Titel: | Mittheilungen aus meinem Leben und Wirken als Maschinenbauer; von Dr Ernst Alban in Plau. |
Fundstelle: | Band 120, Jahrgang 1851, Nr. LII., S. 241 |
Download: | XML |
LII.
Mittheilungen aus meinem Leben und Wirken als
Maschinenbauer; von Dr Ernst
Alban in Plau.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
(Schluß von S. 179 des vorhergehenden
Heftes.)
Alban's Mittheilungen aus seinem Leben und Wirken als
Maschinenbauer.
II. Condensatoren ohne Einspritzung.
Diese Condensatoren nehmen gewissermaßen einen andern Charakter an, wenn gleich sie
dem Grundprincipe der vorher beschriebenen getreu bleiben. Sie unterscheiden sich
von diesen hauptsächlich dadurch, daß sie die Verdichtung der Dämpfe einzig durch
kalte Wände bewirken, werden dadurch aber auch größer an Umfang und etwas
complicirter bei der Anfertigung und theuer.Diese Annahme ist aber auch nur bedingungsweise verstanden, indem sie nur für
Condensatoren von den hier beschriebenen beiderlei Gattungen für Maschinen
von gleicher Kraft Geltung gewinnt. Vergleichen wir indessen die
gewöhnlichen (Hall'schen) Condensatoren ohne
Einspritzung für Maschinen von niederm Drucke mit denen für meine Maschine
von gleicher Kraftäußerung, so wird sich die Sache ganz außerordentlich zum
Vortheile meiner Condensatoren ohne Einspritzung gestalten; denn letztere
werden nicht allein fast 4/5 der Verdichtungsröhren gegen jene ersparen,
sondern ihnen wird auch die Luftpumpe und die zu ihrer Bewegung nöthigen
Organe fehlen. Ich glaube nicht zu sanguinisch zu urtheilen. wenn ich die
Kostenersparung bei meinen Condensatoren aus 5/6 gegen jene annehme, und
behaupte, daß sie zugleich auf ¼ des Raums gegen die Ausdehnung jener
zusammenschrumpfen. Dieß ist auf Schiffen eine Sache von großer Wichtigkeit.
Das Folgende wird hierüber genügende Aufklärung geben. Ihre
Wirkung dürfte jedoch viel sicherer, zuverlässiger und schneller seyn als bei jenen,
und ihre Anwendung selbst bei Dampsmaschinen mit schnellerm Kolbenspiele möglich und
wirksam seyn. Die Hauptschwierigkeit bei ihrer Einrichtung liegt darin, eine große
verdichtende kalte Fläche in einen engen Raum einzuschließen, und den cubischen Inhalt des
eigentlichen Verdichtungsgefäßes möglichst zu verringern, so daß er bedeutend
kleiner als der des Dampfcylinders ausfalle, was, wie wir weiter unten sehen werden,
unerläßlich ist. Um diesen Zweck zu erfüllen, habe ich viele Pläne entworfen, bin
aber zuletzt immer darauf zurückgekommen, ein System enger Röhren nach dem Plane,
den früher schon BrunelPolytechn. Journal Bd. XI S. 70, aus dem London Journal of arts and sciences, März 1823,
S. 113. und später Samuel HallDer verstorbene Freund in Berlin wandte schon bei seinen Maschinen mit
mittlerm Drucke Condensatoren an, die durch kalte Wände, ohne Einspritzung
verdichteten. Er nahm aber zu diesen Verdichtungsröhren solche von größerm
Durchmesser, von 6 bis 8 Zoll Sein Bruder, der jetzt noch sein begonnenes
Geschäft fortsetzt, hat an mehreren Maschinen die ich sah, ein System von
engern Röhren vorgezogen, und gewiß mit Recht. Schon Oliver Evans gebrauchte einen langen Röhrenzug weiterer
Röhren zur Verdichtung der aus seinen Maschinen kommenden Dämpfe (siehe
dieses Journal Bd. XIII S. 159, Christian's
Mécanique industrielle, planch. 29, Verdam's Grundsätze, nach welchen alle Arten von
Dampfmaschinen zu erbauen sind, 2te Abtheil., S. 426 und Manuel de l'ingénieur mécanicien constructeur de
machines à vapeur par Oliver Evans)
scheint aber die Gewinnung eines leeren Raums weniger vor Augen gehabt zu
haben, als den Vortheil eines reineren (destillirten)
Speisewassers. angenommen hat, anzuwenden, die von dem Kühlwasser
möglichst vollkommen und von allen Seiten umspült, und dadurch immer auf einer sehr
niedrigen Temperatur erhalten werden.
Man kann diese Condensatoren auch allenfalls stehend bauen, so wie der Platz es am
bequemsten dargibt; aber es dürften nach meiner Meinung Fälle, wo eine solche
Anordnung nöthig wird, seltener vorkommen. Die horizontalen können bei Landmaschinen
füglich unter dem Fußboden, bei Schiffsmaschinen in einem der Kohlenbehälter
angebracht werden. Dieß ist um so eher ausführbar, als an diesen Apparaten höchst
selten Reparaturen vorkommen können.
Ich gehe zuerst zur Beschreibung eines liegenden Apparates dieser Art über. Man nehme
hier Fig. 6,
7 und 8 zu Hülfe, von
denen Fig. 6
denselben im perpendiculären Längsdurchschnitte, durch die Mitte des Apparates
genommen, Fig.
7 das linke Ende desselben in der äußern Ansicht, Fig. 8 einen
perpendiculären Querdurchschnitt und zwar auch durch die Mitte des Apparates
genommen, und Fig.
9 die linke Endansicht mit einem senkrechten Querdurchschnitte des
Klappenbehälters darstellt. In allen Figuren bezeichnen gleiche Buchstaben und
Zahlen gleiche Gegenstände. Er ist von der Größe, daß er zu der früher beschriebenen
Marinemaschine paßt.
