Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 120, Jahrgang 1851, Nr. , S. 74 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber Pumpen.
Pumpen für Flüssigkeiten über 80° Reaumur find bekanntermaßen mittelst Klappen
und Kugelventile unverläßlich, während Pumven mit Schubventilen, die mittelst
Excentern geöffnet und geschlossen werden, ihre Functionen mit Genauigkeit
vollführen.
Wird Wasser mit Druckpumpen bis 70 Atmosphären gespannt, so entweicht dasselbe aus
den Gefäßen bei einer 1 Linie weiten Oeffnung nicht mehr in Staubform, sondern in
hochgespannten Dämpfen, die plötzlich in die freie Luft entweichend als weiße
kugelförmige Wolken erscheinen. Papier, Holz etc. in der nächsten Nähe werden nicht
sichtlich benetzt. Carl Kohn, Civilingenieur in Wien.
(Notizenblatt des österreichischen Ingenieur-Vereins, 1850 Nr. 9.)
Ueber das Tönen der Metallglocken.
Metallglocken, welche sich mit einer Geschwindigkeit von circa 1800 bis 2000 Mal in der Minute um ihre Längenachse drehen, geben,
wenn man selbe mit einem
Stabe schlägt, einen Ton, der um drei Octaven höher als ihr ursprünglicher Ton ist;
auch tönen selbe mit gleichmäßiger Stärke um das Dreifache länger als im ruhigen
Zustande. Der Ton kommt dem Schrillen einer Dampfpfeife gleich. Bei Abnahme der
Geschwindigkeit und zwar bei einer Rotations-Geschwindigkeit von 800
Umdrehungen per Minute stellt sich wieder der normale
Ton ein.
(A. a. O.)
Glastafeln mittelst Locheisen und Stanze zu lochen.
Werden ordinäre Glastafeln von circa ½ bis
¾ Linien Dicke (grünliches Glas) unter Wasser auf eine stählerne Lochstanze
mit einer Bohrung von höchstens 1½ Linie Durchmesser gelegt, mittelst
Fallhammer (Scharnier-Hammer), an dem der genau gearbeitete Piston, welcher
obenzu dünn und hart seyn muß, befestigt ist, mit bedeutender Geschwindigkeit
durchgelocht, so gelingt das reine Lochen unter zehn Versuchen sechs-bis
achtmal; doch dürfen die Löcher nicht zu nahe an einander geschlagen werden, weil
dann die Zwischenräume wegspringen; solche ordinäre Glastafeln lassen sich
bekanntermaßen unter Wasser mittelst einer gewöhnlichen Schere in beliebige Formen
schneiden; jedoch ist der Schnittrand jenem gleich, der mittelst Absprengen
(Gröseln) erreicht wird; unter Oel gelingt der Versuch bedeutend reiner als unter
Wasser.
(A. a. O.)
Angreifen harter Körper durch rotirende Papierstreifen.
Rotirende Papierstreifen greifen, wenn die Randgeschwindigkeit 100 Fuß per Secunde beträgt, harte Steine, als: Marmor, Granit,
selbst Steingut an. Papier-Cylinder schneiden mit ihrer Hochkante, wenn sie
mit etwas Terpenthin befeuchtet werden, Quarz und Granit in Cylinderform, nur muß
das Anhalten an der Schneidfläche sehr sanft mittelst Support geschehen.
(A. a. O.)
Anwendung der Gutta-percha bei den Druckwalzen der
Flachsspinnmaschinen.
Bekanntlich sind beim Naßspinnen des Flachses die oberen Streckwalzen (Druckwalzen)
von Buchsbaumholz, bisweilen auch von Birnbaumholz; da man sie aber ununterbrochen
mit heißem Wasser benetzt, so dauern diese Druckwalzen nie lange, und müssen oft
schon nach fünf bis sechs Monaten durch neue ersetzt werden.
