Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 121, Jahrgang 1851, Nr. , S. 234
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Miscellen. Miscellen. Hipp's neuester Schreibtelegraph. Von den bis jetzt in Anwendung gekommenen elektromagnetischen Telegraphen haben die Zeiger-Telegraphen, bei denen ein Zeiger Buchstabe um Buchstabe auf einer das Alphabet enthaltenden Rundtafel anzeigt, den Vortheil daß sie ohne besondere Geschicklichkeit oder Uebung zu handhaben sind, weßhalb sie, trotz dem Uebelstand daß nur langsam auf ihnen telegraphirt werden kann, doch noch sehr viel im Gebrauch sind. Die Zeichen-Telegraphen, welche statt der Buchstaben mit besonderer, aus Strichen und Punkten zusammengesetzter Schrift die Worte auf einen Papierstreifen schreiben oder drucken. und unter denen der Morse'sche immer noch den ersten Rang behauptet, zeichnen sich, neben großer Einfachheit in der Construction, noch dadurch aus, daß sie viel rascher arbeiten. daß ferner die telegraphische Depesche auf Papier fixirt ist, und auch nachher noch abgelesen werden kann. Sie haben aber den Nachtheil, daß eine zweckmäßige Handhabung derselben natürliche Geschicklichkeit und viele Uebung erfordert, und zwar in dem Grade, daß schon manche darauf verzichten mußten die nöthige Fertigkeit auf denselben zu erlangen. Bakewells Copir-Telegraphen, die Ende vorigen Jahrs mit großem Lärm von Amerika in die Welt ausgingen, haben das bis jetzt nicht geleistet, was man anfänglich von ihnen erwartete. Die Fertigung der Originalschrift mit nicht leitender Dinte auf leitender Unterlage (Staniol) erfordert schon zu viel Mühe und zu viel Zeit. Da ferner in der Copie die Buchstaben nicht durch fortlaufende Linien, sondern nur durch parallel über einander gereihte kleine Striche gegeben werden können, so müssen die Buchstaben nicht unbedeutend groß seyn, wodurch die Schrift sehr erlangsamt wird. Ein weiterer Uebelstand liegt im Copirpapier; dieses wird nämlich mit einer Jodkaliumlösung getränkt, aus welchem durch die Elektricität, so oft der Strom hergestellt ist, Jod ausgeschieden wird, das dann mit der im Papier enthaltenen Stärke schwarze Striche gibt. Dazu ist nothwendig daß das Papier die Elekricität gut leite, also feucht sey, aber nicht naß, weil sonst die Buchstaben fließen und das Papier leicht zerreißt; hier nun den richtigen Grad von Feuchtigkeit zu erhalten, bietet weitere besondere Schwierigkeiten. Hr. M. Hipp, Uhrmacher und Mechaniker in Reutlingen, durch seine Chronoskope, welche den tausendsten Theil einer Secunde noch mit Genauigkeit angeben, dem Publicum längst rühmlich bekannt, hat diesem Uebelstand durch Einführung einer Glasfeder abgeholfen, welche die Depesche mit gewöhnlicher Dinte auf gewöhnliches Papier copirte (worüber im polytechn. Journal Bd. CXX. S. 103 Nachricht gegeben wurde). Es war dieß eine wesentliche Verbesserung des amerikanischen Copir-Telegraphen, ohne daß jedoch für die Geschwindigkeit dadurch etwas gewonnen worden wäre. Noch weiter zurück stehen in dieser Hinsicht die Druck-Telegraphen, mit welchen zwar die leserlichsten Zeichen gegeben werden können, da sie die Nachrichten mit gewöhnlichen Lettern abdrucken, vermittelst deren aber, da sie auf ähnlichem Princip beruhen, in keinem Fall schneller telegrapirt werden kann als mit dem Zeiger-Telegraphen. Es kam nun darauf an, die leichte Handhabung des Zeichen-Telegraphen mit der Geschwindigkeit