A bezeichnet an demselben die große Wassercisterne oder
das Kühlgefäß. Sie wird entweder aus Eisenblech oder gußeisernen Platten verfertigt
und ist auf allen Seiten wasserdicht verschlossen. Das Kühlwasser wird von dem einen
Ende, und zwar von unten durch das Rohr a in dieselbe
geführt. Der Abfluß desselben findet am andern Ende und zwar vom obern Theile
desselben durch das Rohr b statt, und wird auf Schiffen
in derjenigen Weise zu der Cisterne hindirigirt, wie ich es oben angegeben habe. Der
Zufluß geschieht bei solcher Einrichtung durchaus immer in gehöriger Regelmäßigkeit
und Stärke, selbst wenn die Mündungen beider Röhren, der Zu- und Abflußröhre,
auch ziemlich tief unter dem äußern Wasserspiegel des Flusses oder Meeres münden. Da
hier alle Dämpfe durch die kalten Wände der Verdichtungsröhren verdichtet werden,
und das Verdichtungswasser auf der möglichst niedrigen Temperatur erhalten werden
muß, so wird es sehr anzurathen seyn, den Zufluß desselben recht reichlich (S. Hall rechnet 10 Gallons pro
Minute auf die Pferdekraft), lieber zu stark als zu schwach einzurichten, und
demgemäß die Durchmesser der Zu- und Abflußröhren zu vergrößern, bei
Anwendung einer Kaltwasserpumpe aber diese auf die Förderung einer nicht zu geringen
Quantität Kühlwassers zu construiren. Die Gränze kann hier nur bestimmt werden durch
die durch die Kaltwasserpumpe absorbirte Kraft der MaschineDie Absorption der Maschinenkraft durch diese Pumpe kann aber immer nur
gering ausfallen, da die zu hebende Wassersäule gewöhnlich, namentlich bei
Marinemaschinen, niedrig ist. Aus diesem Grunde sey man bei Anlage einer
solchen Pumpe nicht zu knickerig in ihren Größenverhältnissen.,
und muß dieser Kraftverlust in ein möglichst günstiges Verhältniß gestellt werden zu
den durch die Anlage des Condensators erreichten Vortheilen.
In der Cisterne befinden sich die Verdichtungsröhren B,
die hier bei dem in Fig. 6 gezeichneten Condensator in 21 Reihen über einander, in den Reihen
abwechselnd 19 und 20 Stück liegen, und an beiden Enden in ein Paar kupferne Böden
c und d eingenietet und
mit Zinn verlöthet sind. Die Röhren sind von 1/16 Zoll dickem Kupferbleche mit
Schlagloth zusammengelöthet, von ½ Zoll Durchmesser und ihrer 409 an der
Zahl; der eine Boden c ist mit einem Schraubenkranze e der Kühlcisterne verbunden, der andere d mit dem Erhaustionsrohre f. Beide Böden werden am besten von 3/16 Zoll starken Kupferplatten
genommen.Um ihre Größenverhältnisse recht deutlich vor Augen zu stellen, habe ich ein
kurzes Ende davon in Fig. 11 im
perpendiculären Längsdurchschnitte mit einem Stücke der Bodenplatte a abgebildet. In Fig. 10 sieht man
den perpendiculären Querdurchschnitt von drei Röhren und erkennt darin die
Entfernungen, in welchen sie von einander stehen. Um sie ihrer ganzen Länge
nach immer in dieser Entfernung möglichst zu erhalten, sind bei g, h und i (Fig.
6), und zwar in gleichen Zwischenräumen, Platten angebracht, die ganz
wie die Bodenplatten gelocht sind, und in denen jedes Loch ein Rohr aufnimmt
und ihm auf diese Weise als Träger dient, um seine Stellung gegen die andern
Röhren nicht verändern zu können. Diese Maßregel ist um so mehr nothwendig,
als die Röhren bei ihrem geringen Durchmesser und ihrer verhältnißmäßig
großen Länge leicht Neigung haben, sich zu senken und zu
verbiegen.
Das aus der Maschine
kommende Exhaustionsrohr f breitet sich vor der
Bodenplatte in dem Maaße aus, daß die Oeffnungen aller Röhren möglichst in den
innern Kreis desselben fallen. Es ist bei g mit einem
Schraubenkranze versehen, der sich an den Boden anlegt. Dem zweiten am andern Ende
der Verdichtungsröhren befindlichen Boden a schließt
sich ein prismatisch flaches Gefäß C von Gußeisen an,
welches mit seinen Schraubenkränzen h an den Boden a und die Kühlcisterne A auf
eine in der Zeichnung verständlich abgebildete Weise angeschraubt ist. Die Form
dieses Gefäßes dürfte aus der Figur vollkommen klar werden. Gleich über dem untern
Boden des Gefäßes befinden sich eine länglich viereckige horizontal liegende
Oeffnung i oder mehrere Oeffnungen, die durch eine oder
mehrere nach auswärts sich öffnende Klappen k
verschlossen sind, und vor dieser oder diesen Oeffnungen ist ein (ebenfalls
gußeiserner) Behälter D angeschraubt, der nach hinten in
das Abführungsrohr l für die Dämpfe, nach unten aber in
ein Rohr m übergeht, welches das aus den Klappen
ausgestoßene Wasser in die Speisecisterne leitet. Da, wo das Rohr unten aus diesem
Gefäße hervorgeht, ist eine Art Bulbus zum Zweck einer leichtern Aufnahme des
Wassers an demselben angebracht. Um die Stellung der Verdichtungsröhren neben und
über einander recht vor Augen zu stellen, ziehe man Fig. 8 zu Rathe. Man
sieht, daß sie ungefähr so angeordnet sind wie meine Kesselröhren, so nämlich, daß
die Röhren der nächsten Reihe immer über den Zwischenräumen der untern zu liegen
kommen. Diese Anordnung ist nothwendig, damit das von unten in die Cisterne
aufsteigende Kühlwasser sie alle gehörig und von allen Seiten umspüle.Ich sollte glauben, daß die hier von mir getroffenen Maßregeln zur
Vertheilung des Kühlwassers zweckmäßiger sich darstellen, als diejenigen
sind, die Hr. Hall nach dem später angeführten
Werke von Thom. Tredgold und nach den dort
angeführten Stellen anwendet. In Fig. 9 sind die in der
Außenwand des Gefäßes C befindliche Klappe oder Klappen
k, wenn mehrere vorhanden sind, besonders, und zwar
von vorne dargestellt. Die Form und Größe des Loches, welches sie decken, ist punktirt
durchgezeichnet. Um alles schädliche Oscilliren dieser Klappe oder Klappen bei ihrer
Bewegung zu verhüten, stemmt sich bei n eine Feder gegen
dieselben, die jedoch nur schwach eingerichtet seyn muß, damit sie die Klappe mit
möglichst geringer Kraft geschlossen erhält. Es ist dieß nöthig, damit die durch den
Condensator strömenden Dämpfe bei derselben einen möglichst geringen Widerstand
finden. Ueber dem Behälter ist eine abschraubbare Thür o
angebracht, um bequem zu den Klappen kommen zu können, wenn einmal eine Reparatur an
ihnen nöthig würde. Um etwaigen Spannungen zwischen der Kühlcisterne und dem
eigentlichen Condensator, die von verschiedenen Metallen sind, und beim Betriebe
verschiedene Temperaturen annehmen, zu verhüten, ist letzterer nur auf Einer Seite,
bei e, mit der Kühlcisterne durch Schrauben fest und
unverrückbar verbunden, auf der andern, bei p, besteht
aber ein nachgiebiger Boden zwischen Exhaustionsrohr und Kühlcisterne von dünnerm
Kupferbleche. Ueber und unter den Verdichtungsröhren ist bei q und r in der Kühlcisterne ein freier Raum
gelassen, damit theils das kalte Kühlwasser sich von der Zuflußröhre unter den
Röhren der ganzen Länge der Cisterne noch gehörig vertheilen, theils das zwischen
den Röhren erwärmte sich über diesen zweckmäßig sammeln, und der Abflußröhre recht
ungehindert zuströmen kann. Es wird auf diese Weise einem strichweisen Strömen des
Kühlwassers zwischen den Röhren gewiß am besten vorgebeugt.
