Titel: | Das Flachsröst-Verfahren des Hrn. R. B Schenk. Mitgetheilt von Hrn. Wedding. |
Fundstelle: | Band 120, Jahrgang 1851, Nr. XLVII., S. 209 |
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XLVII.
Das Flachsröst-Verfahren des Hrn.
R. B Schenk.
Mitgetheilt von Hrn. Wedding.
Aus den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
Gewerbfl. in Preußen, Decbr. 1850, S. 238.
Wedding, über Schenk's Flachsröst-Verfahren.
Vor acht Jahren wurde in Irland durch die angesehensten Grundbesitzer und
Gewerbetreibenden eine Gesellschaft zur Beförderung und Verbesserung des Flachsbaues
gegründet, welche durch Unterstützungen, durch Rath und That einen für die
Landescultur und die Beschaffung von gutem Flachs für die in und bei Belfast und
Londonderry vorhandenen und an Umfang zunehmenden Spinnereien einen sehr
beachtenswerthen Erfolg erzielt hat. Die alljährlich in den
Haupt-Versammlungen abgestatteten Berichte, und namentlich der letzte für das
Jahr 1848, enthalten schätzbare Mittheilungen, unter denen diejenige über das neue,
aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika durch einen Hrn. R. B. Schenk eingeführte Röstverfahren um so mehr alle
Beachtung verdient, als es sich bestätigt haben soll, daß durch dasselbe nicht nur
ein besseres und gleichmäßigeres, sondern auch mehr Spinnmaterial erzielt wird, als
durch das alte Verfahren.
Durch Vertheilung von gutem Samen, durch Anweisung in der Vorbereitung und
Bearbeitung des Ackers, des Säens, Reinigens und Erntens der Flachsstengel, durch
eine zweckmäßige und richtig geleitete, weitere Behandlung der gewonnenen
Flachsstengel, und durch den Gewinn, welcher sich durch den Verkauf des Flachses an
die Spinner ergab, hat diese Cultur einen solchen Umfang im nördlichen und
westlichen Theile von Irland gewonnen, daß nach den angestellten Ermittelungen im
Jahre 1848 an 42000 Acres oder 64188,85 preußische Morgen besäet wurden, welche eine
Ernte von 17494 Tons oder 349880 Cntr. Flachs lieferten. Da mehrere Partien dieser Flachse zu
einem Preise von Lstr. 90 bis 100 pro Tonne verkauft
wurden, der Samen selbst durch den Gewinn an Oel und Kuchen, von welchen nach den
Einfuhrlisten früher bis zu dem Betrage von 1½ bis 2 Millionen Lstr.
eingeführt wurden, auch noch in Betracht kommt, so ergibt sich schon hieraus, welch
hohes Ziel die Gesellschaft sich gesteckt, und wie sehr erwünscht es wäre, wenn auch
hier bei uns zu gleichen Zwecken Verbände entstünden.
Die in dem achten Jahresbericht der Gesellschaft mitgetheilten, auf Erfahrungen
gegründeten Vorschriften lauten in Bezug:
a) Auf Bodenbearbeitung und
Fruchtfolge. Bei Aufmerksamkeit und sorgfältiger Bodenbearbeitung dürfte
Flachs in verschiedenem Boden gezogen werden; doch ist mancher besser dazu geeignet
als anderer. Allgemein ist ein kräftiger, trockener Lehmboden, mit Thonuntergrund
der beste. Unumgänglich nothwendig ist es, daß das Land gut trocken gelegt und
rajolt ist, da guter Flachs nicht gezogen werden kann, wenn das Land mit
Grund- oder Oberwasser angefüllt ist.
Ohne Berücksichtigung aller Verhältnisse ist ein Erfolg nicht zu erzielen —
verschiedener Boden erheischt auch abweichende Bearbeitung und Fruchtfolge. Im
besten Boden Flanderns wird Flachs im dritten Jahre bei
Siebenfelder-Wirthschaft, oder im fünften bei Zehnfelder-Wirthschaft
gezogen.
Im Allgemeinen gilt als Regel, Flachs innerhalb 10 Jahren nicht mehr als einmal zu
bauen. In Belgien folgt ohne Unterschied Körnerfrucht, gewöhnlich Hafer; in hiesiger
Gegend, in welcher Hafer eine Hauptfrucht bildet, dürfte dieselbe Folge zu empfehlen
seyn; doch muß besonders bemerkt werden, daß nach Hafer eine grüne Frucht oder
Hutung, nie aber zwei oder drei Haferbeschickungen einander folgen dürfen, wie dieß
leider hier nur zu oft geschieht. Es ist unter den hiesigen Ackerwirthen ein sehr
verbreiteter Irrthum, Flachs auf Kartoffeln folgen zu lassen. Ausgenommen in sehr
magerem Lande wird nach Kornfrucht eine bessere Ernte an Körnern und Flachs
gewonnen. Wenn alte Hutung aufgebrochen und mit Kartoffeln bestellt wird, so folgt
hierauf Kornfrucht, und im darauf folgenden Jahre mit Erfolg Flachs.
b) Auf Bearbeitung des Bodens.
Von ganz besonderem Werth für den Flachsbau ist das Abtrocknen des Landes und das
sorgfältige und wiederholte Reinigen desselben vom Unkraut, so daß es in den
feinsten, auf große Tiefe gehenden, und recht gereinigten Zustand versetzt wird. Nur so können
die Wurzeln, die oft bis zu einer Tiefe hinabgehen, welche die Hälfte des Stengels
über Tage beträgt, gedeihen.
Nach Weizen ist in leichtem, bröcklichem Boden ein Durchackern oder Pflügen
zureichend, ein zweifaches aber besser, und in schwerem Boden sogar ein dreifaches
empfohlen — eins im Herbst, und zwei im Frühjahr, so daß das Land in der
ersten oder zweiten Woche des Aprils für die Aufnahme des Samens eingerichtet ist.
Natürlich hängt viel von der Art des Bodens und von der Kenntniß und Erfahrung des
Grundbesitzers ab. Das Land sollte durch unterirdische Abzüge gut trocken gelegt
seyn, so daß der Samen auf flache Beete gesäet werden kann, welche zu einer mehr
gleichmäßigen und bessern Ernte beitragen. Bevor indessen die Trockenlegung durch
unterirdische Abzüge allgemeiner in Anwendung kommt, dürfte es nothwendig seyn, nach
Hafer so zeitig als möglich im Herbst zu pflügen. Das Land muß in Raine bearbeitet
werden, damit es Frost und Luft erhält; demnächst Furchen erhalten, welche das
Winterwasser abführen. Im Frühjahr wird es dann gepflügt und geeggt, ordentlich
bestellt, und sorgfältig vom Unkraut gereinigt. Nach dem letzten Eggen wird es
überwalzt, um eine ebene gleichmäßige Fläche zu erhalten, und hierauf wieder mit
einer kurzzackigen Harke vor dem Einsäen aufgebrochen.
c) Auf das Säen. Der beste
Samen ist überhaupt der von Riga, obgleich holländischer in mehreren Theilen des
Landes seit einer Reihe von Jahren mit vollkommenem Erfolg verwendet worden ist.
