Titel: | Verbesserungen in der Darstellung topischer Krappfarben; als Mittheilung patentirt für Robert Johnson, Chemiker in London, am 17. October 1850. |
Fundstelle: | Band 120, Jahrgang 1851, Nr. XLV., S. 199 |
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XLV.
Verbesserungen in der Darstellung topischer
Krappfarben; als Mittheilung patentirt für Robert Johnson, Chemiker in
London, am 17. October
1850.
Aus dem Repertory of Patient-Inventions, Mai
1851, S. 287.
Johnson, über die Darstellung topischer Krappfarben.
Bereitung des Krapp-Extracts für
Druckfarben.
Ich verwandle den Krapp zuerst auf bekannte Weise durch Behandlung mit Schwefelsäure
in Garancin,Ein wichtiger Umstand bei der Bereitung des Garacin, von welchem das Gelingen derselben wesentlich abhängt,
ist der Concentrationsgrad der anzuwendenden Schwefelsäure. Während bei zu
großer Verdünnung derselben der beabsichtigte Zweck natürlich nicht in
genügendem Maaße erreicht wird, ist bei Anwendung zu concentrirter Säure
nicht nnr Gefahr vorhanden, daß der nutzbare Farbstoff selbst zerstört wird,
sondern dieselbe bildet dann auch nach Persoz
(Traité de l'impression des tissus, T. I. p.
493) mit gewissen Bestandtheilen des Krapps gepaarte Verbindungen, welche
dem Garancin beigemengt bleiben und es zum Färben unbrauchbar machen,
entweder weil sie den Farbstoff einhüllen oder sich mit demselben in der
Farbebrühe auflösen. Eine vorhergehende Behandlung des Krapps mit Wasser,
welches (um den Farbstoff unauflöslich machen) mit etwas Schwefelsäure
versetzt ist, dient hauptsächlich um Gummi, Zucker und andere lösliche
Stoffe, welche vorzüglich leicht solche Verbindungen eingehen, zu
entfernen.Nach Persoz nimmt man zur Bereitung des Garancin
auf 1 Thl. trocknen, nachher mit schwefelsaurem Wasser gewaschenen Krapp,
ein Gemisch von1 Thl. englischer Schwefelsäure, mit½ bis 1 Thl. Wasser,und erhitzt das Gemenge auf 48 bis höchstens
60° Reaumur. Welche Wassermenge und welchen Temperaturgrad innerhalb
dieser Gränzen man anzuwenden hat, hängt nach ihm von der Sorte des in
Behandlung genommenen Krapps ab, und muß für jede Sorte durch einen mit dem
erhaltenen Garancin angestellten Färbeversuch bestimmt werden, indem man
dasselbe für gut erklärt, wenn es dieselben Farben gibt wie Krapp, ohne den
ungebeizten Grund erheblich zu färben. Die letzten Antheile der Säure,
welche durch bloßes Wasser nur schwierig zu entfernen find, kann man mit
etwas Soda neutralisiren, jedoch mit der Vorsicht, daß die Masse durchaus
nicht alkalisch wird, eher soll die Säure in schwachem Ueberschuß seyn, weil
sich sonst der Farbstoff verändern und die Eisenbeizen nicht mehr gehörig
färben würde. Von Wichtigkeit ist es, möglichst fein gemahlenen Krapp zu
nehmen, sowohl um ein gleichförmiges Product zu erzielen, als auch weil
gröbere Theile von der Schwefelsäure, womit sie getränkt wurden, nur
schwierig zu befreien sind.Je nach der Sorte des angewandten Krapps und dem Grade von Veränderung,
welche derselbe durch die Schwefelsaure erlitten hat, ist das Garancin von
sehr verschiedener Güte. Als Durchschnitt nimmt man an, daß ein Thl.
Garancin 3 bis 3½ Thl. Krapp ersetzen kann.A. d. R. und nachdem die Säure durch Auswaschen
beseitigt ist, behandle ich den Rückstand auf dem Filter selbst mit einer heißen
wässerigen Auflösung (s. unten), welche die Eigenschaft hat, in heißem Zustande den
Krappfarbstoff aufzulösen und ihn beim Erkalten als Niederschlag abzugeben; ich
erneuere das Aufgießen einer solchen Auflösung, bis sie keinen Farbstoff mehr
auszieht. Die Flüssigkeit setzt beim Erkalten den Farbstoff in orangefarbigen
Flocken ab, welche man auf einem Filter sammelt und auswascht, bis das Wasser
geschmacklos und frei von säure ablauft.
Die filtrirte Flüssigkeit, welche nun fast gar keinen Farbstoff mehr enthält, kann zu
einer zweiten Operation, und so immer wieder benutzt werden. Um das Verfahren
ökonomischer zu machen, leite ich die kalte Auflösung von einer Operation durch ein
Schlangenrohr, welches in die heiße Flüssigkeit von einer anderen Operation getaucht
ist; letztere gibt dann ihre Wärme an die kalte und neuerdings anzuwendende
Flüssigkeit ab, wodurch an Zeit und Brennmaterial erspart wird. Das beste
Auflösungsmittel des Krappfarbstoffs ist Alaun (Kali- oder
Ammoniak-Alaun) mit freier Salzsäure oder Schwefelsäure; ich bereite mein
Auflösungsmittel mit:
Alaun
10
Pfd.,
Schwefelsäure
1½
Pfd.,
Wasser
120
Pfd.