Die Wirkung dieses Condensators ist nun folgende:
Die aus der Maschine beim Uebergange derselben über die todten Punkte mit einem
Drucke von wenigstens 2½ Atmosphären ausblasenden Dämpfe dringen durch das
Rohr f in den Condensator, wo sie alle Röhren
durchströmen und in das Gefäß C übertreten.Ein solches Durchströmen aller Röhren der Länge nach ist durchaus
erforderlich, wenn überhaupt die Dämpfe hineinströmen, und Luft uud Wasser
daraus entfernen sollen. Der Hr. Brunel hat in
diesem Punkte bei seinem Röhrencondensator also sehr gefehlt, wenn er seine
Röhren an einem Ende schließt. Bei solcher Einrichtung wird beim Angehen der
Maschine lange Zeit verfließen, bevor die in den Röhren stagnirende Luft die
Dämpfe in dieselben hineinläßt, um fich darin zu verdichten; es dürfte
überhaupt die Frage seyn, ob sie es je gestatten wird. Aus diesem Grunde
verwarf er diesen seinen patentirten Condensator, den er in der Maschine
seines Tunnels zuerst anwandte, auch sogleich wieder, wie ich mich während
meines Aufenthaltes in London selbst überzeugt habe. Da die Wände
der Verbichtungsröhren nicht von einer solchen Ausdehnung sind, daß sie alle
einströmenden Dämpfe plötzlich verdichten können, so behalten diese in dem
Augenblicke ihres Durchströmens einen namhaften Druck, durch welchen sie im Stande
sind, die Klappe oder Klappen k
im Gefäße D zu öffnen, und daselbst bis zu dem Grade
hinauszuströmen, daß sie sich mit der atmosphärischen Luft ins Gleichgewicht setzen.
Bei diesem Durchströmen treiben sie auf gleiche Weise, wie bei dem oben
beschriebenen Condensator, alle Luft aus dem Apparate aus, und erhalten sie bei
ihrer immerwährender Wiederkehr auch fortwährend daraus entfernt. Das aus den
verdichteten Dämpfen entstandene wenige Wasser wird, da es sich unten in dem Raum
des Gefäßes C vor der Klappe oder den Klappen sammelt,
bei jeder Dampfströmung mit aus dieser Klappe herausgeworfen und fällt in den Bulbus
m, von wo es durchs Rohr m in die Speisepumpencisterne geleitet wird. Die in dem Condensator und
Dampfcylinder zurückgebliebenen Dämpfe werden nun durch die kalten Wände der Röhren
desselben stark verdichtet, und auf diese Weise ist die Leere gebildet.
Damit alle diese Vorgänge in gehöriger Gesetzlichkeit und Regelmäßigkeit vor sich
gehen, sind verschiedene sehr wichtige Bedingungen bei der Construction dieser
Condensatoren zu erfüllen, die ich jetzt der Reihe nach vorführen will.
1) Die erste ist die, daß der innere cubische Inhalt des
eigentlichen Verdichtungsgefäßes derselben, welches vorzugsweise aus den Röhren
besteht, von möglichst geringer Ausdehnung sey, damit die Dämpfe, wenn sie dasselbe
durchströmen, und bei der Größe der Verdichtungsfläche zum Theil schon verdichtet
werden, sich nicht so stark verdünnen und an Druck verlieren, daß sie die Kraft
verlieren die Klappe k aufzustoßen, und das davor
stagnirende Wasser mit der aus dem Apparate dahin geführten Luft auszutreiben. Aus
diesem Grunde sind alle großen und schädlichen Räume im Verdichtungsgefäße zu
vermeiden, namentlich in dem Raum s vor den
Verdichtungsröhren und dem Raum C hinter denselben.
Seine Röhren müssen von geringem innern Durchmesser seyn, damit sie im Verhältniß
zum cubischen Inhalte möglichst viel kalte Fläche darbieten. Es müssen in demselben
alle Ecken und leeren Winkel oder Säcke, durch welche die freie Strömung der Dämpfe
gehemmt wird, und in welchen leicht Luft stagnirt, möglichst vermieden werden. Das
Gefäß C ist daher bei t
abgerundet, um sich mit seiner Wand der durch die Pfeile angezeigten Richtung der
Dampfströmung möglichst anzuschließen. Das Exhaustionsrohr m der Maschine muß bei u sich trompetenartig
erweitern, um die Dämpfe ohne schädliche Raumverschwendung in alle Röhren
gleichmäßig zu vertheilen.
2) Eine Hauptberücksichtigung muß bei diesen Condensatoren die
Größe der kalten Verdichtungsfläche an den Röhren und ihrer übrigen vom Kühlwasser
bespülten Wände finden. Die für dieselbe zu stellende Aufgabe ist die, für den
kurzen Augenblick des Durchströmens der Dämpfe durch das Verdichtungsgefäß nur so
viel derselben zu verdichten, daß sie noch gehörigen Druck zum Oeffnen der Klappe
oder der Klappen k und zum Austreiben des Wassers und
der Luft aus dem Gefäße behalten, dann aber in der möglich kürzesten Zeit die im
Verdichtungsgefäße und im Dampfcylinder zurückbleibenden Dämpfe von atmosphärischer
Pressung völlig zu zerstören, und so eine möglichst vollkommene Leere zu erzeugen,
die auf den Kolbenhub sowohl der Zeit als der Größe und Vollkommenheit nach von
gehöriger Wirkung sey. Um diese gewiß nicht ganz leichte Aufgabe möglichst
vollkommen zu lösen, habe ich folgende Betrachtungen angestellt, und daraus
praktische Regeln für die Ausführung eines solchen Apparates herzuleiten
gesucht.
Vor Allem habe ich mir die Frage beantwortet, welcher Dampf eigentlich bei Anwendung
meiner Maschine zu condensiren sey, um im Condensator und in dem Dampfcylinder eine
genügende Leere hervorzubringen, und wie groß das Volum desselben und sein Druck
angenommen werden müsse.