Amerikanischer Samen ist im Allgemeinen nicht empfehlenswerth, da er nur zu leicht
einen kurzen, ästigen Stengel liefert. Wird er verwendet, so sollte dieß nur in
tiefem, lehmigem Boden geschehen. Beim Ankauf von Samen ist darauf zu achten, daß er
voll, glänzend und schwer, und von einem achtungswerthen Kaufmannshause ist. Er muß
dann von allem fremden Samen, von Unkraut gesichtet werden, da nur dadurch eine
erhebliche Mühe vermieden wird, wenn der Samen aufgegangen ist. Man thut dieß mit
Fegemaschinen und Sieben aus Draht, 12 Fäden auf den Zoll. Selbst geernteter Samen
hat neuerlich so vortreffliche Saat geliefert, daß jedem Ackerwirthe nur empfohlen
werden kann, jedes Jahr nur so viel fremden Samen auszusäen, als für die
nächstjährige Flachs-Aussaat erforderlich ist.Die Samenernte beträgt durchschnittlich etwa 12 Bushels (à 10 Metzen 111,6 Kubikzoll preuß.) pro Acre (à 285,29
preuß. Quadratruthen), so daß der von einem Acre gewonnene Samen zu 5 dienen
würde. Die dünneren Saaten würden sich für diesen Zweck am besten eignen, da Flachs,
welcher dünn steht, auch vielen Samen liefert. Ein solches Verfahren würde,
abgesehen von dem Gewinn am Preise von fremdem Samen, auch noch den Ackerwirth gegen
die Gefahr sichern, an betrüglich behandeltem Samen Verlust zu erleiden. — In
den meisten Fällen wird es am besten seyn, den so gewonnenen Samen im folgenden
Jahre zur Mästung oder an Oelmühlen zu verkaufen, wenngleich er oft gute Saaten
liefert. Die Samenmenge kann zu 3½ Bushel auf den irischen Acre (= 1,62
engl.) und in demselben Verhältniß auf den schottischen und englischen Acre
angenommen werden. Es ist immer besser zu dick als zu dünn auszusäen, da nach dicker
Aussaat die Stengel größer und gerader, mit nur einer oder zwei Samenkapseln ohne
Kopfende aufwachsen; und da die Fasern um vieles besser in Feinheit und Länge
ausfallen, als von Flachsstengeln, wozu der Samen dünn ausgesäet ist, die gewöhnlich
kurz, dick und ästig sind, vielen Samen, aber schlechtere Fasern liefern.
Ist der Boden gut durchgearbeitet, locker, und mit Sorgsamkeit gereinigt, so wird er
überwalzt und besäet. Wenn derselbe nicht in Beete eingetheilt ist, so sollten doch
Abtheilungen von 8 bis 10 Fuß Breite angezeichnet werden, um gleiche Samenmengen
ausstreuen zu können. Nach dem Säen wird mit einer feinen Egge geeggt, und zwar
zweimal — einmal auf und ab, und das anderemal kreuzend oder in schräger
Richtung; es erfolgt dadurch eine bessere und gleichmäßigere Vertheilung, und das
Vermeiden von kleinen Furchen durch die Zähne der Egge. Es folgt jetzt wieder die
Walze, die den Samen etwa 1 Zoll tief bedeckt, was gerade angemessen ist. Bei Beeten
sollte die Mitte nur sehr wenig gewölbt seyn, da im entgegengesetzten Falle die Saat
nicht gleichmäßig reif wird; wenn aber der Acker gut mit unterirdischen Abzügen
versehen und trocken gelegt ist, so bedarf es gar keiner gewölbten Beete. Das
gleichzeitige Einsäen von Klee und Gras mit Flachssamen ist in allen Fällen nicht
empfehlenswerth, da diese Pflanzen die Wurzelenden der Flachsstengel beschädigen.
Indessen können in geeignetem Boden Mohrrüben in Furchen gesäet werden, so daß die
Personen, welche den Flachs raufen, über die Reihen schreiten können, die dann
später behackt und gereinigt werden, und immer etwas flüssige Düngung erhalten
müssen. Eine nachträgliche Saat von Rüben oder Winter-Wicken kann auf den
Flachs folgen. Das Ueberwalzen des Bodens nach dem Einsäen des Flachssamens ist
dringend nothwendig, doch darf dieß nicht geschehen, wenn er so naß ist, daß die
Erde an die Walze anhängt.
d) Auf Düngung für Flachssaat.
Neuerdings angestellte Untersuchungen haben ergeben, daß die Faser oder der Bast des
Flachses von dem Boden
gewisse Bestandtheile ansaugen, wenngleich nicht in so hohem Grade als andere
allgemein gebaute Saaten. Diese zu beschaffen, ist nachfolgende Düngung empfohlen,
welche auf das Land vor dem letzten Eggen und vor dem Eintragen des Flachssamens
breit gesäet wird.
Auf dem Acre Land:
30
Pfd.
salzsaures Kali, im Werthe etwa
=
2
Sh.
6
Penc.
28
Pfd.
Kochsalz
=
—
Sh.
3
Penc.
34
Pfd.
gebrannter und gepulverter Gyps
=
—
Sh.
6
Penc.
54
Pfd.
Knochenspäne
=
3
Sh.
3
Penc.
56
Pfd.
schwefelsaure Magnesia
=
4
Sh.
—
Penc.
–––––––––––––––––––––––––
=
10
Sh.