Seit einiger Zeit verwendet man Walzen von Gutta-percha, welche viel weicher
als die hölzernen sind und auch viel länger dauern, wenn sie aus reiner
Gutta-percha bestehen. Solche Walzen gewähren den Vortheil, daß sie wegen
ihrer Unveränderlichkeit keinen Abfall verursachen und neben der erforderlichen
Härte stets eine gewisse Weichheit haben; sie können zwei bis drei Jahre dauern,
wenn die Gutta-percha, woraus sie bestehen, sehr gut
gereinigt wurde. Hundert Stück solcher Walzen kommen jedoch über 42 Franken
zu stehen. (Le Génie industriel par Armengaud, 1851 Nr.
1.)
Ueber das Krystallinisch- und Sprödewerden des
Schmiedeisens durch fortgesetzte Erschütterungen; von Prof. Bolley.
Daß das Stabeisen in zwei verschiedenen Texturzuständen vorkomme, ist jedem
Gisenarbeiter bekannt. Es gibt krystallinisch-körniges Eisen, d. h. solches,
welches mehr einen
kurzen stahlartigen Bruch hat, und zackiges, sehniges Eisen. Es scheint, daß die
sehnige Textur und mit derselben die größere Zähigkeit des Eisens sicherer erreicht
werde durch Walzen des Frischeisens, als durch Schmieden desselben. Wenigstens
sprechen neben der oft gehörten Stimme der Praktiker dafür die nach unserer Meinung
sehr sorgfältig ausgeführten Versuche von Malberg, welche
er in den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen im
Jahre 1845 S. 58 veröffentlichte. Der natürliche Zustand des Schmiedeisens ist das
krystallinische, mehr körnige Gefüge; dieses wird ihm erst genommen durch
Auseinanderziehen oder Breitdrücken der Krystalle vermittelst des Hammers oder
Walzwerks in angemessener Temperatur. Dieß Sehnigmachen wird aber nur zu Stande
gebracht, wenn die Temperatur die passende ist, und im Ganzen ist hierüber zu sagen,
daß wenigstens bei der letzten Ueberarbeitung eines eisernen Werkstückes jede
Ueberhitzung vermieden werden muß, wenn man nicht Gefahr laufen will,
krystallinisches kurzbrüchiges Eisen zu bekommen.
Es soll nach zuverlässigen Angaben möglich seyn, ein durch Ueberhitzung körnig
gewordenes Eisen in einer nachfolgenden Operation durch Ueberhämmern bei
ordentlicher Schweißhitze wieder sehnig zu machen.
Diese Verhältnisse scheinen im Ganzen mehr aufgehellt, als das folgende, worüber bis
in die neueste Zeit die Controverse schwebte, durch welche einer unserer
Correspondenten aufmerksam gemacht, uns die nachstehende Notiz zusandte: Es wird
nämlich von einer Seite behauptet, das sehnige Schmiedeisen werde beim Gebrauch,
wenn es lange fortdauernden Erschütterungen ausgesetzt wurde, allmählich
krystallinisch, körnig, spröde. Dieser Behauptung stellt sich eine große Autorität
entgegen: Stephenson, welcher, auf seine eigenen,
jedenfalls sehr zahlreichen Erfahrungen sich stützend, in Zweifel zieht daß die
Angaben von Greener, schmiedeiserne Wagenachsen würden
oft spröde, richtig seyen. Wir haben nicht eigene ganz untrügliche Beobachtungen
über diesen Gegenstand zu machen Gelegenheit gehabt, und beschränken uns darum auf
Mittheilungen von Thatsachen, welche die Möglichkeit einer Textur-Umwandlung
des Eisens zu bestätigen scheinen.
Feldzeugmeister Augustin zeigte in der Versammlung der
Freunde der Naturwissenschaften in Wien Stücke von Gewehrläufen vor, die lange in
Gebrauch gewesen waren, und welche auf ihren Bruchflächen förmlich deutliche Würfel
erkennen ließen.