Nach den bei der Wirkung meiner Condensatoren stattfindenden und früher beschriebenen
Vorgängen ist dieses Volum nicht groß; denn es bleibt nach dem Durchblasen der
Dämpfe durch den Condensator nur in ihm und im Cylinder eine Quantität desselben
zurück, welche dem cubischen Inhalte beider und der die Dämpfe vom Cylinder zum
Condensator leitenden Röhren entspricht, und nach dem Durchblasen nur noch den Druck
einer einzigen Atmosphäre besitzt. Hat nun aber Siemens
gefunden, daß, um den Dampf, der in gewöhnlichen Niederdruckmaschinen eine
Pferdekraft hervorzubringen vermag, und der auf diese Pferdekraft ungefähr 30
Kubikfuß pro Minute, also circa einen halben Kubikfuß pro Secunde
beträgt, möglichst schnell an kalten Flächen von mittlerer kalter Temperatur und
ohne Einspritzung zu verdichten, 20 Quadratf. Verdichtungsfläche vorhanden seyn
müssen, so ist hier nur zu bestimmen, wie viel halbe Kubikfuß obige Quantität bei
einer vorliegenden Maschine (d. h. die Füllungen ihres Cylinders nur mit Dampf von
atmosphärischer Pressung angenommen) in der Secunde betrage, um durch Multiplication
der gefundenen Zahl mit 20 die Anzahl der nöthigen Quadratfuße für die erforderliche
Vexdichtungsfläche im Condensator zu finden.
Da Samuel HallMan sehe die Beschreibung seiner Dampfmaschine mit ihrem Condensator in
diesem Journale Bd. LXVIII S 161. nur 16,5 Quadrat- oder
133 laufende Fuß an seinen ½ Zoll im Durchmesser haltenden kupfernen Röhren
als Verdichtungsfläche für 1 Pferdekraft annimmt, wenn die zu verdichtenden Dämpfe
der Maschine mit 4 Pfd. Ueberdruck auf den Quadratzoll über den Druck der Atmosphäre
arbeiten, so wird sich eine andere fast noch leichtere Rechnung herausstellen. Man
untersucht nämlich nur, wieviel Pferdekräfte eine Maschine mit dem vorhandenen
Dampfcylinderdurchmesser und der gegebenen Geschwindigkeit des Kolbens bei einem
Dampfdruck von 4 Pfd. auf den Quadratzoll pro Minute
nach den bekannten Watt'schen TabellenSolche findet man jetzt in allen Lehrbüchern über Dampfmaschinen, am
ausführlichsten enthalten sie die Jahrbücher des polytechn. Instituts in
Wien, Bd. I S. 118. geben werde, und
diese gefundene Zahl der Pferdekräfte, multiplicirt mit der Zahl 133, wird dann die
ganze Röhrenlänge an den nöthigen Verdichtungsröhren seyn. Da indessen Hall den Druck, worunter die Dämpfe nach seiner Angabe
wirken sollen, zu 4 Pfd. über den Druck der Atmosphäre annimmt, meine Condensatoren
aber nur atmosphärischen Dampf zu verdichten haben, so kann die Zahl 133 wohl
füglich auf 100 reducirt werden. Gewiß dürften aber Hrn. Samuel Hall's Angaben um so mehr Vertrauen verdienen, als seine
Condensatoren bereits in einer bedeutenden Anzahl bei Dampfmaschinen, namentlich
MarinemaschinenMan vergleiche hier Thomas Tredgold's berühmtes
Werk, betitelt: The Steam-Engine, its
invention and progressive improvement, an investigation of its
principles and its application to navigation, manufactures and railways,
Plates XLVII, XLVIII, XLIX, L, LI, LII, LIII, CXI, CXI,
a., angewandt sind, und die Richtigkeit seiner Calculationen
vollkommen bestätigen. Ich würde deßhalb die nach seinen Angaben vorhin gegebene
Berechnung der Größe der Verdichtungsfläche an meinen Condensatoren der andern
vorher aufgeführten und von Siemens angenommenen den
Vorzug einzuräumen kein Bedenken tragen.
Wenn diese Rechnung auch nicht als mathematisch scharf betrachtet werden kann, so
wird sie in der Praxis doch vollkommen genügen, vorausgesetzt, daß Hrn. Siemens' und Samuel Hall's
Angaben richtig sind, woran, was die des letztern Herrn betrifft, nach dem
Ebengesagten wohl nicht zu zweifeln seyn dürfte. Zu wenige Verdichtungsfläche würde
hier den Nachtheil bringen, daß die Dämpfe nicht schnell genug verdichtet werden,
und die Leere für den Kolben sich mehr oder weniger unwirksam herausstellte; zu viel würde aber
eben so schädlich seyn, weil bei einer zu großen Ausdehnung der Verdichtungsfläche
leicht der Fall eintreten kann, daß schon bei erfolgendem Einströmen der Dämpfe in
den Condensator davon zu viel darin verdichtet werden möchte, um diesen noch mit
gehöriger Energie zu durchströmen, die Klappen zu öffnen und Luft und condensirtes
Wasser auszublasen.Diesem Uebelstande wäre aber doch leicht zu begegnen, wenn man die
Condensation dadurch etwas verminderte, daß man das Kühlwasser in geringerer
Menge zur Kühleisterne dringen ließe, was durch eine Regulirklappe am
Zuflußrohr derselben leicht zu bewerkstelligen wäre. Dieses
Durchblasen ist aber, wie wir gesehen haben, sehr wesentlich bei meinen
Condensatoren, und darf unter keinen Umständen aussetzen, wenn ihre Wirkung mit
Präcision und dem gehörigen Erfolge stattfinden soll.
Um hier einige sichere Anhaltspunkte zu gewinnen, will ich noch zu ermitteln
versuchen, auf wieviel Druck der Dämpfe man ungefähr bei der oben beschriebenen
Einrichtung des Condensators und namentlich in Bezug auf die Größe seiner
Verdichtungsfläche, sicher rechnen könne, und ob der gefundene genügend sey, die dem
Durchblasen untergelegten Zwecke gehörig zu erfüllen.
