Titel: | Ueber den Werth der chinesischen Galläpfel; von L. A. Buchner jun.) |
Fundstelle: | Band 120, Jahrgang 1851, Nr. LXXXII., S. 367 |
Download: | XML |
LXXXII.
Ueber den Werth der chinesischen Galläpfel; von
L. A. Buchner
jun.Auszug aus dem Repertorium der
Pharmacie.)
Buchner, über den Werth der chinesischen Galläpfel.
Seitdem die chinesischen Galläpfel in den europäischen Handel gekommen sind, ist
schon öfter die Frage aufgeworfen worden, wie groß der technisch-chemische
Werth dieser neuen Handelswaare im Vergleiche mit jenem der aleppischen Galläpfel
sey, ob sie mit Vortheil anstatt dieser in der Technik zur Tintenbereitung und zur
Färberei, dann in der Chemie und Pharmacie zur Darstellung der Gerbesäure und
Gallussäure, welch' letztere jetzt von den Photographen vielfach benützt wird,
angewendet werden könne und demnach die in letzterer Zeit im Preise gestiegenen
gewöhnlichen Galläpfel zu ersetzen vermöge?
Um den Werth der chinesischen Galläpfel sicher beurtheilen und mit jenem der
aleppischen Galläpfel vergleichen zu können, muß man vor allem außer dem Preise der
beiden Sorten auch ihren Gehalt an Gerbestoff kennen, ferner in mancher Beziehung
den Grad der Leichtigkeit ihrer Behandlung so wie der Gewinnung und der Reinheit der
daraus darzustellenden Gerbesäure und Gallussäure in Betrachtung ziehen.
Die Menge der Gerbesäure so wie anderer Bestandtheile in den chinesischen Galläpfeln
ist vor zwei Jahren zuerst von SteinPolytechn. Journal Bd. CXIV S. 433. und dann von
BleyArchiv d. Pharm. 2. R. Bd. LXI S. 297.
ausgemittelt werden.
Ersterer hat in 100 Theilen derselben aufgefunden:
69,139
Gerbestoff, dann ungefähr
4,000
eines Gemenges von 2 oder 3 in ihren Eigenschaften vom gewöhnlichen
Gerbestoff verschiedenen Gerbestoffarten,
0,972
eines grünen verseifbaren Fettes,
8,196
Stärkmehl,
4,898
Pflanzenfaser,
12,960
Wasser,
––––––––––
100,165
Beim Verbrennen blieben 2 Procent alkalisch reagirender und Chlor, Kohlensäure,
Phosphorsäure, Kalk, Magnesia, Kali, eine Spur Kieselerde und Eisen enthaltender
Asche zurück.
Ferner hat Stein gefunden, daß das Ausziehen des
Gerbestoffes, der mit dem der gewöhnlichen Galläpfel vollkommen identisch ist, keine
Schwierigkeit darbietet.
Nach der Untersuchung von Blei enthalten 100 Theile der
chinesischen Galläpfel:
Gerbesäure, eisenbläuende
69,00
Harz und Fett
3,00
Gallussäure nebst den löslichen Salzen, etwas extractiver
stickstoffhaltiger Substanz und Albumin
4,00
Stärkmehl
7,35
Pflanzenfaser
8,65
Wasser
8,00
––––––––––––
100,00
Was den Gerbestoffgehalt der gewöhnlichen schwarzen oder aleppischen Galläpfel
anbelangt, so liegen uns hierüber zahlreichere Angaben vor, als über jenen des
chinesischen Gallus.
PelouzePolytechn. Journal Bd. LII S. 302. erhielt durch
Ausziehen der Galläpfel mit Aether nach dem von ihm hierzu zuerst angewendeten
Verdrängungsverfahren 35 bis 40 Procent reiner Gerbsäure. Auch diese Menge möchte
hinter der wirklichen etwas zurückbleiben, weil Pelouze
nur diejenige bestimmt
hat, welche in der abgeflossenen unteren syrupsdicken Schichte, nachdem diese noch
obendrein mehrmals mit Aether abgewaschen worden, enthalten war, während er die in
der oberen dünnen ätherischen Schichte befindliche, freilich viel geringere Menge
unberücksichtiget ließ und wahrscheinlich das Ausziehen nicht bis zur Erschöpfung
der Galläpfel fortgesetzt hat.