Man hat schon längst eine Auflösung von Alaun benutzt, um das Alizarin, den Farbstoff
des Krapps, aufzulösen und ihn aus dieser Auflösung dann mittelst einer Säure
niederzuschlagen; durch die abwechselnde Anwendung von Alaunlösung und Säure wird
jedoch die Darstellung dieses Farbstoffs kostspielig, während eine Alaunlösung mit
überschüssiger Säure fortwährend brauchbar bleibt, indem man sie bloß neuerdings zu
erhitzen und dann wieder erkalten zu lassen braucht.
Aufdrucken des mit Mordant vermischten
Krapp-Extracts auf vorbereitete Baumwollenzeuge, und Befestigen der
Farbe.
Das auf angebene Weise bereitete Krapp-Extract oder Alizarin vermische ich mit
dem Mordant und drucke es zugleich mit demselben auf Baumwollenzeuge, welche auf
unten beschriebene Art vorbereitet worden sind, worauf die Stücke zum Befestigen der
Farbe gedämpft werden. Wenn man unvorbereitete Baumwollenstücke mit dieser Farbe
bedruckt und dann dämpft, so geben sie die Farbe im Seifenwasser leicht ab; dieselbe
wird hingegen vollkommen haltbar und ächt gemacht durch vorheriges Tränken der Zeuge
mit einer kleinen Menge öliger Substanz; damit sich die Krappfarben vollkommen
entwickeln, muß sich jedoch das Oel oxydirt haben, wie für das
Türkischrothfärben.Auf alten Baumwollenzeugen, welche abgetragen sind und oft gewaschen wurden,
erzeugt ein Gemisch von Krapp-Extract und essigsaurer Thonerde beim
Aufdrucken ein ächtes Roth, ein Beweis, welche geringe Menge öliger Substanz
hinreicht um die Verbindung von Alizarin und Basis auf dem Zeug hältbar zu
machen. Baumwollenzeuge, welche die Oelbeizen wie zum
Türkischrothfärben erhielten, entsprechen aber meinem Zweck nicht, weil das Alkali
und die nachfolgenden Operationen den Zeug gelblich gefärbt haben.
Das beste Resultat erhält man durch folgende Mischung:
weiße Seife
5
Pfd.,
Gallipoliöl
6
Pfd.,
Wasser
100
Pfd.
Man löst die Seife auf und setzt dann das Oel zu, um einen Schleim zu bilden. Mit
dieser Mischung wird der Zeug auf der Klotzmaschine getränkt, dann getrocknet und
(behufs des Oxydirens) in einer warmen Trockenkammer 48 Stunden lang aufgehängt. Die
Stücke werden hierauf in einem Kasten durch Wasser gezogen, welches ein wenig
kohlensaures Natron enthält — 1 Pfd. Soda auf 200 Pfd. Wasser —, dann
gewaschen und getrocknet.
Als Druckfarbe dient folgende Mischung:
Krapp-Extract in Teigform, welches etwa zehn Procent trocknes
Extract enthält
10
Pfd.
reine essigsaure Thonerde von 17° Baumé
1
Pfd.
Traganth, als Verdickungsmittel.
Diese Verhältnisse lassen sich ohne großen Einfluß auf das Resultat beträchtlich
abändern. Wenn man aber mit dem Thonerdesalz eine gewisse Gränze überschreitet,
nämlich beiläufig 20 Procent essigsaure Thonerde von 17° Baumé anwendet, so
wird die Farbe selbst auf geöltem Zeug nicht mehr fixirt und sieht dann aus wie
gewöhnlicher auf die Stücke gedruckter Krapplack.
Nach dem Aufdrucken der Farbe hängt man die Stücke einige Stunden auf und dämpft sie
dann bei dem möglich geringsten Druck; hierauf zieht man sie durch Wasser welches
den tausendsten Theil seines Gewichts kohlensaures Natron (oder basisch
phosphorsaures Natron) enthält. Die Farbe verträgt jedoch das Beleben (Schönen) in
schwachem kaustischem Alkali oder Kalk. Sie wird verbessert durch Seifen nach dem
Beleben, und darauffolgendes Waschen.
Wenn man in der Druckfarbe die essigsaure Thonerde durch essigsaures Eisen ersetzt,
erhält man Chocolatebraun oder Schwarz, anstatt Roth.
Verfahrungsarten um nach dem Färben der
gedruckten Stücke im Krapp den weißen Grund rein zu erhalten.