Meine Maschinen wirken mit einem Drucke von 8 Atmosphären. Der Dampf von diesem
Drucke wird aber wegen seiner Expansion im Dampfcylinder (bei ein Drittel Füllung
desselben) auf das Dreifache seines anfänglichen Volums ausgedehnt, und strömt
folglich derselbe nur noch mit circa 2½
Atmosphären Druck in den Condensator, zumal bei seiner Ausdehnung sich ein, wenn
gleich sehr kleiner Theil, verdichtet. Obgleich er hier mit der ganzen
Verdichtungsfläche desselben während seines Durchströmens in Berührung kommt, so
geschieht dieses doch in einem so kurzen Zeitraum, daß eine sehr bedeutende
Verminderung seines Volums wohl nicht zu fürchten ist; denn die Stärke der
Condensation hängt nicht bloß von der Größe der condensirenden Fläche, sondern auch
von der Zeit ab, während welcher die Condensation geschieht. Rechnet man nun, daß
der Dampf während des Einströmens in den Condensator sich auch wegen des größern
Raumes, der aber bei meiner oben gegebenen Anordnung meines Apparates nur circa ein Drittel des kubischen Inhaltes des Cylinders
faßt, und wie wir weiter unten sehen werden, fassen darf, noch ausdehnen muß, so ist
wohl anzunehmen, daß er während des Durchströmens höchstens noch den Druck einer
Atmosphäre einbüße. Es bliebe also jetzt nur noch der Druck einer halben bis
¾ Atmosphäre über den der äußern Luft für den Durchströmungsproceß und aller
daran gebundenen Wirkungen der Dämpfe auf die Klappe oder Klappen k auf das condensirte Wasser und die auszutreibende Luft
übrig.Es steht nämlich den ausblasenden und ins Freie tretenden Dämpfen der Druck
der äußern Atmosphäre entgegen, es muß also dafür von den 2½
Atmosphären gleich eine Atmosphäre abgerechnet werden. Wenn nämlich gesagt
wird, eine Hochdruckmaschine wirke mit 8 Atmosphären Dampfdruck, so ist dieß
der absolute Druck, der relative aber eigentlich nur 7
Atmosphären. — wahrlich kein großer Rest, der durch eine zu
große Verdichtungsfläche des Condensators und einen größern cubischen Inhalt
desselben als der vorhin angeführte, leicht in dem Grade geschwächt werden könnte,
daß das Durchblasen der Dämpfe aufhört, und so keine regelmäßige Wirkung des
Apparates denkbar bleibt. Dieser Umstand hat vorzüglich da seine großen
Bedenklichkeiten, wo die Maschine unter dem normalen Effect zu arbeiten hatWenn ein solcher Fall, welcher bei Marinemaschinen und Schiffsmaschinen
überhaupt sehr oft vorkommt, eintritt, so könnte dem Uebelstande auch durch
eine zweckmäßige Regulirung des Kühlwasserzuflufses zum Condensator
abgeholfen werden. Schlöffe man nämlich seinen Zufluß ab, so würde die
zwischen den Verdichtungsröhren augenblicklich stagnirende geringe Quantität
Kühlwassers sogleich auf eine Temperatur gebracht werden können, welche die
Condensirung der Dämpfe im Condensator, und so dessen Wirkung mehr oder
weniger aufhöbe. Die Dämpfe werden dann bei jedem Hube mit Druck genug durch
den Condensator blasen und ihn auch von condensirtem Wasser rein halten. Daß
die wohlthätige Wirkung der Leere auf die Maschine in solchen Momenten mehr
oder weniger aufgehoben würde, dürfte keine Berücksichtigung verdienen, da
man dann von der Maschine ja absichtlich weniger Kraft verlangt, wenigstens
würde der Nachtheil weit geringer ausfallen, als wenn der Condensator wegen
fehlenden Durchblasungsprocesses sich mit Luft und Wasser füllen
müßte., wo also auch nicht so viele Dämpfe aus der Maschine dem
Condensator zuströmen, und selbige dann auch nicht den vorhin berechneten Druck
haben. Es dürfte daher ein triftiger Grund vorhanden seyn, die verdichtende Fläche
lieber etwas in ihrer Ausdehnung zu beschränken, als sie übermäßig groß
einzurichten. Würde dadurch die Condensation der aus dem Dampfcylinder in den
Condensator strömenden Dämpfe um etwas weniges verzögert, so dürfte das doch lange
nicht den Nachtheil bringen, den eine öftere Stockung in den Durchströmungen der
Dämpfe durch den Condensator und eine Stagnation des aus den Dämpfen entstandenen
Wassers brächte. Sobald sich irgend eine Gelegenheit darbietet, werde ich über
diesen wichtigen Gegenstand Versuche, und zwar an meiner in meinem Etablissement
arbeitenden Maschine anstellen, und seiner Zeit dann Mittheilungen von den erlangten
Resultaten machen.
Außer diesen Regeln möchte ich beim Bau eines solchen Condensators noch folgende
Punkte zur Beachtung dringend empfehlen:
1) Die Summe der Querschnitte sämmtlicher Verdichtungsröhren
muß wenigstens noch einmal, wo nicht dreimal so groß als der Querschnitt des
Exhaustionsrohres, welches wenigstens den fünften Theil des Cylinderdurchmessers
erhalten muß, seyn. Dadurch nämlich, daß die Dämpfe beim Durchströmen durch diesen
Condensator in den Röhren sehr zersplittert werden und mehr Reibung an den Wänden
erfahren, möchten sie zu viel an Geschwindigkeit in ihrem Strome einbüßen, welcher
Umstand für die Intensität des Durchströmungsprocesses nachtheilige Folgen haben
würde. Zeigt sich bei kleinern Maschinen einige Schwierigkeit in der Verwirklichung
dieses Punktes, so muß man lieber die Verdichtungsröhren kürzer als 8 Fuß, also
kürzer wie in Fig.
6 nehmen, weil dann ihre Anzahl größer ausfällt, um die vorgeschriebene
Gesammtlänge derselben zu erlangen.
2) Die beiden flachen Behälter C
und F müssen einen möglichst geringen Querschnitt, und
das von der Maschine zum Condensator führende Rohr f muß
die möglichste Kürze erhalten, damit der cubische Inhalt beider gehörig klein
ausfalle.
3) Die Klappe oder die Klappen k
müssen leicht seyn, um einem geringen Drucke der Dämpfe vom innern Raume des
Condensators aus schon nachzugeben. Würde eine einzige zu viel Gewicht erhalten, und
deßhalb ein zu starkes Schlagen derselben zu fürchten seyn, so kann man mehrere
leichte anwenden, die aber bei ihrer Oeffnung zusammen reichlich so viel Raum frei
machen müssen, als eine einzige große.
4) Die Oeffnung, welche die Klappen frei machen, muß wenigstens
⅔ des Querschnittes des Exhaustionsrohres erhalten, damit die Dämpfe
durchströmen, und das im Gefäße vor den Klappen sich anhäufende Wasser gehörig
schnell den Condensator verlassen könne. Dieses Wassers ist zwar bei jeder
Durchströmung nur immer eine kleine Quantität vorhanden (noch nicht halb so viel,
als die in den Kessel bei jedem Hube der Speisepumpe zu fördernde
Speisewassermenge), aber je schneller sie weicht, um so weniger schwächt sie die
Durchströmungsgeschwindigkeit der Dämpfe.