6
Penc.
e) Auf Jäten. Ist Sorgfalt auf
Reinigung des Samens und des Ackers verwendet, so wird wenig Unkraut zum Vorschein
kommen; zeigt sich letzteres dennoch, so muß es vorsichtig ausgejätet werden. In
Belgien geschieht dieß durch Frauen und Kinder, welche mit aufgeschürzten Kleidern
auf allen Vieren vorwärts kriechen. Dieß beschädigt die junge Saat weniger, als wenn
man darauf geht (was, wenn es geschieht, nur von Personen gethan werden sollte,
deren Schuhe nicht mit Nägeln versehen sind). Die Arbeit sollte gegen den Wind
erfolgen, so daß die niedergedrückte Saat wieder aufgeweht, oder doch wenigstens
darin unterstützt wird, ihre aufrechte Stellung wiederzugewinnen. Die schwachen
Pflanzen, nach einer Richtung niedergedrückt, erheben sich bald; wenn sie aber
gebrochen oder zu sehr niedergedrückt sind, was nur nachlässige Jäter thun, so
richten sie sich selten wieder auf.
f) Auf Raufen. Die Zeit des
Raufens ist schwer genau festzustellen. Die Faser oder der Bast ist am besten, ehe
der Samen ganz reif ist. Obgleich die Faser fein ist, wenn etwas früh gerauft wird,
so ist dieß doch wegen des bedeutenden Abganges beim Brechen und Hecheln nicht
rathsam; dagegen gleicht das vermehrte Gewicht, wenn später gerauft wird, nicht den
Nachtheil aus, den eine grobe Faser verursacht. Allgemein möchte die beste Zeit zum
Raufen seyn, wenn die Samenkapseln anfangen aus einer grünen Farbe in eine
gelblichbraune überzugehen, die Stengel dagegen auf ⅔theil ihrer Länge vom
Boden ab gelb werden. Lagert irgend ein Theil der Stengel auf dem Boden und leidet
von Nässe, so sollte er so schnell als möglich gerauft, und getrennt von dem Rest
gehalten werden. So lange als der Acker nicht gut trocken gelegt, und nicht
vollständig vor dem Einsäen geebnet ist, wird man stets Flachs von verschiedener
Länge ernten. In solchen Fällen ist es zweckmäßig, jede Länge für sich zu raufen,
und in besonderen
Gruben zu rösten, oder doch abgesondert von andern zu behandeln. Der Flachs sollte
von den Raufern stets unterhalb der Samenkapseln gefaßt werden, so daß die kürzern
Stengel zurückbleiben. Sind von den letzteren nur wenige, so ist es am besten, sie
gar nicht zu raufen, da der Verlust durch Vermengen und durch Mischen mit Unkraut
den Gewinn aufheben würde. Ist der Acker gut trocken gelegt, eben so geebnet, so
wird der Flachs von gleicher Länge ausfallen. Es kommt ferner wesentlich darauf an,
die Arbeit nicht zu beeilen, und die Wurzelenden wie eine Bürste geordnet zu halten.
Dieß erhöht den Werth für den Spinner, und natürlich auch für den Erbauer, der
reichlich durch einen erhöhten Preis für diese besondere Mühe belohnt wird. Der
geraufte Flachs wird zur Erleichterung der folgenden Arbeit kreuzweise und in den
Mengen, die die Hand erfaßt, über einander gelagert.
g) Auf das Abstreifen des
Samens. Dieß sollte zu derselben Zeit und auf demselben Felde mit dem
Raufen geschehen. Bestände der Vortheil auch nur darin, daß der Flachs von dem Samen
in dieser Weise am leichtesten befreit wird, so sollte schon aus diesem Grunde die
Arbeit so wie angegeben, vollzogen werden; es kommt aber noch außerdem hinzu, daß
der Same ein sehr werthvoller Theil der Ernte ist, der an Oelmühlen abgesetzt, den
Gewinn pro Acre 3, und für die Mastung verwendet,
mindestens 4 Lstr. beträgt. Der Apparat hierzu ist sehr einfach. Er besteht aus
einer Art Harke mit eisernen Spitzen, welche in Holz eingesetzt sind. Man erhält
denselben in Belfast, oder bei jedem einigermaßen geschickten Grobschmied.Die besten Streich-Harken werden aus ½zölligen Quadrateisen
gemacht, die Kanten den Arbeitern zugewendet, also übereck, 3/16 Zoll unten,
und oben ½ Zoll auseinanderstehend, und 18 Zoll lang, um hinlängliche
Federung zu gestatten, und Abgang an Flachs zu vermeiden. Die Zuspitzung
beginnt oben 3 Zoll von dem Spitzende ab. Man bringt ihn aufs
Feld, wo der Flachs gerauft wird, und befestigt ihn auf einer 9füßigen Bohle, die
auf zwei Füßen ruht. Die Arbeiter stehen oder sitzen mit gespreizten Beinen einander
gegenüber auf beiden Seiten, und zwar in solcher Entfernung von dem Apparate, daß
sie sorgfältig und nacheinander die Flachsstengel durchziehen können. Unter ihnen
und dem Apparate ist ein Tuch ausgebreitet, auf welches die Samenkapseln fallen; der
Flachs wird ihnen nach dem Raufen in sich kreuzenden Lagen und in ein Bündel
gebunden zugetragen. Ein solches Bündel wird dem Arbeiter rechts niedergelegt und
aufgebunden. Er faßt nun eine Handvoll mit der einen Hand oben 6 Zoll von den
Wurzelenden, mit der
andern etwas näher den Kopfenden, spreizt letztere wie einen Fächer auseinander, und
zieht die eine Hälfte durch die Harke, während die andere darüber gleitet; macht
dann eine halbe Wendung und wiederholt dieselbe Operation mit dem Rest. Einige
ziehen es auch wohl vor, nach Maaßgabe der Zahl der Samenkapseln und ohne Wendung
der Hand den Flachs durch ein- oder zweimaliges Durchziehen von denselben zu
befreien. Sehr häufig ist ein einmaliges Durchziehen zureichend. Der Arbeiter legt
dann die Hände voll links vor sich nieder, kreuzt die einzelnen Lagen, worauf das
Bündel geschnürt und beseitigt wird. Der Grund zu dem sorgfältigen Kreuzen der
einzelnen Lagen nach dem Samen-Abstreifen und Zusammenbinden für das Rösten
besteht darin, daß dieselben sich leichter trennen lassen, sich nicht verschlingen,
wenn sie auf Grasland ausgebreitet werden, was im entgegengesetzten Falle vorkommt.
Ist das Wetter trocken, so beläßt man die Samenkapseln auf dem Felde, indem man sie
auf einem Tuche oder auf sonstige Unterlagen ausbreitet und von Zeit zu Zeit wendet.
