so muß — wenn wir uns
diesen Umstand allein wirkend denken — ein und dasselbe Pulver sich im reinen
Wasser eher zu Boden setzen, als in dem salz- oder säurehaltigen. Die obigen
Versuche stimmen hiermit durchaus nicht überein: folglich muß es einen anderen
Umstand geben, welcher dem Einfluß des specifischen Gewichtes mehr oder weniger
entgegenwirkt. Ist dieß vielleicht die verschieden starke Synaphie der verschiedenen
Flüssigkeiten ? Es ist bereits bekannt, daß alles mit Salzen oder Säuren versetzte
Wasser eine geringere Synaphie besitzt, als das chemisch reine. Obwohl ich den
hierüber vorhandenen Versuchen keineswegs mißtraute, wünschte ich doch mich hiervon durch
eigene Erfahrung zu überzeugen. Zuerst bediente ich mich zu diesem Zweck einer an
einem Waagebalken aufgehängten horizontalen Glasplatte, welche mit ihrer unteren
Fläche in die betreffende Flüssigkeit eingetaucht, und deren
Abreißungs-Widerstand durch Gewichte auf der freien Waageschale gemessen
wurde. Ich machte aber bald hierbei die Erfahrungen früherer Experimentatoren, daß
nämlich diese anscheinend so einfache Methode mit vielen Schwierigkeiten verknüpft
ist, welche die Resultate oft in hohem Grade schwankend machen.Unter Anderem fand ich auch die paradoxe Erscheinung, auf welche zuerst Frankenheim aufmerksam gemacht hat, vollkommen
bestätigt, daß der Abreißungs-Widerstand durch Luftblasen, welche
sich unten an die Glasplatte legen, nicht etwa abnimmt, sondern wächst Nach manchen vergeblichen
Versuchen gelang es endlich, folgendes Resultat zu ermitteln. Wasser, in
verschiedenem Grade mit Schwefelsäure versetzt, zeigte folgende
Synaphie-Verhältnisse:
Abreißungs-Widerstand in Grammen.
1
Volumtheil
Schwefelsäure
und
96
Volumtheile
Wasser
13,746
1
Volumtheil
Schwefelsäure
und
48
Volumtheile
Wasser
13,554
1
Volumtheil
Schwefelsäure
und
24
Volumtheile
Wasser
12,831
1
Volumtheil
Schwefelsäure
und
12
Volumtheile
Wasser
11,127.
Bei mehreren auf gleiche Art angestellten Versuchen kamen Schwankungen bis zu 0,100
vor. Die Schwierigkeiten dieser Methode bestimmten mich, einen anderen Weg zur
Ermittelung der relativen specifischen Kräfte einzuschlagen. Ich wählte dazu die
Bestimmung der bei den verschiedenen Flüssigkeiten stattfindenden Größe ihrer
Tropfen. Ein Tropf-Apparat wurde ganz einfach aus zwei gebogenen Glasröhren
construirt, welche durch Kautschuk u-förmig
verbunden, mit einer Stell-Vorrichtung so combinirt wurden, daß man die
Schnelligkeit, mit welcher die Tropfen aus dem etwas zugespitzten Ende der freien
Röhre hervordrangen, mittelst einer Schraube — welche dieses Röhrentheil hob
oder senkte — willkürlich verändern konnte. Bei einem Tropfenfall, der den
Pendel-Schwingungen einer Wanduhr entsprach, besaßen 100 Tropfen der
folgenden Flüssigkeiten die angegebenen Gewichte.
100 Tropfen von:
Wogen in Grammen:
reinem Wasser
5,106
1 Volumtheil
Soda-Solution und
12
Volumtheile Wasser
4,928
1 Volumtheil
Schwefelsäure und
24
Volumtheile Wasser
4,915.
Unter gleichen Umständen angestellte Versuche wichen kaum mehr als einige Milligramme
von einander ab.Durch Beschleunigung des Tropfenfalles wurden die Tropfen nicht unbedeutend
größer, wie sich aus dem Gewicht derselben ergab. So z. B. wogen 100 Tropfen
der Sodasolution, welche so schnell gefallen waren, als ihre genaue Zählung
zuließ, 4,984 Gram., und 100 Tropfen der verdünnten Schwefelsäure unter
gleichen Umstanden 4,960 Gram. Bei verzögertem Tropfenfall (bedeutend
langsamer als der Schlag der Wanduhr) betrug dagegen das entsprechende
Gewicht bei der verdünnten Schwefelsäure nur 4,836 Gram. Um das
relative Größen-Verhältniß der Tropfen zu erfahren, müssen die angeführten
absoluten Gewichte durch die betreffenden specifischen dividirt werden. Das
specifische Gewicht der Sodalösung war = 1,007, das der verdünnten Schwefelsäure =
1,051.
Relatives Größen-Verhältniß der Tropfen.
Reines Wasser
5,106
1 Volumtheil
Soda-Solution und
12
Volumtheile Wasser
4,894
1 Volumtheil
Schwefelsäure und
24
Volumtheile Wasser
4,677.
Folglich hat von diesen drei Flüssigkeiten das Wasser die stärkste Synaphie, darauf
folgt die Soda-Solution und dann die verdünnte Schwefelsäure.
Man hat bekanntlich früher angenommen (Frankenheim's Lehre
von der Cohäsion, S. 227), daß das Absetzen pulverförmiger Körper in einer
Flüssigkeit von starker Synaphie schneller vor sich gehe, als in einer von
schwächerer; im Wasser also schneller als in verdünnten Säuren oder Salzlösungen.
Dieser Annahme wird durch die angeführten Versuche völlig widersprochen, während es
sich zugleich herausstellt, daß das Absetzen aufgeschwemmter Pulver — außer
von den bereits zuvor bekannten Verhältnissen — von einem Umstande abhängig
seyn müsse, welcher mit der elektro-negativen (sauern) Reaction der
Flüssigkeit im Zusammenhange zu stehen scheint.
Weit davon entfernt zu glauben, eine gründliche Darlegung dieser Thatsache gegeben zu
haben, ist es bloß meine Ansicht, die Physiker auf ein Phänomen aufmerksam zu
machen, welches einer genaueren Untersuchung und weiteren Verfolgung nicht unwerth
seyn dürfte.
Freiberg, den 8. Januar 1851.