5) Die das Kühlwasser in die Kühlcisterne zu- und
abführenden Röhren müssen möglichst großen Durchmesser haben, ungefähr den
Durchmesser des Exhaustionsrohres, damit recht viel Kühlwasser zuströmen könne
(lieber zu viel als zu wenig). Ihre Leitung zum Kühlgefäße ist in allen Fällen so
wie in der Figur einzurichten, damit das Kühlwasser die Zwischenräume zwischen den
Röhren ihrer ganzen Länge nach gehörig durchströme; auch muß die Zuleitungsröhre
immer in den Boden der Cisterne einmünden, während die Ableitungsröhre von der Decke
derselben, und zwar von der der Einmündung des Zuflußrohres entgegengesetzten Seite
des Apparates abgeht. Die Gründe dieser Anordnung liegen vor Augen.
Ich habe dem Leser nun noch einen Apparat dieser Gattung vorzuführen, der eine
aufrechte Stellung hat. Da er im Ganzen dem vorigen ähnlich ist, und nur einige
geringe Veränderungen enthält, so kann ich in seiner Beschreibung kurz seyn. Man
vergleiche dabei Fig. 12, die einen senkrechten Durchschnitt desselben durch seine Mitte
genommen enthält.Seine Größe ist so berechnet, daß er für meine früher beschriebene
Marinemaschine paßt. Weil seine Verdichtungsröhren nur 6 Fuß lang sind. so
ist ihre Anzahl um den vierten Theil größer als in dem vorhin beschriebenen
horizontal liegenden Condensator.
A stellt die aufrechtstehende Kühlcisterne vor, die
cylindrisch und von Eisen oder Kupferblech angefertigt werden kann. Sie ist in der
Mitte enger als an beiden Enden, wo das Zu- und Abflußrohr ein- und
ausmünden. Dadurch wird das Kühlwasser während seines Aufsteigens in der Cisterne
gezwungen, die Zwischenräume zwischen den Verdichtungsröhren innig zu durchdringen,
und findet oben wieder Raum, von allen Seiten frei ins Abzugsrohr überzutreten.
Unten wird sie mit dem eigentlichen Verdichter, und zwar bei a, verbunden, und ist oben bei b offen.
B sind die Verdichtungsröhren, die in der Cisterne vom
Kühlwasser umspült werden. Sie sind in die beiden kupfernen Böden c und d wie oben bei dem
horizontalliegenden Apparate eingesetzt. e ist das
Zuflußrohr für das Kühlwasser, f das Abführungsrohr für
dasselbe. Ersteres ist am untern Ende der Cisterne A
angebracht, und beide stehen an zwei entgegengesetzten Seiten, damit das Kühlwasser
möglichst alle Zwischenräume zwischen den Verdichtungsröhren B durchlaufe, bevor es wieder abfließt. Das Exhaustionsrohr g der Maschine mündet in den obern Theil des
Verdichtungsapparates,Dieß ist hier durchaus nöthig, damit die Strömung der Dämpfe durch die
Verdichtungsröhren nach unten stattfinde, in welcher Richtung das in den
Röhren während der Verdichtung sich sammelnde Wasser wegen seiner Schwere am
liebsten folgt. Wollte man die Dämpfe von unten nach oben durchströmen
lassen, und die Kammer C mit dem Ausblaseventil
nach oben verlegen, so würde das besagte Wasser der Strömung ungern
entgegenfließen, und sich in der Kammer C
schwerlich sammeln, vielmehr dürste es mit den Dämpfen größtentheils nach
oben fortgerissen und durch das Ausblaseventil in das Abzugsrohr
übergetrieben werden, wo es durch seine Ansammlung der abströmenden Dämpfe
ein schädliches Hinderniß in den Weg legen könnte. und breitet
sich auch hier bei
h vor der Verbindungsstelle mit ihm trompetenartig
aus. Unter dem untern Boden d, in welchem die untern
Enden der Verdichtungsröhren befestigt sind, befindet sich ebenso ein flacher
Behälter C, wie in dem horizontal liegenden Apparate,
und in dem Boden i dieses Behälters sind die auswendig
mit Klappen oder Kege$entilen k gedeckten Oeffnungen l angebracht. Die Klappen werden durch leichte
Federkraft angedrückt erhalten. Die Oeffnungen l münden
in das Gefäß D, von welchem seitwärts das Abzugsrohr m für die Dämpfe, nach unten die Röhre n ausmündet, die das aus dem Verdichter getriebene
WasserIch habe oben schon erwähnt, daß dieses Wasser nur wenig sey, und daher hier
sowohl als bei dem horizontalliegenden Apparate die Anordnung getroffen, daß
es zugleich mit den ausblasenden Dämpfen aus den Klappen ausgeworfen werde.
In den Apparaten mit Einspritzung dürfte wegen der durch das Hinzukommen des
Einspritzwassers sehr vergrößerten Menge dieses Wassers eine solche
Anordnung große Bedenken haben, und habe ich daher die oben beschriebene
Einrichtung später vorgezogen. in die Speisungscisterne
führt.
Es wird nützlich seyn, hier ganz kurz noch einige allgemeine Bemerkungen der
Beschreibung meiner Condensatoren mit und ohne Einspritzung anzureihen, die
vorzugsweise den Zweck haben sollen, zu untersuchen, welche von beiden Arten von
Condensatoren den Vorzug habe. Daß hier nicht geradezu für die eine oder andere Art
entschieden werden könne, sondern ihre Empfehlung durchaus von Umständen abhänge,
dürfte in die Augen springen.
Wenn gleich nicht geläugnet werden kann, daß mein Condensator mit Einspritzung
weniger complicirt und kostspielig als der ohne selbige sey, so ist auf der andern
Seite aber auch nicht zu verkennen, daß seine Einrichtung und Anwendung in manchen
Punkten einige Schwierigkeiten darbiete, die bei dem andern so gut als gehoben
betrachtet werden können.
