Titel: | Instrument zum Messen der Stärke des wässerigen Ammoniaks (Ammoniometer); von Jos. Griffin. |
Fundstelle: | Band 123, Jahrgang 1852, Nr. VIII., S. 34 |
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VIII.
Instrument zum Messen der Stärke des wässerigen
Ammoniaks (Ammoniometer); von Jos. Griffin.
Aus dem Journal de Pharmacie, März 1851, S.
196.
Griffin's Instrument zum Messen der Stärke des wässerigen
Ammoniaks.
Gewöhnlich bestimmt man, um die Stärke oder den Gehalt des wässerigen Ammoniaks zu
erfahren, seine Dichtigkeit, oder mit andern Worten seinen Aräometergrad. Da das
Wasser, in welchem sich das Ammoniakgas auflöst, immer leichter wird, je mehr es von
dem Gase aufnimmt, so ist die Annahme ganz natürlich, daß es um so stärker ist, je
tiefer das Aräometer darin einsinkt.
Obgleich aber das Instrument, sowie es gewöhnlich graduirt ist, vollkommen genügt um
die relative Stärke zweier Lösungen zu vergleichen, so ist dieß doch nicht der Fall,
wenn es sich um die Bestimmung des wirklichen Gehalts einer jeden derselben handelt.
Es leuchtet ein, daß die Grade für sich allein in diesem Fall nichts sagen, und daß,
wenn man nicht die von Hrn. Davy berechneten Tabellen zu
Hülfe nimmt, man über die
Menge des in einem Liter der Flüssigkeit enthaltenen wirklichen oder wasserfreien
Ammoniaks gar nichts weiß.
Hr. Griffin wollte diesen umständlichen Weg entbehrlich
machen und ein Instrument construiren, welches ohne Beihülfe einer Tabelle den
gewünschten Aufschluß gibt, was er durch bloße Veränderung der Graduirung erreichte,
indem er es hinsichtlich des Ammoniaks gerade so machte, wie einst Gay-Lussac für den Alkohol. Sein Instrument,
welches man analog Centesimal-Ammoniometer nennen könnte, ist in 100 Theile
getheilt, deren jeder den hundertsten Theil des zur Sättigung erforderlichen
Ammoniaks ausdrückt. Die Graduirung wird wie folgt vorgenommen:
Hr. Griffin bezeichnet den Punkt bis zu welchem das
Aräometer in reinem Wasser bei der Temperatur 16,5° C. einsinkt mit
0°, und den Punkt, bis zu welchem es in einem mit Ammoniakgas gesättigten
Wasser bei derselben Temperatur und 760 Millimeter Druck einsinkt, mit 100°.
Da er durch Versuche fand, daß die verschiedenen Mischungen von gesättigtem Ammoniak
und Wasser eine Dichtigkeit haben, welche stets das Mittel derjenigen ihrer beiden
Bestandtheile ist, so erhielt er die Zwischengrade durch Abtheilen der zwischen den
beiden fixen Punkten befindlichen Länge in 100 Theile. Folgendes ist nun die
Bedeutung eines jeden solchen Grades.
Hr. Griffin fand, daß in jeder Ammoniaklösung 212 1/2 Gran
wasserfreies Ammoniak, welche Menge er Probeatom nennt, den Raum von 300 Gran Wasser
einnehmen und so die Dichtigkeit der Lösung um 0,00125 vermindern. Ferner fand er,
daß die stärkste Ammoniaklösung, welche bei der Temperatur von 16,5° C. und
760 Millim. Druck bereitet werden kann, hundert Probeatome, oder 212 1/2 Gran
× 100 wasserfreies Ammoniak per Imperial-Gallon (5 Liter) enthält. Er
gab seinem Aräometer eine diesen Daten entsprechende Graduirung, welche daher ganz
leicht zu verstehen ist:
Der 1ste Grad zeigt an, daß die Auflösung per Gallon ein einziges Probeatom oder 212
1/2 Gran wasserfreien Ammoniaks enthält; der 50ste Grad 50, der 100ste Grad 100
Atome; die Flüssigkeit enthält also per Gallon so oft 212 1/2 Gran Ammoniak, als sie
am Instrumente Grade zeigt.
Durch bloßes Ablesen des Centesimal-Grades erfährt man folglich den wirklichen
Gehalt einer Ammoniaklösung, und zwar genauer als durch Beobachtung ihrer
Dichtigkeit. So hat die Ammoniakflüssigkeit der Londoner Pharmakopöe ein specifisches Gewicht von
0,96, und diejenige der Dubliner Pharmakopöe von 0,95. Diese Vergleichung scheint
keinen großen Unterschied in der Stärke der beiden Flüssigkeiten anzuzeigen, und
doch findet man mittelst des neuen Instruments, daß die erstere 32° und die
letztere 40° hat. Wirklich enthält die Dubliner Lösung um 25 Procent mehr
Ammoniak als die Londoner.
Indem Hr. Griffin den Gehalt der Ammoniaklösungen auf
hydrometrischem Weg zu bestimmen suchte, hatte derselbe offenbar keinen andern
Zweck, als chemischen Fabrikanten ein bequemes und praktisches Prüfungsmittel an die
Hand zu geben; man darf aber nicht vergessen, daß hinsichtlich der Genauigkeit kein
Aräometer, so empfindlich es auch ist, den chemischen Verfahrungsweisen gleichkommen
kann, namentlich der Bestimmung der Sättigungscapacitat. Eine Ursache, welche die
Empfindlichkeit des aräometrischen Verfahrens etwas vermindert, ist, daß die
Dichtigkeit einer gesättigten Ammoniaklösung von derjenigen des reinen Wassers nicht
sehr differirt. In dieser Hinsicht ist die Graduirung weniger vortheilhaft als beim
Alkohol; denn die Differenz der beiden äußersten Dichtigkeiten beträgt nur 0,125,
während sie zwischen Alkohol und Wasser ungefähr 0,210 beträgt. Da jeder Grad des
Ammoniometers den hundertsten Theil dieser Differenz ausdrücken muß, so nimmt er auf
der Spindel nur einen sehr kleinen Raum ein und man muß daher dem Instrumente die
größtmögliche Empfindlichkeit geben.