Titel: Ueber die Bereitung, Zusammensetzung und Leuchtkraft von White's patentirtem Kohlenwasserstoffgas; Bericht von Dr. Frankland, Professor der Chemie am Owen's College in Manchester.
Fundstelle: Band 122, Jahrgang 1851, Nr. XXVI., S. 121
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XXVI. Ueber die Bereitung, Zusammensetzung und Leuchtkraft von White's patentirtem Kohlenwasserstoffgas; Bericht von Dr. Frankland, Professor der Chemie am Owen's College in Manchester. Aus dem Journal of Gas lighting, 1851, Nr. 30. Frankland, über das Harz-Wasser-Gas. Die hier zu beschreibenden Versuche wurden in der zu der Fabrik der HHrn. G. Clarke und Comp. in Manchester gehörigen Gasanstalt durchgeführt. Diese Gasanstalt enthält zwei White'sche Harzgas-Retorten und zwei seiner Wassergas-Retorten der größten Art, welche sämmtlich vier Monate lang vorher in Gebrauch waren. Die Wasserretorten entladen sich in die Harzretorten, und letztere in eine cylindrische Vorlage, aus welcher das Gas allmählich durch einen Refrigerator und Kalkmilch-Reinigungsapparat in den Gasometer übertritt, der von gewöhnlicher Construction ist, und 20,000 Kubikfuß faßt. Das Volum des erzeugten Gases wurde mittelst eines, zwischen dem letzten Reinigungsapparat und dem Gasometer angebrachten Gasmessers gemessen. Ein Kessel zum Schmelzen des Harzes und eine Oelcisterne zum Sammeln des in der Vorlage und in dem Refrigerator während des Processes sich verdichtenden rückständigen Oels vervollständigen den Apparat, welcher ganz meiner Aufsicht unterstellt wurde, sowie mir auch jede Erleichterung gegeben war, um Gewicht und Maaß sowohl der angewandten Materialien als der Producte genau zu ermitteln. Jeden Tag wurde vor Beginn der Versuche der kubische Inhalt des Gasometers sorgfältig bestimmt und eine Probe des darin enthaltenen Gases zur Analyse herausgenommen; hierauf wurden die Holzkohlenretorten gefüllt, das Harz in dem Oel von einer frühern Operation geschmolzen – wozu auf 112 Pfd. Harz 7 1/2 Gallons genommen wurden – worauf dann, nachdem vorher der Rauminhalt der Wasser- und Oelbehältnisse genau gemessen worden war, zum Proceß der Gasbereitung geschritten wurde. Es war von Wichtigkeit, die Temperatur zu bestimmen, bei welcher das Gas durch den Gasmesser strich, weil, wenn es nicht hinlänglich abgekühlt war, die Angaben des Instruments sehr unrichtig seyn konnten. Ich fand jedoch, daß das vor seinem Eintreten in den Gasmesser durch die Röhren strömende Gas in dem Refrigerator so vollkommen abgekühlt worden war, daß seine Temperatur 60° Fahr. (12 1/2° R.) nie überstieg, oft sogar geringer war, was eine hinreichende Gewähr für die Richtigkeit der abgelesenen Zahlen darbot. Die Leuchtkraft der Gase wurde durch die Schattenprobe gemessen und durch die Menge des Gases per Stunde, welche äquivalent ist dem Lichte einer Sechser-Compositionskerze, ausgedrückt. Die Gasproben zur Analyse wurden, um der guten Vermischung und einer richtigen Probe sicher zu seyn, erst am folgenden Morgen aus dem Gasometer genommen. Die Analysen dieser Proben wurden sehr sorgfältig und jedesmal über Quecksilber angestellt; das ölbildende Gas wurde durch Absorption mittelst stark rauchender Schwefelsäure bestimmt, die einzige Methode wornach dieses Gas genau bestimmt werden kann; die Kohlensäure wurde durch eine Aetzkalikugel und die übrigen Gase durch Detonation mit einem Ueberschuß von Sauerstoff im Eudiometer bestimmt. Die Preise der verschiedenen zur Bereitung des Gases dienenden Artikel sind die in Manchester notirten, und der Werth des rückständigen Oels ist nach dem Preise angesetzt, welchen die Patentträger, gewöhnlich