LeconnetBuchner's Repert. 2. R. Bd. VI. S. 98. gibt an, daß er nach den von ihm zur
Darstellung der Gerbesäure emfohlenen Macerationsverfahreu, wonach die
feingepulverten Galläpfel in einer weitmündigen Flasche mit nur wenig Aether
2–3mal macerirt und dann ausgepreßt werden, 60 Proc. Gerbestoff und darüber
bekommen habe. In der Fabrik pharmaceutischchemischer Producte meines Bruders (in
München), wo nach dem Verfahren von Leconnet immer
mehrere Pfunde Galläpfel auf einmal auf Gerbesäure verarbeitet werden, wurde
ungefähr dieselbe Ausbeute erhalten, bisweilen aber auch weniger, weil eben die
Galläpfel, wenn auch anscheinend gut, doch in ihrem Gehalte an Gerbesäure sehr
verschieden seyn können.
GuibourtA. a. O. Bd. XL S. 425. hat bei einer
vor einigen Jahren unternommenen Analyse der gewöhnlichen Galläpfel in 100 Theilen
derselben gefunden:
65,0
Gerbestoff,
2,0
Gallussäure,
2,0
Ellagsäure und gelben Farbstoff (Luteogallussäure),
2,5
braunen Extractivstoff,
2,5
Gummi,
2,0
Stärkmehl,
0,7
Chlorophyll und ätherisches Oel,
1,3
Zucker, Albumin und Salze,
11,5
Wasser,
10,5
Pflanzenfaser.
––––––––
100,0
Endlich hat Mohr,Annalen der Chemie und Pharmacie Bd. LXI S.
357. indem er die Galläpfel im Verdrängungsapparat anstatt bloß
mit Aether, mit einem Gemisch von gleichen Maaßtheilen Aether und Alkohol dreimal
auszog, 72,2 Procent Tannin gewonnen und noch waren darauf die Galläpfel nicht ganz
erschöpft.
Ich habe diesen Angaben folgende Erfahrungen als Beitrag zur näheren Kenntniß des
Werthes der chinesischen Galläpfel hinzuzufügen, und dabei zu bemerken, daß die
angeführten Gewichtsmengen sich immer, wenn nicht anderes ausdrücklich gesagt ist,
auf vollkommen ausgetrocknete Substanzen beziehen.
6,73 Gramme gepulverter chinesischer Galläpfel wurden im Verdrängungstrichter mit
Aether fast bis zur vollkommenen Erschöpfung ausgezogen. Es konnte hierbei nur eine
einzige Schichte abgelaufener Flüssigkeit beobachtet werden, welche beim Verdampfen
5,34 Gramme oder 79,35 Procent zurückließ.
Dieser Rückstand, größtentheils aus Gerbesäure bestehend, war im zerriebenen Zustande
nur schwach gefärbt und hatte nicht den Stich ins Grünliche, welchen gewöhnlich die
Gerbesäure aus den aleppischen Galläpfeln besitzt, von welcher er außerdem nicht
unterschieden werden konnte. Wasser löste denselben bis auf einige weißliche, in der
Wärme zu einer bräunlichgrünen Masse zusammenschmelzende Flocken auf, welche ein
Gemenge von Fett und Harz zu seyn schienen und deren Quantität 0,16 oder 2,38
Procent betrug.
Vom ätherischen Auszug waren also 5,18 oder 76,97 Procent in Wasser löslich. Ich
glaube, daß dieselben nur aus der gewöhnlichen, eisenbläuenden Gerbesäure bestunden,
wenigstens habe ich keine Erscheinungen wahrnehmen können, welche für ein Gemenge
von mehreren Gerbestoffarten sprächen, deren Gegenwart in den chinesischen
Galläpfeln von Stein angegeben worden ist. Die Frage, ob
in den Galläpfeln, in den chinesischen sowohl als auch in den gewöhnlichen, neben
der großen Menge Gerbesäure auch etwas Gallussäure schon präexistire, getraue ich
mir bei dem Umstande, daß die Gerbesäure in ihren Lösungen theilweise schnell in
Gallussäure verwandelt wird, nicht mit Bestimmtheit zu beantworten; so viel ist
gewiß, daß wenn auch Gallussäure schon vorhanden wäre, deren Menge nur sehr wenig
betragen kann, weil beim Auflösen der frisch bereiteten Gerbesäure in sehr wenig
kaltem Wasser nichts davon zurückbleibt und auch aus der frischen und concentrirten
Auflösung selbst keine Gallussäure herauskrystallisirt. Wenn aus dieser wässerigen
Auflösung die Gerbesäure mit thierischer Gallerte gefällt, das Ganze dann noch
weiter eingedampft und mit Alkohol behandelt wird, so entsteht im alkoholischen
Filtrat durch Eisenchlorid allerdings eine intensive violette Färbung ohne Trübung,
allein ich muß es vor der Hand unentschieden lassen, ob diese Reaction von einer
geringen Menge in den Galläpfeln schon vorhandener Gallussäure oder von einem
unbedeutenden Rückhalt nicht gefällter Gerbesäure herrührt.