Läßt man die Kapseln zuerst über ein grobes Sieb laufen, und unterwirft sie dann
einer Fege-Maschine, um Stroh und Blätter abzuscheiden, so wird das Trocknen
erleichtert. Ist das Wetter dagegen feucht, so sollten sie unter Dach gebracht, und
möglichst dünn und gleichmäßig auf einer Scheunentenne oder einem Flur ausgebreitet
werden; dabei müssen Thür und Fenster offen gehalten werden, damit die Luft darüber
streichen kann, wobei man sie zweimal des Tages wendet. Wenn sie beinahe trocken
sind, so kann man sie auf eine Darre bringen, die indessen nur zur Sommerwärme
getrieben wird, wendet sie hierauf fleißig um, bis keine Feuchtigkeit zu spüren. Bei
langsamem Abtrocknen hat der Same Zeit den Saft aus den Hülsen anzusaugen und
vollkommen zu reifen. Nimmt man sie dagegen gleich vom Felde, und unterwirft sie
einem schnellen Abtrocknen, so wird der Saft ausgetrocknet und der Same schrumpft
zusammen, so daß nur wenig Nahrungsstoff zurückbleibt. Bei schönem Wetter sollten
die Kapseln an freier Luft getrocknet, der Same ausgedroschen, und der schwerste und
vollste zum Aussäen oder Oelschlagen verwendet werden. Der leichte Same und die
Spreu geben ein gesundes und nahrhaftes Futter für Vieh. Wo möglich darf der Flachs
selbst nicht den solgenden Tag auf dem Felde verbleiben; er muß so schnell als
möglich von den Kapseln befreit, und nach dem Wasser befördert werden, so daß er
nicht hart werden kann.
h) Auf Rösten. Dieser Proceß
erheischt die größte Aufmerksamkeit und Sorgfalt. Flußwasser ist hierzu am
geeignetsten. Muß Brunnenwasser benutzt werden, so ist es gut, die Grube einige
Wochen oder Monate
vorher womöglich damit zu füllen, ehe der Flachs hineingebracht wird, so daß Sonne
und Luft das Wasser weich machen kann. Wasser, welches Eisen oder andere
mineralische Bestandtheile enthält, sollte nie hierzu benutzt werden. Hat man
Flußwasser, so braucht die Füllung der Grube erst an dem Tage zu geschehen, an
welchem der Flachs zum Rösten eingelegt wird. Die besten Abmessungen für eine Grube
sind 12 bis 18 Fuß Breite und 3¼ bis 4 Fuß Tiefe. Der Flachs wird in einer
und zwar in geneigter Lage und in regelmäßigen Reihen eingelegt, die Wurzelenden
nach unten. Man bedeckt dieselben dann mit Moos, oder fettem und altem Koppelrasen,
der dünn gestochen und möglichst dicht neben einander gelegt wird, so daß die
Stoßenden neben einander schließen. Vor dem Aufbringen dieser Rasensoden ist es
räthlich, eine Lage von Schilf oder Quecken auf den Flachs auszubreiten, namentlich
in neuen Gruben. Da Soden nicht immer zur Hand sind, so kann man auch Stroh nehmen,
auf welches man gerade so viele Steine packt, um den Flachs unter Wasser zu
behaupten; und vermehrt das Gewicht beim Fortschreiten der Fermentation. Auf diese
Art bedeckt, sinkt er weder zu Boden, noch wird er von Luft und Licht berührt. Eine
kleine Wassermenge, durch die Grube geleitet, soll die Farbe des Flachses
verbessern. In diesem Falle sollte die Richtung, die man dem Wasser gibt, an einer
Seite der Grube entlang erfolgen, und zwar in jeder Grube für sich dergestalt, daß
in der zweiten die Richtung des Wassers gerade der in der anderen entgegengesetzt
ist und nie in einer Richtung. Im Durchschnitt wird eine Zeit von 8 bis 14 Tagen,
nach Maaßgabe der Wärme des Wetters und der Beschaffenheit des Wassers zum Rösten
hinlänglich seyn. Jeder Flachsbauer muß sich übrigens damit bekannt machen, wenn der
Flachs Wasser genug hat, da schon wenige Stunden ihn beschädigen können. In der
Regel hat er zu lange und selten zu kurz im Wasser gelegen. Die beste Probe ist
folgende: man versucht einige Stengel von ziemlich gleicher Dicke dadurch, daß man
das Mark oder den holzigen Theil an zwei Stellen der Mitte in 6 bis 8 Zoll
Entfernung von einander durchbricht, den holzigen Theil faßt, und ihn abzustreifen
versucht. Geschieht dieß abwärts mit Leichtigkeit auf diese Länge, ohne daß die
Faser oder der Bast bricht oder reißt, und ohne daß dieselbe anhängt, so ist es Zeit
die Herausnahme zu bewirken. Man macht diesen Versuch alle sechs Stunden, sobald die
Fermentation nachläßt, da der Wechsel dann sehr rasch folgt. Aus der Grube darf der
Flachs nie mit Gabeln oder Harken in roher Weise genommen werden, dieß muß vielmehr
sorgfältig mit den Händen geschehen, wobei die Arbeiter im Wasser stehen.
Vortheilhaft ist es,
den Flachs etwa 12 bis 24 Stunden ablaufen zu lassen, wenn er aus der Grube genommen
ist, wobei die Bündel auf die Wurzelenden, und dicht neben einander, oder flach, mit
geringer Neigung gelagert werden; indessen dürfen die Haufen nicht zu groß seyn,
weil der Flachs sich sonst erhitzen und beschädigt werden könnte.
Seit etwa einem Jahre ist nach Irland ein Röstverfahren verpflanzt worden, welches
wahrscheinlich das gewöhnliche überflügeln und verdrängen wird. Es besteht, wie
weiter hin noch ausführlicher mitgetheilt werden soll, darin, daß der Flachs nach
dem Raufen, Trocknen und Ausdreschen (wie dieß in Courtrai der Fall) in Gefäße mit
Wasser gebracht wird, welches man mit Dämpfen zu einer Mittel-Temperatur von
90 Graden F. = 26 7/9° R. erwärmt. Durch dieses Verfahren wird die Faser mehr
und gleichförmig vom Wasser durchdrungen, ohne auch nur im Geringsten an Festigkeit
zu verlieren. Die Güte hat sich in allen Fällen, in welchen vergleichende Versuche
angestellt wurden, zum Vortheil desselben im Vergleich zu dem älteren
herausgestellt. Dieses Verfahren ist in Irland patentirt.Nähere Mittheilungen ertheilen die HHrn. Bernard
und Koch in Newport, Majo, oder der Hr. R. B. Schenk, 3, Clarence Place,
Belfast.
i) Auf das Auslegen. Für
diesen Zweck wählt man wo möglich ein reines mit kurzem aber dichtem Grase
bewachsenes Hutungsland, welches man mäht und von allem Unkraut reinigt, das über
die Fläche emporschießt. Der Flachs wird hierauf ganz gleichmäßig und möglichst dünn
ausgebreitet. Sind die für das Raufen gegebenen Vorschristen befolgt, so vertheilen
sich die Handvoll Flachsstengel sehr leicht, ohne zusammenzuhängen. Man wendet ihn
zwei- oder dreimal, während er auf dem Rasen liegt (mit einem etwa 8 Fuß
langen und 1½ Zoll dicken Stock), so daß er nicht verschiedene Farben von der
Einwirkung der Sonne empfängt, was nur zu leicht geschieht, wenn man nicht
aufmerksam ist. Eben so wendet man ihn, wenn Regen in Aussicht steht, welcher ihn
dann etwas niederschlägt und das Wegwehen verhindert.