außer der Fracht, dafür bezahlen. Folgendes sind die Resultate der dreitägigen Versuche: Erster Tag. Cntr. Pfd. Harz, welches angewandt wurde       2 1/4 17 1/2 Steinkohlen       1 1/2   0 Holzkohlen       0 10 Kalk       0 20 Wasser       0 73 erzeugtes rückständiges Oel     10,7 Gallons erzeugtes Gas 3340 Kubikfuß        „               von 112 Pfd. Harz 1388      „ Durchschnittliche Geschwindigkeit der Bereitung, 930 Kubikfuß in der Stunde. Das Gas im Gasometer am Anfang des Versuchs, 8520 Kubikfuß, bestand aus: wirklicher Betrag. Zusammensetzung in100 Raumtheilen. ölbildendem Gas            844,3 Kubikfuß   9,91 leichtem Kohlenwasserstoff      3244,5    „  38,08 Wasserstoff      2553,4    „  29,97 Kohlenoxyd      1025,8    „  12,04 Kohlensäure  852,0  10,00 ––––––––––––––– ––––––––––––––– 8520,0 100,00 Gas im Gasometer nach dem Hinzukommen des Gases vom ersten Tag: wirklicher Betrag. Zusammensetzung in100 Raumtheilen. ölbildendes Gas                  1103,0 Kubikfuß    9,30 leichter Kohlenwasserstoff         3832,1     „  32,31 Wasserstoff         3868,7     „  32,62 Kohlenoxyd         1993,6     „  16,81 Kohlensäure         1062,6     „    8,96 ––––––––––––––– –––––––––––––––––– 11860,0 100,00 Daher bestand das am ersten Tag erzeugte Gas aus: wirklicher Betrag. Zusammensetzung in100 Raumtheilen. ölbildendem Gas          258,7 Kubikfuß    7,75 leichtem Kohlenwasserstoff   587,5       „  17,58 Wasserstoff 1315,3       „  39,38 Kohlenoxyd   967,9       „  28,98 Kohlensäure   210,6       „    6,31 ––––––––––––––– –––––––––––––––––– 3340,0       „ 100,00 Oder Wassergas 2493,8 Kubikfuß Harzgas   846,2        „ –––––––––––––– 3340,0 Erzeugungskosten. Harz, 2 1/4 Cntr. 17 1/2 Pfd., zu 3 Shill. 6 Pence per Cntr. 8 5 Steinkohlen, 1 1/2 Cntr., zu 6 Shill. per Tonne 0 5 1/4 Holzkohlen, 10 Pfd., zu 5 Pence per Bushel von 20 Pfd. 0 2 1/2 Kalk 0 1 –––––––––– 9 1 3/4 Abzuziehen 10,6 Gallons rückständiges Oel, zu 7 Pence             6 Shill. 2 Pence   „    Faß             0          5 6           7 ––––––––––––––––– –––––––––– 2 6 3/4 Daher die Kosten von 1000 Kubikfuß = 9 1/4 Pence. Zweiter Tag. Cntr. Pfd. Harz       2 1/4 18 Steinkohlen       1 1/2   0 Holzkohlen       0 12 Kalk       0 20 Wasser       0 77 erzeugtes rückständiges Oel       7,8 Gallons erzeugtes Gas  3800 Kubikfuß       „       per Cntr. (112 Pfd.) Harz  1576      „ durchschnittliche Geschwindigkeit der Gasbereitung  1000      „  per Stunde. Gas im Gasometer am Anfang des Versuchs: wirklicher Betrag. ölbildendes Gas     955,9 Kubikfuß leichter Kohlenwasserstoff   3321,2     „ Wasserstoff   3353,0     „ Kohlenoxyd   1727,9     „ Kohlensäure     921,0 ––––––––––––––– 10279,0 Gas im Gasometer nach dem Hinzukommen des Gases vom zweiten Tag: wirklicher Betrag. Zusammensetzung in100 Raumtheilen. ölbildendes Gas   1224,9 Kubikfuß     8,70 leichter Kohlenwasserstoff   4848,8      „   34,44 Wasserstoff   4627,8      „   32,87 Kohlenoxyd   2047,0      „   14,54 Kohlensäure   1330,5      „     9,45 Stickstoff Spur ––––––––––––––– –––––––––––––––––– 14079,0 100,00 Daher bestand das am zweiten Tag erzeugte Gas aus: wirklicher Betrag. Zusammensetzung in100 Raumtheilen. ölbildendem Gas   269,0 Kubikfuß     7,08 leichtem Kohlenwasserstoff 1527,7       „   40,20 Wasserstoff 1274,8       „   33,54 Kohlenoxyd   319,2       „     8,40 Kohlensäure   409,5       „   10,78 Sticksto   Spur ––––––––––––––– –––––––––––––––––– 3800,2 100,00 Oder Wassergas 2003,5 Kubikfuß Harzgas 1796,7        „ ––––––––––––––– 3800,2 Erzeugungskosten. Harz, 2 1/4 Cntr. 18 Pfd., zu 3 Shill. 