des Morse'schen und der bequemen Lesbarkeit des Schreib- oder Druck-Telegraphen zu verbinden. Diesen Anforderungen entspricht ein neuer, von Hipp erfundener und bereits ausgeführter Schreib-Telegraph. Auf diesem wird durch Anschlagen von Tasten, die mit den einzelnen Buchstaben bezeichnet sind, telegraphirt, und gleichzeitig auf der andern Station von einer Feder mit gewöhnlicher Dinte und den Buchstaben des lateinischen Schreibe-Alphabets auf gewöhnliches Papier, das um eine Walze gelegt ist, geschrieben. Nach Morse's Angaben können seine Telegraphen 60, die Zeiger-Telegraphen dagegen nur 10 bis 15 Buchstaben in der Minute telegraphiren. Dagegen können durch Hipp's neuen Schreib-Telegraphen jetzt schon 120 Buchstaben in der Minute telegraphirt werden. Eine Geschwindigkeit die derjenigen des gewöhnlichen Schreibens gleichkommt, und nach der Construction des Apparats noch höher gesteigert werden kann. Die sinnreiche Maschinerie selbst, die sich übrigens ohne Zeichnungen nicht wohl näher beschreiben läßt, ist natürlich etwas complicirter als die des Morse'schen Apparats, aber die Handhabung derselben, das Telegraphiren ebenso wie das Ablesen, ist so einfach und leicht, daß jeder wie beim Zeiger-Telegraphen ohne alle Vorbereitung denselben gebrauchen kann. Dadurch eignet sich dieser Telegraph auch für geheime Nachrichten, da die eingeweihten Personen dieselben selbst geben und in Empfang nehmen können. Da der Telegraph in gewöhnlicher Schrift schreibt, so wird durch denselben, dem Morse'schen gegenüber, die Zeit des Abschreibens der telegraphischen Depesche erspart. Seine Einrichtung ist ferner der Art, daß man durch Einschaltung weiterer Schreibapparate dieselbe Depesche gleichzeitig in zwei oder mehr Exemplaren schreiben lassen kann. Ja es wäre sogar möglich ihn als Schreibmaschine zu benützen, wo man sich von einem Gegenstand schnell mehrere Abschriften machen will. Möge Hrn. Hipp diejenige Anerkennung werden, die eine so sinnreiche und so wichtige Erfindung verdient! (Allgemeine Zeitung, 1851 Nr. 229.) Ueber die zweckmäßigste Form der Spitzen von einzurammenden Pfählen. Der Wegebaumeister Kossak zu Lauenburg in Pommern macht in einem interessanten Aufsatze des Crelle'schen Journals der Baukunst 1850, S. 252 auf den Vortheil aufmerksam, welchen man erreicht, wenn einzurammende Pfähle an den unteren Enden so gestaltet werden, daß sie zweischneidige Schärfen bilden. Kossak hat unter andern beim Bau einer massiven Brücke einigen hundert Pfählen zu der Spundwand des einen Pfeilers größtentheils vierseitige Spitzen, und eben so vielen Pfählen zur Spundwand des anderen Pfeilers größtentheils Schärfen geben lassen, und die Kosten des Einrammens der ersteren verhielten sich zu denen der letzteren nahe wie 9 zu 7. Da auf beiden Seiten die Umstände dieselben waren, auch der Grund und Boden aus einem gleichmäßigen Sandlager bestand, so konnte der Kostenunterschied nur von der Form der Spitzen herkommen. Auch ergab sich beim Vergleich der Zugtiefen der verschiedenen zugespitzten Pfähle, für gleich starke Spitzen, ein Vortheil für die Pfähle mit Schärfen. Kossak sucht endlich die gedachten Vorzüge der Pfähle mit zweischneidigen Schärfen auch theoretisch zu begründen, in welcher Beziehung wir jedoch auf die angegebene Quelle verweisen müssen. (Mittheil. d. Gew.