Titel: Gas-Kochherd von Alexander Graham in Glasgow.
Fundstelle: Band 120, Jahrgang 1851, Nr. LX., S. 287
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LX. Gas-Kochherd von Alexander Graham in Glasgow. Aus dem Practical Mechanic's Journal, März 1851, S. 280. Mit Abbildungen auf Tab. V. Graham's Gas-Kochherd. Bei der Ersparniß und Reinlichkeit, welche aus der Anwendung des Leuchtgases zum Kochen hervorgeht, dürfte das Steinkohlengas bald überall als Heizmaterial Eingang finden. Unter den verschiedenen bisher vorgeschlagenen Gas-Kochapparaten scheint derjenige von Hrn. Graham die meisten Vorzüge zu besitzen, da alle Behandlungen beim Kochen in ein und demselben Apparate vorgenommen werden können, und zwar mit einer Oekonomie, wie sie bisher unseres Wissens noch nicht erreicht wurde. Fig. 18 stellt den Kochherd in verticalem Querschnitte dar, und Fig. 19 ist ein Grundriß desselben. Er besteht aus zwei gußeisernen Endplatten A, A, welche durch eine Rückwand von der Länge des Herdes verbunden sind, und die Deckelplatte B tragen. Die Vorderseite ist durch drei Thüren geschlossen. Das Gas kommt von der Hauptröhrenleitung durch die Röhre C, von welcher sieben Arme zu eben so vielen Brennerreihen führen, die sich in und auf dem Herde befinden. Die fünf Arme D leiten das Gas zu verschiedenen großen Brennerspiralen, mittelst welcher diejenigen Kochgeschirre erwärmt werden, welche oben auf den Herd gestellt sind. Jede Röhre liegt dicht auf der oberen Herdplatte auf, ebenso die Windungen am Ende derselben, die mit einer Anzahl kleiner Gasbrenner F besetzt sind. Jede Spirale ist mit im Kreise herumgesetzten Zapfen G umgeben, welche etwas höher als die Brenner und durch die flachen Metallringe H mit einander verbunden sind. Diese Ringe halten die Hitze der Brenner zusammen, und schützen sie vor Zugluft. Die Kochgeschirre werden je nach ihrer Größe auf einen durch die Zapfen gebildeten Kreis gestellt, und die Gasflammen bespülen so direct den Boden des Gefäßes. Der innere Herdraum ist durch die verticale Scheidewand I in zwei ungleiche Hälften getheilt, und die kleinere derselben hat wieder drei Abtheilungen, welche durch die horizontalen beweglichen Platten J gebildet werden. Ein Röhrenarm K ist von der Hauptröhre C aus abwärts gebogen, und reicht in den untersten Raum L, wo derselbe mit einem kurzen horizontalen Stücke endigt, das mit den Brennern M versehen ist. Die von diesen Brennern aufsteigende Hitze wärmt die Räume N und O, welche zum Warmstellen von Speisen oder zum Erwärmen der Teller bestimmt sind. Eine einzige Thür verschließt diese Seite des Herdes. In die größere Herdabtheilung ist von C aus ein Arm P geleitet, welcher nahe am Boden eintritt, und in einen rechtwinkeligen Brennerrahmen Q endigt, dessen Brenner R, wie aus der Zeichnung ersichtlich, einwärts gestellt ist. Von der oberen Abtheilungsplatte S hängt ein Drahtgitter oder Netz T herab, in welches das zu röstende Fleisch gelegt wird, wobei das abtropfende Fett etc. in den Bodenbehälter U fällt. Die obere Abtheilung V ist ein Bratrohr, welches durch die nämlichen Brenner R geheizt wird. Die ganze zum Rösten und Backen bestimmte größere Herbabtheilung ist mit feuerfestem Thon ausgeschlagen, welcher die von den Brennern kommende Hitze auf die zu kochenden Gegenstände reflectirt. Der Boden der Bratröhre V ist ebenfalls mit Lehm überzogen, oder mit feuerfesten Steinen X bedeckt, und wird durch Strahlung von unten geheizt. Jede Brennröhre wird durch einen Hahn regulirt, und jeder Brenner hat der Gasersparniß wegen nur eine sehr kleine Oeffnung. Die Dämpfe ziehen durch die Austrittsröhre Y aus dem Bratrohr ab. Dieser leicht verständliche Apparat zeichnet sich nicht nur durch Ersparniß und Reinlichkeit während des Gebrauches aus, sondern auch durch größere Wirkung beim Kochen der Speisen, ferner dadurch, daß der Koch nicht mehr der so lästigen Küchenhitze ausgesetzt ist. Es wurde ein Mittagessen für 40 Personen mit dem neuen Herde bereitet, und das Gas zum Kochen kostete hierzu (in Glasgow) nur 7 Pence (21 Kreuzer).Hr. W. Elsner, Ingenieur der Gasbeleuchtung in Berlin, erhielt im J. 1848 in Oesterreich und im J. 1849 in Preußen ein sechsjähriges Patent auf seine Apparate zum Kochen, Heizen, Trocknen und Sengen mit Gas. Er hat bereits Apparate für die verschiedensten technischen und häuslichen Zwecke in ziemlicher Anzahl in mehreren Städten abgesetzt. Sein Princip besteht darin, das Leuchtgas, wie man es von den Gasanstalten erhält, mit seinem 7 bis 8fachen Volum atmosphärischer Luft selbstthätig vor dem Entzünden zu mischen, damit der Kohlenstoff vollständig mit blauer Flamme verbrennt und daher alle Leuchtfähigkeit des Gases zu Gunsten seiner Heizkraft absorbirt wird.Diejenigen Vorrichtungen, welche vorzüglich in Gebrauch kamen, find: transportable Apparate zum Kochen und Braten; Gasöfen zum Heizen von Läden, Comptoirs etc.; Apparate zum Erwärmen von Bügeleisen für Hut- und Kleidermacher, wie zum Erhitzen der Plätteisen für Hausfrauen, auch zum Erhitzen der Zangen und Brenneisen für Friseure; Maschinen um warmes Wasser zu Thee, Kaffee etc. zu bereiten. Besonders eignet fich diese Verbrennungsart des Leuchtgases zum Sengen feiner Wollen- und Baumwollenwaaren. Hr. Elsner hat überdieß Trocknen-Maschinen construirt, um frisch gedruckte, gefärbte oder gewaschene Stoffe vollständig zu trocknen, nachdem sie den Hydro-Extractor verließen; der Zeug wird über mehrere Ströme durch Patent-Brenner erhitzter Luft geführt, welche, indem sie den Stoff durchdringen, den geringen Feuchtigkeitsgehalt desselben verdunsten, wobei die entweichenden Dünste durch einen Exhaustor entfernt werden. — Es versteht fich, daß die Anwendung des Leuchtgases als Heizmaterial, durch einen verhältnißmäßig niedrigen Preis desselben bedingt ist.A. d. Red.

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