Nach dem Färben der gedruckten Stücke im Krapp sind bei dem bisherigen Verfahren
mehrere Passagen in Seifen- und Kleienwasser erforderlich, um den weißen
Grund zu reinigen und die Farben zu beleben; damit aber die Farben diesen Passagen
widerstehen können, muß man bedeutend mehr Krapp angewandt haben als zur Erzeugung
der Farben erforderlich ist. Um diesen Aufwand an Krapp, Arbeit, Seife. etc. zu
vermeiden, wird der Krapp häufig mit Säuren etc. behandelt, um ihn in Garancin zu
verwandeln, worauf man die Farben lebhaft und den weißen Grund rein erhält, ohne
Seifenpassagen anzuwenden. Ich habe gefunden, daß man dasselbe Resultat erhalten
kann, ohne den Krapp in Garancin zu verwandeln oder Seifen- und Kleienbäder
nach dem Färben anzuwenden, wobei die Farben noch haltbarer und im Ton verbessert
werden, wenn man eine der folgenden Methoden anwendet:
1. Man nimmt zum Färben ungefähr 25 Procent weniger Krapp als absolut erforderlich
ist wenn die Seifenpassagen angewandt werden.
2. Man tränkt das gefärbte Stück in der Klotzmaschine mit Chlornatron und erwärmt es
dann in dem heißen Canal über der Klotzmaschine oder über den (weißblechernen mit
Dampf geheizten) Trommeln der Trockenmaschine (was man bisher schon that, um den
weißen Grund der in Garancin gefärbten Stücke rein zu erzielen, weil diese Stücke
die Seifenpassagen nicht wie die Krappfarben vertragen). Um das Chlornatron zu
diesem Zweck zu erhalten, versetzt man eine Auflösung von Chlorkalk so lange mit
einer Auflösung von krystallisirtem kohlensaurem Natron, bis aller Kalk niedergeschlagen ist.
Wenn die erhaltene Flüssigkeit 7° Baumé zeigt, so bilden 15 Gewichtstheile
derselben mit 85 Gewichtstheilen Wasser vermischt, eine für die Klotzmaschine
geeignete Auflösung.
3. Anstatt die Stücke auf gewöhnliche Weise mit Krapp (in geringerer Menge) zu
färben, ziehe ich es vor, den Krapp vor seiner Anwendung mit Wasser, welches auf 39
bis 41° Reaumur erwärmt ist, einige Stunden lang zu behandeln. Es findet dann
die von HigginPolytechn. Journ. Bd. CXI S. 213. entdeckte
Veränderung statt; es geht nämlich aller auflösliche gelbe Farbstoff in rothen
Farbstoff (Alizarin) über und die Masse enthält nach der Gährung, wie ich gefunden
habe, auch Pektinsäure. Bei Anwendung dieses gegohrenen Krapps erspart man an Zeit,
Brennmaterial und Arbeit, da beim Färben die Vorsichtsmaaßregeln bezüglich der
Temperatur wegfallen; das Wasser, welches den rückständigen Krapp enthält, läßt sich
wieder zu einer anderen Operation benutzen, und der weiße Grund ist reiner.
Verfahren um den zum Färben benutzten
Krapp wieder zum Färben gedruckter Stücke anwenden zu können.
Wenn man den zum Färben benutzten Krapp nach Fr. Steiner
mit verdünnter Salzsäure wascht, bis die Kalksalze ausgezogen sind und das Wasser
geschmacklos abläuft, so ist er zum Färben wieder brauchbar; man gibt ihm im
Färbekasten soviel kohlensaures Natron zu, bis die Färbeflüssigkeit schwachroth
wird, und färbt dann wie mit Garancin. Die Beizen ziehen den Farbstoff an, aber der
weiße Grund wird schlecht (was Steiner's Verfahren fast
werthlos machte). Man kann jedoch den weißen Grund rein erhalten, wenn man die
gefärbten Stücke auf oben angegebene Weise mit Chlornatron tränkt und hierauf in der
Wärme trocknet.
Darstellung einer topischen Farbe mit
Alkannawurzel.
Ich digerire die Alkannawurzel (Anchusa tinctoria) mit
Terpenthinöl, Steinöl, oder einem sonstigen flüchtigen Oel; die den Farbstoff
enthaltende Auflösung versetze ich mit dem achten Theil ihres Raumes einer gesättigten Auflösung von
kaustischem Baryt (oder einer Mischung von salzsaurem Varyt und Aetzammoniak), und
rühre 10–15 Minuten lang um. Der Baryt zieht den Farbstoff an, und scheidet
ihn von dem flüchtigen Oel ab, welches wieder zu einer anderen Operation verwendet
werden kann. Die dunkel indigblaue Masse von Farbstoff und Baryt wird mit Essigsäure
behandelt, um den Baryt zu neutralisiren, und wenn man sie dann auf Baumwollenzeuge
druckt, welche mit essigsaurer Thonerde gebeizt sind, erhält man ein schönes
Purpurroth. — Man kann aber auch die essigsaure Mischung mit essigsaurer
Thonerde versetzt auf Baumwollenzeuge drucken, welche wie für Krapp-Extract
auf oben angegebene Weise geölt worden sind, und erhält dann ein schönes Purpurroth,
welches Seifen, Alkalien und Säuren widersteht.