6 Pence 8   5 1/4 Steinkohlen, 1 1/2 Cntr., zu 6 Shill. per Tonne 0 5 1/4 Holzkohlen, 12 Pfd. 0   3 Kalk 0   1 ––––––––––– 9   2 1/2 Abzuziehen 7,8 Gallons Oel, zu 7 Pence 4 Sh. 6 1/2 P.         „         Faß 0       5 ––––––––––– 4 11 1/2 –––––––––––– 4   3 Daher kosten 1000 Kubikfuß = 13 1/2 Pence. Dritter Tag. Bei den Versuchen an diesem und den zwei folgenden Tagen suchte man eine große Menge Gas auf Kosten des rückständigen Oels zu erhalten; dieses Verfahren erwies sich aber, wie zu erwarten war, nicht als vortheilhaft: Cntr. Pfd. Harz     2 17 Steinkohlen     1 1/2   0 Holzkohlen     0 12 Kalk 1/4     0 Wasser     0 85 erzeugtes rückständiges Oel     4,5 Gallons erzeugtes Gas 4157 Kubikfuß       „       per Cntr. (112 Pfd.) Harz 1932      „ Gas im Gasometer am Anfang des Versuchs: ölbildendes Gas 1091,1 Kubikfuß leichter Kohlenwasserstoff 4319,5       „ Wasserstoff 4122,6       „ Kohlenoxyd 1823,6       „ Kohlensäure 1185,2       „ ––––––––––––––– 12542,0 Gas im Gasometer nach dem Hinzukommen des Gases vom dritten Tage: wirklicher Betrag. Zusammensetzung in100 Raumtheilen. ölbildendes Gas   1396,8 Kubikfuß     8,38 leichter Kohlenwasserstoff   5215,4       „   31,29 Wasserstoff   6098,8       „   36,59 Kohlenoxyd   2576,9       „   15,46 Kohlensäure   1380,1       „     8,28 Stickstoff   Spur   Spur ––––––––––––––– –––––––––––––––––– 16668,0 100,00 Daher bestand das am dritten Tag erzeugte Gas aus: wirklicher Betrag. Zusammensetzung in100 Raumtheilen. ölbildendem Gas   305,7 Kubikfuß     7,41 leichtem Kohlenwasserstoff   895,9       „   21,71 Wasserstoff 1976,2       „   47,90 Kohlenoxyd   753,3       „   18,26 Kohlensäure   194,9       „     4,72 Stickstoff   Spur   Spur ––––––––––––––– –––––––––––––––––– 4126,0 100,00 Oder Wassergas 2286,2 Kubikfuß Harzgas 1839,8       „ ––––––––––––––– 4126,0 Erzeugungskosten. Harz, 2 Cntr. 17 Pfd., zu 3 Shill. 6 Pence 7 6 1/4 Steinkohlen, 1 1/2 Cntr., zu 6 Shill. per Tonne 0 5 1/4 Holzkohlen, 12 Pfd. 0 3 Kalk, 1/4 Cntr. 0 1 1/2 –––––––– 8 0 Abzuziehen 4,5 Gallons Oel, zu     7 Pence 2      7 1/2         „          Faß 0      5 ––––––––– 3 1/2 ––––––––– 5 3 1/2 Folglich kosten 1000 Kubikfuß = 15 1/4 Pence. –––––––––– Die Versuche wurden noch zwei Tage fortgesetzt, aber das erzeugte Gas nicht analytisch untersucht. Man erhielt folgende Resultate: Vierter Tag. Cntr. Pfd. Harz      2   0 Steinkohlen      1 1/2   0 Holzkohlen      0 10 Kalk      1/4   0 Wasser      0 68 erzeugtes rückständiges Oel      4,5 Gallons erzeugtes Gas 3378 Kubikfuß      „         per 112 Pfd. Harz 1689 Kubikfuß. Erzeugungskosten. Harz, 2 Cntr., zu 3 Shill. 6 Pence 7 0 Steinkohlen, 1 1/2 Cntr., zu 6 Shill. per Tonne 0 5 1/4 Holzkohlen, 10 Pfd. 0 2 1/2 Kalk, 1/1 Cntr. 0 1 1/2 –––––––––– 7 9 1/4 Abzuziehen 4,5 Gallons rückständiges Oel,                   zu 7 Pence 2         7 1/2         „        Faß 0         5 –––––––––– 3 1/2 –––––––––– 5 8 3/4 Daher kosten 1000 Kubikfuß = 16 1/2 Pence. Fünfter Tag. Cntr. Pfd. Harz    2 1/4   4 Steinkohlen    1 1/2   0 Holzkohlen    0 11 Kalk    0 20 Wasser    0 77 1/2 erzeugtes rückständiges Oel    6,8 Gallons erzeugtes Gas 3688 Kubikfuß      „         per Cntr. (112 Pfd.) Harz 1613 Kubikfuß. Erzeugungskosten. Harz, 2 1/4 Cntr. 4 Pfd., zu 3 Shill. 