k) Auf Einholen. Sechs bis
zwölf Tage sind für das Auslegen auf Rasen zureichend. Ist das Wetter regnerisch, so
ist ein kürzerer Zeitraum zureichend. Eine gute Probe zur Bestimmung der Zeit seines
Einholens ist, einige Stengel der ganzen Länge entlang zu reiben; bricht hierbei das
Mark oder Holz leicht, lassen sich die Fasern hierbei trennen ohne beschädigt zu
werden, so hat er lange genug auf dem Rasen ausgelegen. Auch findet man darin eine
Anweisung dieß zu thun,
wenn ein Stengel unter Funfzigen einen Bogen und Sehne bildet, was von dem
Zusammenziehen der Faser und ihrer Trennung vom Mark oder Holz geschieht. Die beste
Probe bleibt aber die, eine kleine Menge mit der Handbreche oder in einer
Flachsmühle zu versuchen. Beim Einholen müssen die Längen gerade, und die Enden oben
erhalten werden, indem sonst beim Brechen und Schwingen großer Abgang stattfindet.
Man bindet ihn in kleine Bündel, und verbessert ihn, wenn er nicht gleich
geschwungen werden soll, dadurch, daß man ihn in kleinen Haufen zusammenstellt,
welche lose aufgebaut und mit Steinen unterlegt werden, so daß er trocken bleibt,
und der Luft freier Durchzug verstattet ist. Haufen auf Pfeilern würden am besten
seyn.
l) Auf Darren. Dasselbe mit
Feuer zu verrichten, ist stets sehr schädlich. Wenn der Flachs gut geröstet und auf
Rasen ausgelegen hat, so ist ein solches Abtrocknen nicht nothwendig; um ihn zum
Brechen und Schwingen vorzurichten, reicht das Sonnen vollkommen aus. In einigen
Districten Irlands wird er noch feucht in einen Ofen gethan, hierdurch aber nicht
nur verbrannt, ehe er noch trocken ist, auch der reiche Oel-Antheil
vollständig verdorben. In dieser Beziehung kann die Gesellschaft nicht genug davon
abrathen, da der Flachs dadurch entweder verdorben, oder so entwerthet wird, daß er
kaum halb so viel gilt, als wenn er ordentlich getrocknet wird.
m) Auf Brechen und Schwingen.
Geschieht dieß mit der Hand, so sollte es so wie in Belgien gemacht werden, was
weniger Abgang verursacht als das irische Verfahren. Wird es dagegen in Mühlen
vollzogen, so ist dem Ackerwirth zu empfehlen, sich an solche Mühlen zu wenden, die
mit den verbesserten Maschinen versehen sind.Im Jahrgang 1845 der Verhandlungen des preußischen Gewerbe-Vereins
sind sowohl Abbildungen als Beschreibung von diesen verbesserten
Flachsbrech- und Schwingemaschinen geliefert worden.A. d Uebers. Die Gesellschaft empfiehlt
hierbei den Ackerwirthen, ihren Flachs von solchen Mühlenbesitzern schwingen zu
lassen, die ihre Arbeiter nach dem Tage und nicht nach dem Gewicht bezahlen, auch
selbst dann nicht, wenn ihm die Anerbietung im Verhältniß höher zu stehen kommt,
indem der Gebrauch, das Schwingen nach dem Gewicht des geschwungenen Flachses zu
bezahlen, dieselben mehr besorgt macht, eine größere Menge im Tage zu liefern als
ein gutes Product.
Den hier vorstehend, so weit es irgend anging, wörtlich mitgetheilten allgemeinen
Vorschriften fügt der Secretär der Gesellschaft bei Abstattung seines Berichts über
die Fortschritte des Flachsbaues in Irland noch diejenigen Beobachtungen hinzu,
welche er in Bezug auf das vorhin erwähnte neue und patentirte Röstverfahren gemacht
hat. Dieselben lauten wörtlich:
Gleichzeitig mit der Besichtigung der westlichen und südlichen Districte der
Gesellschaft war ich von dem Comité beauftragt worden das neue, in Amerika
patentirte und in hiesiger Gegend von dem Hrn. Schenk aus
New-York eingeführte Röstverfahren zu untersuchen und darüber zu
berichten.Wir haben über dasselbe einen Bericht von Prof. Payen im polytechn. Journal Bd.
CXIX S. 62 mitgetheilt.A. d. R. Das Comité wird sich erinnern,
daß nach der ersten, vor etwa 18 Monaten gemachten Mittheilung des Patentträträgers
einige Versuche über die Zweckmäßigkeit des neuen Verfahrens in Belfast nach einem
kleinen Maaßstabe und unter Aufsicht des Secretärs und des Hrn. Haslett, Ackerbauverständigen der Gesellschaft,
angestellt worden sind. Das vollständig befriedigende Resultat bestätigte die
Richtigkeit der Angaben des Patentträgers, daß Flachs überhaupt in 60 Stunden
dadurch geröstet werden könne, wenn man ihn in Gefäßen einlegt, deren Wasserinhalt
auf eine Temperatur von 12½° R. erhalten wird, während nach dem
gewöhnlichen Verfahren hierzu gewöhnlich sieben bis einundzwanzig Tage gehören.
Nachträglich angestellte und vergleichende Versuche mit beiden Verfahrungsarten
durch W. Davison, in der Grafschaft Monaghan, bestätigten
jene Thatsache nicht nur, sondern lieferten auch den sehr wichtigen Beweis, daß das
Ablösen der Faser vom Holz weit beträchtlicher nach dem neuen als nach dem älteren
Verfahren ist; von 112 Pfd. Stengeln wurden nach jenem 24 Pfd., nach letzterem 20
Pfd. Flachs, mithin 20 Proc. zu Gunsten des amerikanischen Verfahrens mehr gewonnen.