-Ver. f. d. Königr. Hannover, 61 ste Lief., S. 308.) Stahlgewinnung bei der Leuchtgasfabrication; von William Dick in Edinburgh. Um bei der Leuchtgasfabrication als Nebenproduct Stahl zu erzeugen, benutzt man die jetzt gebräuchlichen thönernen Retorten; nachdem dieselben den für die Gaserzeugung erforderlichen Hitzegrad angenommen haben, bringt man das Quantum Eisen hinein, welches in Stahl verwandelt werden soll, nämlich Eisenstangen von derselben Länge wie die Retorten, die man horizontal in deren unterem Theil so anordnet, daß sich eine dünne Kohkschicht zwischen den Wänden der Retorte und dem Eisen befindet. Das Leuchtgas wird dann wie gewöhnlich bereitet und man läßt die Eisenstangen mehr oder weniger lange Zeit, je nach ihrer Dicke, in der Retorte, nur muß man sie alle zwei bis drei Tage umkehren, wenn man die Retorte frisch beschickt, bis sie vollständig in Stahl verwandelt sind, was man leicht erkennt, wenn man eine Stange bricht, nachdem man sie plötzlich abgekühlt hat. Die Operation ist als beendigt zu betrachten, wenn der Bruch ein gleichartiges Korn in seiner ganzen Dicke darbietet. (Repertory of Patent-Inventions, März 1851.) Wood's Verfahren künstliches Brennmaterial zu fabriciren. Um mit Steinkohlen ein gemischtes Brennmaterial zu fabriciren, werden dieselben hinreichend verkleinert und ganz heiß gemacht. Man bringt sie nun in eine Mischmaschine, deren verticale Achse mit Armen versehen ist, und setzt Pech, Steinkohlentheer, Harz, Fette etc. in geeignetem Verhältniß zu, wie es dem Zweck des Brennmaterials entspricht; nachdem das Ganze innig gemischt ist, preßt man es in Form von Kuchen. Um ein ähnliches Brennmaterial mit Kohks zu fabriciren, verwendet man dieselben ebenfalls ganz heiß, wie sie aus den Oefen kommen. nachdem man sie zuvor behufs der Zerkleinerung durch ein Walzwerk gehen ließ. (Repertory of Patent-Inventions, Juli 1851, S. 40.) Boswell's künstliche Tusche. Man nimmt Aetzkalilauge und löst darin durch Kochen so viel Hornspäne auf, als sich auflösen lassen, dann dampft man die Lösung in einem eisernen Kessel zur Trockne ab und bringt sie zuletzt in einen teigartigen Fluß. Zu dieser letztern Behandlung ist ziemlich starke Hitze nöthig. Dann entfernt man das Gefäß vom Feuer. Man löst die Masse in dem doppelten Gewichte kochenden Wassers auf, seiht die Flüssigkeit klar durch, und versetzt sie mit einer Alaunauflösung, die einen schwarzen Niederschlag darin hervorbringt, der abgesondert, ausgewaschen und getrocknet, und mit Gummiwasser angerieben die schönste indische Tusche geben soll. (Polyt. Notizblatt 1851, Nr. 14.) Papiertapeten welche horizontal anstatt vertical aufgezogen werden; von G. H. Voyez. Bisher wurden die Papiertapeten so bedruckt, daß die Muster in der Längenrichtung des Papiers laufen, das Muster also gehörig angebracht ist, wenn das Papier vertical an der Wand aufgezogen wird; man pflegte mit denselben Druckformen die ganze Länge des Papierstücks zu bedrucken, so daß beim Aufziehen der Tapeten dasselbe Muster sich von dem Boden bis zur Decke des Zimmers wiederholt; wenn also die Zeichnung hauptsächlich aus einer Rose oder mehreren Blumen besteht, so stehen dieselben in einer verticalen Linie so oft über einander als es die Höhe des Zimmers erfordert. Um diese beständige Wiederholung desselben Musters zu vermeiden, kannte man bisher kein anderes Mittel, als das Papier mit verschiedenen Formen zu bedrucken, was aber die Kosten sehr erhöht, und wobei überdieß der Abgang beim Zuschneiden des Papiers für das