Die andere, uns von Hrn. Stoker, Schmied in Buron im
Kanton Luzern, mitgetheilte Beobachtung lautet, wie folgt: „Die alten
Mahlmühlen haben eine Vorrichtung, welche Beutelkölble heißt und die Bewegung
vom Mühleisen aus nach dem Beutel vermittelt. Dieser Theil wurde früher von
Holz, jetzt von Eisen gemacht. Zwei Blätter von einem 4 bis 5 Zoll breiten,
¾ Zoll dicken Stab (das eine mit zwei Zapfen, die oben und unten in
Lagern laufen) werden mit drei ¾ Zoll starken Schrauben
zusammengeschraubt, um den eingeschobenen Streichstecken festzuhalten. Nach
einigen Wochen Gebrauch springt die eine oder die andere dieser starken
Schrauben entzwei, so daß die sehr häufig werdenden Reparaturen schon zu
heftigen Auftritten zwischen Schmied und Müller Veranlassung gaben. Letztere
behaupten, es sey schlechtes Eisen genommen worden, da es wie Scherben breche,
erstere behaupten das Gegentheil. Und wirklich bin ich genau überzeugt worden,
daß solche Schrauben vom weichsten Alpbrugger oder Galafinger Eisen, welches im
kalten Zustand nach gemachtem Einschnitt kaum zu brechen ist, in ein Paar
Monaten des Gebrauchs sich so veränderten, daß es sehr leicht bricht, und zwar
mit einem Bruch, wie der feinste englische Stahl. Ich bin erbötig, Muster des
blätterigen, so wie des krystallinisch gewordenen Eisens
vorzulegen.“
Wenn, wie Eingangs bemerkt worden, die krystallinische Textur des Eisens von zu hohem
Hitzegrad bewirkt werden kann, und wenn, wie bei Flintenläufen, theilweise auch bei
Wagen- und Locomotivachsen die Hitze vielleicht auch beim Gebrauch neben
Erschütterungen ändernd einwirkt; wenn ferner, wie Greener angibt, starke elektrische Ströme den sehnigen Eisendraht in
kurzbrüchigen zu verwandeln vermögen (er nimmt auch Elektricitätserzeugung bei den
Wagenachsen als Erklärungsgrund zu Hülfe, was nicht genugsam nachgewiesen ist), so
ist der letztere von uns gemeldete Fall ein solcher, in welchem von bedeutenden
Hitzegraden kaum die Rede seyn kann, denn schwerlich wird das Mühleisen durch das
Futter des Bodensteins hindurch von diesem aus eigentlich heiß werden.
Die Sache ist für den forschenden Physiker sowohl, als für den Praktiker von solcher
Wichtigkeit, daß zuverlässige Beobachtungen genau zu sammeln Aufgabe der rationellen
Technologie ist. Wir werden solche, die uns mitgetheilt werden, unsern Lesern gern
zur Kenntniß bringen. (Schweizerisches Gewerbeblatt, 1850 Nr. 5.)
Vorkommen des Quecksilbers als Zinnober auf Corsica.
Auf Corsica wurde in der Landschaft Balagne, auf dem Gebiet der Gemeinde Ochiatana, Bezirk Calvi, ein reiches Lager von
fast reinem Zinnober entdeckt, welcher bei der Analyse, die im October v. I. in
Auftrag des Ministers der öffentlichen Arbeiten an der Bergwerksschule zu Paris
angestellt wurde, 80 Proc. metallisches Quecksilber lieferte. (Journal de Pharmacie, März 1851, S. 216.)
Fabrication von kohlensaurer Bittererde mit griechischem
Magnesit.
Seit einigen Monaten fabricirt man in England kohlensaure Bittererde durch Zersetzung
eines Minerals, welches von der Insel Euböa bezogen wird. An verschiedenen Orten der
Insel Euböa kommt nämlich in den Serpentinschichten ein Mineral in reichlicher Menge
vor, welches die Einwohner weißen Stein (figure) nennen, weil es sehr hart und weiß
ist. Der Eigenthümer dieser Schichten hielt das Mineral für Porzellanthon, und
sandte daher eine beträchtliche Menge davon nach England, wo man aber bald fand, daß
es keinen Thon enthält, sondern ein Magnesit oder vielmehr Hydromagnesit ist,
welcher sich sehr vortheilhaft zur Bereitung von kohlensaurer Bittererde eignet,
wozu man ihn in Salzsäure auflöst und mit kohlensaurem Natron fällt. Der Magnesit
von Euböa enthält 48 Bittererde, 36 Kohlensäure und 14 Wasser, nebst Spuren von
kohlensaurem Kalk, Eisenoxyd und Manganoxyd. Landerer.