Aus Versuchen, die von HHrn. W. Nenshaw und Comp. in
Manchester angestellt worden sind, ergibt sich ferner, daß aus ersterem 101 und aus
letzterem 96 Lea Garn gesponnen wurden. Trotz der günstigen Erfolge dieser Versuche,
nahm das Comité doch Anstand, diese Erfindung zu empfehlen, ehe und bevor es
dieselbe nicht noch in größerem Maaßstabe versucht hätte, da in allen Fällen kleine
und vereinzelte Versuche, sie mögen noch so gut geleitet werden, nicht zureichend
und genügend sind. Es war vielmehr wünschenswerth, die Zweckmäßigkeit des neuen
Verfahrens zu rösten und zu trocknen, in ausgedehnterem Maaßstabe in einer für einen
solchen Zweck besonders eingerichteten Anstalt zu prüfen, und durch Behandlung einer großen
Flachsmenge nicht nur die Anwendung desselben, sondern auch die Kosten, welche
dasselbe verursacht, festzustellen. Hr. Schenk, der
Patentträger, war mittlerweile mit dem Baron Richard A. O'Donnell zu Newport, Majo, und außerdem mit den HHrn. Bernard und Koch zu Manchester
in Verbindung getreten und hatte in jener Gegend seit einigen Monaten eine Anstalt
zur Arbeit nach diesem Verfahren gegründet.
Es war mir daher von dem Comité der Auftrag ertheilt worden, einen Bericht über
dieses Unternehmen abzustatten. Indem ich diesem Auftrage Folge gebe, fühle ich mich
zugleich veranlaßt, demselben einige Beobachtungen mit Bezug auf den Hauptwerth und
die Anwendbarkeit dieses Verfahrens beizufügen.
Die Gebäude, in welchen dieß Verfahren ausgeübt wird, liegen am Newportflusse, über
½ Meile vom Dorfe und eine kleine Strecke von einer guten Schwingemühle mit
12 Standpfosten, welche durch Wasserkraft betrieben wird, entfernt; letztere ist
durch die Compagnie von dem Baron Richard O'Donnell
gemiethet. Die Gebäude, welche die Gefäße und Trockenhorden enthalten, sind einfach
von Holz als Schuppen in wohlfeiler Weise ausgeführt. An einem Ende desselben
befinden sich vier Gefäße in paralleler Stellung gegen einander nach der Länge des
Gebäudes. Sie sind aus zölligen Dielen, parallelopipedisch, 6 Fuß lang, 6 Fuß breit
und 4 Fuß tief gemacht. Sie haben eingesetzte Boden, mit Löchern durchbohrt.
Unterhalb derselben lagern Dampfröhren, welche die Gefäße kreuzen, mit Sperrhähnen
am Eintritt, um den Dampf nach Belieben und Erforderniß absperren zu können. Der
Dampf wird in einem kleinen Kessel entwickelt, der auch zum Betrieb von zwei
Centrifugal-Trockenmaschinen dient, die ebenfalls patentirt sind und dazu
dienen, das Wasser aus dem Flachs zu entfernen, sobald er aus den Gefäßen
herausgenommen wird. Der Flachs wird in die leeren Gefäße, mit dem starken Ende nach
unten, in einer halbgeneigten Lage eingebracht, gerade so wie dieß in einer
Röstgrube geschieht, jedoch nur in einer Lage. Das Wasser wird dann hineingelassen,
und ein Rahmen über dem Flachs gelagert, der hier die Steine und das Stroh, oder den
Rasen in den Röstgruben vertritt, und das Aufsteigen des Flachses beim Eintritt der
Gährung verhindern soll.
Die Dämpfe werden dann durch Oeffnung der Einlaßhähne eingeleitet, und das Wasser im
Verlauf von 18 bis 20 Stunden zu 24 bis 26° R. erwärmt. Sobald die Gährung
beginnt, werden die Dämpfe abgesperrt, da jene fortgesetzt erfolgt, bis der Flachs
geröstet ist, was in
weiteren 40 Stunden erfolgt, so daß überhaupt 60 Stunden von dem Zeitpunkte ab, wo
das Wasser eingelassen wurde, hierzu gehören. Bemerkt muß hierbei werden, daß, wenn
das Wasser erwärmt wird, ehe der Flachs in die Gefäße eingelegt wird, oder wenn die
Temperatur über 26° R. hinaus gesteigert wird, der Proceß auch nicht im
mindesten gefördert, die Gährung vielmehr im Gegentheil verzögert wird. Am besten
ist es, die Wärme des Wassers, den Naturgesetzen gemäß, nach und nach zu steigern;
weil sonst ein gleichmäßiges Sättigen mit Wasser und das Erzielen einer guten
Beschaffenheit und Farbe nicht erreicht werden kann. Mit Schluß der 60 Stunden wird
der Flachs herausgenommen, das Wasser abgelassen, und dem Gefäße das Abkühlen
gestattet. Man beginnt hierauf den Proceß durch Einlegen von frischem Flachs und
Einlassen von frischem Wasser wieder. Sobald der Flachs herausgenommen ist, wird er
in die Centrifugal-Maschine gesteckt, die aus einem runden Gefäße aus Eisen
besteht, und mit großer Geschwindigkeit durch Dampfkraft in Bewegung gesetzt wird,
wodurch vermittelst Centrifugalkraft das Wasser zum Ablaufen gelangt. Es werden etwa
30 Päckchen gleichzeitig in diese Maschine gelagert, und in Zeit von 3 bis 5 Minuten
etc. 20 Pfd. Wasser daraus entfernt. Es gehören daher nur wenige Stunden dazu, um
den Inhalt eines Gefäßes, welches etwa 2 Tonnen Flachs enthält, auf diese Weise zu
entwässern. Die Centrifugal-Maschine beseitigt indessen nur einen Theil des
Wassers, und es muß der Flachs daher noch nachträglich vollständig getrocknet
werden. Im Sommer, oder eigentlich im Verlauf von 6 Monaten, kann dieß in
gewöhnlicher Weise, durch Auslegen auf Grasland, an offener Luft geschehen, während
des Winters müssen dagegen andere Mittel gewählt werden. Für diesen Zweck ist neben
dem Rösthause ein Schuppen errichtet, durch Thüren mit jenem verbunden; hierin sind
Horden aus Latten, in 5 bis 6 Etagen aufgestellt. Der Flachs wird durch Frauen auf
diesen Horden möglichst dünn ausgebreitet, und der Raum mittelst Dampfröhren
erwärmt. In diesem Schuppen kann täglich der Inhalt eines Gefäßes abgetrocknet
werden. Abgetrocknet wird der Flachs in kleine Bündel aus Händevoll geschnürt, oder
in solcher Größe, als passend für die Bearbeitung unter der Brechmaschine
erscheint.