6,16 Gramme gepulverter chinesischer Galläpfel, einigemale mit einem Gemisch von
gleichen Volumen Aether und Alkohol ausgezogen, lieferten 4,58 Gramme oder 74,35
Proc. Gerbestoff nebst etwas Fettharz, und würden noch mehr gegeben haben, wenn man
das Ausziehen bis zur vollständigen Erschöpfung fortgesetzt hätte. Uebrigens war das
auf diese Art erhaltene Product minder schön als das durch bloße Anwendung von
Aether gewonnene; es war nicht so hell, sondern etwas bräunlich gefärbt, was von der
Beimengung einer geringen Menge vom Alkohol mitaufgenommenen braunen
Extractivstoffes herrührte.
Ferner wurden in der Fabrik meines Bruders drei Pfunde lufttrockner gepulverter
chinesischer Galläpfel auf einmal nach dem Verfahren von Leconnet auf Gerbesäure verarbeitet, d. h. zweimal mit der gehörigen Menge
Aether maceriren gelassen, jedesmal ausgepreßt und der Rückstand zuletzt noch mit
etwas Aether abgewaschen. Bei dieser Behandlung verhielten sich die neuen Galläpfel
gerade so wie die aleppischen; die ausgepreßte gelbliche syrupsdicke Auflösung
hinterließ beim Verdampfen zwei Pfunde, mithin ⅔ oder 66,66 Procent
scharfgetrocknetes Tannin, welches eben so hell von Farbe war als wie das nach dem
Verdrängungsverfahren mittelst Aether gewonnene. Wenn man mit Bley 8 Procent Wasser in den lufttrockenen chinesischen Galläpfeln
annimmt, so würde man also aus den vollkommen ausgetrockneten 72,4 Procent
Gerbestoff nach dem erwähnten Verfahren erhalten haben.
Sind die chinesischen Galläpfel durch Aether erschöpft, so wirb daraus durch Alkohol
und Wasser nur wenig mehr ausgezogen. Aus obigen mit Aether behandelten 6,73 Grm.
löste Alkohol noch 0,06 mithin nur 0,89 Proc. auf, und hinterließ diese beim
Verdampfen als ein braunes sprödes, auch in Wasser lösliches Extract, welches wegen
eines geringen Rückhaltes an Gerbestoff noch etwas adstringirend schmeckte und beim
Verbrennen eine geringe Menge, größtentheils aus Chlorkalium bestehender Asche
gab.
Vom kalten Wasser wurden zuletzt noch 0,40 Grm. oder 5,94 Procent aufgenommen. Beim
Eindampfen blieb das Aufgelöste als brauner, kaum adstringirend-schmeckender,
gummiartiger Extractivstoff zurück, der wegen theilweiser Verwandlung in oxydirten
Extractivstoff sich in Wasser nicht mehr ganz auflösen wollte und beim Verbrennen
eine ziemlich große Menge Asche hinterließ, worin das phosphorsaure Kali vorherrschend war.
Der in Aether, Alkohol und kaltem Wasser unlösliche Theil, 0,93 Grm. oder 13,8
Procent betragend, enthielt noch, wie schon Stein und Bley gefunden haben, eine nicht unbedeutende und leicht
nachweisbare Quantität Stärkmehl, welche viel größer als die in den aleppischen
Galläpfeln enthaltene Menge ist. Beim Verbrennen lieferte derselbe ebenfalls viel
Asche, welche außer den gewöhnlichen mineralischen Pflanzenbestandtheilen
hauptsächlich phosphorsaure Magnesia enthielt.