(Journal de Pharmacie, März 1851, S. 200.)
Verfahren Cyankalium mittelst des Stickstoffs der
atmosphärischen Luft zu fabriciren; von Friedrich Ertel.
Das Verfahren zur Fabrication der Cyanverbindungen mittelst des Stickstoffs der
atmosphärischen Luft. welches sich Fr. Ertel aus München
(Bayern) am 16.Nov. 1846 auf 15 Jahre für Frankreich patentiren ließ, unterscheidet
sich von den bisher vorgeschlagenen Methoden dadurch, daß gleichzeitig Wasser oder
vielmehr Wasserstoff zur Bildung des Cyans angewandt wird. Es ist folgendes:
Man leitet mittelst eines Ventilators in einen mit Brennmaterial beschickten
Feuerraum einen Strom mit Feuchtigkeit gesättigter und zuvor erhitzter Luft; die bei
dieser Verbrennung erzeugten Gase treibt man durch eine Säule von Holzkohlen oder
Kohks, welche zum Rothglühen erhitzt find, und von da durch ein inniges Gemenge von
Kohlenpulver mit Potasche oder Soda oder Kreide, je nach der gewünschten
Cyanverbindung. Dieses Gemenge wird ebenfalls fast bis zum Kirschrothglühen erhitzt.
Das Eintreiben von mit Wasser gesättigter Luft setzt man fort, bis alle Potasche
etc. in Cyanür verwandelt ist. Hierauf beseitigt man dieses Gemenge, und laugt es
mit heißem Wasser von 60 bis 68° Reaumur in geschlossenen Kufen vollständig
aus.
Mittelst der erhaltenen Auflösungen bereitet man alle anderen Cyanverbindungen wie
gewöhnlich.
Die flüchtigen Producte von dieser Verbrennung und der Umwandlung des kohlensauren
Kalis etc. in Cyanür entweichen durch den Schornstein; anstatt sie verloren gehen zu
lassen, kann man sie aber durch ein Rohr in verdünnte Schwe felsäure oder Salzsäure, oder auch in ein
Metallsalz (z. B. Eisenvitriol) leiten, um durch Abdampfen der Flüssigkeit
krystallisirtes Ammoniaksalz zu gewinnen, (Le Génie
industriel par Armengaud 1851 Nr. 1.)
Ueber einen wohlfeilen Anstrich für hölzerne Fußböden; von J.
Thorr, Inspector des städtischen allgemeinen
Krankenhauses in München.
Die leichte Handhabung der Reinlichkeit in öffentlichen Anstalten, besonders in
Krankenhäusern, ist von solcher Wichtigkeit, daß sie alle Aufmerksamkeit verdient.
Da aber die Beschaffenheit der Fußböden in Zimmern und Krankensälen die
Reinlichhaltung derselben entweder sehr erleichtern oder erschweren kann, so war
seit mehreren Jahren meine angestrengte Sorge darauf gerichtet, ein wohlfeiles
Verfahren ausfindig zu machen, wodurch sowohl die Dauerhaftigkeit der Fußböden
vermehrt, als ihre Reinlichhaltung erleichtert werden könnte. Mit der Vermehrung der
Reinlichkeit steigt aber auch die Salubrität eines bewohnten Raumes und somit wäre
gesteigerte Salubrität der dritte, oder, wenn man lieber will, der erste Zweck
unseres Verfahrens.