Aufziehen an der Wand größer wird. Wenn man hingegen das Papier so bedruckt, daß es der Tapezirer horizontal aufziehen muß, so kann sich auf einem Papierstück in dessen Längenrichtung das Muster mehrmal wiederholen, aber die Wiederholungen des Musters — anstatt sich unter einander in der Längenrichtung des Papiers zu befinden — haben dann ihre verticalen oder aufrechten Stellungen in der Quere des Papiers oder in transversaler Richtung; hierbei kann man mehrere Papierstücke, welche als Grund eine gemeinschaftliche Zeichnung haben, aber in den Hauptgegenständen des Musters verschieden sind, horizontal über einander vom Boden eines Zimmers bis zur Decke aufziehen, so daß ganz verschiedene Muster in verticaler Richtung aufeinander folgen. So kann z. B. auf dem ersten Papierstreifen vom Boden angefangen die Hauptzeichnung ein Fasan, auf dem nächsten Papierstreifen, welcher horizontal darüber aufgeklebt wird, ein anderer Vogel, und wieder ein anderer auf jedem folgenden Streifen seyn. Bei diesem Verfahren kann man überdieß mit denselben Mustern von Papiertapeten, welche man in den einzelnen Zimmern in veränderter Reihenfolge aufzieht. verschiedene Effecte hervorbringen. (Repertory of Patent-Inventions Juli 1851, S. 38.) Papier für Pastellmalerei. Bimsstein wird ganz fein gepulvert und gesiebt oder gebeutelt, und in diesem Zustande, oder beliebig gefärbt (durch Kochen mit einem Farbabsud) auf Papier gesiebt, das mit 64° R. heißem Leim von Handschuhlederabfällen überstrichen ist. Das überflüssige Pulver wird abgebürstet, das Papier 3 bis 4 Stunden getrocknet, ein neuer Leimanstrich gemacht und eine zweite Lage Bimsstein aufgesiebt. Auch Bleistiftzeichnungen werden auf diesem Papier schöner und schwärzer von Farbe. (Leuchs' polytechn. Zeitung 1851, Nr. 2.) Wiederherstellung der ursprünglichen Holzfarbe alter Parketböden; von H. Braconnot. Um alten Parketböden von Eichen- und anderm Holz, wenn sie eine dunkle Farbe angenommen haben und verschmutzt sind, ihre ursprüngliche oder eine noch hellere Farbe wieder zu verschaffen, verfährt Hr. Braconnot wie folgt. Man läßt 1 Thl. calcinirte Soda ¾ Stunden lang mit 1 Thl. gelöschten Kalks und 15 Thln. Wassers in einem gußeisernen Topfe kochen. Das so erhaltene Aetznatron breitet man mittelst eines an dem Ende eines Stocks befestigten Tuches auf dem Boden aus. Einige Zeit darauf reibt man diesen mittelst einer harten Bürste mit feinem Sand und einer hinlänglichen Menge Wassers ab, um das alte Wachs und alle Unreinigkeiten zu entfernen. Alsdann macht man eine Mischung von 1 Thl. concentrirter Schwefelsäure und 8 Thln. Wassers und verbreitet diese auf dem Boden. Die Schwefelsäure belebt die Farbe des Holzes, indem sie sich mit der braunen Substanz und den eingedrungenen erdigen Theilen verbindet. Wenn der Boden wieder trocken ist, wird er noch einmal mit Wasser geputzt, worauf er nach abermaligem Trocknen wie gewöhnlich gewichst wird. — Sollten noch einige Flecken zurückgeblieben seyn, so wäre dieß ein Beweis, daß der Boden nach dem Auftragen der ätzenden Sodalauge nicht an allen Stellen gleich gerieben worden ist; diese Flecken müßte man dann noch einmal mit Sodalauge und Schwefelsäure auf angegebene Weise behandeln. (Journal de Chimie médicale, Juli 1851, S. 432.) Bemerkungen über das plötzliche Krystallisiren übersättigter Glaubersalzlösungen durch ihre Berührung mit der atmosphärischen Luft; von H. Loewel. Hr. Goskynski