6 Pence 8 0 Steinkohlen, 1 1/2 Cntr., zu 6 Shill. per Tonne 0 5 1/4 Holzkohlen, 11 Pfd. 0 2 3/4 Kalk 0 1 ––––––– 8 9 Abzuziehen 6,8 Gallons rückständiges Oel,                     zu 7 Pence 3 11 1/2          „         Faß 0   5 –––––––– 4       4 1/2 ––––––––– 4       4 1/2 Folglich kosten 1000 Kubikfuß = 14 1/4 Pence. Die vorstehenden analytischen Resultate liefern uns eine genügende Erklärung sowohl der in den Wasser- als der in den Harzgasretorten vorgehenden Processe. In den Wasserretorten finden zwei verschiedene Zersetzungen statt; nämlich erstens die Zersetzung des Wasserdampfs durch Holzkohle, wobei gleiche Volume Wasserstoff- und Kohlenoxydgas entstehen; und zweitens die Zersetzung des Wasserdampfs durch Holzkohle unter Bildung von zwei Volumen Wasserstoff und einem Volumen Kohlensäure. Dieses Gemisch von Wasserstoff, Kohlenoxyd und Kohlensäure geht mit einem großen Ueberschuß von Wasserdampf in die Harzretorte über, wo es sich mit dem Dampfe des sich zersetzenden Harzes vermischend, zweimal die ganze Länge der rothglühenden Retorte durchzieht. Es ist kein Zweifel, daß der größte Theil des Wassergases durch die Zersetzung dieses Dampfüberschusses in der Harzretorte erzeugt wird, weil das Gewicht Holzkohle, welches zur Bildung des, bei jedem der obigen Versuchen erzeugten Volums Wassergas erforderlich ist, über zweimal so groß ist, als das aus der Wasserretorte verschwundene. Dieser Umstand macht uns die Vortheile einleuchtend, welche der Durchgang dieses mit Dampf vermischten Gases durch die Harzretorte gewährt; die rußartige Materie, welche sich sonst in dieser Retorte anhäufen und sie an ihrem Austrittsrohr verstopfen würde, wie dieß bekanntlich der Fall ist, wenn man Harz allein anwendet, wird in permanentes brennbares Gas verwandelt, welches, obgleich keine Leuchtkraft besitzend, in nachfolgender Weise schätzbare Dienste leistet. Man hat behauptet, daß der Wasserstoff des Wassergases in Verbindung tritt mit den in der Harzretorte gebildeten kohlenstoffhaltigen Substanzen und Kohlenwasserstoffgase erzeugt, welche große Leuchtkraft besitzen; diese Ansicht rührt von der Thatsache her, daß wenn die Vermischung des Harz- und Wassergases nicht in der Harzretorte geschieht, sondern im Gegentheil die zwei Gase getrennt in den Gasometer geleitet werden, das erhaltene Gas in Qualität und Quantität viel geringer ausfallen wird. Vorstehende Versuche liefern jedoch für diese Ansicht keine Begründung, sondern beweisen vielmehr, daß gar kein Theil des Wasserstoffs vom Wassergas irgend eine chemische Verbindung eingeht, denn, wie erwähnt, wenn Dampf auf Holzkohle bei hoher Temperatur wirkt, erzeugt jeder Kubikfuß des entstandenen Kohlenoxyds ein gleiches Volum Wasserstoff, während jeder Kubikfuß gebildeter Kohlensäure zwei Kubikfuß Wasserstoff frei macht; wenn daher das Volum des im Kohlenwasserstoffgas enthaltenen Wasserstoffs gleich ist dem Volum des Kohlenoxyds plus dem doppelten Volum der Kohlensäure, so haben wir den vollsten Beweis, daß kein Wasserstoff eine Verbindung einging, und dieß hat sich durch die Versuche des ersten und zweiten Tages herausgestellt; denn das am ersten Tag erzeugte Gas enthielt: Wasserstoff 39,38 Proc. Kohlenoxyd 28,98   – Kohlensäure   6,31   – Also Wasserstoff: Kohlenoxyd + 2 Kohlensäure = 39,38 : 41,60. Das am zweiten Tag erzeugte Gas enthielt: Wasserstoff 33,54 Proc. Kohlenoxyd   8,40   – Kohlensäure 10,78   – Also Wasserstoff: Kohlenoxyd + 2 Kohlensäure = 33,54 : 29,96. Am dritten Tag wurde ein großer Ueberschuß von Wasserstoff erzeugt, ohne Zweifel in Folge der Zersetzung des leichten Kohlenwasserstoffs durch die viel größere Hitze, welche an diesem Tag angewandt wurde. Obwohl aber hiermit dargethan ist, daß das Wassergas auf keine Weise eine chemische Verbindung eingeht mit den Bestandtheilen des Harzgases, sehe ich doch nicht ein, daß deßwegen sein Werth bei diesem Proceß geringer wäre. Ich habe schon seinen Nutzen durch die Aufnahme einer großen Menge Rußsubstanz und deren Verwandlung in permanentes Gas