Steinerne Fußböden, welche früher in den Sälen des hiesigen allgemeinen Krankenhauses
bestanden, sind allerdings leicht zu reinigen, allein ihre anderweitigen Nachtheile
sind nach dem Ausspruche der Spitalärzte so groß und so zahlreich, daß sie diesen
Vortheil weit überwiegen, deßwegen sie auch nach und nach alle entfernt und hölzerne
eingeführt wurden.
Wir haben es also bloß mit hölzernen Fußböden zu thun; allein gerade diese find es,
welche die Aufgabe, die wir uns gestellt haben, sehr erschweren.
Es ist eine besondere Eigenschaft des ausgetrockneten Holzes, Feuchtigkeiten aller
Art begierig in sich aufzunehmen, und sogar nach Beschaffenheit der aufgenommenen
Feuchtigkeiten übelriechend zu werden. Diese Eigenschaft des Holzes vermehrt sich
noch mit dem Alter, und es kommt dann hinzu, daß alte hölzerne Fußböden auch noch
schiefrig werden, oder Risse und Klüfte bekommen, welche dem Ungeziefer zum
Aufenthalte dienen. Je älter nun die hölzernen Fußböden werden, desto leichter
saugen sie Flüssigkeiten aller Art ein, desto langsamer trocknen sie, desto schwerer
sind sie überhaupt zu reinigen, folglich desto mehr gefährden sie die Salubrität
durch ihr Feuchtbleiben und durch die übelriechenden Ausdünstungen. Es ist also
keinem Zweifel unterworfen, daß den hölzernen Fußböden vieles, recht vieles
entgegensteht.
Dieses gilt aber besonders für Krankenhäuser und andere öffentliche Anstalten, weil
diese einestheils die größte Reinlichkeit erheischen, anderntheils der größten
Verunreinigung ausgesetzt sind. Denn wer wird in öffentlichen Anstalten das
Ausspeien auf den Fußboden, das Verschütten verschiedener Flüssigkeiten ganz
verhüten können? Welche Verunreinigung erleiden die Fußböden an öffentlichen
Besuchtagen durch das Publicum, besonders bei schlechtem Wetter! Will man nun die
gehörige Reinlichkeit erhalten, so bleibt nichts anders übrig, als die Fußböden
täglich naß aufzufegen, was aber kostspielig ist, den Hausdienst erschwert und auch
nicht ohne Unbequemlichkeit oder Nachtheil der Bewohner geschehen kann.
Ein hölzerner Fußboden muß daher fest, glatt und wasserdicht seyn, und diese
Eigenschaften kann er nur durch einen künstlichen Anstrich erlangen, wovon ich im
Nachfolgenden zwei, welche vollkommen entsprechen, aufführen will.
1) Der eine wurde in dem Spitale zu Frankfurt am Main versuchsweise angewendet, und
weil der Erfolg entsprach, in mehreren Wohlthätigkeitsanstalten eingeführt.
Auf Ansuchen wurde uns das technische Verfahren von dort aus mitgetheilt und lautet,
wie folgt:
Der Fußboden muß dreimal mit heißem Leinölfirniß angestrichen werden. Das Leinöl (wo
möglich abgelagertes holländisches) muß so lange gekocht und abgeschäumt werden, bis ein
hineingeworfenes Stückchen Schwarzbrod, ½ Zoll dick, hart gebraten ist.
Bei dem letzten Kochen des Oels in einem kupfernen oder eisernen Topfe muß in circa 4
Maaß ¼ Pfund feingeriebene Bleiglätte mit eingeschüttet und öfter in dem Oel
um- und aufgerührt werden. Das Oel darf natürlich nicht anbrennen, weil es
sonst auf dem Holzboden statt einer braungelben, eine schwarzbraune Farbe
hervorbringen würde; auch muß der Fußboden selbst zuvor rein aufgewaschen werden und
wieder gehörig trocken seyn, ehe man den ersten Anstrich macht.
Ist das Oel von allen unreinen und wässerigen Theilen befreit und zu Firniß gekocht,
dann muß solches kochend aufgetragen und nach 24 Stunden in etwaige Lücken
verstrichen werden.