übergab unlängst der franz. Akademie der Wissenschaften eine Notiz über die Theorie der Erstarrung einer concentrirten Auflösung von Glaubersalz in Wasser, bei Berührung mit Luft (S. 140 in diesem Bande des polyt. Journals). Er glaubt aus seinen Versuchen schließen zu können, daß wenn man eine Auflösung, welche in einem geschlossenen Gefäß in übersättigtem Zustand verblieb, mit atmosphärischer Luft in Berührung bringt, dann die Luft, welche die freie Oberfläche der Salzlösung trifft und sie plötzlich krystallisiren macht, einzig dadurch wirkt, daß sie Wasserdampf auflöst) daß sie so die obere Schicht concentrirend, darin die Bildung von eben so vielen kleinen Krystallen veranlaßt, als Punkte durch die Luft berührt wurden. Diese kleinen Krystalle bilden dann Mittelpunkte der Anziehung und Krystallisation, von denen aus die Flüssigkeit nach und nach bis auf den Boden hinab krystallisirt. Einige Thatsachen, welche ich beobachtete und in einer der Akademie im verflossenen Jahre übergebenen Abhandlung beschrieb (Annales de Chimie et de Physique, 3me série, t. XXIX p. 103), scheinen mir mit der von Hrn. Goskynski gegebenen Erklärung der fraglichen Erscheinung ganz im Widerspruch zu seyn. Ich fand, daß concentrirte Auflösungen von Glaubersalz, welche kochend in Fläschchen unter große Glasglocken gebracht wurden, darin sehr lange (zwei Monate) in übersättigtem Zustande bleiben, es mag nun die Luft unter diesen Glocken durch gebrannten Kalk ausgetrocknet worden seyn, oder sie mag mit Feuchtigkeit gesättigt seyn. Noch mehr: wenn dieselben Auflösungen kochend in Schalen unter kleinere Glocken gebracht werden. worin die Luft durch Chlorealcium ausgetrocknet wird, so concentriren sie sich darin nach ihrem Erkalten durch freiwillige Verdunstung und setzen endlich nach und nach am Boden der Schalen Krystalle von Glaubersalz mit 7 Atomen Wasser ab, ohne den Uebersättigungs-Zustand zu verlieren, d. h. ohne plötzlich zu einer Salzmasse mit 10 Atomen Wasser zu gestehen, wie dieses der Fall ist, sobald man die Glocken über den Schalen wegnimmt, selbst wenn die umgebende Luft sehr feucht ist. (Comptes rendus, Juli 1851, Nr. 1.) Zur Analyse des Galmei; von Dr. Emil Schmidt. Mit dem Namen Galmei werden bekanntlich diejenigen Zinkerze belegt, welche aus Zinkoxyd in Verbindung mit Kohlensäure oder Kieselsäure bestehen. Der meiste Galmei ist ein Gemisch von kohlensaurem und kieselsaurem Zinkoxyd, mit mehr oder weniger fremden Bestandtheilen gemengt. Für die Zinkgewinnung ist es oft von Interesse zu wissen, ob und wieviel der Galmei kieselsaures und kohlensaures Zinkoxyd enthält. Bisher wendete man zur Trennung derselben Essigsäure an, welche das kohlensaure Zinkoxyd lösen, das kieselsaure aber ungelöst lassen soll. Der Verfasser fand nun, daß dieses Verfahren ganz ungenau ist, indem die Essigsäure schon im verdünnten Zustande aus dem Kieselgalmei (Kieselzinkerz), mag dasselbe im natürlichen oder im durch Glühen von seinem Wassergehalt befreiten Zustande angewendet werden, beträchtliche Mengen von Zinkoxyd auszieht und im concentrirten Zustande auch Kieselsäure daraus auflöst. Ein ganz geeignetes Mittel zur Trennung des kieselsauren und kohlensauren Zinkoxyds fand er dagegen in einer Auflösung von kohlensauren Ammoniak, welche mit kaustischem Ammoniak in geringem Ueberschuß vermischt ist. Eine solche Flüssigkeit löst nämlich geglühtes Zinkoxyd leicht auf, während