Zu diesen gehören folgende Umstände:
1) Seine Injection und ihre Verwirklichung in den nöthigen
Zeitmomenten und in der nöthigen Stärke erfordert einen mehr oder weniger
künstlichen Bewegungsmechanismus, der eine complicirte, unangenehme und beschwerliche
Zugabe zur Maschine ist, selbst wenn er auf die möglichst einfache Weise
eingerichtet wird.In dem in meinem Hauptwerke über Hochdruckmaschinen beschriebenen Condensator
mit Einspitzung erscheint diese Einspritzung nicht so geregelt, wie an dem
hier dargestellten. Die Unterbrechungen zwischen den Injectionen sind von
den Dampfströmungen, und die Einspritzungen theils von dem Drucke der
geringen über dem Injectionshahne stehenden Wassersäule im Kühlgefäße,
theils von einem nach dem Durchblasen der Dämpfe durch die kalten Wände des
Verdichtungsgefäßes herbeigeführten Verdünnungsprocesse abhängig gemacht,
wobei der rechte Zeitpunkt der stärksten Injection theils leicht verfehlt,
theils die gehörige Quantität des Injectionswassers nicht mit diesem immer
genau zusammengebracht, theils die Injection auf eine zu lange Zeit
schädlicherweise ausgedehnt werden dürfte, wodurch unnütz große Quantitäten
Wasser in das Verdichtungsgefäß dringen, dessen Herausstoßen beim
Durchblasungsproceß dann Schwierigkeiten herbeiführt. Wenn auch gleich ein
eigener Bewegungsmechanismus für die jedesmalige Inthätigkeitssetzung und
Hemmung der Injection eine complicirte Zugabe zur Maschine ist, so darf man
doch auch nicht verkennen, daß derselbe, wie ich oben gezeigt habe, auf eine
so einfache Weise herzustellen sey, daß er kaum in Rechnung gebracht zu
werden verdient.
2) Die Regelung und Beaufsichtigung der Einspritzung erheischt
einige Fertigkeit von Seiten des Maschinenwärters. Zwar ist aus der Beschreibung
dieses Condensators und seiner eigenthümlichen Wirkung ersichtlich, daß bei ihm
nicht die zu verdichtenden Quantitäten des aus dem Cylinder strömenden Dampfes so
strenge zu berücksichtigen sind, als bei den gewöhnlichen Niederdruckmaschinen, da
man hier immer mit demselben Volum Dampf von atmosphärischem Drucke (demjenigen
nämlich, welches nach dem Durchblasen im Cylinder und Condensator und den zu
letzterm von erstern führenden Röhren zurückbleibt) unter allen Umständen zu thun
hat, die Maschine mag nun in verschiedenen Abstufungen ihrer Kraft mehr oder weniger
Dampf gebrauchen, und diesen von höherm oder niederm Drucke zu ihm liefern, indessen
dürfte doch die Bewegung des Injectionsventils oder Schiebers manche
Geschicklichkeit, Genauigkeit und Kenntniß bei seiner Beaufsichtigung verlangen, die
bei dem Condensator ohne Einspritzung nicht so strenge erfordert wird.
3) Beim Stillstand der Maschine, und wo möglich schon vor
demselben, ist bei der ersten Gattung ein Abschluß der Injection durchaus
erforderlich, wo bei den Condensatoren ohne Einspritzung keinerlei Rücksichten zu
nehmen sind; dafür hat dieser aber auch wieder den Nachtheil, daß für verschiedene
Kraftäußerungen der Maschine und in den Condensator dringende Dampfquantitäten der
Dampfdurchblasungsproceß leicht zu sehr geschwächt werden kann, wenn die
Verdichtungsfläche für diese Dampfquantitäten zu groß ist.
4) Es ist wohl mehr als wahrscheinlich, daß der Condensator mit
Einspritzung ein nicht ganz so vollkommenes Vacuum liefere, als der ohne
Einspritzung, und zwar theils aus dem Grunde, weil mit dem einspritzenden Wasser
diejenige Luft eindringt, die in jedem Wasser enthalten ist, theils weil das in dem
Verdichtungsgefäße bei jeder Einspritzung sich ansammelnde warme Injectionswasser
bei dem verminderten Drucke im Apparate mehr Veranlassung zur Entwickelung von
Dämpfen, welche die Leere trüben, gibt, als in dem zweiten Apparate, wo das an den
kalten Wänden des Verdichtungsgefäßes aus verdichteten Dämpfen enstandene Wasser
sich eher auf einer niedern Temperatur erhält; theils endlich, weil das
Einspritzwasser nur nach und nach in ersterm eindringt, und die Condensation deßhalb
nur mit einiger Zögerung eintreten kann.
Eine große Schattenseite bei den Condensatoren beider Gattungen ist es nur, daß eine
Messung der Leere durch ein gewöhnliches Barometer völlig unzulässig ist, und zwar
aus dem einfachen Grunde, weil diese Leere alle Augenblicke durch das Durchströmen
der Dämpfe unterbrochen wird, durch welchen Umstand große Schwankungen in der
Quecksilbersäule entstehen müßten, die dem Instrumente unfehlbar einen baldigen
Untergang bereiten würden.
5) Condensatoren mit Einspritzung eignen sich nicht so gut für
Maschinen mit raschem Kolbenspiel als diejenigen ohne dieselbe. Der
Verdichtungsproceß folgt nämlich bei letztern dem Durchblasungsproceß schneller als
bei ersteren, und ist überhaupt beschleunigter, da zur Einführung des verdichtenden
Mediums, ich meine des Injectionswassers, eine längere Zeit nothwendig seyn dürfte,
als zu dem Condensiren an kalten Wänden, deren Wirkung durch in gehöriger Menge in
die Kühlcisterne eingeführtes Kühlwasser zu einer sehr intensiven erhoben werden
kann.
Gegen diese Mängel lassen sich aber auch mehrere gute Eigenschaften in die Waagschale
legen, die den Condensatoren mit Einspritzung einige Vorzüge geben. Von einigen
derselben ist hie und da schon die Rede gewesen, ich will sie hier alle noch einmal
zusammenfassen:
1) Sie sind einfacher, enthalten weniger Zusammenfügungen, sind
daher leichter dicht herzustellen.
2) Sie sind mit weniger Mühe und Kosten anzufertigen,
auseinander zu nehmen und zu repariren.
3) Sie nehmen weniger Raum ein, haben weniger Gewicht, zumal
ihre meisten Theile von Kupfer angefertigt werden müssen, und so weniger
Metallstärke verlangen.
4) Der cubische Inhalt ihres Verdichtungsgefäßes ist im
Verhältnisse zum Dampfcylinderraume kleiner einzurichten, und daher der
Durchströmungsproceß der Dämpfe durch denselben kräftiger und genügt noch bei
geringerer Kraftanwendung der Maschine, auch werden
5) nur sehr wenig Dämpfe in dem Durchströmungsmomente wegen der
geringen kalten Verdichtungsfläche ihrer Wände condensirt werden.