Sobald der erste Anstrich ganz trocken ist (was, in der Regel, am dritten Tage, oder
früher, statt haben wird), so zwar, daß er nicht mehr klebt, so wird der zweite
Anstrich ebenfalls kochend ausgetragen und mit dem Gleichstreichen, wie bei dem
ersten Anstrich, verfahren.
Der dritte Anstrich kann erst vorgenommen werden, wenn das aufgetragene Oel nicht
mehr, gleichsam wie ein Häutchen, sich abziehen läßt, was hauptsächlich durch das
sorgfältige Gleichstreichen vermieden wird, und geschieht dann ebenfalls mit
kochendem Oel, jedoch darf bei diesem letzten Anstriche das Oel nicht so lange
gekocht werden, daß es zähe wird, sondern es muß ganz flüssig seyn. Ist dieser
dritte Anstrich gehörig aufgetragen und nach 24 Stunden gleichgestrichen, so läßt
man den Fußboden bei geöffneten Fenstern vierzehn Tage lang austrocknen und wäscht
ihn, wenn er alsdann noch klebrig seyn sollte, mit lauem Seifenwasser ab.
Seit zwei Jahren besteht dieser Fußbodenanstrich in mehreren Krankenhäusern dahier
mit dem erwünschten Erfolg, und es ist somit die vorgesteckte Aufgabe gelöst, indem
die Dauerhaftigkeit des Bodens dadurch erhöht und die Reinigung desselben
erleichtert ist, weil er keine Feuchtigkeit mehr einsaugt.
Wenn der Fußboden im Verlaufe von einem Jahre wieder abgenutzt ist, so bedarf es uur
eines einzigen Anstrichs, jedoch stets mit einem heißen Leinölfirniß. Bis der
Anstrich gehörig trocken ist, verursacht er zwar einen unangenehmen Geruch, jedoch
verliert sich dieser bald. Da die Kosten für diesen Anstrich mit Material und
Arbeitslohn auf den Quadratschuh nur beiläufig 3 Pf. betragen, so ist auch hiermit
der Wohlfeilheit Genüge geleistet.
Wenn der Fußboden, welcher mit einem heißen Oelfirnisse versehen werden soll, schon
sehr abgenutzt, schiefrig und rissig ist, so muß derselbe zuvor ausgespänt und mit
einem festen Kitt, welcher aus Gyps und Leimwasser bereitet wird, ausgekittet
werden.
2) Der zweite Anstrich besteht darin, daß der auf die voranstehende Art gereinigte,
geebnete und ausgespänte, vollkommen trockne Fußboden zuerst mit kaltem Leinöl
eingelassen und dann mit in Weingeist aufgelöstem Schellack angestrichen wird. Der
Schellackfirniß besteht aus 3 Pfund Schellack und 4 Maaß gutem Weingeist von 40 bis
44° Cart.
Der Schellackfirniß soll ausgetragen werden, wenn das Leinöl nicht ganz eingetrocknet
ist, damit sich das Leinöl mit dem Fußboden desto besser verbinde. Nach gänzlicher
Trocknung des Anstrichs, welches in Zeit von einer Stunde geschieht, wiederholt man
das Einlassen noch zweimal mit Leinöl und Schellack in immer abgesetzten
Zwischenräumen von 3 bis 4 Stunden und immer nur nach vollkommener Trockenheit des
vorhergehenden.
Bei Anwendung dieses Firnisses darf nie mehr, als höchstens 1 Maaß in den Topf
gegossen werden, weil derselbe sonft durch die Verdunstung des Weingeistes zähe und
unbrauchbar werden würde. Nach 24 Stunden ist der Fußboden so getrocknet, daß er
schon betreten werden kann und gar keinen üblen Geruch mehr verbreitet. Die
Anwendung dieses Anstrichs unterliegt somit keiner Schwierigkeit; jede Ausbesserung
ist leicht vorzunehmen, und die Auslagen belaufen sich auch nicht höher, als der
Quadratschuh beiläufig zu 3 Pfen. Dieser Anstrich erhöht die Dauerhaftigkeit des
Holzes, macht den Boden glatt und wasserdicht und erleichtert dessen Reinigung
ungemein, indem man ihn bloß mit kaltem Wasser aufzuwischen braucht.