kaustisches oder kohlensaures Ammoniak für sich allein dieß nur schwierig thun. Wird ein Galmei im geglühten Zustande kurze Zeit mit derselben digerirt, so wird das Zinkoxyd, welches an Kohlensäure gebunden war, vollständig aufgelöst, während das kieselsaure Zinkoxyd ungelöst bleibt. Das vorausgehende Glühen des Galmeis ist deßhalb angemessen, weil sonst leicht Eisenoxydhydrat und Manganoxydul sich mit auflösen könnten. (Erdmann's Journal für prakt. Chemie Bd. LI S. 257.) Ueber die Krankheiten der Arbeiter, welche sich mit der Bereitung des schwefelsauren Chinins beschäftigen; von A. Chevallier. Chinafieber, — Seit meiner frühern Mittheilung (polytechn. Journal Bd. CXVIII S. 158) forschte ich nach, ob die von Hrn. Zimmer in Frankfurt a. M. als „Chinafieber“ bezeichnete Krankheit auch anderswo beobachtet wurde. Zwei Beobachtungen kamen mir aus Paris und dessen Burgfrieden zu; die erste von Dr. Guérard. Derselbe behandelte vor 12 Jahren im Hospital St. Antoine einen Arbeiter aus einer Fabrik von schwefelsaurem Chinin, welcher in der Fabrik selbst von einem Tertianfieber befallen worden war, gegen welches das schwefelsaure Chinin durchaus nichts ausrichtete; durch Salicin wurde der Kranke geheilt. — Im zweiten Fall wurde der Kranke mit schwefelsaurem Chinin in schwacher Dosis behandelt und genas am dritten Tag. Neue Nachforschungen von Faraday in England und Dr. Bieckel in Deutschland lieferten nur negative Resultate. Durch Hrn. Schäufele in Thann, welcher bei deutschen Aerzten Erkundignng einzog, erfuhr ich: 1) daß die Arbeiter in einer der bedeutendsten Fabriken von schwefelsaurem Chinin zu Stuttgart bisher noch nie vom Chinafieber befallen wurden; 2) daß alle als herzschlächtig ausgemusterten Pferde, deren man sich zum Treiben der Chinamühlen bediente, durch diese Arbeit geheilt wurden. Handthierung mit Chinarinde. — Hinsichtlich der Zufälle, welche durch Chinarindensplitter veranlaßt werden können, erfuhr ich durch Hrn. Girard Folgendes: Wenn man gelbe Chinarinde aussucht und die Arbeit mehrere Tage andauert, so verspürt man beinahe allemal, besonders bei großer Hitze, ein Jucken wie von Dolichos pruriens (Juckerbse), welches von dem sehr leicht stattfindenden Eindringen kleiner, nadelförmiger Splitterchen unter die Haut herrührt. Rother Hautausschlag. — Hr. Bouchut, Arzt an der Pitié, beobachtete bei Individuen die Rheumatismen hatten und mit schwefelsaurem Chinin behandelt wurden, Ausschläge, welcher Fall fünfmal vorkam. Hr. Daubeuf beobachtete mit Glieder-Rheumatismen behaftete Kranke, welche mit schwefelsaurem Chinin in großer Dosis behandelt und geheilt wurden; bei diesen erzeugte sich der Ausschlag bei der Genesung, wo er sich innerhalb 24 Stunden zeigte und wieder verschwand. Hr. Riviére schlägt vor, das Einimpfen der Materie zu versuchen, welche in den Pusteln der vom Chinafieber befallenen Individuen enthalten ist, weil zu hoffen wäre, daß der Geimpfte nicht nur vor dieser Krankheit, sondern auch vor Sumpffiebern dadurch geschützt würde. (Comptes rendus, Juni 1851, Nr. 25.) Ueber Klärung und Entwässerung der ätherischen Oele. Nach einer Beobachtung des Medicinal-Assessors Fr. Jahn in Meiningen eignet sich zur Klärung und Entwässerung der frisch destillirten ätherischen Oele, besonders des Nelkenöls, unter allen bis jetzt bekannt gewordenen Mitteln am besten gepulverter Zucker, wenn nämlich so lange von diesem hinzugefügt wird, als