In 100 Theilen der chinesischen Galläpfel sind also
gefunden worden:
Gerbesäure
76,97
Fett und Harz
2,38
In Alkohol und Wasser löslicher brauner Extractivstoff mit einigen
Salzen
0,89
Gummiartiger Extractivstoff und Salze
5,94
Stärkmehl und Pflanzengewebe mit mineralischen Bestandtheilen
13,82
––––––––––
100,00
Die von mir gefundene Menge Gerbesäure stimmt mit der von Stein und Bley bestimmten nahe überein, denn
ersterer hat, wie schon erwähnt, aus lufttrockner Waare mit 12,96 Procent
Wassergehalt 69,139 Procent, und letzterer aus Galläpfeln mit 8 Procent Wasser 69
Procent Gerbesäure erhalten, was, auf 100 Theile völlig entwässerter Galläpfel nach
der ersten Bestimmung 79,43 und nach der zweiten 75 Procent Gerbesäure betragen
würde. Wir können also unseren bisherigen Erfahrungen zufolge mit Bestimmtheit
sagen, daß gute chinesische Galläpfel, wie sie bisher im Handel vorkommen, im völlig
getrockneten Zustande wenigstens ¾ oder 75 Procent reine Gerbesäure enthalten
müssen und von dieser auch noch mehr, bis gegen 4/5 oder 80 Procent enthalten
können.
Ich brauche kaum zu erwähnen, daß ich mich ebenfalls von der vollkommenen Identität
der Gerbesäure aus dem chinesischen Gallus und jener der gewöhnlichen Galläpfel
hinlänglich überzeugt habe. Diese Gleichheit geht u. a. aus der Leichtigkeit hervor,
womit sich auch die Gerbesäure des chinesischen Gallus in Gallussäure verwandeln
läßt. Verdampft man z. B. einen kalt bereiteten wässerigen Auszug der chinesischen
Galläpfel bei gelinder Wärme und behandelt man den dadurch erhaltenen Rückstand mit
einer geringen Menge kalten Wassers, so bleibt dabei ein beträchtlicher Theil als
krystallinisches Pulver ungelöst, welches aus während des Eindampfens gebildeter
Gallussäure besteht.
Eben so verhält sich ein wässeriger Auszug der gewöhnlichen Galläpfel, nur ist die
im letztern Falle ausgeschiedene Gallussäure mehr gefärbt.
Ich ließ auch um zu sehen, wie sich die chinesischen Galläpfel zur Bereitung der
Gallussäure eignen eine größere Menge derselben im gröblich gepulverten Zustande mit
Wasser befeuchten und in den Keller stellen. Die Schimmelbildung begann daran, wie
es mir schien, später und war nicht so reichlich, wie an den unter gleichen
Umständen befindlichen gewöhnlichen Galläpfeln, allein nach mehreren Wochen war die
darin vorhandene Gerbesäure ebenfalls so zu sagen vollständig in Gallussäure
verwandelt, deren Darstellung im reinen Zustande keine Schwierigkeit darbot.
Endlich ließ ich durch Hrn. Fr. Chapuis aus Bonsol noch
gute aleppische Galläpfel mit Aether,
Aether-Alkohol und kaltem Wasser fast bis zur Erschöpfung ausziehen, um meine
Erfahrungen über deren Gerbestoffgehalt zu vermehren. — Aus 10 Gram.
derselben wurden durch Aether nach dem Verdrängungsverfahren 7,7 Gram., mithin 77
Proc. Tannin nebst etwas chlorophyllhaltigem Fettharz erhalten, welch letzteres beim
Auflösen der Gerbesäure in Wasser zurückblieb und augenscheinlich nicht mehr als bei
den chinesischen Galläpfeln betrug. — Ein Gemisch von gleichen Maaßtheilen
Aether und Alkohol zog aus 25,5 Grammen 20,5 Gram., also 80,39 Proc. Tannin aus,
welches aber auch dießmal gefärbter war als das mittelst Aether gewonnene. —
Durch kaltes Wasser wurden aus 5 Gram. Galläpfel 4,325 Gram., sonach 86,5 Proc.
aufgelöst, und da davon die Gerbesäure den bei weitem größten Theil ausmacht, so
geht daraus hervor, daß auch, wie schon Guibourt
gefunden, in den gewöhnlichen Galläpfeln die Menge der übrigen extractiven Stoffe
nur gering ist.