Es können etwa 10 Gefäße wöchentlich in dieser Anlage geröstet werden, oder 20
Tonnen, woraus 2½ bis 3 Tonnen Flachsfasern oder Flachs erfolgen. Im Jahre
würde dieselbe daher 120 bis 150 Tonnen Flachs für den Markt liefern können, oder
den Ertrag von 400 bis 500 Acres. Das Brennmaterial für den Dampfkessel besteht aus
Schäven, mit
geringem Zusatz von Torf. — Hr. Bernard schätzt
die Kosten des Röstens, Trocknens, Heizens und Schwingens des Flachses pro Tonne 10 bis 11 Lstr., oder 3 Lstr. pro Acre. Zieht man von diesem Betrage die Kosten für
das Schwingen mit 10 P. pro Stein, oder 6 Sh. pro Centner ab, so betragen diejenigen für Rösten und
Trocknen etwa 24 Sh. pro Acre — eine Summe,
welche sicher niedriger ist, als der Betrag für dieselben Arbeiten, wenn sie in
gewöhnlicher Weise von den Ackerwirthen verrichtet würden. Die Anzahl der beim
Rösten und Trocknen beschäftigten Personen beträgt überhaupt in dieser Anstalt 40,
von denen 10 Männer, der Rest Frauen sind. Die Schwingemühle enthält 12 Ständer, von
denen jeder im Tage 3½, alle zusammen 42 Stein liefern. Die Mühle kann daher
nicht allen Flachs schwingen, den die andere Anstalt zu rösten im Stande ist; es
würden hierzu 18 Ständer gehören. In der Mühle sind 12 Männer und 11 Weiber
beschäftigt; so daß für alle Zweige beider Anstalten 22 Männer und 41 Weiber, oder
126 Hände thätig sind. Es werden jährlich 1500 Lstr. an Lohn ausbezahlt.
Zur Zeit meines Besuches war die Gesellschaft ganz besonders damit beschäftigt,
Flachs, welcher bereits im vorigen Jahre in gewöhnlicher Weise geröstet worden war,
zu brechen und zu schwingen; da derselbe jedoch wegen einer verspäteten Ernte nicht
genügend bearbeitet worden war, so war er nochmals in Gefäßen geröstet worden. Die
Faser war zwar grob, jedoch fest, und hatte viel Natürliches an sich. Von
dießjähriger Ernte, nach Courtraischer Weise getrocknet, war eine kleine Quantität
geröstet und geschwungen. Die erzielten Proben waren von ausgezeichneter
Beschaffenheit, einige davon vollkommen den feinsten Gattungen irischen Gewächses
gleich. In der Anstalt selbst werden Hecheln gebraucht, um den Flachs nach dem
Schwingen zu prüfen. Eine kleine Quantität ist bereits nach England verschifft
worden. Der Flachs wird von den Ackerwirthen nach den Bezirken gebracht, sobald er
gerauft und getrocknet ist, was nach dem Courtraischen oder doch wenigstens nach
einem ähnlichen Verfahren geschieht. Der Same ist noch daran, und er wird in langen
Schobern aufgestapelt, diese mit Flachs von geringerer Güte eingedeckt, und mit
groben Stricken, die aus den Werg-Abgängen beim Schwingen gemacht werden,
zusammengeschnürt. Eine Stein-Unterlage erhält den Schober trocken, welcher
mit einem Graben zum Abführen des Regenwassers umgeben ist. Wenn ein Schober
eingeholt wird, so wird zuvörderst der Same abgeschlagen und gereinigt, und der
beste hiervon für die Aussaat reservirt, der Rest aber zum Futter oder zum
Oelschlagen verwendet. Für ersteren Zweck sind die Hülsen und Blätter ebenfalls
werthvoll. — Hr. Bernard schätzt den mittleren
Ertrag pro Acre auf 7 Bushels, ohne Rücksicht auf
leichten Samen und Hülsen. Zu bemerken bleibt noch, daß Flachs nach der
Courtraischen Methode getrocknet und nach dem patentirten Verfahren geröstet, eine
Faser von außerordentlicher Güte liefert, während ein eben so behandelter, aber nach
dem alten Verfahren gerösteter Flachs eine weit schlechtere Faser liefert, so daß
kaum eine einzige Probe von feinerer Gattung darin zu ermitteln ist. Das Rösten
macht er im Herbst desselben Jahres oder im Sommer des folgenden. Die Gesellschaft
hat die Verschlechterung bis zu einem gewissen Grade bei dem Courtraischen Verfahren
zugegeben, die Anwendung desselben aber nichtsdestoweniger mit Rücksicht auf die
Ausbeute an Samen empfohlen.
Die Vortheile des neuen Röstverfahrens bestehen nun im Folgenden:
1) Alle Einwendungen, welche dagegen erhoben werden, daß der Same durch Abstreichen
nicht gewonnen werden könne, sey es wegen ungünstigen Wetters zum Trocknen der
Kapseln, wegen Mangels an Händen zum Abstreichen und Rösten in einem Tage, wegen
unaufmerksamer Arbeiter an den Harken, durch welche die Flachsstengelenden
beschädigt werden, oder wegen der Kosten des Abtrocknens der Kapseln u. s. w. sind
beseitigt; jetzt ist nur nothwendig die ganze Pflanze zu trocknen., sobald sie
gerauft ist, und den Samen auszudreschen. Wenn daher dieß Verfahren allgemein
angewendet wird, so wird der Same der ganzen irischen Ernte jedes Jahr mit der
größten Leichtigkeit gewonnen. Der Werth desselben kann dadurch abgeschätzt werden,
wenn man den ganzen Ertrag einer Mittelernte in Betracht zieht. Nimmt man 75000
Acres im Mittel als mit Flachs bestellt, und nach Hrn. Bernard's Abschätzung 7 Bushels guten Samen per Acre an, so gibt dieß für die Ernte 525000 Bushels. — Von
dieser Quantität werden zum Aussäen auf dieselbe Grundfläche im folgenden Jahre
187500 Bushels verwandt, und es verbleiben daher 337500 Bushels zum Futter und zum
Oelschlagen. Der Werth von 187500 Bushels zur Aussaat mit 10 Sh. angenommen, gibt
Lstr. 93750; von 337500 Bushels zum Futter und Oelschlagen mit 5 Sh. angesetzt
dagegen Lstr. 84375; und endlich von leichtem Samen und Hülfen von 75000 Acres zu 10
Sh. = Lstr. 37500, so daß hiernach der ganze Jahresbetrag Lstr. 215605 beträgt.
Räumt man den Werth des amerikanischen Röst-Verfahrens in Bezug auf
Gleichförmigkeit in Ausbeute und Oekonomie im Vergleich mit dem gewöhnlichen Verfahren
ein, so glaube ich auch die hohe Wichtigkeit für das Land durch obige Thatsachen
bewiesen zu haben, das hierdurch zur allgemeinen Wohlfahrt so viel beitragen wird,
während früher hierin in bedeutendem Umfange nur Nachlässigkeit und Verlust
stattfand.