derselbe im Oele noch feucht wird. (Archiv der Pharmacie, Bd. CXVI S. 144.) Verfahren von gewissen Kartoffelsorten vier Ernten in einem Jahr zu erhalten. Bekanntlich fällt die Ernte der Frühkartoffelsorten, welche Anfangs Februar gelegt werden, trotz der Frühlingsreife, im Monat Mai. Nun machte Hr. Leclerc zu Gringrée bei Lüttich 1849 und 1850 den Versuch, die Mutterkartoffel gleich nach dem Ausziehen wieder in dieselbe Grube einzulegen, worauf er in der letzten Woche des Juni eine zweite Ernte vortrefflicher Kartoffeln erhielt. Dasselbe wiederholte er ein drittes- und viertesmal, und erhielt in der dritten Augustwoche und, je nach dem Wetter, Mitte oder Ende Octobers, noch zwei Ernten. — Hr. Morren erklärt diese Erscheinung physiologisch dadurch, daß die Kartoffel, je nach ihrer Race, als Fortpflanzungstheile 1, 2 bis 3 Spirallinien von Augen hat, welche parallel von der Basis des Knollens bis an dessen Spitze laufen; von diesen Augen schlafen die untersten noch, während die obersten treiben und Kartoffeln erzeugen, worauf die mittlern und zuletzt die untersten zur Entwickelung kommen. Nur entschieden frühzeitige Kartoffelsorten haben diese Eigenschaft; welchen großen Nutzen diese neue Erfahrung gewähren kann, ist leicht einzusehen. (Agriculteur-praticien, April 1851.) Schwefelblüthe gegen den Pilz der Weinstöcke. Allerlei Mittel wurden von Hrn. Prof. Duchartre im Gemüsegarten zu Versailles gegen dieses Uebel versucht. Waschungen zeigten sich unzureichend; von pulverigen Körpern zeigte sich endlich die Schwefelblüthe als das beste Mittel. Man wandte sie auf zweierlei Weise an. 1) Man vertheilte sie schwebend in Wasser. mit welchem dann mittelst einer Gießkanne mit etwas großen Löchern die kranken Weinstöcke begossen wurden. 2) Man wusch die Trauben von Hand mit gewöhnlichem Wasser, um sie zu befeuchten, worauf die Schwefelblüthe aus einem Blasebalg darauf geblasen wurde. Durch letzteres Verfahren wird der Zweck besser und vollständiger erreicht. Die von Oïdium Tuckeri durch Schwefel befreiten Trauben behalten zwar einen noch ziemlich sichtbaren braunen Flecken, welcher aber nur die Tafeltrauben unverkäuflich macht. Ohne Anwendung dieses Mittels würde die ganze Ernte verloren gehen. (Moniteur industriel 1851, Nr. 1556.) Beschneiden des vom Pilze Oïdium befallenen Weinstocks im Herbst. Im Herbst 1850, wo der Weinstock von genanntem Pilze heimgesucht war, beschnitt Hr. Pévin die noch mit ihren Blättern und Früchten versehenen, aber sehr leidenden Weinstöcke, indem er ihre Ranken auf einem sichtbaren Auge, meistentheils aber am Rebende, dem untern Theil der Ranke, dessen Augen gewöhnlich verborgen, oder doch dem bloßen Auge kaum sichtbar sind, abschnitt. Er nahm diese Operation, welche sonst erst im kommenden Frühling geschieht, im September und October vor. Bei ihm, sowie bei einem Gärtner, welcher mit einem Theil seiner Reben ebenso verfuhr, hatte dieses Verfahren den besten Erfolg, so daß im Mai die im Herbst geschnittenen Reben noch etwas kräftiger in ihrem Wachsthum waren, als die im Februar und März geschnittenen. Es ist zu hoffen, daß diese Krankheit, welche im J. 1850 die Weinbauer sehr beunruhigte, wieder verschwinden wird. Hr. v. Gasparin und mehrere andere gelehrte Agronomen bestätigen, daß das Beschneiden des Weinstocks im Herbst in mehreren französischen Departements mit gutem Erfolge vorgenommen wird. (Moniteur industriel 1851, Nr. 1512.)