nachgewiesen, welche Substanz außerdem die Harzretorten und ihre Austrittsröhren verstopfen würde; aber selbst dieß ist von sehr untergeordnetem Belang im Vergleich mit dem Dienst, welchen es dadurch leistet, daß es die durch die Zersetzung des Harzes erzeugten permanenten Leuchtgase rasch aus der rothglühenden Retorte fortreißt und sich mit den verschiedenen flüchtigen Kohlenwasserstoffen sättigt, von welchen die Leuchtkraft aller Gase so sehr abhängt und die außerdem großentheils mit dem Theer und dem Wasser in den Condensatoren zurückbleiben würden. Es ist wohl bekannt, wie schnell das ölbildende Gas und alle reichen Kohlenwasserstoffe in Kohle und Gase von geringer oder keiner Leuchtkraft zersetzt werden, wenn sie mit den Wänden einer rothglühenden Retorte in Berührung sind, und aus diesem Grunde kann der Werth des Wassergases, insofern es sie rasch von diesem zerstörenden Einflusse entfernt und sie in permanenter Gasform erhält, gar nicht zu hoch angeschlagen werden; es wurde dieses Princip auch wirklich von den Steinkohlengasfabrikanten nicht gänzlich vernachlässigt, indem einige Compagnien Saugapparate an ihren Retorten anbrachten, die aber im Vergleich mit dem Wassergas ihren Dienst nur sehr unvollkommen verrichten. Die Erzeugung von Kohlensäure freien Wassergases ist ein Problem von großer Wichtigkeit, welches bezüglich des neuen Leuchtgases alle Aufmerksamkeit verdient. Die relative Menge der entstehenden Kohlensäure wechselt ohne Zweifel je nach dem Hitzegrad, bei welchem die Zersetzung stattfindet, und wahrscheinlich auch je nach der Schnelligkeit, womit das Wasser in die Retorten eingelassen wird, so bedeutend (von 10,78 bis 4,72 Proc.), daß es durch veränderte Umstände nicht unmöglich wäre, das Leuchtgas ganz frei von Kohlensäure zu erhalten; die Menge derselben scheint in dem Maaße abzunehmen, als die Temperatur zunimmt, doch konnte ich bisher die Bildung der Kohlensäure nicht ganz verhüten; es ist daher nothwendig, ein wirksames Mittel zu besitzen, sie aus dem Gasgemisch zu entfernen, ehe dasselbe in den Gasometer gelangt, weil die Kohlensäure nicht nur als vollkommen unverbrennlich ganz unnütz ist, sondern auch einen entschieden nachtheiligen Einfluß auf die Verbrennung des Leuchtgases hat, indem sie die Flamme abkühlt und dadurch deren Leuchtkraft sehr verringert. Kalkhydrat, sowohl in feuchtem als trockenem Zustand, ist für die Entfernung dieser Kohlensäure ganz unwirksam, weil der zuerst gebildete kohlensaure Kalk die weitere Berührung zwischen dem Gas und dem reinigenden Agens verhindert. Ich empfehle daher das Aetznatron, durch Vermischen von gebranntem Kalk mit einer Auflösung von Soda bereitet, als ein sehr wirksames und wohlfeiles Reinigungsmittel, wenn es folgendermaßen angewendet wird: – Man löse 1 Cntr. Soda in nicht weniger als 120 Gallons (1200 Pfd.) Wasser (in diesem Verhältniß auch für kleinere Mengen) auf, setze 70 oder 80 Pfd. gebrannten Kalk zu, menge das Ganze wohl durcheinander und bringe es dann in den Reinigungsapparat, worin es von Zeit zu Zeit gut umgerührt werden muß; nachdem etwa 8000 Kubikfuß Gas hindurchpassirt sind, läßt man die Mischung auslaufen und in einem passenden Gefäß sich setzen, aus welchem dann die über dem Bodensatz von kohlensaurem Kalk stehende klare Flüssigkeit in den Behälter gepumpt werden muß, welcher den Reinigungsapparat speist, in welchem Behälter ihr dann wieder eben so viel Kalk zugesetzt wird wie vorher. Es geht hierbei wenig oder kein Natron verloren, weil es lediglich den Dienst eines Ueberträgers der Kohlensäure vom Gas auf den Kalk verrichtet. Der Bodensatz von kohlensaurem Kalk kann zwischen