Ich glaube, daß die vorliegenden Thatsachen genügen, um den Werth der chinesischen
Galläpfel im Vergleiche mit jenem der alleppischen sicher feststellen zu können. Wir
wissen nun, daß beide, obwohl von sehr verschiedenem Ursprung, in Beziehung auf ihre
Bestandtheile die größte Aehnlichkeit mit einander haben, daß beide eine und
dieselbe Gerbestoffart, die Eichengerbesäure, als
wirksames Princip in überwiegender Menge enthalten, daß der Gerbestoff aus beiden
mit gleich großer Leichtigkeit ausgezogen, in gleichem oder nahezu gleichem Grade
von Reinheit gewonnen und mit gleicher Vollständigkeit auf die bekannte Art in
Gallussäure verwandelt werden kann.
Da also in den genannten Beziehungen beide Waaren sich gleich verhalten, so ist bei
Bestimmung ihres technischen Werthes nur noch der Gehalt an Gerbestoff und der
jeweilige Preis in Betrachtung zu ziehen, und es ist klar, daß dieser Werth im
geraden Verhältnisse zum Gehalte, aber im ungeraden Verhältnisse zum Preise
stehe.
Was den Gehalt betrifft, so haben wir schon gesagt, daß die getrockneten chinesischen
Galläpfel im lufttrockenen Zustande ungefähr 69 Proc. und völlig ausgetrocknet
¾ oder 75 Proc. reine Gerbesäure und bisweilen auch etwas darüber enthalten.
Bei den guten aleppischen Galläpfeln ist der Gehalt, wie wir gesehen haben, fast
eben so groß, eher aber ein wenig geringer als größer; jedenfalls kann man die in
dieser Hinsicht bestehende geringe Differenz unberücksichtiget lassen, und sagen,
daß auch in Beziehung auf die vom Gerbestoffgehalt abhängige Brauchbarkeit die
chinesischen Galläpfel den besten aleppischen gleichgestellt werden müssen.
Es wäre also bei der Wahl zwischen beiden Waaren nur der Preis allein maaßgebend.
Aber hierin bestehen so große Unterschiede, daß, so lange der Preis für die
aleppischen Galläpfel so hoch bleibt als er seit einigen Jahren steht, dem
chinesischen Gallus entschieden der Vorzug gebührt.
Ich habe einen Handelsbericht aus London vom 31. Januar d. J. vor mir liegen, worin
der Preis für blauen Gallus, gut mittel, zu 100 bis 105, für Gallus in Sorten zu 80
bis 85 und jener für chinesischen Gallus bloß zu 65 bis 68 Shillingen per englischen Centner notirt ist. In einem Hamburger
Berichte finde ich den Preis für den Centner dunkler (aleppischer) Galläpfel zu 70
bis 74 und für den chinesischen Gallus zu 52 Mark aufgeführt. Ferner steht in einem
neuen Preiscourant von Gehe und Comp. in Dresden der Zollcentner aleppischer Galläpfel zu 55 und jener des
chinesischen Gallus zu 38 Thalern, dann im Preiscourant eines Nürnberger
Handlungshauses der erstere zu 92 und letzterer zu 70 Gulden.
Der Preis des chinesischen Gallus verhält sich demnach jetzt zu jenem der besseren
Sorten aleppischer Galläpfel wie 1 : 1,3.. bis 1,5.., oder da man um gleichen Preis
von den chinesischen Galläpfeln fast um ein Drittel bis um die Hälfte mehr bekommt
als von der besten aleppischen Sorte, so müssen auch, gleichen Gehalt an Gerbestoff
und gleiche Leichtigkeit der Bearbeitung vorausgesetzt, bei gegenwärtigen Preisen
die chinesischen Galläpfel für den Chemiker und Techniker einen beinahe 1⅓
bis 1½mal größeren Werth haben als die aleppischen Galläpfel.
Obwohl die chinesischen Galläpfel erst vor zwei Jahren in den deutschen Handel
gebracht worden sind, so haben sie doch schon hie und da die gehörige Anerkennung
gefunden und werden im Großen anstatt des aleppischen Gallus gebraucht, denn einem
Hamburger Jahresberichte vom 31. Dec. 1850 zufolge sind dort im verflossenen Jahre
717 Ballen und Kisten von der neuen Waare eingeführt und davon, weil noch 300 Colli
vorräthig sind, 417 verkauft worden. Im südlichen Deutschland scheinen sie weniger
bekannt zu seyn als im nördlichen, und ich wünsche daher, daß zu ihrer größeren
Anwendung daselbst dieser Aufsatz etwas beitragen möchte.