Wir hätten also zwei Fußbodenanstriche, welche unserem Zweck entsprechen, und es
handelt sich nun darum, welcher den Vorzug verdiene.
Hier ist nun zu bemerken, daß bei Fußböden, welche durch das Betreten von vielen
Menschen viel aushalten müssen, z. B. in Krankensälen, das erstere Verfahren den
Vorzug verdient, weil das heiße Leinöl in das Holz eindringt und dadurch die
Fußböden noch dauerhafter werden, als durch das letztere Verfahren, und sie sich
nicht so leicht abnutzeu, als dieß bei den Farben und Schellackanstrichen der Fall
ist.
Bei gewöhnlichen Zimmern möchten aber durch das zweite Verfahren die Böden schneller
trocknen und also die Zimmer früher wieder bewohnbar werden. Da man bei diesem
Verfahren auch verschiedene Farben mit dem Oele verbinden kann, so dürfte auch die
Eleganz größer seyn, was bei Wohnzimmern ebenfalls sehr zu beachten ist.
(Gewerbevereins-Blatt der Stadt Fürth.)
Finnischer Anstrich für Holzwerke.
Unter diesem Namen wird in Schweden ein Anstrich für alle denkbaren Holzwerke
gebraucht und sehr häufig angewendet. Seine Zusammensetzuug ist sonderbar. Er
besteht aus drei Mischungen, wovon jede für sich bereitet werden muß, und welche
dann unter sich erst zum Ganzen vereinigt werden. Die erste Mischung besteht darin,
daß man 3 Pfd. Geigenharz in 20 Pfd. Thran in der Hitze und bei geschickter
Behandlung löst. Die zweite Mischung wird durch Einrühren von 10 Pfd. Roggenmehl in
30 Pfd. kaltes Wasser, so daß ein gleichförmiger Brei entsteht, hergestellt. Die
dritte Mischung ist eine Auflösung von 4 Pfd. Zinkvitriol in 90 Pfd. siedendem
Wasser. Sind diese drei Mischungen bereitet, so wird der Mehlbrei in die heiße
Zinkvitriolauflösung fleißig und sorgsam eingerührt und, wenn dieses geschehen, der
Thran mit dem Geigenharz zugemischt und das Ganze gut und gleichförmig abgerührt.
Jetzt ist der Anstrich fertig und wird nur nach Belieben noch mit Erdfarben, als
Röthel, Eisenroth, Ambergergelb und dergl. vermischt und angewendet. Er haftet sehr
gut, schützt das Holz vortrefflich, und ist in Wind und Wetter sehr dauerhaft. Der
Zusatz von Zinkvitriol hält die Würmer ab, die vordem allein diesem Anstriche
ankonnten. Es ist daher auch der Verbrauch an Zinkvitriol in Schweden sehr
bedeutend, weil man diesen haltbaren Holzanstrich überaus schätzt. (Runge's Chemie Bd. II S.
145.)
Kartoffelkrankheit.
Ein Landwirth im Elsaß versichert, daß er seit zwei Jahren die Kartoffeln gegen die
Krankheit dadurch schützt, daß er sie vor dem Säen in einer Lauge wascht, welche
besteht aus:
16
Theilen
Wasser,
8
—
Holzasche,
1
—
Kochsalz.
Mehrere Oekonomen rathen die Kartoffeln im November zu stecken, um sie im Juni zu
ernten; wobei man sie so tief legt, daß ihnen der Frost nicht nachtheilig werden
kann. Man glaubt so die Krankheit zu vermeiden, welche sich bloß im August zu zeigen
scheint, wenn man die Kartoffeln im Februar oder März steckt, und erst im September
oder October erntet, (Le Génie industriel par Armengaud, 1851 Nr. 1.)