jeder Operation beseitigt werden. Die Kosten der Reinigung nach dieser Methode würden höchstens 3/4 Pence per 1000 Kubikfuß betragen. ––––––––––– Folgender Versuch wurde mit dem in besagter Weise gefüllten Reinigungs-Apparat angestellt, jedoch nur 75 Pfd. Soda angewandt: Sechster Tag. Cntr. Pfd. Harz 2   7 Steinkohle 1 1/2 1 1/2   0 Holzkohle 0 10 Kalk etc. 1/4   0 Wasser 1/2   6 1/2 rückständiges Oel 8,75 Gallons Gas 3090 Kubikfuß   „    auf 112 Pfd. Harz 1520     „ Erzeugungskosten des Gases. Shill. Pence Harz 2       Cntr.  7 Pfd. à 3 Shill. 6 Pence 7 2 1/2 Steinkohle 1 1/2    „     0   „   à 6    „     per Tonne 0 5 1/4 Holzkohle 0          „   10   „ 0 2 1/2 Reinigung 0 2 –––––––––– 8 0 1/4 Shill.   Pence Abzuziehen 8,75 Gall. Oel à 7 Pence   5        1 1/4         „          Faß   0        5 –––––––––– 5 6 1/4 –––––––––––– 2 6 Folglich kosten 1000 Kubikfuß = 9 1/2 Pence. In 100 Raumtheilen ist das Gas zusammengesetzt aus: ölbildendem Gas 8,22 leichtem Kohlenwasserstoff 31,09 Wasserstoff 42,06 Kohlenoxyd 15,04 Kohlensäure 3,59 –––––– 100,00 Es ist daher klar, daß, während die Kohlensäure durch dieses Verfahren, wenn genug Aetznatron angewandt und das Gas mit einer großen Oberfläche desselben in Berührung gebracht wird, leicht vollständig entfernt werden kann, die Qualität des Gases bei seinem Durchgang durch die Flüssigkeit nicht im Geringsten leidet, wie dieß der größere Procentgehalt an ölbildendem Gas in obiger Analyse beweist. Aus folgender Tabelle ersieht man die Menge und Zusammensetzung des bei den Versuchen des ersten, zweiten, dritten und sechsten Tages erhaltenen Gases, nach seiner eben beschriebenen vollkommenen Reinigung. 1ster Tag 2ter Tag 3ter Tag 6ter Tag Durchschnitt. Volum des aus 1 Cntr. Harz erzeugtenGases in Kubikfußen 1300 1406 1841 1465 1503 Zusammensetzung des Gases in                   100 Raumtheilen    ölbildendes Gas    leichter Kohlenwasserstoff    Wasserstoff    Kohlenoxyd   8,2718,7642,0330,93   7,9445,0637,59  9,41   7,7822,7950,2719,16   8,5332,2543,6215,60   8,1329,7143,3818,78 100,00   100,00   100,00   100,00   100,00   Um einen praktischen Vergleich zwischen dem theilweise gereinigten Kohlenwasserstoffgas und dem Manchester Steinkohlengas, wie es der Stadt geliefert wird, anzustellen, wurde letzteres von einem Hause in der Nähe der Fabrik der HHrn. Clarke in das für die Prüfung der Leuchtkraft von Gasen besonders bestimmte Local geleitet. Mittelst einer einfachen Vorrichtung konnte jedes Gas durch einen Gasmesser geleitet werden, welcher, eine Minute lang beobachtet, ihre Konsumtion per Stunde anzeigte. Es wurde immer dafür gesorgt, das eine Gas vollständig aus dem Gasmesser zu verdrängen, ehe man die Leuchtkraft des andern bestimmte. Folgendes waren die erhaltenen Resultate: Erster Versuch. Druck der Gase, 7/8 Zoll. Consumtion per Stunde, äquivalent dem Licht einer Sechser-Compositions-Kerze. Manchester Steinkohlengas. 7 1/2 Zehntel eines Kubikfußes. Kohlenwasserstoffgas. 7 1/4 Zehntel eines Kubikfußes. Zweiter Versuch. Druck der Gase, 1 Zoll. Consumtion in der Stunde, äquivalent dem Licht einer Sechser-Compositions-Kerze. Manchester Steinkohlengas. 8 Zehntel eines Kubikfußes. Kohlenwasserstoffgas. 