Dagegen befindet sich ein Condensator ohne Einspritzung mehr in einem Zustande der
Ruhe, es finden keinerlei Bewegungen, als die der Klappen an demselben statt, die
seine Theile besonders erschüttern oder zerren. Daher ist er sehr dauerhaft, und
seine Stellung gegen die Maschine und ihre Bewegungen ist völlig unabhängig, man
kann ihn in jedem Winkel anbringen, unter oder über dem Fußboden, wenn er dem
Exhaustionsrohr nur nahe ist, zur Seite oder hinter der Maschine, während der Platz
für den Condensator mit Einspritzung immer einige Rücksichtsnahme fordert auf Grund
der Abhängigkeit seiner Bewegungen (ich meine der des Injectionsventils oder
Schiebers) von denen der Maschine.
Er bedarf ferner weder beim Angehenlassen der Maschine noch beim Stillstehenlassen
derselben irgend eine besondere Berücksichtigung, da er nicht, wie der Condensator
mit Einspritzung, beim Offenlassen der Injectionsöffnung voll Wasser laufen kann,
auch dürfte er, wie oben schon bemerkt ist, bei Maschinen mit schnellerem
Kolbenspiele ein besseres Vacuum und dieses schneller liefern als ein Condensator
mit Einspritzung.
Endlich hat er noch den großen Vorzug vor denen mit Einspritzung, daß er einen großen
Zuschuß von destillirtem Wasser zum Speisewasser liefert, was bei Marinemaschinen
von großer Bedeutung ist.
Doch genug hievon. Jeder, der beide Condensatoren einer ernstlichen und
kunstgerechten Prüfung unterwirft, wird während Lesung meiner Beschreibung derselben
schon von selbst einen Unterschied zwischen beiden in Hinsicht auf ihren Werth oder
Nichtwerth gefunden haben, aber auch ohne Widerrede zu der festen Ueberzeugung
gekommen seyn, daß beide, mit und ohne Einspritzung, an meinen Hochdruckmaschinen
angebracht, als wichtige Verbesserung derselben in allen den Fällen gelten können,
wo ein Condensator überhaupt an denselben zulässig oder gar empfehlenswerth ist, vor
allem mir aber darin beistimmen müssen, daß diese Condensatoren viele und große
Mängel derjenigen Condensatoren entfernen, die bisher noch immer an den Maschinen
mit niederm Drucke üblich sind, und zu denen vorzüglich die complicirte und viele
Kraft bei ihrem Betriebe absorbirende Luftpumpe gerechnet zu werden verdient. Man
vergleiche hier, was ich Seite 487 meines Werkes über Hochdruckmaschinen über die
Nachtheile gesagt habe, die diese Luftpumpe nicht allein dem Condensator, sondern
auch dem ganzen Organismus der Maschine bringt, und unter welchen ich nur
vorzugsweise den hervorheben will, daß sie bei dem Kraftaufwande den ihr Betrieb
fordert, zugleich, eben durch diesen, eine sichere und stabilere Stellung des
Condensators nöthig macht, als bei meinen Condensatoren in Anspruch kommt.
Ich komme zuletzt noch auf die (vielleicht einzige) Schattenseite zurück, die meine
Condensatoren, und zwar beide haben, und deren ich oben schon flüchtig Erwähnung
gethan habe; ich meine den Umstand, daß wegen des Durchblasens der Dämpfe durch
beide, die Leere in denselben nicht constant ist, und daher auch auf dem bisher
üblichen Wege durch Barometer nicht beobachtet werden kann. Ich habe viel Nachdenken
darauf verwandt, aus dieser Calamität irgend einen Ausweg zu finden, es hat mir aber
immer nicht gelingen wollen. Wollte man in dem Rohre vom Verdichtungsgefäße zum
Barometer ein kleines leichtes Ventil anbringen, welches sich nach dem Condensator
hin öffnete, so würde eine solche Maaßregel wohl die schädliche Wirkung des
Durchblasungsprocesses auf den Barometer aufheben, man könnte aber dann nicht die
Variationen in der größeren oder geringeren Vollkommenheit der Leere beobachten,
indem das Instrument nun nur das Maximum derselben andeuten, nur Steigerungen
derselben, aber keine Verminderung anzugeben vermöchte. Auch würde das Gewicht des
Ventils, und wenn es noch so geringe eingerichtet wäre, einige Schwerfälligkeit und
Ungenauigkeit in die Wirkung des Apparates bringen. Würde das Ventil möglichst klein
und leicht hergestellt, so möchte freilich dieser Fehler gering genug ausfallen;
auch könnte die nachtheilige Wirkung des Durchblasens der Dämpfe vielleicht dadurch
gehoben werden, daß man in dem Ventile ein möglichst feines Loch anbrächte, durch
welches die Dampfstöße in ihrer schädlichen Wirkung aufgehalten würden, und dennoch
einige Communication, zwischen Barometer und Verdichtungsgefäß, als fortwährend
erhalten, betrachtet werden könnte.
Vielleicht wäre ein solches feines Loch überhaupt genügend, da die Dampfstöße nur
sehr kurze Zeit anhalten, und die dazwischen fallenden Momente 4 bis 5mal so lang
sind, in diesen Momenten also die Leere genügend durch dieses Loch auf das Barometer
zu wirken vermöchte, die Dampfstöße aber nur kleine und kurze Schwankungen in der
Quecksilbersäule hervorbringen würden, zumal die Dämpfe von denen die Stöße
ausgehen, nur von geringem Drucke sind. Solch ein feines Loch würde sich so leicht
nicht verstopfen, da kein Staub und Schmutz in das Rohr dringen kann, und wäre durch
Hämmern einer möglichst kleinen Bohröffnung sehr leicht in der Art herzustellen, wie
es bei den Zieheisen sehr feiner Drahtnummern geschieht.Vielleicht könnte man auch eine Einrichtung treffen, daß ein Ventil oder ein
Schieber die Communication zwischen Barometer und Condensator während des
Durchblasungsprocesses, und eine kurze Zeit lang nach demselben abschlösse.
Das Oeffnen und Schließen dieses Ventils oder Schiebers könnte sehr leicht
durch Nasen oder Hebdaumen an der Hauptwelle der Maschine in den nöthigen
Zeitmomenten bewirkt werden. Vielleicht wäre es sogar bei Condensatoren mit
Einspritzung mit der Bewegung des Injectionsventils oder Schiebers auf eine
einfache Weise zu combiniren. Ich werde mir in nächster Zukunft
alle Mühe geben, diesen interessanten Gegenstand immer weiter praktisch zu verfolgen
und auf dem Wege der Versuche zu irgend einem erfreulichen Ziele zu kommen suchen.
Möchte ich durch diese Zeilen das Interesse meiner Collegen für diesen Gegenstand
recht geweckt haben, damit sie mich wo möglich bei meinen Versuchen
unterstützen.