2) Eine Arbeit, welche in Folge der Schwankungen in der Luftund Wassertemperatur
bisher in ihrem Erfolge zweifelhaft blieb, auch von der Umsicht der Ackerwirthe und
von der Aufmerksamkeit der Arbeiter abhing, ist durch das neue Verfahren einem
bestimmten und sicheren Ziele zugeführt. Es ist jedem, der Flachsbau getrieben, nur
zu wohl bekannt, daß eine schwüle Nacht die Fermentation des Flachses, der dem
Rösten unterworfen und beinahe abgeröstet ist, über die angemessene Gränze steigern
und die Faser so schwächen kann, daß dadurch beim Schwingen ein erheblicher Abgang
stattfindet. Dieß erregt auch in der Regel eine solche Besorgniß, daß meistens der
Flachs zu wenig geröstet wird; und wenn gleich dieser Fehler durch Behandlung auf
dem Graslande wieder auszugleichen versucht wird, so kommt doch immerhin eine große
Menge solchen Flachses auf den Markt, dessen Fasern mit den holzigen Bestandtheilen
noch verbunden sind. Die gleichbleibende Temperatur des durch Dämpfe erwärmten
Wassers sichert das gleichförmige Rösten des Flachses, während die Hände immer
geschickt genug sind, genau die Zeit abzumessen, wenn der Proceß eingestellt werden
muß. In allen den von der Gesellschaft geleiteten Behandlungen ist nur ein Fall
vorgekommen, daß ein Gefäß in Folge von Nachlässigkeit nicht gehörig geröstet worden
ist.
3) Eine sich gleichbleibende Beschaffenheit des Flachses und eine sich
gleichbleibende Behandlung kann nur von solchen Personen verlangt und erwartet
werden, die Jahr aus Jahr ein damit beschäftigt sind, keineswegs aber von
Landarbeitern, die alle 12 Monate nur einmal sich mit dem Rösten und Ausbreiten des
Flachses auf Grasland abgeben. Es bedarf wohl kaum noch weiterer Beweise, daß eine
so kritische und halb chemische Arbeit sich unmöglich als eine beiläufige für
Landbebauer eignet.
4) Es ist oft genug anerkannt worden, daß Flachs weit häufiger gebaut werden würde,
wenn ein Markt für gerauften vorhanden wäre, da die Landbauer eben nicht für die
Mühe und das Risico, welches mit den nachfolgenden Arbeiten verbunden ist,
eingenommen sind. Mit Rücksicht hierauf hatte die Gesellschaft 5 Jahre früher zu
Verbindungen von Flachshändlern in Irland aufgemuntert. Dieser Handel hat indessen
aufgegeben werden müssen, da zu viele Schwierigkeiten für die Unternehmer sich
herausstellten, eine so große Menge grün gerösteten Flachses zu behandeln. Dieselben
bestehen bei dem amerikanischen Verfahren indessen nicht, da der Flachs, nachdem er
auf dem Felde abgetrocknet und gestapelt ist, ohne die geringste Gefahr für die Güte
desselben in diesem Zustande bis dahin erhalten werden kann, daß das Rösten erfolgen
kann. Es besteht daher wirklich jetzt der größte Reiz für Capitalisten zu einem
solchen Handel, bei welchem das Material, auf welches ihre Speculation sich
gerichtet, einer Veränderung nicht unterworfen ist.
5) Wo Dämpfe für den Betrieb irgend einer Gattung von Maschinerie vorhanden sind, da
können auch zu verhältnißmäßig geringen Kosten Gefäße aufgestellt, und die
überflüssigen Dämpfe, ohne Errichtung eines besonderen Kessels oder sonstiger
Apparate, benutzt werden. Das Verfahren ist fast in allen Theilen des Landes
ausführbar, und ganz besonders dann zu empfehlen, wenn eine Schwingemühle durch
Dampf betrieben wird; dient doch der Abgang beim Brechen und Schwingen als
Brennmaterial. Die Mühle würde dann den in den Gefäßen gerösteten Flachs bearbeiten,
während der durch die Abgänge erzeugte Dampf die Maschine zum Brechen und Schwingen
der Flachsfasern in Gang setzt, und das Wasser zum Rösten erwärmt.
Dieß sind die Hauptpunkte, auf welche ich die Vortheile begründe, welche aus der
Annahme dieses neuen Röstverfahrens erfolgen müssen. Es gibt noch andere von
geringerem Betrage, jedoch von großem Interesse, wozu unter anderen die gehören, die
Röstwasser zur Düngung des Landes zu benutzen, eine Menge Hände Jahr aus Jahr ein zu
einer Arbeit verwenden zu können, die bisher bei dem gewöhnlichen Verfahren der
üblichen Beschäftigung beim Landbau entzogen wurden; das Zuziehen derselben zu einer
halb industriellen Beschäftigung, wodurch System und Industrie in Districte
verpflanzt wird, in welchen der entmuthigende Erfolg von bloßem Ackerbau kein
Resultat geliefert hat; die Gleichförmigkeit und der Vorzug der Handarbeit, wodurch
die Eigenschaften des inländischen Flachses nur gewinnen, und die
Continental-Spinner veranlaßt werden können, sich denselben zu beschaffen.
Dieß sind noch einige der Vortheile, welche daraus hervorgehen müssen.
Dem Comité dürfte vielleicht scheinen, als hätte ich eine zu sanguinische Ansicht von
den Vortheilen des neuen Verfahrens; ich spreche indessen nur aus der durch
persönliche Beobachtungen gewonnenen Ueberzeugung, und nachdem ich, als einen Grad
von Vorsicht, jedes durch einzelne und kleine Versuche veranlaßte Zeugniß und so
lange zurückgewiesen
hatte, bis ich durch die Resultate überführt worden war, die ich bei den Arbeiten
selbst gewonnen hatte, die zu Newport, Grafschaft Majo, gemacht wurden, einer
Gegend, wo jede mögliche Schwierigkeit obwaltete, und wo noch vor 3 Jahren der
Flachsbau, mit Ausnahme für häusliches Bedürfniß fast unbekannt war. Meiner Meinung
nach bleibt jetzt nur noch festzustellen übrig, ob dieses neue Verfahren die Faser
schwächt, und ob Leinen hieraus gemacht, sich eben so leicht und rein bleichen läßt,
als solches aus Flachs in alter Weise bearbeitet; wenn aber durch competente Richter
bestätigt wird, daß nach dem Verspinnen, Weben und Bleichen das Leinen eben so gut
ist, als solches aus Flachs nach älterem Verfahren geröstet, so kann ich mich nur
beeilen, dem Comité die Annahme desselben zu empfehlen, da ich glaube, daß es dann
bestimmt ist, eine vollständige Revolution in dem Bau und der Behandlung des
Flachses in Irland zu bewirken.