7 3/4 Zehntel eines Kubikfußes. Diese Methode den relativen Werth der zwei Gase zu bestimmen, schien mir indeß nicht ganz fehlerfrei zu seyn, weil einige der in dem Steinkohlengas enthaltenen leichtern Kohlenwasserstoffe bei ihrem Durchgang durch die sehr lange kalte Röhrenleitung zwischen der Gasanstalt und dem zu beleuchtenden Zimmer möglicherweise condensirt werden konnten; ein Umstand, der das Kohlenwasserstoffgas, welches eine viel kürzere Röhre zu durchlaufen hatte, in Vortheil gesetzt hätte. Ich verschaffte mir daher eine Probe des Steinkohlengases aus der unmittelbaren Nachbarschaft der Gasanstalt an der St. Georges-Road Station und unterzog sie der Analyse. Sie lieferte mir folgende Zahlen, welche ich mit der durchschnittlichen Zusammensetzung des Kohlenwasserstoffgases vor und nach seiner Reinigung zusammenstellte. ManchesterSteinkohlengas Kohlenwasserstoffgas vorder Reinigung. Kohlenwasserstoffgasnach der Reinigung. ölbildendes Gasleichter KohlenwasserstoffWasserstoffKohlenoxydKohlensäureStickstoff   5,5040,1245,74  8,23  0,41Spur   7,4126,5040,2718,55  7,27Spur   8,1329,7143,3818,78Spur 100,00 100,00 100,00 Da die Leuchtkraft des Steinkohlen- sowohl als des Harzgases beinahe ausschließlich von der Menge ihrer durch rauchende Schwefelsäure condensirbaren Bestandtheile abhängt, welche fast in allen Gas-Analysen unter der etwas ungeeigneten Benennung „ölbildendes Gas“ erscheinen, so geht der Vorrang des Kohlenwasserstoffgases über das Manchester Steinkohlengas aus obiger Vergleichung genugsam hervor; es fragt sich aber noch, von welcher Beschaffenheit die Substanzen sind, welche das ölbildende Gas in jeder Probe bilden, und die Beantwortung dieser Frage war daher nöthig, um endgültig über die relative Güte der beiden Gase sich aussprechen zu können. Die Leuchtkraft der in obiger Analyse unter der Benennung „ölbildendes Gas“ zusammengruppirten Kohlenwasserstoffe hängt direct von dem Gewicht des in einem gegebenen Volum enthaltenen Kohlenstoffs ab; durch Ermittelung der Kohlensäure-Mengen, welche dieser Antheil der zwei Gase bei der Detonation mit überschüssigem Sauerstoff liefert, läßt sich folglich ihr relativer Werth leicht berechnen. Meine Versuche führten zu folgendem Verhältniß: Leuchtkraft gleicher Volume der ölbildenden Gase. Das ölbildende Gas des Manchester Steinkohlengases verhält sich: ölbildenden Gas des Kohlenwasserstoffs = 3,62 : 2,8. Die ölbildenden Bestandtheile im Manchester Steinkohlengas haben sonach einen höheren Werth als dasselbe Volum des im Kohlenwasserstoffgas enthaltenen ölbildenden Gases, was also bei Berechnung des relativen Werths der beiden Gase berücksichtigt werden muß. Obiger Proportion gemäß ist der wahre Werth der 5,5 Procente ölbildenden Gases 7,11; daher stellt sich die Leuchtkraft des durchschnittlichen Kohlenwasserstoffgases zum Manchester Steinkohlengas wie folgt: I. Relative Leuchtkraft des ungereinigten Kohlenwasserstoffgases und Manchester Steinkohlengases: Kohlenwasserstoffgas. Manchester Steinkohlengas. 7,41   7,11    oder 100 95,90 II. Relative Leuchtkraft des gereinigten Kohlenwasserstoffgases und Manchester Steinkohlengases: Kohlenwasserstoffgas. Manchester Steinkohlengas. 8   7,11       oder 100 88,90 welche Zahlen die durch die früheren Versuche über die Leuchtkraft der beiden Gase erhaltenen Resultate genau bestätigen. Obige Thatsachen beweisen, daß 1000 Kubikfuß Kohlenwasserstoffgas vor der Reinigung gleich sind 1042 Kubikfuß des Manchester Steinkohlengases, und 1000 Kubikfuß Kohlenwasserstoffgas nach der Reinigung äquivalent sind 1125 Kubikfuß des Manchester Kohlengases; ferner daß bei den gegenwärtigen Marktpreisen der für jenes erforderlichen und dabei erzeugten Artikel 1000 Kubikfuß durchschnittlichen Kohlenwasserstoffgases vor der Reinigung, abgesehen von Zinsen, Steuern, Miethe und Abnutzung der Apparate, zu den Kosten von 9 1/4 Pence bis 1 Shill. 1 1/2 Pence je nach der Betriebsart erzeugt werden können, während 1000 Kubikfuß desselben Gases in gereinigtem Zustande auf 10 1/4 Pence bis 1 Shill. 2 1/4 Pence zu stehen kommen. Zwischen ungereinigtem Steinkohlengas und ungereinigtem Kohlenwasserstoffgas muß jedoch ein Unterschied gemacht werden; das erstere enthält viele schädliche Bestandtheile, welche es ganz unanwendbar machen; das letztere hingegen hat keinen schädlichen Bestandtheil, nur ist seine Leuchtkraft durch die Gegenwart von Kohlensäure vermindert. Auch ergibt sich, daß eine mäßige Hitze geeigneter ist, um gutes Kohlenwasserstoffgas ökonomisch zu gewinnen, als eine stärkere, welche, obschon sie viel mehr Gas erzeugt, dieß auf Kosten des Harzöles thut, wovon man viel weniger erhält, wodurch dann das Gas viel höher zu stehen kommt, während auch seine Güte darunter etwas leidet. Dieß ist aus den Versuchen des 1sten, 2ten und 6ten Tages zu ersehen, an welchen eine mäßigere Hitze angewandt wurde, als am 3ten, 4ten und 5ten Tag, wo die Hitze viel höher war; obgleich die Ausbeute an Gas beträchtlich geringer war als an den letztern Tagen, war es doch an Qualität etwas besser, und da das Ergebniß an Oel viel größer war, verminderten sich die Kosten des Gases in diesem Verhältniß. Es scheint mir ein Irrthum zu seyn, daß man glaubt für das Kohlenwasserstoffgas sey eine andere Form der Brenner erforderlich als für Steinkohlengas, denn ich konnte keinen Unterschied in der Leuchtkraft jenes Gases finden, wenn Steinkohlengasbrenner anstatt der gewöhnlich für Kohlenwasserstoffgas angewandten Brenner verwendet wurden; möglich wäre es indessen, daß, wenn das Gas viel Kohlensäure enthält, ein weiterer Brenner erforderlich ist. Eine sorgfältige Bestimmung der specifischen Gewichte des Kohlenwasserstoff- und Manchester Steinkohlengases, welche ich hier beifüge, zeigt, daß sie in dieser Hinsicht nicht wesentlich differiren und bestätigt also meine Meinung, daß, wenn das Gas gehörig bereitet ist, keine anderen Brenner dafür erforderlich sind. Specifisches Gewicht. Kohlenwasserstoffgas vor der Reinigung 0,65886. Manchest. Steinkohleng. 0,52364 nach         „ 0,59133. Schließlich bemerke ich, daß das neue Kohlenwasserstoffgas wegen der Reinheit seiner Zusammensetzung und da es frei von allen Stoffen ist, welche während seiner Verbrennung den Mödeln, Waaren etc. nachtheilige Verbindungen erzeugen können, große Vorzüge vor dem Steinkohlengas besitzt, das stets mehr oder weniger Schwefelkohlenstoff enthält, eine flüchtige Substanz, von welcher man es durch die Reinigungsmethoden weder ganz noch theilweise zu befreien vermag und die während der Verbrennung des Gases schweflige Säure erzeugt, jene Verbindung, welcher wahrscheinlich alles durch Steinkohlengas hervorgebrachte Unheil zuzuschreiben ist. Der Geruch des Kohlenwasserstoffgases ist hinlänglich stark, um, wenn es irgendwo austritt, es anzuzeigen, und bei weitem kein so widriger, wie derjenige des Steinkohlengases, für manche Personen sogar ein angenehmer, während das Verfahren das neue Leuchtgas zu bereiten so einfach ist, daß es jeder verständige Mensch gleich auf das erstemal auszuführen vermag.Man arbeitet also in England ernstlich darauf hin, das Steinkohlengas, welches niemals vom Schwefelkohlenstoff vollständig gereinigt werden kann, und daher bei seiner Verbrennung stets die den gefärbten Zeugen, den Pflanzen etc. so nachtheilige schweflige Säure bilden muß, durch ein anderes Leuchtgas zu ersetzen. White hat zu diesem Zweck das Princip des Selligue'schen Wassergases auf die Harzgasbereitung angewandt; in Deutschland wurde das Problem durch Pettenkofer's Holzgas (polytechn. Journal Bd. CXXI S. 141) auf eine für alle holzreichen Gegenden ökonomischere Weise gelöst.A. d. Red. Manchester, 23. Juni 1851.